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1Fu|ge ['fu:gə], die; -, -n:schmaler Zwischenraum zwischen zwei [zusammengefügten] Teilen:
Fugen in der Wand verschmieren.
Syn.: ↑ Riss, Spalt;
☆ aus den Fugen gehen/geraten, sein: den [inneren] Zusammenhalt verlieren, verloren haben, in Unordnung geraten, geraten sein.
2Fu|ge ['fu:gə], die; -, -n:
mehrstimmiges Musikstück mit festem Thema und streng gegliedertem Aufbau:
eine Fuge von Bach spielen.
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Fu|ge1 〈f. 19〉 Öffnung zw. benachbarten Bauteilen (Mauersteinen, Holzbalken usw.), Ritze, Spalt ● aus den \Fugen gehen, 〈od.〉 geraten auseinander- od. entzweigehen (von Teilen, die zusammengehören); die Welt ist aus den \Fugen 〈fig.〉 ist gestört, durcheinander; in allen \Fugen krachen [<mhd. vuoge; → fügen]
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Fu|ge2 〈f. 19; Mus.〉 nach strengen Regeln aufgebautes Musikstück, bei dem ein Thema nacheinander durch alle Stimmen geführt wird, meist im Quart- od. Quintabstand ● die Kunst der \Fuge von Bach [<mlat. fuga „Wechselgesang“ <lat. fuga „Flucht“]
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1. schmaler [ausgefüllter] Zwischenraum zwischen zwei [Bau]teilen, Mauersteinen o. Ä.:
die -n verschmieren;
☆ aus den -n gehen, geraten (1. den Zusammenhalt verlieren, entzweigehen: der Stuhl ist ganz aus den -n gegangen. 2. den [inneren] Zusammenhalt verlieren; in Unordnung geraten: die Welt gerät aus den -n).
2. (Sprachwiss.) Stelle, an der die Bestandteile einer Zusammensetzung zusammentreffen (z. B. Eisen/bahn).
2Fu|ge , die; -, -n [ital. fuga = Fuge < lat. fuga = Flucht (da eine Stimme gleichsam vor der folgenden »flieht«)] (Musik):
selbstständiges Musikstück od. Teil einer Komposition in zwei- bis achtstimmiger kontrapunktischer Satzart mit nacheinander in allen Stimmen durchgeführtem, fest geprägtem Thema.
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I Fuge
[mittelhochdeutsch vuoge »Verbindungsstelle«],
1) Bautechnik: Zwischenraum zwischen zwei aneinander stoßenden Bauteilen, Mauersteinen u. a. Die waagerechten Fugen eines Mauerwerks bezeichnet man als Lagerfugen, die senkrechten, zwischen zwei nebeneinander liegenden Steinen verlaufenden Fugen als Stoßfugen. - Im Hochbau unterscheidet man zwischen Dehnungsfugen, Setzungsfugen und Gleitfugen aus Folieneinlagen, die unbehinderte Wärmedehnungen zwischen massiven Dachdecken und ihren Wandauflagern ermöglichen und Rissbildung in den Wänden vermeiden, sowie Arbeitsfugen, die durch Unterbrechung der Betonierarbeit entstehen. - Im Straßenbau werden schon vor dem Betonieren Quer- und Längsfugen vorbereitet. Raumfugen gehen durch die ganze Plattendicke; sie dienen zum Ausgleich von Längenänderungen und zur Aufnahme von Ausdehnungen; Scheinfugen sind Einkerbungen in den Betonplatten, die eine willkürliche Rissbildung verhindern sollen; Pressfugen sind dünne Fugen, die als Arbeitsfugen entstehen. - Fugenverschlüsse, z. B. thermoplastische Fugeneinlagen oder dauerelastische Fugenvergussmassen, schützen die Fugen gegen Feuchtigkeit, Schmutz und Schadstoffe.
2) Sprachwissenschaft: Wortfuge, Stelle, an der die beiden Bestandteile einer Zusammensetzung zusammentreffen, z. B. Abend|rot.
Fuge
[italienisch, von lateinisch fuga »Flucht«] die, -/-n, Musik: eine kontrapunktische Satzart und Form mit dem Hauptmerkmal imitierender Durchführung eines zu Beginn aufgestellten Themas durch alle (zumeist vier) gleichberechtigten Stimmen.
Das lateinische Wort fuga bezeichnete seit dem 14. Jahrhundert den Kanon, seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert auch die Imitation, bei der die Stimmen gleichsam einander »fliehen«. Frühe Formen der Fuge treten seit dem 16. Jahrhundert unter den Bezeichnungen Kanzone, Fantasie und Ricercar auf. Die Fuge im neueren Sinn entwickelte sich namentlich im Schaffen von J. P. Sweelinck, G. Frescobaldi, J. J. Froberger, J. Pachelbel und bei den norddeutschen Orgelmeistern S. Scheidt, J. A. Reinken, D. Buxtehude und M. Weckmann. Ihren Höhepunkt fand die Fuge im Schaffen von J. S. Bach (»Das Wohltemperierte Klavier«, 1722-44; »Die Kunst der Fuge«, 1750; Orgel- und Chorfugen). Auf die Fuge, wie Bach sie verstand, bezieht sich das noch heute gelehrte Formenmodell, das jedoch, wegen der unübersehbaren Vielfalt der Ausprägungen im Einzelnen, nur in ganz allgemeiner Weise dargestellt werden kann.
Regulären Bau zeigt stets der Beginn einer Fuge. Das Thema (Subjekt) erscheint nacheinander in allen Stimmen abwechselnd in seiner Grundgestalt (Dux) auf der 1. Stufe und als Beantwortung (Comes) auf der 5. Stufe. Diese Beantwortung ist entweder »real«, d. h. intervallgetreu eine Quinte höher (oder eine Quarte tiefer), oder »tonal«, d. h. mit bestimmten intervallischen Abweichungen, um die Ausgangstonart zu erhalten. Häufigster Fall der tonalen Beantwortung ist folgender: Der Quintton im Dux (z. B. g in C-Dur) wird nicht durch dessen Quintton (d), sondern durch den Grundton der Haupttonart (c) beantwortet. Beispiel (J. S. Bach, Fuge C-Dur aus dem »Wohltemperierten Klavier«, 2. Teil, 1744):
Nach ihrem Themeneinsatz werden die einzelnen Stimmen entweder in frei wechselnden kontrapunktischen Linien oder in einem gleich bleibenden, stets zum Thema einer anderen Stimme erklingenden Gegensatz (Kontrasubjekt, im Schema mit ∎∎∎∎∎∎∎ und ▵▵▵▵▵▵▵ angezeigt) weitergeführt. Nach einem Zwischenspiel können weitere Themeneinsätze, oft wieder zu Durchführungen zusammengefasst, in verschiedensten Gestaltungen auftreten. Hier ist der Ort für besondere kontrapunktische Künste (Engführung, Augmentation, Diminution, Umkehrung, Krebs, rhythmische Veränderungen u. a.). Der Schluss mündet in die Tonika, oft als Ergebnis einer zusammenfassenden Steigerung.
Außer der einfachen Fuge gibt es eine Anzahl besonderer Fugentypen, wie Gegenfuge, Spiegelfuge, Permutationsfuge, Doppelfuge, Tripelfuge.
Mitte des 18. Jahrhunderts geriet die Fuge außer in der Kirchenmusik - als veraltete »Künstelei« in Verruf und fast in Vergessenheit, wurde jedoch bereits in der Wiener Klassik (J. Haydn, W. A. Mozart, L. van Beethoven) als Satztechnik gelegentlich wieder aufgegriffen und im Rahmen der Sonatenform verwendet. In der Romantik (R. Schumann, F. Mendelssohn Bartholdy) erlebte die Fuge eine gewisse Nachblüte und wurde in vielfältiger Weise mit der jeweils modernen Klang- und Ausdruckssprache verschmolzen (J. Brahms, M. Reger). In der Musik des 20. Jahrhunderts spielte sie im Rahmen neoklassizistischen Tendenzen eine Rolle (P. Hindemith, I. Strawinsky). Da das Kompositionsprinzip der Fuge Tonalität voraussetzt, hat sie in der atonalen und seriellen Musik, wie überhaupt in der Komposition der letzten Jahrzehnte, keine Bedeutung.
F. W. Marpurg: Abh. von der F., 2 Bde. (1753-54, Nachdr. 1970);
J. Müller-Blattau: Grundzüge einer Gesch. der F. (21931);
A. Adrio: Die F., H. 1: Von den Anfängen bis zu J. S. Bach (1960);
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1Fu|ge, die; -, -n [mhd. vuoge = Verbindungsstelle, zu ↑fügen]: 1. schmaler [ausgefüllter] Zwischenraum zwischen zwei [Bau]teilen, Mauersteinen o. Ä.: die -n verschmieren; Schwefeldämpfe sanken herab, krochen in -n und Ritzen (Ceram, Götter 23); Die rasende Maschine holpert und knirscht und knackt in allen -n (Berger, Augenblick 126); *aus den -n gehen, geraten (1. den Zusammenhalt verlieren, entzweigehen: die Kiste, der Stuhl ist ganz aus den -n gegangen. 2. den [inneren] Zusammenhalt verlieren; in Unordnung geraten: Die Verwirrung ... wurde immer größer, die geforderte Einheitlichkeit ... war aus den -n geraten [Capital 2, 1980, 139]; die Welt ist, geht, gerät aus den -n). 2. (Sprachw.) Stelle, an der die Bestandteile einer Zusammensetzung zusammentreffen (z. B. Eisen/bahn).
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2Fu|ge, die; -, -n [ital. fuga = Fuge < lat. fuga = Flucht (da eine Stimme gleichsam vor der folgenden „flieht“)] (Musik): selbstständiges Musikstück od. Teil einer Komposition in zwei- bis achtstimmiger kontrapunktischer Satzart mit nacheinander in allen Stimmen durchgeführtem, fest geprägtem Thema.
Universal-Lexikon. 2012.