Hauptstadt von Griechenland
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Äthen 〈n. 11; unz.; Chem.〉 ungesättigter Kohlenwasserstoff, chemische Formel CH2=CH2, Ausgangsstoff für viele organ. Synthesen; oV 〈fachsprachl.〉 Ethen; Sy Äthylen
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Athen:
Hauptstadt von Griechenland.
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Athen,
neugriechisch Athịnä [-θ-], Athina [a'θinɛ], Hauptstadt Griechenlands und Hauptort des Bezirks (Nomos) Attika, größte Stadt des Landes, 748 000 Einwohner, Groß-Athen 3,028 Mio. Einwohner. Athen liegt in Attika, 5 km vom Meer entfernt, umgeben von Hymettos (1 028 m über dem Meeresspiegel), Pentelikon (1 109 m über dem Meeresspiegel), Parnes (1 413 m über dem Meeresspiegel) und Ägaleos (468 m über dem Meeresspiegel), es wird durch die »Türkenberge« (bis 338 m über dem Meeresspiegel) geteilt, die sich im Lykabettos (277 m über dem Meeresspiegel) und südlich davon in der Akropolis (156 m über dem Meeresspiegel) erheben.
In der Agglomeration Groß-Athen (Fläche rd. 450 km2), zu der 57 ehemalige selbstständige Gemeinden und die Hafenstadt Piräus gehören, leben fast 30 % der griechischen Bevölkerung. Im 19. Jahrhundert nahm die Bevölkerung der Stadt sprunghaft zu, sie stieg von (1821) 11 000, (1896) 111 500 auf (1920) 285 400 Einwohner. Eine überproportionale Zunahme der Bevölkerung erfolgte in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als ein Zustrom von 300 000 kleinasiatischen Flüchtlingen einsetzte.
In Athen ist der Sitz der Regierung und des Parlaments; es ist geistiger Mittelpunkt des Landes mit der Akademie der Wissenschaften, Universität (1837), TH (1836) und vier weiteren Hochschulen, zahlreichen archäologischen Instituten, Museen (Archäologisches National-, Akropolis-, Kykladen-, Byzantinisches, Benaki-Museum u. a.); Sitz des Oberhaupts der griechisch-orthodoxen Staatskirche.
Athen ist eine lebhafte Geschäfts- und Handelsstadt mit Versicherungen, Banken, Reedereien, Sitz zahlreicher Firmen sowie Zentrum des Tourismus in Griechenland und im östlichen Mittelmeer. Die wichtigsten Industriezweige im Raum Athen-Piräus sind die Textil- und chemische Industrie, zudem Erdölraffinerien, Werften.
Verkehr:
Die Stadt ist Mittler im See- und Luftverkehr (der neue Flughafen Eleftherios Venizelosöstlich von Athen, wurde 2001eröffnet) mit dem Orient. Mit Piräus ist Athen durch Schnellstraße, Eisenbahn und Schnellbahn verbunden. Der Hafen in Piräus ist Ausgangspunkt aller wichtigen Schifffahrtslinien zu den griechischen Inseln sowie zahlreiche Linien in das westliche und östliche Mittelmeer.
Bauten der Antike:
Bestimmend sind heute weitgehend Bauwerke des 5. Jahrhunderts v. Chr. sowie Bauten aus hellenistischer und römischer Zeit. Bedeutende antike Überreste sind auf der Akropolis (UNESCO-Weltkulturerbe) erhalten sowie auf weiteren Hügeln im Stadtgebiet: dem Areopag (Sitz des Alten Rates) und, weiter im Nordwesten gelegen, der Pnyx, dem Nymphenhügel (Nymphaion), und dem Musenhügel (Museion), außerdem besonders auf der Agora im Nordwesten der Akropolis. Die Planung der Agora hängt vielleicht mit der Verfassungsreform des Solon (594/593 v. Chr.) zusammen. Umfassend wurde Athen aber im 6. Jahrhundert v. Chr. erst unter der Tyrannis des Peisistratos und seiner Söhne ausgebaut; damals wurde v. a. die Akropolis, seit dem 13. Jahrhundert v. Chr. Königssitz (Reste erhalten) und um 1200 von starker Mauer umgeben, die bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. bestand, zum sakralen Zentrum ausgestaltet. Das überdimensionale Olympieion (Tempel des olympischen Zeus) südöstlich der Akropolis wurde begonnen, aber nach dem Sturz der Tyrannis nicht weitergebaut und erst unter Kaiser Hadrian 131/132 n. Chr. vollendet (15 Säulen der doppelten korinthischen Säulenhalle stehen noch aufrecht). 480/479 v. Chr. wurde Athen durch die Perser zerstört; Themistokles ließ Athen 479/478 v. Chr. mit einer Stadtmauer umgeben, von der zahlreiche Reste erhalten sind. Die besterforschte Toranlage ist das über dem ältesten Friedhofsteil errichtete Dipylon (Doppeltor) im Nordwesten, vor dem sich der Staatsfriedhof ausbreitete; hier lag auch das Töpferviertel (Kerameikos). Perikles setzte um 445 ff. v. Chr. den Bau der 462/461 begonnenen »Langen Mauern« fort, die die Stadt Athen mit dem Hafen Piräus und im Süden mit dem Phaleron verbanden.
Auf Kimon und Perikles geht der Ausbau im 5. Jahrhundert v. Chr. zurück. Die Akropolis wurde zum sakralen Zentrum des 1. Attischen Seebundes umgestaltet, und Parthenon, Propyläen, Erechtheion, Niketempel u. a. wurden erbaut. Auf der Agora entstanden u. a. im N um 470/460 v. Chr. die durch Polygnot ausgemalte »Bunte Halle« (Stoa poikile), im Westen um 440 v. Chr. der dorische Hephaistostempel (besterhaltener antiker Tempel Griechenlands, fälschlich Theseion genannt) und ein neues Rathaus (Buleuterion), im Süden ein Bezirk des Theseus, das Banketthaus und die Münze (um 400 v. Chr.). Zur gleichen Zeit entstand das Pompeion am Dipylon, Aufbewahrungsort der Geräte für die Panathenäen-Prozession, die von hier über die Agora zur Akropolis führte.
Der Redner Lykurg ließ um 330 v. Chr. das im 6. Jahrhundert in den Südhang der Akropolis geschlagene und seit Perikles weitgehend aus Holz bestehende Dionysostheater in Stein ausführen (mehrfach umgebaut) und das Stadion im Südosten der Stadt ausheben (um 140 n. Chr. in Marmor errichtet). In diese Zeit gehören auch das Lysikratesdenkmal an der Tripodesstraße zum Dionysostheater und das Thrasyllosdenkmal (335/334 beziehungsweise 320/319 v. Chr.; ersteres gut erhalten) unmittelbar neben dem Theater sowie ein großer Bau in der Akademie (Bezirk des Heros Akademos, umgeben von Sport- und Schulanlagen; Wirkungsstätte des Platon und des Aristoteles).
In hellenistischer Zeit erhielt Athen zahlreiche fremde Stiftungen, v. a. von pergamen. Herrschern: Eumenes II. Soter ließ eine Säulenhalle im Süden der Akropolis errichten (rückwärtige Arkadenwand erhalten); Attalos II. baute eine Säulenhalle im Osten der Agora (heute rekonstruiert und als Museum eingerichtet) und ließ auf der Akropolis das kleine Attalische Weihgeschenk aufstellen; die Ptolemäer errichteten die doppelte Hallenanlage des Gymnasions im Süden der Agora.
Die Eroberung der Stadt durch die Römer unter Sulla 86 v. Chr. (1. Mithridatischer Krieg) brachte schwere Schäden am Dipylon, auf der Agora und am Odeion des Perikles von 445 v. Chr., einem Holzbau neben dem Dionysostheater. Unter Augustus wurde auf der Agora das Odeion des Agrippa erbaut (Giganten- und Tritonenpfeiler von einem Umbau um 150 n. Chr. erhalten), östlich der Agora wurde der Bau einer neuen Marktplatzanlage, die »römische Agora«, begonnen, zu der an der Westseite ein 11 m breites, noch aufrecht stehendes Tor mit drei Eingängen führte (»Tor der Athena«). Außerhalb des Platzes steht der noch gut erhaltene »Turm der Winde« aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. (genannt nach den acht Reliefs der Windgötter), der eine Wasseruhr barg. 114-116 n. Chr. entstand im Südwesten der Stadt auf dem Musenhügel das Grabmal des ostkleinasiatischen Fürsten Antiochos Philopappos von Kommagene (als Ruine erhalten). Unter Hadrian wurde die Bautätigkeit sehr gefördert; er ließ v. a. einen riesigen Säulenhof mit Bibliothek am 2. Kaiserforum parallel zur römischen Agora errichten (Hadriansmarkt). Von seiner Erweiterung der Stadt im Südosten (Hadriansstadt) gibt heute noch das gut erhaltene Festtor (Hadrianstor) Zeugnis. Nach 160 n. Chr. stiftete der reiche Athener Herodes Atticus am Südwesthang der Akropolis ein überdecktes römisches Theater (Odeion; heute wieder in Benutzung) und erneuerte das Stadion (1896 für die 1. Olympischen Spiele der Neuzeit rekonstruiert).
Nach dieser Blüte im 2. Jahrhundert folgte im 3. Jahrhundert trotz des allgemeinen Niedergangs der Bau der Valerianischen Stadtmauer (253-260), die Stadt wurde aber 267 beim Herulereinfall völlig zerstört, nur die Akropolis blieb verschont. Um 400 entstand auf der Agora ein weitläufiges Gymnasion (wohl Sitz der Akademie); im 6. Jahrhundert unter Justinian I. Umwandlung der Tempel in Kirchen (Parthenon, Erechtheion); von den neuerbauten frühchristlichen Kirchen der Spätantike blieb nichts erhalten (z. B. der Megale Panagia auf dem Hadriansmarkt, einem Zentralbau des 5. Jahrhunderts, im 6. Jahrhundert als Basilika erneuert).
Bauten des MA:
Aus byzantinischer Zeit sind die Apostelkirche auf der Agora (Anfang 11. Jahrhundert; restauriert), die Nikodemuskirche (1045; Kreuzkuppelkirche, viergeschossiger Glockenturm von 1855), die Theodorkirche (1049), die Kapnikarea (Ende 11. Jahrhundert), die Kirche der Erzengel (12. Jahrhundert), die Kleine Metropolis (12. Jahrhundert; mit etwa 100 antiken und byzantinischen Reliefs am Außenbau) sowie die »Schöne Kirche« (12. Jahrhundert mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert) im Stadtviertel Galatsi erhalten.
Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts:
König Otto I. ließ Athen unter Schonung der Altstadt (Plaka) am Nordostfuß der Akropolis neu erstehen. Nach dem Plan der Architekten Stamatis Kleanthis und Eduard Schaubert unter Mitwirkung L. von Klenzes entstand ein klassizistisches Stadtbild mit strahlenförmigen Hauptstraßen (Vorbilder Karlsruhe, München) und Durchblicken zur Akropolis und zur Kapnikarea. Klassizistische Bauten der Brüder H. C. und T. E. Hansen (Universität, Akademie, Bibliothek) entstanden an der Universitätsstraße (Panepistimiu). Nach 1860 kamen TH und Archäologisches Nationalmuseum an der nördlichen Ausfallstraße (nach Acharnai) hinzu. Das Schloss von F. von Gärtner (1836-42) am Syntagmaplatz ist heute Sitz des Parlaments. Die rasante Entwicklung der Stadt im 20. Jahrhundert führte zu einer Erweiterung der Stadtgrenze bis zur Hafenstadt Piräus. Neben klassizistischen und historistischen Bauten aus dem 19. Jahrhundert prägten zunehmend Beispiele sämtlicher Architekturrichtungen des 20. Jahrhunderts das Stadtbild. Im Stadtkern wurden seit 1950 allmählich klassizistische Wohnbauten durch Hochhäuser ersetzt und breite Hauptstraßen angelegt. Nach einer von der Athener Stadtverwaltung 1993 vorgelegten Studie zur ökologischen Aufwertung des Stadtbereiches, in dem sich die wichtigsten antiken Stätten befinden, soll mit Unterstützung der EU bis zur Jahrtausendwende ein etwa 10 km2 großer archäologischer Park entstehen, der einen rund 4,5 km langen, kraftverkehrsfreien Weg vom Panathenäischen Stadion über das Olympieion, die Akropolis bis zur Akademie des Platon einschließt.
Besiedlung lässt sich seit der Jungsteinzeit (3. Jahrtausend v. Chr.), besonders auf der Akropolis, nachweisen. Für die mykenische und nachmyken. Zeit ist in Athen ein Königtum bezeugt, dem es im 10. Jahrhundert v. Chr. gelang, Attika unter seiner Führung zu einigen (»Synoikismos« des Theseus). Die erbliche Königsgewalt wurde später zugunsten des Adels in ein zehnjähriges, 683/682 in ein einjähriges Archontenamt (Archonten) umgewandelt. Neben den zuletzt neun Archonten und der Volksversammlung (Ekklesia) gab es in archaischer Zeit den Adelsrat auf dem Areopag. Die Bürgerschaft gliederte sich in die ursprünglich auf Stammes- und Familienbindungen beruhenden (»gentiliz.«) Verbände der vier Phylen und der Phratrien. Der Übergang vom Adelsstaat zur Demokratie erfolgte im Verlauf einer langen Entwicklung. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch des Kylon (um 632 ) beseitigte Drakon durch die Aufzeichnung des geltenden Rechts die größte Willkür in der Rechtsprechung. Solon gliederte die Bürgerschaft in vier Vermögensklassen und hob 594 die Schuldknechtschaft auf. Durch Schaffung eines 2. Rats aus 400 Bürgern der obersten beiden Klassen (Bule) und eines neuen Volksgerichts (Helieia) suchte Solon die innenpolitischen Verhältnisse zu stabilisieren. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass sich Peisistratos zum Tyrannen erhob und um 540 den Adel endgültig entmachtete. Die unter Peisistratos und seinen Söhnen Hipparch und Hippias eingetretene gesellschaftliche Nivellierung der Bürgerschaft erleichterte nach dem Sturz des Hippias (510) dem Alkmaioniden Kleisthenes seine grundlegende Neuordnung des attischen Staates (508). Die vier alten Phylen verloren ihre politischen Funktionen zugunsten von zehn neu geschaffenen Phylen, deren jede sich aus Teilen der Stadt, der Küste und des Binnenlandes zusammensetzte. Jede dieser Phylen entsandte 50 Vertreter in den neuen Rat der Fünfhundert. Kleisthenes zerstörte damit die alten gentiliz. und lokalen Bindungen und erreichte eine gleichmäßige politische Repräsentanz aller Teile Attikas. Um die Wiederkehr einer Tyrannis zu verhindern, führte Kleisthenes außerdem das Scherbengericht, den Ostrakismos, ein.
Die Bedrohung durch Sparta ließ Athen zunächst Anlehnung an Persien suchen. Die Unterstützung der aufständischen Ionier (Ionischer Aufstand) lenkte aber den Zorn des persischen Großkönigs auf Athen. Es gelang Miltiades 490, die Perser bei Marathon zu schlagen. Das dadurch gestiegene Selbstbewusstsein der Hoplitenbürger (Hopliten) erleichterte die Reformen von 487, die Umwandlung des Archontats in ein Losamt, die Entmachtung des Polemarchen (Archonten) zugunsten der schon 501 eingesetzten zehn Strategen und die Reform des Ostrakismos. Die Auseinandersetzung mit Ägina förderte den von Themistokles betriebenen Ausbau der Flotte, der Athen dann vor allem den Sieg von Salamis verdankte. Der zweimaligen Eroberung Athens durch die Perser (480 und 479, Perserkriege) folgte rasch der Wiederaufbau der Befestigungen. 477 kam es zur Gründung des 1. Attischen Seebundes, der durch die Feldzüge des Kimon zu einem attischen Seereich erweitert wurde (Kolonisation in Thrakien, Eroberung des thrakischen Chersones, Unterwerfung von Thasos und Naxos). Der Streit um die Außenpolitik und das gespannte Verhältnis zu Sparta führten 461 zu den Reformen des Ephialtes. Der Areopag verlor das Aufsichtsrecht über die Beamten und wurde auf die Blutgerichtsbarkeit beschränkt. Nach der Ermordung des Ephialtes und der Ostrakisierung Kimons vollendete Perikles durch die Einführung von Tagegeldern für die Ratsherren und die Geschworenen sowie durch sein Bürgerrechtsgesetz (451), das die Abstammung von einem athenischen Vater und einer athenischen Mutter verlangte, die Demokratie (der Begriff kam erst damals auf).
Seit 460 befand sich Athen in einem Zweifrontenkrieg gegen Sparta und Persien. Die Intervention in Ägypten und die Unterwerfung von Ägina (456) bezeichnen den Höhepunkt der attischen Macht. Das Scheitern der ägyptischen Expedition und Rückschläge in Griechenland führten nach dem Sieg des Kimon beim kyprischen Salamis zum Frieden mit Persien (449/448) und Sparta (445). Die folgende Friedenszeit und die Beiträge der attischen Bundesgenossen ermöglichten die kulturelle Blüte Athens und das großartige Bauprogramm des Perikles. Der von diesem 431 ausgelöste Peloponnesische Krieg endete jedoch 404 mit dem Zusammenbruch Athens und der Auflösung des attischen Reichs. Das von Sparta geförderte Regime der »Dreißig Tyrannen« musste aber bald wieder einer gemäßigten Demokratie weichen. 394 baute Konon mit persischer Hilfe die »Langen Mauern« zwischen Athen und dem Hafen Piräus wieder auf. 378 wurde der 2. Attische Seebund gegründet. Der Abfall von Byzanz, Chios und Rhodos im Bundesgenossenkrieg (357-355) und der Kampf gegen Philipp II. von Makedonien schwächte jedoch die Macht Athens. Nach der Schlacht bei Chaironeia (338) verlor Athen seine Unabhängigkeit, die es auch im Lamischen Krieg (323/322) nicht zurückgewinnen konnte. Unter dem Regiment des Peripatetikers Demetrios von Phaleron (317-307) erhielt Athen eine oligarch. Verfassung und erlebte eine wirtschaftliche Blüte, kehrte aber nach der Befreiung durch Demetrios Poliorketes zur Demokratie zurück. Nach der Tyrannis des Lachares (um 295) befand sich Athen meist in Abhängigkeit von Makedonien, von der es sich erst 229 endgültig befreite. Nach 146 wurde Athen unter römischer Herrschaft civitas foederata und erhielt eine oligarch. Verfassung, die unter dem Einfluss Mithridates' VI. nur 88-86 durch eine radikale Demokratie ersetzt wurde (86 v. Chr. Einnahme Athens durch Sulla). Augustus und Agrippa förderten Athen durch große Bauten. Unter Hadrian erhielt Athen einen neuen Stadtteil (Hadriansstadt) sowie eine neue gemäßigt demokratische Verfassung und wurde Sitz des neu gegründeten Panhellen. Bundes. 267 n. Chr. verwüsteten die Heruler die Stadt. Unter Konstantin der Große und Julian Apostata wurde sie im 4. Jahrhundert noch einmal kulturell gefördert. Bei der Teilung des Römischen Reiches (395) kam Athen zum Byzantinischen Reich; 396 wurde es von den Westgoten unter Alarich I. heimgesucht. Im 5. und 6. Jahrhundert siegte das Christentum auch hier; die Tempel wurden in Kirchen umgewandelt, die Kunstschätze nach Konstantinopel gebracht. Die Schließung der Philosophenschulen 529 durch Justinian I. ließ Athen, das in klassischer Zeit die volkreichste Stadt Griechenlands gewesen war (432 v. Chr.: etwa 100 000 Einwohner, 330 v. Chr.: 168 000), dann rasch veröden.
In der Zeit der Kreuzzüge wurde Athen im Rahmen des Lateinischen Kaiserreichs Sitz einer Baronie, später eines Herzogtums, nacheinander regiert von der fränkisch-burgundischen Familie de la Roche (1204-1311), von den Katalanen (1311-86, Katalanische Kompanie) und der florentinischen Patrizierfamilie Acciaiuoli (1388-1456). Nach Eroberung der Stadt durch den türkischen Sultan Mehmed II. (1456) wurden der Parthenon Moschee, die Propyläen Kasernen. Im letzten venezianisch-türkischen Krieg zerstörte eine venezianische Bombe am 26. 9. 1687 den größten Teil des Parthenon.
Die Türkenherrschaft war eine Zeit tiefen Verfalls für Athen, jetzt Setines genannt. In den griechischen Freiheitskämpfen wurde es 1822 von den Griechen erobert, ging 1826/27 wieder verloren und wurde erst 1833 von der türkischen Besatzung geräumt. 1834 machte König Otto I. Athen zur Residenz des neuen Königreichs. 1896 fanden in Athen die 1. Olympischen Spiele der Neuzeit statt. 1941 wurde die Stadt von den Achsenmächten besetzt, 1944 durch die Alliierten befreit. (Griechenland, Geschichte)
F. Gregorovius: Gesch. der Stadt A. im MA. Von der Zeit Justinians bis zur türk. Eroberung, 2 Bde. (1889, Neuausg. 1980);
W. S. Ferguson: Hellenistic Athens (London 1911);
W. Kraiker: Funde in A. (1971);
J. Travlos: Bild-Lex. zur Topographie des antiken A. (1971);
G. Burgel: Athènes (Paris 1975, mit Bibliogr.);
D. J. Geagan: Roman Athens, in: Aufstieg u. Niedergang der röm. Welt, hg. v. H. Temporini u. W. Haase, Tl. 2: Principat, Bd. 7, Tl. 2 (1980);
K.-W. Welwei: Die griech. Polis (1983);
Knaurs Kulturführer in Farbe. A. u. Attika, hg. v. M. Mehling (1984);
C. Lienau: 150 Jahre A. Hauptstadt des neuen Griechenland, in: Münstersche Geograph. Arbeiten, Jg. 27 (1987); E. Melas: A. (71992);
C. Habicht: A. in hellenist. Zeit (1994);
R. Tölle-Kastenbein: Das Olympieion in A. (1994).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Demokratie: Ihre Geburt in Athen
griechische Städte und Staaten
griechischer Machtkampf: Perser - Athener - Spartaner
griechische Klassik
Akropolis von Athen
Parthenonfries
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Athen: Hauptstadt Griechenlands.
Universal-Lexikon. 2012.