Opfertisch
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Al|tar [al'ta:ɐ̯], der; -[e]s, Altäre [al'tɛ:rə]:erhöhter, einem Tisch ähnlicher Aufbau für gottesdienstliche Handlungen:
an den, vor den Altar treten.
Syn.: Tisch des Herrn (geh.).
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Al|tar 〈m. 1u〉
1. Opferstein, Opferstätte, blockartiger Platz zur Opferdarbringung
2. 〈im Christentum〉 tisch- od. blockartiger Platz, auf dem das Abendmahl gefeiert wird
● sein Leben auf dem \Altar des Vaterlandes opfern 〈poet.〉 im Krieg fallen; er führte sie zum \Altar 〈fig.〉 heiratete sie [<ahd. altari, altar(e), altre, alter, engl. altar <lat. altare „Opfertisch“]
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Al|tar , der; -[e]s, Altäre [mhd. altāre, altære, ahd. altā̌ri, altā̌r(e) < spätlat. altar(e) < lat. altaria = (Aufsatz auf dem) Opfertisch, Brandaltar]:
1. erhöhter, einem Tisch ähnlicher Aufbau für gottesdienstliche Handlungen in christlichen Kirchen:
an den, vor den, zum A. treten;
☆ jmdn. zum A. führen (geh.; eine Frau heiraten).
2. heidnische [Brand]opferstätte:
der A. des Zeus in Pergamon;
☆ jmdn., etw. auf dem A. der Gerechtigkeit, der Freundschaft, der Liebe o. Ä. opfern (geh.; jmdn., etw. für die Gerechtigkeit, die Freundschaft, die Liebe o. Ä. preisgeben).
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I Altar
[lateinisch altaria »Aufsatz auf dem Opfertisch«, zu lateinisch altus »hoch«] der, -(e)s/...'täre, Sammelbezeichnung für eine erhöhte Opfer- und Ritualstätte, die in den meisten Religionen vorkommt und nach örtlichen Gegebenheiten und kulturellen Bedürfnissen unterschiedlich gestaltet wird.
Vorgeschichte: Der platten- oder schalenförmige, zum Teil mit figürlichen Elementen kombinierte Altar aus Ton ist durch Originalfunde (zum Teil mit Feuerspuren) und zahlreiche Modelle, besonders aus Südosteuropa, schon für die Jungsteinzeit bezeugt. Die in Nordeuropa bis zur Eisenzeit benutzten Schalensteine können als eine Art Altar gelten, sonst sind gebaute Altäre aus Bronze- und Eisenzeit in Europa nur im Mittelmeerraum bekannt.
Im Alten Orient sind verschiedene Altarformen zu unterscheiden: Der Brandopferaltar war meist eine einfache Feuerstelle im Tempelhof, der aber auch aus kubischen Blöcken zusammengesetzt sein konnte; der Schlachtaltar hatte eine Platte zur Zurichtung des Opfertiers (oft mit Blutrinne); der Räucheraltar war häufig ein schlanker Ständer aus Ton oder Metall mit Öffnungen zur Frischluftzufuhr; der Libationsaltar, jeweils vor einer Gottheit aufgestellt, hatte eine sanduhrartige Form; der Altar konnte auch Podest oder Steinsockel zur Aufstellung des Götterbildes oder eines Symbols der Gottheit sein (z. B. Kultsockel des Tukulti-Ninurta I. aus Assur).
Im alten Ägypten wurden die Opfer ursprünglich auf Matten, später meist auf flache Steinplatten oder bewegliche Tische gelegt. Daneben begegnen gemauerte, blockartige Altäre in Tempelhöfen. An größere Altäre ist eine Treppe angebaut; auf ihr stehend weihte der Opfernde seine Gabe.
Im alten China war der Himmelsaltar rund und mit Terrassen versehen, der Altar der viereckig gedachten Erde in viereckiger Form. - In der altvedischen Opferreligion Indiens finden sich relativ früh Altäre; ihr Bau wird hinsichtlich der Zahl der zu verwendenden Steine genau beschrieben. Ihre am Sonnenlauf orientierte kosmographische Symbolik übertrug sich auf die späteren Mandalas und Kultbauten (Stupas, Tempel) der buddhistischen und hinduistischen Bilderverehrung.
In den vorkolumbischen Kulturen Amerikas sind Altäre freistehende Steinformen, häufig skulptiert oder plastisch ausgearbeitet, z. B. zoomorph in Quiriguá. Sie kommen in keiner verbindlicher Form vor, stehen in Innenhöfen von Gebäuden oder auf Tempelplattformen. Im Mayagebiet sind sie häufig den Stelen zugeordnet und dienten möglicherweise als Herrscherpodeste.
Die Griechen und Römer der Antike kannten (neben dem Herdaltar und dem Aschenaltar) an den Stätten der Götter- und Heroenkulte schon in früher Zeit neben natürlichen Opferablagen (Felsblöcke) künstlich errichtete Altäre aus Stein, meist rechteckig über einem Stufenunterbau (für Brandopfer). Als Tempelaltar stand er vor dessen Ostfront in der Achse der Cellatür im Blickfeld des Kultbilds. Die Altäre erreichten zum Teil monumentale Ausmaße, z. B. auf Samos, in Syrakus oder Ephesos. Die Brüstung wird ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. zu Reliefwänden oder Hallen ausgebildet, z. B. in Magnesia, Priene oder Pergamon (Pergamonaltar), später in Rom (Ara Pacis Augustae).
Der Altar in Israel war ursprünglich nur eine aus Erde oder unbehauenen Steinen aufgeschichtete Feuerstätte, auf der die Opfergaben verbrannt wurden (Brandopferaltar), später ein transportables, erzüberzogenes Holzgerüst ohne Boden und Deckplatte, das vor der Stiftshütte aufgestellt wurde. Er trug an den vier Ecken Hörner als Symbol der Stärke Jahwes. Der im Vorhof des salomonischen Tempels errichtete Brandopferaltar war aus Erz und wurde nach dem babylonischen Exil wohl aus (unbehauenen) Steinen wieder errichtet.
Im Christentum entwickelte sich der Tisch des Abendmahls der Urgemeinde (1. Korintherbrief 10, 21) aufgrund der theologischen Entfaltung des Opfergedankens zum Altar; seit etwa 110 n. Chr. in den christlichen Kirchen so bezeichnet. Er besteht aus der meist rechteckigen Platte (Mensa) und dem Träger (Stipes). Die Entwicklung brachte vier Typen hervor: den noch auf vorkonstantinische Zeit zurückgehenden Tischaltar, den besonders in Italien gebräuchlicher Kastenaltar (sein Inneres ist hohl und bietet damit Zugang zu dem darunter befindliche Reliquiengrab oder Reliquiar), den seit der karolingischen Zeit v. a. üblichen Blockaltar mit massivem Stipes und den seit dem Barock häufigen Sarkophagaltar. Eine Sonderform bilden die kleinen Tragaltäre (Portatile) seit dem 12. Jahrhundert (reich mit Goldschmiedearbeiten oder Elfenbeinschnitzereien geschmückt). - Die Ausstattung des Altars betraf zunächst die Umkleidung des Altarunterbaus (Stipes) oder den Schmuck der Vorderseite mit dem Antependium (reicher figürlicher und symbolischer Schmuck). Die Mensa selbst wurde in Italien seit dem 6. Jahrhundert, in Deutschland und anderen europäischen Ländern etwa seit dem 11. Jahrhundert (Regensburger Dom) mit einem Baldachin auf Säulen überdacht (Ziborium, Tabernakel). Diese Form (Ziboriumaltar) trat zuweilen auch in Verbindung mit dem Lettner auf. - Seit dem 11. Jahrhundert wurde die Mensa mit einer »Rückwand«, dem Retabel, besetzt (Retabelaltar), das ursprüngliche unmittelbar auf dem Altaraufsatz (Predella) stand und seit der Renaissance auf einen eigenen Unterbau hinter die Mensa gestellt wurde. Seit der Gotik entwickelten sich aus dem Retabel die aufwendigen, seit dem 14. Jahrhundert durch zwei bewegliche, beidseitig bemalte Flügel erweiterten Altaraufsätze. Diese Flügelaltäre (dreiteilig: Triptychon, mehrteilig: Polyptychon) waren verschließbar und nur an Festtagen geöffnet (Werktagsseite, Feiertagsseite). Im 15. Jahrhundert wurden sie durch weitere Flügelpaare zum Wandelaltar erweitert. Kleine Altäre für private Andachtsräume, die Hausaltäre (auch Klappaltäre), bewahren die dreiteilige Form. Der Wandelaltar ist besonders von der Kunst der deutschen Spätgotik (Schnitzaltar) mit zierlichen Architekturaufbauten zu großen Formen (Höhen von 16 m) entwickelt worden. In einem Schreinaltar mit schrankartigem Mittelteil befinden sich meist Schnitzfiguren; die Altäre ruhen auf einem Untersatz, der Staffel oder Predella, in der häufig Reliquien bewahrt werden. Die Bekrönung des Altars bildete in der Spätgotik das Gesprenge. Im 16. Jahrhundert setzte sich der in Italien übliche Altar ohne bewegliche Flügel allgemein durch. Erst im Barock gewannen die Altäre durch überreiche architektonische Umbauten, Säuleneinfassungen und Giebelüberdachungen wieder an Ausdehnung. Zum Hauptschmuck des Altars und zu seinem Mittelpunkt wird im Barock das Altarbild oder die plastische Gruppe.
In der katholischen Kirche führten die liturgischen Reformen seit dem 2. Vatikanischen Konzil dazu, dass der Altar von der Rückwand des Kirchenbaus getrennt wurde und nun zentraler aufgestellt wird, z. B. auf einer Altarinsel in der Mitte des Raumes. Damit wurde die vorher geübte Praxis aufgegeben, die Messe mit dem Rücken zur Gemeinde zu zelebrieren. Weitere Vorschriften des neuen Kirchenrechts von 1983 knüpfen an die kirchliche Tradition an: Der Altar bedarf als heiliger Ort der Weihe, er soll als fester Altar eine Tischplatte haben, die in der Regel aus einem einzigen Naturstein angefertigt ist, er soll Reliquien von Märtyrern in sich bergen, unter dem Altar darf kein Leichnam aufbewahrt werden. Bewegliche oder Tragaltäre müssen geweiht oder gesegnet sein. Kreuz, Leuchter und Blumenschmuck dürfen auf dem Altar stehen, Heiligenbilder und -figuren nicht.
Die evangelischen Kirchen kennen seit der Reformation grundsätzlich nur den Altartisch als Abendmahlstisch. Im Unterschied zu den reformierten Kirchen behielt die lutherische Kirche die schon bestehenden Altäre meist bei. Der Schmuck neuerer Altäre war meist spärlich und auf einfache Symbolik beschränkt. Die Sonderform der Verbindung von Kanzel und Altar (Kanzelaltar) blieb selten. - Während sich das 19. Jahrhundert in der Konzeption von Altären an frühere Stile anlehnte, sucht die Gegenwart im modernen Kirchenbau auch nach einer Erneuerung von Form und Stellung des Altars im Kirchenraum.
In den Ostkirchen ist der Altar durch die Bilderwand (Ikonostase) vom Gemeinderaum getrennt. Es handelt sich um einen frei stehenden Steinaltar, der aus einer quadratischen (selten rechteckigen) Steinplatte besteht, die auf einem kubischen Block ruht.
Das Kirchenrecht der Ostkirchen und der evangelischen Kirchen lässt in altkirchlicher Tradition nur einen Altar pro Kirche zu. Das katholische Kirchenrecht lässt neben dem Hauptaltar einer Kirche auch Nebenaltäre zu, von deren Neuerrichtung jedoch nach Möglichkeit Abstand genommen werden sollte.
J. Braun: Der christl. A., 2 Bde. (1924);
K. Galling: Der A. in den Kulturen des Alten Orients (1925);
Karl Schultz: Der dt. A. im späteren MA. (1939);
C. G. Yavis: Greek altars (Saint Louis, Mo., 1949);
W. Hermann: Röm. Götteraltäre (1961);
H. Hager: Die Anfänge des ital. Altarbildes (1962);
H. Ratschow u. a.: A., in: TRE, Bd. 2 (1978), S. 305 ff.;
C. Beutler: Die Entstehung des Altaraufsatzes (1979);
H. Schindler: Der Schnitz-A. (21982);
Altar
[zu lateinisch altus »hoch«] der, -s, lateinisch Ara, ein kleines Sternbild des Südhimmels zwischen den Sternbildern Skorpion und Südlichem Dreieck; ist von Mitteleuropa aus nicht sichtbar.
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Al|tar, der; -[e]s, Altäre [mhd. altāre, altære, ahd. altā̌ri, altā̌r(e) < spätlat. altar(e) < lat. altaria = (Aufsatz auf dem) Opfertisch, Brandaltar]: 1. erhöhter, einem Tisch ähnlicher Aufbau für gottesdienstliche Handlungen in christlichen Kirchen: an den, vor den, zum A. treten; *jmdn. zum A. führen (geh.; eine Frau heiraten). 2. heidnische [Brand]opferstätte: der A. des Zeus in Pergamon; *jmdn., etw. auf dem A. der Gerechtigkeit, der Freundschaft, der Liebe o. Ä. opfern (geh.; jmdm., etw. für die Gerechtigkeit, die Freundschaft, die Liebe o. Ä. preisgeben).
Universal-Lexikon. 2012.