Österreichischer Erbfolgekrieg,
der 1740/41 bis 1748 um die weiblichen Erbfolge Maria Theresias in den österreichischen Erblanden geführte europäische Krieg. Obwohl die Pragmatische Sanktion von 1713 zuvor allgemeine Anerkennung gefunden hatte, erhob u. a. Kurfürst Karl Albrecht von Bayern nach dem Tod Kaiser Karls VI. (1740) Erbansprüche auf die habsburgischen Länder sowie die Kaiserkrone und wurde dabei von Frankreich, Sachsen-Polen, Spanien, Kurköln, Schweden und Neapel unterstützt (Vertrag von Nymphenburg, 1741); Großbritannien und die Niederlande traten auf Österreichs Seite. Zudem erhob Brandenburg-Preußen - seit 4. 6. 1741 fest mit Frankreich verbündet - Ansprüche auf Schlesien, die König Friedrich II., der Große, im gleichzeitigen 1. und 2. Schlesischen Krieg durchsetzte, ohne dauernd der antiösterreichischen Koalition beizutreten. Ein französisch-bayerisches Heer drang am 12. 9. 1741 in Oberösterreich und später in Böhmen ein, worauf Kurfürst Karl Albrecht am 7./29. 12. 1741 in Prag (am 26. 11. erobert) zum König von Böhmen gewählt und gekrönt wurde (ab 24. 1. 1742 als Karl VII. auch Kaiser). Nachdem Österreich 1742 Ober- und Niederschlesien sowie Glatz an Brandenburg-Preußen abgetreten hatte (Breslauer Vertrag), führte ein österreichischer Gegenstoß zur Besetzung Bayerns (Januar/Februar 1742); die von England geführte »Pragmatische Armee« schlug die Franzosen am 27. 6. 1743 bei Dettingen. Nach dem Tod Karls VII. verzichtete sein Sohn Maximilian III. Joseph im Frieden von Füssen (22. 4. 1745 auf seine Ansprüche. Der Krieg wurde dann, als Sardinien sich Österreich anschloss (Wormser Bündnis, 13. 9.), v. a. in der Lombardei und in den Österreichen Niederlanden geführt, wobei die Franzosen zwar Erfolge errangen (Sieg bei Fontenoy unter Moritz von Sachsen, 11. 5. 1745 ), aber Russland, seit 2. 6. 1746 mit Österreich verbündet, einzugreifen begann. Zur See siegten die Engländer unter G. Anson über die Franzosen bei Kap Finisterre (3. 5. 1747. Nach längeren Verhandlungen kam es am 18. 10. 1748 zum Aachener Frieden, in dem Österreich Parma und Piacenza an eine Nebenlinie der spanischen Bourbonen abtrat; die Pragmatische Sanktion wurde allgemein anerkannt.
Ö. E., 1740-1748, hg. v. k. k. Kriegsarchiv, bearb. v. C. von Duncker u. a., 9 Bde. in 10 Tlen. (Wien 1896-1914);
R. Browning: The war of the Austrian successsion (Stroud 1994).
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Österreichischer Erbfolgekrieg
Es entsprach den Grundsätzen absolutistischer Staatsräson, dass Kaiser Karl VI. in der Pragmatischen Sanktion von 1713 die Unteilbarkeit des österreichischen Gesamtstaates festlegte, ein Grundsatz, der für Frankreich schon seit Jahrhunderten galt. Außerdem bestimmte die Pragmatische Sanktion, dass Karls Töchter in der Erbfolge vor denen seines Bruders Joseph stehen sollten.
So fiel nach dem Tod Karls VI. (1740) die Herrschaft an seine 1717 geborene älteste Tochter Maria Theresia. Von allen Seiten wurden, entsprechend der vorherigen Erbfolgekriege, Ansprüche auf Teile aus diesem Erbe gemacht: von Sachsen, Bayern, Spanien und vor allem von Preußen. Kurfürst Karl Albrecht (1697-1745) von Bayern erhob aufgrund seiner Herkunft auch Anspruch auf die Kaiserkrone. Frankreich schlug sich auf die antihabsburgische Seite.
Der junge Friedrich II. von Preußen, der von seinem Vater Friedrich Wilhelm I. einen wohlorganisierten Staat und eine schlagkräftige Armee übernommen hatte, eröffnete den Krieg gegen Maria Theresia um den Besitz Schlesiens. Am 16. Dezember 1740 marschierte sein Heer in Schlesien ein, und es begann damit ein jahrzehntelanges Ringen mit Österreich, der Anfang des preußisch-österreichischen Dualismus, der erst 1866 beendet wurde.
Neben dem Angriff auf Schlesien rückten bayerische und französische Truppen an der Donau und am Oberrhein auf Österreichs Erblande vor. Der Monarchin gelang es, sich den Rücken dadurch freizuhalten, dass sie sich der Hilfe der ungarischen Stände versicherte. Dennoch konnte sie es nicht verhindern, dass ihre Gegner Prag einnahmen und dass 1742 Karl Albrecht als Karl VII. zum Römischen Kaiser gewählt wurde, während sich Maria Theresia die Kaiserwürde für ihren Gemahl Franz von Lothringen erhofft hatte.
Auf englische Vermittlung kam 1742 ein Frieden zwischen Friedrich und Maria Theresia zustande, in dem diese auf Schlesien verzichtete. Ihr Hauptaugenmerk richtete sie nun auf Bayern, zumal ihr Truppen Englands, Sardiniens und der Generalstaaten am Oberrhein zu Hilfe kamen. Österreich konnte für eine längere Zeit Bayern besetzen und sogar an dessen Erwerbung denken. Die Sachsen, die ursprünglich in der Allianz der Gegner Maria Theresias gestanden hatten, traten nun auf die Seite Österreichs.
In dieser Situation fühlte sich Friedrich II. bedroht. Unterstützt durch ein Bündnis mit Frankreich eröffnete er 1744 mit einem Einfall in Böhmen den zweiten Schlesischen Krieg. Der Tod Kaiser Karls VII. machte unter dem Druck der preußischen Gefahr den Weg frei für die Wiedereinsetzung des bayerischen Erben Max Joseph in sein Land, wobei dieser auf alle Ansprüche auf die Kaiserkrone verzichten musste. Maria Theresia konnte nun die Wahl Franz' von Lothringen (1708-65, Kaiser seit 1745) zum Römischen Kaiser durchset zen. Sachsen wurde zum Hauptkriegsschauplatz. Der Frieden von Dresden (1745) bestätigte den Besitz Schlesiens für Friedrich. Mit der französischen Offensive in Flandern und Italien ging der Krieg zunächst weiter; geschürt durch die kolonialpolitische Rivalität traten Frankreich und Großbritannien nun als Hauptgegner hervor. Der Österreichische Erbfolgekrieg wurde 1748 mit dem Frieden von Aachen abgeschlossen. Die Großmachtstellung Österreichs wurde bestätigt, Frankreich hatte eine weitere politische Niederlage erlitten.
Universal-Lexikon. 2012.