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stumpf
plump; dumpf; unbeholfen; dumpf; glanzlos; matt

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stumpf [ʃtʊmpf̮] <Adj.>:
1.
a) (von Schneidwerkzeugen) nicht scharf, nicht [mehr] gut schneidend:
ein stumpfes Messer; das Werkzeug ist stumpf [geworden].
b) (von einem länglichen Gegenstand) nicht in eine Spitze auslaufend, nicht [mehr] spitz:
eine stumpfe Nadel; die Farbstifte sind stumpf geworden.
c) an einem Ende abgestumpft, ohne Spitze:
ein stumpfer Kegel.
2. (in Bezug auf die Oberfläche von etwas) leicht rau; nicht glatt und ohne Glanz:
stumpfes Metall; die Oberfläche des Holzes ist stumpf; ihr Haar ist von der Sonne ganz stumpf geworden.
Syn.: matt, rau.
3. (besonders von Farben) matt, glanzlos:
ein stumpfes Rot; die Farbe wurde allmählich stumpf.
Syn.: blind.
4. (von Winkeln) zwischen 90º und 180º betragend:
ein stumpfer Winkel; der Winkel ist stumpf.
5.
a) ohne Lebendigkeit, geistige Aktivität; ohne Empfindungsfähigkeit:
ein ganz stumpfer Mensch; stumpf dahinleben.
Syn.: dumpf, lethargisch, passiv, phlegmatisch, stumpfsinnig, träge.
b) abgestumpft und teilnahmslos, fast leblos:
ein stumpfer Blick; er blieb stumpf gegenüber den Schönheiten der Natur; sie starrte stumpf vor sich hin.

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stụmpf 〈Adj.〉
1. nicht scharf (Zähne), nicht spitz (Nase), nicht gespitzt (Bleistift), nicht schneidend, schlecht geschliffen (Messer, Schwert), nicht stechend (Nadel)
2. 〈fig.〉
2.1 matt, ohne Glanz (Haar, Metall, Stoff, Farbe)
2.2 unempfindlich (Sinne)
2.3 ausdruckslos, verständnislos (Blick)
2.4 teilnahmslos, abgestumpft, seelenlos (Mensch)
● die Gefangenen haben einen \stumpfen Blick, Gesichtsausdruck; \stumpfer Reim; \stumpfer Winkel W., der größer als 90° u. kleiner als 180° ist; \stumpfe Seide ● durch viele Schicksalsschläge ist sie \stumpf geworden 〈fig.〉 teilnahmslos ● er blieb \stumpf gegen alles Schöne, \stumpf gegenüber allen Versuchungen, ihn aufzumuntern [<mhd., ahd. stump „verstümmelt, unvollkommen“, mnddt. stump „verkürzt, mit stumpfer Schneide; ohne Spitze, Schärfe“ = „unbrauchbar“]

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stụmpf <Adj.> [mhd. stumpf, spätahd. stumph, urspr. = verkürzt, verstümmelt, verw. mit Stumpf]:
1.
a) (von Schneidwerkzeugen) nicht [mehr] gut schneidend; nicht scharf (1 a):
ein -es Messer;
b) (von einem länglichen Gegenstand) nicht in eine Spitze auslaufend; nicht [mehr] spitz:
eine -e Nadel.
2. an einem Ende abgestumpft, ohne Spitze (1 b):
ein -er Kegel.
3. (in Bezug auf die Oberfläche von etw.) leicht rau; nicht glatt u. ohne Glanz:
-es Metall;
der Schnee ist s. (nass, klebrig; ohne die erwünschte Glätte);
ihr Haar war von der Sonne ganz s. (glanzlos) geworden.
4. (besonders von Farben) matt, glanzlos:
ein -es Rot;
die Farbe ist s. geworden.
5. [nach lat. angulus obtusus = stumpfer Winkel] (Geom.) (von Winkeln) zwischen 90° u. 180° betragend:
ein -er Winkel.
6. (Med.) (von Verletzungen) keine blutende Wunde hinterlassend:
eine -e Verletzung.
7. (Verslehre) (vom Reim) männlich (4 b).
8.
a) ohne geistige Aktivität, ohne Lebendigkeit; ohne Empfindungsfähigkeit:
ein ganz -er Mensch;
s. dahinleben;
b) abgestumpft u. teilnahmslos, fast leblos:
-e Augen;
ein -er Blick;
gegen Schmerzen/gegenüber Schmerzen völlig s. werden;
s. vor sich hin starren.

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Stụmpf,
 
1) Carl, Philosoph und Psychologe, * Wiesentheid (Kreis Kitzingen) 21. 4. 1848, ✝ Berlin 25. 12. 1936; Schüler von F. Brentano und H. Lotze. 1873 wurde er Professor in Würzburg, 1879 in Prag, 1884 in Halle (Saale), 1889 in München und 1894 in Berlin (bis 1921). Stumpf wurde stark beeinflusst durch die auf die Erforschung der psychischen Funktionen gerichtete Aktpsychologie Brentanos, die er um das experimentelle Vorgehen bereicherte, und gilt mit Brentano als Begründer der »funktionalen Psychologie«. Aufgrund seiner theoretischen Ausrichtung war er der Gegenspieler des Experimentalpsychologen W. Wundt. Bekannt wurde Stumpf v. a. durch seine Beiträge zur Musik- und Tonpsychologie sowie seine Arbeiten zur vergleichenden Musikforschung, als deren Begründer er gilt; mit seinem Schüler E. von Hornbostel gründete er 1900 das Berliner Phonogrammarchiv. Zu seinen Schülern zählen u. a. E. Husserl sowie mit W. Köhler, K. Koffka und M. Wertheimer die wichtigsten Vertreter der Berliner Schule der Gestaltpsychologie.
 
Werke: Tonpsychologie, 2 Bände (1883-90); Erscheinungen und psychische Funktionen (1907); Die Anfänge der Musik (1911); Gefühl und Gefühlsempfindung (1928).
 
Literatur:
 
F. Brentano: Briefe an C. S. 1867-1917, hg. v. G. Oberkofler (Graz 1989).
 
 2) Johannes, schweizerischer Geschichtsschreiber, * Bruchsal 23. 4. 1500, ✝ Zürich um 1578; wurde 1520 Johanniter, 1522 Prior, dann reformierter Pfarrer, lebte seit 1562 in Zürich. Sein Hauptwerk, »Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren chronick wirdiger Thaaten Beschreybung«, 13 Bücher (1548), ragt durch die von ihm selbst gezeichneten Karten hervor (mehrmals gesondert als Atlas aufgelegt).
 
 3) Johannes, Maschinenbauingenieur, * Mülheim (heute zu Köln) 6. 4. 1862, ✝ Berlin 18. 11. 1936; 1896-1930 Professor an der TH Berlin. Stumpf arbeitete über Pumpen, Kompressoren und Dampfturbinen und entwickelte 1908 die Gleichstrom-Dampfmaschine.
 
Werk: Die Gleichstrom-Dampfmaschine (1911).

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Stụmpf, der; -[e]s, Stümpfe [mhd. stumpf(e), ahd. stumph, eigtl. = verstümmelter Rest (eines Baumes od. Körperteils)]: nach Abtrennung, Abnutzung, Verbrauch von etw. (seiner Form nach Langgestrecktem) verbliebenes kurzes Stück: der S. einer Kerze; seine Zähne waren nur noch Stümpfe; Auf einem Feld aus dem Schnee ragende Stümpfe abgehackter Bäume (Plievier, Stalingrad 335); Voran fährt auf einem kleinen Rollwagen der S. eines Körpers mit einem Kopf (Remarque, Obelisk 218); er hatte keine Prothese an und hieb mit dem S. auf den Tisch (Küpper, Simplicius 66); *mit S. und Stiel (ganz u. gar, bis zum letzten Rest).

Universal-Lexikon. 2012.