Akademik

ziehen
suckeln (umgangssprachlich); saugen; nuckeln; auslutschen; zuzeln (bayr., österr.) (umgangssprachlich); aussaugen; zutzeln (bayr., österr.) (umgangssprachlich); zerren; reißen

* * *

zie|hen ['ts̮i:ən], zog, gezogen:
1. <tr.; hat
a) [unter Anwendung von Kraft] hinter sich her bewegen:
einen Handwagen ziehen; das Pferd hat den Wagen gezogen.
Syn.: 2 schleifen, schleppen.
Zus.: fortziehen, herbeiziehen, hervorziehen, herziehen, mitziehen, nachziehen, wegziehen.
b) (etwas) unter Anwendung von Kraft in, aus oder auf etwas in Richtung zu sich selbst bewegen:
sie hat das Boot aus dem Wasser, ans Land gezogen.
Syn.: zerren.
Zus.: herausziehen, hereinziehen, hinaufziehen, hochziehen.
c) (einen Zug auf etwas ausüben und es dadurch) aus, von etwas entfernen, es von einer bestimmten Stelle wegbewegen:
[jmdm.] einen Zahn ziehen; jmdm./sich einen Splitter aus dem Fuß ziehen.
Syn.: ausziehen, herausnehmen.
Zus.: herausziehen, hervorziehen.
2. <itr.; ist
a) sich irgendwohin begeben; irgendwohin unterwegs sein:
die Demonstranten sind zum Rathaus gezogen (marschiert); die Vögel ziehen (fliegen) nach Süden.
Syn.: sich bewegen, sich fortbewegen, wandern.
Zus.: fortziehen, wegziehen.
b) übersiedeln:
die Familie ist in eine andere Stadt gezogen.
Zus.: umziehen, wegziehen.
3. <tr.; hat züchten:
früher haben sie Schweine, Hühner gezogen.
Zus.: großziehen, heranziehen.
4. <+ sich>
a) bis irgendwohin verlaufen, sich [auf irgendeine Weise] irgendwohin erstrecken:
die Grenze zieht sich quer durch den Kontinent.
b) sehr lange dauern; kein Ende zu nehmen scheinen:
die Feier hat sich [in die Länge] gezogen.
Syn.: sich hinausziehen.
Zus.: hinziehen.
5. <itr.; hat; unpers.> als Luftzug in Erscheinung treten, unangenehm zu verspüren sein:
es zieht!; es hat im Zimmer so stark gezogen, dass sie sich erkältete.
6. <als Funktionsverb>: sie hat einen Vergleich gezogen (sie hat verglichen); einen Schluss aus etwas ziehen (aus etwas schließen); aus etwas Nutzen, Vorteil ziehen (etwas so auswerten, dass man daraus einen Nutzen, Vorteil hat); jmdn. zur Verantwortung ziehen (jmdn. verantwortlich machen).

* * *

zie|hen 〈V. 287
I 〈V. tr.; hat
1. zu sich her od. hinter sich her bewegen, befördern (Bremse, Kind, Wagen)
2. zeichnen, malen (Linie)
3. dehnen, strecken (Stoff, Garn)
4. 〈Tech.〉 durch einen sich konisch verengenden Ring hindurchführen u. so strecken od. verfestigen (Metallstangen, Draht)
5. 〈unpersönl.; z. B. in der Wendung〉 es zieht mich immer wieder dorthin ich muss immer wieder dorthin gehen, fahren, reisen
● es zieht mich heimwärts ich möchte gern heimgehenBlasen \ziehen bilden; Blumen, Obstbäume \ziehen pflegen u. wachsen lassen, zum Blühen bzw. Fruchttragen bringen; den Degen \ziehen den D. aus der Scheide nehmen, um anzugreifen; der Sirup, Honig zieht Fäden bildet beim Schöpfen Fäden; Folgerungen (aus einer Beobachtung) \ziehen F. ableiten; ein (schiefes) Gesicht \ziehen das G. unwillig verziehen, ein unwilliges G. machen; einen Graben \ziehen einen G. ausheben; den Hut (vor jmdm.) \ziehen zum Gruß abnehmen; eine Karte (aus dem Talon) \ziehen 〈Kart.〉; Kerzen \ziehen durch Ziehen des Wachses mit der Hand herstellen, formen; ich werde eine Lehre daraus \ziehen ich werde es mir zur Lehre dienen lassen; er zog das Messer, den Revolver er nahm (zum Angriff) das M., den R. aus der Tasche, zur Hand; die Notbremse \ziehen die N. betätigen; Nutzen aus etwas \ziehen etwas nützlich verwenden; sich den Scheitel \ziehen; daraus kann man den Schluss \ziehen, dass ... daraus kann man schließen, dass ...; die Töne \ziehen (beim Singen) die T. unschön dehnend miteinander verbinden; die Uhr \ziehen die U. aus der Tasche nehmen u. nach der Zeit sehen; einen Vergleich zwischen zwei Dingen \ziehen zwei D. miteinander vergleichen; das Pferd zieht den Wagen, den Pflug; →a. Zahn ● das Kind lässt sich \ziehen; sich auf dem Schlitten \ziehen lassen ● jmdn. (zärtlich) an sich \ziehen; der König zog Gelehrte, Musiker an seinen Hof rief sie an seinen H., beschäftigte sie an seinem H.; das Boot an Land \ziehen; jmdn. am Ohr, an den Haaren \ziehen; die Aufmerksamkeit auf sich \ziehen auf sich lenken; die Blicke auf sich \ziehen auf sich lenken, die anderen auf sich aufmerksam machen; jmds. Unwillen, Hass auf sich \ziehen 〈fig.〉; Perlen auf einen Faden \ziehen 〈fig.〉 reihen, fädeln; einen Wechsel auf jmdn. \ziehen zur Zahlung auf jmds. Namen ausstellen; Wein auf Flaschen \ziehen in F. füllen; Saiten auf ein Instrument \ziehen spannen; ein Bild auf Pappe \ziehen auf P. kleben; jmdn. auf seine Seite \ziehen jmdn. für sich gewinnen, ihn günstig für sich beeinflussen; er zog sie neben sich aufs Sofa; den Korken aus der Flasche \ziehen; einen Brief aus der Tasche \ziehen; Banknoten aus dem Verkehr, Umlauf \ziehen aus dem V., U. nehmen; den Faden durchs Nadelöhr, durch den Stoff \ziehen; die Stirn in Falten \ziehen die S. in F. legen, die S. runzeln; jmdn. ins Gespräch \ziehen am G. beteiligen, etwas fragen, zum Sprechen ermuntern; etwas in die Höhe \ziehen; etwas ins Lächerliche \ziehen etwas lächerlich machen; in die Länge \ziehen strecken, dehnen; 〈fig.〉 langsam ablaufen lassen, absichtlich verlängern; jmdn. ins Vertrauen \ziehen jmdm. etwas anvertrauen; jmds. Worte in Zweifel \ziehen anzweifeln, nicht glauben; jmdn. mit sich \ziehen; das wird noch üble Folgen nach sich \ziehen üble Folgen haben; diese Maßnahme wird noch weitere nach sich \ziehen zur Folge haben; eine Jacke übers Kleid \ziehen noch dazu anziehen; den Mantel enger um sich \ziehen; einen Ring vom Finger \ziehen; die Gardine vors Fenster \ziehen; jmdn. zur Rechenschaft \ziehen von jmdm. Rechenschaft fordern; jmdn. zur Verantwortung \ziehen verlangen, dass jmd. sich verantwortet, sich rechtfertigt ● nach der Operation müssen die Fäden gezogen werden; gezogener Draht, gezogenes Metall, gezogene Kerzen; gezogener Wechsel
II 〈V. refl.; hat〉 sich \ziehen
1. dehnbar sein, sich dehnen, strecken lassen
2. länger sein als erwartet
● der Weg zieht sich ● sich in die Länge \ziehen 〈fig.〉 länger dauern als erwartet; die Strümpfe \ziehen sich nach dem Fuß
III 〈V. intr.; ist
1. wandern, marschieren
2. sich stetig fortbewegen
3. 〈Brettspiel〉 einen Stein auf ein anderes Feld rücken
4. Durchzug haben, Luftbewegung haben (Ofen, Zigarre)
5. Aroma u. Farbe an das heiße Wasser abgeben (Tee, Kaffee)
6. 〈fig.; umg.〉
6.1 Anziehungskraft besitzen, gefallen
6.2 Wirkung haben, wirken
7. 〈unpersönl.〉 Durchzug sein
● hier zieht es hier herrscht Durchzug; Tür zu, es zieht!; er drohte ihm eine Tracht Prügel an, und das zog endlich 〈fig.; umg.〉; diese Masche zieht bei mir nicht 〈fig.; umg.〉 ● diese Ausrede zieht nicht mehr 〈fig.; umg.〉; der Hund zieht (erg.: an der Leine) der H. drängt (an der Leine) ungestüm vorwärts; das Theaterstück, der Film zieht (nicht) 〈umg.〉; Wolken \ziehen über den Himmel ● jmdn. \ziehen lassen weggehen lassen; der Tee muss fünf Minuten \ziehen; ein Ziehen im Kreuz verspüren einen ziehenden Schmerzan etwas \ziehen etwas zu sich her bewegen; an der Glocke \ziehen; er zog an seiner Pfeife, Zigarre er zog den Rauch der P., Z. ein; an einem Strick \ziehen; aufs Land \ziehen seinen Wohnsitz aufs Land verlegen; auf Wache \ziehen die W. übernehmen; durch die Welt \ziehen in der W. umherfahren; in die Fremde \ziehen; in den Krieg, ins Feld \ziehen; Jahr um Jahr zog ins Land 〈poet.〉 verging; in einen Ort, nach einem Ort \ziehen den Wohnsitz in einen Ort, nach einem Ort verlegen; in eine andere Wohnung \ziehen; nach Bern, nach England \ziehen; die Zugvögel \ziehen nach dem Süden fliegen in Scharen; zu jmdm. \ziehen seinen Wohnsitz mit jmdm. zusammenlegen
[<ahd. ziohan <got. tiuhan; zu idg. *deuk- „ziehen“]

* * *

zie|hen <unr. V.> [mhd. ziehen, ahd. ziohan]:
1. <hat> hinter sich her in der eigenen Bewegungsrichtung in gleichmäßiger Bewegung fortbewegen:
einen Handwagen, die Kutsche z.;
sich auf einem Schlitten z. lassen;
die Pferde, Ochsen zogen den Pflug;
Ü etw. nach sich z. (etw. zur Folge haben).
2. <hat>
a) in gleichmäßiger Bewegung [über den Boden od. eine Fläche] zu sich hin bewegen:
(als Aufschrift an Türen:) ziehen!;
den Stuhl an den Tisch z.;
den Verunglückten aus dem Auto z.;
b) jmdn. [an der Hand] mit sich fortbewegen; jmdn. anfassen, packen u. bewirken, dass er sich mit an eine andere Stelle bewegt:
sie zog ihn [an der Hand] ins andere Zimmer;
die Pferde aus dem Stall z.;
er zog sie neben sich aufs Sofa;
sie zogen ihn mit Gewalt ins Auto;
Ü der Fürst zog Gelehrte und Künstler an seinen Hof;
er wurde mit achtzehn [zum Militär] gezogen (ugs.; einberufen);
c) [mit einer sanften Bewegung] bewirken, dass jmd., etw. irgendwohin gelangt:
er zog sie liebevoll, zärtlich an sich;
d) durch Einschlagen des Lenkrades, Betätigen des Steuerknüppels in eine bestimmte Richtung steuern:
sie zog den Wagen scharf nach links, in die Kurve;
der Pilot zog die Maschine wieder nach oben.
3. <hat>
a) 1Zug (3) auf etw. [was an einem Ende beweglich befestigt ist] ausüben:
an der Klingelschnur z.;
der Hund zieht [an der Leine] (drängt ungestüm vorwärts);
b) etw. anfassen, packen u. daran zerren, reißen:
jmdn. am Ärmel z.;
er zog ihn an den Haaren, an den Ohren;
c) durch Ziehen (3 a) betätigen:
die Notbremse, Wasserspülung, die Orgelregister z.;
d) [durch Herausziehen eines Faches o. Ä.] einem ↑ Automaten (1 a) entnehmen:
Tickets, Süßigkeiten [aus Automaten] z.
4. <hat> anziehen (7); Beschleunigungsvermögen haben:
der Wagen, der Motor zieht ausgezeichnet.
5. <hat>
a) in eine bestimmte Richtung bewegen:
die Rollläden in die Höhe z.;
er zog die Knie bis unters Kinn;
der Sog zog sie in die Tiefe;
die Ruder kräftig durchs Wasser z.;
Ü <unpers.:> es zog ihn in die Ferne;
es zieht sie doch immer wieder zu ihm;
b) an eine bestimmte Stelle, in eine bestimmte Lage, Stellung bringen:
Perlen auf eine Schnur z.;
den Obstwein auf Flaschen z. (ugs.; in Flaschen abfüllen);
den Faden durchs Nadelöhr z.;
den Hut [tief] ins Gesicht z.;
eine Decke fest um sich z.;
jmdn. ins Gespräch z.;
c) über od. unter etw. anziehen:
einen Pullover über die Bluse, ein Hemd unter den Pullover z.;
d) (bes. von Spielfiguren) von einer Stelle weg zu einer anderen bewegen, verrücken:
den Springer auf ein anderes Feld z.;
<auch ohne Akk.-Obj.:> du musst z.!;
e) durch Ziehen (3 a) aus, von etw. entfernen, von einer bestimmten Stelle wegbewegen:
jmdm. einen Zahn z.;
er zog ihm den Splitter aus dem Fuß;
den Korken aus der Flasche z.;
den Ring vom Finger z.;
den Hut [zum Gruß] z. (lüften);
nach der Operation müssen die Fäden gezogen werden.
6. <hat>
a) mit einer ziehenden Bewegung aus etw. herausnehmen, herausholen:
die Brieftasche [aus der Jackentasche] z.;
das Schwert z.;
die Pistole [aus dem Halfter] z.;
<auch ohne Akk.-Obj.:> er zog (zog seine Waffe) und schoss;
Ü die Wurzel aus einer Zahl z. (Math.; die Grundzahl einer Potenz errechnen);
b) aus einer bestimmten Menge auswählen u. herausholen:
ein Los z.;
sie hat einen Gewinn gezogen;
Blutproben z.
7. <ist> seinen [Wohn]sitz irgendwohin verlegen, umziehen:
aufs Land, in eine andere Wohnung, Straße, nach Berlin z.;
sie ist zu ihrem Freund gezogen.
8. <ist> sich stetig fortbewegen, irgendwo[hin] bewegen; irgendwo[hin] unterwegs sein:
durch die Lande z.;
jmdn. ungern z. (fortgehen) lassen;
von dannen, in die Fremde, heimwärts z.;
auf Wache, in den Krieg z.;
die Demonstranten zogen [randalierend] durch die Straßen, zum Rathaus;
die Aale ziehen flussaufwärts;
die Schwalben ziehen nach Süden;
Nebel zieht über die Wiesen;
die Feuchtigkeit ist in die Wände gezogen (gedrungen);
die Wolken ziehen [schnell];
Ü die verschiedensten Gedanken zogen durch ihren Kopf;
einen z. lassen (fahren lassen 1).
9. <z. + sich; hat
a) sich [auf irgendeine Weise] irgendwohin erstrecken, bis irgendwohin verlaufen:
die Straße zieht sich bis zur Küste;
die Grenze zieht sich quer durchs Land;
eine rote Narbe zog sich über sein ganzes Gesicht;
der Weg zieht sich aber (ugs.; ist ziemlich lang, länger als erwartet);
b) sich hinziehen (4 b):
der Monat zieht sich.
10. <hat>
a) durch entsprechende Behandlung, Bearbeitung in eine längliche Form bringen; [durch Dehnen, Strecken] herstellen:
Draht, Röhren, Kerzen z.;
Ü von einem Film, einer Festplatte eine Kopie z.;
b) etw. [an beiden Enden] so ziehen (3 a), dass es entsprechend lang wird; dehnen:
die Betttücher, Wäschestücke [in Form] z.;
Kaugummi lässt sich gut z.;
c) (meist von etw. Zähflüssigem) entstehen lassen, erzeugen, bilden:
der Leim zieht Fäden;
bei der Hitze zog das Pflaster Blasen;
d) aufziehen (3):
eine neue Saite auf die Geige z.;
das Bild auf Pappe z.;
e) beim Singen, Sprechen o. Ä. die Töne, Laute, Silben [unangenehm] breit [hebend u. senkend] dehnen.
11. <hat> ausrollen, ausbreiten, irgendwo entlanglaufen lassen u. an bestimmten Punkten befestigen; spannen:
eine [Wäsche]leine, Schnüre z.;
Leitungen z.
12. <hat> [als Ausdruck bestimmter Gefühle, Meinungen o. Ä.] bestimmte Gesichtspartien so verändern, dass sie vom sonst üblichen Aussehen abweichen:
eine Grimasse z.;
[nachdenklich] die Stirn in Falten z.;
den Mund in die Breite z.;
die Augenbrauen nach oben z.
13. <z. + sich; hat verziehen (2 b):
der Rahmen hat sich gezogen.
14. <hat>
a) Anziehungskraft (1) haben:
der Magnet zieht nicht mehr;
b) (ugs.) die gewünschte Wirkung, Erfolg haben; ankommen (4):
der Film zieht enorm;
diese Masche zieht [immer] noch;
das zieht bei mir nicht;
c) bewirken, dass sich etw. (als Reaktion auf ein bestimmtes Verhalten o. Ä.) auf einen bzw. etw. richtet:
alle Blicke auf sich z.;
jmds. Unwillen, Zorn auf sich, auf seine Kinder z.;
sie versuchte seine Aufmerksamkeit auf einen anderen Fall zu z.
15. <hat>
a) mit einem [tiefen] Atemzug in sich aufnehmen; einatmen:
die frische Luft, den Duft der Blumen in die Nase z.;
b) etw. in den Mund nehmen u. Rauch, Flüssigkeit daraus entnehmen, in sich hineinziehen:
an der Pfeife, [hastig, nervös] an der Zigarette z.;
an einem Strohhalm z.;
lass mich einmal z. (einen Zug aus deiner Zigarette nehmen).
16. <hat>
a) (von Pflanzen) bestimmte Stoffe in sich aufnehmen:
Nahrung aus dem Boden z.;
der Feigenbaum zieht viel Wasser;
b) gewinnen (5 b):
Öl aus bestimmten Pflanzen z.;
Erz aus Gestein z.;
Ü Profit, Nutzen, einen Vorteil aus etw. z.
17. <hat>
a) etw., bes. ein Schreibgerät, von einem bestimmten Punkt ausgehend, ohne abzusetzen, über eine Fläche bewegen u. dadurch (eine Linie) entstehen lassen:
eine Senkrechte, einen Kreis, Bogen z.;
Linien [mit dem Lineal] z.;
einen Strich unter die Rechnung z.;
b) nach einer bestimmten Linie anlegen, bauen, entstehen lassen:
einen Graben, eine Grenze z.;
sie zogen eine Mauer [um die Stadt];
sie zog sich einen Scheitel;
c) eine bestimmte Linie beschreiben:
seine Bahn z.;
mit dem Flugzeug eine Schleife z.
18. <hat> aufziehen, züchten:
etw. aus Samen, Stecklingen z.;
Rosen, Spargel, Kartoffeln z.;
Schweine, Gänse z.;
Ü den Jungen werde ich mir noch z. (ugs.; so formen, so erziehen, dass er meinen Vorstellungen entspricht).
19. <hat>
a) mit kochendem, heißem Wasser o. Ä. übergossen sein u. so lange stehen bleiben, bis die übergossene Substanz ihre Bestandteile, ihren Geschmack u. ihr Aroma an das Wasser abgibt:
den Tee 3 Minuten z. lassen;
der Kaffee hat lange genug gezogen;
b) (Kochkunst) etw. in einer Flüssigkeit knapp unter dem Siedepunkt halten u. langsam garen lassen:
die Klöße z. lassen;
der Fisch soll nicht kochen, sondern z.
20. <unpers.> als Luftzug in Erscheinung treten, unangenehm zu verspüren sein:
in der Halle zieht es;
es zieht vom Fenster her, an die Beine.
21. <hat> den nötigen 1Zug (8 b) haben, um entsprechend zu funktionieren:
der Ofen, Schornstein zieht [gut];
die Pfeife zieht nicht mehr.
22. <hat> einen Schmerz, der sich in einer bestimmten Linie ausbreitet, haben:
es zieht [mir] im Rücken;
ziehende Schmerzen in den Beinen haben;
<subst.:> sie verspürte ein leichtes, starkes Ziehen im Bauch.
23. <hat> (Geldw.) auf eine dritte Person, auf einen Wechselnehmer ausstellen:
einen Wechsel auf jmdn. z.;
ein gezogener Wechsel.
24. <hat> mit einem Gegenstand ausholend schlagen:
jmdm. eine Latte über den Kopf z.;
er zog ihm eins über die Rübe.
25. hat; meist im 2. Part.> (Waffent.) mit schraubenlinienartigen 2Zügen (15) versehen:
ein Gewehr mit gezogenem Lauf.
26. verblasst; hat
Lehren aus etw. z. (aus etw. lernen);
den Schluss aus etw. z. (aus etw. schließen);
Folgerungen z. (aus etw. schließen);
Vergleiche z. (etw. miteinander vergleichen);
jmdn. zur Rechenschaft, zur Verantwortung z. (für etw. verantwortlich machen).

* * *

I
Ziehen,
 
1) Fertigungstechnik: Bezeichnung für Verfahren der Kaltumformung metallischer Werkstoffe, besonders für das Zugumformen und das Zugdruckumformen, bei denen die Formgebung durch äußere Zugkräfte bewirkt wird, z. B. Drahtziehen (Draht), Abstreckziehen (Abstrecken), Rohrziehen, Streckziehen und Tiefziehen.
 
 2) Fliegersprache: Bewegung des Steuerorgans eines Flugzeugs zum Körper des Piloten hin (Heranziehen), um durch einen Höhenruderausschlag den Anstellwinkel zu vergrößern; bewirkt in der Regel Steigen des Flugzeugs. (Überziehen)
 
II
Ziehen,
 
Theodor, Psychiater, Philosoph und Psychologe, * Frankfurt am Main 12. 11. 1862, ✝ Wiesbaden 29. 12. 1950; wurde Professor für Psychiatrie in Jena (1892), Utrecht (1900), Halle (Saale; 1903) und Berlin (1904-12). 1917-30 war er Professor für Philosophie und Direktor des psychologischen Instituts in Halle. Ziehen lieferte zahlreiche Beiträge zur vergleichenden Anatomie des Zentralnervensystems und vertrat in der Philosophie eine positivistisch-materialistische Erkenntnistheorie (»Gignomenologie«), die die auf physiologische Vorgänge zurückgeführten Empfindungen und Vorstellungen als Grundgegebenheiten (Gignomene) betrachtet; als Psychologe vertrat Ziehen im Gegensatz zu W. Wundt eine Assoziationspsychologie.
 
Schriften: Leitfaden der physiologischen Psychologie in 14 Vorlesungen (1891); Erkenntnistheorie auf psycho-physiologischer und physikalischer Grundlage (1913); Die Grundlage der Psychologie, 2 Bände (1915); Lehrbuch der Logik auf positivistischen Grundlagen mit Berücksichtigung der Geschichte der Logik (1920); T. Ziehen, in: Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Band 4 (1923, Autobiographie); Vorlesungen über Aesthetik, 2 Bände (1923-25); Die Grundlage der Charakterologie (1930).
III
Ziehen,
 
Ziehen und Ablegen.

* * *

zie|hen <unr. V.> [mhd. ziehen, ahd. ziohan]: 1. hinter sich her in der eigenen Bewegungsrichtung in gleichmäßiger Bewegung fortbewegen <hat>: einen Handwagen, die Kutsche, Rikscha z.; sich auf einem Schlitten z. lassen; die Pferde, Ochsen zogen den Pflug; ... wo ein Kind über den schneefreien Gehsteig einen Schlitten zog (Handke, Frau 9); Ü etw. nach sich z. (etw. zur Folge haben). 2. <hat> a) in gleichmäßiger Bewegung [über den Boden od. eine Fläche] zu sich hin bewegen: z.! (als Aufschrift an Türen); den Stuhl an den Tisch z.; das Boot an Land z.; die Angel aus dem Wasser z.; den Verunglückten aus dem Auto, die Leiche aus dem Wasser z.; sie zog die Tür leise ins Schloss; Nach unruhigem Herumwälzen zog er sich wieder die Decke über den Kopf (Fels, Sünden 24); b) jmdn. [an der Hand] mit sich fortbewegen; jmdn. anfassen, packen u. bewirken, dass er sich mit an eine andere Stelle bewegt: Junge, lass dich nicht so z.!; die Pferde aus dem Stall z.; sie zog ihn [an der Hand] ins andere Zimmer; er zog sie neben sich aufs Sofa; Katjas Mutter zog mich in eine Sitzecke und lud mich zu einem Kognak ein (H. Weber, Einzug 240); sie zogen ihn mit Gewalt ins Auto; Sie hängte sich jetzt in seinen Arm und zog ihn über die Straße (Hilsenrath, Nacht 362); Ü So hat er alle möglichen Personen an seinen Hof gezogen, Dichter, Philosophen (Thieß, Reich 242); er ... war mit siebzehn regulär zur Waffen-SS gezogen (ugs.; einberufen) worden (Bruyn, Zwischenbilanz 258); Der SPD-Abgeordnete ... wurde wegen Untauglichkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht gezogen (ugs.; einberufen; MM 28. 12. 82, 5); c) [mit einer sanften Bewegung] bewirken, dass jmd., etw. irgendwohin gelangt: er zog sie liebevoll, zärtlich an sich; d) durch Einschlagen des Lenkrades, Betätigen des Steuerknüppels in eine bestimmte Richtung steuern: er zog den Wagen in letzter Sekunde scharf nach links, in die Kurve; der Pilot zog die Maschine wieder nach oben. 3. <hat> a) Zug (3) auf etw. [was an einem Ende beweglich befestigt ist] ausüben: an der Klingelschnur z.; der Hund zieht [an der Leine] (drängt ungestüm vorwärts); b) etw. anfassen, packen u. daran zerren, reißen: jmdn. am Ärmel z.; der Vater zog ihn an den Haaren, an den Ohren; c) etw. durch Ziehen (3 a) betätigen: die Notbremse, Wasserspülung, die Orgelregister z.; d) [durch Herausziehen eines Faches o. Ä.] einem Automaten (1 a) entnehmen: Tickets, Süßigkeiten, Blumen aus Automaten z.; Vorne am Rathausplatz kann ich mir auch noch Zigaretten z. (Gabel, Fix 17). 4. anziehen (7), Anzugsvermögen haben <hat>: der Wagen, der Motor zieht ausgezeichnet. 5. <hat> a) in eine bestimmte Richtung bewegen: die Rollläden in die Höhe z.; er zog die Knie bis unters Kinn; der Sog zog ihn in die Tiefe; er wurde in den Strudel gezogen; die schwere Last zog ihn fast zu Boden; die Ruder kräftig durchs Wasser z.; die Strümpfe kurz durchs Wasser z. (schnell auswaschen); Die Gemüse und Hummerkrabben in dem restlichen Mehl wenden, abklopfen und durch den Teig z. (e & t 6, 1987, 118); Ü <unpers.:> es zog ihn in die Ferne, an den Ort des Verbrechens; es zieht sie doch immer wieder zu ihm; Den jungen, unternehmungslustigen Juristen zog es schon sehr bald in die Wirtschaft (Vaterland 27. 3. 85, 19); b) an eine bestimmte Stelle, in eine bestimmte Lage, Stellung bringen: Perlen auf eine Schnur z.; Fleischstücke abtropfen lassen und auf Holzspieße z. (e & t 5, 1987, 67); die Tante hat einmal einen Heidelbeerwein auf Flaschen gezogen (in Flaschen abgefüllt; Wimschneider, Herbstmilch 135); den Faden durchs Nadelöhr, den Gürtel durch die Schlaufen z.; den Hut [tief] ins Gesicht z.; er zog die Schutzbrille über die Augen; eine Decke fest um sich z.; sie zog den Gürtel stramm um die Hüften; den Schleier vor das Gesicht, die Gardinen vor das Fenster z.; (EDV:) So genügt es etwa, ein Dateisymbol mit der Maus auf ein passendes Symbol am Bildschirm zu z. (Zeit 2. 12. 94, 88); Ü Wenn Thies in Phineus Keller saß, ... gelang es dem Branntweiner manchmal, ihn ins Gespräch zu z. (Ransmayr, Welt 266); c) über od. unter etw. anziehen: einen Pullover über die Bluse, ein Hemd unter den Pullover z.; d) (bes. von Spielfiguren) von einer Stelle weg zu einer anderen bewegen, verrücken: den Springer auf ein anderes Feld z.; <auch o. Akk.-Obj.:> du musst z.!; e) durch Ziehen (3 a) aus, von etw. entfernen, es von einer bestimmten Stelle wegbewegen: jmdm. einen Zahn z.; er zog ihm den Splitter aus dem Fuß; Er kam und wollte mir einen Stachel aus der Armbeuge z. (Schwaiger, Wie kommt 31); einen Nagel aus dem Brett, den Korken aus der Flasche z.; den Stiefel vom Fuß z.; den Ring vom Finger z.; den Hut [zum Gruß] z. (lüften); nach der Operation müssen die Fäden gezogen werden. 6. <hat> a) mit einer ziehenden Bewegung aus etw. herausnehmen, herausholen: die Brieftasche, den Presseausweis [aus der Jackentasche] z.; den Degen, das Schwert z.; die Pistole [aus dem Halfter] z.; jetzt geht er nur noch Brieftaschen z. (Jargon: stehlen; Schmidt, Strichjungengespräche 156); <auch o. Akk.-Obj.:> zieh (zieh deine Waffe) endlich, du Feigling!; Ü die Wurzel aus einer Zahl z. (Math.; die Grundzahl einer Potenz errechnen); b) aus einer bestimmten Menge auswählen u. herausholen: ein Los z.; du musst eine Karte z.; sie hat einen Gewinn gezogen; (Fachspr.:) wobei in größeren Arztpraxen täglich bis zu 100 Blutproben gezogen werden (MM 24. 11. 93, 1); In 53 der gezogenen Proben spürten die Prüfer giftige Lösungsmittel auf (Spiegel 16, 1994, 220). 7. seinen [Wohn]sitz irgendwohin verlegen, umziehen <ist>: aufs Land, nach Berlin z.; sie ziehen in eine andere Wohnung, Straße; das Institut zieht bald in ein neues Gebäude; Ich ziehe in die Kammer, dann habt ihr zwei Zimmer (Brot und Salz 368); sie ist zu ihrem Freund gezogen. 8. sich stetig fortbewegen, irgendwo[hin] bewegen; irgendwo[hin] unterwegs sein <ist>: durch die Lande z.; dann zog er mit Christa durch die Gegend (Loest, Pistole 204); Schon fürchtete sie, er habe sich davongemacht und würde nun unbemerkt durch die Bauerngärten z. und unreife Äpfel von den Bäumen fressen (Frischmuth, Herrin 74); jmdn. ungern z. (fortgehen) lassen; von dannen, in die Fremde, heimwärts z.; Ich hatte mich westlich des Rheins gehalten, weil auf seiner anderen Seite ... der Welfe Otto nordwärts zog (Stern, Mann 389); auf Wache, ins Manöver, in den Krieg, an die Front z.; In der Frühe zogen die Gendarmen auf Posten vor den Abstimmlokalen (Kühn, Zeit 158); die Demonstranten zogen [randalierend] durch die Straßen, zum Rathaus; die Hirsche ziehen zum Wald; die Aale ziehen flussaufwärts; die Schwalben ziehen nach Süden; Nebel zieht über die Wiesen; Eine Bise zog scharf über die Kuppe (Steimann, Aperwind 33); die Wolken ziehen [schnell]; der Qualm, Gestank zog durch das ganze Haus, ins Zimmer; das ... Haus ..., durch das bald in allen Etagen blaue Rauchschwaden ziehen (Kinski, Erdbeermund 362); die Feuchtigkeit ist in die Wände gezogen (gedrungen); die Gastgeber ... zogen beim 7:6 erstmals in Front (Sport: übernahmen erstmals die führende Position; Freie Presse 26. 11. 88, 4); Ü die verschiedensten Gedanken zogen durch ihren Kopf; *einen z. lassen (↑fahren 12). 9. <z. + sich; hat> a) sich [auf irgendeine Weise] irgendwohin erstrecken, bis irgendwohin verlaufen: die Straße zieht sich bis zur Küste; die Grenze zieht sich quer durchs Land; eine rote Narbe zog sich über sein ganzes Gesicht; der Weg zieht sich aber (ugs.; ist ziemlich lang, sodass man länger als erwartet dafür braucht); b) sich ↑hinziehen (4 b): Der Januar zieht sich (Sobota, Minus-Mann 264); Die Fahrt zum Hotel zog sich (Haslinger, Opernball 352). 10. <hat> a) durch entsprechende Behandlung, Bearbeitung in eine längliche Form bringen; [durch Dehnen, Strecken] herstellen: Draht, Röhren, Kerzen z.; Ü Eine Kopie der Computerfestplatte zogen sich die Fahnder auch gleich (Spiegel 50, 1996, 89); Die Filmcooperative Zürich hat unter beträchtlichem finanziellem Aufwand ... eine neue Kopie z. lassen (NZZ 27. 1. 83, 39); b) etw. [an beiden Enden] so ↑ziehen (3 a), dass es entsprechend lang wird; dehnen: die Betttücher, Wäschestücke [in Form] z.; Kaugummi lässt sich gut z.; c) (meist von etw. Zähflüssigem) entstehen lassen, erzeugen, bilden: der Leim, Honig zieht Fäden; bei der Hitze zog das Pflaster Blasen; Dann stand die Suppe im Teller und zog ... eine dünne Haut (Müller, Fuchs 259); d) aufziehen (3): eine neue Saite auf die Geige z.; das Bild auf Pappe z.; e) beim Singen, Sprechen o. Ä. die Töne, Laute, Silben [unangenehm] breit [hebend u. senkend] dehnen: dann setzte ein Geräusch ein, ein langes, ziehendes Pfeifen entrang sich dem Schnabel (Harig, Weh dem 196). 11. ausrollen, ausbreiten, irgendwo entlanglaufen lassen u. an bestimmten Punkten befestigen; spannen <hat>: eine [Wäsche]leine, Schnüre z.; Leitungen z. 12. [als Ausdruck bestimmter Gefühle, Meinungen o. Ä.] bestimmte Gesichtspartien so verändern, dass sie vom sonst üblichen Aussehen abweichen <hat>: eine Grimasse, einen Flunsch z.; [nachdenklich] die Stirn in Falten z.; den Mund in die Breite z.; [missmutig] die Mundwinkel nach unten z.; die Augenbrauen nach oben z. 13. <z. + sich> verziehen (2 b) <hat>: das Brett zieht sich; der Rahmen hat sich gezogen. 14. <hat> a) Anziehungskraft (1) haben: der Magnet zieht nicht mehr; b) (ugs.) die gewünschte Wirkung, Erfolg haben; ↑ankommen (4): der Film, die neue Zeitschrift zieht enorm; das verletzte Knie zeigen, Mitleid ernten ...: Das zieht immer (Geiser, Fieber 50); diese Masche zieht [immer] noch; deine Tricks, Ausreden ziehen nicht mehr; das zieht bei mir nicht; Wo Argumente nicht ziehen, endet Argumentation (Heringer, Holzfeuer 98); Alle Bonner Beteuerungen, deutsche Waffen würden nicht in Spannungsgebiete geliefert, ziehen nicht (Spiegel 6, 1978, 4); c) bewirken, dass sich etw. (als Reaktion auf ein bestimmtes Verhalten o. Ä.) auf einen bzw. etw. richtet: alle Blicke auf sich z.; jmds. Unwillen, Zorn auf sich z.; ... studierte er die Speisekarte und zog damit die Aufmerksamkeit einiger Passanten auf die angekündigten Delikatessen (Kronauer, Bogenschütze 162); Sie ... wollte sein Interesse nur auf den Fall z., der sie beschäftigte (M. L. Fischer, Kein Vogel 164). 15. <hat> a) mit einem [tiefen] Atemzug in sich aufnehmen; einatmen: die frische Luft, den Duft der Blumen durch die Nase z.; ich lächelte zum Wirt, der ... höflich Luft durch die Zähne zog (Muschg, Sommer 40); er zog den Rauch tief in die Lungen; b) etw. in den Mund nehmen u. unter Anspannung der Mundmuskulatur Rauch, Flüssigkeit daraus entnehmen, in sich hineinziehen: an der Pfeife, [hastig, nervös] an der Zigarette z.; Er zog an seiner dicken Zigarre und blies den Rauch über Sylvias Kopf hinweg (Konsalik, Promenadendeck 175); „Möchtest du auch eine rauchen?“, fragte er. „Nein, lass mich einmal z.“ (Wellershoff, Körper 88); an einem Strohhalm z.; sie zieht (Jargon; raucht Haschisch o. Ä.). 16. <hat> a) (von Pflanzen) bestimmte Stoffe in sich aufnehmen: Nahrung aus dem Boden z.; der Feigenbaum zieht viel Wasser; b) gewinnen (5 b): Öl aus bestimmten Pflanzen z.; Erz aus Gestein z.; Ü Profit, Nutzen, einen Vorteil aus etw. z.; ebenso wie wir ... Leute sehen, die man Christen nennt, wie sie aus Gleichnissen und Wundern ihren Glauben ziehen (Ranke-Heinemann, Eunuchen 13). 17. <hat> a) etw., bes. ein Schreibgerät, von einem bestimmten Punkt ausgehend, ohne abzusetzen, über eine Fläche bewegen u. dadurch (eine Linie) entstehen lassen: eine Senkrechte, einen Kreis, Bogen z.; Linien [mit dem Lineal] z.; einen Schlussstrich unter die Rechnung z.; b) nach einer bestimmten Linie anlegen, bauen, entstehen lassen: einen Graben, eine Grenze z.; sie zogen eine Mauer [um die Stadt]; Zäune [um die Parks] z.; So wurden Wege gepflastert, Malerarbeiten durchgeführt, Drainagen gezogen (Freie Presse 22. 6. 89, 8); sie zog sich einen Scheitel; c) eine bestimmte Linie beschreiben: seine Bahn z.; mit dem Flugzeug eine Schleife z.; beim Schlittschuhlaufen Figuren z.; Über schwarzgrünen, unbetretbaren Wäldern zogen Gerfalken und Milane ihre Spiralen (Ransmayr, Welt 196). 18. aufziehen, züchten <hat>: etw. aus Samen, Stecklingen z.; Rosen, Spargel z.; ... einen Garten, in dem sie Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Kartoffeln ziehen (Chotjewitz, Friede 161); Schweine, Gänse z.; Ü den Jungen werde ich mir noch z. (ugs.; so formen, so erziehen, dass er meinen Vorstellungen entspricht). 19. <hat> a) mit kochendem, heißem Wasser o. Ä. übergossen sein u. so lange stehen bleiben, bis die übergossene Substanz ihre Bestandteile, ihren Geschmack u. ihr Aroma an das Wasser abgibt: den Tee 3 Minuten z. lassen; der Kaffee hat lange genug gezogen; b) (Kochk.) etw. in einer Flüssigkeit knapp unter dem Siedepunkt halten u. langsam garen lassen: die Klöße z. lassen; der Fisch soll nicht kochen, sondern z. 20. <unpers.> als Luftzug in Erscheinung treten, unangenehm zu verspüren sein <hat>: [Tür zu] es zieht!; in der Halle zieht es; es zieht aus allen Ecken, vom Fenster her, an die Beine, mir an den Beinen; Die Äcker sind voll Schnee, und durch die Fensterritze zieht's (Kempowski, Zeit 262). 21. den nötigen ↑Zug (8 b) haben, um entsprechend zu funktionieren <hat>: der Ofen, Schornstein zieht [gut]; Die Kamine sind versockt und ziehen schlecht (Chotjewitz, Friede 232); die Pfeife zieht nicht mehr. 22. einen Schmerz, der sich in einer bestimmten Linie ausbreitet, haben <hat>: es zieht [mir] im Rücken; ziehende Schmerzen in den Beinen, in den Gliedern haben; <subst.:> sie verspürte ein leichtes, starkes Ziehen im Bauch; Otto Brasch spürte wieder dieses quälende Ziehen zwischen den Schulterblättern (Loest, Pistole 161). 23. (Geldw.) auf eine dritte Person, auf einen Wechselnehmer ausstellen <hat>: einen Wechsel auf jmdn. z.; ein gezogener Wechsel. 24. mit einem Gegenstand ausholend schlagen <hat>: jmdm. eine Latte, eine Flasche über den Kopf z.; Dabei zog ihm einer der Täter einen Holzknüppel über den Kopf (MM 22. 7. 88, 15); er zog ihm eins über die Rübe. 25. (Waffent.) mit schraubenlinienartigen Zügen (15) versehen hat; meist im 2. Part.>: ein Gewehr mit gezogenem Lauf. 26. verblasst; hat: Lehren aus etw. z. (aus etw. lernen); den Schluss aus etw. z. (aus etw. schließen); falsche, voreilige Schlüsse z. (fälschlicherweise, zu hastig etw. vermuten, annehmen); Folgerungen z. (aus etw. schließen); Konsequenzen z. (aus etw. die Folgerungen für künftiges Handeln ableiten); Vergleiche z. (etwas miteinander vergleichen); jmdn. zur Rechenschaft, zur Verantwortung z. (für etw. verantwortlich machen). 27. <im Präs. 2. Pers. auch zeuchst, 3. Pers. zeucht, Imperativ zeuch:> Zeuch dein Schwert und erbarme dich! (Schiller, Räuber V, 2).

Universal-Lexikon. 2012.