Mạr|shall|in|seln <Pl.>:
Inselgruppe u. Staat im Pazifischen Ozean.
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Marshallinseln
Fläche: 181 km2
Einwohner: (2000) 68 000
Hauptstadt: Dalap-Uliga-Darrit (auf Majuro)
Amtssprachen: Marshallesisch und Englisch
Nationalfeiertage: 1. 5., 17. 9.
Zeitzone: 2300 auf Majuro = 1200 MEZ
['mɑːʃl-], amtliche Namen: marshallesisch Majōl, englisch Republic of the Marshall Islands [rɪ'pʌblɪk əv ȓə 'mɑːʃl 'aɪləndz], Staat im westlichen Pazifik, umfasst die gleichnamige, zum östlichen Mikronesien zählende Inselgruppe, zwischen 5º und 15º nördlicher Breite sowie 162º und 173º östlicher Länge, gegliedert in zwei über rd. 1 200 km Länge gestreckte Atollreihen mit zusammen über 1 200 Inseln mit einer Landfläche von 181 km2 und einem Seegebiet von über 1,3 Mio. km2, (2000) 68 000 Einwohner; Hauptstadt ist Dalap-Uliga-Darrit (auf dem Hauptatoll Majuro), Amtssprachen sind Marshallesisch (eine mikronesische Sprache) und Englisch. Währung: 1 US-Dollar (US-$) = 100 Cents (c, ¢). Uhrzeit: 2300 auf Majuro = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Seit der Aufhebung der Treuhandschaft der UNO am 22. 12. 1990 sind die Marshallinseln eine unabhängige Republik; die Verantwortung für die äußere Sicherheit verblieb jedoch im Rahmen des 1983 durch Referendum gebilligten »Compact of Free Association« bei den USA. Die bereits am 1. 5. 1979 in Kraft getretene Verfassung gilt fort. Danach fungiert der vom Parlament aus seinen Reihen auf vier Jahre gewählte Präsident als Staatsoberhaupt und Regierungschef. Die gesetzgebende Gewalt liegt beim Parlament (Nitijela; 33 Abgeordnete für vier Jahre gewählt), dem ein 12-köpfiger Rat der Stammesführer (Iroij) beratend zur Seite steht.
Die Marshallinseln besitzen noch kein Staatswappen, jedoch ein Staatssiegel. Die darauf abgebildete Figur mit ausgebreiteten Flügeln auf blauem Grund symbolisiert den Geist des Friedens über dem Pazifik, über der Figur befindet sich der bereits in der Staatsflagge vorhandene Stern. Um die Figur sind alte Werkzeuge, Fischernetz, Kanu sowie eine Insel mit Kokospalmen gruppiert. Auf dem Schriftband um die obere Siegelhälfte ist der amtliche Staatsname in englischer Sprache angegeben, um die untere in Marshallesisch »Jepilpilin ke Ejukaan« (»Lang lebe die Nation«).
Nationalfeiertage:
1. 5. (In-Kraft-Treten der Verfassung 1979) und 17. 9. (UNO-Beitritt 1991).
Es gibt 24 Bezirke, die in Gemeinden (Municipalities) mit gewählten Administrationen und Räten sowie Dörfer mit weitgehend traditionellen Verwaltungsstrukturen untergliedert sind.
Landesnatur und Bevölkerung:
Die Inselgruppe besteht aus zwei sich über rd. 1 200 km Länge etwa parallel erstreckenden Atollreihen mit zusammen über 1 200 Inseln. Die Ratakgruppe im Osten umfasst 16 Atolle und Einzelinseln (Hauptatoll Majuro: 30 km2, 23 000 Einwohner), die Ralikgruppe im Westen 18 Atolle, darunter Jaluit (17 km2), Kwajalein (29 km2), Bikini (6 km2) und Eniwetok (27 km2). Die höchste Erhebung liegt 10 m über dem Meeresspiegel (auf Likjeb).
Die Temperaturen des tropischen Klimas (durchschnittlich 28 ºC, mit sehr geringen Schwankungen) werden durch die Passatwinde gemildert. Die Niederschläge (Minimum Januar bis März) nehmen von 500-800 mm/Jahr im Norden auf bis über 4 000 mm im Süden zu. Zwischen Dezember und März durchziehende Wirbelstürme (Taifune) richten oft große Schäden an.
Vegetation und Tierwelt:
Die Vegetation besteht überwiegend aus Kokospalmen, Schrauben- und Brotfruchtbäumen. Zahlreiche Vogelarten sind heimisch.
97 % der Bewohner sind Mikronesier (außerdem Polynesier und US-Amerikaner). Die letzten Jahrzehnte waren durch ein schnelles Bevölkerungswachstum gekennzeichnet (1958: 14 200, 1980: 30 900 Einwohner), das durchschnittlich jährlich (1985-94) 3,0 % beträgt. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben auf Majuro (in der Hauptstadt Dalap-Uliga-Darrit 20 000 Einwohner) und Kwajalein. Sie sind weitgehend an die amerikanische Lebensweise angepasst und arbeiten v. a. im Dienstleistungsbereich. Auf kleineren Inseln lebt die Bevölkerung dagegen weiterhin von der Subsistenzlandwirtschaft.
Es besteht Religionsfreiheit. Die dominierende Religion ist das Christentum. Rd. 86 % der Bevölkerung gehören protestantischer Kirchen (»United Church of Christ«, Pfingstler, Kongregationalisten) an, rd. 8 % der katholischen Kirche (Apostolische Präfektur Marshallinseln).
Schulpflicht besteht im Alter von 6 bis 14 Jahren. Es gibt 70 staatliche und 16 private (kirchliche) Grundschulen sowie zwei staatliche und sechs private weiterführende Schulen. Die Analphabetenquote beträgt 9 %. Auf Majuro besteht das College of the Marshall Islands. Die Marshallinseln gehören zu den Trägern der University of the South Pacific, die 1995 eine Hochschuleinrichtung in Dalap-Uliga-Darrit eröffnete.
Presse: »Marshall Islands Gazette« (gegründet 1982; regierungsamtlich), »Kwajalein Hourglass« (gegründet 1954; zweimal wöchentlich) und »Marshall Islands Journal« (gegründet 1970; wöchentlich). - Rundfunk: Der der Regierung unterstehende, aber kommerziell arbeitende Hörfunksender »Radio Marshalls V 7 AB« strahlt Programme in Englisch und Marshallesisch aus, ein weiteres Programm wird von der privaten Hörfunkanstalt »Marshall Broadcasting Co.« verbreitet, das US-Verteidigungsministerium betreibt je einen Hörfunk- und einen Fernsehkanal für den Militärstützpunkt Kwajalein Island.
Wirtschaft und Verkehr:
Landwirtschaft und Dienstleistungen sind die wichtigsten Wirtschaftsbereiche. Das Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner beträgt (1994) 1 680 US-$. Ein Großteil des Staatshaushalts wird durch regelmäßige Wirtschaftshilfen aus den USA gedeckt. Taiwan, Australien und Japan stellen ebenfalls Finanzmittel zur Verfügung. 1992 machten 60 % des Bruttoinlandsprodukts USA-Entwicklungshilfe aus; hinzu kamen Entschädigungszahlungen an die wegen der Kernwaffenversuche in den 40er- und 50er-Jahren umgesiedelten Bewohner der Atolle Eniwetok, Bikini, Rongelap und Utirik. Zur Entwicklung einheimischer Wirtschaftsbereiche wurde 1992 in einem Fünfjahresplan die Förderung v. a. der Fischerei und des Tourismus festgeschrieben. Wichtigste Arbeitgeber sind die öffentliche Verwaltung auf Majuro sowie der US-Militärstützpunkt auf Kwajalein (etwa 1 000 einheimische Beschäftigte). Eine weitere Einnahmequelle besteht seit 1988 in der Registrierung von Schiffen anderer Länder (»billige Flaggen«); 1995 waren 92 Schiffe verzeichnet.
Die Landwirtschaft dient hauptsächlich der Selbstversorgung. Trotz ungünstiger natürlicher Voraussetzungen (Boden, Wasserhaushalt) werden v. a. Kokospalmen (Kopraproduktion 1995: 7 200 t), Brotfrucht-, Schraubenbäume, Papayas, Bananen, Maniok, Taro u. a. angebaut; ferner werden Schweine, Rinder und Geflügel gehalten.
Nur die Phosphatvorkommen auf dem Ailinglaplap-Atoll sind von Bedeutung.
Das verarbeitende Gewerbe beschränkt sich auf die Kopraproduktion und eine Thunfischfabrik auf Majuro.
Der Fremdenverkehr ist noch unbedeutend; 1993 besuchten lediglich 5 100 ausländische Gäste die Marshallinseln.
Die Marshallinseln weisen ein extrem hohes Außenhandelsdefizit aus (Einfuhrwert 1992: 62 Mio. US-$, Ausfuhrwert: 3 Mio. US-$). Haupteinfuhrgüter sind Fertigwaren, Maschinen, Brenn- und Treibstoffe; 25 % der Einfuhren entfallen auf Nahrungsmittel und Lebendvieh. Wichtigste Exportgüter sind Kokosnussprodukte (Kopra, Kokosnussöl) mit 49 % Exportanteil. Die wichtigsten Handelspartner sind die USA, Japan, Puerto Rico und die Nordmarianen.
Verkehr:
Schotter- und Betonstraßen gibt es nur auf den größeren Inseln. Die Schiffsverbindungen zwischen den Inseln und nach Übersee spielen eine große Rolle. Der internationale Flughafen liegt auf Majuro.
Die Marshallinseln wurden im 2. Jahrtausend v. Chr. von den Neuen Hebriden aus besiedelt. Mit der traditionell stark entwickelten Schifffahrt war die Herstellung von Stabkarten verbunden. - 1529 von dem Spanier Á. Saavedra Cerón entdeckt und 1788 von dem (namengebenden) britischer Seefahrer J. Marshall erkundet, wurden die Marshallinseln Anfang des 19. Jahrhunderts von russischen Expeditionen, später von amerikanischen Walfängern und Missionaren aus Hawaii aufgesucht. Seit 1885 waren die Marshallinseln deutsches Schutzgebiet (einschließlich des 1888 hinzugekommenen Nauru); sie wurden 1914 von Japan besetzt, das die Inseln 1920 als Völkerbundmandatsgebiet erhielt. Während des Zweiten Weltkiegs eroberten die Amerikaner im Februar 1944 die von starken japanischen Kräften verteidigten Marshallinseln 1947 kamen die Marshallinseln als Treuhandgebiet der UNO an die USA, die auf Eniwetok und Bikini Kernwaffenversuche durchführten (1946-58). Nach Entseuchungsmaßnahmen auf Eniwetok kehrten die Bewohner ab 1980 wieder dorthin zurück, Bikini blieb unbewohnbar. 1986 erhielten die Marshallinseln Selbstverwaltung im Rahmen einer freien Assoziierung mit den USA (In-Kraft-Setzung des 1983 per Referendum gebilligten »Compact of Free Association« am 21. 10. 1986); am 3. 11. 1986 erklärten die USA ihre Verwaltung formal für beendet. Die seit der Aufhebung der Treuhandverwaltung durch den UNO-Sicherheitsrat am 22. 12. 1990 offiziell unabhängigen Marshallinseln wurden am 17. 9. 1991 Mitglied der UNO. Der seit 1980 amtierende Präsident Amata Kabua (zugleich Regierungschef) wurde im November 1995 wieder gewählt.
Universal-Lexikon. 2012.