Akademik

Oppenheimer
Ọppenheimer,
 
1) Carl, Biochemiker, * Berlin 21. 2. 1874, ✝ Den Haag 24. 12. 1941, Bruder von 2); seit 1908 Professor in Berlin (Landwirtschaftliche Hochschule), seit 1938 in Den Haag; arbeitete v. a. über Enzyme sowie Stoffwechsel und Energetik der lebenden Substanz; gründete 1902 das »Biochemische Zentralblatt«, das er bis 1920 herausgab.
 
 2) Franz, Soziologe, Volkswirtschaftler und Wirtschaftshistoriker, * Berlin 30. 3. 1864, ✝ Los Angeles (Calif.) 30. 9. 1943, Bruder von 1); ursprünglich Arzt, wandte er sich unter dem Eindruck der sozialen Problematik der modernen Großstadt der Soziologie zu; hatte 1919-29 den ersten soziologischen Lehrstuhl in Frankfurt am Main inne. Oppenheimer betrachtete die Soziologie als eine geschichtsphilosophisch orientierte Universalwissenschaft, die die soziale Entwicklung der Menschheit in ihrer Ganzheit in den Blick nimmt. Er entwickelte eine umfassende soziologische Theorie des »dritten Weges« zwischen Kapitalismus und Sozialismus (marxistische Richtung). Oppenheimer sah im Monopol am Boden (»Bodensperre«) die Ursache des sozialen Elends und forderte die Abschaffung des Großgrundbesitzes, um freie Siedlungsgenossenschaften zu ermöglichen. Oppenheimer gilt als einer der wichtigsten Vertreter des liberalen Sozialismus.
 
Werke: Die Siedlungsgenossenschaft (1896); Großgrundeigentum und soziale Frage (1898); Theorie der reinen und politischen Ökonomie (1910); Die soziale Frage und der Sozialismus (1912); System der Soziologie, 9 Teile (1922-35); Erlebtes, Erstrebtes, Erreichtes (1931).
 
Ausgabe: Gesammelte Schriften, herausgegeben von J. Schoeps u. a., auf 3 Bände berechnet (1995 ff.).
 
Literatur:
 
D. Haselbach: F. O., Soziologie, Geschichtsphilosophie u. Politik des »Liberalen Sozialismus« (1985);
 
F. O. u. Adolph Lowe. Zwei Wirtschaftswissenschaftler der Frankfurter Univ., hg. v. V. Caspari u. B. Schefold (1996).
 
 3) ['ɔpnhaɪmə], Julius Robert, amerikanischer Atomphysiker, * New York 22. 4. 1904, ✝ Princeton (N. J.) 18. 2. 1967. Nach dem Studium der Physik und Chemie an der Harvard University arbeitete Oppenheimer mehrere Jahre an den europäischen Zentren der Atomphysik; 1927 promovierte er bei M. Born in Göttingen. Seit 1929 lehrte Oppenheimer an der University of California in Berkeley und am California Institute of Technology in Pasadena. Er hat sich besonders um die Verbreitung der Quantenmechanik in den USA verdient gemacht. 1943 wurde Oppenheimer zum Direktor der Forschungslaboratorien in Los Alamos (New Mexiko) und damit zum wissenschaftlichen Leiter des amerikanischen Atomenergieprojekts (»Manhattan Project«) ernannt; er gilt deshalb als »Vater der Atombombe«. 1947 wurde Oppenheimer Direktor des Institute for Advanced Study in Princeton, N. J.; 1966 legte er dieses Amt nieder, blieb aber Professor am Institut. Als Vorsitzer des General Advisory Committee der amerikanischen Atomenergiebehörde hatte Oppenheimer beträchtlichen Einfluss auf die Atompolitik der USA. Da sich Oppenheimer später dem Bau der Wasserstoffbombe in den USA widersetzte, wurde Ende 1953 wegen angeblicher kommunistischer Gesinnung ein Untersuchungsverfahren gegen ihn eingeleitet. 1954 verlor er den Zugang zu allen Staatsgeheimnissen. 1963 wurde er rehabilitiert; der Präsident der USA verlieh ihm den Enrico-Fermi-Preis.
 
 4) Süß-Ọppenheimer, Josef Süß, genannt Jud Süß, Finanzier (Hoffaktor), * Heidelberg 1698 oder 1699 (nach anderen Quellen 1692 oder 1693), ✝ (hingerichtet) Stuttgart 4. 2. 1738; betrieb nach Wander- und Lehrjahren (1713-17) in Frankfurt am Main und Mannheim ein privilegiertes Wechsel- und Warengeschäft im Dienste mehrerer deutscher Fürsten; lernte 1732 den späteren Herzog Karl Alexander von Württemberg kennen, der ihn 1736 als Geheimen Finanzrat sowie politischen Ratgeber nach Stuttgart berief und seinen rasanten sozialen Aufstieg ermöglichte. Oppenheimer steigerte - ohne ständische Zustimmung - die herzoglichen Einnahmen durch merkantilistisch-staatsmonopolistische Neuerungen (Abgaben, Steuern). Noch am Todestag Karl Alexanders (12. 3. 1737) verhaftet und u. a. auf dem Hohenasperg inhaftiert, wurde Oppenheimer wegen angeblichen Verfassungsbruchs (v. a. Majestätsbeleidigung, Hochverrat, Münzfrevel) bei von der »ständischen Restauration« instrumentalisiertem Judenhass zum Tod verurteilt. - Das Schicksal Oppenheimers wurde seit dem frühen 19. Jahrhundert literarisch bearbeitet. Auf die Darstellungen von W. Hauff (1827) und L. Feuchtwanger (1925) griff der NS-Tendenzfilm (1940) »Jud Süß« von V. Harlan zurück.
 
Literatur:
 
S. Stern: J. Süß (1929, Neuausg. 1973);
 B. Gerber: J. Süß. Aufstieg u. Fall im frühen 18. Jh. (1990);
 H. G. Haasis: J. Süß O., gen. Jud Süß. Finanzier, Freidenker, Justizopfer (1998).
 
 5) Max, französischer Regisseur deutscher Herkunft, Ophüls, Max.
 
 6) Max, genannt Mọpp, österreichischer Maler und Grafiker, * Wien 1. 7. 1885, ✝ New York 19. 5. 1954; emigrierte 1938 in die Schweiz, 1939 in die USA. Sein Werk ist anfänglich vom Expressionismus geprägt, ab 1912 dominieren kubistische Stilelemente. Oppenheimer trat besonders mit Porträts (u. a. H. und T. Mann, A. Schönberg) sowie Musiker- und Orchesterbildern (»Die Philharmoniker«, 1935 bis 1940) hervor.
 
Literatur:
 
Mopp - M. O., bearb. v. G. T. Natter, Ausst.-Kat. Jüd. Museum der Stadt Wien (Wien 1994).

Universal-Lexikon. 2012.