* * *
grün [gry:n] <Adj.>:1. von der Farbe der meisten Pflanzen:
grünes Gras; grüne Blätter; die Wälder sind wieder grün (sind belaubt).
Syn.: ↑ grünlich.
Zus.: dunkelgrün, flaschengrün, grasgrün, moosgrün, olivgrün.
2. (an der Farbe erkennbar) noch nicht reif:
grünes Obst; die Tomate ist noch grün; die Bananen werden grün geerntet.
3. (ugs.) noch wenig Erfahrung und innere Reife besitzend:
ein grüner Junge.
4.
a) zu einer Partei gehörend, sie betreffend, zu deren hauptsächlichen Anliegen die Ökologie gehört:
eine grüne Partei; grüne Abgeordnete; sie haben grün gewählt.
Syn.: ↑ alternativ.
b) dem Umweltschutz verpflichtet, ihn fördernd:
grünes Denken; grüne Produkte kaufen.
Syn.: ökologisch wertvoll.
* * *
grün 〈Adj.〉
1. wie frische Pflanzen gefärbt, farbig zw. gelb u. blau
2. frisch, jung, unreif
3. 〈fig.〉
3.1 unerfahren
3.3 den Umweltschutz betreffend
4. 〈Pol.; fig.〉
4.1 〈allg.〉 zu einer bes., dem Umweltschutz verpflichteten, politischen Partei gehörend, diese betreffend
4.2 〈in Dtschld.〉 zur Partei Bündnis 90 / Die Grünen gehörend, diese betreffend; →a. Grüne(r)
● \grüne Äpfel, Birnen; alles im \grünen Bereich! 〈fig.; umg.〉 es ist alles in Ordnung, die Entwicklung ist positiv; \grüne Bohnen; einen \grünen Daumen haben Geschick bei der Aufzucht von Pflanzen besitzen; der Grüne Donnerstag Gründonnerstag; \grünes Gemüse, Obst; \grüne Gentechnik molekulare Technologie zur Veränderung der Gene von Nutzpflanzen; das Grüne Gewölbe Dresdner Kunstsammlung; die \grüne/Grüne Grenze →a. Grenze; \grüne Heringe frische Heringe; das Grüne Herz Deutschlands Thüringen; \grünes Holz frisches Holz; die Grüne Insel Irland; er ist noch ein \grüner Junge 〈umg.〉 noch jung u. unerfahren; \grünes Licht haben (an Verkehrsampeln) freie Durchfahrt; \grünes Licht haben für Pläne, Vorhaben u. Ä. 〈fig.; umg.〉 Handlungsfreiheit dafür; ach du \grüne Neune! 〈umg.〉 (Ausruf der Überraschung); \grüner Salat Kopfsalat; komm an meine \grüne Seite 〈umg.〉 an meine linke Seite, wo das Herz ist; \grüner Star →a. Star2; \grüner Strahl smaragdgrünes Aufleuchten des letzten Sonnenstrahls bei Sonnenuntergang; \grünes/Grünes Trikot 〈Radsp.〉 Symbol des Punktsiegers bei den einzelnen Etappen in der Tour de France; \grüne Weihnachten 〈umg.〉 Weihnachten ohne Schnee; \grüne Welle zentrale Regelung des Verkehrs in Großstädten auf die Weise, dass Autofahrer auf einigen Hauptstraßen bei bestimmter Geschwindigkeit grünes Licht vorfinden u. so ohne Halten durchfahren können; \grüne Witwe nicht berufstätige Ehefrau, die am Stadtrand od. in einer Trabantenstadt lebt u. deren Mann den ganzen Tag beruflich abwesend ist; die Grüne Woche jährlich in Berlin stattfindende landwirtschaftliche Ausstellung ● einen Zaun \grün anstreichen; \grün färben = grünfärben; sein: dazu bist du noch viel zu \grün (hinter den Ohren) 〈fig.; umg.〉 zu jung u. unerfahren; er ist mir nicht \grün 〈fig.〉 nicht gewogen, nicht wohlgesinnt; \grün und gelb werden vor Ärger, Neid; in der Natur wird alles wieder \grün wird es Frühling ● er wurde \grün und blau geschlagen 〈umg.〉 heftig; ich habe mich \grün und gelb geärgert 〈umg.〉 heftig [<ahd. gruoni; zu gruoen „wachsen, grünen“ <germ. groni; zu idg. gro- „wachsen“; verwandt mit Gras]
* * *
grün <Adj.> [mhd. grüene, ahd. gruoni, zu mhd. grüejen, ahd. gruoen = wachsen, grünen, urspr. entw. = wachsend, sprießend od. = grasfarben, verw. mit ↑ Gras]:
1. von der Farbe frischen Grases, Laubes:
-e Wiesen, Wälder;
-e Farbe;
-e Weihnachten (Weihnachten ohne Schnee);
-er Salat (Blattsalat);
ihre Augen sind g.;
die Ampel ist g. (ugs.; zeigt grünes Licht);
die Bäume werden wieder g. (beginnen auszuschlagen);
etw. g. färben, streichen;
g. belaubte Bäume;
ein g. gestreiftes, g. kariertes Handtuch;
<subst.:> die Farbe des Mantels spielt ins Grüne;
☆ jmdn. g. und blau/g. und gelb schlagen (ugs.; jmdn. heftig verprügeln);
sich g. und blau/g. und gelb ärgern (ugs.; sich sehr ärgern);
2.
a) noch nicht ausgereift; unreif:
-e Äpfel, Tomaten;
die Birnen sind noch zu g.;
die Bananen werden g. geerntet;
b) frisch u. saftreich; noch nicht trocken, gedörrt:
-e Ware (frisches Gemüse);
das Holz brennt schlecht, weil es noch zu g. ist;
c) frisch, roh, nicht durch Räuchern, Salzen, Trocknen o. Ä. konserviert:
-er Speck;
-e (ungesalzene) Heringe.
3. (oft abwertend) noch wenig Erfahrung u. geistige Reife besitzend:
ein -er Junge.
4.
a) (Politik) zu einer Partei gehörend, sie betreffend, zu deren hauptsächlichen Anliegen die Ökologie gehört:
-e Abgeordnete;
eine grüne Partei;
-e Politik machen;
g. wählen;
b) dem Umweltschutz verpflichtet, ihn fördernd:
-es Denken;
-e Produkte kaufen.
5.
☆ jmdm. nicht g. sein (ugs.; jmdm. nicht wohlgesinnt sein; jmdn. nicht leiden können; grün verbindet sich hier über die urspr. Bed. »wachsend, sprossend, blühend« mit der Vorstellung des Gedeihlichen, Angenehmen, Günstigen: die beiden sind sich nicht g.)
* * *
I Grün,
1) Bezeichnung für jede Farbempfindung, die durch Licht einer Wellenlänge zwischen 487 nm und 566 nm oder durch subtraktive Farbmischung der beiden Grundfarben Cyanblau und Gelb, v. a. beim Zusammenmischen von cyanblauen und gelben Mal- oder Druckfarben, hervorgerufen wird (Urfarben). Licht der Wellenlänge 504,5 nm ergibt ein Grün, das weder gelblich noch bläulich ist. Ein gelbliches Grün wird auch als Laubgrün, ein bläuliches Grün als Seegrün bezeichnet.
In der Farbensymbolik bedeutet Grün, von der erwachenden Natur ausgehend, Hoffnung und Fröhlichkeit, in der mittelalterlichen Minnedichtung den Anfang einer Liebe. Die Bedeutung von Wachstum und Unreife hat Grün in der Redewendung »grüner Junge« beibehalten. Die »grüne Seite« im Volkslied meint die Herzensseite. Grün findet sich als Farbe des Islam (Mohammeds Lieblingsfarbe) in den Flaggen mehrerer islamischer Staaten. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde Grün zur Farbe der Freiheit, im 20. Jahrhundert zum Kennzeichen von Umweltorganisationen. (Farbensymbolik)
2) Kartenspiel: Blatt, Farbe der deutschen Spielkarte, entspricht dem Pik der französischen Spielkarte.
Grün,
1) Anastasius, eigentlich Anton Alexander Graf von Auersperg, österreichischer Schriftsteller, * Laibach 11. 4. 1806, ✝ Graz 12. 9. 1876; bewirtschaftete seit 1831 seine Güter in Krain, wurde 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1861 des österreichischen Herrenhauses, vertrat die deutsch-liberale Richtung. Sein lyrisches Werk, besonders der Romanzenkranz um Maximilian I., »Der letzte Ritter« (1830), ist vom schwäbischen Dichterkreis beeinflusst. Die anonym erschienenen »Spaziergänge eines Wiener Poeten« (1831) sind das bedeutendste Zeugnis politischer Lyrik des österreichischen Vormärz (gegen Metternich); von gleicher Gesinnung sind die unter dem Titel »Schutt« (1835) vereinigten vier episch-reflektierenden Dichtungen. Grün veröffentlichte 1851 N. Lenaus Nachlass, übersetzte slowenische »Volkslieder aus Krain« (1850) und schrieb den Balladenzyklus »Robin Hood« (1864).
Weitere Werke: Epische Dichtungen: Nibelungen im Frack (1843); Der Pfaff vom Kahlenberg (1850).
Ausgaben: Sämtliche Werke, herausgegeben von A. Schlossar u. a., 10 Bände (1907); Werke, herausgegeben von E. Castle, 6 Bände (1909).
2) Karl Theodor Ferdinand, Schriftsteller und Publizist, * Lüdenscheid 30. 9. 1817, ✝ Wien 18. 2. 1887; Redakteur radikaldemokratischer Zeitungen (u. a. »Mannheimer Abendzeitung«), ging 1844 ins Exil nach Paris und Belgien, wurde 1848 in die preußische Nationalversammlung gewählt; 1850-61 lebte Grün in Brüssel, 1862-65 war er Professor an der Handels- und Gewerbeschule Frankfurt am Main, 1867 ging er nach Wien. Seine schriftstellerischen Arbeiten befassen sich u. a. mit dem frühen Sozialismus, seine materialistischen Auffassungen wandte er auch auf kulturgeschichtliche Themen an.
Werke: Friedrich Schiller als Mensch, Geschichtsschreiber, Denker und Dichter (1844); Die sociale Bewegung in Frankreich und Belgien (1845); Über Göthe vom menschlichen Standpunkte (1846); Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts (1872); Ludwig Feuerbach, 2 Bände (1874); Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts, 2 Bände (1880).
3) Max von der, Schriftsteller, * Bayreuth 25. 5. 1926; war 1951-64 Bergmann im Ruhrgebiet, seither freier Schriftsteller. Obwohl Grün schon seit 1953 v. a. Gedichte (ferner Essays und Literaturkritiken) schrieb, wurde er erst nach dem Zusammenschluss der Dortmunder Gruppe 61, die er mitbegründete, durch seine im Kohlenrevier spielenden, realistischen, aus eigener Erfahrung sozialkritisch geprägten Romane »Männer in zweifacher Nacht« (1962) und v. a. »Irrlicht und Feuer« (1963) bekannt. In seinen späteren Romanen überwiegen zum Teil unterhaltende Elemente. Er schreibt auch Hör- und Fernsehspiele sowie Jugendbücher (»Vorstadtkrokodile«, 1976; »Wie war das eigentlich?«, 1979).
Weitere Werke: Romane: Zwei Briefe an Pospischiel (1968); Stellenweise Glatteis (1973); Flächenbrand (1979); Die Lawine (1986); Springflut (1990).
Erzählungen: Fahrtunterbrechung (1965); Am Tresen gehen die Lichter aus (1972); Etwas außerhalb der Legalität (1980); Friedrich und Friederike (1983); Die Saujagd u. a. Vorstadtgeschichten (1995).
Menschen in Deutschland (1973); Gastarbeiterporträts (1975); Klassengespräche (1981).
M. v. d. G. (1975);
F. Schonauer: M. v. d. G. (1978);
* * *
Grün, das; -s, -, ugs.: -s: 1. grüne Farbe; grünes Aussehen: ein helles, kräftiges G.; Über dem ... Park lag ein feines frisches G. (Geißler, Wunschhütlein 31); das satte G. der Wiese; die Ampel zeigt G. (grünes Licht), steht auf G.; ganz in G. (in grüner Farbe); *[das ist] dasselbe in G. (ugs.; [das ist] so gut wie dasselbe, im Grunde nichts anderes). 2. <o. Pl.> grünende Pflanzen[teile] (junge Triebe, frisches Laub o. Ä.): das erste zarte G. des Frühlings; er sagte ..., dass er, sobald das erste G. herauskomme, verreisen werde (Petersen, Resonanz 68); Die zahlreichen Kinder wurden immer wieder angehalten, sorgsam mit dem Grün umzugehen (Freie Presse 14.2.90, 5); das Ufer ist mit üppigem G. bedeckt. 3. (Golf) mit kurz geschnittenem Rasen bedeckter letzter Abschnitt jeder Spielbahn (eines Golfplatzes): den Ball aufs dritte G. schlagen. 4. (Kartenspiel) Farbe in der deutschen Spielkarte (die dem Pik der französischen Spielkarte entspricht): G. sticht; G. ausspielen.
Universal-Lexikon. 2012.