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Asien
Alte Welt (umgangssprachlich)

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Asi|en; -s:
größter Erdteil.

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Asi|en,
 
der größte Erdteil, umfasst einschließlich seiner Inseln eine Fläche von rd. 44,4 Mio. km2, das sind 33 % der Landfläche der Erde. Flächenmäßig ist Asien viermal so groß wie Europa, beide Erdteile bilden die zusammenhängende Landmasse Eurasien. In Asien leben (1993) 3 277 Mio. Menschen, rd. 60 % der Erdbevölkerung.
 
 LAGE
 
Als Grenze Asiens gegen Europa gilt seit dem 18. Jahrhundert der Ural, der aber allein schon wegen seiner geringen Höhen (Mittlerer Ural bis 993 m über dem Meeresspiegel, Südlicher Ural bis 1 640 m über dem Meeresspiegel) keine wirkliche Barriere darstellt. Konventionelle Grenzen gegen Europa bilden außerdem der Fluss Ural, das Kaspische Meer, die Manytschniederung, das Schwarze Meer, der Bosporus, das Marmarameer, die Dardanellen und das Ägäische Meer. Von Afrika ist Asien durch die Landenge von Suez und das Rote Meer getrennt, von Amerika durch die Beringstraße; die Inselbrücke des Malaiischen Archipels leitet nach Australien über. Westlichster Punkt Asiens ist Kap Baba (26º 04' östliche Länge) in der Türkei, östlichster Kap Deschnjow (169º 40' westliche Länge) in Russland. Abgesehen von einigen Inseln im Südosten, liegt Asien auf der Nordhalbkugel. Den geographischen Mittelpunkt Asiens bezeichnet ein Obelisk in Kysyl, der Hauptstadt der Tuwinischen Republik (Russische Föderation). Im Norden grenzt Asien an das Nordpolarmeer, im Süden an den Indischen, im Osten an den Pazifischen Ozean. Das asiatische Festland erstreckt sich über rd. 11 000 km in westöstlicher und über fast 8 500 km in nordsüdliche Richtung. Nördlichster Punkt des Festlands ist Kap Tscheljuskin (77 º 43' nördliche Breite), südlichster die Südspitze der Malaiischen Halbinsel (1º 16' nördliche Breite). Zu den vorgelagerten Inseln gehören im Norden Sewernaja Semlja und die Neusibirischen Inseln, im Osten die Kurilen, Sachalin, Japan und Taiwan, im Südosten die Philippinen und der Malaiische Archipel, im Süden Ceylon (Sri Lanka).
 
 OBERFLÄCHENGESTALT
 
Die Oberflächengestalt des Erdteils Asien ist von außerordentlicher Vielfalt. Größtes der Tiefländer ist das Westsibirische Tiefland (2,6 Mio. km2), in dem infolge des fehlenden Gefälles von Ob und Irtysch weite Teile Sumpflandschaften sind. Östlich des Kaspischen Meeres erstreckt sich das Tiefland von Turan mit den Sandwüsten Karakum und Kysylkum sowie dem abflusslosen Aralsee. Dicht besiedelt und fruchtbar sind im Allgemeinen die großen Flusslandschaften: das sich zwischen Euphrat und Tigris erstreckende Mesopotamien (hier lag im Bereich des unterirakischen Bewässerungslandes das Babylonien des Altertums), das Industiefland (Pakistan), die Ganges-Brahmaputra-Ebene (in Indien, Delta hauptsächlich in Bangladesh), das Stromtiefland des Irawadi (Birma), die Menamebene (Thailand), das Mekong- und Tonle-Sap-Becken (Kambodscha), das Mekongdelta und das Delta des Roten Flusses (Vietnam) sowie die Tieflandgebiete Chinas. Zu letzteren gehören die mandschurische Ebene (Region Dongbei), die Nordchinesische Ebene am Hwangho, die Ebenen am unteren Jangtsekiang sowie die südchinesischen Küstenebenen im Bereich von Kanton.
 
In den gewaltigen Gebirgen Himalaja und Karakorum befinden sich die höchsten Berge der Erde, die Achttausender (Mount Everest 8 846 m über dem Meeresspiegel). Der Karakorum gehört zu den im Paläozoikum gefalteten Gebirgen; er ist das am stärksten vergletscherte Gebirge Asiens. Der Himalaja ist ein Teil des jungen (tertiären) Faltengebirgsgürtels, der den Kontinent von Westen nach Osten durchquert. Dazu gehören Kaukasus (GUS-Staaten), Pontisches Gebirge und Taurus (Türkei), Elburs, Kope Dagh und Zagrosgebirge (Iran), Hindukusch und Pamir. Der tertiäre Faltengebirgsgürtel nimmt im Anschluss an den Himalaja in Hinterindien südliche Richtung an und reicht bis in die beiderseits des Äquators liegende Inselwelt des Malaiischen Archipels, die v. a. das Staatsgebiet Indonesiens umfasst. Die Gebirge im Norden des Archipels gehören wie die der Philippinen dagegen zum jungen, zirkumpazifischen Orogengürtel.
 
Nördlich des Himalaja erstrecken sich zwischen dem Pamir, dem »Dach der Welt«, und dem Großen Chingan in Nordostchina die ausgedehntesten Hochländer der Erde (zusammen 8 Mio. km2). Diese durch Trockenheit geprägten und nur dünn besiedelten Hochländer Zentralasiens umfassen außer dem Hochland von Tibet, das eine mittlere Höhe von mehr als 4 000 m über dem Meeresspiegel hat, das abflusslose Tarimbecken (700-1 400 m über dem Meeresspiegel) mit der Wüste Takla-Makan, die Dsungarei, in deren Zentrum es ebenfalls Sandwüsten gibt, und das Hochland der Mongolei mit der Wüste Gobi (durchschnittlich 1 000 m über dem Meeresspiegel). Sie werden im Norden von den südsibirischen Randgebirgen umrahmt (Russische Altai, Sajan, Gebirge am Baikalsee und Transbaikaliens) und voneinander durch Kettengebirge geschieden (Kunlun Shan, Tienschan, Mongolische Altai). Gemeinsames Merkmal der Becken und Kettengebirge dieses Raums, zu denen tektonisch sowohl präkambrische Massen als auch Gebirge alt- und jungpaläozoischer Faltung gehören, ist die bruchtektonische Zerstückelung v. a. während der alpidischen Gebirgsbildung, wodurch die Leitlinien des Reliefs geschaffen wurden.
 
In Ostasien vollzieht sich die Abdachung von den zentralasiatischen Hochländern zum Pazifik hin über mehrere Kontinentalstufen. Als Begrenzung Ostasiens gelten Großer Chingan, Gobi und die osttibetanischen Randketten. Es umfasst somit den Großteil Chinas mit dem fruchtbaren, vom Jangtsekiang durchflossenen Roten Becken in Sichuan, dem Becken von Hunan sowie den ausgedehnten Tiefländern Chinas, die nach Süden vorspringende gebirgige Halbinsel Korea und den japanischen Inselbogen. Letzterer löste sich erst an der Wende vom Pliozän zum Pleistozän vom Festland; er stellt die Gipfelreihe eines steil aus dem Pazifik aufsteigenden Gebirgssystems dar.
 
Im Südwesten und Süden des Kontinents sind als wichtige Einheiten noch die durch Trockenheit geprägten Hochländer Vorderasiens - das Hochland von Anatolien, das Ararathochland und das Hochland von Iran - zu nennen, die markante Einsenkung des Jordangrabens sowie die drei großen Halbinseln: Arabische Halbinsel, der Dekhan (die eigentliche Halbinsel Vorderindien) und Hinterindien. Im Jordangraben, einem Teil des Ostafrikanischen Grabensystems, liegt der Wasserspiegel des Sees Genezareth 209 m unter dem Meeresspiegel, der des Toten Meeres (Salzsee) bei etwa 400 m unter dem Meeresspiegel (durch Verdunstung und Wasserentnahme aus dem Jordan ständig abnehmend). Die Arabische Halbinsel und der Dekhan sind in ihren Umrissen wie in ihrem Relief relativ wenig gegliedert; beide Halbinseln, auch die Insel Ceylon, sind Reste des südlichen Urkontinents Gondwana. Zu den Wüsten der Arabischen Halbinsel gehört die größte Sandwüste der Erde, die Rub al-Chali (780 000 km2). Im Dekhan sind die Trappdecken hervorzuheben, die zu den ausgedehntesten vulkanischen Deckenergüssen der Erde gehören. Hinterindien besteht aus Hochländern, meridionalen Kettengebirgen und Tieflandbecken.
 
Im Norden des Kontinents wird die präkambrische Sibirische Tafel im Bereich des Mittelsibirischen Berglands (zwischen Jenissei und Lena) von flach lagernden paläozoischen und mesozoischen Sedimentgesteinen und von Plateaubasalt (»sibirischer Trapp«) überdeckt. Dagegen stellt das Gebirgsland Nordostasiens (Gebirge Nordostsibiriens und nördlich des Amur) vom geologischen Bau her keine Einheit dar. - Charakteristisch für weite Teile Nordasiens ist der Dauerfrostboden. Die nordsibirische Halbinsel Kamtschatka hat 28 tätige Vulkane, diese gehören zu dem Vulkangürtel, der sich am Außenrand des Kontinents über Japan (mehr als 30 tätige Vulkane), die Philippinen (12 tätige Vulkane) und Indonesien (76 tätige Vulkane) entlangzieht.
 
 KLIMA
 
Die große Ausdehnung und wechselnde Höhenlage bewirken starke klimatische Unterschiede. Teile Mesopotamiens und des Pandschab (in Pakistan und Nordwestindien) gehören zu den heißesten Gebieten der Erde; Ostsibirien weist die tiefsten Temperaturen Asiens auf, Oimjakon gilt als Kältepol der Nordhalbkugel (Temperaturminimum -70 ºC).
 
Im Winter liegt über den ausgekühlten Ländern Nord- und Innerasiens das ausgedehnteste Hochdruckgebiet der Erde, während sich im Sommer besonders in den innerasiatisch-indisch-arabischen Binnenregionen Tiefdruckgebiete bilden. Die Windsysteme entwickeln sich entsprechend dieser unterschiedlichen Druckverteilung auf dem Kontinent und über den umgebenden Meeren, wobei für Ost- und Südasien besonders den Monsunen große Bedeutung zukommt. In Inner- und Nordasien herrschen Januarmitteltemperaturen von -15 bis -20 ºC (in Nordostsibirien bis -50 ºC), in Südasien steigen sie bis 25 ºC an. Im Sommer sind die Unterschiede geringer (in weiten Zonen beträgt das Julimittel 25-30 ºC und selbst am Nordpolarmeer oft noch 15 ºC). Nur Teile Vorderasiens, Turans und Ostasiens erhalten Winter- oder Frühjahrsniederschläge, der weitaus größte Teil Asiens Sommerregen. Den großen vorder- und innerasiatischen Trockenzonen stehen sehr feuchte Randgebiete, besonders in Monsunasien, gegenüber; Cherrapunji in Nordostindien gilt als niederschlagsreichster Ort der Erde (Jahresmittel 10 870 mm). In Vorderasien überwiegen Wüsten-, Steppen- und warmgemäßigtes subtropisches Klima, in Südasien tropisches Monsunklima, im festländischen Ostasien ein stark abgestuftes außertropisches Monsunklima, in Innerasien winterkaltes Wüsten- und Steppenklima, in Nordasien das winterkalte Klima der Nadelwälder, das im Norden in das Tundrenklima übergeht.
 
 PFLANZENWELT
 
Der größere nördliche Teil Asiens gehört der Holarktis, der südliche der Paläotropis an. Die baumlose eurasische Tundra, die ein Gebiet von etwa 3 Mio. km2 einnimmt, ist im äußersten Norden durch Flechten und Moosrasen charakterisiert. Nach Süden hin schließt sich die Zwergstrauchtundra mit Zwergbirken und Zwergweiden an und geht weiter im Süden in das größte zusammenhängende Waldgebiet, die Taiga, über, die durch Arven, Fichten, Kiefern und Tannen geprägt ist. Laubhölzer wie Birken kommen nur eingesprengt vor. In den Flusstälern überwiegen Wiesen- und Hochstaudenformationen, sofern die Standorte nicht versumpft sind. - Auf der Halbinsel Kamtschatka, im Amurgebiet, in Ostchina, Korea und Japan finden sich Laubwälder, die je nach ihrer floristischen Zusammensetzung unterschiedlichen Florenregionen angehören. Markante Gattungen sind: Gleditschie (Gleditsia), Schnurbaum (Sophora), Trompetenbaum (Catalpa), Götterbaum (Ailanthus), Amberbaum (Liquidambar), Magnolie (Magnolia). Von einigen Waldinseln abgesehen, wird Zentralasien von Steppen, Halbwüsten und Wüsten eingenommen. In den Hochgebirgen des mittleren und östlichen Teils finden sich arktische Florenelemente, Wälder nur in feuchteren Gebirgsgegenden. Im Westen geht das zentralasiatische Trockengebiet in das mediterrane Florengebiet (Mittelmeerraum) über, im Südwesten grenzt es an die paläotropischen Wüstengebiete und Trockensavannen (Arabien, Iran, Pakistan). - Vorderindien wird zum größten Teil von Savannen unterschiedlichsten Charakters eingenommen, die weiter östlich in Monsun- und tropische Regenwälder übergehen. In Südostasien (Malaiische Halbinsel, Philippinen, Indonesien) überwiegen tropische Regenwälder unterschiedlichster Ausprägung. Wegen der starken Besiedlung des südostasiatischen Raums finden sich größere zusammenhängende Regenwaldareale, die zudem stark durch Abholzung bedroht sind, heute nur noch auf Sumatra, Borneo und Neuguinea. Die Mangrovenwälder erfahren hier ihre üppigste Entwicklung. Typ. Gattungen (u. a. viele Nutzpflanzen) sind: Bambus (Bambusa), Feigenbaum (Ficus), Steineibe (Podocarpus), Teak (Tectona), Muskatnuss (Myristica), Brotfrucht und Jackfrucht (Artocarpus), Mango (Mangifera), Zimtbaum (Cinnamon), Pfeffer (Piper), Sagopalme (Metroxylon) u. a.
 
 TIERWELT
 
Die Tierwelt Asiens ist, zoogeographisch gesehen, zweigeteilt. Der größte Teil des Kontinents bildet mit Europa und Nordamerika die Paläarktis. Süd- und Südostasien hingegen gehören zur orientalischen Region. Die Tierwelt der östlichen indonesischen Inseln stellt ein ausgesprochen orientalisch-australisches Mischgebiet mit tiergeographischem Eigencharakter (Wallacea) dar.
 
Der äußerste Norden des Kontinents birgt eine artenarme, an arktische Verhältnisse angepasste Tundrenfauna. Zu den hier lebenden Säugetieren zählen Eisbär, Eisfuchs, Lemminge und das Tundra-Ren als einziger größerer Pflanzenfresser. Infolge des Dauerfrostbodens gibt es kaum bodenbewohnende Wirbellose und daher auch keine Insektenfresser. Echte Winterschläfer fehlen ebenfalls. Zu den hier brütenden Zugvögeln gehören die Ohrenlerche, Raufußbussard und Spatelraubmöwe, Ganzjahresvogel ist u. a. die Schnee-Eule. Die im Sommer entstehenden Schmelzwasserlachen sind Brutstätten für Millionen Stechmücken. Weitaus artenreicher ist die sich südlich anschließende Waldregion der Taiga, mit Bär, Wolf, Elch, Reh, Biber, Nerz, Zobel, Kreuzschnabel, Sibirischer Tannenhäher, Greifvögeln u. a. Außer den Zugvögeln wandern nur wenige Tiere im Winter ab; viele Vögel verbringen die Nächte vergraben im Schnee, Rötel- und Spitzmäuse sind auch unter der Schneedecke tätig, Bären und Streifenhörnchen halten eine Winterruhe. Viele der hier lebenden Arten, die ihre Ausbreitungszentren in Ostasien haben, breiteten sich nacheiszeitlich bis nach Mittel- und Nordeuropa aus. - Die Tierwelt der warmen Gebiete Vorderasiens schließt sich in ihrem Tierbestand eng an die Mittelmeerfauna (Mittelmeerraum) an. Sie ist jedoch weit artenreicher durch das vermehrte Eindringen auch orientalische und äthiopische Formen. Charakteristische Vertreter sind u. a. der Mesopotamische Damhirsch und die Bezoarziege. Die Säugetierfaunen der östlich anschließenden winterkalten Steppen und Wüsten sind durch das Vorkommen zahlreicher Nager, einiger Antilopenarten, einer Wildpferd- und einer Wildeselart gekennzeichnet. In den Hochlagen der Gebirge treten Wildschaf, Wildziege, Schneeleopard u. a. auf. - Die Tierwelt Süd- und Südostasiens ist durchweg tropisch. Unter den Säugern sind Großkatzen (Tiger, Panther), Bären, Wildhunde, Halbaffen, Affen, Nashörner, Elefanten, Hirsche, Antilopen und Büffel besonders auffallend. Es besteht auch eine große Formenvielfalt bei den übrigen Wirbeltiergruppen und bei den Insekten. Endemiten der orientalischen Region sind unter den Wirbeltieren neun Familien oder Unterfamilien der Säuger, z. B. Spitzhörnchen (Tupaiidae), Koboldmakis (Tarsiidae), Gibbons (Hylobatidae), Pandas (Ailurinae); zwei Vogelfamilien, darunter die Baumsegler (Hemiprocnidae); acht Reptilienfamilien, z. B. Gaviale (Gavialidae), und drei Fischfamilien.
 
 BEVÖLKERUNG
 
Asien liefert mit dem Homo erectus (Pithecanthropus und Sinanthropus) Zeugnisse sehr früher Epochen der menschlichen Stammesgeschichte und wichtiger Evolutionsprozesse. Es ist Heimat und Hauptverbreitungsgebiet der Mongoliden, Ursprungsland der Indianiden und Eskimiden. Von Westen und Südwesten her reichen Europide weit nach Asien hinein. Durch ausgedehnte prähistorische Wanderzüge haben sie zeitweise große Gebiete Asiens besiedelt und gelangten bis in den äußersten Nordosten des Kontinents, wo die Ainu einen letzten Rest darstellen. Europide haben am Bevölkerungsaufbau Südasiens mit armeniden und orientalid-mediterranen Elementen von Vorderasien bis Indien wesentlichen Anteil. Die Turkvölker des asiatischen Steppengürtels sind eine durch Vermischungsprozesse entstandene europid-mongolide Zwischen- und Übergangsform. Die Weite des asiatischen Raumes mit sehr unterschiedlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen hat auch bei den Mongoliden zur Entstehung von Rassen und Unterrassen geführt. Die nach E. von Eickstedt unterscheidbaren Formengruppen der Sibiriden (Nordasien), der Tungiden (Kerngruppe: Mongolen) und der Siniden (Mandschu, Nordchinesen, Koreaner, Japaner) bilden mit den nach Süden sich anschließenden Paläomongoliden (Südostasien mit Ausläufern bis in die indonesische und pazifische Inselwelt) den Hauptanteil der asiatisch-mongoliden Bevölkerung. In Süd- und Südostasien finden sich neben Elementen europider und mongolider Herkunft Reste älterer Besiedlungsschichten, z. B. der Wedda, der zwerghaften Negrito und anderer Restgruppen. Die Einwohnerzahl Asiens stieg von (1895) 830 Mio., (1925) 1 020 Mio., (1960) 1 692 Mio., (1970) 2 148 Mio. auf (1993) 3 277 Mio. (rd. 59 % der Weltbevölkerung). Die bevölkerungsreichsten Staaten sind die Volksrepublik China, Indien, Indonesien, Japan und Pakistan (Übersicht Die Staaten Asiens). Besonders in der Volksrepublik China, dem volkreichsten Land der Erde (1994: 1 199 Mio. Einwohner gegenüber 1949: 541 Mio. Einwohner), versucht die Regierung seit Mitte der 70er-Jahre, den Bevölkerungszuwachs durch strikte gesetzliche Vorschriften zu reduzieren. Hierzu zählt v. a. die Durchsetzung der Ein-Kind-Ehe, von der nur die nationalen Minderheiten ausgenommen sind. Trotz sinkender Geburtenraten wird aber die Bevölkerung durch den hohen Anteil junger Menschen (1990: 58 % der Bevölkerung 30 Jahre und jünger) vorläufig weiter wachsen. Laut Bevölkerungsprognose der Vereinten Nationen (mittlere Variante) wird für China im Jahr 2025 mit einer Bevölkerung von 1 540 Mio. (18 % der Weltbevölkerung) gerechnet. Nur wenig niedriger wird bis dahin auch die Bevölkerung in Indien, dem Land mit der zweitgrößten Bevölkerung, ausfallen (1993: 900 Mio. Einwohner; 2025: 1 394 Mio. Einwohner). Ein großes Problem der strikten Bevölkerungspolitik in China und Indien ist der stark sinkende Anteil von Mädchen bei Neugeborenen, der auf selektive Abtreibungen zurückzuführen ist. Anstrengungen, das Bevölkerungswachstum zu bremsen, werden auch in Taiwan, Süd-Korea, Hongkong und Thailand sowie gegen den Widerstand der katholischen Kirche auf den Philippinen unternommen. Stark ansteigend ist die Bevölkerungswachstumsrate in den meisten islamischen Ländern Asiens, v. a. in Afghanistan, Pakistan, Jemen, Iran und Irak.
 
Die räumliche Verteilung der Bevölkerung ist sehr unterschiedlich. Die Bevölkerungsdichte beträgt für den gesamten Erdteil (1993) 88 Einwohner je km2. Riesige Räume im kalten Norden Sibiriens, in den Trockengebieten Vorder-, West- und Zentralasiens (Mongolei: 2 Einwohner je km2) sowie die Hochgebirge sind fast menschenleer. Andere Gebiete - wie die fruchtbaren Flusslandschaften, Landstriche in Japan und auf Java (Indonesien) - weisen Bevölkerungsdichten von mehr als 1 000 Einwohner je km2 auf.
 
Kriege und politische Unruhen haben große Bevölkerungsbewegungen verursacht. Pakistan nahm nach der Teilung Vorderindiens 9 Mio. geflüchtete Muslime aus Indien auf und Indien mehr als 9 Mio. Hindus aus Pakistan. Die Gründung des Staates Israel hatte eine verstärkte Einwanderung aus Europa, Amerika und v. a. aus Afrika und Asien zur Folge, andererseits flüchteten Araber aus Israel. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks wanderten aus der ehemaligen Sowjetunion fast 1 Mio. Menschen nach Israel aus. Seit 1976 sind weit mehr als 1 Mio. Menschen aus Vietnam geflüchtet. Infolge des Afghanistankrieges flohen rd. 5,5 Mio. Menschen hauptsächlich in das Grenzgebiet des benachbarten Pakistan und in den Iran. Schon in früheren Jahrhunderten gab es Wanderungen von Chinesen, die heute starke Minderheiten auf der Malaiischen Halbinsel sowie in Thailand und Indonesien bilden, wie auch die Mehrheit in Singapur darstellen. Eine große Zahl von Indern wurde während der britischen Kolonialherrschaft als Kulis in andere Gebiete verbracht, z. B. nach Birma (Myanmar) zum Reisanbau und Tamilen nach Ceylon (heute Sri Lanka) zum Teeanbau. Die Minderheitenproblematik in vielen süd- und südostasiatischen Ländern hat zum Teil hier ihre Wurzeln.
 
 RELIGION
 
In Asien sind alle großen Religionen entstanden: Jesus und Mose, Zarathustra, die Verfasser des Veda und die Lehrer der Upanishaden, Laozi, Konfuzius, Buddha und Mahavira, Mani und Mohammed haben in Asien gewirkt. Die östlich des Hindukusch entstandenen Religionen (Hinduismus, Jainismus, Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus, Shintoismus) sind ausschließlich in Südost- und Innerasien (Vorder- und Hinterindien, China, Korea, Japan) anzutreffen. In seiner tibetanischer Ausprägung (Lamaismus) ist der Buddhismus in Tibet, Nordostindien (Sikkim), Bhutan, Russland (Burjatien, Kalmückien und Tuwa) und der Mongolei verbreitet. Dagegen haben sich die westlich des Hindukusch entstandenen Religionen (Parsismus, Judentum, Christentum, Islam) weit nach Osten ausgedehnt (Christen v. a. in Indien, Korea, Vietnam, auf den Philippinen und im asiatischen Teil Russlands; Muslime in Afghanistan, Pakistan, Indien, Malaysia, Indonesien und China; kleine jüdische Gemeinden in Indien und Hongkong; Parsen in Indien). Ethnische oder Stammesreligionen mit schamanistischer Ausprägung (Schamanismus) sind in Nordeurasien (Sibirien), Zentral- und Ostasien (Tibet, Mongolei, Korea) verbreitet. Andere traditionelle Volksreligionen (u. a. Ahnenverehrung, Verehrung von lokalen Göttern und Naturgottheiten) sind in Indien und China (dort oft als »Mischung« von konfuzianischer Ethik, Elementen des Taoismus und traditionellem Götterglauben), daneben v. a. in Südostasien (Birma, Indonesien, Philippinen) vertreten.
 
Nach Schätzungen (1994) sind 22,6 % der Bevölkerung Asiens Hindus (rd. 759 Mio.), 20 % Muslime (rd. 675 Mio.), 10 % Buddhisten (rd. 336 Mio.) und 9 % Christen (rd. 305 Mio.). Von den 108 Mio. Shintoisten in Japan gehören über 90 % zugleich der buddhistischen Religionsgemeinschaft an. Die Zahl der Angehörigen traditioneller Stammes- oder Volksreligionen wird auf über 150 Mio. geschätzt (darunter 67 Mio. in China, 51 Mio. in Indien und rd. 10 Mio. Angehörige von Religionen schamanistischer Ausprägung). Seit Ende der 1970er-Jahre kam es in China zu einem Wiedererstarken des Taoismus und eines religiös geprägten Konfuzianismus. Weiter gibt es in Asien rd. 18 Mio. Sikhs und 3,6 Mio. Jainas in Indien, 2,6 Mio. Anhänger der Bahai-Religion im Iran und in Israel und 5 Mio. Juden (v. a. in Israel). Von den Anhängern zahlreicher neuer Religionen beziehungsweise religiöser Sondergemeinschaften hat v. a. die in Süd-Korea gegründete Vereinigungskirche über Asien hinaus Bedeutung erlangt. Die Zahl der Religionslosen und Atheisten (v. a. in China und Nord-Korea) wird auf rd. 900 Mio. geschätzt.
 
In mehreren asiatischen Staaten genießt die vorherrschende Religion einen besondere, durch Gesetz oder Tradition (Indien) garantierte Stellung, und die Staats- beziehungsweise Regierungsoberhäupter müssen ihr angehören; so in den meisten arabischen Staaten, Bangladesh und Pakistan dem Islam, in Sri Lanka und Thailand dem Buddhismus und in Indien dem Hinduismus. Staatsreligion im rechtlichen Sinn ist der Hinduismus in Nepal, der Buddhismus in Bhutan und der Islam in Brunei, Kuwait, im Iran und auf den Malediven. In Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan besteht die gesetzliche Trennung von Staat und Religion; die »islamische Renaissance« wird jedoch v. a. im (außen-)politischen Interesse vielfältig staatlich unterstützt. Die sozialistische Verfassungen Chinas, Nord-Koreas und Vietnams garantieren die Freiheit der Religionsausübung. In allen drei Staaten bestehen jedoch bis heute praktische Einschränkungen. Der einzige Staat Asiens mit überwiegend christlicher Bevölkerung (über 90 %) sind die Philippinen. Das Christentum in Süd-Korea (rd. ein Drittel der Bevölkerung) ist stark durch unabhängige koreanische Kirchen geprägt, die aus den protestantischen Missionskirchen hervorgegangen sind.
 
 SPRACHEN
 
Die Sprachen Asiens lassen in ihrer Vielfalt keine allen gemeinsame Züge erkennen. Zu den indogermanischen Sprachen gehören Armenisch sowie die indoarischen und die iranischen Sprachen. Die Dravidasprachen werden besonders im südlichen Teil Vorderindiens gesprochen, die sinotibetanischen Sprachen in Hinterindien, China und Tibet.
 
Die austroasiatischen Sprachen sind besonders in Vorder- und Hinterindien und auf den Nikobaren verbreitet, die austronesischen Sprachen in Ozeanien, Indonesien, Vietnam und auf den Philippinen.
 
Über den weiten mittelasiatischen Raum nördlich des Gebietes der sinotibetanischen Sprachen sind die altaischen Sprachen (türkische, mongolische und tungusische Sprachen) verbreitet. Sie haben das Gebiet der finnougrischen und samojed. Sprachen, die ans Nordpolarmeer grenzen, aufgespalten. Die paläosibirischen Sprachen werden nur noch im äußersten Nordosten Asiens gesprochen. Im Rückzugsgebiet des Kaukasus haben die kaukasischen Sprachen ihre Eigenart bewahrt. Die semitischen Sprachen sind in Vorderasien (einschließlich der Arabischen Halbinsel) verbreitet. Das Arabische spielt darüber hinaus als Sprache des Islam auch heute noch eine bedeutende Rolle bei den Gebildeten der islamischen Länder Zentral-, Süd- und Südostasiens. In Ostasien hebt sich die Sprache der Ainu von der der Japaner und Koreaner ab. - Außerdem sind Englisch, Russisch und Französisch verbreitet.
 
 WIRTSCHAFT
 
Asien ist durch sehr unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen geprägt: Neben hoch industrialisierten Ländern (z. B. Japan), fortgeschrittenen Schwellenländern (z. B. Süd-Korea, Taiwan, Hongkong, Singapur, Malaysia) und reichen Erdölländern (z. B. Kuwait, Katar, Brunei) sind in der Mehrzahl wirtschaftlich rückständige Staaten (z. B. Nepal, Bhutan, Bangladesh, Laos) anzutreffen. Besonders die wirtschaftliche Entwicklung hoch industrialisierter Zentren (z. B. Japan) und der dynamisch wachsenden so genannten Tigerländer täuscht über die relative Armut der größten Teile Asiens hinweg. Mit einem Anteil von (1993) 26 % am Bruttosozialprodukt (BSP) der Erde und einem durchschnittlichen BSP je Einwohner von 1 922 US-$ ist Asien nach Afrika der zweitärmste Kontinent. Allerdings konzentriert sich die Armut (BSP pro Kopf von weniger als 695 US-$) hauptsächlich auf die bevölkerungsreichen Staaten Süd- und Südostasiens. Die wirtschaftliche Entwicklung kann besonders in den ärmeren Teilen mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten. Überdies werden die ärmeren Länder immer wieder in ihrer Wirtschaftskraft durch Katastrophen (Überschwemmungen, Dürren, Erdbeben) zurückgeworfen (z. B. Bangladesh) oder erlitten durch Kriege schwere Einbußen (Afghanistan, Iran, Irak, Kambodscha, Libanon, Vietnam). Die Ernährungssituation konnte in den meisten Ländern dank einer leicht steigenden Nahrungsmittelproduktion pro Kopf verbessert werden. Die Gefahr der Unterernährung nahm z. B. in Indien deutlich ab. Dennoch gelten die Ernährungsprobleme in einigen Ländern (z. B. Bangladesh, Bhutan, Mongolei, Nepal) weiterhin als bedrohlich.
 
Die Landwirtschaft ist in den meisten Staaten Asiens noch die traditionelle Quelle für Lebensunterhalt und Wohlstand, ausgenommen z. B. die erdölreichen arabischen Staaten, Singapur, Hongkong und Japan. Besondere Probleme bilden u. a. die trotz großer Technisierungsfortschritte in manchen Staaten überalterten Arbeitsmethoden, weiterhin die natürlichen Bedingungen für die sehr witterungsabhängigen landwirtschaftlichen Produkte (z. B. Reis). Die landwirtschaftliche Betriebsfläche, die z. B. in Japan durch die starke Industrialisierung sehr abgenommen hat und abnimmt, wird in fast allen Ländern ausgeweitet (z. B. Indien, Pakistan durch Bewässerung). Die Hektarerträge konnten fast überall durch Kunstdünger, künstliche Bewässerung, Einführung neuer Saatsorten mit der Möglichkeit zu Mehrfachernten sowie durch Landreformen und Flurbereinigungen (z. B. auf Thailand und den Philippinen) gesteigert werden. Besonders hohe Wachstumsraten erzielten hierbei die Staaten Ost- und Südostasien. In der VR China zeigen sich Erfolge durch die Förderung der Privatinitiative bei den Bauern sowie die Anwendung neuer Anbaumethoden. Verbesserte Techniken führen jedoch auch über die steigende Arbeitsproduktivität zu einem tendenziell sinkenden Bedarf an Landarbeitern, wodurch die Landflucht steigt und damit Probleme in die Ballungszentren verlagert werden (z. B. in Indonesien).
 
Die Bedeutung klassischer Getreidearten wie Weizen und Mais hat besonders in Ost- und Südasien deutlich zugenommen. Länder wie Bangladesh, VR China und Indien konnten hier die größten Produktionssteigerungen erzielen und zum Teil auch beachtlichen Exporterfolge verbuchen. Der Getreideimport der VR China konnte gesenkt werden (1980: 12,9 Mio t; 1992: 11,7 Mio t), während die asiatischen GUS-Staaten den Inlandsbedarf nur durch erhebliche Importe (besonders aus den USA, Kanada, Australien) decken können. Auch die Produktion des wichtigsten Anbauproduktes, Reis, konnte gesteigert werden und ermöglichte über den hohen und steigenden Eigenbedarf hinaus Exporte u. a. von Thailand, Pakistan, Japan und Birma (Myanmar) sowie teilweise sogar von der VR China und Indien. Umfangreicher Importbedarf besteht hingegen in Indonesien, Malaysia sowie den vorderasiatischen Staaten. Zur Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen, einer verbesserten Eigenversorgung sowie einer geringeren Abhängigkeit von Nachfrageschwankungen auf den Weltmärkten bemühen sich die meisten Länder Asiens um eine Diversifikation der Landwirtschaft. So ging man z. B. in Malaysia dazu über, neben Kautschuk und Reis Ölpalmen, Kakao und Zuckerrohr anzubauen. Wichtige Exportprodukte Asiens für den Weltmarkt sind Fettrohstoffe, Kautschuk, Tee, Tabak, Jute sowie Hartfasern und Baumwolle. Bei folgenden pflanzlichen Erzeugnissen nimmt Asien eine Spitzenstellung ein (1993: in 1 000 t, Anteil an der Welterzeugung in %): Reis: 482 549 (91,5 %), Kautschuk: 5 252 (94,1 %), Tee: 2 142 (81,2 %), Kopra: 3 841 (84,1 %), Jute: 3 277 (96,6 %), Seide: 98 (93,8 %), Palmöl: 11 440 (79,5 %), Pistazien: 269 (78 %), Baumwolle: 8 313 (49,5 %), Hirse: 14 693 (55,6 %).
 
Die Viehwirtschaft spielt in Vorderasien eine bedeutende Rolle, gilt ansonsten aber, wie auch die Milchwirtschaft, als unterentwickelt (z. B. aus religiösen Gründen in Indien). Die VR China, größter Schweinefleischproduzent der Erde, bemüht sich zielstrebig um eine Ausweitung der Schweine-, Schaf- und Hühnerzucht. Nennenswerte Viehzucht (Schafe, Ziegen) ist auch in den asiatischen GUS-Staaten zu verzeichnen.
 
Die Fischerei bildet in Asien die wichtigste Grundlage für die Eiweißversorgung. Mit einem Anteil von (1993) 13,5 % an den Weltfischfängen ist China größte Fischfangnation (13,1 Mio. t), gefolgt von Japan und den GUS-Staaten. Größere Bedeutung hat der Fischfang auch in Indien, Indonesien, Nord- und Süd-Korea sowie den Philippinen und Thailand.
 
Asien hat große Waldreserven in der Taiga Sibiriens und in Süd- und Südostasien mit seinen tropischen und subtropischen Monsunwäldern (Teak), doch ist die Holzwirtschaft durch die verkehrsmäßig schlechte Erschließung der Wälder behindert. Problematisch sind die in Süd- und Südostasien sinkenden Holzreserven durch überhöhten Einschlag. Gesamtholzeinschlag (1991: in Mio. m3, Anteil am Weltholzeinschlag in %): Asien ohne ehemalige UdSSR: 1 023 (29,8 %), ehemalige UdSSR 355 (10,4 %).
 
Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Bergbau. Die reichsten Erdölvorkommen der Erde liegen in Vorderasien; die meisten Förderländer sind fast vollständig von den Erträgen aus diesem Rohstoff abhängig. Reserven (1993: in Mio. t, Anteil an den Weltreserven in %): Saudi-Arabien: 35 252 (25,8 %), Kuwait: 13 018 (9,5 %), Iran: 12 698 (9,3 %), Irak: 13 436 (9,8 %). Bedeutend sind auch die Vorkommen in Südostasien (Malaysia, Indonesien, Brunei), in der VR China: 3 282 (2,4 %) sowie in Sibirien: 7 948 (5,8 %). Mit den Erdölvorkommen sind in der Regel auch bedeutende Erdgasvorkommen verbunden, die allerdings in Vorderasien im Gegensatz z. B. zu den GUS-Staaten und der VR China nur in relativ geringem Maße genutzt werden. Weiterhin gibt es (besonders in Sibirien, China, Indien und Indonesien) größere Vorkommen an Kohle, Eisen- und Manganerz; größte Lieferanten für Zinn sind China (weltweit 1. Rang), Malaysia (3.) und Indonesien (4.), für Wolfram die VR China, für Antimon China und Thailand und für Eisenerz China und Indien. Sibirien verfügt über bedeutende Goldvorkommen. Produktion (1993: in 1 000 t, Anteil an der Weltproduktion in %; ohne GUS-Staaten): Steinkohle: 1 499 385 (43,3 %), Eisenerz: 271 000 (29,2 %), Zinn: 131 (73,5 %), Wolfram: 15,5 (60,3 %), Antimon: 14,3 (50,6 %).
 
Die Industrialisierung Asiens hat in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht. Das Wachstum der industriellen Produktion und des Bruttosozialprodukts lag und liegt häufig über dem der westlichen Industrieländer. Erfolge erzielte besonders die Schwerindustrie, es folgten die Konsumgüter- und die Bekleidungsindustrie sowie später die Unterhaltungselektronik, die Automobil- und die Computerindustrie. Die industriellen Zentren liegen in Sibirien (Schwerindustrie v. a. in Westsibirien), in der VR China, in Indien, Hongkong, Süd-Korea, Taiwan und besonders in Japan mit seiner in allen Bereichen hoch entwickelten, exportorientierten Industrie. Weitgehend industrialisiert ist auch Israel. In Malaysia, Indonesien, auf den Philippinen und in Thailand macht die Industrialisierung ebenfalls rasche Fortschritte. Die Entwicklung in Libanon sowie im Iran ist durch die religiösen Auseinandersetzungen und Kriege sowie Wirtschaftsembargos erheblich geschwächt worden. Der Stadtstaat Singapur entwickelte sich zu einem der wichtigsten internationalen Banken- und Handelszentren Asiens. Der Anteil der industriellen Produktion am Bruttosozialprodukt konnte in den meisten Ländern erheblich ausgeweitet werden; er betrug (1992) z. B. in der VR China 34 %, Indonesien 40 %, Japan 42 %, Süd-Korea 45 %, Indien 27 %, Philippinen 33 % und Thailand 39 %. Die hohen und zum Teil überdurchschnittlichen Wachstumsraten, besonders der südost- und ostasiatischen Länder, lassen auch in Zukunft einen starken Bedeutungsgewinn Asiens in der Weltwirtschaft erwarten.
 
Die Energiewirtschaft beruht v. a. in Vorderasien und auch in Südostasien (Indonesien) auf dem Erdölreichtum. Kohle spielt nur in Sibirien sowie in der VR China eine bedeutende Rolle. Vom Gesamtholzeinschlag werden in Asien noch 77 % als Brennholz in privaten Haushalten genutzt. Die Versorgung mit elektrischer Energie hat große Fortschritte gemacht, ist aber in vielen Staaten Asiens mit Ausnahme der industriellen Zentren und Städte häufig immer noch ungenügend, da es an Verbundnetzen und Kraftwerkkapazität mangelt. In Sibirien, China und Südasien hat die Wasserkraft große Bedeutung (z. B. Thailand, Birma), auch Indien ist als größter Staudammbauer auf diesem Gebiet recht erfolgreich. Die Kernenergie wird in nennenswertem Umfang in Sibirien, Japan, Taiwan, Indien und Süd-Korea eingesetzt.
 
Außenwirtschaft:
 
Am Welthandel ist Asien (1992) mit 31,2 % beteiligt. Von den 20 größten Exportländern liegen sieben in Asien Japan, dessen Export zu rd. 97 % aus verarbeiteten Gütern besteht, ist die drittgrößte Handelsnation der Erde und vereinigt (1992) allein 28,6 % der asiatischen Ausfuhren auf sich. Zweitgrößtes Exportland ist Hongkong, gefolgt von der VR China, Taiwan, Süd-Korea, Saudi-Arabien und Singapur. 1980-92 hat sich der Außenhandel Asiens um das 2,5fache erhöht und ist damit schneller gestiegen als der Welthandel, der sich in diesem Zeitraum nur knapp verdoppelte. Während die Länder Vorderasiens sowie Indonesien und Brunei im Wesentlichen durch den Erdölexport Bedeutung erlangten, entwickelten sich die Länder Ost- und Südostasiens zu wichtigen Anbietern industrieller Erzeugnisse (z. B. VR China, Indien, Süd-Korea, Taiwan, Hongkong, Singapur).
 
 VERKEHR
 
Das Eisenbahnnetz ist in verschiedenen Ländern Asiens gut ausgebaut, v. a. in Japan und in Sibirien (Transsibirische und Turkestan-Sibirischene Eisenbahn; die Baikal-Amur-Magistrale gilt mit einer Länge von 3 145 km als größtes Eisenbahnprojekt der Gegenwart und wurde im Wesentlichen Mitte der 80er-Jahre fertig gestellt). Die VR China verfügt besonders im Osten über ein ausgedehntes Eisenbahnnetz und bemüht sich ständig um dessen Erweiterung und Ausbau, da es generell als überlastet gilt. Über ein relativ gut ausgebautes Schienennetz verfügen auch Indien, Pakistan und Indonesien (auf Java) sowie der Irak. Topographische Hindernisse verhindern häufig den Ausbau, unterschiedliche Spurweiten die Verbindung der einzelnen Netze.
 
Asien ist in weiten Teilen durch ein ausgebautes Straßennetz erschlossen (Ausnahmen sind z. B. Birma, Nepal, Bhutan, Mongolei). Ein hoher Anteil ist jedoch nicht befestigt und besonders in Süd- und Südostasien, bedingt durch die Wetterverhältnisse (Monsun), nicht immer ganzjährig nutzbar. Die Bedeutung des Straßenverkehrs nimmt allgemein zu, v. a. in den schnell wachsenden Metropolen wie z. B. Bangkok, Manila und Jakarta.
 
Die Binnenschifffahrt spielt im Ganges-Brahmaputra-Delta für Indien, besonders aber für Bangladesh eine große Rolle. Neben Birma und Thailand ist der Flussverkehr hauptsächlich in der VR China zur Entlastung der Landverkehrsträger wichtig. So bilden Hwangho, Jangtsekiang und der Kaiserkanal zwischen Schanghai und Peking ein einheitliches Wasserstraßensystem. - Die Küstenschifffahrt spielt besonders zwischen den Inseln der südostasiatischen Länder eine entscheidende Rolle für den Güter- und Personenverkehr (z. B. Straße von Malakka). Soweit die asiatischen Staaten nicht schon selbst zu bedeutenden Seeschifffahrtsnationen geworden sind (z. B. Japan, Taiwan, VR China, Süd-Korea), stehen der Seeschifffahrt in allen Teilen Asiens gut ausgebaute Häfen zur Verfügung. Seit Mitte der 80er-Jahre wurden überall in Asien umfangreiche Hafenerweiterungen und technische Verbesserungen besonders für den Containerverkehr durchgeführt. Gemessen am Güterumschlag, lagen (1992) acht der zehn wichtigsten Seehäfen in Asien (Singapur, Schanghai sowie sechs japanische Häfen). Wichtige Erdölhäfen sind Kharg (Iran) und Ras Tanura (Saudi-Arabien).
 
Sowohl der inländische als v. a. auch der internationale Luftverkehr haben in Asien eine große Bedeutung. Alle Länder verfügen über eigene Fluggesellschaften, die ein dichtes und schnell wachsendes Streckennetz bedienen. Die Hauptflugstrecken führen von Europa über Vorderasien nach Süd-, Südost- und Ostasien sowie von Nordamerika über den Pazifik. Große Bedeutung haben auch die Polarrouten nach Japan.
 
 GESCHICHTE
 
Asien war schon in der Altsteinzeit besiedelt. Um 8000 v. Chr. entstanden einerseits in Vorderasien und Kleinasien, andererseits in Südostasien jungsteinzeitliche Bauernkulturen (Hinterindien). Seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. bildete sich in Südostasien, etwas später in Vorderasien die Bronzezeit heraus, die zuerst in den Stromtälern Mesopotamiens (mittlerer und unterer Euphrat und Tigris), dann auch Vorderindiens (Indus) und Chinas (Hwangho) bald Hochkulturcharakter annahm. In Mesopotamien und einzelnen Teilen Syriens - hier auch mithilfe ägyptischer Quellen - reichen die Geschichtskenntnisse bis in vorchristlichen Jahrtausende zurück (Kultur der Sumerer, um 3000 v. Chr.; Alter Orient). Vorderasien und Indien werden durch den Indogermaneneinfall (nach 1500 v. Chr., Arier) historisch fassbar; etwa gleichzeitig beginnt die sichere Kunde aus China (Shangdynastie, 16.-11. Jahrhundert v. Chr.). In den weniger siedlungs- und verkehrsgünstigen Gebieten dauerte die vorgeschichtliche Zeit wesentlich länger an, in Teilen Sibiriens bis zur Neuzeit. Der Gegensatz. zwischen den Hochkulturen der Stromtäler und den Nomaden Zentralasiens und Arabiens blieb lange bestimmend. (China, Geschichte, Indien, Geschichte, Indonesien, Geschichte, Japan, Geschichte)
 
Altertum
 
Vom 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. umfasste das persische Großreich ganz Kleinasien und Syrien und reichte im Osten bis zum Indus. Sein Erbe übernahm Alexander der Große, nach dessen Tod die asiatischen Länder seines Reiches unter die Herrschaft der Seleukiden fielen, während östlich des Indus Candragupta das Mauryareich begründete. Auf dem Boden des Seleukidenreichs entstanden später im Osten das Baktrische Reich (seit 238 v. Chr.), in Iran das Partherreich (247 v. Chr.) und in Kleinasien das Pergamen. Reich (um 280 v. Chr.). Selbstständige Staaten waren auch Bithynien, Kappadokien, Pontos und Armenien. Nach dem Tod des pergamen. Königs Attalos III. (133 v. Chr.) fiel der Westteil Kleinasiens an die Römer, die das ehemalige Pergamen. Reich zur Provinz Asia machten. Unter Pompeius 65/64 v. Chr. und in der Kaiserzeit (bis 43 n. Chr.) wurden auch die übrigen Teile Kleinasiens und Syrien römische Provinzen, zeitweise auch Mesopotamien. Das Christentum fand in Kleinasien bereits früh Eingang (Reisen des Apostels Paulus) und breitete sich hier und besonders in Syrien, seit dem 4. Jahrhundert auch in Armenien, schnell aus. Im 7. Jahrhundert eroberten die unter dem Islam geeinten Araber den größten Teil des südlichen Vorderasien. In Kleinasien und am Bosporus blieb jedoch das Oströmische (Byzantinische) Reich mächtig. Es hielt auch gegen die aus Zentralasien kommenden Nomadenvölker (Hunnen, Awaren, Ungarn, Turkvölker) stand, die teilweise bis Westeuropa gelangten.
 
Mittelalter
 
Das nach zahlreichen Heerzügen von Dschingis Khan und seinen Nachfolgern im 13. Jahrhundert begründete Weltreich der Mongolen vereinigte erstmals große Teile Vorder-, Mittel- und Ostasiens, wobei es das zerfallende Kalifenreich beseitigte (1258) und auch Hinterindien und Korea (nicht aber Japan) erreichte. China, das als »Reich der Mitte« lange Zeit eine dominierende Stellung innehatte (mit starkem kulturellen Einfluss auf die Nachbarvölker), geriet im 13./14. Jahrhundert unter mongolischer Herrschaft und konnte erst unter der Mingdynastie (1368-1644) wieder imperiale Ausmaße erreichen. Timurs Feldzüge (um 1400) schwächten die Türken in Vorderasien vorübergehend; diese bereiteten mit der Eroberung Konstantinopels (1453) dem Byzantinischen Reich ein Ende. Für die Verbindung zwischen Asien und Europa hatte die Entdeckung des Seewegs um Südafrika nach Indien (1497/98) weit reichende Bedeutung. Die islamische Welt verlor dadurch ihre Bedeutung als Sperrriegel zwischen Europa und Süd- sowie Ostasien. Die vom Mittelmeer durch islamisches Gebiet und Innerasien führende Seidenstraße verödete.
 
Hinterindien, das mehrfach von mongolischen und südchinesischen Einwanderungswellen erfasst wurde, war mit Ausnahme Annams in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten eine indische und im Süden zwischen 1300 und 1600 eine islamische Kulturprovinz.
 
Neuzeit
 
Seit Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das islamische Gebiet von den Safawiden in Persien (Iran, Geschichte), den Großmoguln in Indien und vom Osmanischen Reich (Türkei, Geschichte) beherrscht; letzteres bemächtigte sich auch großer Teile Südeuropas und konnte erst durch die Schlacht am Kahlenberg bei Wien 1683 endgültig am weiteren Vorstoß nach Mitteleuropa gehindert werden. Die Machtkonstellation in Asien änderte sich im 18. Jahrhundert mit dem Untergang der Safawiden sowie dem Machtrückgang der Großmoguln und des Osmanischen Reiches. Russland begann durch die Eroberung Sibiriens (seit 1582) ein Machtfaktor in Nord- und Ostasien zu werden. Seit Peter I., der Große, trat die Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich hinzu. Nachdem bereits im Zeitalter der großen Entdeckungen die Erschließung Asiens durch die Portugiesen, Niederländer und Spanier als Kolonialgebiet einsetzte, traten dort seit dem 18. Jahrhundert die Briten und seit dem 19. Jahrhundert auch die Franzosen als Kolonialmächte auf. Bis um 1850 bemächtigte sich Russland des Kasachischen Gebiets, 1865/67 des westlichen Turkestans.
 
Die wachsenden Stärke Russlands führte im 17. Jahrhundert zu Grenzkonflikten mit China (v. a. um das Amurbecken; 1689 Vertrag von Nertschinsk). Im 19. Jahrhundert verlor China Gebietsteile im Norden (nördlich des Amur und östlich des Ussuri durch die Verträge von Aigun 1858 und Peking 1860) an das Russische Reich. Der Opiumkrieg 1840-42, der Boxeraufstand 1900 sowie innere Auseinandersetzungen erwiesen Chinas Schwäche, die trotz des Versuchs einer inneren Umgestaltung (Reformbewegung 1898, Revolution 1911) weiter anhielt. Japan stieg seit seiner Öffnung für Amerikaner und Europäer (1854) und der 1868 einsetzenden gesellschaftlichen Modernisierung (Meijireform) rasch zu einer Großmacht auf, behauptete seine Stellung in den Kriegen gegen China (1894/95) und Russland (1904/05) und dehnte mit der Annexion Koreas (1910), der Mandschurei (1931) und großer Teile Chinas (ab 1937) seinen Machtbereich in Ostasien aus. Mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg (1918) gerieten Palästina und Mesopotamien (Irak) unter britischen Einfluss, Syrien unter französischer Herrschaft. Ibn Saud schuf durch Unterwerfung eines großen Teils der arabischen Halbinsel das Königreich Saudi-Arabien. Die Türkei unter M. Kemal Atatürk und Iran unter Resa Schah erfuhren eine sich an Europa orientierende innere Erneuerung. In den Kolonialgebieten Süd- und Südostasien (Britisch-Indien, Niederländisch-Indien, Französisch-Indochina) erstarkten die nach 1900 entstandenen Nationalbewegungen besonders während der beiden Weltkriege.
 
Im Zweiten Weltkrieg nutzte das zum Dreimächtepakt gehörende Japan die Schwäche der europäischen Kolonialmächte, um Südostasien zu erobern, und konnte erst durch die militärisch überlegenen USA besiegt werden. Mit der in der Nachkriegszeit einsetzenden Entkolonialisierung und dem oft erzwungenen Rückzug der europäischen Mächte aus ihren Herrschaftsgebieten (z. B. Frankreichs im Indochinakrieg 1946-54) entstanden dort neue Staaten, u. a. Indien, Pakistan, Indonesien, Malaysia. Zahlreiche asiatische Länder sahen sich nach Erlangung ihrer Unabhängigkeit mit enormen wirtschaftlichen Problemen, einer anhaltenden Bevölkerungsexplosion (besonders China), einer Vielzahl ethnisch-religiöser Konflikte (u. a. Indien, Sri Lanka), Gebietsstreitigkeiten (z. B. zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir) und mit Bürgerkriegen (z. B. China 1945-49, Vietnam 1957-75, Ostpakistan [heute Bangladesh] 1971/72, Kambodscha 1970-75 und 1979-91, Libanon 1975-90/91, Jemen 1986 und 1994) konfrontiert. Die Neugliederung in zahlreichen Regionen Asiens führte besonders seit 1945 zu großen Flüchtlingsbewegungen, z. B. in Indien und Südostasien (Boat people).
 
Der europäische Einfluss in Asien wurde durch ein wachsendes politisch-militärisches Gewicht der USA zurückgedrängt (Anlage eines Netzes militärischer Stützpunkte, Abschluss der Militärpakte SEATO, CENTO). Seit der Bandung-Konferenz (1955) bemühten sich die nichtpaktgebundenen Staaten Asiens zusammen mit denen Afrikas um ein eigenes weltpolitisches Gewicht im Rahmen der Bewegung blockfreier Staaten. 1967 entstand die ASEAN. Japan konnte trotz seiner Niederlage im Zweiten Weltkrieg (zeitweise von den USA besetzt) im Verlauf der 50er- und 60er-Jahre wieder eine bedeutende Stellung in Ostasien gewinnen und sich zu einer wirtschaftlichen Großmacht entwickeln, die in ökonomische Konkurrenz zu den USA und den EG trat (im Unterschied zur politischen Zusammenarbeit). Neben China (seit 1949 Volksrepublik), das zu einer weltpolitisch bedeutsamen Macht aufstieg und seit den 50er-Jahren in einen Interessengegensatz zur Sowjetunion geriet, etablierten sich zunächst in Nord-Korea (1948) und Nord-Vietnam (seit 1955, Verfassung 1960), später auch in Laos und Kambodscha kommunistisches Regime.
 
Nach 1945 war Asien wiederholt Schauplatz großer militärischer Konflikte. Im Spannungsfeld des Ost-West-Gegensatzes kam es zum Koreakrieg (1950-53). Der Bürgerkrieg in Süd-Vietnam weitete sich nach Eingreifen der USA (besonders seit 1964) und der damit einhergehenden militärischen Konfrontation mit dem von der Sowjetunion unterstützten kommunistischen Nord-Vietnam (seit 1970 auch Einbeziehung von Kambodscha und Laos) zu einem internationalen Konflikt (Vietnamkrieg, 1957/58-75) aus. Vietnam besetzte im Zusammenhang mit dem Sturz des Pol-Pot-Regimes 1979 Kambodscha, was zu einem Kurzkrieg mit China (Februar/März 1979) und langjähriger chinesisch-vietnamesischer Gegnerschaft führte (erst 1991 Normalisierung der Beziehungen). Machtkämpfe in Afghanistan (nach 1992 innerhalb der afghanischen Mudjahedin fortgesetzt) nutzte die Sowjetunion zu einer militärischen Intervention (1979-89), die weltweite Proteste auslöste und den Ost-West-Konflikt verschärfte. In Vorderasien verursachte die Bildung des Staates Israel (1948) den Nahostkonflikt.
 
Zu Beginn der 80er-Jahre bildete sich ein Krisenherd im Persischen Golf heraus, wo es 1980-88 zu einem iranisch-irakischen Krieg und 1991 zum Krieg zwischen Irak und einer von den USA geführten internationalen Militärallianz zur Befreiung des 1990 von irakischen Truppen besetzten Kuwait kam (Golfkrieg). Zu einem brisanten Problem in Vorderasien entwickelte sich der Kampf der Kurden für ihre nationale Eigenständigkeit (»Kurdistan«; 1995-99 wiederholte Offensiven türkischer Truppen im Nordirak zur Zerstörung der rückwärtigen Basen der PKK).
 
Ausgehend von der Proklamation einer »Islamischen Republik« in Iran (1979) verstärkten sich fundamentalistische Bestrebungen zur unmittelbaren Verankerung des Islam in Staat und Gesellschaft (in einer Reihe von Ländern Festlegung des Islam als Staatsreligion, zum Teil Einführung der Scharia). Die instabile politische Situation in zahlreichen asiatischen Ländern äußerte sich u. a. im verschiedentlichen Wechsel von parlamentarischer Regierung zu Militäradministrationen (u. a. 1988 in Birma, 1991/92 in Thailand, 1999 zum wiederholten Mal in Pakistan), v. a. aber in ethnischen, politisch-sozialen, separatistischen oder auch religiösen Protestbewegungen und Konflikten (z. B. auf den Philippinen seit 1973, in Indonesien [Aceh, Irian Jaya, Molukken, Westkalimantan, bis 1999 Ost-Timor], in Sri Lanka seit 1983 [Tamilen], in Indien 1984 [Punjab] und seit 1990 [Jammu and Kashmir]). In Kambodscha kam es nach dem Friedensvertrag von 1991 - bei Boykott der Roten Khmer, die später zerfielen - 1992/93 zur Übergangsverwaltung durch eine UNO-Mission.
 
Im Unterschied zu Mittel- und Osteuropa konnten sich auch nach 1989/91 in Asien mehrere kommunistischen Regime an der Macht halten (China, Vietnam, Nord-Korea, Laos), sie sahen sich jedoch (mit Ausnahme des zunächst noch an seiner Selbstisolierung festhaltenden Nord-Koreas) zu einer stärkeren Öffnung und erheblichen wirtschaftlichen Reformen veranlasst; politischen Reformen hingegen unterblieben weitgehend (vorsichtige Ansätze in Laos und Vietnam [seit 1995 Mitglied der ASEAN und Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den USA]). Die Volksrepublik China forcierte unter Aufrechterhaltung der diktatorischen Einparteienherrschaft sowie der Ausschaltung jegl.icher politischen Opposition (1989 blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung) ihre Wirtschaftsreformen im Sinne einer »sozialistischen Marktwirtschaft« (1993 Beschluss eines entsprechenden Programms) und suchte ihre Rolle als asiatische Regionalmacht auszubauen; ungeachtet der China von westlichen Staaten vorgeworfenen Menschenrechtsverletzungen (u. a. repressive Politik in Tibet) konnte es die Handelsbeziehungen zu den westeuropäischen Industriestaaten und den USA erweitern und erreichte 2001 seine Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO). Ein 1984 geschlossener Vertrag führte zur Rückgabe der (1898 für 99 Jahre gepachteten) britischen Kronkolonie Hongkong am 1. 7. 1997 an China, das in Erfüllung eines 1987 mit Portugal vereinbarten Abkommens am 19./20. 12. 1999 auch Macao erhielt und Taiwan (zum Teil mit Drohungen verbunden) zu einer Wiedervereinigung drängte.
 
Im Zuge des Zusammenbruchs der UdSSR (1991) entstanden neue unabhängige Staaten in Zentralasien (Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan) sowie in Transkaukasien (Armenien, Aserbaidschan und Georgien), die sich der GUS anschlossen. Schwere Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Ethnien (z. B. zwischen Georgiern und Abchasen, zwischen Armeniern und Aserbaidschanern, zwischen Inguschen und Osseten), militärische Konflikte zwischen einzelnen Staaten (z. B. zwischen Armenien und Aserbaidschan wegen Bergkarabach) und Machtkämpfe zwischen der alten kommunistischen Führungselite (oft in einem neuen politischen »Gewand«) und nationalistischen Bewegungen oder zwischen laizistischen und religiös-fundamentalistischen Kräften (z. B. 1992-97 in Tadschikistan, 1999 Eindringen muslimischer Rebellen in Dagestan sowie 1999/2000 in das Ferganatal von Kirgistan und Usbekistan) ließen diese Region zu einem instabilen Raum werden. Auch unter den sibirischen und kaukasischen Republik und Gebietseinheiten der Russischen Föderation erwachte der Wunsch nach größerer Selbstständigkeit. Gegen das Streben Tschetscheniens nach Unabhängigkeit richteten sich zwei brutale Militärinterventionen Russlands (1994-96 und 1999/2000), ohne das der tschetschen. Widerstand völlig gebrochen werden konnte.
 
Die um eine stärkere Profilierung als Mittelmacht in Vorderasien bemühte Türkei erstrebte eine engere Anbindung an die Organisationsstrukturen der Europäischen Union (1995 Abschluss einer Zollunion, 1999 in den EU-Kandidatenstatus erhoben), andererseits suchte sie neben Iran in den aus der Sowjetunion hervorgegangenen zentralasiatischen Staaten und Aserbaidschan Einfluss zu gewinnen.
 
Neben Japan stiegen in den 1980er-Jahren zunächst Süd-Korea, Taiwan, Singapur und (die damalige britische Kronkolonie) Hongkong zu bedeutenden Wirtschaftsmächten in Ost- und Südostasien auf (»Vier kleine Tiger«), bald darauf vollzog sich auch in anderen asiatischen Staaten ein starker wirtschaftlicher Aufschwung. Zur Unterstützung der regionalen Kooperation wurden 1983 die SAARC (Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation, für Südasien) und 1989 die APEC (für den asiatisch-pazifischen Raum) gegründet. Das erste asiatisch-europäische Gipfeltreffen Anfang März 1996 in Bangkok, an dem die EU-Staaten, die Mitglieder der ASEAN sowie China, Japan und Süd-Korea teilnahmen, diente der Anbahnung einer verbesserten wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit (zweites Gipfeltreffen dieses Asia-Europe Meeting [ASEM] 1998 in London, drittes 2000 in Seoul). 1997/98 wurden viele ost- und südostasiatischen Länder (darunter Japan und die »Tigerstaaten«) von einer schweren Banken- und Wirtschaftskrise erfasst (zum Teil mit politischen Folgen, u. a. Sturz der Regierung Suharto in Indonesien). Zu neuen Spannungen zwischen Indien und Pakistan führten 1998/99 und erneut 2001/2002deren Rivalität in der Kernwaffenentwicklung und -rüstung sowie das Wiederaufbrechen des Konflikts um Kaschmir. Einen ersten politischen Durchbruch für die Annäherung zwischen den beiden koreanischen Staaten brachte das Gipfeltreffen zwischen den Staatschefs Nord- und Süd-Koreas im Juni 2000, auch wenn sich (nicht zuletzt angesichts einer danach wieder härteren Haltung der USA gegenüber Nord-Korea) die Weiterentwicklung der beiderseitigen Beziehungen schwierig gestaltete.
 
Nach dem Eingreifen der Taliban in den afghanischen Bürgerkrieg seit 1994 konnten diese innerhalb weniger Jahre etwa 90 % des Landes erobern; das von ihnen errichtete radikalislamistische Herrschaftssystem (Entrechtung der Frauen und Unterdrückung der Schiiten) stieß bald auf internationale Ablehnung; die Rolle Afghanistans als weltgrößter Heroinproduzent und Unterschlupfgebiet von Terroristen zog Sanktionen der UNO nach sich. Als sich nach den Terroranschlägen auf die USA vom 11. 9. 2001, für die man den in Afghanistan aufgenommenen saudischen Extremisten Osama Bin Laden verantwortlich machte, eine amerikanische Militäraktion gegen die Terroristenstützpunkte und die Taliban in Afghanistan richtete, schlossen sich (trotz zum Teil heftiger antiamerikanischer Proteste islamistischer Kräfte in einzelnen Ländern, z. B. in Pakistan und Indonesien) die meisten asiatischen Staaten der internationalen Antiterrorallianz an, als deren Ziel die USA die Ausschaltung des sich (über zahlreiche weitere Länder) erstreckenden islamistischen Terrornetzwerkes verkündete. Nach dem unter Einbeziehung der bewaffneten afghanischen Opposition erreichten Sturz der Taliban (Dezember 2001) wurde in Afghanistan mit UN-Hilfe und unter dem Schutz einer internationalen Friedenstruppe eine afghanische Regierung zur Konsolidierung des Landes errichtet, dem man massive ausländische Finanzhilfe zusicherte (internationale Geberkonferenz in Tokio im Januar 2002).
 
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A. nach dem Ende der Sowjetunion. Die Auswirkungen des Zerfalls der sowjet. Großmacht auf Politik, Gesellschaft u. Wirtschaft der asiat. Staaten, hg. v. W. Draguhn (1993);
 
A. in der Neuzeit 1500-1950. Sieben histor. Stationen, hg. v. J. Osterhammel. Beitrr. v. S. Dabringhaus u. a. (1994);
 
Nationalismus u. regionale Kooperation in A., hg. v. B. Staiger (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Asien: Gesellschafts- und Lebensformen
 
Griechen und Barbaren: Europa und Asien
 

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Asi|en; -s: größter Erdteil.

Universal-Lexikon. 2012.