Rudolf,
Herrscher:
Heiliges Röm. Reich:
1)Rudolf von Rheinfelden, Rudolf von Schwaben, Herzog von Schwaben (1057-77), Gegenkönig (1077-80), ✝ (gefallen) bei Hohenmölsen 15. 10. 1080; nahm in der Fürstenopposition gegen Heinrich IV., dem er aufgrund seiner Heirat mit einer Schwester von Heinrichs Frau Bertha verwandtschaftlich verbunden war, eine führende Rolle ein, v. a. wegen seiner Hinwendung zu den die Kirchenreform tragenden Kreisen. Am 15. 3. 1077 wurde Rudolf in Forchheim zum König gewählt. Heinrich setzte daraufhin Rudolf als Herzog von Schwaben ab und übertrug Schwaben den Staufern. - Grab im Dom zu Merseburg (bedeutsame Bronze-Grabplatte).
2) Rudolf I. von Habsburg, König (seit 1273), * Schloss Limburg (heute zu Sasbach, Landkreis Emmendingen) 1. 5. 1218, ✝ Speyer 15. 7. 1291, Vater von 7); Stammvater aller späteren Habsburger; baute als Parteigänger der Staufer seinen Besitz im Aar- und Zürichgau und am Oberrhein konsequent aus. Auf Drängen von Papst Gregor X. wählten die Kurfürsten Rudolf am 1. 10. 1273 zum König und beendeten damit das Interregnum. Zunächst musste sich Rudolf mit König Ottokar II. Přemysl von Böhmen auseinander setzen, der die Wahl nicht anerkannte und die Lehnshuldigung sowie die Herausgabe der eigenmächtig besetzten Reichslehen verweigerte. Durch Rudolfs Vorstoß nach Wien wurde Ottokar 1276 zur Unterwerfung und zum Verzicht auf Österreich, Steiermark und Kärnten gezwungen. Seine Niederlage und sein Tod (nach der Schlacht bei Dürnkrut auf dem Marchfeld 1278) brachten Rudolf endgültig den Sieg. Böhmen und Mähren verblieben Ottokars Sohn Wenzel II., den Rudolf mit seiner Tochter Guta verheiratete. Österreich-Steiermark (mit Krain und Egerland) fielen 1282 an Rudolfs Söhne Albrecht und Rudolf (II.), zunächst in gemeinschaftlicher Regierung, ab 1283 Alleinregierung Albrechts; ihre Belehnung begründete die habsburgische Hausmacht. Graf Meinhard II. von Görz-Tirol (* um 1238, ✝ 1295) erhielt 1286 Kärnten zum Lehen. Auf der Grundlage seiner starken Hausmacht zeichnete sich Rudolfs weitere Politik durch ein strenges Vorgehen gegen das Raubrittertum (durch Landfriedenswahrung, z. B. in Thüringen), Revindikation (Rückgewinnung) und straffe Verwaltung des Reichsguts (Einsetzung von Reichsvögten; Landvogtei) sowie die Begünstigung der Städte aus. Die bis zu seinem Tod mit der Kurie geführten Verhandlungen über eine Kaiserkrönung, die v. a. die Thronfolge seines Hauses sichern sollte, blieben erfolglos. - Grab im Dom zu Speyer.
J. Franzl: R. I. Der erste Habsburger auf dem dt. Thron (Graz 1986);
R. v. H. 1273-1291. Eine Königsherrschaft zw. Tradition u. Wandel, hg. v. E. Boshof u. F.-R. Erkens (1993).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Habsburgs Aufstieg (bis 1556): Du, glückliches Österreich, heirate
3) Rudolf II., Kaiser (seit 1576), * Wien 18. 7. 1552, ✝ Prag 20. 1. 1612, Habsburger, Sohn Kaiser Maximilians II.; erhielt als Rudolf I. 1572 die ungarische (bis 1608), 1575 die böhmische Krone (bis 1611) und folgte 1576 seinem Vater im Heiligen Römischen Reich und in den Erblanden. Der auf Wunsch seines streng katholischen Onkels Philipp II. in Spanien erzogene Rudolf war ein talentvoller und hoch gebildeter Herrscher, aber auch unbeständig und eigenmächtig in seinen Entscheidungen. Trotz seiner religiös strengen Erziehung zeichnete sich Rudolf durch konfessionelle Toleranz aus. Die zunehmende Untätigkeit angesichts der Türkengefahrund des Ausbruchs des ungarischen Aufstands unter I. Bocskay (1604) nahmen die Brüder und Vettern Rudolfs zum Anlass, den sich immer stärker in sein Privatleben zurückziehenden Kaiser zu zwingen, zugunsten seines Bruders Matthias auf die Herrschaft in Österreich, Ungarn und Mähren zu verzichten (Vertrag von Lieben bei Prag, 25. 6. 1608). Mit dem Böhmischen Majestätsbrief von 1609 suchte Rudolf die böhmischen protestantischen Stände für sich einzunehmen, doch konnte sich Matthias auch hier durchsetzen (erzwungene Abdankung Rudolfs am 23. 5. 1611 ). - Der seit 1582 in Prag (Hradschin) residierende Kaiser förderte als Sammler sowie Mäzen Künste und Wissenschaft (protestantische und katholische Universität in Prag); zu seinem Kreis von Naturwissenschaftlern, Philosophen und Esoterikern (Alchimie, Astrologie) gehörten u. a. G. Bruno (1588) sowie J. Kepler. Rudolf ließ 1602 die habsburgische (»rudolfinische«) Hauskrone anfertigen (Kaiserkrone).
K. Vocelka: R. II. u. seine Zeit (Wien 1985);
E. Trunz: Wiss. u. Kunst im Kreise Kaiser R.s II. 1576-1612 (1992);
4) Rudolf I., König von Hochburgund (seit 888), ✝ 25. 10. 912, Vater von 5); gehörte als Sohn des Welfen Konrad dem Jüngeren (✝ 876) zum hohen fränkischen Reichsadel, wurde nach dem Sturz Karls III., des Dicken, in seinem Herrschaftsbereich zwischen Jura und Alpen zum König erhoben und bemühte sich bis zu seinem Tod um eine Erweiterung seines Gebiets.
5) Rudolf II., König von Hochburgund (seit 912) und Italien (922-926), ✝ 12.(?) 7. 937, Sohn von 4); setzte die Expansionspolitik seines Vaters fort. Von oppositionellen Adligen gegen Berengar I. zum König des Regnum Italiae gewählt, setzte er sich nur bis 926 durch. 933 trat ihm Hugo von Arles und Vienne seine Herrschaftsrechte in Niederburgund ab.
Frankreich/Westfränkisches Reich:
6) Rudolf, französischer (westfränkischer) König (seit 923), vorher Herzog von Burgund (921-923), ✝ Auxerre 14.(?) 1. 936, Neffe Graf Bosos von Vienne; wurde nach dem Tod seines Schwiegervaters Robert I. von Franzien von den Gegnern des Karolingers Karl III., des Einfältigen (893/898-923), in Soissons auf den westfränkischen Thron erhoben; er starb ohne Erben.
Österreich:
7) Rudolf II., Herzog (seit 1282), * 1271, ✝ 10. 5. 1290, Sohn von 2), Ȋ mit Agnes, Schwester von König Wenzel II. von Böhmen; wurde 1282 gemeinsam mit seinem Bruder Albrecht I. mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark belehnt; die Regierung fiel ab 1283 allein Albrecht zu. Rudolfs nachgeborener Sohn war Johann Parricida.
8) Rudolf IV., der Stifter, Herzog (seit 1358), * Wien 1. 11. 1339, ✝ Mailand 27. 7. 1365, Sohn Herzog Albrechts II.; erlangte 1363 durch einen Erbvertrag mit Margarete Maultasch Tirol, stiftete 1365 die Universität Wien und ließ den Bau des Stephansdoms fortsetzen. Rudolf, der die Nichtprivilegierung des Hauses Habsburg in der Goldenen Bulle (1356) als unbefriedigend empfand, veranlasste um 1358/59 zur Erhöhung seines Hauses die Erstellung des Privilegium maius. Der Erbvertrag mit Kaiser Karl IV. (1364) sah eine künftige Vereinigung der österreichischen, böhmischen und ungarischen Länder vor. Mit seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. traf er die »rudolfinische Hausordnung« zum gemeinsamen Besitz der ungeteilten habsburgischen Länder mit Erbvorrecht des Ältesten (18. 11. 1364.
U. Begrich: Die fürstl. Majestät Herzog R.s IV. von Österreich (Wien 1965);
W. Baum: R. IV., der Stifter. Seine Welt u. seine Zeit (Graz 1996).
9) Rudolf, Erzherzog, * Schloss Laxenburg 21. 8. 1858, ✝ Schloss Mayerling 30. 1. 1889, einziger Sohn Kaiser Franz Josephs I., Ȋ seit 1881 mit Stephanie von Belgien (* 1864, ✝ 1945); Kronprinz; neigte aufgrund seiner liberalen Erziehung den Deutschliberalen zu und lehnte zu enge Verbindungen mit dem Deutschen Reich ab. Rudolf, eine sensible, zur Psychopathie neigende Persönlichkeit, starb mit der 17-jährigen Baronesse Mary Vetsera (* 19. 3. 1871) - unter nicht restlos aufgeklärten Umständen - vermutlich den Freitod.
B. Hamann: R., Kronprinz u. Rebell (Neuausg. 31991).
II
Rudolf,
Leopold, österreichischer Schauspieler, * Wien 3. 5. 1911, ✝ ebenda 4. 6. 1978; ab 1945 Ensemble-Mitglied des Theaters in der Josefstadt in Wien; bedeutender Charakterdarsteller, v. a. als Oswald in H. Ibsens »Gespenstern« und in der Titelrolle in H. von Hofmannsthals »Der Schwierige«.
Universal-Lexikon. 2012.