Ẹl|be, die; -:
Fluss in Mitteleuropa.
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Ẹlbe
die, tschechisch Lạbe, einer der Hauptströme Mitteleuropas und nach dem Rhein der längste und verkehrsreichste Fluss Deutschlands, 1 165 km lang, fließt durch die Tschechische Republik, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hamburg, bildet auf kurzen Strecken die Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg und Sachsen und Sachsen-Anhalt, auf längeren Strecken zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie zwischen Niedersachsen und Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (die ehemalige innerdeutsche Grenze), unterhalb davon zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein und auf einem kurzen Abschnitt zwischen Niedersachsen und Hamburg; Einzugsgebiet 144 000 km2, Wasserabfluss im Jahresdurchschnitt 710 m3/s (bei Geesthacht).
Die Elbe entspringt mit zahlreichen Quellbächen im Riesengebirge nahe der polnisch-tschechischen Grenze in rd. 1 500 m über dem Meeresspiegel; bei Spindlermühle vereinigen sich die Bäche zur Elbe. Der Fluss folgt in engem Tal der Südabdachung des Riesengebirges und fließt in weitem Bogen durch das Böhmische Becken, wo er als erste große Nebenflüsse Moldau und Eger aufnimmt, die den Süden und Westen Böhmens zur Elbe entwässern. In landschaftlich reizvollem Engtal durchbricht die Elbe ab Lobositz das Böhmische Mittelgebirge und von Tetschen bis Pirna das Elbsandsteingebirge (Nationalpark »Sächsische Schweiz«), wo sie nahe dem Großen Winterberg das deutsche (sächsische) Gebiet erreicht; hier fließt sie in nordwestlicher Richtung (die sie im Wesentlichen bis zur Mündung beibehält) durch die tektonisch vorgezeichnete Dresdner Elbtalweitung und tritt bei Riesa in das Norddeutsche Tiefland ein. Streckenteilen alter Urstromtäler folgend, berührt die Elbe einige der fruchtbarsten Gebiete Deutschlands (Leipziger Tieflandsbucht, Magdeburger Börde), durchquert aber nach Norden auch zunehmend weite Heidegebiete und sandige Grundmoränenplatten (Altmark, Prignitz, Lüneburger Heide); rechte Nebenflüsse sind Schwarze Elster und Havel (mit der in Berlin in die Havel einmündenden Spree rechnet fast das gesamte Gebiet der neuen Bundesländer bis an Oder und Neiße zum Einzugsgebiet der Elbe), linke Nebenflüsse sind Mulde und Saale, die Sachsen und Thüringen entwässern. In Hamburg, wo der Strom an der Alstermündung rd. 300 m breit ist, beginnt der über 100 km lange Mündungstrichter der Elbe, die von den Elbmarschen gesäumte Unterelbe, die sich von 2,5 km Breite unterhalb des Hamburger Hafens bei Blankenese bis Cuxhaven auf 15 km Breite weitet und dort in die Nordsee übergeht. Die Meeresgezeiten machen sich durch Stauwirkung der auflaufenden Flut flussaufwärts bis Geesthacht bemerkbar (Tidenhub in Hamburg rd. 3,2 m), das Meerwasser selbst dringt in der Regel bis oberhalb von Glückstadt vor (Brackwasserbereich).
Durch die Anlage von Staustufen ist die Elbe bis Kolin und über die Moldau bis Prag schiffbar (wegen wechselnder Wasserführung meist nur mit 750-t-Schiffen); Stauseen an der Saale und der oberen Moldau regeln die Hochwasserstände und gleichen begrenzt Niedrigwasser aus. Für Seeschiffe ist die Elbe bis Hamburg befahrbar; die Fahrrinne (13,5 m tief) muss jedoch vor Versandung und Verschlickung geschützt und ständig ausgebaggert werden. Hamburg ist der größte Elbhafen und zugleich Deutschlands größter Überseehafen; die größten Binnenhäfen liegen in den neuen Bundesländern (Magdeburg; ferner Dresden, Riesa, Torgau, Wittenberge). Der Tschechischen Republik dient die Elbe als Verbindung zum Hamburger Hafen, wo das Land über ein eigenes Freihafengelände verfügt.
Über den Nord-Ostsee-Kanal und den Elbe-Lübeck-Kanal hat die Elbe Verbindung zur Ostsee, über den Mittellandkanal zum Rhein (Ruhrgebiet), über den Elbe-Havel-Kanal und die Havel hat sie Anschluss an das Berliner Wasserstraßennetz und damit an die Oder (Oder-Havel-Kanal, Oder-Spree-Kanal). Der Elbeseitenkanal verbindet die Elbe bei Artlenburg mit dem Mittellandkanal bei Wolfsburg. Über die Elde besteht für kleine Schiffe eine Verbindung zum mecklenburgischen Seengebiet.
Die Elbe wurde seit den 50er-Jahren wegen fehlender Umweltmaßnahmen, die durch gigantische Industrieansiedlungen und das starke Anwachsen der Städte an ihrem Lauf und ihren Zuflüssen erforderlich gewesen wären, zu einem der schmutzigsten Flüsse Europas, in ihrem Mündungsabschnitt war sie nahezu biologisch tot. In die Nordsee von ihr eingeschwemmte Chemikalien, Schwermetalle, Unrat und Abwässer sind für das Fisch-, Vogel- und Krabbensterben mitverantwortlich. Während in den alten Bundesländern durch zielgerichtete Maßnahmen die Güteklassen der Flüsse nach 1985 spürbar verbessert werden konnten, hielt wegen fehlender finanzieller Mittel die Flussverschmutzung in der DDR und der heutigen Tschechischen Republik bis 1990 an. Durch internationalen Vertrag vom 8. 10. 1990 zwischen Deutschland, der Tschechoslowakei und der EG wurde die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe errichtet, die darüber wacht, dass durch länderübergreifende Maßnahmen die Wasserqualität im Einzugsgebiet der Elbe und die ökologische Beschaffenheit der Talauen verbessert werden (bis zum Jahr 2000 in drei Etappen). Dank der Verwirklichung der ersten (1991 abgeschlossen) und der zweiten Etappe (1992-95) wurden in Deutschland über 50 (überwiegend in den neuen Bundesländern) und in der Tschechischen Republik mehr als 30 Kläranlagen gebaut. Diese führten zusammen mit der Stilllegung von umweltschädigenden Betrieben in Sachsen und Sachsen-Anhalt bis heute zu einer beachtlichen Verbesserung der Flussgüte.
Im Gegensatz zum Rhein blieben in den Elbauen mit ihren Altgewässern, besonders in den neuen Bundesländern, zahlreiche naturnahe Auenlandschaften erhalten, so z. B. in Sachsen-Anhalt, wo im UNESCO-Biosphärenreservat Mittlere Elbe das größte Auenwaldgebiet Mitteleuropas liegt, und in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo sich an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Schnackenburg und Boizenburg ein nahezu unberührtes Gebiet mit Feuchtgrünländereien und seltenen Wasservögeln befindet.
Erste Erwähnung fand die Elbe in den Werken der antiken Geographen Strabo und Ptolemäus. Während der von Nero Claudius Drusus geführten Germanenfeldzüge des Augustus erreichten römische Truppen 9 v. Chr. erstmals die Elbe (lateinisch Ạlbis). Seit etwa 600 n. Chr. bildete der Fluss vom heutigen Lauenburg bis zur Saalemündung die Grenze des germanischen Siedlungsgebiets. In karolingischer Zeit war die Elbe Ostgrenze des Fränkischen Reiches, dessen elbüberschreitender Handel mit den (Elb-)Slawen im Diedenhofener Kapitular (805), das Magdeburg als den Grenzort für den Handel bestimmte, geregelt wurde. Seit dem 10. Jahrhundert wuchs den Gebieten an der unteren Elbe und an der Saale durch die deutsche Ostbewegung neue Bedeutung zu. König Heinrich I. (919-936) drang 928/929 als Erster über die Elbe vor, um Brandenburg und Meißen für sein Reich zu gewinnen. König Otto I., der Große (936-973), sicherte mit den Bistumsgründungen Magdeburg, Merseburg und Meißen (968) die Herrschaft im Elbe-Saale-Gebiet, wobei das Land jenseits der Flüsse im Slawenaufstand 983 verloren ging. Mit dem Beginn der deutschen Ostsiedlung wurde um 1150 die Elbe erstmals in ihrer gesamten Länge überschritten und das Land östlich des Flusses dem deutschen Herrschaftsbereich (Heiliges Römisches Reich) sowie der deutschen Kirchenorganisation eingegliedert. Noch jahrhundertelang trennte die Elbe-Saale-Linie die sozial und kulturell unterschiedlich alten sächsischen Stammesgebiete von dem in der Ostsiedlung gewonnenen Land. In dem einsetzenden Prozess der Ausbildung von Territorialstaaten war die Elbe teilweise Grenzfluss, so zwischen den Herzogtümern Holstein und Mecklenburg auf der einen sowie dem Erzstift Bremen und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg auf der anderen Seite.
Seit dem 10. Jahrhundert sind Schifffahrt und Handelsverkehr auf der Elbe bezeugt (Magdeburger Zoll 965, böhmische Elbzölle in Leitmeritz und Aussig 993), doch konnte ein intensiver Handel und die damit verbundene Flussschifffahrt erst nach der bäuerlichen Erschließung weiter Teile des Flussgebiets seit der Mitte des 12. Jahrhunderts entstehen. Zum wichtigsten Handelsplatz entwickelte sich Hamburg (1236 älteste Zollrolle) als Umschlagort zwischen Fluss- und Seehandel. Als weitere bedeutende Handelsplätze folgten Magdeburg und Pirna an der mittleren Elbe. Im 14. Jahrhundert wurde der Handelsverkehr über Leitmeritz hinaus bis nach Königgrätz ausgedehnt. Flussaufwärts wurden v. a. Fisch und Salz, flussabwärts böhmisches Getreide sowie Sandstein und Bauholz transportiert. Den regen Warenverkehr behinderten jedoch eine Vielzahl von innerdeutschen Zollstellen, die sich Ende des 16. Jahrhunderts auf 47 beliefen. Die 1819 zusammengetretene Dresdner Elbschifffahrtskonferenz beschloss eine Verringerung der damals bestehenden 35 Zollstellen auf 14; 1863 bestand nur noch eine Zollstelle in Wittenberge, nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 entfielen dann alle innerdeutschen Zollschranken.
Bereits die Wiener Kongressakte von 1815 erkannte die Elbe als internationalen Fluss an. Die Elbschifffahrtsakte von 1821 bestimmte, dass die Schifffahrt auf der Elbe bis zur hohen See frei sein solle und Zölle abzubauen seien. Durch den Versailler Vertrag (1919/20) wurde die Elbe vom Zufluss der Moldau an einer internationalen Kommission unterstellt, für die am 22. 2. 1922 eine Elbschifffahrtsakte erging, welche u. a. Fragen der Benutzung und der Streitschlichtung regelte. Die Note der Regierung des Deutschen Reiches vom 14. 11. 1936 erklärte die Tätigkeit der Kommission einseitig für beendet. Derzeit fehlen vertragliche Regelungen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur deutschen Einheit 1990 war die Markierung der innerdeutschen Grenze durch den Verlauf der Elbe im Abschnitt Schnackenburg-Lauenburg strittig. Nach überwiegender Ansicht der Völkerrechtswissenschaft legte das alliierte Londoner Protokoll (Karte A) vom 12. 9. 1944 die Demarkationslinie zur sowjetischen Besatzungszone, aus der die DDR hervorging, nordöstlich des Flusses fest. Demzufolge gehörte die Elbe in diesem Bereich in gesamter Breite zum Staatsgebiet der BRD. Die DDR beanspruchte demgegenüber die Flussmitte als Grenzlinie. Als Folge des Grundlagenvertrages von 1972 arbeitete seit dem 31. 1. 1973 eine innerdeutsche Grenzkommission, die den Grenzverlauf einvernehmlich feststellen sollte.
Die E. Ein Lebenslauf, hg. v. G. Asmus u. a., Ausst.-Kat. Dt. Histor. Museum Berlin u. a. (1992);
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Ẹl|be, die; -: Fluss in Mitteleuropa; zweitlängster Fluss Deutschlands.
Universal-Lexikon. 2012.