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Wälzer
dickes Buch; Schwarte (umgangssprachlich)

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Wal|zer ['valts̮ɐ], der; -s, -:
Tanz im 3/4-Takt, bei dem sich die Paare um sich selbst drehend bewegen:
[einen] Wiener Walzer tanzen.

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Wạl|zer 〈m. 3Gesellschaftstanz im 3/4-Takt, urspr. Rundtanz ● Wiener \Walzer; langsamer \Walzer; ein \Walzer tanzendes / walzertanzendes Paar [zu walzen „sich drehen“]

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Wạl|zer, der; -s, -:
1. [zu walzen (4)] Tanz im 3/4 -Takt, bei dem sich die Paare im Walzerschritt (sich rechtsherum um sich selbst drehend) bewegen:
ein langsamer Walzer;
Wiener W.;
W. linksherum;
W., einen W. tanzen.
2. [zu walzen (4)] Instrumentalstück in der Art eines Walzers (1):
die Kapelle spielte einen W.;
er pfiff einen W.
3. [zu walzen (1)] Walzwerker.

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I
Walzer,
 
französisch Valse [vals], englisch Waltz [wɔːls], Paartanz im 3/4-Takt, der um 1770 im österreichisch-süddeutschen Raum aus Ländler und deutschem Tanz entstand. Gegen den Widerstand von Hof und Adel setzte sich der Walzer seit etwa 1790 zuerst in Wien und seit dem Wiener Kongress (1815) auch international durch. Schon 1811 (J. H. Campe, »Wörterbuch der deutschen Sprache«) als Wiener Walzer bezeichnet, wurde er zum führenden Gesellschaftstanz des 19. Jahrhunderts und gehört heute zu den Standardtänzen. Der Walzer wird in geschlossener Tanzhaltung mit einer Sechsschrittdrehung um die eigene Achse ausgeführt, wobei die Paare den Tanzplatz umrunden oder sich mehr oder weniger auf der Stelle bewegen. - Die ersten Walzer waren kurz (sie bestanden im Wesenlichen aus zum Teil mehrfach wiederholten Achttaktern), wurden aber bald zu längeren Walzerfolgen zusammengestellt. Als Konzert- und als Gebrauchsmusik dienten Walzer von L. van Beethoven (»Mödlinger Tänze«, 1819) oder von F. Schubert. Aus der ursprünglichen Einheit von Tanz- beziehungsweise Gebrauchs- und Konzertwalzern entwickelten sich dann ausschließlich als Kunstmusik konzipierte, stilisierte Walzer (F. Chopin, F. Liszt, J. Brahms); ferner wurden Walzer oft in Wiener Operetten, zum Teil in Opern und Sinfonien verarbeitet. Modellhaft wirkte C. M. von Webers Konzertrondo für Klavier »Aufforderung zum Tanz« (1819), ein Walzerzyklus mit langsamer Einleitung und Koda. Zu dieser Formerweiterung griffen auch seit den 1820er-Jahren J. Lanner und J. Strauss Vater und Sohn. Charakteristisch wurde die Form aus Einleitung, Kette von fünf Walzern und Koda mit thematischen Rückgriffen, das gegenüber dem Ländler raschere Tempo und die leichte Vorwegnahme der zweiten Zählzeit. - Abarten des Wiener Walzers sind Boston und Englishwaltz.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Operette und Wiener Walzer
 
II
Wạlzer,
 
1) ['wɔːlsə], Michael L. (Laban), amerikanischer Sozialphilosoph, * New York 3. 3. 1935; lehrte 1962-66 an der Princeton University, 1966-80 an der Harvard University, seither an der School of Social Science in Princeton (N. J.); befasst sich mit politischer Philosophie und gilt als Vertreter eines liberalen Kommunitarismus.
 
Werke: Just and unjust wars. A moral argument with historical illustrations (1977; deutsch Gibt es den gerechten Krieg?); Spheres of justice. A defense of pluralism and equality (1983; deutsch Sphären der Gerechtigkeit. Ein Plädoyer für Pluralität und Gleichheit); Interpretation and social criticism (1987; deutsch Kritik und Gemeinsinn. Drei Wege der Gesellschaftskritik); The company of critics. Social criticism and political commitment in the twentieth century (1988; deutsch Zweifel und Einmischung. Gesellschaftskritik im 20. Jahrhundert); On toleration (1997; deutsch Über Toleranz. Von der Zivilisierung der Differenz).
 
Zivile Gesellschaft und amerikanische Demokratie, herausgegeben von O. Kallscheuer (1992).
 
 2) Richard, Gräzist und Arabist, * Berlin 14. 7. 1900, ✝ Oxford 16. 4. 1975; lebte seit 1933 im Exil, zunächst in Rom und in Istanbul, und wurde 1938 Professor in Oxford. Seine Forschungen begründeten das Wissen von der Kontinuität des griechischen Erbes im Islam.en
 
Werke: Magna Moralia und aristotelische Ethik (1929); Galen on Jews and Christians (1949); Greek into Arabic. Essays on Islamic philosophy (1962).
 
Herausgeber: Aristotelis Dialogorum Fragmenta (1934); Uno scritto morale inedito di al-Kindi (1938, mit H. Ritter); Eraclito: Raccolta (1939); Alfarabius de Platonis philosophia (1943, mit F. Rosenthal); Galen on medical experience (1944); Compendium Timaei Platenis aliorumque dialogorum synopsis quae extant fragmenta (1951, mit P. Kraus); Al-Farabi on the perfect state (herausgegeben 1985).
III
Walzer,
 
im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im österreichisch-bayrischen Raum entstandener Drehtanz im 3/4-Takt mit deutlicher Betonung des ersten Viertels. Er geht auf ähnlich geartete Volkstänze wie den Ländler, den Deutschen Tanz und deren regionale Ausprägungen als Steirer, Dreher usw. zurück. Das Walzen als Form des Einzelpaartanzes, die Drehung der Paare in geschlossener Tanzhaltung um sich selbst, dabei die Tanzfläche umrundend, bildete hier seit dem Mittelalter den Abschluss des Tanzreigens. Die Verselbstständigung dessen zu einem eigenständigen Tanz vollzog sich dann im Bürgertum, das diese Tanzpraxis angesichts ihrer sinnlichen Vitalität, auch der aus dem Körperkontakt der Tänzer resultierenden erotischen Komponenten, als Ausdruck einer gegen die erstarrten Konventionen der feudalen Aristokratie gerichteten Lebenshaltung begeistert aufgriff. Moralische Verurteilungen, Streitschriften wie die 1797 von Salomon Jakob Wolf verfasste »Erörterung der wichtigsten Ursachen der Schwäche unserer Generation in Hinsicht auf das Walzen und Beweis, dass das Walzen eine Hauptquelle der Schwäche des Körpers und Geistes unserer Generation sey« sowie lokale Verbote dieses Tanzes waren die Folge, die jedoch den Siegeszug des Walzers im Bürgertum nicht aufzuhalten vermochten. Mit einem minimalen Vorziehen des zweiten Viertels im Takt (dem »Wiener Nachschlag«) wurde er der drehenden Körperbewegung optimal angepasst, was ihm einen gleichsam schwebenden Charakter vermittelte. Im Wien des 19. Jahrhunderts erhielt er dann als Wiener Walzer schließlich seine klassische Ausprägung, die ihn weltweit bekannt machte und nationale Abarten wie den Boston in den USA und den langsamen English Waltz in Großbritannien entstehen ließ.
 

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Wạl|zer, der; -s, - [1, 2: zu ↑walzen (4); 3: zu ↑walzen (1)]: 1. Tanz im 3/4 -Takt, bei dem sich die Paare im Walzerschritt (sich rechtsherum um sich selbst drehend) bewegen: ein langsamer W.; Wiener W.; W. linksherum; W., einen W. tanzen; Sie drehten sich im W. (Strittmatter, Wundertäter 223). 2. Instrumentalstück in der Art eines Walzers (1): die Kapelle spielte einen W., er pfiff einen W. 3. Walzwerker: Ich werde als W. an einer Maschine angelernt (Fels, Sünden 76).

Universal-Lexikon. 2012.