Akademik

Viktor
I
Vịktor
 
[v-; lateinisch, eigentlich »Sieger«], Herrscher:
 
 Italien:  
 1) Vịktor Emanuel II., italienisch Vittorio Emanuele II, König von Sardinien (1849-61), dann von Italien (seit 1861), * Turin 14. 3. 1820, ✝ Rom 9. 1. 1878, Großvater von 2); gelangte durch die Abdankung seines Vaters Karl Albert auf den Thron und ließ seinem Minister C. Graf Cavour freie Hand in der Einigungspolitik (Italien, Geschichte); nahm am 17. 3. 1861 den Titel eines Königs von Italien an. Seine realistische Politik trug wesentlich zur Festigung des neuen Königreichs bei. Zu Papst Pius IX. unterhielt er persönlich gute Beziehungen, auch nach dem offiziellen Bruch mit dem Vatikan.en
 
 
 2) Vịktor Emanuel III., italienisch Vittorio Emanuele III, König (1900-46), Kaiser von Abessinien (Äthiopien) (1936-41), König von Albanien (1939-43), * Neapel 11. 11. 1869, ✝ Alexandria (Ägypten) 28. 12. 1947, Enkel von 1); Sohn Umbertos I., Ȋ seit 1896 mit Elena Prinzessin Petrović Njegoš (* 1873, ✝ 1952), bestieg nach der Ermordung seines Vaters den Thron und regierte konstitutionell; begünstigte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Reformpolitik G. Giolittis. Von den Interventionisten gedrängt, hielt er gegen die neutralistisch eingestellte Parlamentsmehrheit im Mai 1915 das zum Kriegseintritt bereite Kabinett unter Ministerpräsident A. Salandra im Amt. Unter den Bürgerkriegsdrohungen der Faschisten, besonders unter dem Eindruck des Marsches auf Rom, sah er sich am 29. 10. 1922 gezwungen, B. Mussolini an die Spitze der Regierung zu berufen. In der Matteotti-Krise (1924) nahm er gegenüber den Forderungen der Opposition nach einem Rücktritt Mussolinis eine zögernde Haltung ein. Politisch in den Hintergrund gedrängt, ließ er Mussolini freie Hand in der Innen- und Außenpolitik. Im Zusammenwirken mit den Gegnern Mussolinis im Faschist. Großrat übernahm er jedoch 1943 den tatsächlichen Oberbefehl über die Streitkräfte und setzte Mussolini als Regierungschef am 25. 7. 1943 ab. Nach der vorzeitigen Bekanntgabe (8. 9. 1943 des Waffenstillstands mit den westlichen Alliierten floh Viktor E. wegen der drohenden deutschen Besetzung Italiens nach Brindisi. Nach der Einnahme Roms durch die Alliierten (4. 6. 1944 verzichtete er zugunsten seines Sohnes Umberto auf die Ausübung der Herrschaft, dankte am 9. 5. 1946 ab und ging nach Ägypten ins Exil.
 
Literatur:
 
R. T. Weiss: Vittorio Emanuele III. (Bern 1983).
 
 Savoyen-Sardinien:  
 3) Vịktor Amadeus I., italienisch Vittorio Amedeo I, König von Sizilien (1713-18/20), dann von Sardinien (1720-30), vorher als Viktor Amadeus II. Herzog von Savoyen (1675-1730), * Turin 14. 5. 1666, ✝ Moncalieri 31. 10. 1732; stand im Spanischen Erbfolgekrieg auf der Seite der Gegner Ludwigs XIV. von Frankreich. Der Utrechter Frieden (1713) brachte ihm u. a. Sizilien mit der Königskrone, das er 1720 gegen Sardinien eintauschen musste. 1730 übergab er die Regierung seinem Sohn Karl Emanuel I.
II
Vịktor
 
[v-], lateinisch Vịctor, Päpste:
 
 1) Vịktor I. (189-198 ?), ✝ Rom 198 (?); Römer oder Nordafrikaner; versuchte durch sein entschiedenes Auftreten im Streit um den Ostertermin den kirchlichen Führungsanspruch des römischen Bischofs zur Geltung zu bringen. Sein Martyrium unter Septimius Severus ist unsicher. - Heiliger (Tag: 28. 7.).
 
 2) Vịktor II. (1055-57), früher Gẹbhard von Eichstätt, ✝ Arezzo 28. 7. 1057; entstammte einer Grafenfamilie des fränkisch-schwäbischen Grenzgebiets (Dollnstein-Hirschberg ?), ab 1042 Bischof von Eichstätt; Vertrauter Kaiser Heinrichs III., der ihn im Herbst 1054 zum Nachfolger Leos IX. bestimmte. Erst im März 1055 nahm Viktor die Nachfolge an, behielt aber das Bistum Eichstätt bei und wurde am 13. 4. 1055 in Rom inthronisiert. Viktor setzte die kirchlichen Reformbestrebungen in enger Verbindung mit dem Kaiser fort. Heinrich III. empfahl ihm auf dem Totenbett seinen Sohn Heinrich IV. Nach dessen Krönung (1056 in Aachen) und der Sicherung der Herrschaft kehrte Viktor im Februar 1057 nach Italien zurück. Mit seinem Tod endete die kaiserliche Führung in der Kirchenreform.
 
 3) Vịktor III. (1086-87), früher Daufari, Ordensname Desiderius, * Benevent um 1027, ✝ Montecassino 16. 9. 1087; stammte aus langobardischem Herzogshaus, wurde 1048/49 Benediktiner in Benevent, 1055 in Montecassino, ab 1058 dort Abt; ab 1059 Kardinal; Anhänger des Reformpapsttums; im Investiturstreit 1082 wegen seiner Verbindung zu Kaiser Heinrich IV. von Gregor VII. für ein Jahr exkommuniziert. Nach dessen Tod wurde er als Vertreter einer versöhnlicheren Politik zum Papst gewählt; er erneuerte den von Gregor VII. ausgesprochenen Bann über den Gegenpapst Klemens (III.), nicht jedoch die Bannung Heinrichs IV. Er hielt sich meist in Montecassino auf. - Seliger (Tag: 16. 9.).
 
 4) Vịktor (IV.), Gegenpapst (1138), früher Gregor, vielleicht aus dem Geschlecht der Conti; wurde um 1102 Kardinal, von Paschalis II. 1112 abgesetzt, von Calixtus II. restituiert. Im Schisma von 1130 Anhänger Anaklets II., wurde er nach dessen Tod im März 1138 gegen Innozenz II. aufgestellt. Durch Vermittlung Bernhards von Clairvaux unterwarf er sich jedoch bereits am 29. 5. 1138.
 
 5) Vịktor (IV.), Gegenpapst (1159-64), früher Ottaviano di Monticelli [-'tʃɛlli], ✝ Lucca 20. 4. 1164; ab 1138 Kardinal; am 7. 9. 1159 von der Minderheit der Kardinäle gegen Alexander III. gewählt, vom römischen Senat und Volk anerkannt, am 4. 10. 1159 in Farfa konsekriert; auf der von Kaiser Friedrich I. Barbarossa einberufenen Synode zu Pavia 1160 bestätigt; in England und Frankreich, zum Teil auch im kaiserlichen Machtbereich abgelehnt.
 
III
Vịktor
 
[v-], lateinisch Vịctor, ab dem 3. Jahrhundert Beiname zahlreicher altkirchlicher Märtyrer, deren an vielen Orten nachweisbare Verehrung sich meist aus dem Kult lokaler Märtyrer und der Verdrängung heidnischer Götter (Jupiter Victor, Mars invictus u. a.) entwickelte, v. a. als sich Kaiser Konstantin I., der Große, nach seiner Bekehrung den Titel »Niketes« (griechisch Sieger) zugelegt hatte. - Bekannt v. a.:
 
 1) Vịktor von Mailand, legendärer Märtyrer, dessen Kult seit dem 4. Jahrhundert bezeugt ist. - Heiliger (Tag: 14. 5.).
 
 2) Vịktor von Marseille [- mar'sɛj], seit dem 5. Jahrhundert bezeugter Märtyrer, dessen Grab in Marseille verehrt wurde. Ihm waren das von Johannes Cassianus gegründete Kloster Saint-Victor in Marseille sowie das Augustinerchorherrenstift Saint-Victor in Paris geweiht (Sankt Viktor). - Heiliger (Tag: 21. 7.).
 
 3) Vịktor von Solothụrn, legendärer Märtyrer der Thebäischen Legion (Ursus und Viktor).
 

Universal-Lexikon. 2012.