Akademik

Raubvogel
Greifvogel; Greif

* * *

Raub|vo|gel ['rau̮pfo:gl̩], der; -s, Raubvögel ['rau̮pfø:gl̩] (Zool. veraltet):
größerer Vogel, der besonders auf kleinere (Säuge)tiere Jagd macht:
über dem Feld kreiste ein Raubvogel.

* * *

Raub|vo|gel 〈m. 5uAngehöriger einer Ordnung räuberisch lebender Vögel mit spitzen Greifzehen, kräftigem Hakenschnabel u. ausgezeichnetem Gesichtssinn: Falcones

* * *

Raub|vo|gel, der (Zool. veraltet):
Greifvogel.

* * *

I
Raubvögel,
 
veraltete Bezeichnung für Greifvögel.
 
II
Raubvögel
 
Der Begriff »Raubvögel« wird von Zoologen heute als systematische Einheit nicht mehr genutzt. Man fasste damit ursprünglich die Familien der Greifvögel und der Eulen zusammen, obwohl beide Familien nicht miteinander verwandt sind. Zur Ordnung der Greifvögel gehören fast 300 Arten. Man begegnet ihnen praktisch in jedem Land der Welt. Sie besitzen ausgezeichnete Flugfähigkeiten, sind am Tag aktiv und bis auf wenige Ausnahmen Fleischfresser. Die Eulenvögel bilden eine eigene Ordnung von über 140 Arten. Eulen sind nachtaktiv, besitzen ein ausgezeichnetes Gehör und die Fähigkeit, praktisch völlig geräuschlos zu fliegen.
 
 Die Greifvögel
 
Aufgrund ihres Körperbaus sind Greifvögel zum Fangen lebendiger Beute besonders geeignet. Sie benützen ihre mit scharfen, gebogenen Krallen versehenen Füße als Greifwerkzeug zum Beutefang. Ihr Schnabel ist kurz und hakenförmig, und sie besitzen relativ große Flügel, die ihnen einen lautlosen Gleitflug ermöglichen. Durch ihre guten Augen und ihr gut ausgebildetes Gehör entgeht ihnen selten eine Beute. Ihr Federkleid an den Beinen sieht aus, als ob sie eine Hose anhätten. Die Weibchen sind - mit Ausnahme von einigen Geierarten - immer größer als die Männchen.
 
Das biologische Gleichgewicht
 
Die Greifvögel wurden früher oft als Räuber bezeichnet - daher auch der Name Raubvogel. Doch beschreibt dies ihr Verhalten nur unzureichend: Einerseits ernähren sich auch viele andere Vögel durch »Raub«, andererseits übernehmen Raubvögel eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie tote oder kranke und schwache Tiere beseitigen. Dadurch bleiben die Bestände der Beutetiere gesund und ausgeglichen. Zu den Beutetieren der Greifvögel zählen Insekten, Ameisen, Reptilien, kleine Vögel und Säugetiere. Geier verwerten jede Art von toten Tieren, nur der Palmgeier lebt überwiegend vegetarisch.
 
Differenzierung nach dem Fangverhalten
 
Bei den Greifvögeln unterscheidet man zwei große Familien: die Habichtartigen (»Grifftöter«) und die Falkenartigen (»Griffhalter«). Diese beiden Familien unterscheiden sich auch durch ihre Fangtechniken, mit denen sie sich über ihre Beute hermachen. Entsprechend sind auch ihre Schnäbel und Klauen unterschiedlich geformt.
 
Die Habichtartigen besitzen - bis auf die Vogel- und Fledermausgreifer - nur kurze Zehen an den Füßen, Falkner sprechen von den Fängen. An der Hinterzehe (Fangklaue) und an der Vorderinnenzehe (Atzklaue) besitzen sie besonders stark entwickelte Klauen. Besonders deutlich ist dies bei den Fängen des Adlers und des Habichts. Passend zur Eigenschaft der Greifwerkzeuge sind auch die Schnäbel ausgebildet: Als Grifftöter haben sie Schnäbel, mit denen sie ihre Opfer nicht mehr töten, sondern nur noch zerlegen müssen. Die Seitenränder am Oberschnabel neben dem Reißhaken stellen messerscharfe Schneiden dar, womit sich auch größere Tiere mit zäher Haut aufschneiden lassen. Wie so oft hat die Natur auch hier Ausnahmen geschaffen: Habichtartige, die sich auf Tiere mit starkem Chitinpanzer oder auf Schnecken spezialisiert haben, verfügen an ihren Schnäbeln auf beiden Seiten über zusätzliche, zahnartige Spitzen.
 
Zu den Griffhaltern oder Falkenartigen zählen die Zwergfalken und die Falken im engeren Sinne. Bei ihnen ist die Klaue der Hinterzehe, also die Fangklaue, etwas länger. (Auch bei den Eulen trifft dies zu; sie gehören damit auch zu den Griffhaltern.) Die Schnäbel der Griffhalter funktionieren im Unterschied zu den Grifftötern mehr als Waffe. Während die erjagte, aber noch lebende Beute in den Fängen gehalten wird, zerknacken beispielsweise Falken den Hinterkopf des Beutetiers. Dabei hilft ihnen eine Art Zahn, der sich hinter dem Reißhaken befindet und der in eine passende Einkerbung am Unterschnabel passt.
 
Mahlzeit und Verdauung
 
Ist die Beute geschlagen und durch den Griff des Fußes oder den Biss in den Hinterkopf getötet, wird sie mehr oder minder erfolgreich gerupft, sofern es sich um einen Vogel oder ein Säugetier handelt. Von gepanzerten Tieren oder Käfern werden die groben Chitinteile entfernt. Trotzdem ist der Hunger bisweilen größer als die Geduld und der Greifvogel verspeist allerlei Unverdauliches: Federn, Haare, Chitin und anderes kommt zusammen mit der eigentlichen Nahrung, der so genannten Atzung, in die Verdauungsorgane. Bei der Vorverdauung wird Magensaft in den Kropf hochgepumpt. Mit dem Fortschreiten der Verdauung drückt der Vogel die Atzung in den Magen. Nachdem die Magensäfte alles Verdauliche herausgelöst haben, muss der Raubvogel sich des Restes entledigen. Federn und Haare ballen sich zu einem Klumpen zusammen, der nach 16 bis 18 Stunden durch Würgen und Brechen als Speiballen oder Gewölle über den Schnabel wieder ausgeschieden wird.
 
Knochen findet man nur im Gewölle von Eulen, denn die Magensäure der Greifvögel ist so aggressiv, dass die Knochen vollkommen zerfressen werden. Wenn Greifvögel ihre Jungen füttern, bleibt das Gewölle jedoch nur kurze Zeit im Magen und kann dann auch Knochenreste enthalten. Außerdem verfüttern die Altvögel die nahrhaften weichen Beutestücke an die Jungen und begnügen sich in dieser Zeit mit knochenhaltigen Resten.
 
Horstbau
 
Die Habichtartigen bauen sich ihre Horste (Nester) komplett selbst. Sie ziehen die Wipfel von Bäumen vor, nisten aber auch auf dem Boden. Dabei verschmähen sie bei geeigneter Lage keineswegs alte oder verlassene Nester anderer Greif- oder Krähenvögel; kurzerhand wird der neue Horst auf den alten aufgesetzt.
 
Die Falkenartigen bauen kaum eigene Nester und suchen sich fertige Horste wie Felsnischen, Vorsprünge oder alte Horstanlagen auf Bäumen.
 
Balz und Aufzucht der Jungen
 
Die Habicht- und die Falkenartigen unternehmen Balzflüge und stoßen Balzrufe aus, um die Aufmerksamkeit der Geschlechtspartner auf sich zu lenken. Vögel, die sich gepaart haben, bleiben oft Jahre zusammen; dies ist etwa bei Habichten zu beobachten. Ein männlicher Nebenbuhler wird oft sogar geschlagen, gerupft und verspeist, vermutlich durch das Weibchen. Neben den Schauflügen und Balzlauten versuchen die Tiere aber auch, durch Körper- und Gefiederstellung die Aufmerksamkeit des jeweiligen Geschlechtspartners auf sich zu lenken.
 
Fütterung nach Farbsignal
 
Wenn es darum geht, den Nachwuchs zu füttern, spielen Beobachtungen zufolge Farbsignale eine entscheidende Rolle. Die geschlüpften Jungen setzen dazu »Farbsignale« oder auch »Kontrastmarken«, die bei den Eltern ein entsprechendes Fütterungsverhalten auslösen. Außerdem können die Eltern anhand der »Farbsprache« ersehen, ob das Junge noch Hunger hat oder bereits satt ist.
 
Wie kommt es nun zum Setzen der Kontrastmarken? Die Augen der Jungen bilden schwarze Flecke im weißen Dunen- oder Federkleid. Bei der Gruppe der Habichtartigen haben die Jungen noch zusätzlich einen schwarzen Schnabel. Indem die Jungvögel ihren Kopf hin- und herwiegen, zeigen sie den Eltern, dass sie Hunger haben. Diese »Bettelbewegungen« werden durch artspezifische »Bettellaute« untermalt. Mit einer bestimmten Intensität vorgetragen, löst dies bei dem Altvogel einen unwiderstehlichen Fütterungsreiz aus. Sind die Jungen satt, drehen sie dem Altvogel den Rücken zu, sodass die Kontrastmarken für den Altvogel nicht mehr zu sehen sind. Solange sie ihm die Marken noch zeigen, wird jedoch weitergefüttert, auch wenn das Junge fast platzt.
 
Auch die Farbe Rot ist eine Kontrastmarke, jedoch nicht für die Eltern, sondern für die Jungen. Die Nahrung, die sie bekommen, ist meist blutig, also leuchtend rot. Das ist das Zeichen für die Jungvögel, dass es etwas zu essen gibt. Da die Altvögel den Nahrungsbrocken nicht einem besonderen Jungen, sondern unspezifisch anbieten, bekommt ihn jeweils der Kräftigste und Schnellste, der am raschesten auf die Kontrastmarke reagiert.
 
Erwachsenwerden
 
Wird das Junge älter, ändert sich auch das Verhalten des Altvogels. Die Eltern bringen zwar noch die Nahrung, verfüttern sie aber nicht mehr. Jetzt heißt es für die Jungvögel: selber fressen. Auch das Federkleid des Jungvogels ändert sich: Ihm wächst ein Jugendgefieder und er verliert seine Daunen. Im Horst trainiert er bereits mit seinen Fängen das Schlagen auf den Boden, eine Übung für das spätere Fangen der Beute. Die Stimme wird immer kräftiger und zeigt damit dem Altvogel an, dass dieser das Beutestück nur noch auf den Horstrand legen muss. Normalerweise fehlt der Beute der Kopf, sodass der Jungvogel die blutige Wunde nach wie vor als rote Marke erkennt - für ihn das Zeichen zum Fressen. Hat ein Jungvogel das Beutestück ergattert, verteidigt er es augenblicklich sowohl gegen seine Horstgeschwister als auch gegen den Altvogel und breitet seine Flügel über die Beute - eine so genannte Deckgeste.
 
Das Territorium
 
Während der Fortpflanzungsperiode sind bei vielen Greifvogelarten die Territorien in Beutefeld und Horstfeld unterteilt. Habicht und Sperber etwa gehen in der Nähe ihrer Horste während der Fortpflanzungszeit nicht auf Beutejagd. Dieses Gebiet um den Horst ist die »beuteneutrale« Zone, in der nur Handlungen stattfinden, die sich auf den Horst und seine Bewohner beziehen - etwa die Übergabe und Zubereitung der Beute. Greifvögel verzichten in dieser »Bannmeile« auf Beutezüge, um nicht auf sich aufmerksam zu machen oder gar Feinde anzulocken. Bei Arten, bei denen oft mehrere Paare zusammen brüten, lassen sich Beutefeld und Horstfeld nicht gegeneinander abgrenzen. Die Größe dieser Areale ist abhängig von der Größe und dem Nahrungsbedarf der jeweiligen Greifvogelart.
 
Die Mauser und ihre Folgen
 
Die Mauser ist der jahreszeitliche Wechsel des Federkleides bei Vögeln; sie wird durch vermehrte Hormonausschüttung der Schilddrüse ausgelöst. Sie ist auf die Aufgaben der Geschlechter am Horst abgestimmt: Bei den meisten Habichtartigen und Falkenartigen beginnt die Mauser während der Fortpflanzungszeit, die wiederum von den Fortpflanzungsperioden der Beutetiere abhängt. Dabei verläuft die Mauser bei beiden Geschlechtern unterschiedlich. Während der Brut- und Fütterungszeit übernimmt das Männchen allein die Aufgabe der Beutebeschaffung. In dieser Zeit kann das Weibchen mit dem Wechsel seines Federkleides beginnen; es ist dabei in seiner Flugfähigkeit stark beeinträchtigt. Erst wenn die Jungen größer und flügge sind, ist das Weibchen wieder voll flugfähig und kann das Männchen im Beutebeschaffen unterstützen. Das Männchen dagegen ist während der Mauser immer voll flugfähig, denn ihm fallen die Federn in langen Zeitabständen aus und die Federn wachsen in den Lücken immer wieder rasch nach.
 
Falknerei
 
Die Falknerei ist die traditionsreiche Kunst der Jagd nach wilder Beute mit fliegenden, ausgebildeten Vögeln. Dazu gehört auch die Schulung von Vögeln. Das Hauptziel des Falkners ist es, seinen Vogel zu erziehen, vor allem zu dessen Rückkehr auf die Faust des Falkners. In der Falknerei verwendet man hauptsächlich Falken und Bussarde.
 
Schon 400 v. Chr. war die Falknerei ein königliches Vergnügen in China und Japan. Im 5. Jahrhundert soll die Kunst der Falknerei vom Hunnenkönig Attila nach Westen gebracht worden sein. Die europäischen Herrscher ließen sich davon schnell anstecken. Friedrich II. von Hohenstaufen schrieb im 13. Jahrhundert gar ein Buch über sein Steckenpferd und im Jahr 1396 forderte ein osmanischer Sultan vom Herzog von Burgund als Siegesbeute weder Gold noch Dukaten, sondern zwölf weiße Gerfalken. Am britischen Hofe standen die Falkenmeister in der Hierarchie an vierter Stelle und saßen bei Tisch direkt neben dem Monarchen.
 
In Deutschland gibt es heute schätzungsweise 25 bis 30 große Falknereien mit etwa 2 000 Falknern, die in Vereinen organisiert sind. Sie jagen mit Habichten, Adlern, Bussarden und Falken auf Kaninchen, Hasen, Füchse, Rehe, Fasane, Rebhühner, Tauben, Krähen, Elstern, Enten, Möwen und Blesshühner. Von unseren heimischen Greifvögeln darf man als Falkner nur den Steinadler, den Habicht und den Wanderfalken halten. Für die nicht heimischen Greifvögel gibt es noch keine Beschränkung. In Deutschland dürfen, mit Ausnahme des Habichts, der nur mit einer Sondergenehmigung ausgehorstet werden darf, nur gezüchtete Greifvögel gehalten werden. Um eine Falknerei betreiben zu dürfen, müssen eine Jägerprüfung und eine Falknerprüfung abgelegt werden.
 
Gefährdung und Schutz der Greifvögel
 
Die Greifvögel wurden seit Jahrhunderten vom Menschen verfolgt. Er betrachtete sie als Schädlinge und versuchte, diese Tiere mit allen Mitteln auszurotten. Dadurch wurde ihr Bestand weltweit drastisch reduziert. Mittlerweile haben die Menschen erkannt, dass den Greifvögeln eine wichtige Rolle in der Lebensgemeinschaft der Wälder und Fluren zukommt. In vielen Gebieten werden besonders Wanderfalken und Adler während der gesamten Brutzeit durch freiwillige Helfer von Behörden und Aktionsgemeinschaften rund um die Uhr beobachtet, um sie vor menschlichen Nesträubern und Störenfrieden zu schützen. Naturschutzverbände haben erreicht, dass die Greifvogelarten unter ganzjährigen Schutz gestellt wurden. So stehen Falken unter Naturschutz und Mäusebussarde unterliegen zwar dem Jagdrecht, sind allerdings nicht zur Jagd freigegeben und erfreuen sich einer ganzjährigen Schonzeit. Der Erhalt großer Wald- und Feuchtgebiete ist ebenfalls sehr wichtig für die Bestandssicherung der Greifvögel. Die zahlreichen Schutzmaßnahmen haben dazu geführt, dass viele Greifvogelarten wieder eine wachsende Population aufweisen. Dennoch kann keine Entwarnung gegeben werden. Einerseits wird durch die Intensivlandwirtschaft der Bestand an Beutetieren geringer; andererseits sind die Greifvögel als obere Glieder der Nahrungskette besonders durch Umwelt- und andere Gifte gefährdet, die sie mit den Beutetieren aufnehmen.
 
 Eulen - nicht immer kauzig
 
Eulen gelten als ganz besondere Vögel. Sie haben zu allen Zeiten und in unterschiedlichsten Kulturen eine erstaunliche Faszination auf die Menschen ausgeübt. Einerseits steht die Eule in vielen Kulturen als Symbol für Wissenschaft und Weisheit. Andererseits wird der nächtliche Ruf der Eule in Verbindung mit Tod und Unglück gebracht. Eine mystische Bedeutung haben Eulen sicherlich deshalb, weil sie sich in ihrem Aussehen und Verhalten von anderen Vögeln abheben. Eulen erwachen nachts zum Leben, können im Dunkeln sehen, haben einen lautlosen Flug, ihr nächtliches Rufen klingt ungewöhnlich und nicht zuletzt sind ihre Gesichter so gar nicht mit denen anderer Vögel zu vergleichen.
 
Die Eulenvögel (Strigiformes) bilden eine eigene Ordnung von über 140 Arten. Den größten Teil der Eulenvögel stellt mit 133 Arten die Familie der Echten Eulen (Strigidae). Eine weitere Familie innerhalb der Eulenvögel bilden die Schleiereulen (Tytonidae). Die Schleiereule (Tyto alba) ist die einzige der zehn existierenden Schleiereulenarten, die in Mitteleuropa vorkommt. Bei einer Größe von 35 Zentimetern hat sie eine Spannweite von knapp einem Meter. Ihre Oberseite ist bräunlich und die Unterseite bräunlich gelb oder weiß.
 
In Bayern sind acht Eulenarten beheimatet: der Waldkauz, die Schleiereule, der Raufußkauz, der Sperlingskauz, der Steinkauz, die Wald- und die Sumpfohreule und der Uhu. 40 bis 60 Millionen Jahre Stammesgeschichte haben diese stolzen Vögel hinter sich. Derzeit stehen sechs von acht Eulenarten auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Lediglich der Waldkauz und die Waldohreule sind recht häufig anzutreffen.
 
Mäusejagd um Mitternacht
 
Eulen sind dämmerungs- und nachtaktiv, haben sich also im Laufe der Entwicklungsgeschichte ihre ökologische Nische in der Nacht geschaffen. Sie können ausgesprochen gut hören und sehen. Dank ihres außergewöhnlichen Gesichtes ist es ihnen möglich, auch noch das letzte Quäntchen Licht für eine optimale Sichtführung durch die Nacht zu nutzen. Zum einen fungiert das großflächige Gesicht als Lichtsammler, zum andern haben Eulen im Vergleich zum Kopf sehr große, weitsichtige Augen mit einer empfindlichen Netzhaut. Die Augen sind meist starr nach vorn gerichtet und wenig beweglich; dafür können Eulen ihren Kopf um fast 270 Grad drehen. Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht können Eulen auch bei Tag gut sehen; bei völliger Dunkelheit aber sind sie orientierungslos. Sehr gut ist auch das Gehör; das Richtungshören ist weit besser ausgebildet als beim Menschen.
 
Nicht nur wegen der Nachtaktivität der Eulen, sondern auch wegen ihres weit über Wälder und Parks hallenden, ungewöhnlich klingenden Rufes ranken sich viele Mythen und Legenden um die Eulen. Völlig zu Unrecht, nur weil die Menschen das nächtliche Verhalten dieser Tiere häufig missdeutet haben, wurden sie früher oft verfolgt.
 
Die meisten Eulen ernähren sich hauptsächlich von kleinen Wirbeltieren, besonders von Mäusen. Fast ausschließlich Mäusejäger sind der Raufußkauz, die Schleiereule, die Waldohreule sowie die Sumpfohreule. In mäusereichen Jahren legt das Eulenweibchen ein paar Eier mehr. Dadurch wachsen mehr Jungvögel heran, die die Mäuse auch in milden Wintern in Schach halten. Bei Waldkauz, Sperlingskauz und Steinkauz stehen auch Vögel mit auf dem Speisezettel. Zudem sind alle Eulen auch gute Insektenvertilger, allen voran die vom Aussterben bedrohte Schleiereule.
 
Damit uns die Eulen in ihrer entscheidenden Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht erhalten bleiben, ist es notwendig, Wälder, Streuobstwiesen und Heckenlandschaften als Lebensraum der Tiere zu erhalten und naturnah zu pflegen. Alle Eulen sind standorttreu und deshalb durch Veränderungen der Landschaft besonders gefährdet. Den höhlenbrütenden Eulenarten kann durch Anbringung entsprechender Nistkästen an geeigneten Stellen geholfen werden, denn alte hohle Baumstämme sind rar geworden in unseren Wäldern. Speziell für die Schleiereule kann ein Nistkasten in Scheunen oder Ställen angebracht werden, denn diese Eulenart bevorzugt offene Kulturlandschaften mit dörflichen Strukturen. Einfluglöcher in Feldscheunen zum Beispiel direkt unter dem Dachfirst ermöglichen dieser Tierart auch im Winter das Mäusefangen. Auf diese Weise wird das Mäusegift überflüssig. Ohnehin kann die sorglose Anwendung von Nagergiften gerade Eulen gesundheitlich schwer schädigen oder gar töten und damit unbeabsichtigt zum Aussterben bedrohter Tierarten beitragen.
 
Alle Eulen stehen unter Naturschutz.
 
Einzelne Arten
 
Eurasischer Uhu (Bubo bubo): Es gibt zehn verschiedene Uhuarten; der Eurasische Uhu ist die wichtigste einheimische Art. Er wird bis 70 cm groß. Seine typischen Merkmale sind ein gelb- oder dunkelbraunes, längs geflecktes oder gestricheltes Gefieder, lange Ohrfedern, ein dicker Kopf und große, orangerote Augen.
 
Waldohreule
 
(Asio otus): Sie ist etwa 35 cm groß und lebt in den Wäldern Europas, Nordwestafrikas und in den gemäßigten Regionen Asiens und Nordamerikas. Für sie kennzeichnend sind die langen, spitzen Ohrfedern, die orangefarbenen Augen und der weißlich bis rostfarbene Schleier.
 
Zwergohreule
 
(Otus scorps): Die kleine, starengroße Eule lebt im südlichen Mitteleuropa, in Südeuropa, Afrika und in den gemäßigten Regionen Asiens. Ihr Gefieder hat dunkle Längsflecken auf bräunlich grauer Oberseite und eine hellbräunliche Unterseite. Ihre kleinen Ohrfedern sind nur bei Gefahr sichtbar.
 
Sumpfohreule
 
(Asio flammeus): Ihr Lebensraum liegt in Sümpfen und Mooren der nördlichen und gemäßigten Regionen Eurasiens sowie Nord- und Südamerikas. Sie ist etwa 40 cm groß und das Federkleid ist auf der Ober- und Unterseite dunkel gestrichelt oder gestreift.
 
Schneeeule
 
(Nyctea scandiaca): Die nahezu uhugroße, fast schneeweiße Eule lebt in den Tundren Nordeurasiens und des nördlichen Nordamerikas. Ihr Federkleid hat eine braune Fleckenzeichnung an der Oberseite und braune Querbänder an Brust und Bauch.
 
Sperlingskauz
 
(Glaucidium passerinum): Dieses kleine, etwa 16 cm große Käuzchen hat keine Ohrfedern und ist an der Oberseite auf braunem Grund hell getupft und an der Unterseite weißlich. Es lebt in Nord-, Süd- und Mitteleuropa und in den nördlichen Regionen Asiens.
 
Habichtkauz
 
(Uralkauz, Strix uralensis): Der im gemäßigten Nordeurasien lebende, etwa 56 cm große Kauz trägt auf der Oberseite ein graues Gefieder, auf der Unterseite ist es weißlich mit dunklen Längsflecken.
 
Raufußkauz
 
(Aegolius funereus): Er ist etwa 25 cm groß und hat einen großen, weißen Schleier und dicht weiß befiederte Beine, wodurch er sich vom Steinkauz unterscheidet. Sein Lebensraum sind die nördlichen und gemäßigten Regionen Eurasiens und Nordamerikas.
 
Steinkauz
 
(Athene noctua): Man findet dieses kaum amselgroße Käuzchen in felsigen Gegenden Nordafrikas, Europas und in den gemäßigten Regionen Asiens.
 
Waldkauz
 
(Strix aluco): Sein Gefieder ist gelbbraun und dunkel längs gestreift oder gefleckt. Sein Kopf ist auffallend groß und rund. Man findet ihn in Europa, Südasien und Westafrika.
 

* * *

Raub|vo|gel, der (Zool. veraltet): Greifvogel.

Universal-Lexikon. 2012.