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kühn
wagemutig; couragiert; tapfer; wacker; mutig; verwegen; forsch; unerschrocken; gewagt; abenteuerlich; riskant

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kühn [ky:n] <Adj.>:
1. in verwegener Weise wagemutig:
ein kühner Fahrer; eine kühne Tat; sich durch einen kühnen Sprung, eine kühne Flucht retten.
Syn.: beherzt, couragiert, heldenhaft, mutig, verwegen (emotional).
2. in dreister Weise gewagt:
sie sprach einen kühnen Verdacht aus; er provozierte sie mit einer kühnen Frage.
Syn.: dreist (abwertend), frech, keck, unverfroren (emotional), unverschämt.
3. eigenwillig, in seiner Art weit über das Übliche hinausgehend:
eine kühne Konstruktion; eine kühne Idee, Zusammenstellung; dein Plan erscheint mir sehr kühn.
Syn.: gewagt.

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kühn 〈Adj.〉
1. wagemutig, beherzt, verwegen (Person)
2. Kühnheit erfordernd (Abenteuer, Plan, Wagnis)
● eine \kühne Behauptung; ein \kühner Sprung; eine \kühne Tat; eine \kühn gebogene Nase; \kühn geschwungene Linien (eines Bauwerks, einer Zeichnung); das hätte ich in meinen \kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten [<ahd. kuoni „mutig, stark“ <germ. *koni- „wer verstehen kann, gescheit“; zur Wurzel *kan-, *kun- „können“; verwandt mit kennen, kund, Kunst]

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kühn <Adj.> [mhd. küene, ahd. kuoni = mutig, stark; im Kampf erfahren, tüchtig; urspr. = weise, verstehend, adj. Bildung zu können in dessen urspr. Bed. »wissen, verstehen«]:
a) trotz des Bewusstseins der Gefahr diese voll Selbstvertrauen verachtend u. mutig etw. wagend; von Wagemut zeugend:
ein -er Bergsteiger;
eine -e Taucherin;
eine -e Tat;
sich durch einen -en Sprung, eine -e Flucht retten;
b) eigenwillig in seiner Art weit über das Übliche hinausgehend:
-e Konstruktionen;
ein -es (sehr tiefes) Dekolleté;
meine -sten Träume (höchsten Erwartungen) wurden übertroffen;
dein Plan erscheint mir sehr k.;
c) von wagemutiger Dreistigkeit u. Verwegenheit in einer Äußerung od. seinem Verhalten gegenüber andern; dreist:
eine -e Frage;
eine -e (nicht od. nur schwer zu beweisende) Behauptung;
Sie sind sehr k.

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Kuhn,
 
1) Franz, Sinologe und Übersetzer, * Frankenberg (Landkreis Mittweida) 10. 3. 1884, ✝ Freiburg im Breisgau 22. 1. 1961; machte die chinesische Roman- und Novellenliteratur durch Übersetzungen in Deutschland bekannt.
 
Übersetzungen: (aus dem Chinesischen): Kin Pin Meh (1930); Der Traum der roten Kammer (1932); Die Räuber vom Liang Schan Moor (1934); Die drei Reiche (1940); Der Turm der fegenden Wolken (1951); Jou Pu Tuan (1959).
 
Eisherz und Edeljaspis (aus dem Französischen, 1926).
 
 2) Franz Felix Adalbert, Indogermanist und Mythologe, * Königsberg Nm. (heute Chojna) 19. 11. 1812, ✝ Neukölln (heute zu Berlin) 5. 5. 1881; begründete mit seiner Schrift »Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker« (1845, erweitert 1850) die linguistische Paläontologie, aus der die indogermanische Altertumskunde hervorging. Er betrieb vergleichende mythologische Studien (»Die Herabkunft des Feuers und des Göttertrankes«, 1859, »Mythologische Studien«, 2 Bände, herausgegeben 1886-1912) und begründete 1850 mit T. Aufrecht die »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung«, die er 1852-81 herausgab. Mit A. Schleicher begründete er 1858 die »Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung«, die (speziell zur Untersuchung der Satemsprachen und des Keltischen) bis 1876 erschienen.
 
 3) Fritz, Politiker, * Bad Mergentheim 29. 6. 1955; Sprachwissenschaftler; wurde 1989 Professor in Stuttgart; seit 1979 Mitglied der Grünen (seit 1993: Bündnis 90/Die Grünen); war in Baden-Württemberg 1984-88 und 1992-2000 Mitglied des Landtags sowie Fraktionsvorsitzender seiner Partei; wurde Ende Juni 2000 Sprecher des Bundesvorstands seiner Partei.
 
 4) Hans, Germanist und Nordist, * Minden 13. 7. 1899, ✝ Kiel 8. 10. 1988; 1943-67 Professor in Kiel. In seinen zahlreichen Arbeiten über germanische Sprachgeschichte, Grammatik, Metrik, Heldensage, Mythologie, Ortsnamen und Rechtsgeschichte förderte er entscheidend die Kenntnisse über germanische Sprach-, Literatur- und Kulturgeschichte und übte zugleich Kritik am romantischen und völkisch-nationalen Germanenbild in Deutschland
 
Werke: Edda. Kurzes Wörterbuch (1968); Kleine Schriften, 4 Bände (1969-78); Das alte Island (1971); Das Dróttkvætt (1983).
 
 5) Hugo, Germanist, * Thaleischweiler (heute zu Thaleischweiler-Fröschen, Kreis Pirmasens) 20. 7. 1909, ✝ Prien am Chiemsee 5. 10. 1978; seit 1947 Professor in Tübingen, seit 1954 in München. Herausgeber beziehungsweise Mitherausgeber mehrerer bedeutender germanistischer Zeitschriften. Kuhn schrieb wichtige Arbeiten zur deutschen Literatur des Mittelalters und war verdienstvoll als Herausgeber (u. a. der Werke Walthers von der Vogelweide).
 
 6) Johannes Evangelist von, katholischer Theologe, * Wäschenbeuren (bei Schwäbisch Gmünd) 19. 2. 1806, ✝ Tübingen 8. 5. 1887; nach Studium und Priesterweihe zunächst Professor für neutestamentliche Exegese in Gießen (1832-38) und Tübingen (1838/39), danach bis 1882 Professor für Dogmatik in Tübingen; einer der wichtigsten Vertreter der katholischen Tübinger Schule; 1848-52 konservativer Abgeordneter des Stuttgarter Landtags, ab 1856 ständiges Mitglied des Staatsgerichtshofes. Kuhns theologischer Ansatz ist geprägt von der Ablehnung der Neuscholastik zugunsten einer anthropologisch ausgerichteten Geschichtsphilosophie, die die geschichtlichen Entwicklung des christlichen Glaubens in den Vordergrund rückt. Verbunden damit ist eine differenzierte Beurteilung und historische Einordnung der kirchlichen Dogmen. Nach innerkirchlicher Kritik an seinem Ansatz unterließ Kuhn ab 1869 weitere Publikationen.
 
Werke: Das Leben Jesu (1838); Katholische Dogmatik, 2 Bände (1846-57); Die christliche Lehre von der göttlichen Gnade (1868).
 
Literatur:
 
C. W. von Balen: Grundzüge philosoph.-theolog. Denkens v. J. E. K. (Diss. Münster 1969);
 F. Wolfinger: Der Glaube nach J. E. von K. (1972);
 H. Wolf: Ketzer oder Kirchenlehrer? Der Tübinger Theologe J. v. K. (1806-1887) in den kirchenpolit. Auseinandersetzungen seiner Zeit (1992).
 
 7) Paul, Pianist, Orchesterleiter und Komponist, * Wiesbaden 12. 3. 1928; begann als Jazzpianist und wurde in den 50er- und 60er-Jahren v. a. als Schlagersänger (»Der Mann am Klavier«) und mit eigenen Fernsehshows populär; 1968-80 leitete er das SFB-Tanzorchester (Berlin-West); seit den 80er-Jahren war er mit eigenen Swingcombos wieder verstärkt als Jazzpianist tätig. Er komponierte Schlager (»Es gibt kein Bier auf Hawaii«), Musicals (»Fanny Hill«, 1972), Hörspielmusiken.
 
 8) Richard Johann, deutscher Chemiker österreichischer Herkunft, * Wien 3. 12. 1900, ✝ Heidelberg 31. 7. 1967; seit 1926 Professor an der ETH Zürich, seit 1929 in Heidelberg, gleichzeitig Direktor am Heidelberger Kaiser-Wilhelm-Institut (seit 1948 Max-Planck-Institut) für medizinische Forschung. Kuhn arbeitete v. a. über mehrfach ungesättigte Verbindungen (Polyene, Kumulene), Vitamine (B2, B6, Pantothensäure) und Enzyme. Für seine Verdienste um die Vitaminforschung erhielt er 1938 den Nobelpreis für Chemie. Nach 1945 beschäftigte sich Kuhn mit Bakterienwuchsstoffen, analysierte das Wesen der kompetitiven Hemmung und die Struktur von biologischen Membranen. Kuhn wurde 1958 in den Orden Pour le Mérite gewählt. - Die Richard-Kuhn-Medaille, eine von der BASF gestiftete Goldmedaille, wird seit 1968 von der Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. an in- und ausländische Wissenschaftler mit besonderen Verdiensten auf dem Gebiet der Biochemie verliehen.
 
 9) Thomas Samuel, amerikanischer Wissenschaftshistoriker und -theoretiker, * Cincinnati (Ohio) 18. 7. 1922, ✝ Cambridge (Massachusetts) 17. 6. 1996; Professor der Wissenschaftsgeschichte in Berkeley (1958), Princeton (1964) und Professor der Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte am Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, Massachusetts (seit 1979). Gestützt auf seine wissenschaftshistorischen Analysen - besonders zum Bereich der Physik - hat Kuhn eine neue Theorie des wissenschaftlichen Fortschreitens entwickelt. Im Unterschied zum kritischen Rationalismus (K. Popper u. a.), der die Wissenschaftsentwicklung als nicht linear verlaufenden Prozess einer zunehmenden Annäherung an das nicht endgültig erreichbare Ziel gesicherter Wahrheit kennzeichnet, hebt Kuhn hervor, dass es in der Wissenschaftsgeschichte immer wieder radikale Brüche (»Paradigmenwechsel«) gebe. In diesen verändern sich sowohl die methodologischen Grundannahmen als auch die unter den Wissenschaftlern als verbindlich geltenden Interpretationen der wichtigsten Begriffe (Paradigma). Als Beispiele derartiger »wissenschaftlicher Revolutionen« nennt Kuhn die kopernikanische Wende und den Übergang von der klassischen zur relativistischen Mechanik. Kuhns Werk »The structure of scientific revolutions« (1962; deutsch »Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen«) ist grundlegend für diese bis heute nicht abgeschlossene Diskussion (wissenschaftliche Revolution).
 
Literatur:
 
P. Hoyningen-Huene: Die Wissenschaftsphilosophie T. S. K.sRekonstruktion u. Grundlagenprobleme (1989);
 S. Fuller: T. K. A philosophical history for our times (Chicago, Ill., u. London 2000).

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kühn <Adj.> [mhd. küene, ahd. kuoni = mutig, stark; im Kampf erfahren, tüchtig; urspr. = weise, verstehend, adj. Bildung zu ↑können in dessen urspr. Bed. „wissen, verstehen“]: a) trotz des Bewusstseins der Gefahr diese voll Selbstvertrauen verachtend u. mutig etw. wagend; vonKühnheit (a) zeugend: ein -er Bergsteiger; eine -e Taucherin; einer der -sten Förderer unserer Sache; eine -e Tat; sich durch einen -en Sprung, eine -e Flucht retten; k. zum Mond streben; b) eigenwillig in seiner Art weit über das Übliche hinausgehend: -e Konstruktionen; eine -e Idee, Anschauung, Kombination, Zusammenstellung, Deutung; ein -es (sehr tiefes) Dekolleté; meine -sten Träume (höchsten Erwartungen) wurden übertroffen; dein Plan erscheint mir sehr k.; eine k. gebogene Nase; c) von wagemutiger Dreistigkeit u. Verwegenheit in einer Äußerung od. seinem Verhalten gegenüber andern; dreist: eine -e Frage; Ein -er Kniff sollte die deutsche Jugend düpieren (Niekisch, Leben 135); eine -e (unter Umständen eine Kränkung, eine starke Herausforderung o. Ä. darstellende) Behauptung; Sie sind sehr k.; k. etw. antworten, sagen.

Universal-Lexikon. 2012.