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Haare
I
Haare,
 
Die vielzelligen Haare sind ein Kennzeichen der Säugetiere. Sie werden von der Oberhaut (Haut) gebildet, die mit dem Haarbalg und der Haarwurzel tief in die Lederhaut eingesenkt ist. Ihre Form hat Einfluss auf die Form des Haares (glatt, gewellt, gekräuselt). Die Haare wachsen täglich um 0,25 bis 0,4 mm; die Zellen verhornen, sodass die Haare oberhalb der Haut tot sind. Form, Dicke (0,04 bis 0,1 mm) und Farbe der Haare, die durch eingelagerte Pigmente zustande kommt, sind erblich bedingt. Im Alter werden die Haare durch zunehmenden Mangel an Pigmenten grau, wenn Luft eingeschlossen ist, weiß. An jedem Haar sitzen ein oder zwei Muskeln, die es aufrichten können, und ein bis zwei Talgdrüsen, die es einfetten und so geschmeidig halten.
 
Die Haare unterstützen den Tastsinn am ganzen Körper, da die Haarwurzeln von Nervenendigungen umsponnen sind, die schon eine zarte Berührung wahrnehmen und ins Gehirn weitermelden. Eine große Bedeutung im zwischenmenschlichen Bereich haben das Kopf- oder Haupthaar und seine Gestaltung. Es kann einen Teil der erotischen Ausstrahlung ausmachen. Durch Formen (Frisur) und Färben des Haars kann der »Typ« eines Menschen verändert werden, wobei es bei beiden Geschlechtern wechselnde Moden gibt. Zu häufiges künstliches Formen (Dauerwellen) und Färben können die Haare nachhaltig schädigen.
 
Siehe auch: Achselhaare, Bart, Behaarung, Geschlechtsdimorphismus, Pubertät, Schambehaarung.
 
II
Haare
 
[althochdeutsch hār, eigentlich »Raues«, »Struppiges«], Pili, ein- oder mehrzellige, meist fadenförmige Bildungen der Epidermis.
 
 Haare beim Menschen und bei Tieren
 
Unter den Wirbellosen kommen Haare bei Borstenwürmern (als steife Borsten aus Proteinsubstanz) und Gliederfüßern (aus Chitin) vor. Die echten Haare der Wirbellosen entstammen nur einer einzigen Zelle (Schaftzelle, trichogene Zelle), der mindestens noch eine weitere Zelle (Membranzelle) beigeordnet ist (aus der z. B. die Gelenkhaut des Haares hervorgeht). Bei den Insekten weichen die Haare oft von der typischen Haarform ab (z. B. die gefiederten Sammelhaare der Bienen). Die unechten Haare (Trichome) der Insekten sind lediglich Fortsätze der Kutikulaoberfläche.
 
Unter den Wirbeltieren besitzen nur die Säugetiere (»Haartiere«) Haare, d. h. fadenförmige Gebilde aus Keratin, die v. a. als Schutz vor Witterungseinflüssen dienen, aber auch Tastsinnfunktion und einen gewissen Schmuckwert haben (z. B. durch entsprechende Färbung, Mähnenbildung) oder einen Sichtschutz (zur Tarnung) darstellen können. Die Haare der Säugetiere leiten sich stammesgeschichtlich nicht von Reptilienschuppen her (wie die Vogelfedern), sondern sind Neubildungen. Die Verteilung der Haare über die Körperoberfläche (Behaarung) kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem, wie weit das ursprünglich komplette Haarkleid (Fell) lokal wieder verloren gegangen ist. Bei Seekühen und Walen z. B. fehlt die Behaarung fast gänzlich.
 
Die verhornten Haare des Menschen und der anderen Säugetiere sind aus vielen Zellen aufgebaut. Man bezeichnet den über die Epidermis herausragenden Teil als Haarschaft (Scapus pili), den in einer grubenförmigen Einsenkung der Haut (Haartasche, Haarfollikel) steckenden, bei starken Haaren bis tief in die Subkutis reichenden Teil als Haarwurzel (Radix pili). Der unterste Wurzelabschnitt ist knopfförmig verdickt (Haarzwiebel, Haarbulbus, Bulbus pili). Von unten her ragt in diesen Abschnitt eine zapfenförmige, bindegewebige Lederhautpapille (Haarpapille), die ein reiches Blutgefäßnetz sowie Pigmentzellen enthält. Über diese Papille werden die sie umgebenden Zellen der Haarzwiebel ernährt. Die Zellen der Haarzwiebel stammen von der (noch teilungsfähigen) Keimschicht der Haut ab. Von dieser Haarmatrix aus wächst und regeneriert sich das Haar (bei Zerstörung der Matrix oder der Papille ist keine Haarbildung mehr möglich). Die Haarzwiebel ist in der Anfangs-(Anagen-)Phase der zyklisch sich wiederholenden Haarbildung infolge ständiger Neubildung von Zellen durch ihre papillennahe Schicht (Matrix) zwiebelartig geschichtet, später dann geschlossen, kolbig, ganz verhornt (Kolbenhaar) und wird schließlich in der End-(Telogen-)Phase durch das neue Haar (ausgehend von einer sich neu bildenden Haarpapille) verdrängt. Die Haarzellen sterben nach oben ab und verhornen. Über der Kuppe der Haarpapille beginnt (v. a. bei dicken Haaren) ein medianer einheitlicher oder unterbrochener Strang unvollständig verhornter und eingetrockneter, blasiger Zellen (Haarmark), der gegen die Haarspitze zu lufterfüllte Hohlräume aufweisen kann. Um das Mark herum liegt die Haarrinde, in deren Zellen Pigmentkörper abgelagert sind, die die Haarfarbe bedingen. Die Pigmente können neben gleichmäßiger Verteilung auch netzartig, wabig, längsstreifig oder in voneinander getrennten Querzonen (Agutihaare) angeordnet sein. Das Mengenverhältnis zwischen Mark und Rinde ist sowohl bei Menschenhaaren als auch bei den einzelnen Tierarten verschieden (wichtiges Hilfsmittel bei gerichtsmedizinischen Untersuchungen). Starke Rindenbildung führt zu weichem Haar (wie bei der Schafwolle), ein starker Markstrang führt zu straffem Haar (wie bei den Grannenhaaren); vielen Haaren fehlt die Marksubstanz.
 
Nach außen zu wird das Haar von einer Haarkutikula (Haaroberhäutchen, Epidermicula) umgeben. Die Zellen dieses einfachen, verhornten Plattenepithels weisen nach oben gerichtete, gezackte Kanten auf und greifen dachziegelartig oder kranzförmig übereinander. Dieses Relief ist von Art zu Art verschieden. Im Wurzelbereich schließen sich nach außen an das Haar konzentrische Zellschichten des Haarfollikels an: die durch die Haarscheidenkutikula von der Haarwurzel abgegrenzte innere Wurzelscheide (Haarscheide), die (besonders dicke, zur Haarzwiebel hin schmäler werdende) äußere Wurzelscheide und die Balgscheide (Haarbalg; verdichtete Lederhautzellen mit Gefäßen und zirkulären glatten Muskelfasern). Außen wird der Haarbalg von freien Nervenendigungen umsponnen, die Druck- und Tastreize aufnehmen.
 
Das Haar steht meist schräg in der Haut, wobei größere Haut- beziehungsweise Fellbezirke im Allgemeinen eine einheitliche Anordnungsrichtung erkennen lassen (Haarstrich). An der zur Hautoberfläche winkeligen Seite des Haarschaftes verläuft zwischen Haarbalg und Oberfläche der Lederhaut der (glatte) Haarbalgmuskel (Musculus arrector pili), der das Sichsträuben der Haare und die Gänsehaut bewirkt. Zwischen diesem Muskel und dem Haar liegen normalerweise eine oder zwei Talgdrüsen (Haarbalgdrüsen), die in die Haartasche einmünden und deren öliges Sekret das Haar geschmeidig hält.
 
Man unterscheidet im Wesentlichen vier Haartypen: die das zum Teil üppige (z. B. bei Pelztieren, beim Wollschaf und als Lanugobehaarung, d. h. die Embryonalbehaarung beim Menschen), manchmal spärliche (u. a. bei Seehunden) oder gänzlich fehlende (z. B. bei Löwen, Antilopen) Unterhaar bildenden, besonders dünnen, weichen, in der Regel gekräuselten, die Körperwärme erhaltenden Wollhaare (Flaumhaare); die das stärkere, relativ steife, manchmal borsten- bis stachelartige, längere Deckhaar (Oberhaar) bildenden Grannenhaare (Haupthaare, Stichelhaare, Konturhaare), die unterhalb ihrer Spitze verdickt sind und eine wesentliche Rolle bei der Bart- und Mähnenbildung sowie bei der Bildung von Farbmustern spielen; die kräftigen, geraden, in ganzer Länge gleichartigen Leithaare; schließlich die Tastsinneshaare.
 
Nach der Form des einzelnen Haars beziehungsweise Haarbezirks unterscheidet man beim Menschen v. a.: glattes Haar (lissotrich; schlicht- oder straffhaarig; besonders bei Mongoliden); welliges und lockiges Haar (kymatotrich; besonders bei Europiden) und krauses Haar (ulotrich; besonders bei Negriden).
 
Die Gesamtzahl der Haare des Menschen beträgt etwa 300 000 bis 500 000; davon entfallen rund 25 % auf die Kopfhaare (Capilli). Die Lebensdauer der Haare beträgt etwa 3 Jahre. Die Dichte des Haarkleides felltragender Säugetiere der gemäßigten Breiten liegt etwa zwischen 200 (Sommerkleid) und 900 Haare je cm2 (Winterkleid). - Das menschliche Haar ist etwa 40-110 μm dick. Seine tägliche Wachstumsquote liegt (mit Ausnahme der Augenbrauen, die nur etwa halb so schnell wachsen) zwischen 0,25 und 0,40 mm. Dickere Haare wachsen dabei im Allgemeinen schneller als dünnere.
 
 Haarveränderungen, Haarkrankheiten
 
Zu ihnen gehören v. a. Pigmentveränderungen, Wuchs-, Struktur- und Verteilungsanomalien, abnormer Ausfall und durch mikrobielle Infektionen verursachte Schädigungen.
 
Das Ergrauen (Canities) der Haare und die Weißfärbung entstehen als natürlicher Vorgang im Alter durch Pigmentschwund und Einlagerung kleiner Luftbläschen; der vorzeitige Eintritt kann auf Vererbung beruhen. Angeborener Farbstoffmangel (weißgrünliche Verfärbung des Haarschafts) findet sich bei Albinismus, ein erworbener Farbstoffschwund einzelner Stellen bei Vitiligo. Als Ringelhaare (Pili anulati) bezeichnet man streifenförmig unterbrochene Pigmentstörungen unbekannter Ursache. Medizinisch sind diese Veränderungen nicht beeinflussbar.
 
Strukturelle Veränderungen sind v. a. die Bildung von Spindelhaaren (Pili monileformes) mit perlenschnurartigen Auftreibungen und Verdünnungen am Schaft (erblich, Ursache unbekannt), an denen das Haar leicht abbricht, von gespaltenen Haaren (Trichoschisis) durch mechanische und chemische Schädigung (Waschen mit Alkalien, zu schnelles Trocknen) sowie von Schlingen, Abplattungen oder abnorm weichem Haar (meist mechanische Einflüsse).
 
Eine Überbehaarung (Hypertrichosis) ist überwiegend Folge innersekretorischen Störungen und tritt örtlich begrenzt als »Fellchen« über dem Kreuzbein bei angeborener Spaltbildung der Lendenwirbelsäule auf. Verschiebungen des geschlechtsspezifischen Behaarungstyps sind meist Symptom von Nebennieren- und Schilddrüsenerkrankungen. Haarlosigkeit (Atrichie) tritt selten als angeborene, den ganzen Körper betreffende Anomalie, dagegen meist als durch Haarausfall hervorgerufene Kahlheit des Kopfes auf.
 
Der Haarschwund (Alopezie) ist ein vorübergehender oder dauernder, örtlich begrenzter oder vollständiger Verlust v. a. der Kopfbehaarung. Der allgemeine Haarausfall (Alopecia androgenetica) betrifft v. a. Männer. Er setzt als vorzeitiger Haarausfall (Alopecia praematura) zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr an Stirnecken (»Geheimratsecken«) und Haarwirbel (»Tonsur«) ein. Die Haare fallen stärker aus, werden nicht mehr so lang, sind dünner und glanzlos. Nach Ausfall der nachgebildeten Wollhaare bleibt entweder ein seitlicher und hinterer Haarkranz zurück (Stirnglatze) oder die gesamte Kopfhaut bildet sich zur haarlosen Glatze (Calvities) um. Als Ursachen gelten erbliche Anlage, erhöhter Androgenspiegel, möglicherweise auch die häufig zugleich vorliegende fettige oder trockene Seborrhö. Als begrenzter Haarausfall kann diese Form auch bei Frauen in der Menopause auftreten (vermehrte Androgenbildung).
 
Eine Beeinflussung des vorzeitigen Haarausfalls ist durch Behandlung der Seborrhö möglich, beim weiblichen Typ zusätzlich durch antiandrogene Hormontherapie. Haarwuchsmittel erbringen keine hierüber hinausgehenden Erfolge. Eine Möglichkeit zur chirurgischen Korrektur der leichten Stirnglatze (auch nach traumatischer Schädigung der Kopfhaut) ist die Haartransplantation, eine Autotransplantation haartragender Vollhautstreifen aus dem Ohr-Nacken-Gebiet in den Stirn-Schläfen-Bereich, auch in Form ausgestanzter Zylinder.
 
Der kreisförmige Haarausfall (Alopecia areata, Pelade) besteht in einer spontanen Lockerung der Haare innerhalb scharf begrenzter rundlicher Bezirke ohne Veränderung der Kopfhaut. Durch Ausbreitung und Verschmelzung der Herde können größere Flächen, im Extremfall auch sämtliche Kopfhaare und andere Körperhaare sowie in Form einer Dystrophie auch die Fingernägel betroffen sein. Nach 4-6 Monaten wachsen die Haare meist wieder nach (zunächst weiß). Als Ursachen werden immunologische Reaktionen, innersekretorische Veränderungen oder nervös bedingte Ernährungsstörungen der Haarwurzeln vermutet. Die Behandlung besteht in der örtlichen Anwendung durchblutungsfördernder Mittel, Bestrahlung mit UV-Licht oder Blacklighttherapie, Applikation von Dithranol in steigenden Dosen (die Substanz übt einen starken Reizeffekt auf die Haut aus) oder Auftragen eines Kontaktallergens, das eine immunologische Entzündungsreaktion auslöst, bei schwierigen Fällen auch in Corticosteroidgaben.
 
Eine äußerlich ähnliche Erscheinung stellt der narbige oder atrophische Haarausfall (Alopecia atrophicans) dar, bei dem es aufgrund verschiedener Hautkrankheiten (z. B. Lupus erythematodes, Lichen ruber) v. a. in der Scheitelgegend zu dauerndem Haarschwund kommt. Der kleinfleckige Haarausfall (Alopecia parvimaculata) wird durch eine teils epidemisch bei Kindern auftretende infektiöse Entzündung der Haarfollikel (Haarbalgentzündung) hervorgerufen und führt zu unregelmäßigen, linsengroßen Kahlstellen.
 
Der symptomatische Haarausfall (Alopecia symptomatica diffusa) tritt als Begleiterscheinung verschiedener Infektionskrankheiten (z. B. Typhus, schwere Grippe), chronische Erkrankungen (u. a. Eisenmangelanämie, Tumorbildungen), hormoneller Störungen (Schilddrüsen-, Hypophysenerkrankung), bei Vergiftungen (Arsen, Quecksilber, Thallium, Pestizide), als Nebenwirkung von Arzneimitteln (v. a. zytostatische und gerinnungshemmende Mittel) oder einer Strahlenbehandlung auf. Er ist in der Regel rückbildungsfähig.
 
Auch anhaltende mechanische Schädigung durch Druck, Zug oder Reibung (z. B. Tragen von Lasten, langes Liegen oder straffe Frisuren) können Haarausfall verursachen. Zu den Haarkrankheiten, die durch Pilzinfektionen der Haut hervorgerufen werden, gehören v. a. Erbgrind, Mikrosporie und Trichophytie.
 
 Kulturgeschichte
 
Das Haar galt von alters her als ein Zeichen der Lebenskraft. Haaropfer kannten die Griechen beim Eintritt in die Bürgerschaft, als Beginn der Hochzeitsriten und als Totengabe. Bei den Germanen und im Mittelalter besaß das Haarabschneiden rechtssymbolische Bedeutung. Es galt als Zeichen der Unterwerfung. Lange Haare zu tragen war das Vorrecht der Freien und Jungfrauen. Schwörende berührten ihre Haare. Die Mönchs- und Klerikertonsur zeigt Buße und Bindung an, während Kahlscheren Strafe für Ehebrecherinnen war. Es hat sich bis in die Gegenwart als entehrende Behandlung Gefangener erhalten. »Hexen« wurden bei der Folter an allen Körperteilen geschoren, um ihre Macht zu brechen. Rotes Haar galt seit dem Hochmittelalter im Volksglauben als Zeichen für Treulosigkeit und Falschheit des Charakters. Hexen, Judas und Teufel wurden mit roten Haaren dargestellt. Das Märchen bewahrt im Topos vom goldenen Haar noch die alte Hochschätzung des menschlichen Haares.
 
Zu Pflege des Haupt- und Barthaars verwendeten die Israeliten Salben und Pomaden. Die Sitte, das Haar zu färben, ist von den Inderinnen (Ayurveda des Susruta, um 500 v. Chr.), Ägypterinnen, Babylonierinnen, Griechinnen und Römerinnen des Altertums überliefert. Als ein natürliches Mittel, Haare zu bleichen, erwähnt Menander das Sonnenlicht. Die Römerinnen verwendeten dafür »Sapo«, eine aus Gallien importierte Art roher Seife (Plinius der Ältere, Martial). Zum Entfernen der Haare verwendete man eine pflanzliche Ätzpaste, Pflaster aus Pech von Bruttium u. a. Harzen sowie Bimsstein (Ovid). Der Puder kam zunächst als Haarfärbemittel im 15. Jahrhundert in Italien in Gebrauch, von wo aus er nach Frankreich und Deutschland gelangte.
 
 Haare bei Pflanzen
 
Die Pflanzenhaare (Trichome) sind Anhangsgebilde des Pflanzenkörpers, die aus einer, seltener mehreren Oberhautzellen hervorgegangen sind und an deren Bildung, im Gegensatz zu den Emergenzen, keine unterhalb der Oberhaut gelegenen Gewebeschichten beteiligt sind. Den in der Oberhaut steckenden Teil nennt man Haarfuß, den herausragenden Teil Haarkörper.
 
Es herrscht eine große Vielfalt an Haarformen: Sie sind ein- oder mehrzellig, lebend oder tot (dann mit Luft erfüllt und weiß), einfach oder verzweigt, schuppen-, haar- oder köpfchenförmig oder papillös. Hinsichtlich ihrer Funktion kann man mehrere Typen unterscheiden: Absorptionshaare, z. B. die Wurzelhaare oder die Absorptionsschuppen der Ananasgewächse, nehmen Wasser und gelöste Nährsalze auf; Drüsenhaare scheiden Sekrete oder Exkrete aus; lufthaltige tote Deckhaare (z. B. beim Edelweiß) bewirken eine silbrige oder weißliche Farbe der Blätter und schützen sie vor zu starker Erwärmung; hakige Kletterhaare (z. B. beim Hopfen) erleichtern das Klettern der Sprosse; Flughaare (z. B. bei der Baumwolle) verringern die Fallgeschwindigkeit und fördern die Verbreitung von Samen und Früchten; starre, dickwandige, mit Kieselsäure oder Kalk verstärkte Borstenhaare (z. B. beim Borretsch) an Früchten und Blättern vermindern Fraßgefahr durch Raupen, bei Widerhakigkeit an Samen und Früchten dienen sie deren Verbreitung durch Tiere. Die Brennhaare schützen vor Tierfraß. Plasmareiche Fühlpapillen, Fühlhaare oder Fühlborsten vermitteln Berührungsreize (z. B. bei tierfangenden Pflanzen) wie auch die Filamenthaare mancher Flockenblumenarten. Haare können auch als innere Haare in Interzellulargängen auftreten (z. B. sternförmige Haare in Seerosenstängeln).
 
Literatur:
 
Haar u. Haarkrankheiten, hg. v. C. E. Orfanos, 4 Bde. (21991).
 

Universal-Lexikon. 2012.