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Ring
Windung; Kringel; Kreis; Reif

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Ring [rɪŋ], der; -[e]s, -e:
1. gleichmäßig runder, kreisförmig in sich geschlossener Gegenstand:
einen goldenen Ring am Finger tragen.
Zus.: Armring, Dichtungsring, Fingerring, Fußring, Gardinenring, Goldring, Gummiring, Messingring, Metallring, Nasenring, Ohrring, Schlüsselring, Serviettenring, Silberring, Smaragdring.
2. ringförmiges Gebilde, ringförmige Anordnung, Figur:
das Glas hinterließ einen feuchten Ring; sie bildeten, schlossen einen Ring um mich (stellten sich um mich herum); [dunkle] Ringe um die Augen haben.
Zus.: Augenring, Baumring, Jahr[es]ring, Rauchring.
3. durch Seile begrenzter, quadratischer Platz für Boxkämpfe:
den Ring als Sieger verlassen.
Zus.: Boxring.
4. Vereinigung von Personen, die sich zur Durchsetzung bestimmter Ziele zusammengeschlossen haben; Verband mehrerer selbstständiger Unternehmen:
ein internationaler Ring von Rauschgifthändlern; die Firmen wollen sich zu einem Ring zusammenschließen.
Syn.: Block, 1 Bund, Klub, Organisation, Union.
Zus.: Agentenring, Callgirlring, Jugendring, Lesering, Schmugglerring, Spionagering, Theaterring.

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rịng 〈Adj.; oberdt.〉 leicht, mühelos [<ahd. ringi, rinki „leicht, gering“ <germ. *ring- <idg. *rengh-;gering, verringern]

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Rịng Ringsystem.

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rịng <Adj.> [mhd. (ge)ringe, gering] (südd., schweiz. mundartl.):
leicht zu bewältigen, mühelos.

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Ring,
 
1) allgemein: 1) gleichmäßig runder, kreisförmig in sich geschlossener Gegenstand, z. B. als technischer Gegenstand (Dichtring u. a.), v. a. aber als Schmuck (Fingerring); 2) ringförmiges Gebilde; ringförmige Figur; 3) Vereinigung von Personen, die sich zu einem bestimmten Zweck, zur Durchsetzung gemeinsamer Ziele oder Ähnliches zusammengeschlossen haben.
 
 2) atmosphärische Optik: eine atmosphärische Lichterscheinung (Halo).
 
 3) Börsenwesen: Börsenring, in der Schweiz übliche ringförmige Schranke im Börsensaal, an der Börsenhändler (Ringhändler) ihre Aufträge abwickeln, wobei nach der Wertpapierart Aktienring und Obligationenring unterschieden werden.
 
 4) Mathematik: eine algebraische Struktur R mit zwei zweistelligen, Addition und Multiplikation genannten Verknüpfungen (Symbole + und ·) ihrer Elemente, die die folgenden Eigenschaften hat:
 
1) R ist bezüglich der Addition eine kommutative Gruppe (die additive Gruppe R+ von R);
 
2) R ist bezüglich der Multiplikation eine Halbgruppe, für alle a, b, cR gilt a · (b · c) = (a · b) · c (Assoziativgesetz der Multiplikation);
 
3) für alle a, b, cR gilt a · (b + c) = a · b + a · c und (a + b) · c = a · c + b · c (Distributivgesetz).
 
Man nennt R einen kommutativen Ring, wenn a · b = b · a für alle a, bR gilt. Gibt es ein Element eR mit a · e = e · a = a für alle aR, so spricht man von einem Ring mit Eins(element). Die ganzen Zahlen bilden z. B. bezüglich der Addition und Multiplikation einen kommutativen Ring mit Einselement, ebenfalls die Menge der auf dem Intervall [0, 1] definierten reellen Funktionen bezüglich folgender (argumentweiser) Addition und Multiplikation:
 
Einen kommutativen Ring R, der keine Nullteiler hat (aus a · b = 0 folgt dann a = 0 oder b = 0), nennt man einen Integritätsbereich.
 
Ein Analogon zum euklidischen Algorithmus im Ring der ganzen Zahlen lässt sich in vielen wichtigen Ringen erklären, die man deswegen euklidische Ringe nennt. Ringe sind spezielle Moduln. Ist ein Ring R mit 1 direkte Summe von einfachen Untermoduln (d. h. von Moduln M, die nur {0} und M als Ideale enthalten), so heißt R halbeinfach. Ein Ring R, dessen einzige Ideale {0} und R sind, ist ein einfacher Ring. In einem einfachen Ring erzeugt jedes x ≠ 0 den ganzen Ring.
 
Ähnlich wie andere algebraische Strukturen wurden auch Ringe erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts betrachtet. R. Dedekind führte 1871 den Begriff Ring ein (L. Kronecker sprach von »Ordnung«). Die abstrakte Theorie der Ringe entstand erst im 20. Jahrhundert (J. H. M. Wedderburn, Emmy Noether u. a.). Insbesondere bilden Polynomringe heute die Grundlage der algebraischen Geometrie.
 
 5) Schmuck: ein aus unterschiedlichstem, oft metallischem Material gefertigter kreisförmiger, in sich geschlossener Körper; Ringe von großem Umfang werden meist als Reif bezeichnet, wobei der Übergang vom Ring (Fingerring) zum Reif (Arm-, Halsreif) fließend ist.
 
In der Jungsteinzeit wurden Fingerringe aus Knochen gefertigt. Zu diesen kamen noch in der Steinzeit Ringanhänger, Ohr- und vielleicht Schläfenringe auch aus Stein, Bernstein oder etwas später Metall (Gold, Silber, Kupfer) sowie Armringe aus Muschelschale. In der Bronzezeit entstanden viele Arten von Hals-, Arm- und Knöchelringen aus allen zur Verfügung stehenden Metallen, oft kunstvoll gearbeitet. Seit der Hallstattzeit wurde als Material auch Gagat und Lignit verwendet, seit der jüngeren La-Tène-Zeit auch Glas. Große Ringe erscheinen bei den frühen Kulturen des Orients als Herrschafts- und Würdezeichen in der Hand von Göttern und Herrschern, zum Teil in Verbindung mit Stab oder Zepter. Im keltischen Umkreis ist der Halsring als sakrales Würdezeichen und herrscherliche Insignie bekannt (Torques). Als Halsschmuck ist er in vielen Kulturen vertreten, ebenso der Armring und der Ohrring (Ohrschmuck), bei einigen Völkern auch der Nasenring, können auch magisch-religiöse Funktion erfüllen (Schutz vor Dämonen, Medium bei Ritualgebeten, Übertragung der Eigenschaften dargestellter Tiere auf den Träger). Gegossene und reich verzierte oder aus Blechen gehämmerte Ringe kennt man aus Altamerika, Südasien und Afrika.
 
Der Fingerring war im Altertum oft Herrschaftszeichen oder Symbol delegierter Amtsgewalt (Pharao gibt Joseph seinen Ring, 1. Mose 41, 41-42). Im Mittelmeerbereich war der Siegelring aus Gold verbreitet (Kreta, Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.). Im 1. Jahrtausend v. Chr. waren geschnittene und gravierte Schmucksteine (Gemmen) mit Darstellungen von Göttern, kultischen und mythologischen Szenen oder Tieren häufig, später - besonders im Hellenismus und im römischen Kaiserreich - auch mit Porträts. Frühchristliche und byzantinische Siegelringe tragen Monogramme und Sinnsprüche sowie das Kreuzeszeichen.
 
Fingerringe als Zeichen von Macht und Würde waren seit dem Mittelalter die Krönungsringe von Kaisern und Königen sowie die Investiturringe (verliehen bei der Übernahme eines Amtes), der Fischerring und der Pontifikalring des Papstes, die Pontifikalringe der Bischöfe, die Ringe der Kardinäle und Äbte. Als Ausweis und Erkennung gelten Standesringe wie die Zunft- und Ehrenringe (bis heute in der Form von Auszeichnungen erhalten) sowie die Ringe der Ordensfrauen.
 
Verlobungs- und Trauringe wurden in römischer Zeit und im Frühmittelalter nur der Frau gegeben (die Epen des Hochmittelalters kennen bereits den Ringtausch). Der meist eiserne Verlobungsring (»anulus pronubus«) war Zeichen der Bindung, auch Empfangsbestätigung für die Mitgift; seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. gab es auch den goldenen Verlobungsring mit zwei ineinander verschränkten Händen (»dextrarum junctio«). Der Ehering entwickelte sich aus dem römischen Verlobungsring und wurde - v. a. unter frühchristlichem Einfluss - zum Symbol der Treue und der Unauflösbarkeit der Ehe. Formeln für die liturgische Segnung des Rings begegnen zuerst in Gallien. Der unverzierte Ehering findet erst seit dem 16. Jahrhundert Verwendung. Freundschafts- und Liebesringe gibt es seit dem Mittelalter, oft mit Liebessprüchen oder Liebessymbolen (Herz, Schlüssel, Pfeil usw.); eine Blüte erlebten sie im 18. und 19. Jahrhundert.
 
Große Bedeutung in der Geschichte des Rings haben die apotropäischen (d. h. Unheil abwehrenden) Amulettringe. Bekannt wurden u. a. ägyptische und römische Augenamulettringe gegen den bösen Blick, Ringe mit bestimmten Edelsteinen (z. B. Amethyst gegen Trunksucht, Rubin gegen Verarmung, Smaragd gegen Unfruchtbarkeit) sowie Amulettringe mit eingravierten Beschwörungsformeln und Zauberzeichen.
 
Die Bedeutung des Rings im Volksglauben wurzelt in der Vorstellung der bindenden Kraft des Kreises. Verlust oder Zerbrechen des Rings wird mit Unglück, Treuebruch oder Tod in Zusammenhang gebracht (Trauring). Weil der Ring auch als eine Bindung im Sinne von Behinderung verstanden wurde, durfte er z. B. im Orient und in der Antike bei bestimmten Kulthandlungen nicht getragen werden. Toten wurde der Ring zur Befreiung der Seele abgezogen. Um dem Neid der Götter zu entgehen, warf man freiwillig seinen Glücksring fort (Ring des Polykrates). In Sage und Märchen spielt der Zauberring eine erhebliche Rolle (macht unsichtbar, ruft Geister, vermehrt den Schatz).
 
Literatur:
 
A. A. Fourlas: Der R. in der Antike u. im Christentum (1971);
 
Der R. im Wandel der Zeit, Beitr. v. A. Ward u. a. (a. d. Engl., 1981).
 

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Rịng, der; -[e]s, -e [mhd. rinc, ahd. (h)ring, wohl im Ablaut zu ↑Runge]: 1. a) gleichmäßig runder, kreisförmig in sich geschlossener Gegenstand: ein metallener R.; ein R. aus Messing, Holz, Gummi; ein R. als Türklopfer; der Stier hat einen R. durch die Nase; die Schlüssel waren an einem R. (Schlüsselring) befestigt; ... gleichen den Raubtieren, die von den jeweils an der Macht befindlichen Dompteuren abgerichtet werden, durch -e (Reifen) zu springen (Dönhoff, Ära 181); die Kinder spielen mit dem R. (Gummiring b); die erste mit einem nummerierten -e versehene Jungdohle (Lorenz, Verhalten I, 47); R der R. (geh.; Kreis[lauf] ) der Jahreszeiten; der R. schließt sich (die Sache findet ihren Abschluss [indem man zum Ausgangspunkt zurückkehrt]); b) kurz für ↑Fingerring: ein goldener, brillantenbesetzter, schmaler, breiter R.; ein R. aus massivem Gold, mit einem großen Stein; der R. blitzte an ihrer Hand; einen R. tragen; jmdm., sich einen R. anstecken, an den Finger stecken; ... in der Heiligkreuzkirche ..., wo der Braut vor ihrer Krönung mein R. (Trauring) von Jakob, Bischof in Patti, an den Finger gesteckt worden war (Stern, Mann 29); einen R. vom Finger ziehen, abstreifen; *die -e tauschen/wechseln (geh.; heiraten, mit jmdm. eine Ehe schließen). 2. (Sport) a) <Pl.> Turngerät, das aus zwei hölzernen Ringen (1 a) besteht, die an zwei in einem bestimmten Abstand voneinander herabhängenden Seilen befestigt sind: an den -en turnen; b) kurz für ↑Boxring: den R. betreten; den R. als Sieger verlassen; die beiden Boxer kletterten in den R.; Ich hatte weder Mut noch Lust, mit diesem Schwergewichtsmeister in den R. zu steigen (Erné, Kellerkneipe 12); R. frei zur zweiten Runde!; Ü R. frei für die nächsten Kandidaten! (die nächsten Kandidaten können nun beginnen); c) kurz für ↑Wurfring. 3. etw., was wie ein ↑Ring (1 a) geformt, einem Ring ähnlich ist; ringförmiges Gebilde; ringförmige Anordnung, Figur: ein R. aus starrenden Menschen; der alte Stadtkern liegt innerhalb eines -es (einer ringförmig angelegten Straße, einer Ringstraße); das Glas hinterließ einen feuchten R. auf dem Tisch; er warf einen Stein ins Wasser und zählte die -e auf der Wasseroberfläche; Droste rauchte ... und blies -e für Clärchens Amüsement (Baum, Paris 159); er zählte die -e (Jahresringe) auf dem Baumstumpf; sie hat dunkle, blaue, schwarze -e (Augenschatten) unter den Augen; die -e des Saturn; er schoss zehn -e (in den zehnten Ring auf der Schießscheibe); die Kinder bildeten beim Spielen einen R., schlossen einen R. um den Lehrer; Abends brieten wir uns ... einen R. roter Hausmacherstadtwurst (Fels, Kanakenfauna 23). 4. Vereinigung von Personen, die sich zu einem bestimmten Zweck, zur Durchsetzung gemeinsamer Ziele, zur Schaffung u. Nutzung bestimmter Einrichtungen o. Ä. zusammengeschlossen haben: Der Weiße R. hilft den Opfern von Verbrechen, die in Not geraten sind (Hörzu 40, 1983, 122); einen R. für Theater- und Konzertbesuche gründen, organisieren, bilden; die Polizei hat den internationalen R. von Rauschgifthändlern auffliegen lassen; die Händler haben sich zu einem R. (Kartell) zusammengeschlossen.

Universal-Lexikon. 2012.