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frank
frạnk 〈Adj.〉 frei, offen, aufrichtig ● \frank und frei etwas aussprechen, erklären [<frz. francfränkisch; frei“ <lat. francus „fränkisch“]

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frạnk <Adj.> [frz. franc < mlat. Francus = Franke; fränkisch; frei (die Franken galten als Eroberer u. freie Herren)] (veraltend):
frei, offen, unmittelbar:
eine -e Antwort; gewöhnlich nur noch in der Verbindung f. und frei (offen u. ehrlich: etw. f. und frei aussprechen, sagen, zugeben).

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Frạnk,
 
1) Adolf, Chemiker, * Klötze 20. 1. 1834, ✝ Charlottenburg (heute zu Berlin) 30. 5. 1916; entdeckte 1860 die Kalilager von Staßfurt und gründete die deutsche Kaliindustrie, in der er bis 1876 führend tätig war. Frank gewann als erster Brom aus den Abraumsalzen. 1899 entwickelte er gemeinsam mit dem polnischen Chemiker Nikodem Caro (* 1871, ✝ 1935) ein Verfahren zur Gewinnung von Kalkstickstoff (Frank-Caro-Verfahren).
 
 2) Anne, eigentlich Annelies Marie Frank, * Frankfurt am Main 12. 6. 1929, ✝ Konzentrationslager Bergen-Belsen März 1945; schrieb als Kind einer 1933 emigrierten und in Amsterdam untergetauchten deutsch-jüdischen Familie ein Tagebuch über ihre inneren und äußeren Erlebnisse im Hinterhausversteck, in dem sich acht Menschen von 1942 bis 1944 verborgen hielten. Das in niederländischer Sprache geführte Tagebuch wurde von ihrem Vater Otto (✝ 1980) herausgegeben, vielfach übersetzt und erregte größtes Aufsehen. Seine gelegentlich angezweifelte Authentizität wurde durch mehrjährige, 1986 abgeschlossene Untersuchungen des niederländischen Justizministeriums (aus denen eine wissenschaftliche Ausgabe hervorging) bestätigt. Nach dem »Tagebuch« verfassten Frances Goodrich und Albert Hackett 1955 ein Bühnenstück. Anne Frank schrieb auch Kindergeschichten und Märchen.
 
Ausgaben: Het achterhuis (1947; deutsch Das Tagebuch der A. Frank); Verhalen rondom het achterhuis (1960; deutsch Geschichte und Ereignisse aus dem Hinterhaus); Die Tagebücher der A. Frank, herausgegeben von H. Paape u. a. (21993).
 
Literatur:
 
A. F., hg. v. der A. F.-Stiftung (1979);
 M. Gies: Meine Zeit mit A. F. (a. d. Engl., Bern 1987);
 
A. F., hg. v. R. van der Rol u. R. Verhoeven (a. d. Niederländ., 1993).
 
 3) Bruno, Schriftsteller, * Stuttgart 13. 6. 1887, ✝ Beverly Hills (Calif.) 20. 6. 1945; unternahm viele Reisen; emigrierte 1933. In seiner Lyrik war er anfangs von R. M. Rilke beeinflusst (»Aus der goldenen Schale«, 1905), als Erzähler stand er in der Nachfolge der großen Romanciers des 19. Jahrhunderts, v. a. I. S. Turgenjews; er verfasste flüssig geschriebene, spannungs- und handlungsreiche Romane, oft um das Schicksal historischer Persönlichkeiten (stark gegenwartsbezogen), Novellen, in denen er sich gegen den aufkommenden Faschismus wandte (»Politische Novelle«, 1928; »Der Magier« 1929) und bühnenwirksame, erfolgreiche Lustspiele und Zeitstücke (»Sturm im Wasserglas«, 1930).
 
Weitere Werke: Romane: Die Fürstin (1915); Trenck (1926); Cervantes (1934); Der Reisepaß (1937); Die Tochter (1943).
 
Erzählungen: Tage des Königs (1924).
 
Ausgabe: Ausgewählte Werke: Prosa, Gedichte, Schauspiele (1957); Die Monduhr. Erzählung, herausgegeben von M. Gregor-Dellin (1979).
 
 4) Hans, Politiker, * Karlsruhe 23. 5. 1900, ✝ (hingerichtet) Nürnberg 16. 10. 1946; Rechtsanwalt, seit 1923 Mitglied der Deutschen Arbeiterpartei beziehungsweise der NSDAP, verteidigte Hitler 1930 beim Ulmer Reichswehrprozess in Leipzig. 1933-34 war er bayerischer Justizminister, 1934-45 Reichsminister ohne Geschäftsbereich. Als Generalgouverneur in Polen (1939-44) trug er die Verantwortung für die dortige nationalsozialistische Besatzungspolitik, besonders für die Vernichtung der Juden (Holocaust). 1946 wurde Frank in Nürnberg vom Internationalen Militärtribunal als einer der Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt.
 
 5) Ilja Michajlowitsch, sowjetischer Physiker, * Sankt Petersburg 23. 10. 1908, ✝ Moskau 22. 6. 1990; seit 1944 Professor in Moskau, leitete von 1957 an das Laboratoriums für Neutronenphysik am Vereinigten Institut für Kernforschung in Dubna; seit 1968 Mitglied der ehemaligen sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Hauptarbeitsgebiete: Photochemie, physikalische Optik und Kernphysik. Franks bedeutendste Leistung ist die 1937 mit I. J. Tamm gegebene Deutung und Theorie des Tscherenkow-Effekts. Hierfür erhielt er 1958 mit Tamm und P. A. Tscherenkow den Nobelpreis für Physik.
 
 6) Jacob, eigentlich Jankiew Lẹibowicz, jüdischer Sektierer, Begründer einer sabbatianischen Bewegung, * Korolowka (Ukraine) 1726, ✝ Offenbach am Main 10. 12. 1791; lernte die messianische Bewegung des Sabbatai Zwi kennen und wirkte seit 1756 als deren geistlicher Führer in Polen. 1756 von den Rabbinern der Häresie angeklagt und mit dem Bann belegt, bekämpfte Frank öffentlich die rabbinische Lehre und trat 1759 zusammen mit seinen Anhängern (den Frankisten) zum katholischen Glauben über. Von ihnen auch weiterhin als Inkarnation des Sabbatai Zwi und des verborgenen Gottes angesehen, verband Frank in seinen Lehren Weltherrschaftspläne mit nihilistischen religiösen Anschauungen und freizügigen Moralauffassungen. 1760 in der Festung Tschenstochau interniert, kam er erst 1772 wieder frei. - Der Frankismus, nach Franks Tod von seiner Tochter Eva (✝ 1817) fortgeführt, klang erst Mitte des 19. Jahrhunderts ab.
 
Literatur:
 
G. Scholem: Die Metamorphose des häret. Messianismus der Sabbatianer in religiösen Nihilismus im 18. Jh.; in: Judaica Jg. 29 (Zürich 1973).
 
 7) Johann Peter, Mediziner, * Rodalben 19. 3. 1745, ✝ Wien 24. 4. 1821; wurde 1784 Professor in Göttingen, 1785 in Pavia, 1795 in Wien, zugleich auch Direktor des dortigen Allgemeinen Krankenhauses, 1807-087-08 Professor in Wilna, 1805 Leibarzt des Kaisers Alexander I. in Petersburg; ab 1808 wieder in Wien. Frank war einer der hervorragendsten Ärzte seiner Zeit; er gehört zu den Begründern der wissenschaftlichen Hygiene und der öffentlichen Gesundheitspflege.
 
 8) Leonhard, Schriftsteller, * Würzburg 4. 9. 1882, ✝ München 18. 8. 1961; studierte Malerei und Grafik, lebte als überzeugter Pazifist 1915-18 in der Schweiz, 1933-50 in der Emigration (meist in den USA). Frank wurde v. a. bekannt durch seine lebendig geschriebenen, straff komponierten, in Tatsachenstil und Novellentechnik verfassten Romane, in die die fränkische Landschaft einbezogen ist (»Die Räuberbande«, 1914; »Das Ochsenfurter Männerquartett«, 1927). Unter dem Einfluss des Expressionismus wandte er sich sozialrevolutionären Themen zu. Die Aufnahme von Ideen der Psychoanalyse zeigt u. a. seine Novelle »Die Ursache« (1916, dramatisiert 1929).
 
Weitere Werke: Romane: Der Bürger (1924); Karl und Anna (1927; dramatisiert 1929); Bruder und Schwester (1929); Von drei Millionen Drei (1932); Traumgefährten (1936); Mathilde (1948).
 
Erzählungen: Der Mensch ist gut (1919); Deutsche Novelle (1954).
 
Dramen: Hufnägel (1930, unter dem Titel Die Hutdynastie 1953 überarbeitet); Der Außenseiter (1937).
 
Links, wo das Herz ist (1952, autobiographisch).
 
Ausgabe: Gesammelte Werke, 6 Bände (31962).
 
Literatur:
 
L. F. 1882-1961, hg. v. C. Frank u. a. (1962);
 M. Glaubrecht: Studien zum Frühwerk L. F.s (1965);
 W. Dettelbacher: L. F.s Zürcher Exil 1915—1918 (1993).
 
 9) Ludwig, Politiker, * Nonnenweier (heute zu Schwanau, Ortenaukreis) 23. 5. 1874, ✝ (gefallen) Nossoncourt (Département Vosges) 3. 9. 1914; war als Mitglied der SPD 1907-14 Mitglied des Reichstags, begründete 1904 die sozialistische Arbeiterjugendbewegung, deren herausragender Vertreter er wurde.
 
Literatur:
 
T. Heuss: L. F., in: T. Heuss: Profile (1964).
 
 10) Otto, Physiologe, * Groß-Umstadt 21. 6. 1865, ✝ München 12. 11. 1944; Professor in Gießen (1905-08) und München; entwickelte zahlreiche neue Apparaturen (z. B. das nach ihm benannte Federmanometer) und Methoden zur Registrierung exakter physiologischen Daten (u. a. zur Bestimmung des Schlagvolumens des Herzens).
 
 11) Robert, amerikanischer Fotograf schweizerischer Herkunft, * Zürich 9. 11. 1924; nach Lehre in Basel (1940/41) war er 1943/44 für »Gloria-Film« als Fotograf tätig, 1945-47 freischaffend; 1947 ging er nach New York, wo er als freier Mitarbeiter u. a. bei »Life« und »New York Times« arbeitete. Seine 1955-56 auf Reisen durch Amerika aufgenommenen sachlichen, vom Blickpunkt her jedoch sehr persönliche Dokumentarfotografien (»Les Américains«, 1958) wirkten stilbildend auf die nachfolgende Fotografengeneration. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten wandte er sich 1958 dem experimentellen Film zu. 1969 übersiedelte er nach Kanada. In den 70er-Jahren kehrte er wieder zur Fotografie zurück und experimentierte u. a. mit großformatigen Collagen und Assemblagen.
 
Filme: Pull My Daisy (1959); The Sin of Jesus (1960); Conversations in Vermont (1969); About Me: A Musical (1971); Life Dances On (1980); Candy Mountain (1987); Hunter (1989).
 
 
R. F., Moving Out, Beitrr. v. S. Greenough u. a. (Zürich 1995).
 
 12) Semjon Ljudwigowitsch, russischer Philosoph, * Moskau 29. 1. 1877, ✝ London 10. 12. 1950; Mitglied des marxistisch orientierten Kreises um P. B. Struwe; 1912 Anschluss an die russisch-orthodoxe Kirche; 1917 Professor in Saratow, 1921 in Moskau; gründete 1921 mit N. A. Berdjajew die »Akademie für geistige Kultur« in Moskau; war nach Ausweisung ab 1922 im Exil. Die für Frank zentrale Lehre von der »All-Einheit«, in der alles Einzelne existiert und erkennbar ist in der Beziehung zu etwas Anderem, ist an W. S. Solowjow (letztlich an Plotin) orientiert. Das Ich des Cogito R. Descartes' wird erkenntnistheoretisch als Wirklichkeit bestimmt, in der Subjekt und Objekt zusammenfallen, wobei das Ich notwendig auf ein Du bezogen ist, das im Bereich religiöser, besonders intuitiv-mystische Erfahrung Gott ist als »Du für mich«.

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frạnk <Adj.> [frz. franc < mlat. Francus = Franke; fränkisch; frei (die Franken galten als Eroberer u. freie Herren); verw. mit ↑frech]: frei, offen, unmittelbar: Droste brachte die -e Antwort der Ohnhausen in Protokollform (Baum, Paris 119); dass er sich f. in den Sattel schwingt (Dwinger, Erde 180); meist in der Verbindung f. und frei (offen u. ehrlich): etwas f. und frei aussprechen, sagen, erklären, zugeben.

Universal-Lexikon. 2012.