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Eugen
I
Eugen
 
Geboren in Paris am 18. Oktober 1663 als Sohn des Prinzen Eugen Moritz von Savoyen-Carignan und einer Nichte Kardinal Mazarins, war Eugen für die geistliche Laufbahn bestimmt worden. Sein Wunsch, in die französische Armee einzutreten, wurde ihm von Ludwig XIV. verweigert. So bot er dem Kaiser seine Dienste an, bewährte sich bereits im Großen Türkenkrieg (1683-99) und wurde 1697 zum Oberbefehlshaber über die in Ungarn operierenden Truppen ernannt. Er begründete seinen Ruhm als Feldherr in der Schlacht bei Zenta gegen eine zahlenmäßig weit überlegene türkische Armee im gleichen Jahr. Ab 1700 beeinflusste er als Mitglied des Geheimen Rates und später als Präsident des Hofkriegsrates die Politik der Habsburger, hatte jedoch auch gegen zahlreiche Hofintrigen zu kämpfen. Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-13/14) vermochte er in glänzenden Siegen, teilweise gemeinsam mit dem britischen Feldherrn Marlborough errungen, dem Vormachtstreben Ludwigs XIV. in Europa entgegenzuwirken. Nach dem Tod seines Vetters Ludwig Wilhelm von Baden (1707) zum Reichsfeldmarschall ernannt, war Prinz Eugen 1714 kaiserlicher Bevollmächtigter bei den Friedensverhandlungen in Rastatt und Baden. Einen neuen Türkenkrieg entschied er durch die Belagerung und Einnahme Belgrads 1717. Im Frieden von Passarowitz erhielt Österreich 1718 das Banat.
 
Prinz Eugen hat als Träger des österreichischen Staatsgedankens einen modernen, schon von der Aufklärung geprägten politischen Stil entwickelt und die Idee der Staatsräson an die Stelle dynastischer Überlegungen gestellt. Österreich wurde durch seine Siege zur europäischen Großmacht; seine Erfolge gegen Frankreich und seine Siege über die Türken trugen zum Erwachen eines nationalen Gemeinschaftsgefühls der Deutschen bei. Er starb am 21. April 1736 in Wien.
 
II
Eugen,
 
Päpste:
 
 1) Eugen I. (654-657), Römer, ✝ Rom 2. 6. 657; auf kaiserlichem Druck hin noch zu Lebzeiten seines vom Kaiser gefangen gesetzten Vorgängers, Martins I., gewählt; versuchte, den Streit mit Konstantinopel wegen des Monotheletismus mit einer Kompromissformel zu schlichten, die in Konstantinopel jedoch als unzureichend angesehen wurde. - Heiliger (Tag: 2. 6.).
 
 2) Eugen II. (824-27), Römer, ✝ Rom 27. (?) 8. 827. Mithilfe Lothars I. gewählt und zur Annahme der Constitutio Romana (824) gezwungen, musste Eugen die fränkische Oberhoheit über Rom und den Kirchenstaat und die Verpflichtung jedes neu gewählten Papstes zum Treueid auf den Kaiser anerkennen. Damit und mit der 826 durch eine römische Synode erfolgten Übernahme zahlreicher kaiserlicher Reformgesetze zur inneren Ordnung der Kirche erlangten die fränkischen Kaiser unter dem Pontifikat Eugens ihre Machtstellung über Papsttum und Kirche zurück.
 
 3) Eugen III. (1145-53), früher Bernhard, * Pisa, ✝ Tivoli 8. 7. 1153; vorher Abt des Zisterzienserklosters Tre Fontane vor Rom. Er rief mit seinem Lehrer Bernhard von Clairvaux, der ihn zu durchgreifender Reform der Kurie ermahnte, zum 2. Kreuzzug (1147-49) auf. Wegen der Wirren, die durch die Ausrufung der römischen Republik entstanden waren, musste Eugen Rom fast während seines ganzen Pontifikats meiden; er hielt Synoden in Paris (1147), Trier und Reims (1148) und schloss mit Friedrich I. Barbarossa den Vertrag von Konstanz (1153).
 
Literatur:
 
M. Horn: Studien zur Gesch. Papst E.s III. (1992).
 
 4) Eugen IV. (1431-47), Augustinereremit, früher Gabriele Condụlmer, * Venedig 1383, ✝ Rom 23. 2. 1447; Neffe Gregors XII., 1407 Bischof von Siena, 1408 Kardinal. Unter dem sittenstrengen, aber diplomatisch ungeschickten Papst kam es zur letzten großen Auseinandersetzung mit dem Konziliarismus. 1439 setzte das vom Papst suspendierte Konzil von Basel Eugen ab und wählte Felix V. zum Gegenpapst. Eugen war es jedoch gelungen, auf seinem 1438 nach Ferrara einberufenen und 1439 nach Florenz verlegten Konzil eine Union mit der griechischen Kirche zustande zu bringen. Schließlich erkannten ihn nach längerer Neutralität 1445 König Friedrich III. und in der Folge die Kurfürsten an, mit denen er 1447 die Fürstenkonkordate abschloss, die diesen weitgehende Kirchenhoheit einräumten. Vergeblich waren Eugens Bemühungen um eine gemeinsame Türkenabwehr.
 
III
Eugen,
 
Prinz von Savọyen-Carignan [-karɪ'Ȗã], österreichischer Heerführer, * Paris 18. 10. 1663, ✝ Wien 21. 4. 1736; Sohn von Eugen Moritz Prinz von Savoyen-Carignan und Graf von Soissons sowie der Olympia Mancini, einer Nichte des Kardinals Mazarin. Der von König Ludwig XIV. zur geistlichen Laufbahn bestimmte Eugen floh im Juli 1683 aus Frankreich, nachdem sein Eintrittsgesuch in die französische Armee abgelehnt worden war, und trat in das kaiserliche Heer ein. Im »Großen Türkenkrieg« (1683-99; Türkenkriege) nahm er an der Entsatzschlacht für Wien am Kahlenberg (12. 9. 1683) teil und erhielt Ende des gleichen Jahres ein eigenes Dragonerregiment. Anfang 1688 wurde er zum Feldmarschallleutnant und 1693 zum Feldmarschall befördert. 1697 übernahm Eugen den Oberbefehl im Türkenkrieg. Sein entscheidender Sieg bei Zenta (11. 9. 1697) begründete seinen Ruf als Feldherr. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-13/14) zunächst nur mit einem militärischen Kommando betraut, wurde er 1703 zum Präsidenten des Hofkriegsrats und der Geheimen Staatskonferenz ernannt. Nach dem Abschluss der Haager Großen Allianz (1701) erfocht er mit den englischen Truppen unter dem Kommando des Herzogs von Marlborough die Siege von Höchstädt (13. 8. 1704), Turin (7. 9. 1706), Oudenaarde (11. 7. 1708) sowie von Malplaquet (11. 9. 1709), die Frankreich in die Defensive drängten. 1707 vom Reichstag zum Reichsfeldmarschall ernannt, führte Eugen 1709 im Auftrag des Kaisers die Verhandlungen zum Haager Friedenspräliminar und 1714 die zum Frieden von Rastatt (7. 3.) und Baden (8. 9.). Den folgenden Türkenkrieg (1714/16-18) entschied er nach den Siegen von Peterwardein (heute Petrovaradin, 5. 8. 1716) und Temesvar (1716) mit der Belagerung und, nachdem er ein türkisches Entsatzheer vernichtend geschlagen hatte, Einnahme der Festung Belgrad (16. 8. 1717). Die Schlacht und die Eroberung Belgrads trugen wesentlich zur Popularisierung des Feldherrn bei. Höfische Intrigen bewogen Eugen 1725 zum Verzicht auf das Generalgouvernement der Österreichischen Niederlande, das er seit 1716 innehatte.
 
Eugen galt als der fähigste Feldherr seiner Zeit sowie als weit blickender politischer Berater, der durch seine rationale Ausrichtung an der Idee der Staatsraison die Starrheit dynastischen Denkens und Handelns überwunden hatte. Als Freund der Kunst und Wissenschaft sammelte Eugen eine angesehene Bibliothek und ließ das Stadtpalais (J. B. Fischer von Erlach) und Schloss Belvedere (J. L. von Hildebrandt) in Wien erbauen. Er stand in Verbindung mit Leibniz, Voltaire, Montesquieu u. a. Persönlichkeiten der Zeit.
 
An die Gestalt Eugens knüpften sich das Volkslied »Prinz Eugen, der edle Ritter« sowie zahlreiche Anekdoten, Gedichte (z. B. von F. Freiligrath, G. Terramare, F. K. Ginzkey) und Gedichtzyklen (A. Grün, R. Kralik). Lebensbilder schrieben H. von Hofmannsthal und W. von Molo.
 
Literatur:
 
M. Braubach: Prinz E. von Savoyen, 5 Bde. (Wien 1963-65);
 D. Mackay: Prinz E. von Savoyen. Feldherr dreier Kaiser (a. d. Engl., Graz 1979);
 P. Broucek u. a.: Prinz E. Feldzüge u. Heerwesen (1986);
 W. Oppenheimer: Prinz E. von Savoyen. Feldherr - Staatsmann - Mäzen (Neuausg. 1996).
 

Universal-Lexikon. 2012.