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Magie
Zauberei; Voodoo; Zauberkunst; Hokuspokus (umgangssprachlich); Hexerei (umgangssprachlich); Zauberkunde; Ausstrahlung; Aura; Charisma; bezaubernde Wirkung; Verzauberung; magische Kraft; Zauberkraft; Zauber

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Ma|gie [ma'gi:], die; -, Magien [ma'gi:ən]:
a) geheime Kunst, die sich übernatürliche Kräfte dienstbar zu machen sucht:
bei bestimmten Völkern spielt die Magie noch eine große Rolle.
Syn.: schwarze Kunst, Zauberei.
b) <ohne Plural> geheimnisvolle Kraft, die von etwas ausgeht:
sie konnte sich der Magie seiner Worte nicht entziehen.
Syn.: Anziehungskraft, Bann (geh.), Faszination, Reiz, Zauber.

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Ma|gie 〈f. 19; unz.〉 Beschwörung von geheimnisvollen Kräften, Zauberkunst, Zauberei, Hexereischwarze \Magie mit dem Teufel im Bunde stehende Zauberkunst; weiße \Magie Geheimwissenschaft (meist in den Bereichen Astrologie/Astronomie, Alchimie/Chemie) [<lat. magia <grch. mageia, magia „Lehre der Magier, Magie, Zauberei“; → Magier]

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Ma|gie , die; - [spätlat. magia < griech. magei̓a = Lehre der Magier; Zauberei]:
1.
a)geheime (b) Kunst, die sich übersinnliche Kräfte dienstbar zu machen sucht; Zauberei:
M. treiben;
schwarze M. (Magie, die sich mit der Beschwörung böser Geister befasst);
b) Tricks des Zauberkünstlers (im Varieté):
ein Meister der M.
2. faszinierende, geheimnisvoll wirkende Kraft:
die M. des Wortes.

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I
Magie,
 
Sammelbezeichnung für Praktiken, mit denen ein Mensch seinen Willen auf die Umwelt in einer Weise übertragen will, die nach naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten als irrational erscheint (und der »Zauberei« nahe steht). Bei magischen Praktiken kommt die beabsichtigte Wirkung vermeintlich dadurch zustande, dass zwischen dem Subjekt einer magischen Handlung und ihrem Objekt ein nicht erklärbarer Ursache-Wirkungs-Zusammenhang angenommen oder »hergestellt« wird.
 
II
Magie
 
[über spätlateinisch magia von griechisch mageía »Lehre der Zauberer«, »Zauberei«, aus dem Persischen] die, -, Sammelbezeichnung für Praktiken (Handlungen, Worte, Umgang mit bestimmten Dingen), durch die der Mensch seinen eigenen Willen auf die Umwelt übertragen und das Tun, Wollen und Schicksal anderer Menschen bestimmen will, wobei er von der kausalen Verknüpfung zwischen Handeln und gewünschtem Erfolg ausgeht. Dieses der Magie zugrunde liegende magische Denken vertraut auf eine in den magischen Handlungen, Worten und Dingen enthaltene automatisch wirkende Kraft. Der eine magische Handlung Vollziehende beabsichtigt, die Einwirkung schädlicher Mächte fern zu halten und/oder diese auf Gegner zu übertragen.
 
Die Meinungen über Ursprung und Bedeutung der Magie weichen stark voneinander ab. Teils wird sie von der Religion scharf unterschieden, da Magie ein Erzwingen der Wirkung beinhalte, Religion dagegen die Unterwerfung unter übernatürliche Mächte einschließe. Die magische Handlung, v. a. die magische Formel, wird dem religiösen Gebet gegenübergestellt. Aber auch Gebete können einen zwingenden Charakter haben; so ist z. B. das Bewegen von Gebetsmühlen u. Ä. magischen Akten vergleichbar. Eine enge Verbindung von Magie und Religion ist auch dann zu erkennen, wenn für den Vollzug magischer Handlungen religiöser Glaube oder religiöse Gebete gefordert werden, ohne die die beabsichtigte Wirkung nicht erreicht werden kann. Wegen dieser unabhängig vom Entwicklungsstand einer Religion zu beobachtenden Vermengung religiöser Anschauungen und religiösen Verhaltens mit magischen Praktiken lässt sich die u. a. von dem britischen Ethnologen James George Frazer (* 1854, ✝ 1941) behauptete zeitliche Aufeinanderfolge von Magie und Religion nicht aufrechterhalten. Der Volkskundler A. van Gennep (* 1873, ✝ 1957) hat die Unlösbarkeit der Verbindung von Magie und Religion hervorgehoben und Magie als den praktischen, Religion als den theoretischen Aspekt bezeichnet.
 
Hinsichtlich der Zielsetzung ihrer Anwendung wird zwischen schwarzer und weißer Magie unterschieden: Unter schwarzer Magie (volksetymologisch abgeleitet von der zu »Nigromantie« verballhornten »Nekromantie«; zu lateinisch niger »schwarz« beziehungsweise griechisch nekros »Leichnam«) versteht man Handlungen, die auf die Schädigung eines Einzelnen oder einer Gruppe abzielen, während der dazu gebildete Komplementärbegriff weiße Magie diejenigen Praktiken umfasst, die ohne diese schädigende Intention zur Mehrung von Gütern eingesetzt werden. In der völkerkundlichen Literatur wird teilweise »Zauberei« mit »schwarzer Magie« gleichgesetzt. Im angelsächsischen Bereich wird der Begriff »white magic« u. a. auch für die übernatürlichen Wundertaten der Legenden- und Mirakelerzählungen verwendet, um die Kräfte von Heiligen und Hexen gegeneinander abzuheben.
 
Frazer hat nach der angeblichen Wirkungsweise zwischen homöopatischer Magie oder analoge Magie und kontagiöser Magie oder Berührungsmagie unterschieden. Die kontagiöse Magie oder Berührungsmagie erstrebt den Besitz machtgeladener Gegenstände. Da im magischen Denken Teile für ein Ganzes (»pars pro toto«) wirksam werden können, wird in der kontagiösen Magie für möglich gehalten, dass z. B. durch den Besitz eines menschlichen Haares Macht auf dessen bisherigen Träger ausgeübt wird. - Die analogische oder homöopathische Magie beruht auf dem magischen Grundsatz, dass eine nachahmende Handlung dieselben realen Folgen bewirkt wie ihr Vorbild. Dabei braucht die Nachahmung nur einen speziellen Aspekt des Vorbilds zu erfüllen. Die mimische Vernichtung des Feindes im Verlauf eines Kriegstanzes z. B. soll dessen reale Vernichtung garantieren, pantomimische Jagdszenen werden zur Sicherung realen Jagdglücks aufgeführt. Der Magier vollzieht das Ausgießen von Wasser, wenn er Regen hervorrufen will, er imitiert den Donner, um ein Gewitter heranzuführen. Neben der Nachahmung von Vorgängen können auch nachgemachte Gegenstände denjenigen in analog-magischer Weise vertreten, der zum Objekt einer magischen Handlung werden soll: Die Erdolchung einer Puppe soll den Tod eines von dieser Puppe vertretenen Gegners bewirken.
 
In der Antike unterschied man drei Arten magischer Praxis: 1) die Goëtia (»Zauberei«) als unterste Stufe, nämlich Schadenzauber mithilfe niederer Dämonen und Leichen (Nekromantie), worunter auch alle anderen Zauberpraktiken mit feindlicher Absicht gezählt werden können; 2) die Mageia, der Machtzauber mithilfe astraler Geister, die durch rituelle Manipulationen konkretisiert und in Aktion gesetzt werden können, etwa zu Liebeszwängen; 3) die Theurgia (»Götterbannung«), der Offenbarungszauber, Handlungen, die vollzogen werden, um den Willen der Götter zu ergründen beziehungsweise sich diesen Willen nutzbar zu machen. Die christliche Tradition unterschied Magia naturalis und innaturalis, in der Natur angelegte und verbotene, außerirdische Eingriffe.
 
Im 16. Jahrhundert hat im Deutschen der Begriff des Wunders tatsächlich beides umfasst, im 17. Jahrhundert zugleich aber auch die Wunderwelt und Großtaten (Magnalia) Gottes als Magia naturalis beschreiben können. Die Frühform der modernen Naturwissenschaft im 17. Jahrhundert wurde ebenfalls als Magia naturalis bezeichnet; außerdem verstand man unter Magie ein religiös durchdrungenes, pansophisches Weltverständnis, aber auch schon den verabscheuungswürdigen Aberglauben unaufgeklärter Zeitalter. Darum bevorzugte neuer Glaube an meist parapsychologischen Phänomene den zum Teil romantisch gefärbten Begriff des Okkultismus; bei J. J. Görres findet sich manches Magische auch unter dem Namen der christlichen Mystik.
 
Für die Jägervölker aus jungpaläolitischer Zeit nimmt man an, dass ein Teil ihrer Felsbilder im Dienste der Magie stand; bei jetzt lebenden Jägervölkern ist die magische Funktion der Felsbilder gesichert. Magie wird v. a. dort eingesetzt, wo andere menschliche Handlungen nicht den gewünschten Erfolg garantieren. So ist sie häufig bei der Vorbereitung der Jagd, beim Bootsbau und vor Krieg, Feldbestellung und Ernte. Dabei bilden die magischen Rituale mit den technischen Vorgängen eine Einheit.
 
Sowohl die symbolische Funktion der Magie als auch die expressive Form ihrer Ausübung steigern die Zuversicht in den Erfolg und schaffen damit auch Vertrauen in die eigentlichen zweckgerichteten Handlungen. Dies gilt v. a. bei gefährlichen Unternehmungen und dort, wo der Mensch der Hilfe des Wetters bedarf. Diese Funktionen sind den Handelnden meist nicht bewusst. Die Frage, ob die Handelnden zwischen magischen Akten und technischen Tätigkeiten unterscheiden oder beide auf dasselbe Ziel gerichteten Vorgänge als im Prinzip gleichartig ansehen, lässt sich nicht allgemein beantworten.
 
Unwirksamkeit von Magie wird entweder der unrichtigen Ausführung des magischen Ritus oder überlegener Gegenmagie zugeschrieben. Dementsprechend hat schon E. B. Tylor darauf hingewiesen, dass Versagen der Magie kaum zu beweisen ist.
 
Heute werden magische Handlungen entweder verstanden als Nachahmung inzwischen unverstandener Vorgänge und auf die Arbeitsprozesse einstimmende Dramatisierungen (A. E. Jensen), oder aber der Begriff wird abgelehnt, da die Trennung zwischen Wissenschaft und Magie verkennt, dass auch die Wissenschaft in ihren Begründungen weitgehend problematisch und provisorisch ist. Viele Handlungen und Entscheidungen in der modernen Welt lassen sich ebenso wenig begründen wie magische Akte (K. E. Rosengren).
 
Literatur:
 
E. B. Tylor: Die Anfänge der Cultur, 2 Bde. (a. d. Engl., 1873);
 L. Thorndike: A history of magic and experimental science, 8 Bde. (New York 1923-58, Nachdr. ebd. 1980);
 A. E. Jensen: M., in: Studium generale, Jg. 1 (1947/48);
 A. E. Jensen: Gibt es Zauberhandlungen ? in: Ztschr. für Ethnologie, Jg. 75 (1950);
 H. Webster: Magic, a sociological study (Stanford, Calif., 1948);
 
Witchcraft confessions and accusations, hg. v. M. Douglas (London 1970);
 R. R. Marett: Magic. Introductory, in: Encyclopaedia of religion and ethics, hg. v. J. Hastings u. a., Bd. 8 (Neuausg. Edinburgh 1971);
 K. E. Rosengren: Malinowski's magic: The riddle of the empty cell, in: Current Anthropology, Jg. 17 (Chicago, Ill., 1976);
 J. G. Frazer: Der goldene Zweig. Eine Studie über M. u. Religion, 2 Bde. (a. d. Engl., Neuausg. 1977);
 
M. u. Religion. Beitr. zu einer Theorie der M., hg. v. L. Petzold (1978);
 M. Mauss: Soziologie u. Anthropologie, Bd. 1: Theorie der M., soziale Morphologie (a. d. Frz., 1978);
 B. Malinowski: Korallengärten u. ihre M. (a. d. Engl., 1980);
 B. Malinowski: M., Wiss. u. Religion u. andere Schr. (a. d. Engl., Neuausg. 1983);
 E. E. Boesch: Das Magische u. das Schöne (1983);
 H. Biedermann: Handlex. der mag. Künste. Von der Spätantike bis zum 19. Jh., 2 Bde. (Graz 31986);
 Klaus E. Müller: Das mag. Universum der Identität (1987);
 E. E. Evans-Pritchard: Hexerei, Orakel u. M. bei den Zande (a. d. Engl., 1988);
 A. Gell: Technology and magic, in: Anthropology today, Jg. 4 (London 1988);
 É. Durkheim: Die elementaren Formen des religiösen Lebens (a. d. Frz., Neuausg. 1994);
 C. Lévi-Strauss: Das wilde Denken (a. d. Frz., 91994);
 R. Kieckhefer: M. im Mittelalter (a. d. Engl., Neuausg. 1995);
 F. Graf: Gottesnähe u. Schadenzauber. Die M. in der griechisch-röm. Antike (1996);
 R. H. Lowie: Primitive religion (Neuausg. London 1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Medizin und Magie: »Notwendige Kunst«
 

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Ma|gie, die; - [spätlat. magia < griech. mageía = Lehre der Magier; Zauberei]: 1. a) geheime (b) Kunst, die sich übersinnliche Kräfte dienstbar zu machen sucht; Zauberei: M. treiben; *schwarze M. (Magie, die sich mit der Beschwörung böser Geister befasst); b) Tricks des Zauberkünstlers (im Varieté): ein Meister der M. 2. faszinierende, geheimnisvoll wirkendeKraft: Jetzt aber erfuhr ich ... die unerklärliche M. des Wortes; des geschriebenen, des aufgeschriebenen Wortes (Roth, Beichte 102); Diese M. (= Kraft der Verzauberung) teilt das Schachspiel mit dem Kartenspiel (Reinig, Schiffe 133).

Universal-Lexikon. 2012.