Ọldenburg,
Name von geographischen Objekten:
1) Ọldenburg, historisches Territorium. Im alten Stammesherzogtum Sachsen entwickelte sich im 9./10. Jahrhundert die Grafschaft Oldenburg um die heutige Stadt Oldenburg (Oldenburg), der späteren Residenz. Als Stammvater des Grafengeschlechts gilt Herzog Egilmar I. (✝ 1108), der um 1100 urkundlich erwähnt wird. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 erlangten die Grafen Unabhängigkeit; Reichslehen (ein 1180 verliehener Titel war umstritten) wurde Oldenburg nach Anerkennung der Reichsgewalt (1447/48) erst 1531. Von ihrem Herrschafts- und Einflussgebiet (Östringen, Rüstringen, Ammerland, Wildeshausen, Osnabrücker Nordland) vermochten die Grafen nur das Ammerland zu behaupten. Lediglich im Norden gelang eine Ausdehnung auf Kosten der freien friesischen Landgemeinden; sie gewannen Stedingen (Schlacht von Altenesch 1234, den friesischen Rest 1513), die Oberhoheit über die Herrschaft Varel (1386), Neuenburg und Zetel (1428) sowie Stadland und Butjadingen (1499; Letzteres 1523 dauernd) sowie 1575 erstmals die Herrschaft Jever (fiel 1667 im Erbgang an Anhalt-Zerbst). Nach Konsolidierung und Abrundung des Territoriums im 16./17. Jahrhundert wurde dessen Verwaltung unter Graf Anton Günther (1603-67) systematisch ausgebaut. Seiner geschickten Neutralitätspolitik verdankte das Land während des Dreißigjährigen Krieges eine relativ ruhige Zeit, in der Handel und Wirtschaft (Deichbau u. a. am Jadebusen) gefördert und die Staatsfinanzen (1624 Einführung des Elsflether Weserzolls) verbessert wurden. Als 1667 das Grafenhaus erlosch, regierte in Oldenburg die dänische Hauptlinie durch einen Statthalter, ab 1773 die jüngere (»fürstbischöfliche«) Nebenlinie Holstein-Gottorp des Hauses Oldenburg. Seit 1777 Herzogtum, erlangte Oldenburg 1803 vom Bistum Münster die Ämter Friesoythe, Vechta und Cloppenburg (fortan »Oldenburg. Münsterland« genannt); dazu kam (von Hannover) das Amt Wildeshausen als Gegenleistung für den Verzicht auf den Elsflether Weserzoll, 1818 erneut Jever sowie 1825 die beschränkte Landeshoheit, 1854 die Herrschaft über Kniphausen. Nach napoleonischer Annexion (1810-13; außer Lübeck) 1815 als Großherzogtum wiederhergestellt, wurde Oldenburg in drei Landesteilen regiert: neben Oldenburg die (seit 1773/1803 beziehungsweise 1814 oldenburgische) Fürstentümer Lübeck und Birkenfeld (beide 1937 zu Preußen); 1849 erhielt Oldenburg eine Verfassung 1853 trat Oldenburg ein Gebiet an der Jade an Preußen ab (Wilhelmshaven). 1866/67 wurde Oldenburg (unter Verzicht auf die Elbherzogtümer) Gliedstaat des Norddeutschen Bundes, 1870/71 des Deutschen Reiches.
Nach Ausrufung der »Republik Oldenburg-Ostfriesland« am 10. 11. 1918 verzichtete Großherzog Friedrich August (* 1852, ✝ 1931) am 11. 11. auf den Thron. Am 17. 6. 1919 verkündete der neu gewählte Landtag die Verfassung des »Freistaates Oldenburg«. Einer Regierung der Weimarer Koalition unter Theodor Tantzen (* 1877, ✝ 1947, Mitglied der DDP) folgten Beamtenkabinette; nach dem Gewinn der absoluten Mehrheit bei den Landtagswahlen von 1932 stellte die NSDAP den Ministerpräsidenten. Im Mai 1933 verlor Oldenburg mit der Ernennung von Carl Röver (NSDAP, * 1889, ✝ 1942) zum Reichsstatthalter von Oldenburg und Bremen seine Selbstständigkeit; 1945 errichtete die britische Militärregierung das Land Oldenburg (unter Ministerpräsident Tantzen) neu, fügte es jedoch 1946 als Verwaltungsbezirk dem neu geschaffenen Land Niedersachsen ein.
H. Lübbing: Oldenburg. Landesgesch. (1953);
2) Ọldenburg, Landkreis im Regierungsbezirk Weser-Ems, Niedersachsen, 1 063 km2, 119 300 Einwohner; Kreisstadt ist Wildeshausen. Der Kreis umfasst die Oldenburg-Delmenhorster und die Wildeshauser Geest, im Nordosten ragt die Marsch der Unterweser, im Nordwesten ehemaliges Moorgebiet in der Hunte-Leda-Niederung (Vehnemoor) in das Kreisgebiet. Der Kreis ist stark landwirtschaftlich orientiert: Rinder-, Schweine-, Geflügelhaltung, Anbau von Roggen, Hafer und Gerste. Im Süden des Kreises Erdgasförderung (Aufbereitung in Großenkneten). Die Industrie ist schwach entwickelt.
3) Ọldenburg in Họlstein, Stadt im Kreis Ostholstein, Schleswig-Holstein, 10 000 Einwohner, an der Vogelfluglinie auf der Halbinsel Wagrien. Der ehemalige Dom Sankt Johannes der Täufer ist eine schmucklose, flach gedeckte romanische Backstein-Pfeilerbasilika (1156 begonnen) mit gotischem Chor und Barockausstattung.
Am Rande von Oldenburg, am nördlichen Ufer des »Oldenburger Grabens«, liegt ein slawisches Ringwall mit Vorburgen. Er war im 9. und 10. Jahrhundert die Hauptburg der slawischen Wagrier (Starigard). König Otto I., der Große, gründete hier 948 das erste Bistum für die Ostseeslawen, 1160 wurde es nach Lübeck verlegt. Oldenburg erhielt um 1235 lübisches Stadtrecht. Im 16. und 17. Jahrhundert war es Mittelpunkt eines Amts.
4) Ọldenburg (Ọldenburg), kreisfreie Stadt in Niedersachsen, 5 m über dem Meeresspiegel, Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Weser-Ems, an der Hunte und am Küstenkanal, 154 100 Einwohner; Synodalsitz der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg; Oberlandesgericht; Universität (gegründet 1973, eröffnet 1974), Fachhochschule Oldenburg (Fachbereiche: Architektur, Bauingenieur-, Vermessungswesen), Niedersächsisches Studieninstitut für kommunale Verwaltung; Landesbibliothek, Niedersächsisches Staatsarchiv, Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Stadtmuseum mit städtischen Kunstsammlungen, Horst-Janssen-Museum (2000 eröffnet), Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte; Staatstheater, Niederdeutsche Bühne (August-Hinrichs-Bühne), Sinfonieorchester. In der ehemaligen Residenz- und Wohnstadt bilden heute Groß- und Einzelhandel, private und öffentliche Dienstleistungen, Handwerk und Druckindustrie die wirtschaftlichen Schwerpunkte. Ab 1984 entstand das Industriegebiet am Osthafen. Im Binnenhafen von Oldenburg werden jährlich 1,2 Mio. t Güter umgeschlagen (größter Umschlag der niedersächsischen Binnenhäfen), davon sind etwa die Hälfte Futtermittel, ein Drittel Sand und Kies; weitere Umschlaggüter sind Mineralöl, Koks, Düngemittel, chemische Erzeugnisse. Regionales Zentrum für Messen, Kongresse und Sportveranstaltungen ist die Weser-Ems Halle.
Das Stadtbild ist wesentlich vom Klassizismus geprägt. Die Lambertikirche, ursprünglich eine gotische Halle, wurde nach Einsturz 1797 zur klassizistischen Rotunde umgebaut. Das repräsentative Schloss (1603-20; 1737-43 barock verändert, später erweitert) enthält das Landesmuseum; weitläufiger Schlossgarten (1806-17). Wahrzeichen Oldenburgs ist der »Lappan«, Turm des mittelalterlichen Heiliggeistspitals (1468). Historistische Prunkbauten sind das Rathaus (1887) und das Theater (1893); Parlamentsgebäude von P. Bonatz (1917); Christophoruskirche von G. Böhm (1958).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von Oldenburg; 1108 erscheint erstmals der Name Oldenburg (ursprünglich Ommeresburg, »Ammerburg«). Im Schutz einer Burg der Grafen von Oldenburg entstand eine um 1270 ummauerte Marktsiedlung, die 1345 Bremer Stadtrecht erhielt. Seit Mitte des 12. Jahrhunderts Mittelpunkt der Grafschaft Oldenburg, war die Stadt Oldenburg, noch im Mittelalter um eine Neustadt erweitert, bis 1667 Residenz der Grafen, 1774-1918/19 der Herzöge beziehungsweise Großherzöge von Oldenburg, dann bis 1946 Landeshauptstadt.
D. Kohl: Gesch. der Stadt O. (1925);
Gesch. der Stadt O., Beitrr. v. Heinrich Schmidt u. a., 2 Bde. (1996-97).
Oldenburg,
1) ['əʊldənbəːg], Claes Thure, amerikanischer Künstler schwedischer Herkunft, * Stockholm 28. 1. 1929; einer der bedeutendsten Vertreter der Pop-Art. Oldenburg beteiligte sich Ende der 50er-Jahre an der Happeningbewegung und begann 1960 Esswaren als Persiflage in fremden Materialien und grellen Farben nachzubilden. Ab 1961 entstanden auch Nachbildungen von Gebrauchsgegenständen und Apparaten aus weichem Material (Soft Sculptures). Seit 1965 gestaltet er (seit 1976 in Zusammenarbeit mit seiner Frau Coosje van Bruggen, * 1942) betont überdimensionierte Monumente in Form von Alltagsobjekten (u. a. Lippenstift, Wäscheklammer).
B. Rose: C. O. (1976);
C. van Bruggen: C. O.: Nur ein anderer Raum (1991, Text dt. u. engl.);
C. O. Die frühen Zeichnungen, hg. v. D. Koepplin, Ausst.-Kat. Öffentl. Kunstsammlung Basel (Basel 1992);
Inverted collar and tie, hg. v. L. Sabau (1994, Text dt. u. engl.);
C. O.: Eine Anthologie, übers. v. M. Taylor, Ausst.-Kat. Kunst- u. Ausstellungshalle der Bundesrep. Dtl., Bonn (1995).
2) [ɔldən'burk], Sergej Fjodorowitsch, russischer Indologe, * Bjankino (Gebiet Tschita) 26. 9. 1863, ✝ Leningrad 28. 2. 1934; 1904-29 Ständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften, daneben ab 1916 Direktor des Asiatischen Museums in Leningrad; ab 1930 ebenda Direktor des Orientinstituts. 1909/10 und 1914/15 Forschungsreisen nach Ostturkestan. Schwerpunkt seiner Arbeit war die Erforschung des nördlichen Buddhismus und die Tibetologie.
Universal-Lexikon. 2012.