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Die Fotografie
Die Fotografie
 
Erste Versuche zur Herstellung von Abbildern mittels lichtempfindlicher Substanzen wurden im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts durchgeführt. 1837 veröffentlichte der französische Maler Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) ein fotografisches Verfahren mit Silberhalogeniden, wobei nach der Entwicklung mit Quecksilber positive Bilder entstanden. Etwa gleichzeitig fand der britische Chemiker, Archäologe und Sprachforscher William Henry Fox Talbot (1800-1877) ein Negativ-Positiv-Verfahren unter Verwendung von Chlorsilberpapier. Bessere Ergebnisse wurden Mitte des 19. Jahrhunderts mit Glasplatten erzielt, die mit einer Kollodiumlösung bestrichen waren. Etwas einfacher in der Handhabung waren die rund 20 Jahre später auftauchenden Trockenplatten. Den wirklichen Durchbruch erfuhr die Fotografie aber erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Einführung des Rollfilms und der Konstruktion einfach zu handhabender Kameras. Um 1935 wurde die Farbfotografie eingeführt, außerdem wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts die Materialien und Geräte immer weiter verbessert. Neue Dimensionen erhielt die Fotografie seit den 1990er-Jahren durch die Einführung digitaler Kameras, die ein sofortiges Weiterverarbeiten der Bilder am Computer ermöglichen.
 
 Die klassische Fotografie
 
Die Erzeugung von bleibenden Bildern, besonders auch von Bildnissen einer Person, also Porträts, war schon immer ein Anliegen der Menschen gewesen. Lange Zeit war es allein die Malerei, die dies realisieren konnte. Doch von einem Maler ein Porträt anfertigen zu lassen war langwierig und teuer und daher einer kleinen Oberschicht vorbehalten. Für die meisten Menschen blieb es ein Traum, ein Bild von sich selbst oder einer nahe stehenden Person zu besitzen. Dies änderte sich, als sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die Fotografie entwickelte. Schon nach wenigen Jahrzehnten standen hier Apparate zur Bilderzeugung zur Verfügung, die relativ preiswert waren und von jedem bedient werden konnten.
 
Die Anfänge
 
Schon im Altertum wurde festgestellt, dass in einem dunklen Raum, in den lediglich durch ein kleines Loch Licht einfällt, auf der gegenüberliegenden Wand ein Bild des Raumes vor dem Loch entsteht. Das Bild steht auf dem Kopf und wird umso verschwommener, je größer das Loch ist. Dies ist das Prinzip der Camera obscura (lateinisch »dunkle Kammer«). Im 16. Jahrhundert stellte man fest, dass man wesentlich schärfere Bilder erhalten konnte, wenn das Loch durch eine Linse ersetzt wurde. Damit ließen sich zwar noch keine bleibenden Bilder herstellen, doch wurde die Camera obscura gern von Malern und Zeichnern benutzt, die mithilfe des Abbildes eine maßstabgetreue Skizze als Grundlage für ein späteres Gemälde erstellen konnten. Die tragbaren Versionen der Camera obscura bestanden aus einer Holzkiste mit einer Mattglasscheibe auf der Rückseite, sodass das entstehende Bild von außen sichtbar war. Einen wesentlichen Fortschritt stellte der Einbau eines Spiegels dar, der sich hinter der Linse befand und um 45º gekippt war, sodass das Bild auf einer Mattglasscheibe auf der Oberseite sichtbar wurde und der Künstler darauf wie auf einem Tisch arbeiten konnte. Doch so gut diese Technik auch funktionierte, es blieb doch der Wunsch unerfüllt, bleibende Bilder zu erzeugen. Verschwand das Motiv, war auch das Bild nicht mehr vorhanden.
 
Die ersten Versuche von Niepce
 
Schon 1727 hatte der deutsche Chemiker Johannes Heinrich Schulze (1687-1744) beobachtet, dass manche Silberverbindungen unter der Einwirkung von Licht dunkel werden, und 1777 konnte der schwedische Chemiker deutscher Herkunft Carl Wilhelm Scheele (1742-1786) feststellen, dass dies auf der Entstehung von fein verteiltem metallischem Silber beruht. Dies war auch dem französischen Offizier und Privatgelehrten Joseph Nicéphore Niepce (1765-1833) bekannt, der Anfang des 19. Jahrhunderts mit Silberverbindungen experimentierte in der Absicht, mithilfe der Camera obscura bleibende Bilder herzustellen. Doch er scheiterte daran, dass er die zunächst entstehenden schwachen Abbilder nicht haltbar machen konnte. Jedoch kam er schließlich auf anderem Wege zum Ziel: Er fand heraus, dass eine bestimmte Sorte Pech unter der Einwirkung von Licht hart wurde, wenn es in einem geeigneten Lösungsmittel aufgelöst war. Er bestrich Metallplatten mit einer dünnen Schicht einer solchen Pechlösung. Nach der Belichtung in einer Camera obscura ließ sich das Pech an den Stellen, auf die kein Licht gefallen war, mit einem Lösungsmittel (eine Mischung aus Petroleum und Lavendelöl) entfernen. Zurück blieb ein dauerhaftes Abbild des Motivs. Eine Aufnahme des Ausblicks aus seinem Arbeitszimmer, die er auf diese Weise 1826 angefertigt hatte, gilt heute als erste fotografische Darstellung. Diese Methode, die Niepce »Heliographie« nannte (von griechisch helios »Sonne«), war jedoch wegen der mehrstündigen Belichtungszeit - das eben erwähnte Foto benötigte eine Belichtungszeit von acht Stunden - ziemlich unpraktisch und für viele Zwecke, wie beispielsweise die Anfertigung von Porträts, überhaupt nicht zu gebrauchen. Ein ähnliches Verfahren wurde jedoch später zur Herstellung von Druckplatten angewendet.
 
Die Daguerreotypie
 
Von den Versuchen Niepces erfuhr Daguerre. Auch er interessierte sich für die Entwicklung fotografischer Methoden und ging 1829 mit Niepce einen Partnerschaftsvertrag ein mit dem Ziel, gemeinsam ein fotografisches Verfahren zu finden. Erst 1837 - Nicéphore Niepce war inzwischen gestorben und der Vertrag auf seinen Sohn Isidore übergegangen - wurde ein befriedigendes Ergebnis erzielt. Für dieses Verfahren, das fortan die Bezeichnung Daguerreotypie trug, hatte Daguerre polierte Silberplatten bzw. versilberte Kupferplatten mit Joddämpfen lichtempfindlich gemacht. Zufällig hatte er entdeckt, dass nach einer Belichtung dieser Platten von mehreren Minuten zwar noch kein Bild sichtbar, jedoch ein latentes Bild vorhanden war. Durch eine Behandlung mit Quecksilberdämpfen bildete sich an den belichteten Stellen aus dem dort entstandenen elementaren Silber ein weißlich erscheinendes Amalgam. Das überschüssige Silberjodid musste mit einer Kochsalzlösung (später wurde auch Natriumthiosulfat verwendet) entfernt werden, um das Bild haltbar zu machen. Die darunter befindliche polierte Silberfläche erschien, wenn sie gegen eine dunkle Fläche gehalten wurde, dunkel, während die weißlichen Amalgampartikel ein positives Abbild des Objekts erscheinen ließen. Im Jahr 1839 kaufte die französische Regierung die Rechte an diesem Verfahren und übergab es dem Volk. Die Daguerreotypie war damit folglich nicht patentrechtlich geschützt (nur England bildete hier eine Ausnahme) und konnte somit von jedem angewandt werden, was zu einer starken Verbreitung in den folgenden Jahren führte. Durch die auf wenige Minuten verkürzte Belichtungszeit konnten nun erste Porträts aufgenommen werden. Allerdings waren Stützen für Kopf, Arme und Beine notwendig, um die fotografierte Person für die Dauer der Belichtung ruhig zu stellen.
 
Die Kalotypie
 
Etwa zur selben Zeit experimentierte auch Talbot mit dem Ziel, lichtbeständige Bilder zu erzeugen. Erste Erfolge erzielte er bereits 1835 mit Chlorsilberpapier. Durch die Erfolge von Daguerre angeregt, entwickelte er schließlich erstmals ein Negativ-Positiv-Verfahren. Dazu tränkte Talbot feines Schreibpapier mit einer Silbernitrat- und einer Kaliumjodidlösung, wobei sich lichtempfindliches Silberjodid bildete. Kurz vor der Belichtung wurde das Papier noch einmal mit einer Silbernitratlösung gemischt und mit Gallussäure abgewaschen, um die Empfindlichkeit zu erhöhen. Nach dem Belichten wurde das entstandene Negativ mit Natriumthiosulfat fixiert. Das Positiv erzeugte Talbot, indem er das Negativ direkt auf ein mit Salzlösung und Silbernitrat behandeltes Papier legte und dem Sonnenlicht aussetzte. Nach einer ähnlichen Behandlung wie beim Negativ war das Bild fertig. Das Negativ-Positiv-Verfahren eröffnete erstmals die Möglichkeit, von einem Bild mehrere Abzüge herzustellen. Talbot bezeichnete seine Methode als Kalotypie (griechisch kalos »schön«, typos »Druck«) und ließ sie patentieren. Die Kalotypie war besonders für Architektur- und Landschaftsaufnahmen geeignet.
 
Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren
 
Das von Talbot gefundene Negativ-Positiv-Verfahren hatte den Nachteil, dass die Fasern des Papiers als Maserung auf dem Bild sichtbar waren. Einige Versuche mit Glasplatten anstelle von Papier, die der britische Astronom Sir John Herschel (1792-1871) Ende der 1830er- und Abel Niepce de Saint-Victor in den 1840er-Jahren durchführten, brachten noch nicht den erwünschten Durchbruch. Im Jahr 1851 berichtete der britische Bildhauer und Fotograf Frederick Scott Archer (1813-1857) über ein neues Verfahren mit Kollodium, einer Lösung von Cellulosenitrat in Äther. Archer hatte eine mit Kaliumjodid vermischte Kollodiumlösung auf die Glasplatte gegossen und durch Schrägstellen gleichmäßig verteilt. Beim Verdunsten des Äthers entstand eine zähe Masse. Die Platte wurde dann mit einer Silbernitratlösung behandelt und musste noch feucht in der Kamera belichtet werden. Die Methode kam mit Belichtungszeiten von wenigen Sekunden aus. Sofort danach musste entwickelt und fixiert werden. Die entstehenden Fotos waren von besserer Qualität als die Produkte der Daguerreotypie und der Kalotypie. Allerdings war das Verfahren etwas umständlich, da der Fotograf stets eine umfangreiche Ausrüstung mit sich führen musste, um die notwendigen Arbeitsschritte noch in feuchtem Zustand der Platte durchführen zu können. Dennoch verbreitete sich das Verfahren schnell und es entstanden überall Fotoateliers, die für wenig Geld Porträts anboten.
 
Die Gelatinetrockenplatte
 
Um das Kollodium-Nassplatten-Verfahren einfacher zu gestalten, suchte man nach einer Möglichkeit, Platten herzustellen, die auch im trockenen Zustand ihre Lichtempfindlichkeit behielten. 1871 gelang es dem englischen Physiker Richard Leych Maddox, in einer Gelatinelösung aus Cadmiumbromid und Silbernitrat eine Silberbromidemulsion zu erzeugen. Wurde diese Mischung auf eine Glasplatte aufgetragen, so war sie auch nach dem Trocknen noch lichtempfindlich. 1878 konnte Charles Bennett dieses Verfahren noch verbessern, indem er eine Gelatineemulsion vor dem Auftragen einige Zeit erhitzte und damit eine noch größere Empfindlichkeit erreichte. Diese Methode war so überlegen, dass innerhalb kurzer Zeit das Nassplattenverfahren verschwand. Die Trockenplatten brauchten nun nicht mehr vom Fotografen selbst hergestellt zu werden, sondern wurden in Fabriken erzeugt, die eine gleich bleibende Qualität lieferten. Da man zum Aufnehmen der Bilder im Gegensatz zum Nassplattenverfahren jetzt nur noch die Kamera und einige Platten benötigte, konnte sich nun die Reisefotografie entwickeln. Eine weitere wichtige Änderung brachte das Trockenverfahren: Da die neue Methode mit Belichtungszeiten von Bruchteilen einer Sekunde auskam, war es möglich, Momentaufnahmen von bewegten Objekten zu machen. Nachdem die früheren weniger empfindlichen Filme durch Abheben der Objektivkappe belichtet worden waren, wurde jetzt ein schnell schließender Verschluss mit einem Gummiband verwendet. Die Momentaufnahme eröffnete der Fotografie neue Möglichkeiten. Zum ersten Mal gab es Fotos, die nicht gestellt waren. Es konnten beispielsweise Straßenszenen fotografiert und Feiern oder historische Ereignisse dokumentiert werden. Auch ließen sich schnelle Bewegungsabläufe genauer untersuchen. So nahm zum Beispiel der britische Fotograf Eadweard Muybridge (1830-1904) mit einer Reihe von Kameras, die kurz nacheinander ausgelöst wurden, die genaue Abfolge der Bewegungen eines trabenden Pferdes auf und ermöglichte damit eine Analyse des Bewegungsablaufs.
 
 Die moderne Fotografie
 
So sehr sich die Fotografie bis hierher auch entwickelt hatte, das umständliche Wechseln der Platten machte die Handhabung noch nicht befriedigend. Mit den ersten Rollfilmen des Amerikaners Eastman, mit einer stetig verbesserten Technik der Kameras und natürlich der Einführung der Farbfilme wurde die Fotografie zu einem Ausdrucksmedium für Millionen.
 
Die erste Kamera mit Rollfilm
 
Um das umständliche Wechseln der Fotoplatten zu umgehen, versuchte der amerikanische Erfinder und Industrielle George Eastman (1854-1932) mit der Fertigung eines Rollfilms und eines Rollenhalters zum Einbau in die Kamera die Handhabung von Fotokameras zu verbessern. Nach einigen weniger erfolgreichen Versuchen gelang ihm 1885 die Herstellung eines Rollfilms durch Auftragen einer Gelatineemulsion auf einen Papierstreifen. Nach der Entwicklung des Films konnte das Papier dann mithilfe von warmem Wasser abgelöst werden und der Film zur weiteren Verarbeitung zum Beispiel auf eine Glasplatte übertragen werden. In den nächsten Jahren versuchte Eastman - mit Erfolg - das Fotografieren noch weiter zu vereinfachen. Er entwickelte eine kleine, handliche Kamera (Maße: 9,6 × 8,3 × 16,5 cm) mit Rollenhalter, die von jedermann einfach zu bedienen war. Sie hatte ein kleines Negativformat und ein Objektiv mit kurzer Brennweite, sodass die Schärfentiefe sehr groß war und auf eine Entfernungseinstellung verzichtet werden konnte. Eastman gründete die Firma Kodak, die diese Kameras herstellte. Sie waren mit einem Film für 100 Aufnahmen bestückt. War der Film voll, so konnten die Besitzer die ganze Kamera an Kodak zurücksenden, die den Film entnahm, entwickelte, Abzüge machte und die Kamera mit einem neuen Film versehen wieder an den Besitzer schickte. Eastman warb mit dem Slogan: »Sie drücken auf den Knopf, wir machen den Rest.« Die Kamera war von Anfang an ein voller Erfolg. Verbessert wurde das Verfahren noch, als der für Eastman arbeitende Chemiker Henry M. Reichenbach Ende der 1880er-Jahre einen Film aus Celluloid entwickelte, sodass keine Papierunterlage mehr erforderlich war und somit bei der Entwicklung Zeit und Geld gespart wurden. Bis zum Ende des Jahrhunderts wurden die Apparate weiter optimiert. Zum einen wurden die Kameras noch kleiner und handlicher und konnten durch Serienproduktion noch günstiger verkauft werden. Zum anderen wurde das Patronenfilmsystem eingeführt, sodass der Benutzer selbst die Filme bei Tageslicht wechseln konnte. Die Filme waren nun auch kürzer, sodass man nicht mehr bis zur einhundertsten Aufnahme warten musste, um die Ergebnisse zu sehen. 1897 kam die Pocket-Folding-Kodak-Kamera heraus, ein - wie der Name schon sagt - Klappmodell, das über 60 Jahre lang in Gebrauch war. Die Einfachheit dieser Kameras führte dazu, dass jedermann auch Szenen des täglichen Lebens festhalten konnte. Die Fotos zeigten die Menschen nicht mehr nur im »Sonntagsstaat« beim Fotografen, sondern bei der Arbeit, im Haus, die Kinder beim Spielen usw. Neue Arten der Wissensvermittlung wie Dokumentarfotografie und Fotoreportage entstanden, die den Menschen erstmals Bilder vom Geschehen an entlegenen Schauplätzen lieferten.
 
Die Fotografie im 20. Jahrhundert
 
Mit der Rollfilmkamera und den Zelluloidfilmen mit Silberhalogenid als lichtempfindlicher Substanz waren die Prinzipien gefunden, auf denen bis heute die Fotografie beruht. Im Laufe der Zeit wurden neue Negativformate eingeführt und lichtstärkere Objektive entwickelt. Eine entscheidende Neuerung gab es noch einmal Mitte der 1930er-Jahre, als die ersten Farbfilme hergestellt werden konnten. Diese Filme enthalten drei Emulsionsschichten, die für rotes, blaues bzw. grünes Licht empfindlich sind. Jede Schicht wertet also die Lichtenergie der jeweiligen Farbe bei der Aufnahme aus. Dabei wird aber nicht die Originalfarbe auf dem Film wiedergegeben, sondern die entgegengesetzte Farbe (Komplementärfarbe). Auf diese Weise werden nach demselben Prinzip wie bei der Schwarz-Weiß-Aufnahme drei übereinander liegende Bilder aufgenommen. Während die drei Objektfarben Blau, Grün und Rot jeweils nur eine Filmschicht beeinflussen, wirken alle anderen Objektfarben auf mindestens zwei Filmschichten ein und erscheinen dann als farbverkehrte Mischfarben. Aus den übereinander liegenden Bildern des Negativfilms lässt sich durch die Positiventwicklung ein Abzug erzeugen, wobei aus den drei Grundfarben alle Farbtöne zusammengesetzt werden. Ende der 1940er-Jahre wurde von der US-amerikanischen Firma Polaroid die Sofortbildfotografie vorgestellt, die den Zeitverzug zwischen Aufnahme und Entwicklung des Films vermeidet. Ihr Grundprinzip besteht darin, die für die Entwicklung des Films erforderlichen Chemikalien in richtiger Portionierung mit dem Film mitzuliefern und den Entwicklungsprozess nach der Belichtung automatisch ablaufen zu lassen. Die Bildqualität ist zwar bis heute nicht vergleichbar mit herkömmlich entwickelten Bildern, dennoch spielt das Verfahren insbesondere in der professionellen Fotografie zur raschen Beurteilung von Bildarrangement, Belichtung usw. eine große Rolle. - In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Qualität von Kameras und Filmen nach und nach immer weiter verbessert. Insbesondere die Elektronik - etwa zur automatischen Belichtungs- und Entfernungseinstellung - konnte in neuerer Zeit die Möglichkeiten der Kameras noch erweitern und ihre Handhabung weiter erleichtern.
 
 Die digitale Fotografie
 
Nachdem rund eineinhalb Jahrhunderte ausschließlich die Silberhalogenidtechnik die Fotografie beherrschte, begann sich in den 1990er-Jahren eine völlig andere Aufnahmetechnik neben dem herkömmlichen Verfahren zu etablieren: die digitale Fotografie. Wenn auch die digitalen Bilder (noch?) nicht die Qualität der Silberhalogenidaufnahmen erreichen, so eröffnet diese Methode doch ganz neue Möglichkeiten. Das Bild liegt als digitales Datenmaterial vor und kann daher sofort nach der Aufnahme per Computer bearbeitet, verändert oder manipuliert werden bzw. direkt am Bildschirm mittels DTP-(Desktop-Publishing-)Programmen für Zeitungen oder Zeitschriften verwendet werden. Auch lässt es sich per E-Mail verschicken oder in Websites einbinden. Sollen konventionelle Fotos für solche Zwecke Verwendung finden, müssen sie zunächst mithilfe eines Scanners in digitale Signale umgewandelt werden, um die genannten Möglichkeiten nutzen zu können.
 
Wie entsteht ein digitales Bild?
 
Viele Elemente einer Digitalkamera, wie Linsen, Blende und Verschlussklappe, sind denen einer herkömmlichen Kamera vom Prinzip her gleich. Anstelle des Filmes enthält jedoch die Digitalkamera ein Bauteil, das die optischen Eindrücke in elektrische Signale umwandelt. Meist ist dies ein CCD-Sensor (Abkürzung von englisch Charge Coupled Device), bei dem an einer Vielzahl von Punkten (»Pixel«) eine der einfallenden Lichtmenge proportionale elektrische Spannung erzeugt wird. Die Stärke der Spannung wird dann in digitale Helligkeitswerte umgewandelt, was mit einem Analog-digital-Umsetzer (ADU) erfolgt. Während die Spannung jeden beliebigen Wert annehmen kann, sind bei den digitalen Werten nur bestimmte Abstufungen möglich. Die Anzahl der Pixel bestimmt die Auflösung der Kamera und damit die maximalen Maße eines Bildes, auf das es vergrößert werden kann, ohne unscharf zu wirken. Ein qualitativ guter Farbfilm hat auf einem Negativ rund 20 Millionen Bildpunkte, während die ersten Anfang der 1990er-Jahre gebauten Digitalkameras mit nur etwa 90 000 Pixeln aufwarten konnten. Mittlerweile ist die Auflösung der Digitalkameras stetig gestiegen; inzwischen sind Profimodelle mit mehreren Millionen Pixeln im Handel. Im Amateurbereich weisen die Kameras heute etwa 800 000 Bildpunkte auf, entsprechend der Auflösung eines Computermonitors. Bessere Auflösungen sind möglich, es gilt jedoch zu bedenken, dass mit der Pixelzahl auch die nötige Speicherkapazität für das Bild steigt.
 
Wie wird das Bild farbig?
 
Neben der Helligkeit muss auch die Information über die jeweilige Farbe aufgenommen werden. Dazu wird an jedem Bildpunkt ein Farbfilter aufgetragen, und zwar so, dass jeweils ein Teil der Pixel nur noch die Intensität des blauen, des roten bzw. des grünen Lichts aufnimmt. Ein so aufgebauter Sensor wird RGB-Sensor genannt (Abkürzung für Rot-Grün-Blau). Alle drei Filter sind gleichmäßig über die Fläche verteilt. Die an einem bestimmten Punkt nicht gemessenen Farben, zum Beispiel die Werte für Rot und Grün an der Stelle eines Blausensors, werden aus den Werten benachbarter Punkte errechnet (Farbinterpolation). Entscheidend für die Qualität des Bildes ist die Zahl der möglichen Farbabstufungen bei der Analog-digital-Umwandlung. Diese Zahl sollte so groß sein, dass man auf dem Bild bei Farbverläufen von hell nach dunkel einen kontinuierlichen Übergang und keine Farbsprünge sieht. Auf der anderen Seite erfordert eine größere Anzahl von möglichen Stufen auch wieder mehr Speicherkapazität. Die gängigen Digitalkameras haben für jede der drei Grundfarben 256 Abstufungen, was acht Bit entspricht. Für die drei Farben zusammen ergibt dies 3 × 8 = 24 Bit, ausgedrückt mit der gängigen Bezeichnung »24-Bit-Farbtiefe«. Durch die Kombination der jeweils 256 Blau-, Rot- und Grüntöne ergeben sich damit immerhin 16,7 Millionen mögliche Farbnuancen. Hochwertige Profikameras arbeiten mit noch mehr Farben.
 
Die Kameratypen
 
Am häufigsten werden Flächensensoren verwendet, die das Motiv flächig, also an allen Punkten gleichzeitig erfassen. Solche Kameras sind meist One-Shot-Kameras, das heißt, es werden mit einer Belichtung wie oben beschrieben alle Farben gleichzeitig erfasst. Daneben gibt es auch Three-Shot-Kameras, die die drei Grundfarben in drei aufeinander folgenden Belichtungen getrennt erfassen. Diese Variante eignet sich nur für unbewegte Objekte. Auf einer anderen Technik beruhen Scannerkameras, die das Objekt Zeile für Zeile aufnehmen. Überwiegend wird hier eine trilineare Scannerzeile eingesetzt, was bedeutet, dass alle drei Grundfarben gleichzeitig erfasst werden. Auch diese Geräte sind auf unbewegte Objekte beschränkt. Sie bieten jedoch eine deutlich höhere Auflösung als Kameras mit Flächensensoren bei einem relativ niedrigen Preis. Neben Digitalkameras werden auch digitale Rückteile für vorhandene Kameras angeboten, sodass ein Wechsel zwischen Digital- und Silberhalogenidfotografie möglich wird.
 
Die Datenspeicherung
 
Die Daten werden in der Kamera gespeichert. Dazu dienen entweder wechselbare PC-Cards (PC: Abkürzung für Personalcomputer) oder fest eingebaute Speicher. Wegen der Datenfülle erfolgt nach der Aufnahme eine Datenkompression, um Speicherplatz zu sparen. Die Daten können dann, meist über Standardschnittstellen, auf PC, Drucker u. a. übertragen werden. Viele Kameras bieten die Wahl zwischen der Speicherung in einer niedrigeren Qualitätsstufe, bei der sehr viele Bilder gespeichert werden können, oder der Speicherung weniger Bilder in hoher Qualität.

Universal-Lexikon. 2012.