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Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei,
 
Abkürzung NSDAP, nationalistisch-antisemitische Partei, gegründet am 5. 1. 1919 als Deutsche Arbeiterpartei (DAP), nach der Ernennung ihres »Führers«, A. Hitler, zum deutschen Reichskanzler (30. 1. 1933 und dem Verbot aller anderen Parteien (bis zum 14. 7. 1933) die allein zugelassene Partei in Deutschland, wurde nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands (8. 5. 1945 mit allen ihren Neben- und Sonderorganisationen von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges durch das Gesetz Nummer 2 des Alliierten Kontrollrates vom 10. 10. 1945 verboten.
 
Die NSDAP war die politische Plattform des Nationalsozialismus und die Agitationsbasis Hitlers. Das 25-Punkte-Programm der NSDAP von 1920 verlor im Laufe der 20er-Jahre seine Verbindlichkeit zugunsten der Vorstellungen Hitlers, die er in »Mein Kampf« (1924/25) und in seinem »Zweiten Buch« (1928) formuliert hatte. Im Mittelpunkt standen jetzt ein radikaler, universaler, rassisch begründeter Antisemitismus und die Lebensraumdoktrin. Endziel der Geschichte war nach nationalsozialistischer Vorstellung die nach dem Führerprinzip gestaltete Herrschaft eines »Herrenvolkes«; Instrument dieser Politik war das deutsche Volk.
 
Die NSDAP sah sich als politische Bewegung mit militärischem Charakter, die nicht nur programmatisch, sondern auch organisatorisch ganz auf die Person Hitlers ausgerichtet war. Aus der nicht immer genau bestimmbaren Relation von Führerideologie und Parteiorganisation ergaben sich Kompetenzkonflikte, bei denen der »Führer« als unbestrittene Instanz angerufen wurde. Dieses in der Ideologie der Partei angelegte »Führungschaos« trat nach dem Aufbau der nationalsozialistischen Diktatur (seit 1933) auf staatlicher Ebene als »Polykratie der Ressorts« in Erscheinung.
 
Nach dem Verbot (November 1923) und der Neugründung (Februar 1925) der NSDAP entwickelte sich in mehreren Stufen über den Regierungsantritt Hitlers (Januar 1933) hinaus folgende Gliederungsstruktur: An oberster Stelle stand der »Führer« mit der »Kanzlei des Führers«. Neben dem »Stellvertreter des Führers« bestand unterhalb dieser Spitze die »Reichsleitung«; die einzelnen Reichsleiter stellten kein kollegiales Organ dar, sondern waren je einzeln allein Hitler verantwortlich. Auf der mittleren Ebene gliederte sich die NSDAP in Gaue (Gauleiter), auf der unteren in Kreise (Kreisleiter) und Blöcke (Blockleiter). Gliederungen besonderer Art innerhalb der Partei waren die SA, die SS, das NS-Kraftfahrer-Korps (NSKK), die Hitler-Jugend, die NS-Frauenschaft und der NS-Studentenbund (NSDStB). Der NSDAP »angeschlossene« Verbände (und von Dienststellen der NSDAP geführte) Organisationen waren u. a. der NS Deutsche Ärztebund, der NS-Rechtswahrerbund, der NS-Lehrerbund, die NS-Volkswohlfahrt, der NS-Bund Deutscher Technik, der Reichsarbeitsdienst (Arbeitsdienst) und der Reichsnährstand.
 
Presseorgane der Partei waren: »Völkischer Beobachter« (1921-45), »Nationalsozialistische Monatshefte« (seit 1930), »Das Reich. Deutsche Wochenzeitung« (1940-45). Darüber hinaus gab es auch Presseorgane u. a. der SA und SS.
 
Das Parteiabzeichen war das von einem Eichenkranz umzogene und einem stilisierten Adler in die Fänge gegebene Hakenkreuz. Flaggen und Fahnen der NSDAP waren Hakenkreuzflaggen, gegebenenfalls mit Beizeichen. Die Standarten ahmten die römischen Vexilla nach. Auszeichnungen der NSDAP waren u. a. das Goldene Parteiabzeichen für Parteigenossen mit einer Mitgliedernummer unter 100 000, der Blutorden und Erinnerungsplaketten für Parteiveranstaltungen.
 
 Geschichte
 
Seit der Übernahme der Parteiführung durch Hitler (1921) ist die Entwicklung der NSDAP eng verbunden mit dessen Strategie und Ideologie. Gestützt auf die SA, trat die Partei im süddeutschen Raum als lautstärkste nationalistische, antisemitische und antirepublikanische Gruppe auf. Inzwischen von 15 000 auf 55 000 Mitglieder angewachsen, suchte sie, geführt von Hitler, im November 1923 einen Konflikt zwischen Bayern und der deutschen Reichsregierung zu einem Umsturz im Deutschen Reich auszunutzen (Hitlerputsch), scheiterte aber; sie wurde verboten, ihre Führer, v. a. Hitler, inhaftiert und verurteilt.
 
Nach der Entlassung Hitlers und der Wiedergründung der NSDAP blieben deren Erfolge in der Konsolidierungsphase der Weimarer Republik (1924-29) beschränkt. Bei den Reichspräsidentenwahlen von 1925 erreichte ihr Kandidat E. Ludendorff im ersten Wahlgang nur 1 % der Stimmen. Bei den Reichstagswahlen von 1928 gewann die NSDAP 2,6 % der Stimmen (12 Sitze). Ende 1929 saßen in 13 Landtagen 48 Abgeordnete der NSDAP. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise wurde die Partei zu einem Machtfaktor. Bei den Reichstagswahlen von 1930 erhielt sie 18,3 % der Stimmen (107 Abgeordnete). Ihre größten Erfolge bei dieser Wahl hatte sie in vorwiegend evangelischen und agrarischen Wahlkreisen (z. B. Schleswig-Holstein, Pommern) und in agrarisch-kleingewerblichen Bezirken (z. B. Niederschlesien, Chemnitz-Zwickau, Rheinpfalz) erreicht (zwischen 27 % und 22 %). Noch stärker wurde die NSDAP bei den folgenden Landtags- und Reichstagswahlen: Oldenburg (Mai 1931) 37 %, Hessen (November 1931) 37 %. Bei der Reichspräsidentenwahl (März/April 1932) entfielen auf Hitler 36,8 % der Stimmen, bei den Landtagswahlen in Preußen (April 1932) 37,8 % und bei der Reichstagswahl (Juli 1932) 37,8 %. Durch diese Erfolge veränderte die NSDAP das politische Gefüge Deutschlands revolutionär; sie sog v. a. Wähler und Mitglieder bürgerlicher Parteien (Deutschnationale, Deutsche Volkspartei, Deutsche Demokraten u. a.) auf. Parteien, die im katholischen Milieu (v. a. Zentrum) oder in der organisierten Arbeiterbewegung (SPD, KPD) verankert waren, konnten sich gegen die NSDAP behaupten. Die Zahl der Mitglieder wuchs von (1925) 27 000 auf (1932) 1 002 000. 1930 waren fast 70 % von ihnen jünger als 40, 37 % jünger als 30 Jahre. Die soziale Basis rekrutierte sich besonders aus dem breiten Spektrum des evangelischen (bäuerlichen und bürgerlichen) Mittelstandes, Selbstständige, Angestellte und Beamte waren - gemessen am Anteil der jeweiligen Gruppe an der Zahl der Berufstätigen - in der NSDAP überrepräsentiert, Arbeiter (v. a. Nichtorganisierte aus kleinen und mittleren Betrieben, aus Heimarbeit und öffentlichem Dienst) unterrepräsentiert. Die NSDAP schnitt nach 1930 bei Wahlen in Wohnvierteln der Oberschichten und der oberen Mittelklassen überdurchschnittlich gut ab. Sie entwickelte sich zu einer »Integrationspartei« aller sozialen Schichten, zur »nationalistischen Volkspartei«. Die Bündelung der verschiedenen von der NSDAP und ihren Gliederungen angesprochenen Interessen machte Hitler als Führer- und Integrationsfigur unentbehrlich. Methodisch verband die NSDAP Massenkundgebungen (besonders ihre Parteitage) und regionale Versammlungswellen mit den Mitteln der Gewalt; sie setzte dabei zugleich Plakate, Zeitungen, Filme, Fahnen, Uniformen und Marschmusik als Propagandamittel ein. Die Finanzierung der Parteitätigkeit erfolgte v. a. durch die Beiträge der Mitglieder.
 
Ihren Kampf um die Macht führte die NSDAP im Zuge der Strategie Hitlers auf zwei Ebenen: auf der politisch-parlamentarischen Bühne nach der parteioffiziellen »Legalitätsstrategie« und auf der Straße durch Terrorisierung des politischen Gegners. Der Stimmenrückgang für die NSDAP bei der Wahl im November 1932 sowie finanzielle Schwierigkeiten stürzten die Partei in eine Krise. Nach dem Scheitern des Planes (vonseiten des Reichskanzlers K. von Schleicher), Spaltungstendenzen in der NSDAP gegen Hitler auszunutzen, sowie aufgrund von dessen Verhandlungen auf informeller Ebene ernannte Reichspräsident P. von Hindenburg am 30. 1. 1933 Hitler zum Reichskanzler.
 
Im Zuge der »Machtergreifung« und des Ausbaus der nationalsozialistischen Diktatur stützte sich Hitler auf ein »Gemisch« parteiamtlicher oder staatlicher, von der Partei durchdrungener Institutionen. Eine für die Machtsicherung wichtige Parteigliederung wie die SS konnte dabei tief in den Verwaltungsapparat eindringen und sich die Polizeifunktionen aneignen, ohne ihre Selbstständigkeit zu verlieren. Die NSDAP wurde durch das »Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat« (1. 12. 1933 als »Trägerin des deutschen Staatsgedankens und mit dem Staate unlösbar verbunden« gegenüber dem Staatsapparat optisch aufgewertet, doch entsprach dem keine eindeutige institutionelle Zuordnung. Das beschränkte die Funktion der Partei im nationalsozialistischen Deutschland weitgehend auf propagandistische Indoktrination und politisch-ideologische Kontrolle der Bevölkerung im Privat- und Kommunalbereich durch das Block- und Zellensystem und die ständischen Organisationen, die Schulung der Parteimitglieder und die Übernahme sozialer Betreuungsaufgaben (Volkswohlfahrt, Kriegsopferversorgung, auch Deutsche Arbeitsfront). Einfluss auf die Reichspolitik nahm die Partei v. a. durch den Stellvertreter des Führers (seit 21. 4. 1933), R. Hess (und seinen Stabsleiter M. Bormann), der am 27. 7. 1934 durch Führererlass in den Gesetzgebungs- und Verordnungsprozess aller Reichsressorts verbindlich eingeschaltet wurde. Während des Krieges wuchs bestimmten Funktionsträgern der NSDAP, insbesondere dem Leiter der nach Hess' Englandflug so genannten Parteikanzlei (seit 29. 5. 1941) und Sekretär des Führers (seit 12. 4. 1943), M. Bormann, und den im Herbst 1942 zu Reichsverteidigungskommissaren ernannten Gauleitern, zusätzliche Macht gegenüber staatlichen Hoheitsträgern zu.
 
Literatur: Nationalsozialismus.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Weimarer Republik: Deutschland bis 1933
 
Nationalsozialismus: Deutschland unterm Hakenkreuz
 

Universal-Lexikon. 2012.