Kạ̈stner,
1) Abraham Gotthelf, Mathematiker und Dichter, * Leipzig 27. 9. 1719, ✝ Göttingen 20. 6. 1800; studierte Philosophie, Physik und Mathematik, habilitierte sich 1739 in Leipzig, ab 1746 Professor ebenda; 1756 folgte er einem Ruf nach Göttingen; ab 1763 auch Leiter der dortigen Sternwarte. Kästners wichtigste Arbeitsgebiete waren die Grundlagen der Geometrie (Parallelenaxiom) und die Reihenlehre. Kästner war der führende Repräsentant der akademischen Mathematik seiner Zeit in Deutschland; C. F. Gauss und G. S. Klügel waren seine Schüler. - Kästner errang mit seinen scharf zugespitzten, zu seiner Zeit überschätzten Epigrammen auch große Erfolge als Schriftsteller.
2) Erhart, Schriftsteller, * Schweinfurt 13. 3. 1904, ✝ Staufen im Breisgau 3. 2. 1974; war Bibliothekar (Leiter der bibliophilen Sammlungen der Staatsbibliothek Dresden), dann 1936-38 Sekretär G. Hauptmanns; im Zweiten Weltkrieg Soldat in Griechenland und auf Kreta, als Kriegsgefangener in Afrika; 1950-68 Direktor der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Kästner trat mit sehr persönlichen Erlebnisbüchern hervor, die vom Eindruck der Mittelmeerlandschaft und der antiken Welt, aber auch des Krieges und der Gefangenschaft geprägt sind.
Werke: Griechenland. Ein Buch aus dem Kriege (1942; 1953 unter dem Titel Ölberge, Weinberge); Kreta (1946); Zeltbuch von Tumilad (1949); Die Stundentrommel vom heiligen Berg Athos (1956); Die Lerchenschule (1964); Aufstand der Dinge. Byzantinische Aufzeichnungen (1973); Der Hund in der Sonne u. a. Prosa (herausgegeben 1975).
Briefe, herausgegeben von P. Raabe (21985).
3) Erich, Pseudonym Melchior Kụrtz, Schriftsteller, * Dresden 23. 2. 1899, ✝ München 29. 7. 1974; Ausbildung zum Volksschullehrer; 1917 Wehrdienst, wegen Herzleidens entlassen; danach Studium u. a. der Germanistik, Geschichte und Philosophie; 1925 Promotion. Seit 1927 lebte Kästner als freier Schriftsteller und Journalist in Berlin. Zu den ersten Veröffentlichungen gehörten die Gedichtbände »Herz auf Taille« (1928), »Lärm im Spiegel« (1929) u. a. aktuelle, zeitkritische, politisch-satirische Gedichte und Texte für das Kabarett sowie der satirische Roman »Fabian« (1931), in denen er sich mit treffsicherem Witz gegen spießbürgerliche Moral, Militarismus und Faschismus wendet. Neben Gedichten und Romanen schrieb er geistreiche Feuilletons, Theaterstücke (»Die Schule der Diktatoren«, 1956), Filmdrehbücher und Romane für Kinder, die in neuartiger Weise spannende Geschichten mit erzieherischen Tendenzen verknüpfen. Am erfolgreichsten überhaupt war er mit »Emil und die Detektive« (1928, auch als Theaterstück und als Film), das in mehr als 30 Sprachen übersetzte Buch wurde zum Klassiker der Kinderliteratur. Obwohl 1933 seine Bücher verbrannt und verboten wurden (1942 erhielt er totales Schreibverbot), emigrierte er nicht und publizierte im Ausland. Nach 1945 war er Feuilletonredakteur der »Neuen Zeitung« in München, Herausgeber der Jugendzeitschrift »Der Pinguin« und Mitglied des Münchner Kabaretts »Schaubude«. 1957-62 war Kästner Präsident des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland; 1957 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.
Weitere Werke: Kinderbücher: Pünktchen und Anton (1930); Das fliegende Klassenzimmer (1933); Das doppelte Lottchen (1949); Die Konferenz der Tiere (1950); Der kleine Mann (1963); Der kleine Mann und die kleine Miss (1967).
Gedichte: Ein Mann gibt Auskunft (1930); Gesang zwischen den Stühlen (1932); Dr. E. Kästners lyrische Hausapotheke (1936).
Romane: Drei Männer im Schnee (1934); Die verschwundene Miniatur (1936); Georg und die Zwischenfälle (1938; 1949 unter dem Titel Der kleine Grenzverkehr); Der Zauberlehrling (1974).
Ausgaben: Gesammelte Schriften, 7 Bände (31965); Gesammelte Schriften für Erwachsene, 8 Bände (Neuausgabe 1979); Taschenbuchausgabe in 15 Einzelbänden (1988-89); Kästner für Kinder, 2 Bände (Neuausgabe 1989).
R. Benson: E. K. Studien zu seinem Werk (21976);
D. Mank: E. K. im natsoz. Dtl. (1981);
L. Enderle: E. K. Mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten (71.-73. Tsd. 1993);
H. Bemmann: Humor auf Taille. E. K. - Leben u. Werk (Neuausg. 1994);
K. Kordon: Die Zeit ist kaputt. Die Lebensgesch. des E. K. (1994).
Universal-Lexikon. 2012.