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Schachspiel
Spiel der Könige; Schach

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Schạch|spiel 〈n. 11
1. sehr altes, urspr. oriental. Brettspiel für 2 Spieler mit je 16 teils verschiedenen Steinen
2. das Schachspielen
3. Schachbrett u. -figuren

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Schạch|spiel, das:
1. <o. Pl.> Schach (1):
die Faszination des -s.
2. <o. Pl.> das Schachspielen.
3. Schachpartie:
ein S. abbrechen.
4. Schachbrett u. -figuren.

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Schachspiel
 
[von persisch šāh »Schah«, »König«], Kurzbezeichnung Schach, ein Brettspiel für zwei Personen, das als »Turnierschach« international dem Sport zugeordnet wird. Gespielt wird auf dem Schachbrett mit je 16 hellen und dunklen Steinen. König, Dame und die beiderseits drei Figurenpaare (Turm, Läufer, Springer) haben wie die acht Bauern ihre eigene Bewegungsart und sind unterschiedlicher Qualität. Zum Schlagen sind alle berechtigt, das heißt, an die Stelle des regelgerecht geschlagenen Steins wird der eigene gesetzt.
 
 Regeln, Taktik, Spielformen
 
Ziel einer Schachpartie ist es, den gegnerischen König matt zu setzen. Matt ist diejenige Position, in der der angegriffene König weder durch Flucht noch durch Schlagen des Angreifers oder Dazwischenziehen einer Figur in die Schachlinie sich dem Schachgebot entziehen kann. Mit dem Matt ist die Schachpartie beendet. Eine Partie ist remis (unentschieden): 1) bei einer Pattstellung, die entsteht, wenn der am Zug befindliche Spieler keinen regelgemäßen Zug zur Verfügung hat und sein König nicht im Schach steht; 2) sobald eine Stellung entstanden ist, in der keiner der beiden Spieler den gegnerischen König mit regelgemäßen Zügen matt setzen kann (»tote Stellung«); 3) wenn sich die Spieler während der Partie auf Remis geeinigt haben; 4) falls eine identische Stellung mit demselben Spieler am Zuge zum dritten Mal entstanden ist oder sogleich entstehen wird. Der Zugpflichtige und am Remis Interessierte muss in diesem Fall den beabsichtigten Zug benennen und Stellungswiederholung reklamieren und gegebenenfalls nachweisen; 5) wenn die letzten 50 aufeinander folgenden Züge von jedem Spieler gemacht wurden, ohne dass ein Bauer gezogen oder ein Stein geschlagen wurde. In diesem Fall bedarf es der Schiedsrichterentscheidung.
 
Einmal während des Spiels darf jeder der beiden Gegner unter bestimmten Voraussetzungen eine Rochade, d. h. einen Doppelzug mit dem König und einem der beiden Türme (entsprechend »kurze« oder »lange Rochade« genannt), ausführen.
 
Die Schachfiguren haben unterschiedliche Gangarten. Die Bauern können bei jedem Zug nur ein Feld, von der Grundstellung aus auch zwei Felder gerade vorwärts rücken. Die Türme bewegen sich geradlinig (parallel zu den Seiten des Brettes) vorwärts, rückwärts oder seitwärts beliebig weit, die Läufer ebenso auf den Diagonalen des Brettes. Die Dame kann bei jedem Zug wie der Turm oder wie der Läufer ziehen. Der Springer geht ein Feld in gerader und dann ein Feld in schräger Richtung (Rösselsprung); er wechselt mit jedem Zug die Farbe des Standfeldes. Als einzige Figur kann er eigene und die Steine des Gegners überspringen. Hinsichtlich eigener Steine bildet die Rochade die einzige Ausnahme, wobei der Turm den König überspringt, unter der Voraussetzung, dass die Felder zwischen beiden frei sind. Alle Figuren außer den Bauern dürfen im Verlauf des Spieles schlagen, wie sie gehen; die in der Bahn stehende Figur des Gegners wird entfernt und an seinen Platz die schlagende Figur gesetzt. Die Bauern schlagen ein Feld schräg nach links oder rechts vorwärts. Kommt ein Bauer auf die letzte Reihe, verwandelt er sich in eine beliebige Figur seiner Farbe (mit Ausnahme des Königs), gleichgültig, ob sie sich noch im Spiel befindet oder nicht. Tritt ein Bauer, der von der Grundlinie kommt und einen Doppelschritt ausführt, dabei neben einen Bauern des Gegners, dann hat dieser im unmittelbar folgenden Zuge das Recht, ihn »en passant« (im Vorübergehen) zu schlagen, das heißt so zu schlagen, als wäre der Bauer nur einen Schritt weit gegangen.
 
Der Spielverlauf hat drei Abschnitte: Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel. Vor dem Spiel wird ausgelost, wer mit den weißen Steinen spielt und damit den ersten Zug hat. In der Eröffnung mit zahlreichen Systemen (offene, halb offene und geschlossene Eröffnungen) und Zugfolgen (z. B. italienische, spanische, russische Partie) gilt es, die Steine so rasch wie möglich auf wirksame Plätze zu stellen. Im Mittelspiel der Partie werden Kombinations- und Positionsspiel unterschieden. Im Endspiel soll mit dem verbleibenden Material der Sieg oder ein Remis erreicht werden. Nicht selten endet eine Partie schon im Mittelspiel durch Aufgabe oder Matt. Wertung einer Partie: Sieg (Matt) ein Punkt; Patt und Remis ein halber Punkt; Niederlage kein Punkt.
 
Schach zeichnet sich durch sehr viele Variationen aus. Allein für die ersten drei Züge von Weiß und Schwarz gibt es 729 verschiedene Möglichkeiten. Eine zahlenmäßige Überlegenheit an Material kann den Sieg ebenso bringen wie ein positioneller Vorteil, Beherrschung des Raumes gleichermaßen zum Erfolg führen wie ein massiver Figureneinsatz auf engstem Raum. Es gibt verschiedene Wettbewerbsarten des Schachs. Neben dem Turnierschach mit 40 Zügen in zwei Stunden, kontrolliert durch eine Schachuhr, hat auch das Schnellschach (Höchstdauer 30 Minuten beziehungsweise eine Stunde) und das Blitzschach (Bedenkzeit 5 Minuten für je Spieler pro Partie) einen Platz errungen. Das Simultanspiel ist eine Wettkampfart, bei der ein starker Spieler gleichzeitig an mehreren Brettern gegen leistungsschwächere Spieler antritt. Das Blindspiel erfolgt ohne Ansicht des Brettes und der Figuren; die Züge werden dem gegnerischen Spieler angesagt. Es wird auch als Simultanspiel durchgeführt.
 
Beim Computerschach spielt nach den Regeln des Schachs ein elektronischer Rechner (»Schachcomputer«) gegen Menschen oder andere Schachcomputer. Die meisten Schachcomputer besitzen eine »Eröffnungsbibliothek«, in der die bekanntesten Eröffnungen gespeichert sind, sowie eine Anzahl gespeicherter Meisterpartien. Die Eingabe der Züge erfolgt über eine Tastatur oder ein Sensorfeld, die Anzeige des vom Schachcomputer gewählten Zuges im Allgemeinen über ein Sichtgerät (Flüssigkristallanzeige oder Bildschirm). Die Spielstärke des Schachcomputers ist meist einstellbar, die gespielte Partie kann in der Regel aufgezeichnet werden.
 
 Organisationen
 
In Deutschland sind die Schachspieler im Deutschen Schachbund (Deutscher Sportbund, Übersicht) organisiert. In Österreich besteht der Österreichische Schachbund (ÖSB; gegründet 1920, Sitz: Graz) und in der Schweiz der Schweizerische Schachbund (SSB; gegründet 1889, Sitz: Bern). Internationaler Dachverband ist die Fédération Internationale des Échecs (FIDE; gegründet 1924 in Paris, Sitz: Lausanne). 1993 gründete der damals amtierende Weltmeister G. Kasparow die Professional Chess Association (PCA), worauf ihm von der FIDE der Titel aberkannt wurde.
 
 Wettbewerbe
 
Die bedeutendsten Turnierschachwettbewerbe sind die Einzel- und Mannschaftsweltmeisterschaften der Männer und Frauen sowie die Europa- beziehungsweise Kontinentalmeisterschaften. Im Jugend- beziehungsweise Juniorenbereich (Altersbegrenzung 20 Jahre) gibt es Europa- und Weltmeisterschaften in den verschiedenen Altersklassen, außerdem Senioren- (Frauen und Männer), Fernschach- und Problemlöser-(Problemisten-)Welt- und Europameisterschaften (neuerdings auch unter Schachcomputern). Höhepunkte sind die Schacholympiaden für Männer und Frauen. Von der FIDE werden nach jeweiligen Normerfüllungen internationale Titel im Männer- und Frauenbereich vergeben (Reihenfolge nach der Wertigkeit): Großmeister (GM), Internationaler Meister (IM) und FIDE-Meister (FM). - Die aktuelle Spielstärke der organisierten Schachspieler wird in Elo-Punkten angegeben, nach einem von dem Amerikaner Arpad Elo geschaffenen Wertungssystem (»Elo-[Rating]-System«).
 
 Geschichte
 
Man nimmt an, dass Schach zwischen 500 und 100 v. Chr. in Indien entwickelt wurde. Seinen Namen erhielt es in Persien. Die älteste ausführliche Schilderung des Spiels gibt der persische Dichter Firdausi. Araber brachten das Spiel über Nordafrika nach Spanien, von wo es um 1000 nach Mitteleuropa kam. Um 1050 wurde es in dem höfischen Abenteuerroman »Ruodlieb« in Deutschland erstmals erwähnt. Dem Vorbild des von Jakob von Cessole um 1300 verfassten, durch zahlreiche Handschriften verbreiteten »Libers de moribus hominum et officiis nobilium super ludo scaccorum« folgten bald »Schachzabelbücher« in den Volkssprachen, so u. a. durch Konrad von Ammenhausen (1337 vollendet). Um 1300 begannen sich Gruppen aller Volksschichten für das bisher nur in höfischen Kreisen bekannte Schach zu interessieren. In der Folge ließ das Interesse am praktischen Schach merklich nach, es wuchs hingegen das Interesse an Schachproblemen (»Problemschach«), meist auf arabische Vorbilder zurückgreifend.
 
Die älteste Sammlung von Schachendspielen ist ein spanischer Pergamentkodex (vollendet 1283/84). Aus Italien stammen Problemsammlungen dieser Zeit. - Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde die Spieldynamik des Schachs entscheidend revolutioniert, indem verschiedene Figuren eine größere Beweglichkeit erhielten (v. a. die heutige Dame). Weitere Neuerungen waren die Rochade und die Umwandlung von Bauern. Anstelle einfarbiger, lediglich durch Linien in Quadrate eingeteilter Schachbretter war schon im 14. Jahrhundert das in schwarze und weiße Felder unterteilte Schachbrett eingeführt worden.
 
Als ältester Beleg des modernen Schachs gilt die 1497 herausgegebene Sammlung von 150 Schachaufgaben alter und neuer Art. Eine wichtige Neuerung in der Schachliteratur war die Kompilation von Schacheröffnungen, so bereits bei dem führenden Schachspieler seiner Zeit, dem Spanier Ruy López de Sigura (Mitte des 16. Jahrhunderts). Unter den Schachspielern und -systematikern der folgenden Jahrhunderte, die allmählich in die wissenschaftlich-analytische Beschäftigung mit dem Schach in der neuesten Zeit überleiteten, sind besonders zu nennen: der Syrer Philipp Stamma von Aleppo mit seiner 1737 herausgegebenen Problemsammlung (1745 in London durch Eröffnungen erweitert) und dessen Zeitgenosse, der französische Komponist und Schachmeister F.-A. Philidor. Als dieser 1795 starb, stand Schach am Anfang seiner Entwicklung zum internationalen Turniersport.
 
Literatur:
 
Meyers Schach-Lex., hg. v. O. Borik (1993).
 

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Schạch|spiel, das: 1. <o. Pl.> Schach (1): die Faszination des -s. 2. <o. Pl.> das Schachspielen: tägliches S.; beim S. lassen sie sich nicht gerne stören. 3. Schachpartie: ein S. abbrechen. 4. Schachbrett u. -figuren: auf Reisen hat er immer ein kleines S. dabei.

Universal-Lexikon. 2012.