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Hamilton
I
Hamilton
 
['hæmɪltn], Name von geographischen Objekten:
 
 1) Hamilton, Stadt in Schottland, südöstlich von Glasgow, 50 000 Einwohner. Seit Aufgabe des Kohlenbergbaus (1947) ist die Stadt v. a. Einkaufs- und Verwaltungszentrum sowie Pendlerwohnort von Glasgow; außerdem Metallverarbeitung, elektrotechnische, Teppich-, Wirkwaren- und Nahrungsmittelindustrie.
 
Geschichte:
 
Hamilton, seit 1548 Royal Burgh, wurde 1670 Hauptort des Herzogtums Hamilton. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Baumwollindustrie, später der Kohlenbergbau und die Eisenindustrie.
 
 
 2) Hamilton, Hafen- und Industriestadt in der Provinz Ontario, Kanada, am Westende des Ontariosees, 665 200 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Universität, Kunstgalerie. Hamilton ist eines der führenden Industriezentren Kanadas (Eisen- und Stahlindustrie, ferner Maschinen- und Apparatebau, Gummiwaren- und chemische Industrie).
 
 
 3) Hamilton, Hauptstadt und -hafen der Bermudainseln, auf Hamilton Island, (1994) 1 100 Einwohner; katholischer Bischofssitz.
 
Geschichte:
 
Gegründet 1790, Verwaltungssitz seit 1815, Stadt seit 1897.
 
 4) Hamilton, Stadt auf der Nordinsel Neuseelands, am Waikato River, 159 200 Einwohner; Universität (1964 gegründet); Kunstgalerie; Nahrungsmittelindustrie, Brauerei, Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten, Fertighäusern und Bekleidung; Flughafen. - Nahebei in Ruakura Landwirtschaftliches Forschungszentrum und Fleischforschungsinstitut, in Newstead Tierforschungszentrum, in Rukuhia Bodenforschungsstation.
 
 5) Mount Hamilton [maʊnt -], Berg in Kalifornien, USA, in der Diablo Range (Teil der Coast Ranges), 1 333 m über dem Meeresspiegel; Standort des Lick-Observatoriums.
 
 6) Hamilton River [- 'rɪvə], Fluss in Kanada, Churchill River.
 
II
Hamilton
 
['hæmɪltn], Familienname eines um 1275 erstmals genannten schottischen Adelsgeschlechts (seit 1599 Marquesses of Hamilton, seit 1643 Dukes of Hamilton), das in einer Seitenlinie 1868 zur Herzogswürde von Abercorn gelangte. Die Herzogswürde von Hamilton ging 1660 durch weibliche Erbfolge auf die Familie Selkirk aus dem schottischen Geschlecht Douglas über, deren Angehörige - 1761 auch Erben des Titels Marquess of Douglas - den Namen Douglas-Hamilton ['dʌgləs-] führen.
 
III
Hamilton
 
['hæmɪltn],
 
 1) Alexander, amerikanischer Politiker, * auf Nevis (Kleine Antillen) 11. 1. 1755 (1757?), ✝ New York 12. 7. 1804; war 1777-81 Adjutant G. Washingtons, danach Anwalt in New York; trat als Mitglied des Verfassungskonvents in Philadelphia (1787) und als Führer der Federalists für eine starke Bundesgewalt ein (Mitverfasser der später unter dem Titel »The Federalist« gesammelten Aufsätze). Als erster Schatzminister (1789-95) ordnete er erfolgreich das durch Inflation zerrüttete Finanz- und Wirtschaftsleben, gründete nach britischem Muster eine Nationalbank und vertrat eine Politik der Förderung der einheimischen Wirtschaft. Innenpolitisch schreckte er vor autoritären Maßnahmen nicht zurück und bekämpfte das demokratische Programm T. Jeffersons; außenpolitisch neigte er als Konservativer der Bindung an Großbritannien gegen das revolutionäre Frankreich zu. Seine Staatsidee hat besonders bei der späteren Republikanischen Partei nachgewirkt; der von ihm gewiesene Weg zur Stärkung der Union und zur Förderung der Industrie ist der der USA geworden. Persönlich wie politisch umstritten, starb Hamilton an den Folgen eines Duells (11. 7. 1804 mit seinem politischen Gegner A. Burr.
 
 
Ausgaben: The papers of A. Hamilton, herausgegeben von H. C. Syrett u. a., 27 Bände (1961-87); The law practice of A. Hamilton, herausgegeben von J. Goebel Jr. u. a., 5 Bände (1964-81).
 
Literatur:
 
F. McDonald: A. H. (New York 1979);
 J. E. Cooke: A. H. (ebd.1982).
 
 2) [amil'tɔ̃], Antoine (Anthony) Graf von, französischer Schriftsteller irischer Herkunft, * Roscrea (County Tipperary, North Riding) (?) um 1646, ✝ Saint-Germain-en-Laye 21. 4. 1720; folgte dem englischen König Jakob II. nach Frankreich ins Exil, verfasste die kulturhistorisch interessanten »Mémoires de la vie du comte de Gramont« (1713; deutsch »Die Memoiren des Grafen Gramont«) sowie Erzählungen in der Art orientalischer Märchen (»Contes de fées«, 1715; deutsch »Feenmährchen«). Sein heiter-ironischer Stil beeinflusste u. a. Voltaire.
 
 3) Chico, eigentlich Foreststorn Hamilton, amerikanischer Jazzmusiker (Schlagzeuger), * Los Angeles (Calif.) 21. 9. 1921; spielte anfangs Klarinette, u. a. bei L. Hampton (1940), wählte jedoch um 1945 unter dem Einfluss von J. Jones das Schlagzeug als Hauptinstrument. 1948-55 arbeitete Hamilton vorwiegend als Begleiter von Lena Horne sowie zeitweilig im Quartett G. Mulligans. International bekannt wurde Hamilton durch sein 1956 gegründetes Quintett, besonders durch die seinerzeit ungewöhnliche Instrumentation (Flöte und Cello) und Anlehnung an die europäische Kammermusik.
 
 4) Clive, Pseudonym des englischen Schriftstellers Clive Staples Lewis.
 
 5) Lady Emma, geboren Lyon ['laɪən], * Great Neston (County Cheshire) 26. 4. 1765, ✝ Calais 15. 1. 1815, seit 1791 Ȋ mit 9); von einfacher Herkunft. Als Vertraute der Königin Maria Carolina von Neapel-Sizilien spielte sie, berühmt durch ihre Schönheit, bewundert aufgrund ihrer künstlerischen Begabung (sie trat z. B. in lebenden Bildern hervor), bei Hof auch eine politische Rolle. 1798 wurde sie die Geliebte Admiral H. Nelsons, dem sie eine Tochter gebar. Nach dessen Tod (1805) führte sie ein abenteuerliches Leben und starb in Armut.
 
Ausgabe: Memoirs of E., Lady Hamilton, herausgegeben von W. H. Long (1891).
 
Literatur:
 
O. Warner: E. H. and Sir William (London 1960).
 
 6) Gavin, schottischer Maler, * Murdieston (bei Edinburgh) 1723, ✝ Rom 4. 1. 1798; Vertreter des Klassizismus, lebte ab 1742 meist in Rom, wo er zum Kreis um J. J. Winckelmann und A. R. Mengs gehörte. Er malte Porträts und mythologische Szenen. Bedeutend sind v. a. seine nach Motiven von Homers »Ilias« entstandenen Bilder, mit denen er u. a. J.-L. David und B. West beeinflusste. Hamilton war beteiligt an Ausgrabungen in der Umgebung von Rom und betätigte sich auch als Kunsthändler.
 
 7) Iain Ellis, britischer Komponist, * Glasgow 6. 6. 1922; entwickelte unter dem Einfluss von B. Bartók und I. Strawinsky einen gemäßigt modernen Stil. Er komponierte die Opern »Agamemnon« (1969), »Pharsalia« (1969), »The Catiline conspiracy« (1974), »The royal hunt of the sun« (1977), »Anna Karenina« (1981; nach L. Tolstoj), »The tragedy of Macbeth« (1990), Orchesterwerke, Konzerte mit Orchester für Klavier (1949; 1960, Neufassung 1967), Violine (1952), Jazztrompete (1957), Kammermusik, Klavier- und Orgelwerke, Kantaten und Lieder.
 
 8) Richard, britischer Maler und Grafiker, * London 24. 2. 1922; Wegbereiter und wichtiger Vertreter der englischen Pop-Art. Seine Gemälde und Collagen verwenden Fotografien und Bildzitate der zeitgenössischen Massenmedien und der Konsumgüterwerbung. Wie seine Grafiken nehmen sie Bezug auf aktuelle Klischeevorstellungen vom modernen Leben und stellen sie infrage.
 
 
Literatur:
 
R. H. Ausst.-Kat. (New York 1973);
 R. S. Field: R. H., image and process. Studies, stage and final proofs from the graphic works 1952-82 (Stuttgart 1983);
 D. Leach: R. H. The beginnings of his art (Frankfurt am Main 1993).
 
 9) Sir William, britischer Gelehrter, * Schottland 13. 12. 1730, ✝ London 6. 4. 1803, Ȋ mit 5); war 1764-1800 britischer Gesandter in Neapel. Erforschte geologische Phänomene (besonders Erkundung des Vesuvs) und beteiligte sich an den Ausgrabungen in Herculaneum und Pompeji. Einer der ersten Sammler griechischer Altertümer, besonders griechischer Vasen, die J. J. Winckelmann sah (heute großenteils in London im Britischen Museum).
 
 10) Sir (seit 1816) William, schottischer Philosoph, * Glasgow 8. 3. 1788, ✝ Edinburgh 6. 5. 1856; nach Anwaltstätigkeit seit 1821 Professor in Edinburgh. In der Erkenntnistheorie behauptete Hamilton in Anlehnung an I. Kant, dass es keine Erkenntnis irgendeines Absoluten gebe, ging aber andererseits unter dem Einfluss der Commonsensephilosophie der schottischen Schule von der Annahme aus, dass die Wahrnehmung einen direkten Kontakt zur Außenwelt herstelle. Hamilton leistete wichtige Vorarbeiten zur Algebra der Logik, indem er die Sätze der Syllogistik als quantifizierte Aussagen auffasste.
 
Ausgabe: Lectures on metaphysics and logic, 4 Bände (21861-66, Nachdruck 1969/70).
 
Literatur:
 
S. A. Grave: The Scottish philosophy of common sense (Neuausg. Westport, Conn., 1977).
 
 11) Sir (seit 1835) William Rowan, irischer Mathematiker und Physiker, * Dublin 4. 8. 1805, ✝ Dunsik (bei Dublin) 12. 9. 1865. Hamilton, der schon als Kind überragende intellektuelle Fähigkeiten zeigte, wurde 1827 zum Professor der Astronomie ernannt. Er entwickelte für die Mechanik in Analogie zu den Minimalprinzipien der Optik (fermatsches Prinzip) den von C. G. J. Jacobi verbesserten Formalismus (Hamilton-Jacobi-Theorie). Eine wissenschaftliche Sensation bewirkte die Vorhersage der konischen Refraktion durch Hamilton (1832), die umgehend von H. Lloyd experimentell bestätigt wurde. Der bekannteste Beitrag Hamiltons zur Mathematik sind die Quaternionen, die er als koordinatenfreie Beschreibungsmittel für räumliche Verhältnisse konzipierte. Hamilton fand auch die Interpretation der komplexen Zahlen als Paare reeller Zahlen (1833). Er verteidigte I. Kants Auffassung, die Arithmetik sei die Lehre von der reinen Zeit, und machte dessen Erkenntnistheorie im englischsprachigen Raum bekannt. Hamilton war auch schriftstellerisch engagiert; eine enge Freundschaft verband ihn mit S. T. Coleridge und W. Wordsworth. Schon zu seinen Lebzeiten galt Hamilton als einer der größten Wissenschaftler seiner Zeit.
 
Ausgabe: The mathematical papers, herausgegeben von A. W. Conway u. a., 3 Bände (1931-67).
 
Literatur:
 
T. L. Hankins: Sir W. R. H. (Baltimore, Md., 1980).

Universal-Lexikon. 2012.