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Militär
Truppe; Heer; Streitkräfte; Armee

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Mi|li|tär [mili'tɛ:ɐ̯], das; -s:
a) Gesamtheit der Soldaten eines Landes:
das britische Militär; er ist beim Militär; vom Militär entlassen worden sein; zum Militär müssen (Soldat werden müssen).
Syn.: Armee, Heer, Miliz (veraltet).
b) (eine bestimmte Anzahl von) Soldaten:
gegen die Demonstranten wurde [das] Militär eingesetzt; das Militär rückt aus.
Syn.: Armee, Heer, Truppen <Plural>.

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Mi|li|tär
I 〈n. 11; unz.〉
1. Gesamtheit der Streitkräfte
2. Stand der Soldaten
● beim \Militär sein Soldat sein; vom \Militär entlassen werden, freikommen; zum \Militär gehen Soldat werden
II 〈m. 6; zählb.〉 höherer Offizier ● ein erfahrener, guter \Militär sein; es waren hohe \Militärs anwesend
[<frz. militaire <lat. militaris; zu miles „Soldat“]

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1Mi|li|tär , das; -s [frz. militaire, zu lat. militaris = den Kriegsdienst betreffend; soldatisch, zu: miles = Soldat]:
1. Streitkräfte, Gesamtheit der [Soldatinnen u.] Soldaten eines Landes:
das britische M.;
er ist beim M.;
zum M. müssen (im Rahmen der Wehrpflicht Soldat werden müssen).
2. (eine bestimmte Anzahl von) [Soldatinnen u.] Soldaten:
gegen die Streikenden wurde [das] M. eingesetzt.
2Mi|li|tär , der; -s, -s <meist Pl.> [frz. militaire]:
hoher Offizier.

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Militär
 
[französisch, zu lateinisch militaris »den Kriegsdienst betreffend«, zu miles »Soldat«] das, -s, bezeichnet - auch in Abgrenzung zu paramilitärischen Verbänden und »Privatarmeen« - v. a. die Gesamtheit der planvoll organisierten und bewaffneten Streitkräfte, daneben aber auch das einzelne Mitglied der militärischen Organisation, »der Militär«, womit in der Regel der hohe Offizier gemeint ist.
 
Zu den Charakteristika des Militärs gehören neben Bewaffnung und Ausrüstung bestimmte Organisationsmerkmale wie die hierarchisch streng gegliederte Einteilung der Soldaten in Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften oder die Existenz einer eigenen Militärverwaltung, ferner eine Reihe von diese Hierarchie festigenden Strukturelementen wie Befehl und Gehorsam, Disziplin und Drill, Uniformierung und Kasernierung und als Ergebnis der bewussten Trennung des militärischen vom zivilen Leben auch eigene Rituale.
 
Bereits in den frühen Hochkulturen finden sich stehende Heere, und der Zusammenschluss von Männern zum Zweck der Kriegführung hat offenbar schon seit frühester Zeit stattgefunden. Die Entstehung des modernen Militärs der europäischen Neuzeit begann in der Zeit Karls VII. von Frankreich (Mitte 15. Jahrhundert), da sich seit dieser Zeit anstelle der »wehrfähigen Zivilen«, der Angehörigen einer Kriegerkaste oder der fallweise angeworbenen Söldner die auf Dauer in Dienst genommenen Berufssoldaten etablierten. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts hatten die europäischen Fürsten mit der Durchsetzung des Absolutismus die Macht und die finanziellen Mittel errungen, die Voraussetzung für Aufbau und Unterhalt eines modernen Militärs waren.
 
Die Militärangehörigen wurden zu Staatsdienern mit enger personaler Bindung an den Souverän, deren Herausbildung als Gruppe und Selbstverständnis als Elite, geprägt besonders vom adligen Offizierskorps, erst zur Scheidung der Gesellschaft in ein militärisches und ein ziviles Element führte. Dabei bildete das Militär zunehmend auch eine der Existenzgrundlagen des Staates: Nach außen ermöglichte es Schutz vor Angreifern und eigene kriegerische Expansion, nach innen sicherte es die politische Herrschaft der staatstragenden Eliten gegen das Aufbegehren gesellschaftlicher Kräfte. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Zuge der Französischen Revolution wurde der Grundstein für die das 19. und 20. Jahrhundert prägenden Massenarmeen gelegt, die zu einer beträchtlichen Militarisierung auch der zivilen Teile der Gesellschaft führten; diese erreichte in Deutschland ihren Höhepunkt im Kaiserreich und, in einer pervertierten Form, in der Zeit des Nationalsozialismus.
 
Obgleich die technische Entwicklung des Militärwesens zu immer verheerenderen Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen führte, wurde auch in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht auf Militär und Rüstung verzichtet, wenngleich deren Sinn zunehmend als der der Abschreckung und damit der Kriegsverhinderung definiert wurde. Für einen solchen Zustand des Nichtkrieges (Frieden), für dessen Wahrung ein militärisches Gleichgewicht notwendig ist, ist neben der realen Bedrohung die Wirksamkeit von Feindbildern wichtig. Je nach deren Stärkung oder Schwächung schwanken der gesellschaftliche Stellenwert sowie die offensive oder defensive Ausrichtung des Militärs. Die seit 1989/90 verstärkten Abrüstungsschritte, die völlig veränderte sicherheitspolitische Lage in Europa und die Ansätze einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik innerhalb der Europäischen Union führten in zahlreichen Ländern zu Kürzungen der Militärausgaben. Gleichzeitig übernahm das Militär mit humanitären Hilfsaktionen sowie mit friedensschaffenden und friedenserhaltenden Einsätzen v. a. im Rahmen der Vereinten Nationen neue Aufgaben.
 
Auch heute noch bildet das Militär in zahlreichen Staaten der Erde eine vom zivilen Teil der Gesellschaft deutlich geschiedene Gruppe, die aufgrund ihrer Struktur und ihrer Privilegien eine Sonderrolle spielt. Dies zeigt sich auch in der Vielzahl von Militärregierungen v. a. in den Ländern der Dritten Welt. Daneben bietet das Militär gerade dort häufig eine Möglichkeit des sozialen Aufstiegs für Menschen aus unterprivilegierten Gruppen und spielt eine wesentliche innenpolitische Rolle. Die Militärapparate in zahlreichen Entwicklungsländern, die nicht zuletzt durch Rüstungsimporte aufgebaut wurden, haben dort beträchtliche wirtschaftliche Belastungen bewirkt und sicherheitspolitische Instabilitäten bis hin zu (Stellvertreter-)Kriegen hervorgerufen.
 
Idealtypisch lassen sich u. a. folgende Leitbilder des Soldaten unterscheiden: 1) das des Staatsbürgers in Uniform, 2) das technokratisch-funktionalistische Berufsbild, 3) das soldatisch-traditionalistische (Standes-)Bild, 4) das des völlig seiner Ideologie verpflichteten Soldaten und 5) das archaisch-martialische Klischee des Heldensoldaten. In demokratisch verfassten Staaten mit wehrrechtlich fundierten Armeen wie der Bundeswehr sind die drei zuletzt genannten Typen nur noch rudimentär anzutreffen. Dennoch kommen Verletzungen der Grundsätze der Inneren Führung und des Ideals vom »Staatsbürger in Uniform« in der Praxis des militärischen Alltags vor. Neben dem »Staatsbürger in Uniform« gewann aufgrund der waffentechnologischen Entwicklung zunehmend das technokratisch-funktionalistische Berufsbild an Boden. Mit diesem verbunden ist zwar einerseits die Zurückdrängung traditionell-militärischer Verhaltensmuster, wie »Befehl und Gehorsam«, und die leichtere Wiedereingliederung der an moderner Technik geschulten Militärangehörigen ins Zivilleben, andererseits jedoch auch die Gefahr, dass die »Technokraten in Uniform«, der Faszination ihrer Arbeit erliegend, durch Politiker missbraucht werden oder umgekehrt durch ihr Fachwissen die Entscheidungen der Politiker manipulieren und so das »Primat der Politik vor dem Militärischen« aushöhlen. Dieser Gefahr, wie auch der Kriegsgefahr allgemein, könnte v. a. die Lösung der Bindung des Militärs an die Nationalstaaten und seine Einbindung in und Kontrolle durch ein supranationales, defensiv ausgerichtetes Verteidigungsbündnis sowie das Bemühen um eine friedens- und sicherheitspolitische Gesamtkonzeption entgegenwirken (D. S. Lutz). Wie das Militär mit seiner sich ändernden sozialen Rolle umgeht, hängt in der Gegenwart u. a. davon ab, wie stark es auf Demokratie und Recht verpflichtet und in die zivile Gesellschaft eingebunden ist.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Abrüstung · Heer · Krieg · militärisch-industrieller Komplex · Rüstung · Sicherheitspolitik · soziale Verteidigung · Wehrpflicht
 
Literatur:
 
W. Graf von Baudissin: Soldat für den Frieden (1969);
 M. Howard: Der Krieg in der europ. Gesch. (1981);
 H. McNeill: Krieg u. Macht (1984);
 E. Krippendorff: Staat u. Krieg (1985);
 
Gemeinsame Sicherheit, hg. v. E. Bahr u. a., 6 Bde. (1986-91);
 W. R. Vogt: Berufsbilder des Soldaten im Widerstreit, in: S + F, Vjschr. für Sicherheit u. Frieden, Jg. 5 (1987), H. 2; A. Albrecht-Heide: Patriarchat, M. u. der moderne Nationalstaat, in: ami, Jg. 20 (1990), H. 6; Die Zukunft des M. in Industriegesellschaften, hg. v. W. Karl u. T. Nielebock (1991);
 
M. u. Gesellschaft im 19. u. 20. Jh., hg. v. U. Frevert (1997);
 W. von Bredow: Demokratie u. Streitkräfte. M., Staat u. Gesellschaft in der Bundesrep. Dtl. (2000).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Militärgeschichte: Grundzüge der deutschen Militärgeschichte
 

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1Mi|li|tär, das; -s [frz. militaire, zu lat. militaris = den Kriegsdienst betreffend; soldatisch, zu: miles = Soldat] (veraltend): 1. Streitkräfte, Gesamtheit der Soldaten eines Landes: das britische M.; er ist beim M.; Der morgendliche Appell ... wie im M. (Ziegler, Gesellschaftsspiele 57); vom M. entlassen worden sein; zum M. müssen (Soldat werden müssen). 2. (eine bestimmte Anzahl von) Soldaten: gegen die Streikenden wurde [das] M. eingesetzt; das M. ist in Alarmbereitschaft versetzt worden; das M. rückt aus.
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2Mi|li|tär, der; -s, -s <meist Pl.> [frz. militaire]: hoher Offizier: »Zu viel Gleichheit, zu viel Brüderlichkeit«, wettert der wuchtige M. (Woche 17. 1. 97, 20); hohe, ausländische -s; dass bei einer Auflösung der Pakte wieder die -s ... die Macht ergreifen (Freie Presse 22. 12. 89, 5).

Universal-Lexikon. 2012.