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Arbeitsteilung
Ạr|beits|tei|lung 〈f. 20; unz.〉 Teilung der zu leistenden Arbeit in bestimmte Arbeitsgänge od. Verrichtungen

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Ạr|beits|tei|lung, die:
Verteilung einer Arbeit, Aufgabe auf verschiedene Personen [u. Gebiete], Tiere, [Teile von] Organismen:
die gesellschaftliche A.;
Tierstöcke mit A.

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Arbeitsteilung,
 
1) Biologie: 1) die Erscheinung, dass Lebensfunktionen eines Organismus auf unterschiedliche Strukturbereiche verteilt sind; 2) die Verteilung verschiedener Aufgaben auf die Mitglieder einer sozialen Gemeinschaft. Bereits bei einzelligen Pflanzen und Tieren gibt es Arbeitsteilung in der Form, dass bestimmten Teilen der Zellen (Organellen) besondere Funktionen zukommen. Bei vielzelligen Tieren wird Arbeitsteilung durch die Differenzierung einzelner Zellen oder von Zellverbänden zu Geweben und Organen ermöglicht. Bei koloniebildenden Tieren, z. B. Hohltieren, Moostierchen und Manteltieren, sind die Einzelwesen der Tierkolonie oder des Tierstocks ihrer Anlage nach gleich; jedoch nehmen sie durch Differenzierung eine funktionsentsprechende Gestalt an (Polymorphismus). Die Staatsquallen (Siphonophora) sind dafür ein eindrucksvolles Beispiel: Die Kolonie wird durch einen als Luftflasche bezeichneten Polypen getragen und durch die Schwimmglocken vorangetrieben. Mithilfe von Fangfäden wird Nahrung erbeutet, die von Nährpolypen aufgenommen und verdaut wird; die Geschlechtstiere übernehmen die Fortpflanzung, die Deckstücke den Schutz und die an den Fangfäden sitzenden Nesselkapselbatterien die Lähmung von Beutetieren und die Verteidigung der Kolonie. - Auch bei den Staaten bildenden Insekten (Hautflügler, Termiten) findet man eine ausgeprägte Arbeitsteilung; so gibt es z. B. bei den Termiten neben dem König und der Königin, die allein die Nachkommen erzeugen, Kasten von Soldaten und Arbeitern, die sich entsprechend ihrer unterschiedlichen Aufgaben äußerlich stark unterscheiden.
 
Bei Wirbeltieren mit hoch entwickeltem Sozialverhalten findet man Arbeitsteilung in der Form, dass verschiedene Aufgaben auf die Mitglieder der sozialen Gemeinschaft verteilt sind, ohne dass damit morphologische Unterschiede verbunden sind. Arbeitsteilung besteht z. B. bei vielen Vögeln und Säugetieren beim Füttern, Bewachen, Warmhalten, Anführen der Jungen oder beim Bebrüten des Geleges, z. B. bei Affen auch in der Form, dass die Funktionen des Anführers oder eines Bewachers der Gruppe von bestimmten Tieren wahrgenommen werden.
 
Literatur:
 
D. P. Barash: Soziobiologie u. Verhalten (1980);
 A. Melber u. Gerhard H. Schmidt: Das Sozialleben der Wanzen, in: Spektrum der Wiss. (1984),
 
H. 2, S. 110 ff.
 
 2) Soziologie und Wirtschaftswissenschaft: die Aufgliederung von Arbeitsprozessen in Teilverrichtungen und deren Verteilung auf verschiedene Wirtschaftseinheiten (z. B. Menschen, Betriebe, Unternehmen, Regionen, Staaten). Die Arbeitsteilung ist ein Grundzug schon einfachster Kulturen, in besonders hohem Maß aber der entwickelten Volkswirtschaften. Formen der Arbeitsteilung sind nach F. Bücher: 1) Berufsbildung, Verselbstständigung einzelner Funktionen (z. B. Nähen), deren Ausgliederung aus dem Haushalt und Zusammenfassung in Betrieben (z. B. Werkstatt des Schneiders) und Städten; die Angehörigen der Berufe haben sich in der Regel in ständischen Organisationen (Zünfte, Gilden) zusammengeschlossen; 2) Berufsspaltung, Aufgliederung der vielschichtigen Berufsgattungen in Spezialberufe (z. B. Aufspaltung des kaufmännischen Berufs in Bank-, Einzelhandels-, Industrie-, Dienstleistungskaufmann) und die Zusammenfassung spezialisierter Tätigkeiten zu einem neuen Beruf; Berufsbildung und Berufsspaltung werden auch als berufliche Arbeitsteilung bezeichnet und von der ökonomischen Arbeitsteilung (Arbeitszerlegung und räumliche Arbeitsteilung) abgegrenzt; 3) Arbeitszerlegung, die Aufgliederung von Produktionsprozessen in mehrere, auf eine oder mehrere Personen und/oder technischen Anlagen entfallende Teilprozesse; diese technische Arbeitsteilung ist ein wesentliches Merkmal der Industrialisierung, Mechanisierung und Automation und führt zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität, zur Aufgliederung eines Betriebes in mehrere Teilbetriebe (Produktionsteilung) sowie zur Bildung von Wirtschaftszweigen; 4) räumliche Arbeitsteilung, Spezialisierung auf die standortmäßig günstigste Produktion, mit dem Spezialfall der internationalen Arbeitsteilung (Rohstoffländer, Industrieländer u. a.), deren theoretische Grundlage das Theorem der komparativen Kosten bildet.
 
Vorteile der Arbeitsteilung: Produktionssteigerungen und bessere Ausnutzung der Arbeitskraft, dadurch Steigerung des Wohlstandes in den beteiligten Ländern, z. B. ermöglicht die Ausgliederung arbeitsintensiver Produktionen aus Industrieländern in Niedriglohnländer (meist Entwicklungsländer) Kosten- und Preissenkungen und schafft dort zusätzliche Arbeitsplätze; Nachteile: bei hoher Spezialisierung möglicher Abhängigkeit von Lieferungen aus dem Ausland, in einzelnen Volkswirtschaften geringere Produktionsvielfalt, weniger Möglichkeiten des Berufswechsels, Monotonie der Arbeit, zu starke berufliche Spezialisierung.
 
Die Formen der Arbeitsteilung beeinflussen einander im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsprozess (z. B. Entstehung der Industriearbeiterschaft). Der ständige Strukturwandel in dynamische Volkswirtschaften führt zu einer verstärkten Arbeitsteilung, zur Umorganisation der Arbeit in Unternehmen und Verwaltungen (z. B. Fertigungsinseln, Gruppenarbeit), zur Entstehung neuer, v. a. mit den Informations- und Kommunikatonstechnologien verbundener Berufe (z. B. Datenverarbeitungskaufmann, Informatikassistent) und zur Bildung neuer Gesellschaftsschichten (»neuer Mittelstand«).
 
Theorien der Arbeitsteilung in der Antike (Platon, Aristoteles) und im Mittelalter (Thomas von Aquino) waren spekulativ und begründeten die Rangunterschiede der Stände. Seit dem 18. Jahrhundert entstand mit dem technischen Entwicklungsprozess eine Vielzahl von Theorien der Arbeitsteilung, die meist ökonomisch (A. Smith, A. Ferguson), ideologiekritisch (K. Marx) oder soziologisch (É. Durkheim) orientiert sind. Die Arbeitsteilung wird als gesellschaftsstrukturierendes und -differenzierendes Gliederungsprinzip entwickelter Gesellschaften beschrieben, welches die Abhängigkeit der geschaffenen Teilgruppen voneinander und durch diese die für den Bestand der Gesellschaft notwendige Solidarität der Gruppen, aber auch die Entstehung von sozialen Konflikten und die Bildung von Ständen und Klassen bewirken könne. Bei Marx und der an ihn anknüpfenden neueren Gesellschaftskritik erscheint die Arbeitsteilung als einer der Hauptgründe der Entfremdung des Menschen im Produktionsprozess.
 
Literatur:
 
K. Bücher: Die Entstehung der Volkswirtschaft (1893, 171926);
  K. Brandt: A. Wirtschaftl. Bedeutung, in: Hwb. der Sozialwiss., Bd. 12 (1964);
 R. Dahrendorf: A. Soziolog. Betrachtung, in: Hwb. der Sozialwiss., Bd. 12 (1964);
 Alfred Schmidt: Internat. A. oder ungleicher Tausch. Kontroversen über den Handel zw. Industrie- u. Entwicklungsländern (1980);
 N. Wagner: Faktorproportionen, internat. A. u. Außenhandelspolitik (1980);
 H. May: A. als Entfremdungssituation in der Industriegesellschaft von Émile Durkheim bis heute (1985);
 U. Jürgens u. a.: Moderne Zeiten in der Automobilfabrik (1989);
 H. Kern u. M. Schumann: Das Ende der A.? (41990).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Wirtschaft: Arbeitsteilung - Tausch
 
Wirtschaft: Wirtschaftliche Grundfragen
 

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Ạr|beits|tei|lung, die: Verteilung einer Arbeit, Aufgabe auf verschiedene Personen [u. Gebiete], Tiere, [Teile von] Organismen: die gesellschaftliche A.; Tierstöcke mit A.

Universal-Lexikon. 2012.