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Ludwig
I
Ludwig,
 
Herrscher:
 
 Römische Kaiser:  
 1) Ludwig I., der Fromme, französisch Louis le Pieux [lwi lə 'pjø], Mitkaiser (seit 813), Kaiser (seit 814), * Chasseneuil-du-Poitou (bei Poitiers) 778, ✝ bei Ingelheim am Rhein 20. 6. 840; dritter Sohn Karls des Großen, Vater von Ludwig (II.) dem Deutschen 41), Großvater von 2); 781 in Rom zum König von Aquitanien gekrönt und gesalbt, 813 vom Vater in Aachen zum Mitkaiser gekrönt. Ludwig erließ 817 eine Erbfolgeregelung (Ordinatio Imperii), um die Einheit von Reich und Christenheit gegen das fränkische Teilungsprinzip zu sichern. Als er die Ordinatio zugunsten des jüngsten Sohnes Karl (des Kahlen) aus der zweiten Ehe mit der Welfin Judith veränderte, empörten sich Hofkreise und die älteren Söhne Lothar (I.), Pippin (I.) und Ludwig (der Deutsche) 830 und 833 gegen den Vater, der nach der Niederlage (Abfall des Heeres) auf dem Lügenfeld bei Colmar in Klosterhaft genommen und zur Kirchenbuße gezwungen wurde. 834 restituierten ihn die jüngeren Söhne gegen den nun allein regierenden Lothar. Die Jahre bis zu Ludwigs Tod waren durch Konflikte innerhalb der karolingischen Familie geprägt. Sein christliches Kaisertum stand im Gegensatz zur fränkischen Auffassung Karls des Großen. Die ältere Forschung lastete Ludwig daher die Auflösung des Karlsreiches an, neuerdings werden dafür auch strukturelle Ursachen verantwortlich gemacht und Ludwigs erste Regierungsjahre als Höhepunkt der Reichsgeschichte gewertet.
 
Literatur:
 
T. Schieffer: Die Krise des karoling. Imperiums, in: Aus MA. u. Neuzeit. Gerhard Kallen zum 70. Geburtstag. .., hg. v. J. Engel u. a. (1957);
 J. Semmler, in: Kaisergestalten des MA., hg. v. H. Beumann (1984);
 Hans K. Schulze: Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen (1987);
 E. Boshof: L. der Fromme (1996).
 
 2) Ludwig II., König von Italien (seit 844), Kaiser (seit 850/855), * um 825, ✝ bei Brescia 12. 8. 875, Sohn Lothars I., Enkel von 1), Großvater von 3). Ludwigs Kaisertum blieb auch nach dem Tod des Vaters 855 auf Italien beschränkt. Hier kämpfte er gegen die Sarazenen, konnte aber seine Eroberungen im Süden (871 Bari) nicht dauerhaft sichern.
 
 3) Ludwig III., der Blinde, König von Niederburgund (seit 887/890) und Italien (900-905), Kaiser (901-905), * um 880, ✝ in der Provence 5. 6. 928, Enkel von 2), Sohn König Bosos von Niederburgund und der Irmingard, Tochter von 2), Ȋ mit Anna, Tochter des byzantinischen Kaisers Leon VI.; wurde vom Papst und langobardischen Großen gegen Berengar I. zu Hilfe gerufen, 901 zum Kaiser gekrönt und 905 von Berengar geblendet. In seinem Namen regierte Graf Hugo von Arles und Vienne Niederburgund.
 
Literatur:
 
K. F. Werner: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahre 1000 (a. d. Frz., 1989).
 
 Heiliges Römisches Reich:  
 4) Ludwig IV., der Bayer, König (seit 1314), Kaiser (seit 1328), * vermutlich Ende 1281/Anfang 1282, ✝ Puch (bei Fürstenfeldbruck) 11. 10. 1347, Wittelsbacher, Sohn von 8) und Mechthild, Tochter König Rudolfs I. von Habsburg, Vater von 16) und 17), Ȋ 1309 mit Beatrix von Schlesien, 1324 mit Margarete von Holland; seit 1294/1302 Herzog von Oberbayern. In zwiespältiger Doppelwahl wurde Ludwig, Neffe König Albrechts I., einen Tag nach dem Habsburger Friedrich (III.), dem Schönen, Sohn Albrechts I., am 20. 10. 1314 mit knapper Mehrheit zum König gewählt, beide wurden am 27. 11. gekrönt (Ludwig in Aachen). Mit dem Sieg bei Mühldorf am Inn schaltete Ludwig am 28. 9. 1322 seinen Rivalen aus (Gefangennahme), räumte aber Herzog Friedrich im Vertrag von München (5. 9. 1325) ein Mitkönigtum ein. Ludwigs Ausgriff in die italienische Politik führte zum Konflikt mit dem Papsttum in Avignon und führte zur Anklage (8. 10. 1323) sowie Exkommunikation Ludwigs durch Papst Johannes XXII. (23. 3., wiederholt am 11. 7. 1324), der ihn nur »der Bayer« nannte. Auf großen Teilen des Reiches lastete fortan das Interdikt. Ludwig legte gegen den Prozess Rechtsmittel ein, appellierte an ein Konzil (Sachsenhäuser Appellation, 22. 5. 1324) und kehrte mit seiner Parteinahme im Armutsstreit seinerseits theologische Argumente gegen den Papst. Führende Papstgegner suchten Zuflucht an Ludwigs Hof, u. a. Marsilius von Padua, Michael von Cesena und Wilhelm von Ockham. 1327 zog Ludwig nach Italien und wurde am 31. 5. in Mailand zum König der Lombardei und am 17. 1. 1328 in Rom durch Repräsentanten der Stadt (S. Colonna) zum Kaiser gekrönt. Er verkündete die Absetzung von Papst Johannes XXII. Alle Versuche, Absolution vom Bann zu erhalten, scheiterten. Am 16. 7. 1338 solidarisierten sich die Kurfürsten im Kurverein von Rhense mit dem Kaiser. Auch Lupold von Bebenburg unterstützte den Kaiser. Dieser erklärte mit dem Mandat »Fidem catholicam« die Ungültigkeit der päpstlichen Strafmaßnahmen. Noch im selben Jahr schloss Ludwig ein Bündnis mit König Eduard III. von England, wechselte aber 1341 auf die französische Gegenseite.
 
Ludwig, der - nach der Schlacht am Morgarten (1315) - die Reichsfreiheit der Eidgenossenschaft bestätigte, mehrere Landfrieden verkündete und 1335 (erneuert 1346) das Oberbayerische Landrecht erließ, sah seine Machtressourcen v. a. in Bayern. Er erwarb 1320/23 Brandenburg und einigte sich 1329 im Hausvertrag von Pavia mit der pfälzischen Linie über die Trennung von Bayern und Pfalz/Oberpfalz; 1340 erbte er Niederbayern, 1346 gab er Holland, Hennegau, Seeland und Friesland seiner zweiten Frau zu Lehen. Sein rücksichtsloses Vorgehen in Tirol, wo er 1342 seinen ältesten Sohn Ludwig mit der Gräfin Margarete Maultasch (nach Ungültigkeitserklärung von deren erster Ehe) verheiratete, führte letztlich zu einer Fürstenkoalition gegen ihn; am 11. 7. 1346 wurde der Luxemburger Karl (IV.) zum König gewählt. Ehe es zur Entscheidung kam, starb Ludwig, der in vieler Hinsicht schon den neuen Typus des deutschen Fürstenkönigs aus Großdynastien verkörperte.
 
Literatur:
 
R. Scholz: Unbekannte kirchenpolit. Streitschr. aus der Zeit L.s d. B., 2 Bde. (Rom 1911-14);
 G. Benker: L. d. B. (1980);
 H. Thomas: L. d. B. 1282-1347 Kaiser u. Ketzer (1993);
 M. Kaufhold: Gladius spiritualis. Das päpstl. Interdikt über Dtl. in der Regierungszeit L.s d. B. (1324-1347) (1994).
 
 Baden:  
 5) Ludwig Wịlhelm I., genannt Tụ̈rkenlouis [-luːi], Markgraf von Baden-Baden (seit 1677), kaiserlicher Feldmarschall (seit 1687) und Reichsgeneralfeldmarschall (seit 1691), * Paris 8. 4. 1655, ✝ Rastatt 4. 1. 1707; zeichnete sich seit 1682 in den Türkenkriegen (u. a. am Kahlenberg 1683, bei Mohács 1687, Banja Luka 1688 und Szlankamen [Novi Slankamen] 1691) sowie im Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekrieg als Oberbefehlshaber der Reichsarmee (seit 1693) gegen die Franzosen (u. a. Rückeroberung Heidelbergs, am Schellenberg bei Donauwörth, 1704) aus. Er ließ Stadt und Schloss Rastatt erbauen (ab 1700).
 
Literatur:
 
H. Petrasch: Der Türkenlouis, Markgraf L. W. von Baden, in: Die Türken vor Wien, hg. v. R. Waissenberger (Salzburg 1982).
 
 6) Ludwig, Großherzog (seit 1818), * Karlsruhe 9. 2. 1763, ✝ ebenda 30. 3. 1830, zweiter Sohn von Großherzog Karl Friedrich; wurde preußischer General und fiel während der Rheinbundzeit bei Napoleon I. in Ungnade. Als Großherzog Nachfolger seines Neffen Karl, war er während der Reaktionszeit wegen seiner selbstherrlichen Regierung und seines sittenlosen Lebenswandels unbeliebt, verstand es aber, durch straffe Verwaltung die neuen Landesteile zu integrieren, die Staatsfinanzen zu sanieren und die Korrektur des Rheinlaufs durch J. G. Tulla in die Wege zu leiten. - Nach seinem Tod kam mit seinem Halbbruder Leopold (* 1790, ✝ 1852) die Linie Hochberg in Baden zur Regierung (1830).
 
 Bayern:  
 7) Ludwig I., der Kelheimer, Herzog (seit 1183), * 23. 12. 1174, ✝ Kelheim 15. 9. 1231, Sohn Ottos I. von Wittelsbach, Großvater von 8); lange Zeit Parteigänger der Staufer, erhielt 1208 von König Otto IV. die oberbayerischen Besitzungen des Hauses Andechs übertragen und die Erblichkeit des Herzogtums bestätigt; entzweite sich mit Kaiser Friedrich II., wurde, vielleicht von Anhängern des Kaisers oder dessen Sohnes König Heinrich (VII.), ermordet.
 
 8) Ludwig II., der Strenge, Pfalzgraf bei Rhein (Kurfürst) und Herzog von Bayern (seit 1253), * Heidelberg 13. 4. 1229, ✝ ebenda 1./2. 2. 1294, Vater von 4), Enkel von 7); erhielt 1255 bei der Erbteilung des Hausgutes Oberbayern und die rheinische Pfalz. Er dehnte sein Territorium erfolgreich aus und beerbte seinen Neffen Konradin (1268). Anfänglich als dessen Vormund (ab 1254) in der Reichspolitik aktiv, war er 1257 an der Entstehung des Kurfürstenkollegs beteiligt und förderte die Königswahl Rudolfs I. von Habsburg, dessen Tochter Mechthild er 1273 am Krönungstag (24. 10.) heiratete. - Seinen Beinamen erhielt er wegen der Enthauptung seiner des Ehebruchs verdächtigten ersten Gemahlin (1256).
 
 9) Ludwig V., Ludwig 16).
 
 10) Ludwig I., König (1825-48), * Straßburg 25. 8. 1786, ✝ Nizza 29. 2. 1868, Sohn König Maximilians I. Joseph, Großvater von 11), Vater von Prinzregent Luitpold und Otto, König von Griechenland; setzte sich zunächst für die Durchführung der liberalen Verfassung von 1818 ein und begeisterte sich für den griechischen Freiheitskampf. Er machte München, wohin er auch 1826 die Landesuniversität (bisher Landshut) verlegte, zur Kunststadt (u. a. Pinakotheken). Nach 1830 zeigte seine Politik zunehmend reaktionäre Züge. Die wachsende Opposition, verstärkt durch seine Beziehung zu Lola Montez, zwang ihn in der Märzrevolution am 20. 3. 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. Joseph zum Rücktritt. (Oktoberfest)
 
Ausgabe: Ludwig I. und Lola Montez. Der Briefwechsel, herausgegeben von R. Rauh und B. Seymor (1995).
 
 
H. Gollwitzer: L. I. von Bayern (21987).
 
 11) Ludwig II., König (seit 1864), * Nymphenburg (heute zu München) 25. 8. 1845, ✝ (ertrunken) im Starnberger See 13. 6. 1886, Sohn König Maximilians II. Joseph, Enkel von 10); nahm auf österreichischer Seite am Deutschen Krieg 1866 teil, schloss 1867 ein Bündnis mit Preußen und gab durch den von O. von Bismarck entworfenen Kaiserbrief an die deutschen Fürsten (30. 11. 1870) den Anstoß zur Kaiserproklamation vom 18. 1. 1871. Die von Bismarck zugesicherte finanzielle Unterstützung ermöglichte ihm die Fortsetzung seiner Schlossbauten (Herrenchiemsee, Neuschwanstein, Linderhof); Verehrer und Förderer R. Wagners. Anzeichen von Geisteskrankheit führten nach einem ärztlichen Gutachten zur Entmündigung am 9. 6. 1886. Am 10. 6. übernahm sein Onkel Luitpold die Regentschaft; Ludwig wurde am 12. 6. nach Schloss Berg am Starnberger See gebracht, wo er mit dem Psychiater J. B. A. von Gudden im See den Tod fand.
 
Ausgabe: Cosima Wagner und Ludwig II. von Bayern. Briefe, herausgegeben von M. Schad (1996).
 
 
E. Hanslik u. J. Wagner: L. II. König von Bayern, 1845-1886. Internat. Bibliogr. zu Leben u. Wirkung (1986);
 L. Hüttl: L. II., König von Bayern (1986);
 
L. II. Die Tragik des »Märchenkönigs«, hg. v. M. Gregor-Dellin u. a. (1986);
 V. Naegele: Parsifals Mission. Der Einfluß Richard Wagners auf L. II. u. seine Politik (1995).
 
 12) Ludwig III., König (1913-18), * München 7. 1. 1845, ✝ Sárvár (Ungarn) 18. 10. 1921, ältester Sohn des Prinzregenten Luitpold; folgte 1912 seinem Vater in der Regentschaft für den geisteskranken König Otto.
 
 13) Ludwig VII., der Bärtige, Herzog (seit 1413), * 1368, ✝ Burghausen 2. 5. 1447; beteiligte sich schon zu Lebzeiten des Vaters an der Regierung und am bayerischen Hausstreit mit der Münchener Linie, dem seine gesamte Politik untergeordnet war. 1430 wurde er vom Basler Konzil gebannt und musste sich Kaiser Siegmund unterwerfen. Seine offene Bevorzugung des illegitimen Wieland (✝ 1439) gegenüber seinem legitimen Sohn Ludwig dem Buckligen (✝ 1445) führte zur Empörung. Ludwig wurde 1443 in Neuburg eingeschlossen und gefangen genommen. Er starb als Gefangener auf der Feste Burghausen.
 
 Bayern-Landshut:  
 14) Ludwig IX., der Reiche, Herzog (seit 1450), * Burghausen 21. 2. 1417, ✝ Landshut 18. 1. 1479; Pracht und Prunk liebend, wehrte tatkräftig mehrmals die Übergriffe Markgraf Albrechts III. Achilles von Brandenburg ab und wahrte so seine Vormachtstellung in Franken. Ludwig gründete 1472 die erste bayerische Universität in Ingolstadt.
 
 Böhmen:  
 15) Ludwig II., Ludwig 49).
 
 16) Ludwig der Ältere, auch der Brạndenburger, Markgraf (1323-51), als Ludwig V. Herzog von Bayern (seit 1347), Graf von Tirol (seit 1342), * Mai 1315, ✝ Zorneding (bei München) 18. 9. 1361, Sohn von 4), Halbbruder von 17); 1323 zum Markgrafen von Brandenburg gewählt, trat die Herrschaft erst nach Erreichen der Volljährigkeit an und setzte die Politik der Konsolidierung des vormaligen Landesverwesers Berthold von Hennegau fort. Durch die Ehe mit der Gräfin von Tirol, Margarete Maultasch, erhielt er deren Erbe (1342). Im Vertrag von Luckau (24. 12. 1351) überließ er die Kurmark seinen Halbbrüdern Ludwig dem Römer und Otto (V.), dem Faulen. Ludwig war die Hauptstütze seines Vaters in dessen Kampf um den Erhalt der Macht.
 
 17) Ludwig der Römer, Markgraf (seit 1351), * München 12. 5. 1330, ✝ Berlin zwischen 11. 11. 1364 und 27. 2. 1365 (nach anderen Angaben 17. 5. 1365), Sohn von 4), Halbbruder von 16); erhielt bereits von Zeitgenossen den Beinamen (lateinisch »Romanus«), da er wenige Wochen nach dem Romzug seines Vaters geboren wurde. Nach der Belehnung durch Kaiser Karl IV. (Vertrag von Bautzen, 16. 2. 1350) anfangs Stellvertreter seines Halbbruders Ludwig des Älteren in der Mark, erhielten er und sein Bruder Otto der Faule im Vertrag von Luckau (24. 12. 1351) hier die Regierung; Ludwig setzte die Kämpfe gegen den »Falschen Waldemar« und dessen Anhang bis 1355 fort. Bei der Rückgewinnung der Mark verschuldete er sich derart, dass er fast das ganze Land verpfänden musste. Auf dem Nürnberger Reichstag (7. 1. 1356 wurde die Verbindung von Kurwürde und Erzkammeramt mit der Mark beschlossen (Goldene Bulle, 10. 1.); beides erlangte Ludwig als Besitzer der Mark. Dem Versuch seines Halbbruders Stephan, ihn 1361 um das bayerische Erbteil zu bringen, suchte der kinderlose Ludwig mit der Huldigung Kaiser Karls IV. als Nachfolger in der Mark zu begegnen.
 
 Flandern:  
 18) Ludwig von Nevers [-nə'vɛːr], flämisch Lodewijk ['loːdəwɛi̯k], Graf (seit 1322), * um 1304, ✝ (gefallen) bei Crécy 25. 8. 1346, Vater von 19); seit 1320 Ȋ mit Margarete, Tochter Philipps V. von Frankreich. Im Hundertjährigen Krieg stellte er sich auf die Seite Frankreichs und geriet dadurch in Gegensatz zu den flandrischen Städten, die zunächst neutral blieben, dann aber die englische Seite wählten. Ludwig kehrte nach dem Waffenstillstand von Esplechin (25. 9. 1340 nach Flandern zurück. Sein Versuch, die flandrischen Städte zu unterwerfen, scheiterte. Ludwig fiel in der Schlacht bei Crécy, die er auch gegen seine eigenen Untertanen führte.
 
 19) Ludwig von Male, flämisch Lodewijk ['loːdəwɛi̯k], Graf (seit 1346), * Schloss Male (bei Brügge) 29. 11. 1330, ✝ 30. 1. 1384, Sohn von 18); heiratete 1347 Margarete, die Tochter Johanns III. von Brabant. Ludwig führte im Hundertjährigen Krieg eine Gleichgewichts- und Neutralitätspolitik zwischen England und Frankreich. 1369 heiratete seine Tochter Margarete in zweiter Ehe Herzog Philipp den Kühnen von Burgund. Ludwig unterlag am 3. 5. 1382 den Genter Aufständischen auf dem Beverhoutsveld. Erst nach dem Tod Ludwigs wurde Friede mit Gent geschlossen (Doornik, 18. 12. 1385).
 
 Frankreich:  
 20) Ludwig I., Ludwig 1).
 
 21) Ludwig IV. Transmarinus [»der Überseeische« (wegen seiner Erziehung in England)], französisch Louis d'Outremer [lwi dutrə'mɛːr], König (seit 936), * 921, ✝ Reims 10. 9. 954, Großvater von 22), Sohn Karls III., des Einfältigen, (✝ 929) und der angelsächsischen Königstochter Eadgifu, die mit ihm 923 (Absetzung Karls III.) zu ihrem Vater nach Wessex floh. Ludwig heiratete 939 Gerberga, eine Schwester Ottos I., des Großen, der ihn mit Herzog Hugo dem Großen von Franzien wegen seines Angriffs auf Lotharingien zuerst bekämpfte, dann gegen Hugo unterstützte.
 
 22) Ludwig V., König (seit 986), * um 967, ✝ Compiègne 21./22. 5. 987, Enkel von 21). Mit seinem Tod endete die westfränkische (französische) Linie der Karolinger.
 
 23) Ludwig VI., der Dicke, französisch Louis le Gros [lwi lə gro], König (seit 1108), * 1081, ✝ Paris 1. 8. 1137, Vater von 24); als Sohn Philipps I. seit 1100/01 Mitregent. Ludwig verband sich, beraten durch Abt Suger von Saint-Denis, mit der Kirche. Er konsolidierte die Krondomäne durch Unterwerfung des Adels der Île-de-France, verstärkte die königliche Macht in den Ländern der Kronvasallen, baute die Kronverwaltung aus und leitete so den Aufstieg des französischen Königtums ein. Außenpolitisch beschäftigten ihn Kämpfe mit Heinrich I. von England und ein - vergeblicher - Versuch, Flandern unter seinen Einfluss zu bringen.
 
 
Louis VI le Gros, hg. v. A. Luchaire (Paris 1890, Nachdr. Genf 1979).
 
 24) Ludwig VII., der Junge, französisch Louis le Jeune [lwi lə ʒœn], König (seit 1137), * 1120, ✝ Paris 18. 9. 1180, Sohn von 23); nahm am 2. Kreuzzug (1147-49) teil. Durch die Scheidung (1152) seiner Ehe mit Eleonore von Aquitanien verlor er deren reiche west- und südwestfranzösische Erbschaft an ihren zweiten Mann, den späteren Heinrich II. von England, gegen dessen Übermacht er sich nur mühevoll behaupten konnte.
 
 
M. Pacaut: Louis VII et son royaume (Paris 1964).
 
 25) Ludwig VIII., der Löwe, französisch Louis le Lion [lwi lə ljɔ̃], König (seit 1223), * Paris 5. 9. 1187, ✝ Montpensier (Département Puy-de-Dôme) 8. 11. 1226, Sohn Philipps II. Augustus, Vater von 26); eroberte 1224 Poitou, griff 1226 mit einem Kreuzzug gegen Avignon in die Albigenserkriege ein und begründete die Herrschaft der französischen Krone in Südfrankreich.
 
 26) Ludwig IX., der Heilige, französisch Saint Louis [sɛ̃'lwi], König (seit 1226), * Poissy 25. 4. 1214, ✝ vor Tunis 25. 8. 1270, Sohn von 25); stand zunächst unter der Regentschaft seiner Mutter Blanka (von Kastilien), die mehrere Adelsrevolten unterdrückte und bis zu ihrem Tod einflussreich blieb. Der 6., von Ludwig geführte Kreuzzug 1248-54 gegen Ägypten scheiterte 1250 bei Mansura; Ludwig wurde gefangen genommen und kam erst gegen hohes Lösegeld und die Auslieferung Damiettes frei. Die Sicherung des äußeren Friedens durch Verträge - mit dem Ziel einer geeinten Christenheit - und des inneren Friedens durch Wahrung des Rechts war fortan sein oberstes Ziel. Im Frieden von Paris 1259 leistete ihm Heinrich III. von England den Lehnseid für seine Besitzungen in Südwestfrankreich und verzichtete auf die Normandie, Anjou, Touraine, Maine und Poitou. Zur Förderung des Rechtswesens trug neben der Entstehung des obersten Gerichtshofs ein Verbot des gerichtlichen Zweikampfes und der Fehde (1258) bei. Ludwig wurde häufig persönlich in Streitfällen angerufen, so 1264 vom englischen König und seinen opponierenden Baronen. Durch sein persönliches Ansehen hat Ludwig, einer der bedeutendsten Herrscher des Mittelalters, das Prestige der französischen Monarchie im Innern wie nach außen gesteigert. Er starb auf dem 7. Kreuzzug gegen Tunis und wurde 1297 heilig gesprochen (Tag: 25. 8.).
 
 
W. C. Jordan: Louis IX and the challenge of the crusade (Princeton, N. J., 1979);
 G. Sivéry: Saint Louis et son siècle (Paris 1983).
 
 27) Ludwig XI., König (seit 1461), * Bourges 3. 7. 1423, ✝ Plessis-les-Tours (Département Indre-et-Loire) 30. 8. 1483, Sohn Karls VII.; konspirierte als Dauphin mit dem Hochadel gegen seinen Vater (Praguerie). Seine strikte persönliche Herrschaft als König, die vielen als Despotie erschien, forderte die Lehnsfürsten unter Führung Karls des Kühnen von Burgund zur Vereinigung in der »Ligue du Bien public« heraus. Den Burgunderherzog schaltete Ludwig durch geschickte Politik aus. Nach dessen Tod (1477) sicherte er sich im Frieden von Arras (1482) das Herzogtum Burgund und die Picardie, während Artois und Franche-Comté die Mitgift der Tochter Marias von Burgund bildeten, die der Dauphin Karl (VIII.) später heiraten sollte (die Ehe kam nicht zustande). 1463-75 eroberte Ludwig das Roussillon, 1480/81 zog er Anjou, Maine und die Provence als heimgefallene Lehen ein. Die monarch. Gewalt stärkte Ludwig auch durch Schwächung des Pariser Parlaments (des obersten Gerichts), dem er Fälle von politischer Bedeutung entzog, ferner durch die wirtschaftliche Förderung des städtischen Bürgertums, das er so gegen den Adel auf seine Seite brachte. Seine Regierung ist dokumentiert in den »Mémoires« des Historiographen P. de Commynes.
 
In die Dichtung ist Ludwig als Tyrann eingegangen, als den ihn zuerst die Romane von W. Scott (»Quentin Durward«, 1823) und V. Hugo (»Notre-Dame de Paris«, 2 Bände, 1831) darstellten. Sein Tod, der seit der Romantik als das düstere Ende eines Unterdrückers geschildert wurde, ist von S. Mercier (»La mort de Louis XI, roi de France«, 1827), C. Delavigne (»Louis XI«, 1832) und L. Ahlsen (»Sie werden sterben, Sire«, 1963) dramatisch, von P. J. de Béranger (»Louis XI«, 1820) lyrisch, von A. Strindberg (»Redskapet«, 1908) und R. Schneider (»Der Tod des Mächtigen«, 1946) erzählerisch behandelt worden. Mehr Raum fand des Königs politische Bedeutung bei H. de Balzac (»Maître Cornélius«, 1831), G. Flaubert (»Loys XI«, 1838, Drama) und A. Neumann (»Der Teufel«, 1926, Roman).
 
 
W. Dehne: Die Darst. der Persönlichkeit L.s XI. von Frankreich in der Lit. (1929);
 P. Kendall: L. XI., König von Frankreich, 1423-1483 (a. d. Engl., 1979);
 J. M. Tyrrell: Louis XI (Boston, Mass., 1980).
 
 28) Ludwig XII., König (seit 1498), * Blois 27. 6. 1462, ✝ Paris 1. 1. 1515, Sohn des Herzogs und Dichters Charles d'Orléans; heiratete in zweiter Ehe die Witwe Karls VIII., Anna von Bretagne (Anna, Herrscherinnen, Frankreich). Beraten von Kardinal G. d'Amboise setzte er die Italienpolitik seines Vorgängers Karls VIII. fort und unternahm 1499 einen Feldzug gegen Mailand, dessen Herzog Ludovico Sforza er 1500 gefangen setzte. Im Bund mit Ferdinand II. von Aragonien eroberte er Neapel, das er 1504 wieder verlor. 1508 beteiligte er sich an der Liga von Cambrai gegen Venedig, das er 1509 besiegte. Als Papst Julius II. mit Aragonien und Venedig die Heilige Liga schloss (1511), um die Franzosen aus Italien zu vertreiben, berief Ludwig ein Konzil nach Pisa ein (1511/12). Nach militärischen Rückschlägen (Sieg der Schweizer bei Novara, 1513), mit dem Verlust Mailands, gab Ludwig das Scheinkonzil preis und erkannte das von Julius II. berufene 5. Laterankonzil an. Ludwig verdankte seine Popularität als Père du Peuple [pɛ:r dy 'pœpl, »Vater des Volkes«] der inneren Ruhe, die Frankreich unter seiner Regierung, die u. a. das Justizwesen verbesserte, genoss.
 
 
B. Quilliet: Louis XII, père du peuple (Paris 1986).
 
 29) Ludwig XIII., König (seit 1610), * Fontainebleau 27. 9. 1601, ✝ Saint-Germain-en-Laye 14. 5. 1643, Sohn Heinrichs IV. und der Maria von Medici, Vater von 30). Nach der Ermordung seines Vaters als Kind auf den Thron gelangt, stand Ludwig bis 1614 unter der Vormundschaft seiner Mutter. Günstling des Königs wurde C. d'Albert, Herzog von Luynes, der bis 1621 maßgeblichen Einfluss auf die Staatsleitung besaß. Ludwig hielt 1614/15 eine Tagung der Generalstände ab, auf der sich die staatsmännische Begabung von A.-J. du Plessis, Herzog von Richelieu, zeigte. Durch die Berufung Richelieus zum leitenden Minister (1624) wurde die Regierung Ludwigs zur eigentlichen Gründungsepoche des französischen Absolutismus. Ludwig hielt den Kardinal in allen Krisen gegen die Opposition der höfischen Kreise, der eigenen Mutter sowie seiner Gemahlin (seit 1615) Anna von Österreich. Von streng kirchlicher Gesinnung, stand Ludwig in den konfessionellen Auseinandersetzungen auf der Seite der katholischen Mächte und bekämpfte im Innern die hugenottische Opposition (Fall von La Rochelle 1628). Der Neuorientierung der französischen Außenpolitik unter Richelieu durch Bündnisse mit protestantischen Mächten gegen Habsburg folgte er nur zögernd. Nach Richelieus Tod berief er 1642 J. Mazarin zum leitenden Minister.
 
 
V. L. Tapié: La France de Louis XIII et de Richelieu (Neuausg. Paris 1980);
 E. W. Marvick: Louis XIII. The making of a king (New Haven, Conn., 1986).
 
 30) Ludwig XIV., genannt Sonnenkönig, französisch Roi Soleil [rwa sɔ'lɛj], König (seit 1643), * Saint-Germain-en-Laye 5. 9. 1638, ✝ Versailles 1. 9. 1715, Sohn von 29) und der Anna von Österreich, Urgroßvater von 31); wuchs unter der Regentschaft seiner Mutter heran. Bestimmender politischer Jugendeindruck war die Erschütterung der monarchischen Autorität durch die Aufstände der Fronde. Gestützt auf die großen außenpolitischen Erfolge der Minister-Kardinäle Richelieu und Mazarin (Westfälischer Friede 1648, Pyrenäenfriede 1659), entfaltete Ludwig mit dem Beginn der Selbstregierung 1661 den Absolutismus in seiner für das Europa des 17. Jahrhunderts prägenden Form. In drei Angriffskriegen (Devolutionskrieg, 1667/68; Holländischer Krieg, 1672-79; Pfälzischer Erbfolgekrieg, 1688-97) begründete er die europäische Hegemonie Frankreichs, die erst im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-13/14) erschüttert wurde. Nach innen vollendete er die absolute Macht der Krone im Sinn des Leitworts l'État c'est moi. Das »Sonnenkönigtum« repräsentierte sich in einer glanzvollen, kostspieligen, ganz auf die Person des Herrschers bezogenen Hofkultur, die als politisches Machtinstrument dazu diente, den widerstrebenden Hochadel an den Hof zu ziehen und zu überwachen. Die vom König geförderten Künste und Wissenschaften erreichten eine hohe Blüte (v. a. durch das Theater). Unterstützt durch hervorragende Mitarbeiter (J.-B. Colbert, Marquis de Louvois, H. de Lionne, Marquis de Pomponne), erweiterte Ludwig die militärischen, institutionellen und materiellen Machtgrundlagen der französischen Monarchie, rief aber durch seine aggressive Politik überall in Europa Gegenkräfte hervor, die sich schließlich gegen Frankreich zusammenschlossen (1689 und 1701, Große Allianz). Gleichzeitig wurde die durch Geldknappheit ausgelöste wirtschaftliche Rezession angesichts der militärischen Kraftanstrengungen des Staates immer fühlbarer. Die auf Betonung der nationalen Selbstständigkeit der französischen Kirche ausgerichtete Kirchenpolitik Ludwigs (Gallikanismus) führte zu Konflikten mit dem Heiligen Stuhl. Je gespannter sich sein Verhältnis zur Kurie gestaltete, um so entschiedener trat Ludwig allen geistig-religiösen Strömungen entgegen, die die kirchliche Einheit der französischen Monarchie gefährdeten (Jansenismus, Quietismus). Die Revokation des Edikts von Nantes (1685) war die letzte Konsequenz gescheiterter Versuche, die protestantische Minderheit mit der Masse der katholischen Untertanen zu verschmelzen. Gerade Ludwigs Vorgehen gegen religiöse Gruppen innerhalb des Katholizismus, besonders aber gegen die Hugenotten, hat sowohl das moralische Ansehen der französischen Krone geschädigt als auch (durch Auswanderung) die Wirtschaftskraft Frankreichs geschwächt. So stand Frankreich am Ende seiner Regierungszeit vor dem Staatsbankrott, und die Aufrechterhaltung immer unhaltbarer werdender gesellschaftlicher Strukturen sollte eine Hauptursache der Französischen Revolution werden. - Nach dem Tod seiner spanischen Gemahlin Maria Theresia schloss Ludwig 1684 eine zweite, geheime Ehe mit der Marquise de Maintenon.
 
 
P. Goubert: L. XIV. u. 20 Millionen Franzosen (a. d. Frz., 1973);
 K. Malettke: Opposition u. Konspiration unter L. XIV. (1976);
 R. Mandrou: Louis XIV en son temps (Paris 21978);
 F. Bluche: Louis XIV. (Paris 1986);
 F. Bluche: Im Schatten des Sonnenkönigs, Alltagsleben im Zeitalter L. XIV. (a. d. Frz., 1986);
 P. Erlanger: L. XIV. (a. d. Frz., (31987);
 O. Bernier: L. XIV. Eine Biogr. (a. d. Amerikan., Neuausg. 1993).
 
 31) Ludwig XV., König (seit 1715), * Versailles 15. 2. 1710, ✝ ebenda 10. 5. 1774, Urenkel von 30), Sohn des Herzogs Ludwig von Burgund (Bourgogne, Louis) und der Marie-Adelaide von Savoyen (* 1685, ✝ 1712), Großvater von 32); stand bis 1723 unter der Regentschaft Herzog Philipps II. von Orléans. 1725 heiratete er Maria Leszczyńska, die Tochter des entthronten polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński. 1726-43 lag die Staatsleitung in den Händen von Ludwigs Lehrer, Kardinal A. H. de Fleury, 1758-70 in den Händen von É. F. Herzog von Choiseul. Der Machtverfall des Staates während des Siebenjährigen Krieges (1756-63), die Kritik der Aufklärung an den Grundlagen der französischen Monarchie, der Lebenswandel Ludwigs und seine zeitweilige Abhängigkeit von den politischen Einflüsterungen seiner Mätressen (Madame Pompadour, Madame Dubarry) machten den anfangs volkstümlichen König (»le Bien-Aimé«, »der Vielgeliebte«) schließlich beim Volk verhasst. Die 1771 gegen die Parlamente durchgeführte Justizreform hatte keinen Bestand. Seine Regierungszeit brachte Frankreich jedoch eine kulturelle Hochblüte.
 
 
M. Antoine: Le conseil du roi sous le règne de Louis XV (Genf 1970);
 O. Bernier: L. XV. (a. d. Frz., Zürich 1986).
 
 32) Ludwig XVI., König (1774-92), * Versailles 23. 8. 1754, ✝ (hingerichtet) Paris 21. 1. 1793, Enkel von 31), Vater von 33), Bruder von 34), dritter Sohn des Dauphins Ludwig (✝ 1765) und der Maria Josepha von Sachsen (* 1731, ✝ 1767); als Dauphin 1770 verheiratet mit der Kaisertochter Marie Antoinette (Maria, Herrscherinnen, Frankreich). Ein Fürst mit gewinnenden menschlichen, aber ohne staatsmännischen Eigenschaften, konnte Ludwig die Finanzkrise der französischen Monarchie trotz intensiver Reformversuche seiner Regierung (Berufung A. R. J. Turgots zum Generalkontrolleur der Finanzen, als dessen Nachfolger J. Necker und C. A. de Calonne) nicht lösen. Der Widerstand der privilegierten Stände (Notabelnversammlung) zwang ihn zur Berufung der Generalstände, dem Anlass zu den Ereignissen, die die Französische Revolution auslösten. Nach dem Sieg des dritten Standes vermochte er sich mit der Rolle eines konstitutionellen Monarchen nicht abzufinden, die ihm, nach dem Fluchtversuch der königlichen Familie, entdeckt in Varennes am 21. 6. 1791, in der neuen Verfassung (verkündet am 3. 9. 1791) zugedacht war. Seine Stellung wurde unhaltbar, als er von seinem verfassungsmäßigen Vetorecht Gebrauch machte und der Ausbruch des Krieges zwischen dem revolutionären Frankreich und den europäischen Mächten (April 1792) die Gefahr der bewaffneten Gegenrevolution heraufführte. Nach dem Sturm auf die Tuilerien (10. 8. 1792 wurde er mit seiner Familie im Temple gefangen gehalten, am 21. 9. für abgesetzt erklärt, durch den Nationalkonvent zum Tode verurteilt und guillotiniert.
 
 
M. Reinhard: La chute de la royauté, 10 août 1792 (Neuausg. Paris 1977);
 J.-F. Chiappe: Louis XVI, 3 Bde. (ebd. 1987-89);
 B. Fay: L. XVI. Der Sturz der frz. Monarchie (a. d. Frz., Neuausg. 1989).
 
 33) Ludwig (XVII.), eigentlich Louis Charles [lwi 'ʃarl], * Versailles 27. 3. 1785, ✝ Paris 8. 6. 1795, Sohn von 32), Neffe von 34); 1793 von seinem Onkel zum König ausgerufen. Er teilte seit 1792 die Gefangenschaft seiner Eltern im Temple, wurde aber hier im Juni 1793 auf Befehl des Nationalkonvents einem Jakobiner, dem Schuster Simon, als seinem »Erzieher« unterstellt; er starb an den Folgen der Kerkerhaft und wurde in einem Massengrab bestattet. Bald verbreitete sich die Legende, dass der Prinz nicht gestorben, sondern heimlich aus dem Temple geschafft worden sei. Mehrere Abenteurer behaupteten, Ludwig zu sein, so der brandenburgische Uhrmacher K. W. Naundorf. Seine Nachkommen trugen den Namen de Bourbon und bemühten sich lange um ihre Anerkennung.
 
 34) Ludwig XVIII., König (seit 1814/15), * Versailles 17. 11. 1755, ✝ Paris 16. 9. 1824, Bruder von 32), Onkel von 33); hieß als Prinz Louis Stanislas Xavier Graf von Provence. Ludwig war mit seinem jüngeren Bruder, dem Grafen von Artois (dem späteren König Karl X.), das Haupt der französischen Emigranten in Koblenz. Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. rief er den Dauphin als Ludwig XVII. zum König aus und ernannte sich selbst zum Regenten; 1795 nahm er den Königstitel an. Von Napoleon I. verfolgt, führte er ein unstetes Wanderleben; seit 1807 lebte er in Großbritannien. Nach Napoleons Abdankung zog er am 3. 5. 1814 als König in Paris ein. Wenig aktiv, war er doch klug genug, den von ihm bejahten Absolutismus durch eine halbliberale Verfassung (»Charte constitutionnelle«) zu mildern und zunächst der schroffen Reaktion der Ultraroyalisten zu widerstehen. Nach der Ermordung von Charles Ferdinand de Bourbon Herzog von Berry (1820) überließ er jedoch den entscheidenden Einfluss seinem Bruder Karl und der royalistischen Rechten, die eine streng reaktionäre Politik einleiteten.
 
 
M. Poniatowski: Louis-Philippe et Louis XVIII (Paris 1980);
 P. Mansel: Louis XVIII (London 1981).
 
 35) Ludwig Philipp, der » Louis Philippe.
 
 Hessen-Darmstadt:  
 36) Ludwig X., Landgraf (1790 bis 1806), als Großherzog (seit 1806) Ludwig I., * Prenzlau 14. 6. 1753, ✝ Darmstadt 6. 4. 1830; erhielt im Reichsdeputationshauptschluss 1803 für linksrheinische Verluste das kurkölnische Herzogtum Westfalen, Teile von Kurmainz, Kurpfalz und vom Bistum Worms. 1806 trat Ludwig dem Rheinbund bei, erreichte eine erneute Vergrößerung seines Gebiets und nahm den Großherzogstitel an. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) ging er zu den Verbündeten über. 1815 trat er das Herzogtum Westfalen an Preußen ab und erhielt dafür Rheinhessen. Ludwig erließ 1820 eine Verfassung und schloss 1828 den Zollvertrag mit Preußen ab.
 
 37) Ludwig III., Großherzog (seit 1848), * Darmstadt 9. 6. 1806, ✝ Seeheim (heute zu Seeheim-Jugenheim) 13. 6. 1877; begann 1850 eine Reaktionspolitik, unterstützt von seinem Minister Freiherr R. von Dalwigk. Im Deutschen Krieg 1866 stand Ludwig aufseiten Österreichs; er trat nur widerstrebend dem Deutschen Reich bei.
 
 Holland:  
 38) Ludwig, ursprünglich Louis Bonaparte [lwi bɔna'part], König (1806-10), * Ajaccio 2. 9. 1778, ✝ Livorno 25. 7. 1846, dritter Bruder Napoleons I., Vater Napoleons III.; begleitete seinen Bruder 1796 nach Italien, 1798 nach Ägypten, wurde 1805 Generalgouverneur von Piemont. 1802 zwang ihn Napoleon zur Heirat mit seiner Stieftochter Hortense de Beauharnais (Hortense), 1806 zur Annahme der holländischen Königskrone. Da Ludwig die Belange Hollands gegen die Anforderungen Napoleons zu vertreten suchte, besonders die Kontinentalsperre nicht streng genug handhabte, geriet er in Konflikt mit seinem Bruder und legte am 1. 7. 1810 die Regierung nieder. Seitdem lebte er als Graf von Saint-Leu [- sɛ̃'lø] zunächst in Graz. Anfang 1814 kehrte er nach Paris zurück; nach dem Sturz Napoleons lebte er in Rom und (seit 1826) in Florenz.
 
 Mailand:  
 39) Ludwig, Ludovico Sfọrza, genannt il Moro, Sforza, Ludovico.
 
 Nassau-Dillenburg:  
 40) Ludwig, Graf, Ludwig, Fürsten, Nassau-Dillenburg.
 
 41) Ludwig (II.) der Deutsche, König (seit 843), * etwa 804/806, ✝ Frankfurt am Main 28. 8. 876, dritter Sohn von 1), Vater von 42); erhielt 817 in der Nachfolgeordnung seines Vaters das Unterkönigtum Bayern, das in der Folgezeit zu seiner Machtbasis wurde. Ludwig empörte sich 832, 833 (mit den älteren Brüdern) und 838 gegen den Vater, trug aber 834 zu dessen Wiedereinsetzung bei. Seit 833 datierte er als König »in orientali Francia«; ein eigenständiges Ostfränkisches Reich begann sich zu entwickeln. Nach dem Tod des Vaters verbündete sich Ludwig 841/842 mit seinem Halbbruder Karl II., dem Kahlen (Straßburger Eide) gegen den ältesten Bruder, Kaiser Lothar I., der bei Fontenoy (25. 6. 841) unterlag und in die Reichsteilung einwilligen musste (Vertrag von Verdun, 843; Vertrag von Meerssen, 870).
 
 
E. Hlawitschka: Vom Frankenreich zur Formierung der europ. Staaten- u. Völkergemeinschaft 840-1046 (1986);
 Hans K. Schulze: Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen (1987);
 J. Fried: Der Weg in die Gesch. Die Ursprünge Dtl.s bis 1024 (1994);
 C. Brühl: Dtl. - Frankreich. Die Geburt zweier Völker (21995).
 
 42) Ludwig III., der Jüngere, König (seit 876), * um 835, ✝ Frankfurt am Main 20. 1. 882, zweiter Sohn von 41); lehnte sich mehrfach gegen den Vater auf und erhielt 865 unter dessen Oberhoheit Thüringen, Franken und Sachsen. Er schlug seinen Onkel Karl II., den Kahlen 876 bei Andernach, als dieser ganz Lotharingien zu erobern hoffte. 879/880 gewann er Bayern und den westlichen Teil Lotharingiens bis zu Schelde, Maas und Saône (Vertrag von Ribemont). Tatkräftigster Karolinger seiner Generation; starb ohne Erben.
 
Literatur: Ludwig 41)
 
 43) Ludwig IV., das Kind, König (seit 900), * Öttingen (= Altötting) vermutlich September/Oktober 893, ✝ (Frankfurt am Main?) vermutlich 24. 9. 911, Sohn Kaiser Arnulfs von Kärnten; nach dessen Tod als letzter ostfränkischer Karolinger am 4. 2. 900 in Forchheim zum König ausgerufen und gekrönt. Für den unmündigen König regierten die Bischöfe Hatto I. von Mainz, Adalbero von Augsburg und Salomon III. von Konstanz. Die Schwäche der Zentralgewalt und die beginnenden Ungarneinfälle förderten die Entstehung der Stammesherzogtümer.
 
 Pfalz:  
 44) Ludwig V., der Friedfertige, Kurfürst (seit 1508), * 2. 7. 1478, ✝ 16. 3. 1544; pfälzischer Wittelsbacher, war bestrebt, die Folgen des verlorenen Landshuter Erbfolgekrieges 1504/05 für die Pfalz zu überwinden. Er bemühte sich daher um Ausgleich zu den bayerischen Wittelsbachern und zum Haus Habsburg, weil es für die territoriale Entwicklung der Kurpfalz erforderlich war, sowie zwischen den Konfessionsparteien (Förderer der Religionsfrieden von 1532 und 1539 sowie der Religionsgespräche bis 1544), weil es das Friedens- und Sicherheitsinteresse des Heiligen Römischen Reiches verlangte, wobei er die Religionsfrage als politisches Integrationsproblem verstand. Bei aller Bereitschaft, in seinem Land religiösen Entscheidungsspielraum zu gewähren, ging er energisch gegen die Täufer vor, ebenso gegen die von Franz von Sickingen geführte Ritterschaft und (nach anfänglichem Zögern) gegen die Bauern, da er durch sie die Stabilität und Integrität seines Territoriums gefährdet sah.
 
 Polen:  
 45) Ludwig I., der Große, Ludwig 48).
 
 Thüringen:  
 46) Ludwig II., der Eiserne, Landgraf (seit 1140), * um 1128, ✝ Neuenburg (Freyburg [Unstrut]) 14. 10. 1172, Ludowinger, Großvater von 47); Ȋ mit Jutta (✝ 1190), einer Halbschwester Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, begleitete seinen Schwager nach Polen (1157 und 1172) sowie Italien (1162), nahm seit 1166 an den Kämpfen gegen Heinrich den Löwen teil. - Der Sage nach soll er auf die Mahnung des Schmiedes von Ruhla »Landgraf, werde hart!« den Übergriffen des thüringischen Adels gegen die Armen begegnet sein.
 
 47) Ludwig IV., der Heilige, Landgraf (seit 1217) und Pfalzgraf von Sachsen, * 28. 10. 1200, ✝ Otranto 11. 9. 1227, Ludowinger, Sohn Landgraf Hermanns I., Bruder von Heinrich Raspe IV., Ȋ seit 1221 mit Elisabeth (der Heiligen), Vater von Sophie von Brabant; einer der bedeutendsten Reichsfürsten seiner Zeit und Freund Kaiser Friedrichs II.; seit 1224 Residenz auf der Wartburg. 1227 nahm Ludwig am 5. Kreuzzug teil, starb aber kurz nach der Abreise von Brindisi.
 
 Ungarn:  
 48) Ludwig I., der Große, ungarisch Nagy Lajos ['nɔdj 'lɔjoʃ], König von Ungarn (seit 1342) und Polen (seit 1370), * Visegrád 5. 3. 1326, ✝ Tyrnau 10. 9. 1382, Sohn des Königs von Neapel-Sizilien, Karl I. Robert von Anjou; kämpfte 1345-46, 1356-58 und 1378-81 siegreich gegen Venedig, wobei er Dalmatien mit Ragusa erwarb und die ungarische Oberhoheit über Bosnien, die Walachei und die Moldau festigte. Mit der Erhebung zum König von Polen nach dem Tod seines Onkels Kasimir III. (1370) regierte er ein sich vom Baltikum bis zur Adria erstreckendes Großreich. Ludwig besiegte 1377 Sultan Murad I. Obgleich mit ihm die ältere Linie Anjou-Neapel ausstarb, konnten seine Töchter Maria (Ungarn) und Hedwig (Jadwiga; Polen) sein Erbe bewahren.
 
 49) Ludwig II., ungarisch Lajos II. ['lɔjoʃ], König von Ungarn und Böhmen (seit 1516), * 1. 7. 1505, ✝ 29. 8. 1526; Jagiellone, Sohn Wladislaws II. von Böhmen und Ungarn; 1507 in Ungarn, 1509 in Böhmen zum Nachfolger gewählt. Er unterlag den Türken in der Schlacht bei Mohács (29. 8.) und ertrank auf der Flucht. Aufgrund früherer Erbvereinbarungen (1491, 1515) fielen seine Länder an das Haus Habsburg.
 
 50) Ludwig IV., Ludwig 21).
 
 51) Ludwig V., Ludwig 22).
II
Ludwig,
 
Fürsten:
 
 Abbruzzen:  
 1) Ludwig Amadeus, Herzog, Prinz von Savoyen, Forschungsreisender, * Madrid 29. 1. 1873, ✝ Mogadischu 18. 3. 1933; Sohn des ehemaligen spanischen Königs Amadeus, Herzog von Aosta; bestieg 1897 als Erster den Mount Elias (5 488 m über dem Meeresspiegel) in Alaska; unternahm 1899/1900 auf dem Schiff »Stella Polare« eine Nordpolexpedition. 1906/07 erforschte er das Ruwenzorigebiet in Äquatorialafrika, 1909 den Karakorum.
 
Werke: La Stella Polare nel mare Artico 1899/1900 (1902, mit U. Cagni und P. A. Cavalli Molinelli; deutsch Die Stella Polare im Eismeer); Il Ruwenzori (1908, mit F. De Filippi; deutsch Der Ruwenzori).
 
 Nassau-Dillenburg:  
 2) Ludwig, Graf, Heerführer, * Dillenburg 10. 1. 1538, ✝ (gefallen) bei Mook (Provinz Limburg) 14. 4. 1574. Der jüngere Bruder Wilhelms I. von Oranien war einer der bedeutenden Feldherren der aufständischen Niederlande gegen Philipp II. von Spanien; leitete die Besetzung Groningens und unterlag dem spanischen Heer bei Jemmingen (1568). Anschließend kämpfte er aufseiten der Hugenotten und internationalisierte damit den niederländischen Aufstand. Ludwig fiel in der Schlacht auf der Mooker Heide, als er seinem Bruder Hilfe zuführen wollte.
III
Ludwig,
 
1) Carl Friedrich Wilhelm, Physiologe, * Witzenhausen 29. 12. 1816, ✝ Leipzig 24. 4. 1895; Professor in Marburg (1846-49), Zürich, Wien (1855-65) und Leipzig. Seine »Physiologische Anstalt« in Leipzig erlangte Weltruf. Ludwig verstand die Physiologie als Wissenschaft von der Physik und Chemie des lebenden Organismus. Mit seinen das gesamte Fach umspannenden Forschungen und seinem »Lehrbuch der Physiologie des Menschen« (1852-56, 2 Bände) begründete er die quantitativ-exakte Richtung der Physiologie. Ludwig befasste sich v. a. mit Kreislaufphysiologie (u. a. Hämodynamik, funktioneller Anatomie der Organkreisläufe), Physiologie der Atmung und des Stoffwechsels, Neurophysiologie und physiologischer Chemie. Darüber hinaus entwickelte er Methoden des physiologischen Experimentierens am isolierten Organ. Er erfand (1860-70) das Kymographion und führte die Autographie (Dermographismus) in die Experimentalphysiologie ein.
 
 
H. Schröer: C. L. Begründer der messenden Experimentalphysiologie, 1816-1895 (1967).
 
 2) Christa, österreichische Sängerin (Mezzosopran), * Berlin 16. 3. 1928; debütierte 1946 in Frankfurt am Main, wurde 1955 Mitglied der Wiener Staatsoper und sang auch bei Festspielen (Salzburg, Bayreuth) sowie an der Metropolitan Opera in New York (zuletzt noch 1988/89). Bekannt v. a. als Mozart- und Strauss-Interpretin, profilierte sie sich später aber auch in Rollen des dramatischen Faches wie der Leonore (in »Fidelio« von Ludwig van Beethoven) sowie in Verdi-Partien; daneben bedeutende Konzert- und Liedsängerin. 1994 erschienen ihre Erinnerungen unter dem Titel »... und ich wäre so gern Primadonna gewesen«.
 
 3) Emil, ursprünglich E. Cohn, schweizerischer Schriftsteller deutscher Herkunft, * Breslau 25. 1. 1881, ✝ Moscia (heute zu Ascona) 17. 9. 1948; seit 1906 freier Schriftsteller, 1932 schweizerischer Staatsbürger, 1940-45 in den USA. Seine wirkungsvoll geschriebenen, weit verbreiteten Biographien (u. a. »Goethe. Geschichte eines Menschen«, 3 Bände, 1920; »Cleopatra. Geschichte einer Königin«, 1931; »Roosevelt«, 1938; »Stalin«, 1945) folgen nicht immer der historischen Wahrheit; auch Dramatiker (»Napoleon«, 1906), Erzähler (»Meeresstille und glückliche Fahrt«, 1921) und Übersetzer.
 
Ausgabe: Gesammelte Werke, 5 Bände (1945-46).
 
 4) Leopold, Dirigent, * Witkowitz (heute zu Ostrau) 12. 1. 1908, ✝ Lüneburg 25. 4. 1979; studierte bei E. Paur in Wien und war nach Stationen u. a. in Wien und Berlin 1951-70 Generalmusikdirektor der Hamburg. Staatsoper. Seine Vorliebe galt A. Bruckner und R. Wagner; setzte sich besonders für zeitgenössische Opernwerke (u. a. G. Klebe, H. W. Henze) ein.
 
 5) Olaf, Radrennfahrer, * Gera 13. 4. 1960; 1982 und 1986 Friedensfahrtsieger, 1988 Olympiasieger im Straßeneinzelrennen; 1990-96 Elitefahrer (gewann u. a. 1990 die Sprintwertung bei der Tour de France, 1992 den Weltcup und 1994 »Rund um den Henninger Turm«); war auch in der Halle erfolgreich (z. B. bei den Sechstagerennen 1990 in Dortmund und 1992 in München). Sportler des Jahres 1986 und 1988.
 
 6) Otto, Schriftsteller, * Eisfeld 12. 2. 1813, ✝ Dresden 25. 2. 1865. Nach Musikstudium bei F. Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, das er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, wandte er sich der Dichtung zu. Ab 1856 erhielt er durch Vermittlung E. Geibels eine Pension von König Maximilian II. Joseph von Bayern. Ludwig prägte Begriff und Stil des poetischen Realismus. Von Bedeutung sind seine realistischen Erzählungen, von denen besonders »Zwischen Himmel und Erde« (1856) durch meisterhafte psychologische Gestaltung überzeugt, während »Die Heiterethei und ihr Widerspiel« (1857) Auswirkungen auf die Heimatkunst hatte. Seine Dramen, von denen nur die Tragödie »Der Erbförster« (1853) großen Bühnenerfolg hatte, erfüllten nicht die theoretischen Forderungen, die er in stetem Bemühen um Gesetze, Prinzipien und Technik der dramatischen Kunstform aufstellte. Er bewunderte Shakespeare (»Shakespeare-Studien«, herausgegeben 1871) und polemisierte gegen die Dramen von Schiller und C. F. Hebbel. In der Literaturwissenschaft finden heute v. a. seine »Romane und Romanstudien« (herausgegeben 1977) wieder stärkere Beachtung.
 
Ausgaben: Sämtliche Werke, herausgegeben von P. Merker, 6 Bände (1912-22); Werke, herausgegeben von A. Bartels, 6 Bände (Neuausgabe 1924); Werke, herausgegeben von W. Leuschner-Meschke, 3 Bände (1961-69).
 
 
A. Stern: O. L. Ein Dichterleben (21906);
 
Die Akte O. L., hg. v. Joachim Müller (Berlin-Ost 1965);
 W. H. McClain: Between real and ideal. The course of O. L.'s development as a narritive writer (Neuausg. New York 1969);
 P. Talgeri: O. L. u. Hegels Philosophie (1972).
 
 7) Paula, österreichische Schriftstellerin und Malerin, * Altenstadt (Vorarlberg) 5. 1. 1900, ✝ Darmstadt 27. 1. 1974; lebte ab 1919 in München, 1923-33 in Berlin; 1938 Emigration über Frankreich nach Brasilien, wo sie 1941-53 als Malerin tätig war. Ihre Lyrik und Prosa (»Träume«, 1962) sind von großer Gefühlstiefe und expressiver Sprachkraft.
 
Ausgabe: Gedichte. Gesamtausgabe, herausgegeben von K. Wachinger u. a. (1986).
 
 
H. Zuegg: Die Entwicklung der lyr. Sprache bei P. L. (Diss. Innsbruck 1972).
 
 8) Peter, Unternehmer, Kunsthistoriker, Kunstsammler und Mäzen, * Koblenz 9. 7. 1925, ✝ Aachen 22. 7. 1996; studierte ab 1945 in Bonn Jura, ab 1946 in Mainz Kunstgeschichte; war seit 1952 geschäftsführender Gesellschafter der Monheim Schokoladenfabrik und gründete 1986 die Ludwig Schokolade GmbH in Aachen. Mit seiner Frau Irene, geborene Monheim, entwickelte er eine bedeutende Sammlertätigkeit (v. a. antike, mittelalterliche und präkolumbische Kunst, Werke der Moderne sowie der Gegenwartskunst) und stellte große Teile seiner Sammlungen als Schenkungen, Stiftungen oder Leihgaben in- und ausländischen Museen zur Verfügung. Sein besonderes Engagement galt dem Werk P. Picassos, der sowjetischen Avantgarde sowie der osteuropäischen Kunst der Gegenwart. Mit einer Schenkung der bisher größten europäischen Kollektion amerikanischer Pop-Art begründete er 1976 das Kölner Museum Ludwig, das 1986 in den Museumsneubau Wallraf-Richartz-Museum - Museum Ludwig überführt wurde, der aufgrund einer 1994 erfolgten weiteren Schenkung (v. a. Werke Picassos und der klassischen Moderne) künftig nur noch das Museum Ludwig beherbergen wird. Leihgaben und Stiftungskomplexe besitzen ferner u. a. das Museum moderner Kunst in Wien, die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, das Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen, das Ludwig Museum im Deutschherrenhaus in Koblenz, die Ungarische Nationalgalerie in Budapest, das Antikenmuseum in Basel, das Centre National d'Art et de Culture Georges Pompidou in Paris, das Russische Museum in Sankt Petersburg und das Nationale Museum für chinesische Kunst in Peking. 1995 gründete er die Fundación Ludwig de Cuba zur Förderung kubanischer Künstler. Ludwig erhielt für seine Verdienste zahlreiche Auszeichnungen.
 
 
 
R. Speck: P. L., Sammler (1986);
 
Ludwigs Lust. Die Sammlung Irene u. P. L., bearb. v. M. Eissenhauer, Ausst.-Kat. German. Nationalmuseum, Nürnberg (1993);
 
In medias res. Festschr. zum siebzigsten Geburtstag von P. L., hg. v. R. Jacobs (1995);
 H. Bude: P. L. - im Glanz der Bilder. Die Biogr. des Sammlers (Neuausg. 1996).
 
 9) Rolf, Schauspieler, * Stockholm 28. 7. 1925, ✝ Berlin 28. 3. 1999; seit 1950 in Berlin u. a. am Metropoltheater, an der Volksbühne und am Deutschen Theater tätig; entwickelte sich vom jugendlichen Komiker zum vielseitigen Charakterdarsteller (»Der Drache«), war auch bei Film und Fernsehen tätig.
 
Werke: Filme: Der Hauptmann von Köln (1956); Der Mann mit dem Objektiv (1961); Solange Leben in mir ist (1965); Die Russen kommen (1988, entstanden 1968); Lotte in Weimar (1975); Ich zwing dich zu leben (1977); Die Verlobte (1980); Levins Mühle (1980); Verflucht und geliebt (1980/81, Fernsehserie, 5 Teile); Das Buschgespenst (1985/86, Fernsehfilm); Stein (1991); Lenz (1992, Fernsehfilm); Der Biberpelz (1993, Fernsehfilm); Nikolaikirche (1995, Fernsehfilm, 2 Teile, 1996 Kinofilm).
 
Autobiographie: Nüchtern betrachtet (1995).
 
 10) Volker, eigentlich Eckart Hạchfeld, Theaterleiter, Kabarett- und Kinderstückautor, * Ludwigshafen am Rhein 13. 6. 1937; gründete 1965 das »Reichskabarett«, dessen Leiter er bis zur Auflösung 1971 war, 1966 das »Theater für Kinder« in Berlin (West), seit 1972 unter dem Namen Grips Theater. Ludwig schreibt für zahlreiche Kabarette, für Funk und Fernsehen, u. a. die musikalische Revue »Linie 1« (1986), »Ab heute heißt du Sara« (1989) (mit Detlef Michel, * 1944; 1989) und das Musical »Melodys Ring« (2000).

Universal-Lexikon. 2012.