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Eschatologie
die Lehre von den Hoffnungen auf Vollendung

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Es|cha|to|lo|gie 〈[ɛsça-] f. 19; unz.; Theol.〉 Lehre vom Weltende u. vom Anbruch einer neuen Welt, von den letzten Dingen, dem Tode u. der Auferstehung [<grch. eschaton „das äußerste, das letzte“ + logos „Rede, Kunde“]

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Es|cha|to|lo|gie [ɛsça… ], die; -, -n [zu griech. éschatos = der Äußerste, Letzte u. -logie] (Theol.):
Lehre bzw. Gesamtheit religiöser Vorstellungen von den Letzten Dingen, d. h. vom Endschicksal des einzelnen Menschen u. der Welt.

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Es|chatologie
 
[zu griechisch éschata »letzte Dinge«] die, -, Religionsgeschichte: die in verschiedenen prophetischen Religionen zentrale Lehre von einem am Ende der Weltgeschichte und nach einem Untergang der bisher bestehenden Welt (Weltende) neuen Zustand der Welt und des Menschen, die verschieden erwartete Erfüllung der religiösen Hoffnung: als »Wunderbarmachung« der Welt (Zarathustra), als messianisches Reich (Propheten Israels, Judentum), Eintritt des Gottesreiches (Christentum), als Paradies (Islam), als verbessertes Weltzeitalter (Welterneuerung; bei der Annahme aufeinander folgender Weltperioden). Häufig besteht die Vorstellung, dass ein unmittelbar bevorstehendes Ende sich durch Zeichen andeutet (Endzeit). Daher werden Erwartungen darauf durch politisch-wirtschaftliche Krisenzeiten gefördert; sie beeinflussen die Lebenshaltung des Individuums und der Gemeinschaft. Eine Sonderform der Eschatologie bildet die Apokalyptik. Am Übergang in die neu erwartete Welt steht meistens ein Weltgericht, auch ein Götterkampf, eine Naturkatastrophe, z. B. Einsturz des Himmels, Herabfallen der Gestirne, Weltbrand.
 
Christliche Theologie:
 
die Lehre von der Vollendung des Einzelnen und der ganzen Schöpfung. Die prophetische Eschatologie des Alten Testaments ist als Heilsweissagung und Ankündigung des messianischen Friedensreiches Urbild der christlichen Eschatologie. - Die katholische Theologie hat früher die Eschatologie des Neuen Testaments vor allem als Lehre von den letzten Dingen behandelt und sie als Eschatologie des Einzelnen und der Schöpfung dargestellt, während die irdische Wirksamkeit der Kirche fast unverknüpft neben der Eschatologie stand. Die Wiederentdeckung der eschatologischen Wurzeln des Evangeliums durch die heutige Exegese hat jedoch bewirkt, dass das 2. Vatikanische Konzil der irdischen Kirche ein neues Selbstverständnis gegeben hat. Sie sieht sich nicht mehr v. a. als den von der Welt geschiedenen mystischen Leib Christi, sondern als das Gottesvolk, das dem eschatologischen Ziel auf dieser Erde entgegenwandert, ohne es je voll und endgültig zu erreichen. Innerhalb der irdischen Geschichtszeit bleibt unaufhebbar die Spannung von schon angebrochenem und noch nicht vollendetem Gottesreich. - Auch die evangelische Theologie betont auf der Grundlage der modernen Exegese den eschatologischen Charakter der Verkündigung Jesu (A. Schweitzer, R. Bultmann). Die tragenden Begriffe des Evangeliums: »Reich Gottes«, »neue Gerechtigkeit«, »Heil«, »Lohn« u. a., sind eschatologisch, d. h. auf die Endzeit bezogen. Mit dem Erlöschen urchristlichen Naherwartung des Endes rückte die Eschatologie in die Ferne der Endgeschichte. Seit Schleiermacher wurden immer mehr die »kosmologischen« Elemente der Eschatologie auszuscheiden gesucht zugunsten der »individuellen« Eschatologie. Auch hatte sich im Verständnis der Endgeschichte ein Wandel zur »existenzialen« Deutung der Eschatologie als Krisis und Entscheidung jeder Stunde angebahnt. Die neuere Theologie sucht jedoch das Geschichts- und Weltbild der Apokalyptik für ein aktualisiertes Verständnis des Bezuges zwischen Offenbarung und Welt zu nutzen. Dieser Ansatz richtet sich besonders gegen die Reduktion der Hoffnungsinhalte auf die gegenwärtige Entscheidung des Menschen und betont demgegenüber die Universalität der Offenbarung und des Handelns Gottes in der Geschichte. Dadurch wird allerdings zum Teil die Erwartung Gottes als des Richters, der im Jüngsten Gericht den Einzelnen zur Rechenschaft zieht, zugunsten der Versöhnung der Welt und der ganzen Menschheit zurückgedrängt. Andererseits wird Eschatologie auch entfaltet als Frage nach der Beziehung der Zukunft Gottes zur gesamten Schöpfungswirklichkeit, die dem Menschen nicht zu letztlich inhumaner Ausbeutung, sondern zu verantwortlicher Pflege von Gott übertragen wurde. - In der orthodoxen Theologie gewann zeitweilig die Lehre von der Apokatastasis (der »Wiederbringung Aller«) einen gewissen Einfluss, wurde jedoch nicht Bestandteil der Kirchenlehre im dogmatischen Sinn. Eschatologie wird als die von Gott allein bewirkte Vollendung einer neuen unvergänglichen Schöpfung gelehrt. Auftrag der Kirche ist es nach orthodoxem Verständnis, für alle Menschen (die Lebenden und die bereits Verstorbenen) zu beten, dass Gott sie in seine ewige Gemeinschaft aufnehme.
 
Seit alters hat die Eschatologie durch Sonderlehren zu Auseinandersetzungen Anlass gegeben: Der Gedanke eines tausendjährigen Friedensreiches vor der Parusie hat in alter und neuer Gestalt das christliche Denken beschäftigt und die kirchliche Lehre zur Abwehr gerufen.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Apokalyptik · Apokatastasis · Auferstehung der Toten · Chiliasmus · Endzeitgemeinden · Himmel · Hölle · Jenseits · Jüngstes Gericht · Parusie · Tod
 
Literatur:
 
P. Althaus: Die letzten Dinge. Lb. der E. (81961);
 R. Bultmann: Gesch. u. E. (a. d. Engl., 21964);
 Eschatologie Brunner: Das Ewige als Zukunft u. Gegenwart (Neuausg. 1965);
 W. Kreck: Die Zukunft des Gekommenen. Grundprobleme der E. (Neuausg. Berlin-Ost 1968);
 K. H. Schelkle: Theologie des N. T., Bd. 4, 1: Vollendung von Schöpfung u. Erlösung (1974);
 G. Greshake u. G. Lohfink: Naherwartung, Auferstehung, Unsterblichkeit (1975);
 
E. im A. T., hg. v. H. D. Preuss (1978);
 J. Ratzinger: E., Tod u. ewiges Leben (31978);
 L. Boff: Was kommt nachher? (a. d. Port., Salzburg 1982);
 Eschatologie Fastenrath: In vitam aeternam. Grundzüge christl. E. in der 1. Hälfte des 20. Jh. (1982);
 M. Kehl: E. (1986);
 
Seele. Problembegriff christl. E., hg. v. W. Breuning (1986);
 D. Hattrup: E. (1992);
 G. Sauter: Einf. in die E. (1995);
 H. Küng: Ewiges Leben? (Neuausg. 71996).
 

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Es|cha|to|lo|gie [ɛsça...], die; -, -n [zu griech. éschatos = der äußerste, letzte u. ↑-logie] (Theol.): Lehre bzw. Gesamtheit religiöser Vorstellungen von den Letzten Dingen, d. h. vom Endschicksal des einzelnen Menschen u. der Welt.

Universal-Lexikon. 2012.