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Schlegel
Trommelstock

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Schle|gel1 〈alte Schreibung für〉 Schlägel2
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Schle|gel2 〈m. 5
1. 〈süddt.〉 Schenkel (eines geschlachteten Tieres), Keule (Kalbs\Schlegel)
2. 〈schweiz.; umg.〉 Bierflasche, Mostflasche

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Schle|gel (südd., österr.), (österr. auch:) Schlögel, der; -s, - [mhd. slegel, ahd. slegil, zu schlagen; nach der Form der Keule]:
[Hinter]keule von Schlachttieren, Geflügel, Wild.

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Schlegel,
 
1) August Wilhelm von (seit 1815), Schriftsteller, Übersetzer, Sprach- und Literaturwissenschaftler, * Hannover 5. 9. 1767, ✝ Bonn 12. 5. 1845, Sohn von 4), Bruder von 6); studierte zunächst Theologie, dann Philosophie in Göttingen; war beeinflusst von seinem Lehrer, dem Philologen C. G. Heyne, und G. A. Bürger; 1791-95 Hauslehrer in Amsterdam; 1796-1803 Ȋ mit Dorothea Caroline Albertine Böhmer (Schelling, Dorothea Caroline Albertine von), die ihn bei seinen literarischen Arbeiten und seiner ersten Shakespeare-Übersetzung unterstützte. Ab 1798 Professor in Jena; Mitarbeit an Schillers Horen und dessen Musenalmanach sowie an der Jenaer »Allgemeinen Litteratur-Zeitung«; 1798-1800 mit seinem Bruder Herausgeber der Zeitschrift »Athenäum«, in der die grundlegenden Positionen der deutschen (Früh)Romantik formuliert sind. Ab 1804 Sekretär, Reisebegleiter und literarischer Ratgeber der Madame de Stäel; bis zu ihrem Tod (1817) Reisen in Italien, Frankreich, England und Skandinavien; Aufenthalt in Coppet am Genfer See. Ab 1818 Professor für Kunst- und Literaturgeschichte in Bonn, wo Schlegel die altindische Philologie begründete (Herausgeber der Zeitschrift »Indische Bibliothek«, 1820-30). - Als Schriftsteller stand Schlegel im Schatten seines Bruders. Trotz virtuoser Formbegabung erweist sich seine Dichtung als nachempfindend und voll akademischer Bildung. Als Lyriker steht er in der Nachfolge Bürgers und Schillers, als klassizistischer Dramatiker (»Ion«, 1803) unter dem Einfluss Goethes. Bedeutend ist Schlegel v. a. als Systematiker und Verbreiter der romantischen Ästhetik, besonders der Ideen und Ansätze seines Bruders, u. a. in den 1801-04 in Berlin gehaltenen »Vorlesungen über schöne Litteratur und Kunst« (3 Teile, herausgegeben 1883-84) und den Wiener »Vorlesungen über dramatische Kunst und Literattur« (2 Teile, 1809-11); er entwickelte das unmittelbare Interesse der Romantik an fremden Sprachen und Kulturen zu wissenschaftlichen Studien der historischen Schule, besonders für altindische und für romanische Literaturen. Ihm gelangen glänzende Übersetzungen, u. a. von Werken Dantes, Calderón de la Barcas und Shakespeares.
 
Weitere Werke: Gedichte (1800); Charakteristiken und Kritiken, 2 Teile (1801, mit F. Schlegel); Poetische Werke, 2 Bände (1812); Observations sur la langue et la littérature provençales (1818); Kritische Schriften, 2 Bände (1828).
 
Übersetzungen: Blumensträuße italienischer, spanischer und portugiesischer Poesie (1804).
 
Ausgaben: Sämmtliche Werke, herausgegeben von E. Böcking, 16 Bände (1846-48, Nachdruck 1971-72); Briefwechsel zwischen Wilhelm von Humboldt und A. W. Schlegel, herausgegeben von A. Leitzmann (1908); Briefe von und an A. W. Schlegel, herausgegeben von J. Körner, 2 Bände (1930); Kritische Schriften und Briefe, herausgegeben von E. Lohner, 7 Bände (1962-74); Bonner Vorlesungen, herausgegeben von F. Jolles (1971).
 
Literatur:
 
A. Besenbeck: Kunstanschauung u. Kunstlehre A. W. S.s (1930, Nachdr. Nendeln 1967);
 P. de Pange: A. W. S. u. Frau von Staël (a. d. Frz., 61949);
 W. Richter: A. W. S. Wanderer zw. Weltpoesie u. altdt. Dichtung (1954);
 C. Nagavajara: A. W. S. in Frankreich. Sein Anteil an der frz. Literaturkritik 1807-1835 (1966);
 S. A. Reavis: A. W. S.s Auffassung der Tragödie im Zusammenhang mit seiner Poetik u. ästhet. Theorien seiner Zeit (Bern 1978);
 H. M. Paulini: A. W. S. u. die vergleichende Literaturwiss. (1985);
 B. von Brentano: A. W. S. Gesch. eines romant. Geistes (Neuausg. 1986);
 R. Schirmer: A. W. S. u. seine Zeit. Ein Bonner Leben (1986);
 U. Schenk-Lenzen: Das ungleiche Verhältnis von Kunst u. Kritik. Zur Literaturkritik A. W. S.s (1991).
 
 2) Dorothea von (seit 1815), geborene Brẹndel Mẹndelssohn, Schriftstellerin, * Berlin 24. 10. 1764, ✝ Frankfurt am Main 3. 8. 1839; Tochter M. Mendelssohns; war zunächst mit dem Bankier Simon Veit (* 1754, ✝ 1819) verheiratet (Scheidung 1799), lebte danach mit K. W. F. Schlegel, den sie 1804 heiratete, in Jena und Paris; konvertierte 1808 mit ihm zum Katholizismus. Gemeinsam bildeten sie in Wien den Mittelpunkt eines literarischen Kreises. Nach dem Tod ihres Mannes lebte sie in Frankfurt am Main bei der Familie ihres Sohnes aus erster Ehe, dem Maler P. Veit. Neben literarischen Arbeiten zur Unterstützung ihres Mannes schrieb sie den 1801 erschienenen Roman »Florentin«, der deutlich von Goethes »Wilhelm Meister« geprägt ist und romantische Anschauungen spiegelt. Daneben war sie auch als Übersetzerin tätig, so z. B. von Madame de Stäels »Corinne« (4 Bände, 1807).
 
Ausgabe: Florentin, herausgegeben von L. Weissberg (1987).
 
Literatur:
 
F. Deibel: D. S. als Schriftstellerin in Zusammenhang mit der romant. Schule (1905, Nachdr. New York 1970);
 H. Frank: »... die Disharmonie, die mit mir geboren ward. ..«. Das Leben der Brendel/Dorothea Mendelssohn-Veit-S.. .. (Bern 1988);
 C. Stern: »Ich möchte mir Flügel wünschen«. Das Leben der D. S. (67.-76. Tsd. 1997).
 
 3) Dorothea Caroline Albertine, Schriftstellerin, Schelling, Dorothea Caroline Albertine von.
 
 4) Johann Adolf, Pseudonym Hanns Gọ̈rg, Theologe und Schriftsteller, * Meißen 18. 9. 1721, ✝ Hannover 16. 9. 1793, Bruder von 5), Vater von 1) und 6); Superintendent in Hannover; Mitbegründer der »Bremer Beiträge«. Religiöser Lyriker und moralisch-didaktischer Lehrdichter. Die um eigene kritische Zusätze erweiterte Übersetzung von C. Batteux' »Traité sur les beaux-arts réduits à un même principe« (1746) unter dem Titel »Die schönen Künste aus einem Grundsatz hergeleitet« (1751, 2. erweiterte Ausgabe 1759) hatte großen Einfluss auf die deutsche Kunstauffassung seiner Zeit.
 
 5) Johann Elias, Jurist und Schriftsteller, * Meißen 17. 1. 1719, ✝ Sorø 13. 8. 1749, Bruder von 4); Jurastudium in Leipzig; Bekanntschaft mit J. C. Gottsched, C. F. Gellert und A. G. Kästner. Privatsekretär in Dresden, ab 1743 Gesandtschaftssekretär in Kopenhagen. 1748 Ernennung zum außerordentlichen Professor für Politik und öffentliches Recht an der Ritterakademie in Sorø. Schlegel war Mitarbeiter Gottscheds, schrieb später auch für die »Bremer Beiträge«. Ausgehend von Gottscheds und J. J. Bodmers ästhetischen Theorien löste Schlegel sich unter dem Eindruck Shakespeares von der normativen Poetik des französischen Klassizismus und strebte eine philosophische Fundierung der Dichtkunst an. In der Auseinandersetzung mit der Literatur der Antike und des zeitgenössischen Auslandes fand Schlegel einen Kompromiss zwischen der moralisch-didaktischen Regeldramatik und einer lebendigen, individuellen Gestaltung. Als Theoretiker und noch mehr als Dramatiker von großer Bedeutung und nachhaltiger Wirkung.
 
Werke: Vergleichung Shakespears und Andreas Gryphs (1741).
 
Tragödien: Herrmann (1743); Canut (1746).
 
Lustspiele: Die stumme Schönheit (1748); Der Triumph der guten Frauen (1748).
 
Ausgaben: Werke, herausgegeben von J. H. Schlegel, 5 Bände (1764-73, Nachdruck 1971); Aesthetische und dramaturgische Schriften, herausgegeben von G. von Antoniewicz (1887, Nachdruck 1970); Ausgewählte Werke, herausgegeben von W. Schubert (1963).
 
Literatur:
 
P. Wolf: Die Dramen J. E. S.s. (Zürich 1964);
 E. M. Wilkinson: J. E. S. A German pioneer in aesthetics (Darmstadt 21973);
 W. Paulsen: J. E. S. u. die Komödie (1977);
 Georg-M. Schulz: Die Überwindung der Barbarei. J. E. S.s Trauerspiele (1980);
 G. Bretzigheimer: J. E. S.s poet. Theorie im Rahmen der Tradition (1986).
 
 6) Karl Wilhelm Friedrich von (seit 1815), Kulturphilosoph und Dichter, * Hannover 10. 3. 1772, ✝ Dresden 12. 1. 1829, Sohn von 4), Bruder von 1); nach einer Kaufmannslehre in Leipzig ab 1790 Jurastudium in Göttingen, ab 1791 Studium der Philosophie, Altphilologie und Kunstgeschichte in Leipzig. Er lebte anschließend in Berlin, wo er F. D. E. Schleiermacher kennen lernte, und in Jena, wo er Kontakte zu J. G. Fichte, F. W. J. Schelling, Novalis und L. Tieck hatte. Nach seiner Kritik am »Musenalmanach« kam es zum Bruch mit Schiller. Mitarbeiter an C. M. Wielands Zeitschrift »Der Teutsche Merkur« und an der »Berlinischen Monatsschrift«. Mit seinem Bruder 1798-1800 Herausgeber der Zeitschrift »Athenäum«, in der beide ihre romantische Kunstkonzeption entwickelten; 1801 Habilitation in Jena; Freundschaft mit Rahel Levin. Lebte mit Dorothea Veit (Schlegel, Dorothea von) 1802-04 in Paris, wo er Sanskrit und orientalische Sprachen studierte und Vorlesungen über deutsche Literatur und Philosophie hielt; 1803-05 Herausgeber der Zeitschrift »Europa«. Reisen in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz; 1804 heiratete er Dorothea und konvertierte mit ihr 1808 zum Katholizismus. Ab 1809 war Schlegel im diplomatischen Dienst der österreichischen Regierung, 1815-18 Legationsrat bei der österreichischen Gesandtschaft am Frankfurter Bundestag, zugleich Teilnehmer an Beratungen des Wiener Kongresses. 1812-13 Herausgeber der Zeitschrift »Deutsches Museum«. 1819 ausgedehnte Reise mit Kaiser Franz I. und K. W. von Metternich nach Italien. 1820-23 in Wien Herausgeber der konservativen Zeitschrift »Concordia«, was zum Bruch mit dem Bruder führte. Lebte zuletzt in Dresden, wo er wissenschaftliche Vorträge hielt. - Schlegel war als Ästhetiker, Literaturtheoretiker und -historiker, Kritiker und Dichter fruchtbarer Anreger und geistiger Mittelpunkt der Frühromantik. Schlegels Begabung lag eher auf der rezeptiven und kritischen als auf der schöpferischen Seite; sein vielseitiges, geistreiches Programm versteht die Romantik als »progressive Universalpoesie«, das heißt als die Erschließung der transzendental-poetischen Struktur der Schöpfungswirklichkeit. Nicht nur die Gattungsgrenzen innerhalb der Literatur werden hinfällig, auch die Grenzen zwischen den verschiedenen Wissensbereichen sind aufgehoben, Totalität wird in der Poesie möglich. Dichtung ist kein abgeschlossenes Gebilde, sondern bloßer Spiegel der unendlichen Bewegung des dichterischen Geistes und unendlichen Reflexion. Schlegels subjektive Lebens- und Kunstphilosophie ist getragen von einer Hellhörigkeit für die psychologische, religiöse und weltanschauliche Problematik der Moderne. Seine bleibende Leistung bilden die kulturphilosophischen Schriften und Fragmente, die als Weiterentwicklung der französischen Moralistik gelten, ferner die pointierten und paradoxen, einprägsam formulierten Aphorismen, die auf eine Vereinigung von Philosophie, Religion und Kritik im Medium der Poesie zielen. In diesen Schriften begründete Schlegel zugleich die Theorie der romantischen Dichtung, überwand die Verbindlichkeit des Vorbildes der Antike und begann eine wissenschaftliche Literaturgeschichtsschreibung. Hervorzuheben sind u. a. die Abhandlungen »Charakteristik des Wilhelm Meister« (1798), worin er diesen als Epoche machend neben Fichtes Wissenschaftslehre und die Französische Revolution stellt, und das »Gespräch über die Poesie« (1800), das als repräsentative Schrift der Frühromantik gilt. Im Spiel mit dem Zufall, der Arabeske und der Illusionsbrechung bilden diese Arbeiten Schlegels ein umfassendes, aber subjektiv-unsystematisches Bild der romantischen Bestrebungen und besonders der romantischen Poesie. Im Gegensatz zu der willkürlichen Subjektivität der Frühzeit strebte Schlegel nach seiner Konversion eine engere Anlehnung an Vorbilder des christlichen Mittelalters in weniger gelungenen Arbeiten an. Die Gedichte sind reflexiv, das Trauerspiel »Alarcos« (1802) ist von Barock und Klassizismus abhängig. Autobiographisch ist sein fragmentarischer Roman »Lucinde« (1799), der wegen seiner Postulierung einer subjektiven Sittlichkeit und Freiheit einen Skandal erregte.
 
Weitere Werke: Die Griechen und Römer (1797); Geschichte der Poesie der Griechen und Römer (1798); Charakteristiken und Kritiken, 2 Teile (1801, mit A. W. Schlegel); Über die Sprache und Weisheit der Inder (1808); Gedichte (1809); Über die neuere Geschichte (1811); Geschichte der alten und neuen Literatur, 2 Teile (1813); Philosophie des Lebens (1828); Philosophie der Geschichte, 2 Teile (1829).
 
Ausgaben: Sämmtliche Werke, 15 Bände (1845-46); Neue philosophische Schriften, herausgegeben von J. Körner (1935); Schriften und Fragmente, herausgegeben von E. Behler u. a. (1956); F. Schlegel und Novalis. Biographie einer Romantiker-Freundschaft in ihren Briefen, herausgegeben von M. Preitz (1957); Literary notebooks 1797-1801, herausgegeben von H. Eichner (1957); Kritische F.-Schlegel-Ausgabe, herausgegeben von E. Behler u. a., auf zahlreiche Bände berechnet (1958 folgende); Kritische Schriften, herausgegeben von W. Rasch (31971).
 
Literatur:
 
V. Deubel: Die F.-S.-Forschung (1945-72), in: Dt. Vjschr. für Literaturwiss. u. Geistesgesch., Jg. 47 (1973), Sonder-H. 47;
 H. Dierkes: Literaturgesch. als Kritik. Unterss. zu Theorie u. Praxis von F. S.s frühromant. Literaturgeschichtsschreibung (1980);
 G. Dischner: F. S.s Lucinde u. Materialien zu einer Theorie des Müßiggangs (1980);
 R. Blanco Unzué: Die Aufnahme der span. Lit. bei F. S. (1981);
 H. Chélin: F. S.s »Europa« (1981);
 A. Grosse-Brockhoff: Das Konzept des Klassischen bei F. u. August Wilhelm S. (Wien 1981);
 W. Michel: Ästhet. Hermeneutik u. frühromant. Kritik. F. S.s fragmentar. Entwürfe, Rezensionen, Charakteristiken u. Kritiken, 1795-1801 (1982);
 K. Behrens: F. S.s Geschichtsphilosophie. 1794-1808 (1984);
 C. Hotz-Steinmeyer: F. S.s »Lucinde« als »Neue Mythologie« (1985);
 G. Kraus: Naturpoesie u. Kunstpoesie im Frühwerk F. S.s (1985);
 B. Bräutigam: Leben wie im Roman. Unterss. zum ästhet. Imperativ im Frühwerk F. S.s (1986);
 M. Dannenberg: Schönheit des Lebens. Eine Studie zum »Werden« der Kritikkonzeption F. S.s (1993);
 E. Behler: F. S. (28.-29. Tsd. 1996);
 E.-B. Schmeier: Zur polit. Philosophie im Spätwerk F. S.s (1997).
 

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Schle|gel, der; -s, - [mhd. slegel, ahd. slegil, zu ↑schlagen; nach der Form der Keule]: (südd., österr.): [Hinter]keule von Schlachttieren, Geflügel, Wild.

Universal-Lexikon. 2012.