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Sparta
Spạr|ta ['ʃp… , 'sp… ]:
altgriechische Stadt.

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I
Spạrta,
 
neugriechisch Spạrti, Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes (Nomos) Lakonien, Griechenland, im Süden der Peloponnes, in der fruchtbaren Eurotasebene am Fuß des Taygetos, 13 000 Einwohner; orthodoxer Bischofssitz; archäologisches Museum.
 
Stadtbild:
 
Von der antiken Siedlung im Norden und Nordosten der heutigen Stadt, am rechten Ufer des Eurotas, wo sie sich über sechs Hügel hinzog, sind nur geringe Reste, v. a. aus röm. und byzantinischer Zeit, erhalten; die Akropolismauern entstanden 267-386 (im 8. Jahrhundert erneuert), das Theater im 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. Oberhalb des Theaters Spuren des Tempels der Athena Chalkioikos (6. Jahrhundert v. Chr., ein mit Bronze verkleideter Lehmziegelbau). Die Reste eines weiteren Theaters nahe dem Eurotas (3. Jahrhundert n. Chr.) gehören zum alten Heiligtum der Artemis Orthia, bekannt für die Geißelung spartanischer Knaben an ihrem Altar (Reste erhalten). Die Kirchenruinen stammen aus dem 11. Jahrhundert Das archäologische Museum von Sparta enthält griechische Skulpturen, Reliefs und Kleinfunde von der Peloponnes.
 
Geschichte:
 
Im Altertum war Sparta (dorisch; attisch Sparte), v. a. als Staat offiziell Lakedaimon (Lakedämon) genannt, zunächst eine offene Siedlung aus vier, seit 800 v. Chr. fünf Dörfern mit gemeinsamem Marktplatz und gemeinsamen Heiligtümern. 192 v. Chr. erhielt Sparta eine Ringbefestigung. Im Mittelalter stand es als Lakedaimonia anfänglich unter byzantinischer Herrschaft und war Basis der Christianisierung und Gräzisierung der Slawen des Taygetos. Ab dem 13. Jahrhundert trat es hinter Mistra zurück und verfiel. 1834 wurde Sparta nach einem regelmäßigen Plan in der Nähe der antiken Stadt neu gegründet.
 
Den spartanischen Staat gründeten die am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. in die Eurotasebene einwandernden Dorer. Sparta unterwarf schon in der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. Süd-Lakonien und brachte in den folgenden beiden Jahrhunderten auch Nord-Lakonien, Teile Süd-Arkadiens und das Grenzgebiet zur Argolis in seine Abhängigkeit. Schon im 8. Jahrhundert griff Sparta auch auf Messenien über (1. Messen. Krieg) und eroberte es im 7. Jahrhundert (2. Messen. Krieg). Der Boden wurde in Landlose (Kleroi, dorisch Klaroi) aufgeteilt und an die Spartiaten vergeben, die die Schicht der Vollbürger bildeten. Die Bewohner Messeniens wurden ebenso wie die achaiische Bevölkerung Lakoniens zu Leibeigenen (Heloten) der Eroberer. In den Grenzgebieten Lakoniens und später auch in Messenien entstanden außerdem von Sparta abhängige Städte (mit lokaler Selbstverwaltung) der Periöken, die wie die Spartiaten als Hopliten im spartanischen Heer kämpften und als Bürger minderen Rechts auch zu den Lakedämoniern gehörten.
 
An der Spitze des Staates standen zwei Könige aus den Geschlechtern der Agiaden und der Eurypontiden. Ihre Macht wurde durch die seit dem 8. Jahrhundert jährlich gewählten fünf Ephoren immer mehr eingeschränkt. Mit 28 auf Lebenszeit gewählten adligen Geronten bildeten die Könige den Ältestenrat (Gerusia). Vom 30. Lebensjahr an hatten alle Spartiaten Zutritt zur Volksversammlung (Apella). Die hohe Blüte der spartanischen Adelskultur mit dem Wirken der Dichter Alkman, Terpandros und Tyrtaios sowie dem Export lakonische Bronze-, Elfenbein- und Töpferwaren fand schon im 6. Jahrhundert ihr Ende. Der Adel verlor seine Vorrechte zugunsten einer Gesellschaft der »Gleichen« (Homoioi), d. h. aller Spartiaten, die den Geld- und Naturalbeitrag zu den gemeinsamen Mahlzeiten (Syssitien) leisten konnten. Der Zwang, sich gegenüber der zahlenmäßig weit größeren Schicht der Heloten zu behaupten, führte zu einer allgemeinen Militarisierung des Lebens, die schon in der Jugend begann (vormilitär. Ausbildung ab dem 7. Lebensjahr), sodass Sparta die »Verfassung eines Heerlagers« (Platon) erhielt. Durch die Gründung des Peloponnesischen Bundes konnte Sparta im 6. Jahrhundert seine Macht weiter ausdehnen. Als allgemein anerkanntem »Prostates« (Vorsteher) der Griechen fiel ihm im Perserkrieg 480/479 die Führung zu. Mit der Gründung des 1. Attischen Seebundes (477 v. Chr.) durch Athen begann der Dualismus zwischen diesem und Sparta. Den Sieg im Peloponnesischen Krieg konnte Sparta nur mit persischer Hilfe und durch Aufgabe seiner bisherigen vornehmlich defensiven Politik erringen. Der rücksichtslose Imperialismus, den Sparta seitdem betrieb, ging einher mit einer zunehmenden inneren Zersetzung seiner Staats- und Lebensordnung. Mit der Niederlage bei Leuktra (371 v. Chr.) und der Errichtung eines selbstständigen messen. Staates (369) endete auch außenpolitisch Spartas große Zeit. Die Reformen der Könige Agis IV. und Kleomenes III. im 3. Jahrhundert sowie des Tyrannen Nabis (207-192 v. Chr.) blieben Episode. Nach der Unterwerfung durch die Römer (146 v. Chr.) blieb Sparta formell ein Freistaat mit sehr beschränktem Gebiet innerhalb der späteren Provinz Achaea.
 
Literatur:
 
J. T. Hooker: S. Gesch. u. Kultur (a. d. Engl., 1982);
 M. Clauss: S. Eine Einf. in seine Gesch. u. Zivilisation (1983);
 J. F. Lazenby: The Spartan army (Warminster 1985);
 
S., hg. v. K. Christ (1986);
 P. Cartledge u. A. Spawforth: Hellenistic and Roman S. (London 1989);
 J. Ducat: Les Hilotes (Paris 1990);
 M. Lavrencic: Spartan. Küche. Das Gemeinschaftsmahl der Männer in S. (Wien 1993);
 E. Baltrusch: S. Gesch., Gesellschaft, Kultur (1998).
 
II
Sparta
 
Sparta (staatsrechtlich: Lakedaimon) entstand um 900 v. Chr. im Norden des fruchtbaren Eurotastales als Synoikismós (Zusammensiedlung) von vier Dörfern dorischer Einwanderer. Im 8. Jahrhundert wurde das südlich gelegene Amyklai, bis dahin »Bollwerk« der vordorischen Achaier gegen die Einwanderer, und die im Südosten des Peloponnes gelegene Landschaft Lakonien erobert und in den spartanischen Staat einbezogen. Das neu gewonnene Gebiet wurde an die in Sparta, dem politischen Zentrum, lebenden Vollbürger (Spartiaten) aufgeteilt; die unterworfene Bevölkerung wurde versklavt und musste als Heloten das Spartiatenland bewirtschaften. Die Bewohner der dorischen Gemeinden in den umliegenden Bergregionen bekamen den Status von Perioiken (Umwohner); sie waren persönlich frei und leisteten Kriegsdienst, waren aber politisch rechtlos.
 
Im 8. und 7. Jahrhundert dehnte Sparta in zwei Kriegen seine Herrschaft auf das im Westen angrenzende Messenien aus, die Bevölkerung wurde größtenteils helotisiert. Die Ergebnisse des 2. Messenischen Krieges (660-640), die damalige Einführung der Phalanxtaktik und die Helotisierung der Messener, bildeten die Voraussetzung für die spartanische Lebensordnung (Kosmos), die nach der Überlieferung auf den sagenhaften Verfassungsgeber Lykurg zurückgeht.
 
Die große Zahl der Landwirtschaft treibenden Heloten entband die durch die Phalanxtaktik gleichgestellten Spartiaten von der Sorge um den Lebensunterhalt und ermöglichte ihnen ein rein auf das Militärische ausgerichtetes Gemeinschaftsleben, andererseits wurden sie durch die beständige Furcht vor einem Aufstand der Heloten hierzu auch gezwungen. Die Spartiaten machten in ihrer Jugend eine gemeinsame staatlich geleitete Erziehung (Agogé) durch, anschließend lebten sie in Speisegenossenschaften (Syssitien) zusammen.
 
Sie allein waren zur Teilnahme an der Volksversammlung (Apella) berechtigt, die über alle wichtigen Angelegenheiten entschied. Die wichtigsten weiteren Verfassungsorgane waren das in der griechischen Welt einzigartige Doppelkönigtum, das den Oberbefehl im Krieg hatte, sowie das Kollegium der fünf vom Volk gewählten Ephoren, das seit dem 5. Jahrhundert die eigentliche Regierungsgewalt besaß, und der aus 30 Mitgliedern bestehende Altenrat (Gerusía).
 
Nach langen Kämpfen mit den nördlichen Rivalen Tegea und Argos entstand in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts aus Einzelverträgen mit Nachbarstaaten unter spartanischer Hegemonie der Peloponnesische Bund, dem außer Argos und Achaia alle Staaten des Peloponnes angehörten.
 
Die Spartaner förderten, wo möglich, aristokratische Verfassungen und intervenierten bisweilen gegen Tyrannen (Polykrates, Peisistratiden) und demokratische Systeme (Athen); ansonsten blieb die Außenpolitik der mächtigsten Landmacht Griechenlands zurückhaltend. An den Siegen über die Perser 479 bei Plataiai und Mykale war Sparta maßgeblich beteiligt.
 

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Spạr|ta ['ʃp..., 'sp...]: altgriechische Stadt.

Universal-Lexikon. 2012.