Steinsarg
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Sar|ko|phag 〈m. 1〉 prunkvoller, steinerner Sarg (zur Bestattung hochgestellter Persönlichkeiten) [<grch. sarkophagos; → Sarg]
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Sar|ko|phag, der; -[e]s, -e [spätlat. sarcophagus < griech. sarkophágos, eigtl. = Fleischverzehrer, zu: sárx (Gen.: sarkós) = Fleisch u. phageĩn = essen, fressen (urspr. wurde zur Herstellung eine die Verwesung fördernde Kalksteinart verwendet)] (bildungsspr.):
(meist aus Stein od. Metall gefertigter) prunkvoller, großer, in einer Grabkammer od. der Krypta einer Kirche o. Ä. aufgestellter Sarg, in dem hochgestellte Persönlichkeiten beigesetzt werden:
ein ägyptischer, römischer, mittelalterlicher, prunkvoller, marmorner S.
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Sarkophag
[griechisch sarkophágos, eigentlich »Fleischverzehrer«, zu sárx, sarkós »Fleisch« und phageĩn »essen«, »fressen« (ursprünglich wurde eine die Verwesung fördernde Kalksteinart verwendet)] der, -s/-e, meist steinerner Prunksarg zur Totenbestattung.
In Ägypten trat im Alten Reich die kastenförmige Form des Sarkophags mit flach gewölbtem Deckel auf (anfangs aus Holz), geschmückt mit Bilderfolgen aus dem täglichen Leben, seit der 11. Dynastie auch mit Reliefs. Im Mittleren Reich kam der anthropoide Sarkophag auf, der der Mumienform folgt. Die Sarkophage wurden vielfach mit Texten (über den Jenseitsglauben), Symbolen und erläuternden Bildern versehen. Beide Sarkophagformen fanden im Mittelmeerraum Verbreitung, die Kastenform z. B. in Byblos, die anthropoide bei den Philistern (Beth Schean), später auch in Sidon (Sarkophag des Eschmunsar II., 5. Jahrhundert v. Chr.), Sizilien und Spanien, vermittelt durch die Phöniker und Punier. Im 4. Jahrhundert v. Chr. traten in Karthago Steinsarkophage mit auf dem Rücken liegender vollplastischen Deckelfigur auf, ebenso in Etrurien (Cerveteri).
In Vorderasien kamen seit der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. unverzierte Steinkisten mit Deckstein vor (die Sarkophage der assyrischen Könige waren aus Basalt), außerdem Terrakottawannen, die bis in sassanidischer Zeit in Gebrauch waren. In parthischer Zeit gab es daneben meist blaugrün glasierte tönerne »Pantoffelsarkophage«.
Auf Kreta gab es ovale Wannensarkophage aus Ton schon in der Vorpalastzeit. Rechteckige Formen kamen in der Älteren Palastzeit auf; dieser Truhentypus (mit giebelförmigem Deckel) geht auf Holztruhen zurück. Auch die Bemalung der Larnakes genannten kretischen Sarkophage reicht in die Ältere Palastzeit zurück. Besonders reich, teils polychrom verziert ist eine Gruppe in Westkreta gefundener Tonsarkophage. Der bisher einzige kretische Steinsarkophag (vollständig bemalt) wurde in Hagia Triada gefunden. Bemalte spätmyken. Tonsarkophage aus Böotien (Tanagra) sind den spätesten kretischen Beispielen nahe verwandt.
In Kleinasien war der Sarkophag beziehungsweise das Grabhaus (mit Giebeldach) auf einem Sockel oder Pfeiler häufig. In Klazomenai wurde eine Gruppe figürlich bemalter Tonsarkophage (zwischen 540 und 470 v. Chr.) gefunden. Marmorne Kastensarkophage aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. (mit Giebeldach) aus der Nekropole von Sidon (Istanbul, Archäologisches Museum) zeigen figürliche Reliefs griechischer Künstler (»Satrapen-S.«, 5. Jahrhundert v. Chr.; Alexandersarkophag), einige ahmen - wie die Grabmäler - griechische Säulenarchitekturen nach (»Klagefrauen-S.«, Mitte 4. Jahrhundert v. Chr.), sodass sie statt der Friese Relieffelder zeigen.
In Etrurien wurden - vereinzelt seit dem 6. Jahrhundert v. Chr., zahlreich im 2. Jahrhundert v. Chr. - tönerne und steinerne Sarkophage in Klinen- oder Kastenform mit wie zum Bankett lagernden Deckelfiguren geschaffen; auch Deckel in Dachform kommen vor. Die Sarkophagkästen sind häufig mit Reliefs (Reise in die Unterwelt) verziert, vereinzelt auch bemalt (»Amazonen-S.«; Florenz, Archäologisches Museum). Die meisten Sarkophage stammen aus Südetrurien.
Das antike Rom
Bei Römern und Griechen herrschte Einäscherung vor; nachdem sich aber im 2. Jahrhundert n. Chr. die Körperbestattung allgemein durchgesetzt hatte, breitete sich der Steinsarkophag in der ganzen römischen Welt aus. Architektonisch (z. B. durch Säulen, Bäume) gegliederte Typen stehen neben Friessarkophagen mit durchlaufenden Reliefs. Römische, gallorömische und arelatische Sarkophage sind nur an der Vorderfront und den Schmalseiten dekoriert. Im ausgehenden 2. und im 3. Jahrhundert gehörten die Sarkophage zu den wichtigsten Trägern der römischen Reliefkunst. Die Thematik dieser Darstellungen diente der Vergegenwärtigung der Tugenden des Verstorbenen und brachte vielfältige Jenseitshoffnungen zum Ausdruck. Zunächst (180-230) wurden mythologische Motive (u. a. Herakles, Troja, Theseus), auch Musen, Hochzeiten oder Schlachten (»Ludovisischer Schlachtensarkophag«; Rom, Kapitolinisches Museum) gewählt, im 3. Jahrhundert traten daneben Jagden, in denen der verfolgte Eber, dann v. a. der Löwe den Tod symbolisieren, im 4. Jahrhundert Treibjagden mit Netzen.
Die Sarkophagplastik des frühen Christentums begann um die Mitte des 3. Jahrhunderts (ältestes Denkmal in Rom, Santa Maria Antiqua). Gemeinsam sind den frühen Darstellungen Beispiele der Rettung (des Jona aus dem Bauch des Fisches u. a.). Gegen Ende des 3. Jahrhunderts entwickelten sich aus dem Bild des Guten Hirten und des Fischers idyllischen Szenen, biblische Gestalten (Jona, Daniel u. a.) wurden als Prototypen des für den Toten erhofften Heils dargestellt. Die ersten Szenen aus dem Leben Jesu traten um 300 auf. In der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts wurden um die Gestalt eines Betenden (Orans) oder eines Hirten die Wunder Christi angeordnet, denen oft Szenen aus dem Leben Petri gegenübergestellt sind. Neben einzonigen Friessarkophagen stehen reich ausgestattete mit doppeltem und dreifachem Fries. An zentraler Stelle werden seit dem 3. Jahrhundert nicht selten Porträts der Verstorbenen angeordnet. In spätkonstantinischer Zeit traten die Passionssarkophage auf, bei denen der Passion Christi die der Apostel Petrus und/oder Paulus zugeordnet wurde. Der »Sarkophag des Junius Bassus« (359; Rom, Vatikanische Sammlungen) gehört zum architektonischen Typ. Ebenfalls aus dem 4. Jahrhundert stammen einige Porphyrsarkophage (u. a. der »Helena-S.«, 336, der »Sarkophag der Konstantina«, um 350; beide Rom, Vatikanische Sammlungen). In der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts verbreitete sich der Typ des an allen vier Seiten reliefierten mailändischen Stadttorsarkophag über ganz Italien. Die biblischen Szenen wurden auf die Nebenseiten verdrängt, die Hauptseite übernahm Repräsentationsszenen, deren Wiedergabe vor Architektur (Stadtforen) erfolgte (Gesetzesübergabe an Petrus, Christus als Lehrer zwischen den Aposteln, die Huldigung der Apostel). Eine Nachblüte erlebte die frühchristliche Sarkophagplastik Konstantinopels, von der nur Fragmente erhalten sind, im 5. Jahrhundert in Ravenna. Auch die ravennatischen Sarkophage haben an allen vier Seiten Reliefs, neben Sarkophagen mit figürlichen Szenen gibt es andere mit einfacher Tiersymbolik (Lämmer, Pfauen). Späte Beispiele dieser Gruppe finden sich noch im beginnenden Mittelalter.
Mittelalter und Neuzeit
Das Mittelalter hat die Grundform des antiken Sarkophags in Gestalt der Tumba bewahrt (Grabmal), seit dem hohen Mittelalter und v. a. in der Renaissance unter Zufügung einer Liegefigur des Verstorbenen, auch von weiteren Gestalten. Sarkophag und Baldachin über dem Sarkophag (Baldachingrab) wurden in Renaissance (Grabmal des Königs Johann II. von Portugal und seiner Gemahlin Isabella von G. de Amberes Siloe, 1486-93; Miraflores, Kartäuserkirche; Sarkophage für Ludwig XII. und Anna von Bretagne in der ehemaligen Abteikirche von Saint-Denis, 1516-31) und Barock zum Prunkgrab (Sarkophage der Königin Sophie Charlotte und König Friedrichs I. von Preußen von A. Schlüter, 1705 und 1713; Berlin, Dom), ebenso das Wandnischengrab. Der Klassizismus nahm wieder antikisierende Typen auf (J. G. Schadow, A. Canova, C. D. Rauch. Bis heute kommt der Sarkophag als Mittelpunkt größerer Grabanlagen vor.
Die antiken S.-Reliefs, hg. v. F. Matz u. a., auf zahlr. Bde. ber. (1890 ff.);
F. Gerke: Die christl. S.e der vorkonstantin. Zeit (1940, Nachdr. 1978);
H. Wiegartz: Kleinasiat. Säulen-S. (1965);
Repertorium der christlich-antiken S.e, hg. v. F. W. Deichmann u. a., auf mehrere Bde. ber. (1967 ff.);
P. Demargne: Tombes-maisons, tombes rupestres et sarcophages (Paris 1974);
M. Waelkens: Dokimeion, die Werkstatt der repräsentativen kleinasiat. S.e (1982);
A. Niwinski: 21th dynasty coffins from Thebes (Mainz 1988);
G. Koch: S.e der röm. Kaiserzeit (1993);
Vom Totenbaum zum Designersarg. Zur Kulturgesch. des Sarges von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. W. Neumann u. J. Lange, Ausst.-Kat. Museum für Sepulkralkultur, Kassel (21994);
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
frühchristliche Malerei und Plastik: Katakomben und Sarkophage
römische Grabkunst, Sarkophagreliefs und Mumienbildnisse: Selbstbewusstsein und Selbstdarstellung
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Sar|ko|phag, der; -s, -e [spätlat. sarcophagus < griech. sarkophágos, eigtl. = Fleischverzehrer, zu: sárx (Gen.: sarkós) = Fleisch u. phageĩn = essen, fressen (urspr. wurde zur Herstellung eine die Verwesung fördernde Kalksteinart verwendet)] (bildungsspr.): (meist aus Stein od. Metall gefertigter) prunkvoller, großer, in einer Grabkammer od. der Krypta einer Kirche o. Ä. aufgestellter Sarg, in dem hoch gestellte Persönlichkeiten beigesetzt werden: ein ägyptischer, römischer, mittelalterlicher, prunkvoller, marmorner S.; Ü GRS-Experte Herbert Alex sagte ..., der S. (Fachspr.; die zur Abschirmung der Radioaktivität geschaffene Ummantelung aus Stahl u. Beton) um den Unglücksreaktor sei undicht (FR 26. 4. 94, 1).
Universal-Lexikon. 2012.