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Hauptmann
Häuptling; Leiter; Führer; Oberhaupt; Anführer

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Haupt|mann ['hau̮ptman], der; -[e]s, Hauptleute ['hau̮ptlɔy̮tə]:
Offizier (zwischen Oberleutnant und Major):
sie ist Hauptmann in der französischen Armee.

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Haupt|mann 〈m.; -(e)s, -leu|te〉
1. Offiziersrang zw. Major u. Oberleutnant
2. 〈allg.; veraltetAnführer einer Bande (Räuber\Hauptmann)

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Haupt|mann, der <Pl. …leute, auch: …männer> [mhd. houbetman, ahd. houpitman = Oberster, Anführer]:
1. (Militär)
a) Dienstgrad zwischen Oberleutnant u. Stabshauptmann (bei Heer u. Luftwaffe):
er wurde zum H. befördert;
b) Offizier[in] dieses Dienstgrades, Führer[in] einer Kompanie od. Batterie:
zu Befehl, Herr/Frau H.!
2. (veraltet) Führer einer [Söldner]truppe, Bande.

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I
Hauptmann,
 
Plural Hauptleute, französisch Capitaine [kapi'tɛn], englischer Captain ['kæptn], Dienstgrad der Dienstgradgruppe »Hauptleute« (Dienstgradabzeichen, Übersicht), bei der Marine als Kapitänleutnant, früher bei der Kavallerie als Rittmeister bezeichnet. Hauptmann werden in der Truppe als Führer (»Chefs«) von Einheiten eingesetzt. - Im Zeitalter der Söldnerheere hatte Hauptmann in Deutschland zunächst (14./15. Jahrhundert) die allgemeine Bedeutung »Anführer«, »Oberbefehlshaber«. Als in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts für den Höchstkommandierenden einer Streitmacht der Begriff Feldhauptmann üblich wurde, blieb die Bezeichnung Hauptmann den Führern der Fähnlein (später Kompanien) vorbehalten. Im 17. und 18. Jahrhundert war in vielen deutschen Staaten (in Preußen sogar bis 1842) die Bezeichnung Hauptmann im Rahmen der Nachahmung französischer Militärsprache zeitweilig durch den Titel Kapitän ersetzt worden.
 
II
Hauptmann,
 
1) Carl, Schriftsteller, * Obersalzbrunn (heute Bad Salzbrunn) 11. 5. 1858, ✝ Schreiberhau 4. 2. 1921, Bruder von 3); studierte Naturwissenschaft (u. a. bei E. Haeckel) und Philosophie; seit 1889 in Berlin, ab 1891 in Schreiberhau freier Schriftsteller. Hauptmann begann, thematisch und sprachlich seiner schlesischen Heimat verbunden, mit naturalistischen Dramen, die soziale Probleme behandeln; diesen nahe steht auch sein Roman »Mathilde« (1902) über das Leben einer Fabrikarbeiterin. Die seinem Wesen entsprechende schlesische Mystik und sein Grüblertum führten ihn zur Neuromantik; dabei weist ein Werk wie der Künstlerroman »Einhart der Lächler« (1907, 2 Bände) auch auf den Expressionismus hin. Vorbild für die Hauptfigur war hier der Maler Otto Mueller. Die innere Begegnung mit Meister Eckhart und anderen Mystikern zeigt sich in »Aus meinem Tagebuch« (1900).
 
 
Weitere Werke: Dramen: Marianne (1894); Waldleute (1896); Ephraims Breite (1900); Die Bergschmiede (1902); Die armseligen Besenbinder (1913); Krieg. Ein Tedeum (1914).
 
Erzählungen: Schicksale (1914); Rübezahlbuch (1915).
 
Roman: Ismael Friedmann (1913).
 
Komödie: Tobias Buntschuh (1916).
 
Literatur:
 
A. Stroka: C. H.s Werdegang als Denker u. Dichter (Breslau 1965);
 J. Jofen: Das letzte Geheimnis. Eine psycholog. Studie über die Brüder Gerhart u. C. H. (Bern 1972);
 H. Minden: C. H. u. das Theater (1976).
 
 2) Elisabeth, Schriftstellerin, Übersetzerin und Dramaturgin, * Peckelsheim (heute zu Willebadessen) 20. 6. 1897, ✝ Berlin (Ost) 20. 4. 1973; seit 1924 Mitarbeiterin von B. Brecht; Herausgeberin seiner Werke; ihr eigenes Stück »Happy end« erschien 1928 unter dem Pseudonym Dorothy Lạsse (Songs von Brecht, Musik von K. Weill); emigrierte 1933 über Frankreich in die USA, zeitweise Ȋ mit P. Dessau; seit 1956 Arbeit beim Berliner Ensemble.
 
 3) Gerhart, Dichter, * Obersalzbrunn (heute Bad Salzbrunn) 15. 11. 1862, ✝ Agnetendorf 6. 6. 1946, Vater von 4), Bruder von 1); Sohn eines Gastwirts, zunächst landwirtschaftliche Ausbildung, 1880-82 Besuch der Kunstschule in Breslau, anschließend Philosophiestudium in Jena (Vorlesungen von E. Haeckel und R. Eucken); 1883 Kunstreise nach Italien, 1884 an der Kunstakademie Dresden, dann historische Studien und Schauspielunterricht in Berlin; heiratete 1885 die Großkaufmannstochter Marie Thienemann und wurde damit finanziell unabhängig (nach jahrelanger Krise Scheidung 1904 und Heirat mit Margarete Marschalk). 1885-91 lebte Hauptmann als freier Schriftsteller in Berlin, fand dort Anschluss an den literarischen Verein »Durch«, an den Friedrichshagener Dichterkreis und an den Kreis der »Freien Bühne« unter O. Brahm. 1891 übersiedelte er nach Schlesien (Schreiberhau, später Agnetendorf), hielt sich aber zeitweise noch in Berlin auf, im Sommer lebte er meist auf der Insel Hiddensee. Zahlreiche Reisen führten ihn u. a. nach Italien, Griechenland und Amerika (Vortragsreise anlässlich des Goethe-Jubiläums 1932). 1912 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
 
Hauptmann schuf - unterschiedlichen Stilrichtungen verpflichtet - ein vielgestaltiges Werk mit wechselnden sozialen, psychologischen, religiösen, mythischen und autobiographischen Themen. Im Vordergrund steht der unterdrückte, an sich selbst oder der Umwelt scheiternde Mensch. Spektakuläre Wirkung erzielte Hauptmann mit dem sozialen Drama »Vor Sonnenaufgang« (1889), mit dem er dem Naturalismus, als dessen wichtigster deutscher Vertreter er gilt, in Deutschland zum Durchbruch verhalf, ähnlich mit der dramatischen Bearbeitung des Weberaufstands von 1844 »Die Weber« (1892, 1. Fassung in schlesischer Mundart 1892 unter dem Titel »De Waber«). Zu den realistischen, sozialkritischen Dramen Hauptmanns gehört auch die Diebskomödie »Der Biberpelz« (1893). Über dem Versuch zur Ausweitung des Naturalismus ins Traumhafte und Visionäre gab Hauptmann das proletarische Engagement auf und wandte sich mit Sagen-, Mythen- und Märchenspielen neuromantischen Positionen zu (»Hanneles Himmelfahrt«, 1893, endgültiger Titel seit 1897; »Und Pippa tanzt«, 1906). Jedoch kehrte er mit realistischen Milieutragödien immer wieder zur naturalistischen Methode zurück (»Fuhrmann Henschel«, 1898; »Rose Bernd«, 1903; »Die Ratten«, 1911). In der mittleren und späten Schaffensperiode galt sein Interesse v. a. historischen Themen, er bearbeitete auch vorgegebene literarische Stoffe (u. a. Shakespeare, Grillparzer). Die »Atridentetralogie« zeigt ein düsteres Antikebild, dem von Goethe verkündeten humanistischen Ideal entgegengesetzt (»Iphigenie in Delphi«, 1941; »Iphigenie in Aulis«, 1943; »Agamemnons Tod«, »Elektra«, herausgegeben 1948, zusammen 1949).
 
Aus dem epischen Schaffen ragt die Novelle »Bahnwärter Thiel« (1888) heraus; dennoch ist der Erzähler Hauptmann dem Dramatiker deutlich unterlegen, Ähnliches gilt für die versepischen, lyrischen und essayistischen Werke. Die Romane und Erzählungen zeigen Hauptmanns Vorliebe für magisch-fantastische Elemente und basieren stark auf Autobiographischem (»Der Narr in Christo Emanuel Quint«, 1910, Roman; »Der Ketzer von Soana«, 1918, Novelle).
 
Hauptmann galt zu seiner Zeit, v. a. bei seinen Auslandsaufenthalten, als Repräsentant des deutschen Geistes und Nachfahre Goethes. Er bejahte die Weimarer Republik, ließ sich allerdings 1933 vom nationalistischen Gedankengut beeindrucken; er lebte bis 1945 zurückgezogen, ohne sich politisch zu betätigen, versuchte jedoch, sich zu arrangieren, um sein Werk nicht zu gefährden. Hiermit enttäuschte er viele seiner Freunde, die ins Exil gegangen waren.
 
- Nach Hauptmann ist der Gerhart-Hauptmann-Preis benannt.
 
 
Weitere Werke: Dramen: Das Friedensfest (1890); College Crampton (1892); Florian Geyer (1896); Die versunkene Glocke (1897); Michael Kramer (1900); Schluck und Jau (1900); Der rote Hahn (1901); Der arme Heinrich (1902); Elga (1905); Griselda (1909); Gabriel Schillings Flucht (1912); Winterballade (1917); Der weiße Heiland (1920); Indipohdi (1920); Vor Sonnenuntergang (1932); Hamlet in Wittenberg (1935); Magnus Garbe (1942).
 
Romane: Atlantis (1912); Die Insel der großen Mutter oder Das Wunder von Île des Dames (1925); Wanda (1928); Winckelmann (1954, vollendet von F. Thiess).
 
Versepen: Promethidenlos (1885); Anna (1921); Des großen Kampffliegers, Landfahrers, Gauklers und Magiers Till Eulenspiegel Abenteuer. .. (1928); Der große Traum (1943).
 
Reiseerzählung: Griechischer Frühling (1908).
 
Gedichte: Ährenlese (1939); Neue Gedichte (1946).
 
Autobiographische Schriften: Buch der Leidenschaft, 2 Bände (1930); Im Wirbel der Berufung (1936); Das Abenteuer meiner Jugend, 2 Bände (1937).
 
Ausgaben: Das gesammelte Werk. Ausgabe letzter Hand. .., 17 Bände (1942); Diarium 1917 bis 1933, herausgegeben von M. Machatzke (1980); Notiz-Kalender 1889 bis 1891, herausgegeben von demselben (1982); Tagebuch 1892 bis 1894, herausgegeben von demselben (1985); Tagebücher 1897 bis 1905, herausgegeben von demselben (1987).Sämtliche Werke. Centenar-Ausgabe, herausgegeben von H.-E. Hass, fortgeführt von M. Machatzke, 11 Bände (Neuausgabe 1996).
 
Literatur:
 
K. Hildebrandt: G. H. u. die Gesch. (1968);
 Hans Mayer: G. H. (31973);
 R. C. Cowen: H.-Komm., 2 Bde. (1980-81);
 K. S. Guthke: G. H. Weltbild im Werk (21980);
 S. Hoefert: G. H. (21982);
 S. Hoefert: Internat. Bibliogr. zum Werk G. H.s, 2 Bde. (1986-89);
 P. Sprengel: G. H. Epoche - Werk - Wirkung (1984);
 W. Leppmann: G. H. (1986);
 C. F. Behl u. F. A. Voigt: Chronik von G. H.s Leben u. Schaffen (Neuausg. 1993);
 K. L. Tank: G. H. (115.-117 Tsd. 1995);
 E. Hilscher: G. H. (Neuausg. 1996).
 
 4) Ivo, Maler, * Erkner 9. 2. 1884, ✝ Hamburg 28. 9. 1973, Sohn von 3). Seine Malerei stand bis 1914 stark unter dem Einfluss des französischen Neoimpressionismus. Für die späteren Landschafts- und Figurenkompositionen ist eine strenge Tektonik bezeichnend.

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Haupt|mann, der <Pl. ...leute> [mhd. houbetman, ahd. houpitman = Oberster, Anführer]: 1. a) Offiziersdienstgrad der dritten Stufe (zwischen Oberleutnant u. Major): er wurde zum H. befördert; b) Träger des Dienstgrades eines Hauptmanns (1 a), Führer einer Kompanie od. Batterie: Der wahre Name der zunächst als Sophie Turenge durch die Gazetten gegeisterten Greenpeace-Jägerin sei Dominique Prieur. Sie sei H. der französischen Armee (Rheinpfalz 23. 8. 85, 3). 2. (veraltet) Führer einer [Söldner]truppe, Bande.

Universal-Lexikon. 2012.