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Mo|tiv [mo'ti:f], das; -s, -e:1. Überlegung, Gefühlsregung, Umstand o. Ä., durch den sich jmd. bewogen fühlt, etwas Bestimmtes zu tun:
das Motiv des Mordes war Eifersucht; die Arbeiter streikten nicht aus sozialen, sondern aus politischen Motiven.
Zus.: Hauptmotiv, Tatmotiv.
2. Gegenstand, Melodie, Thema o. Ä. als Material oder Anregung zu künstlerischer o. ä. Gestaltung:
diese Landschaft ist ein schönes Motiv für den Maler; die Komponistin verwendete ein Motiv aus einem alten Volkslied.
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Mo|tiv 〈n. 11〉
1. Leitgedanke
2. Beweggrund, Antrieb
3. kennzeichnender inhaltl. Bestandteil einer Dichtung, charakterist. Thema des Stoffes (Dramen\Motiv, Märchen\Motiv)
4. kleinste selbstständige, charakterist. melod. Einheit eines musikal. Stücks
5. 〈bildende Kunst; Fot.〉 Gegenstand der Darstellung (Blumen\Motiv)
● das \Motiv der feindlichen Brüder; das \Motiv einer Handlungsweise, einer Tat; ein beliebtes \Motiv der Malerei; literarisches, malerisches, musikalisches \Motiv; aus welchen \Motiven heraus mag er das getan haben? [<frz. motif <mlat. motivum „Beweggrund, Antrieb“]
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Mo|tiv , das; -s, -e:
1. [mlat. motivum, zu spätlat. motivus = bewegend, antreibend, zu lat. motum, ↑ Motor] (bildungsspr.) Überlegung, Gefühlsregung, Umstand o. Ä., durch den sich jmd. bewogen fühlt, etw. Bestimmtes zu tun; Beweggrund; Triebfeder:
ein politisches M.;
kein M. haben;
vom wirklichen M. ablenken.
2. [frz. motif]
a) [bekanntes] allgemeines Thema o. Ä., Bild od. bestimmte Form [als typischer, charakterisierender Bestandteil] eines Werkes der Literatur, bildenden Kunst o. Ä.:
ein literarisches M.;
das M. der bösen Fee im Märchen;
b) (Musik) kleinste, durch eine bestimmte Tonfolge, einen bestimmten Rhythmus o. Ä. erkennbare Einheit einer Melodie, eines Themas o. Ä., die für eine bestimmte Komposition charakteristisch ist:
einzelne -e der Ouvertüre klingen im dritten Akt der Oper wieder an.
3. zur [künstlerischen] Gestaltung, Wiedergabe anregender Gegenstand:
dieser Maler bevorzugt ländliche -e.
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Motiv
[mittellateinisch, zu lateinisch movere, motum »bewegen«] das, -s/-e,
2) bildende Kunst: Bezeichnung für Bildgegenstände, die als inhaltliche oder formale Elemente wesentlich zur Sinnerfassung oder Gliederung des Dargestellten beitragen (z. B. Motiv des Fensters). Motive können rein thematisch den Bildinhalt bezeichnen, aber auch symbolische Aussagekraft erlangen (Ruine, Spiegel, Totenkopf, bestimmte Blumen) oder zu selbstständigen Themen werden (das Motiv des Stilllebens). Der Begriff des Motivs ist so weit gefächert, dass alle Dinge mit abbildhaftem Charakter darunter fallen. - Mit dem Sammeln von Motiven und der Sichtbarmachung von Motivketten mit Hinblick auf räumliche und zeitliche Zusammenhänge beschäftigt sich u. a. die Ikonologie.
3) Literatur: ein stofflich-thematisches Element, das trotz großen Variantenreichtums auf einer Grundform basiert, die schematisiert beschrieben werden kann. Inhaltlich unterscheidet man Situationsmotive, z. B. das Motiv des Mannes zwischen zwei Frauen (Goethe, »Stella«, 1776), der feindlichen Brüder (Schiller, »Die Räuber«, 1781), der Liebe der Kinder verfeindeter Familien (Shakespeare, »Romeo and Juliet«, 1597) und Typenmotive (Einzelgänger, Bohemien, Intrigant, Intrigantin), deren Kontinuität bei allem Wandel der literarischen Gestaltung auf menschlichen Verhaltenskonstanten beruht. Dagegen sind Raum- und Zeitmotiv (Schlösser, Ruinen, Dämmerung, Wettlauf mit der Zeit) in stärkerem Maße vom geschichtlichen Standort abhängig. - Nach der formalen Funktion unterscheidet man primäre oder Kernmotive, sekundäre oder Rahmenmotive sowie detailbildende oder Füllmotive (zu Letzteren gehören auch die blinden oder ornamentalen Motive). Stoff- und Motivgeschichte, Leitmotiv.
E. Frenzel: Stoff- u. M.-Gesch. (21974);
E. Frenzel: Stoff-, M.- u. Symbolforsch. (41983);
E. Frenzel: M. der Weltlit. (41992);
Franz A. Schmitt: Stoff- u. M.-Gesch. der dt. Lit. (31976);
4) Musik: das kleinste selbstständige Glied, das als kompositorische Sinneinheit eine gestaltende, den Formablauf »motivierende« Bedeutung hat. Merkmale eines Motivs können seine melodische Gestalt, sein Rhythmus, seine harmonische Struktur beziehungsweise die Verbindung aller dieser Elemente sein. Das Motiv kann Bestandteil eines Themas, einer Melodie oder einer Phrase sein, wobei die Abgrenzung der auftretenden Motive untereinander nicht immer eindeutig ist. Seit der Wiener Klassik spielten das Motiv und seine Verarbeitung, d. h. Veränderung, Aufspaltung und Kombination mit anderen Motiven (thematische Arbeit), eine zentrale Rolle für den entwickelnden Aufbau v. a. größerer Instrumentalwerke (exemplarisch in den Sinfonien L. van Beethovens). Ähnliches leistet in der Oper seit R. Wagner in Verbindung mit dem dramatischen Gehalt das Leitmotiv.
R. Donington: Richard Wagners »Ring der Nibelungen« u. seine Symbole. Musik u. Mythos (a. d. Engl., 41995).
5) Psychologie und Philosophie: Beweggrund für ein Verhalten (auch Antrieb, Trieb, Leitgedanke), der besonders als anregende, richtunggebende und antreibende Zielvorstellung bewusst oder unbewusst wirken und affektiv, gefühls- oder triebhaft wie auch kognitiv bestimmt sein kann. In behavioristischer Sicht wird das Motiv als die mit einer gegebenen Reizkonstellation assoziativ verknüpfte Erwartung einer affektiven Zustandsänderung definiert (z. B. D. C. McClelland). Meist sind mehrere Motive in einer Handlung wirksam (Motivbündel); bei einer Kollision unterschiedlicher Motive (z. B. bei gleichzeitiger Bereitschaft zur Annäherung und Vermeidung, widersprüchliches Motiv) setzt sich - je nach Erfolgserwartung - meist das stärkere durch. - Unterschieden werden kann, z. B. in enger Verknüpfung mit dem zu befriedigenden Bedürfnis, u. a. zwischen den angeborenen, primären Motiven (z. B. Hunger) und den erworbenen, sekundären Motiven. Die Ausbildung der sekundären Motive ist in erster Linie an die Lernprozesse innerhalb der Sozialisations- und Enkulturationsvorgänge gebunden. Allerdings gibt es kaum ein primäres Motiv, das nicht sekundär (durch Wertvorstellungen, Einstellungen) überlagert ist. Ausgehend von der Frage, »warum« sich Individuen jeweils so und nicht anders verhalten, versucht die Motivationspsychologie Erklärungsmodelle für zielgerichtetes Verhalten zu erarbeiten. Der Begriff des Motivs wird in diesem Rahmen als ein Konstrukt aufgefasst, das die Präferenz einer bestimmten Richtungsänderung des Verhaltens über die einmalige Situation hinweg zu erklären versucht, im Unterschied zur Motivation, die sich auf einen aktuellen Vorgang der Änderung des Verhaltens bezieht. Jedoch wird der Begriff der Motivation zum Teil auch im Sinne des »Motivs« verwendet. - Die inhaltliche Systematisierung nach den im Persönlichkeitsganzen als wesentlich betrachteten Antrieben reicht von monothematischen, von einem einzigen Grundantrieb ausgehenden Ordnungen, z. B. Streben nach Lust (Hedonismus) oder Macht (F. Nietzsche, A. Adler), über dualistischen (z. B. Libido-Todestrieb, S. Freud) zu polythematischen Motivlisten (H. Thomae).
Die ethische Beurteilung des Motivs geht von der phänomenologischen Beschreibung seiner Funktion und Wirkung für das Bewusstsein und das Verhalten aus. Ansatzpunkt ist der mit dem vorgefundenen Motiv verbundene innere Gefühlszustand: Dieser ist intentional auf Wert oder Unwert des vorgestellten Verhaltens, seiner Ziele und Folgen gerichtet. Die Entscheidung (ein bestimmtes Motiv bewusst zu verfolgen) und die dadurch offenbar werdende Gesinnung bieten nun die Grundlage des sittlichen Urteils über das sich in einer Handlung äußernde Verhalten. Hiernach bemisst sich auch die sittliche Verantwortlichkeit für dieses Verhalten.
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Mo|tiv, das; -s, -e [1: mlat. motivum, zu spätlat. motivus = bewegend, antreibend, zu lat. motum, ↑Motor; 2: frz. motif]: 1. (bildungsspr.) Überlegung, Gefühlsregung, Umstand o. Ä., durch den sich jmd. bewogen fühlt, etw. Bestimmtes zu tun; Beweggrund; Triebfeder: ein politisches, religiöses M.; das M. dieser Tat war Eifersucht; für dieses Verbrechen fehlt jedes M.; ich bin immer noch wütend darüber, dass man mir -e unterschoben hat, die nicht meine -e waren (H. Gerlach, Demission 225); kein M. haben; jmds. -e kennen, verstehen; Ein interessantes Detail ergab die Untersuchung der -e von Selbstmorden (Schreiber, Krise 126); aus niederträchtigen -en handeln; vom eigentlichen, wirklichen M. seines Verhaltens ablenken. 2. a) [bekanntes] allgemeines Thema o. Ä., Bild od. bestimmte Form [als typischer, charakterisierender Bestandteil] eines Werkes der Literatur, bildenden Kunst o. Ä.: ein literarisches, künstlerisches M.; ein altes M. der Literatur; klassizistische -e; das M. der bösen Fee im Märchen; Todessehnsucht und Homoerotik sind die beiden dominierenden -e (Reich-Ranicki, Th. Mann 193); b) (Musik) kleinste, durch eine bestimmte Tonfolge, einen bestimmten Rhythmus o. Ä. erkennbare Einheit einer Melodie, eines Themas o. Ä., die für eine bestimmte Komposition charakteristisch ist: einzelne -e der Ouvertüre klingen im dritten Akt der Oper wieder an; Außerdem verbinden sich diese „rhythmischen Motive“ nicht immer mit denselben Tönen (Melos 3, 1984, 10). 3. zur [künstlerischen] Gestaltung, Wiedergabe anregender Gegenstand: dieser Maler bevorzugt ländliche -e.
Universal-Lexikon. 2012.