Kạ|na|da ; -s:
Staat in Nordamerika.
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Kạnada,
Fläche: 9 984 670 km2
Einwohner: (2000) 30,68 Mio.
Hauptstadt: Ottawa
Amtssprachen: Englisch, Französisch
Nationalfeiertag: 1. 7.
Zeitzone: 600 Ottawa = 1200 MEZ
amtlich englisch und französisch Canada ['kænədə, englisch; kana'da, französisch], Staat in Nordamerika, grenzt im Nordwesten (Alaska) und Süden an die USA, im Westen an den Pazifik, im Osten an den Atlantik, der Kanadisch-Arktische Archipel liegt im Nordpolarmeer. Mit 9 970 610 km2 (davon 755 180 km2 Binnengewässer) ist Kanada nach Russland das zweitgrößte Land der Erde; es hat eine größte N-Süderstreckung von 4 600 km (zwischen 41º 41' und 83º 07' nördlicher Breite), eine größte O-Westerstreckung von 5 500 km (zwischen 52º 37' und 141º westlicher Länge) und umfasst sechs Zeitzonen. Mit (2000) 30,68 Mio. Einwohnern und 3,1 Einwohner je km2 ist Kanada jedoch eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. Hauptstadt ist Ottawa. Amtssprachen sind Englisch und Französisch. Währung: 1 Kanadischer Dollar (kan$) = 100 Cents (c).
Staat und Recht:
Nach dem am 17. 4. 1982 proklamierten »Constitution Act 1982«, der die letzten staatsrechtlichen Bindungen an Großbritannien aufhob sowie Grundrechte und -freiheiten verbürgt, ist Kanada ein Bundesstaat mit parlamentarischer Regierungs-Form innerhalb des Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der britische Monarch, vertreten durch einen auf Vorschlag des kanadischen Premierministers ernannten Generalgouverneur. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus dem Oberhaus (Senat) und Unterhaus (House of Commons). Dem Oberhaus gehören 104 Senatoren aus den Provinzen und Territorien an, die vom Generalgouverneur auf Vorschlag des Premierministers ernannt werden. Die Senatoren müssen zwischen 30 und 75 Jahre alt sein und dem Bundesstaat, den sie vertreten, angehören. Die 301 Abgeordneten des Unterhauses werden auf fünf Jahre gewählt (Mehrheitswahlsystem). Bei der Gesetzgebung wirken beide Kammern gleichberechtigt zusammen. Im bundesstaatlichen Gefüge besitzt das Parlament des Bundes die wichtigsten Gesetzgebungszuständigkeiten (z. B. für Außenpolitik, Verteidigung, Währung, Strafrecht, internationalen Verkehr); die übrigen Bereiche fallen in die Kompetenz der Provinzen, die über eigene Verfassungen sowie Legislativ- und Exekutivorgane verfügen. Die Exekutive wird formal vom Generalgouverneur, de facto jedoch von der Regierung unter Vorsitz des Premierministers wahrgenommen. Die Position des Premierministers ist nach britischem Vorbild stark; er wird vom Generalgouverneur als Führer der Mehrheitspartei ernannt und beruft seinerseits die weiteren Mitglieder des Kabinetts, das dem Unterhaus verantwortlich ist.
Parteien:
Einflussreichste Parteien im Rahmen des parlamentarischen Regierungssystems sind die Liberal Party of Canada (Lib), die Canadian Alliance (2000 hervorgegangen aus der Reform Party of Canada und einigen konservativen Gruppierungen), die Progressive Conservative Party of Canada (PCP), die New Democratic Party (NDP) und der Bloc Québécois (BQ). Der nur in Quebec bestehende Parti Québécois (PQ) tritt für die volle Souveränität dieser Provinz ein. Besonders in den Provinzen Alberta und British Columbia ist die Social Credit Party (SCP) vertreten, die sich v. a. für eine Reform des Geldwesens einsetzt.
Größter Dachverband der Gewerkschaften ist mit (1994) 2,48 Mio. Mitgliedern der Canadian Labour Congress (CLC; gegründet 1956). Interessenvertreter der frankokanad. Gewerkschaften ist die Confédération des Syndicats Nationaux (1994: rd. 259 000 Mitgl). Rd. 35 % der gewerkschaftlich organisierten Kanadier (1994: 4,1 Mio.) gehören internationalen Gewerkschaften mit Sitz in den USA an.
Das Wappen, 1921 vom britischen König Georg V. verliehen, zeigt einen zweifach geteilten Schild. Das Schildhaupt ist gespalten und trägt im ersten Feld die englischen Leoparden, im zweiten Feld das schottische Lilienbord mit einem Löwen. Die ebenfalls gespaltene Mittelreihe zeigt im dritten Feld die irische Harfe, im vierten Feld die französischen Lilien. Den gesamten Schildfuß nimmt ein weißes Feld ein, auf diesem drei (seit 1957 rote) Ahornblätter. Schildträger sind der britische Löwe und das schottische Einhorn, die an silbernen Turnierstangen die britische Union Flag beziehungsweise die französische Lilienflagge führen. Im Oberwappen u. a. der gekrönte britische Löwe, über diesem die Krone des britischen Königshauses. Wappenschild und Schildträger ruhen auf einem Spruchband mit der Devise »A Mari Usque Ad Mare« (deutsch »Von Meer zu Meer«); unter dem Band ein Gebinde aus Rosen (Symbol für England), Lilien (Frankreich), Disteln (Schottland) und Kleeblättern (Irland).
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 1. 7., zur Erinnerung an die Erlangung der De-facto-Unabhängigkeit 1867.
Kanada ist in zehn Provinzen und drei Territorien (Yukon Territory, Nunavut Territory und die Northwest Territories) gegliedert. Die Provinzen verfügen über eigene Verfassungen, auf fünf Jahre gewählte Gesetzgebungskörperschaften (Einkammerparlamente) und eigene Exekutiven (Provinzregierungen). Auf Vorschlag der Bundesregierung ernennt der Generalgouverneur für jede Provinz einen »Lieutenant-Governor«. Die Territorien werden von der Bundesregierung verwaltet.
Das Recht beruht auf dem englischen Common law, vielfach überlagert von Gesetzen; in der Provinz Quebec - mit eigenem zweisprachigen Zivilgesetzbuch seit 1866, vollständig neu 1994 - auf vornapoleonischem französischem Recht. Provinzenrecht sind insbesondere »Eigentum und bürgerliche Rechte« und damit grundsätzlich das allgemeine Privatrecht, Bundesrecht insbesondere das Staatsangehörigkeits- und Einwanderungsrecht, das Strafrecht, Ehe- und Scheidungsrecht, Konkursrecht sowie Urheber- und Patentrecht. Die Gesetzgebungskompetenz ist gemäß der Verfassung zwischen Bund und Provinzen genau abgegrenzt, doch es besteht auch Zusammenarbeit (»kooperativer Föderalismus«). - Das Gerichtssystem ist gegliedert - einheitlich. Alle Provinzen sowie der Bund (nur für beschränkte, gesetzlich festgelegte Zuständigkeiten) haben je eine Tatsachen- und Berufungsinstanz unter verschiedenen Bezeichnungen. Gemeinsames oberstes Gericht und zugleich Verfassungsgericht ist der »Supreme Court of Canada«. In den Provinzen bestehen weitere untere, meist örtliche Gerichte mit verschiedenen Zuständigkeiten (Familiensachen, kleinere Streitwerte, geringfügige Straftaten), jedoch werden diese zunehmend in die allgemeine erste Instanz eingegliedert.
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee (Mindestverpflichtungszeit fünf Jahre), zu der auch Frauen Zugang haben, beträgt rd. 60 000 Mann, die der paramilitärischen Kräfte (»Royal Canadian Mounted Police«) 15 000 Mann. 1968 wurde die traditionelle Struktur der Teilstreitkräfte aufgelöst, an ihre Stelle traten folgende »Functional Commands«: Das »Mobile Command« (»Eingreifkommando«) mit rd. 20 000 Soldaten umfasst im Wesentlichen drei Heeresbrigaden. Das »Maritime Command« (»Marinekommando«) mit etwa 9 500 Mann führt die See- und Seeluftstreitkräfte im Atlantik und Pazifik, das »Air Command« (»Luftwaffenkommando«) mit rd. 14 000 Soldaten die fliegenden Kampf-, Transport- und Ausbildungsstaffeln. An Großgerät verfügen die kanadischen Streitkräfte im Wesentlichen über etwa 110 Kampfpanzer Leopard 1, rd. 160 Kampfflugzeuge, vier Zerstörer, 23 Fregatten und drei U-Boote. - Das Land ist Mitglied der NATO.
Landesnatur und Bevölkerung:
Etwa die Hälfte des Landes wird vom Kanadischen Schild eingenommen, der sich halbkreisförmig um die Hudsonbai erstreckt. Seine Oberfläche ist flachwellig, zwischen 200 und 600 m über dem Meeresspiegel, die Ränder sind herausgehoben und erreichen auf Baffin Island Höhen von mehr als 2 000 m über dem Meeresspiegel. Die Gesteine, besonders Gneise und Granite, gehören dem Präkambrium an.
Eingeschaltet sind umfangreiche Erzlager, u. a. von Eisen, Nickel, Kupfer, Zink, Gold, Silber und Uran. - Um den Kanadischen Schild liegt ein Kranz von Tiefländern und Plateaus: im Westen die Interior Plains (Innere Ebenen) mit verschieden hohen Flächen, die durch Schichtstufen getrennt sind. Auf dem präkambrischen Untergrund liegen Sedimente des Paläozoikums bis zu Kreide- und tertiären Schichten. Besonders in den Ablagerungen des Devons und der Kreide finden sich Erdöl- und Erdgas-, ferner Braunkohlen- und Kalisalzvorkommen. Im Südosten liegen die Tiefländer des Sankt-Lorenz-Stroms und Südontarios, deren Untergrund v. a. aus paläozoischen Kalken mit der herausragenden Niagarastufe besteht. Nördlich des Kanadischen Schilds schließen sich die Tiefländer im Bereich des südlichen Kanadisch-Arktischen Archipels an, die bis etwa 700 m über dem Meeresspiegel ansteigen. - Die Tiefländer Kanadas werden nach außen von Gebirgen begrenzt, deren Bildung und Formung unterschiedlich ist. Die Appalachen im Osten sind am Ausgang des Paläozoikums entstanden, Abtragung, Hebung und Bruchschollenbildung sowie Intrusionen haben eine komplizierte Lagerung der Gesteine ergeben. Das Rumpfgebirge weist in Kanada Bergländer (auf der Halbinsel Gaspé im Mt. Jacques Cartier bis 1 268 m über dem Meeresspiegel) und flachwellige Plateaus (zum Teil nur 300 m über dem Meeresspiegel) auf. Bodenschätze sind verschiedene Buntmetalle, Steinkohle und Asbest. Der nördliche Kanadisch-Arktische Archipel bildet die geologisch-geomorphologische Region Innuitians (Innuitian Region), die auf Ellesmere Island bis 2 604 m über dem Meeresspiegel ansteigt. In Westkanada erheben sich die Kordilleren, gegliedert in die Rocky Mountains (Mount Robson 3 954 m über dem Meeresspiegel), in die intermontanen Plateaus (Fraser-, Yukonplateau) und in die zum Teil stark vergletscherten pazifischen Küstengebirge. Letztere umfassen die Coast Mountains auf dem Festland sowie als Außenkette die vorgelagerten Inseln (Vancouver Island, Queen Charlotte Islands) und auf dem Festland die nach Alaska hineinreichenden Saint Elias Mountains mit dem höchsten Berg Kanadas, dem Mount Logan (5 959 m über dem Meeresspiegel). Die Kordilleren Kanadas bergen Erze, v. a. von Buntmetallen, und Kohle, liefern Hydroenergie und sind für den Tourismus attraktiv.
Fast die gesamte Fläche Kanadas war in den pleistozänen Eiszeiten von Eis bedeckt. Ausgangsgebiete lagen westlich und östlich der Hudsonbai, auf Baffin Island und in den Kordilleren. Besonders während des Rückzuges der letzten Vereisung (Wisconsin) bildeten sich Endmoränen, Drumlins u. a. glazigene Formen, ferner große Eisstauseen, von denen zahlreiche Restseen vorhanden sind. Gegenwärtige Eisdecken und Gletscher finden sich v. a. in den östlichen Teilen der Arktis und in Teilen der Kordilleren. - Die Binnenseen nehmen 7,6 % der Gesamtfläche ein. Der Anteil Kanadas an den Großen Seen beträgt 36 %; sie werden durch den als Wasserweg von überragender Verkehrsbedeutung ausgebauten Sankt-Lorenz-Strom zum Atlantik entwässert. Längster Fluss ist der Mackenzie (4 241 km), der ins Nordpolarmeer fließt. Fast die Hälfte des Landes gehört zum Einzugsbereich der Hudsonbai, v. a. durch Nelson River und Churchill River. An der pazifischen Seite ist der Fraser am bedeutendsten. Viele Flüsse sind reich an Stromschnellen und Wasserfällen und können zur Energiegewinnung genutzt werden.
Bestimmend für das Klima ist 1) die nördliche Lage; große Teile Kanadas gehören arktischen und subarktischen Bereichen an, nur der Süden ist gemäßigt. 2) Die ausgedehnte Landmasse bewirkt ein Kontinentalklima mit hohen Temperaturgegensätzen, abgesehen von schmalen Küstengebieten. 3) Die Kordilleren bilden für die feuchten Westwinde eine Barriere, sodass die Leeseite relativ trocken ist, erst im Osten steigen die Niederschläge wieder an; ferner können durch den N-Süd-Verlauf des Gebirges arktische Luftmassen bis weit in den Süden vordringen. - Die mittleren Januartemperaturen liegen im größten Teil des Landes unter —20 ºC, nur im Süden steigen sie über —10 ºC an (Toronto -4,2 ºC, Montreal -9,2 ºC). Durch den maritimen Einfluss hat die pazifische Küstenregion milde Temperaturen, gleichzeitig starke Niederschläge (zum Teil über 6 000 mm im Jahr). Im Innern sind die Temperaturen extremer (Winnipeg durchschnittliche Temperatur im Januar —18 ºC, im Juli +20 ºC), die Niederschlagsmengen liegen unter 500 mm mit großen jährlichen Schwankungen, zur Ostküste hin nehmen sie auf 1 500 mm zu. Kalte und feuchte Winter bedingen lange Schneebedeckung und Vereisung der Gewässer, der Sankt-Lorenz-Strom ist etwa vier Monate zugefroren.
Die natürliche Vegetation gliedert sich entsprechend dem Klima in einen artenreichen Mischwald im Südosten, u. a. mit Ahorn, Ulmen, Fichten und Tannen, in die Grassteppe (Prärien) im Innern, heute von Getreidefeldern eingenommen, und in die dichten Gebirgswälder mit Zedern, Fichten und Tannen im Westen, die forstwirtschaftlich von großer Bedeutung sind. Über 80 % der Wälder liegen im borealen Nadelwaldgürtel, der sich nördlich der genannten Zonen über 6 000 km durch den Kontinent zieht, v. a. Fichten, ferner Lärchen, Birken und Tannen. Nördlich davon leitet eine Waldtundra zur offenen Tundra über (Nordamerika).
Das Wachstum der kanadischen Bevölkerung auf (1995) 28,54 Mio. Einwohner (1891: 4,83 Mio., 1911: 7,21 Mio., 1931: 10,38 Mio., 1951: 14,01 Mio., 1961: 18,24 Mio., 1971: 21,57 Mio., 1981: 24,34 Mio., 1991: 27,30 Mio. Einwohner) geht auf die ehedem hohe Geburtenrate (1960 noch 27 ‰, im Durchschnitt der Jahre 1990-95: 14,2 ‰), v. a. aber auf Einwanderungen zurück. Die Zahl der Einwanderer lag zwischen 1983 und 1986 unter 100 000 Personen pro Jahr, in den 90er-Jahren stieg sie aber auf 200 000 an (1993: 254 700; 1994: 217 300). Die Herkunftsländer der Einwanderer haben sich seit den 1960er-Jahren stark verschoben: Der Anteil der Europäer, der 1961 noch 76 % betrug, ging bis 1994 auf 18 % zurück, dagegen nahm der Anteil der Einwanderer aus Asien, Lateinamerika und Afrika von 8,5 % auf 78,6 % zu, v. a. kamen die Einwanderer aus Hongkong, Indien und dem Mittleren Osten. Ziele in Kanada sind besonders die Provinz Ontario (über 50 %) und British Columbia mit ihren Großstädten Toronto und Vancouver, ferner Montreal. In Städten leben (1995) 78 % der Bevölkerung. Der größte Teil (insgesamt 1991: 16,7 Mio. Einwohner = 61 % der Gesamtbevölkerung) entfällt dabei auf 25 städtische Agglomerationen (Metropolitan Areas) über 100 000 Einwohner. In der Bevölkerungsverteilung gibt es große regionale Unterschiede: Im Kernraum, Südontario und Süd-Quebec, leben rd. 16 Mio. Menschen (rd. 60 % der Bevölkerung); der Norden ist mit (1991) 85 400 Einwohnern fast menschenleer (0,3 % der Bevölkerung). Ein stärkeres Bevölkerungswachstum weisen neben Ontario die Provinz Alberta und British Columbia auf, insgesamt leben hier (1991) 5,8 Mio. Menschen (21 %).
Im ethnischen Profil der 1990er-Jahre (Angaben von 1991) dominieren wie bisher die Gründernationen England und Frankreich, Anglokanadier bilden rd. 42 %, Frankokanadier rd. 25 % der Einwohner. Zunehmend kommt es zur Vermischung besonders der Anglokanadier mit anderen europäischen Gruppen, sodass diese relativ abnehmen, z. B. sank der Anteil der Deutschen von (1981) 4,7 % auf rd. 3 %. Der Anteil der Ethnien aus Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas, der Karibik und aus anderen Drittländern ist auf fast 10 % angestiegen, wodurch v. a. die Bevölkerung in den Großstädten vielfältiger geworden ist. In Toronto und Vancouver gehören zu dieser Gruppe bereits über 20 % der Einwohner. Der Anteil der Urbevölkerung ist mit 1,7 % relativ konstant geblieben, obwohl sie zahlenmäßig zugenommen hat. Die direkten Nennungen ergaben für 1991: 365 400 Indianer, 30 000 Inuit (Eskimo) und 75 150 Métis, deren Vorfahren Indianer und Europäer sind. Als Umgangssprache in den Familien gaben 1991 Englisch 68 % und Französisch (überwiegend in der Provinz Quebec) 23 % der Einwohner an, kleinere Anteile (insgesamt 9 %) nehmen andere Sprachen ein, die meisten Gruppen passen sich jedoch der englischen Sprache an.
Es besteht Religionsfreiheit. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Über 83 % der Bevölkerung sind Christen. Die katholische Kirche, der über 45 % der Bevölkerung angehören (darunter 85 % der Frankokanadier), umfasst 17 Erzbistümer mit 46 Suffraganbistümern, das exemte Erzbistum Winnipeg, das ukrainisch-katholische Erzbistum Winnipeg mit 4 Suffraganbistümern und je ein exemtes Bistum des slowakischen Ritus, der Maroniten und der Melchiten. Etwa 28,5 % der Bevölkerung gehören protestantischen Kirchen und Gemeinschaften an (v. a. Presbyterianer, Lutheraner, Baptisten, Pfingstler, Mennoniten). Die größte protestantische Kirche ist die 1925 aus der Union von Methodisten, Presbyterianern und Kongregationalisten entstandene »United Church of Canada«. Rd. 8 % gehören der anglikanischen Kirche (»Anglican Church of Canada«) an, etwa 1,5 % sind orthodoxe Christen. Weiterhin leben ein großer Teil der Hutterer und fast alle Duchoborzen in Kanada. Die jüdischen Gemeinden haben rd. 360 000 Mitglieder; die größten Einzelgemeinden sind Toronto und Montreal. - Es bestehen religiöse Minderheiten der Sikhs (250 000), Hindus (200 000), Muslime (150 000) und Bahai (24 000); zum Buddhismus bekennen sich zahlreiche der in Kanada lebenden Chinesen. - Die meisten Inuit (Eskimo) sind Anglikaner. Innerhalb der indianischen Bevölkerung ist v. a. seit den 1980er-Jahren eine bewusste Rückbesinnung auf die Wurzeln, Werte und (religiösen) Vorstellungen der eigenen Kultur zu verzeichnen.
Das in der Regel nach amerikanischem Vorbild aufgebaute Bildungswesen liegt in der Zuständigkeit der Provinz; die Bundesregierung unterhält Primarschulen für Eskimo- und Indianerkinder und wirkt in bestimmten Fällen bei der allgemeinen Finanzierung mit (v. a. bei der beruflichen Bildung). Zum Teil gesamtkanad. Organisationen und Verbände nehmen verschiedene Aufgaben wahr (z. B. Sonderschulwesen). Das Primar- und Sekundarschulwesen ist in der Regel öffentlich und kostenlos, nur in Quebec gibt es zahlreiche Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft (staatlich anerkannt und weitgehend staatlich finanziert). Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. oder 16. Lebensjahr. Aufbau und Länge der einzelnen Schulstufen sind unterschiedlich; meist bestehen zweijährige Kindergärten, achtjährige Primarschulen (Elementary Schools), vier- bis fünfjährige Sekundarschulen (Junior und Senior high school), die vielfach als Gesamtschulen (Comprehensive School) mit unterschiedlicher Differenzierung (allgemein und berufsbildend) geführt werden. Stark ausgebaut ist die innerschulische Erziehungs- und Berufsberatung (Guidance-Counselling). Unterrichtssprache ist je nach Provinz Englisch oder (v. a. in Quebec und Ontario) Französisch. Die Analphabetenquote beträgt 3,4 %. Zu den größten Universitäten zählen die Université de Montréal (gegründet 1878) und die University of Toronto (gegründet 1827).
Rd. 47 % der Tageszeitungsauflage werden von den beiden Verlagsgruppen Southam Inc., Toronto, mit 15 Zeitungen (27 %) und Thomson Newspapers Limited, Toronto, mit 38 Zeitungen (20 %) verbreitet. Rd. 33 % erscheinen in kleinen Verlagsgruppen, rd. 20 % werden von selbstständigen Verlagen verbreitet. Die 108 Tageszeitungen erreichten 1994 eine Gesamtauflage von 5,5 Mio., die etwa 1 100 Wochenblätter eine Gesamtauflage von 5 Mio. Exemplaren. Die höchste Auflage erreicht der »Toronto Star« (gegründet 1892) mit 536 000 Exemplaren. Neben den englischen und französischen Zeitungen und Wochenblättern gibt es rd. 80 Blätter in den Sprachen 20 weiterer Volksgruppen. - Die Nachrichtenagentur »The Canadian Press/CP« (gegründet 1917), Sitz Toronto, ist ein genossenschatliches Unternehmen von 104 Zeitungsverlagen. - Rundfunk: Mit dem Rundfunkgesetz von 1968 wurde »Canadian Radio-Television and Telecommunications Commission« (CRTC) als Aufsichtsbehörde errichtet. - Die öffentliche Körperschaft »Canadian Broadcasting Corporation« (CBC), gegründet 1936, verbreitet über Mittelwelle und über UKW jeweils ein englisches und ein französisches Hörfunkprogramm sowie über ihren »Northern Quebec Shortwave Service« Regional- und Lokalprogramme (Englisch, Französisch, Dänisch sowie indianische Sprachen), ferner über Kurzwelle den Auslandsdienst »Radio Canada International« in elf Sprachen. Rd. 600 private Hörfunkgesellschaften senden Lokalprogramme. - CBC verbreitet seit 1952 je ein landesweites Fernsehprogramm in englischer und französischer Sprache. Die meisten der rd. 400 privaten Fernsehgesellschaften senden Lokal- oder Regionalprogramme; teilweise übernehmen sie als Zuschalter Programme der großen privaten Fernsehgruppen. Seit 1973 betreibt die private »Telesat Canada« (gegründet 1969) eigene Fernmeldesatelliten.
Wirtschaft und Verkehr:
Die Wirtschaft Kanadas gründet sich auf ein ergiebiges und vielseitiges natürliches Potenzial, wie Bodenschätze, Holz- und Fischreichtum, fruchtbare Böden sowie günstige Energiegewinnung an Flüssen, hinzu kommen eine moderne verarbeitende und spezialisierte Industrie sowie ein schnell wachsender Dienstleistungsbereich. Die Wirtschaft ist nach dem Prinzip der sozialen Marktwirtschaft aufgebaut. Kanada ist eines der führenden Industrieländer der Erde und gehört der Gruppe G 7 an. Mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) von fast (1988-90) 20 500 US-$ pro Kopf und einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von (1993) 20 556 kan$ pro Kopf nimmt es einen Mittelplatz in der Rangfolge westlicher Industriestaaten ein. Nach einer Rezession 1982 folgte bis Ende der 80er-Jahre eine Entwicklung mit hohen Wachstumsraten, der Schaffung neuer Arbeitsplätze und dem Rückgang der Inflationsrate auf 4 % (1988). Ein erneuter Wirtschaftseinbruch um 1990 konnte erst 1994 aufgefangen werden (BIP-Zuwachsraten 1992: 0,9 %, 1993: 2,4 %, 1994: 4,5 %). Positiv wirkt sich ein jährlicher Überschuss in der Außenhandelsbilanz aus (1994: 17,1 Mrd. kan$); dagegen zeigt die Leistungsbilanz v. a. im Dienstleistungssektor noch ein hohes Defizit (Ende 1994: 24,8 Mrd. kan$), das erst allmählich abgebaut werden kann. Mit Einsparungen im Budget 1995/96 und der folgenden Jahre soll versucht werden, das strukturelle Haushaltsdefizit zu verringern und die hohe Nettoverschuldung des Staates von rd. 74 Mrd. $ (1995/96) besonders ab 1997 zu verringern. Die Inflationsrate konnte auf unter 2 % gesenkt werden, die Arbeitslosigkeit wird mit (1995) 9,5 % angegeben. Eine Unterteilung in Wirtschaftssektoren nach Erwerbstätigen ergibt für 1994 folgende Anteile: primärer Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Jagd) 3,9 % (1982: 4,7 %); produzierendes Gewerbe einschließlich Bauwirtschaft 21,7 % (1982: 26,6 %); Dienstleistungen 74,4 % (1982: 68,7 %). Die Tendenz der Verschiebung zugunsten des Dienstleistungssektors zeigt sich auch an den Anteilen am BIP, sie betrugen 1993 für den primären Sektor 3,1 %, das produzierende Gewerbe 27,4 %, für Dienstleistungen 69,5 %.
Obwohl nur etwa 3 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt sind und diese nur etwa 3,5 % zum BIP beiträgt, sind die Agrarprodukte ein wichtiger Devisenbringer. Hauptanbaufrüchte sind Weizen (auf rd. 30 % des Ackerlandes), Gerste, Raps, Hafer, Mais, Sojabohnen und Zuckerrüben, ferner besteht eine umfangreiche Viehzucht (rd. 13 Mio. Rinder und Kälber, 10 Mio. Schweine). Insgesamt werden etwa 73 Mio. ha landwirtschaftlich genutzt, davon sind 45,4 Mio. ha (62 %) Ackerland. Hauptanbaugebiete besonders für Getreide sind die Prärieprovinzen, die Rinderzucht ist regional stärker verteilt, Milchwirtschaft und Spezialkulturen sind besonders im Osten verbreitet. Eine schon früh einsetzende Mechanisierung hat zu einer hohen Arbeitsproduktivität geführt, gleichzeitig konnten die Erträge laufend erhöht werden. Die Anzahl der Farmen nahm aber stetig ab (1941: 733 000, 1961: 481 000, 1981: 318 000, 1991: 280 000). Es sind noch überwiegend Familienbetriebe, deren Durchschnittsgröße auf 242 ha, in der Provinz Saskatchewan auf 420 ha, angestiegen ist. Etwa 80 % der landwirtschaftlichen Produktion werden exportiert. Nach den USA ist Kanada weltweit der wichtigste Exporteur von Weizen.
Wichtiger als der auch heute noch ausgeübte Pelztierfang ist die Pelztierzucht. Bei der Gewinnung von Tierfellen ist die Pelztierzucht seit langem mit über 600 Nerz- und Fuchsfarmen am bedeutendsten, die meisten liegen im Osten (Ontario, Quebec, Atlantikprovinzen). In freier Wildbahn werden v. a. Bisamratten, Biber, Marder und Waschbären gefangen. Die Jagd auf Sattelrobben wird hauptsächlich vor den Küsten von Neufundland und Labrador betrieben, die Quoten werden jährlich festgelegt; für 1996 wurden 250 000 freigegeben (das sind viermal so viel wie 1995), da sich die Bestände stark vermehrt haben. Die Aktionen sind umstritten und werden von weltweiten Protesten begleitet.
Kanadas Waldareal wird mit rd. 4,5 Mio. km2 beziffert, von denen gut die Hälfte zurzeit holzwirtschaftlich nutzbar ist, das sind weltweit 8 %. Die Wälder sind überwiegend im Besitz der Provinz (71 %) und des Staates (23 %), die für die Nutzung Lizenzen erteilen. Der jährliche Holzeinschlag liegt bei rd. 160 Mio. m3 (1992: 164 Mio. m3). Durch großflächige Kahlschläge und Forstwege wird die Bodenerosion gefördert, und es werden Ökosysteme vernichtet. Das trifft v. a. auf das gebirgige British Columbia zu, wo über 30 % des Holzes gewonnen werden, besonders Zedern, Hemlocktannen und Sitkafichten. An den Küsten wachsen hier bei hohen Niederschlägen so genannte außertropische Regenwälder, deren Nutzung in Kahlschlägen neuerdings starke Kritik im In- und Ausland hervorgerufen hat. Strenge Richtlinien für Wiederaufforstung, Begrenzung der Kahlschläge, Kontrollen und Strafen sowie die Anlage weiterer Naturparks und Schutzgebiete sollen künftige Umweltschäden begrenzen. Zahlreiche Langzeitvorhaben sind 1990 in einem »Grünen Plan« zusammengefasst worden, für den 1990 3 Mrd. kan$ bereitgestellt wurden. Dazu gehören neben der Anlage von weiteren 5 Nationalparks auch Energiesparprogramme und die Förderung der Umweltforschung. Volkswirtschaftlich hat die Holzwirtschaft eine hervorragende Bedeutung: 1993 wurden durch die Ausfuhr von Holzprodukten, v. a. Zellstoff, Papier und Bauholz, über 20 Mrd. kan$ erzielt, rd. 15 % des gesamten Außenhandels. Hauptabnehmer sind die USA, ferner die EU und Japan.
Kanada verfügt an zwei Meeresküsten und zahlreichen Binnenseen über umfangreiche Fischressourcen. Am Pazifischen Ozean dominiert die Lachsfischerei, in den Schelfbereichen an der Atlantikküste werden v. a. Kabeljau, Heringe, Rotfische, Schollen und Krustentiere gefangen. Insgesamt beläuft sich der Fang auf (1991) rd. 1,5 Mio. t, davon 73 % Seefische. Um die Bestände besonders der ertragreichen Neufundlandbänke zu erhalten, dehnte die Regierung 1977 ihre Hoheitszone auf 200 Meilen aus, verringerte die Fangquoten und legte zeitweilig ihre Fischereiflotte still, wodurch besonders die Provinz Newfoundland betroffen wurde. Seit 1989 stellte man einen erneuten Rückgang der Bestände fest, der besonders durch Fangflotten aus EU-Ländern, seit 1986 besonders aus Spanien und Portugal, verursacht wurde, die in den Grenzbereichen der kanadischen Hoheitszone fischten. Im Frühjahr 1995 kam es deshalb zwischen Kanada und der EU zu einer ernsten Krise. Noch im selben Jahr konnte ein neues Abkommen geschlossen werden, in dem die Fangmengen limitiert und Inspektionen und Strafen festgelegt sind.
Durch umfangreiche und vielseitige Rohstoffvorkommen nimmt der kanadische Bergbau weltweit eine Spitzenstellung ein. In der Förderung von Uran (U3O8-Inhalt) mit 9 200 t und Zink (1,3 Mio. t) werden im internationalen Vergleich erste Plätze eingenommen, bei Nickel (186 000 t), Kupfer (768 600 t), Silber (1 214 t), Gold (161 t) und Blei (343 800 t) werden zweite bis fünfte Plätze (1992) belegt. Ferner sind die Gewinnung von Eisen, Molybdän und Antimon sowie von Asbest, Kalisalz und Schwefel bedeutend. In größeren Mengen stehen Erdgas und Erdöl zur Verfügung. Die Förderung von Erdöl betrug (1993) 82 Mio. t, etwa 10-15 % werden aus Ölsanden gewonnen, die in der Provinz Alberta anstehen. Neben den Ölvorkommen im Westen (Provinz Alberta, British Columbia, Saskatchewan) ist 1992 die Förderung im Offshorefeld vor der Provinz Nova Scotia angelaufen, 1996 soll ein weiteres atlantisches Vorkommen vor Newfoundland, Hibernia, in die Produktion gehen. Die Gewinnung von Stein- und Braunkohle (1993 rd. 35 Mio. t beziehungsweise 34 Mio. t) konzentriert sich im gebirgigen Westen von British Columbia und Alberta; sie wird stark von japanischen Investitionen beeinflusst und nach dort exportiert. Insgesamt beläuft sich der Wert der Bergbauerzeugnisse auf (1992) 35,4 Mrd. US-$, davon Erdöl und Erdgas 21 Mrd. US-$. Rd. 80 % der Bergbauproduktion werden exportiert, womit Kanada der weltweit größte Exporteur ist; Hauptabnehmer sind die USA, Japan und Westeuropa.
Kanada besitzt eine breite Palette an Energieträgern und hat trotz eines hohen Eigenverbrauchs eine positive Energiebilanz. Bei der Primärenergie bilden Erdöl, Erdgas und Kohle die Hauptträger, die Gewinnung von Elektrizität basiert zu (1993) 62,4 % auf Wasserkraft, 20,3 % auf Wärmekraft und zu 17,3 % auf Kernkraft. Dabei bestehen allerdings regionale Unterschiede: Quebec versorgt sich zu über 95 % durch Hydroenergie, besonders von den Werken an der James Bay im Norden und kann darüber hinaus auch in die USA exportieren. Das Großprojekt La Grande I und II mit insgesamt 15 700 MW wurde 1996 abgeschlossen, ein zweites, La Grande Baleine/Great Whale, mit über 3 500 MW ist 1995 vorerst gestoppt worden. In Ontario spielt die Kernkraft eine besondere Rolle, deren weiterer Ausbau geplant ist, während im Westen v. a. Wärmekraftwerke bestehen. Die Planungen in British Columbia sehen dazu einen Ausbau der Hydroenergiegewinnung vor. Im Pro-Kopf-Verbrauch von Energie liegt Kanada weltweit mit an der Spitze, (1990) mit 18 149 kWh hinter Norwegen und Island. Einen hohen Verbrauch haben das verarbeitende Gewerbe und die Haushalte wegen der langen und kalten Winter.
Die jüngere Entwicklung im industriellen Bereich wird von einer Verlagerung der Grundstoffindustrie, wie Nahrungsmittel-, Zellulose/Papier-, Metallindustrie, zugunsten der weiterverarbeitenden Branchen bestimmt. Bedeutend sind Fahrzeugbau, chemische Industrie, Maschinenbau, Stahlindustrie sowie zunehmend auch Schlüsselindustrien des Hightechbereiches. Der Exportanteil von Industrieprodukten ist auf (1994) 55 % gestiegen, 1980 lag er noch bei 25 %. Wichtigste Abnehmer sind die USA. Die Hauptstandorte der Industrie liegen in Südontario und Süd-Quebec mit den Ballungszentren Toronto und Montreal; in dieser so genannten Kernregion werden fast 80 % der industriellen Wertschöpfung erzielt. Schwerpunkte der Hightechindustrie sind u. a. Ottawa und Waterloo. Die Industrie im Westen, v. a. in British Columbia und Alberta, ist noch stärker rohstofforientiert, die Atlantikprovinzen sind weniger industrialisiert.
Mit fast 75 % der Erwerbstätigen und (1994) rd. 70 % Anteil am BIP hat sich der Dienstleistungssektor besonders seit den 60er-Jahren zum dominierenden Wirtschaftssektor entwickelt. Standorte sind v. a. die Metropolen Toronto, Montreal und Vancouver sowie Ottawa und die Provinz-Hauptstädte.
Attraktive Natur sowie angenehme Reise- und Aufenthaltsmöglichkeiten sind Kanadas bevorzugte Attribute als Reiseland. Neben einem ausgeprägten Binnentourismus werden zunehmend Besucher aus dem Ausland angezogen. Ihre Zahl betrug (1993) 15,1 Mio. (ohne Tagesgäste); von ihnen gaben 55 % als Reisezweck Tourismus an. Nach Herkunftsländern kamen fast 80 % aus den USA, 12 % aus Europa, 2,2 % aus Deutschland und 5,5 % aus Ostasien. Die Deviseneinnahmen werden (1993) mit fast 7 Mrd. US-$ beziffert. Bevorzugte Ziele sind die Nationalparks besonders in den westlichen Gebirgen, wie z. B. Banff National Park und Jasper National Park. Insgesamt bestehen 36 Nationalparks mit über 200 000 km2, das sind 2 % der Landesfläche.
Angesichts des Produktionspotenzials der kanadischen Volkswirtschaft und eines mit fast 30 Mio. Einwohnern relativ begrenzten Binnenmarktes gehört Kanada zu den führenden Welthandelsnationen. Das Volumen des Außenhandels betrug (1993) 283,39 Mrd. US-$ (138,69 Mrd. US-$ Einfuhren, 144,70 Mrd. US-$ Ausfuhren; Handelsüberschuss von rd. 6 Mrd. US-$), das ist gegenüber 1992 eine Erhöhung um 7,5 %. Exportgüter sind zu rd. 43 % Endprodukte, v. a. Fahrzeuge, Maschinen und Geräte, 34 % entfielen auf Halbfertigwaren, v. a. Holzprodukte, 22 % auf Rohstoffe, u. a. Rohöl, Kohle, Metalle und Getreide. Importe waren zu etwa zwei Dritteln Fertigwaren (1990). Bei weitem wichtigster Handelspartner sind die USA (72,6 % des gesamten kanadischen Außenhandels; davon 63,6 % Importe und 80,7 % Exporte); es folgen die EU mit 8,2 % beziehungsweise 5,7 %, Japan mit 6 % beziehungsweise 4,5 % und Deutschland mit rd. 2 % beziehungsweise 1,3 %. Damit rangiert Deutschland nach Ländern auf Platz 4, für den deutschen Außenhandel kommt Kanada auf Platz 28 (Angaben für 1993). Kanada und die USA weisen den größten bilateralen Handel der Erde auf, sie sind seit 1989 durch ein Freihandelsabkommen (FTA) verbunden, was bereits erhebliche Zollsenkungen einschloss. Seit dem 1. 1. 1994 wurde dieses Abkommen durch die Nordamerikanische Freihandelszone (NAFTA) zwischen Kanada, den USA und Mexiko erweitert. Darin ist festgelegt, alle Zölle zwischen den drei Ländern innerhalb von 15 Jahren aufzuheben und einen freien Verkehr von Dienstleistungen und Kapitalflüssen zu ermöglichen. Das nicht unumstrittene Abkommen wird v. a. Kanada und die USA handelspolitisch weiter verbinden.
Verkehr:
Angesichts der Größe und der wirtschaftlichen und sozialen Struktur kommt dem Verkehrssystem eine überragende Bedeutung für die ökonomische Entwicklung des Landes zu. Da sich Bevölkerung und Wirtschaft im südlichen Teil des Landes konzentrieren, besteht hier ein relativ dichtes Verkehrsnetz, von dem aus Verbindungen zu den Siedlungen und Wirtschaftsstandorten im Norden ausgehen. Im 19. Jahrhundert förderte die Eisenbahn mit O-West-Verbindungen die Besiedlung des Westens und den politischen Zusammenschluss des Landes. Heute bestehen neben einigen regionalen Gesellschaften die »Canadian National Railway« (CN) als staatliche und die »Canadian Pacific Railway« (CP) als private Gesellschaft. Sie führen v. a. den Güterverkehr durch (1990: 269 Mio. t); der Personenverkehr mit 29 Mio. Fahrgästen ist bei den Personenkilometern rückläufig. Im Streckennetz werden unrentable Nebenstrecken abgebaut, es umfasste 1988: 91 365 km (1984: 97 389 km). Wichtige Verbindungen, die zum Teil durch die USA verlaufen, werden dagegen modernisiert, z. B. durch den neuen Tunnel zwischen Sarnia (Provinz Ontario) und Port Huron (US-Bundesstaat Michigan) 1994 oder durch mehrstöckige Waggons auf der Strecke Montreal-Toronto-Chicago.
Der moderne Personen- und Containerverkehr verlagert sich zunehmend auf Straßen, Wasser- und Luftwege. Das Straßennetz umfasst 826 000 km, davon sind 35 % befestigt (1990); die rd. 16 000 km Autobahnen schließen den Trans-Canada-Highway zwischen Saint John's in Newfoundland und Victoria auf der Insel Vancouver in British Columbia mit 7 871 km Länge ein.
In der Schifffahrt spielt der Sankt-Lorenz-Seeweg, der 1959 ausgebaut wurde, mit einer Gesamtlänge von 3 775 km eine besondere Rolle, Seeschiffe bis 1 000 BRZ und 7,8 m Tiefgang können zu den Großen Seen, u. a. zu dem Getreidehafen Thunder Bay, gelangen. Wegen Vereisung ist der Seeweg durchschnittlich vier Monate im Jahr nicht befahrbar, dagegen wird der Verkehr auf den Großen Seen seit 1974 aufrechterhalten. Die bedeutendsten Häfen Kanadas sind Vancouver (66,4 Mio. t Gesamtumschlag, v. a. Massengüter, 1990), Sept-Îles für Eisenerzexporte, Halifax und Saint John (New Brunswick) am Atlantik.
Große Bedeutung kommt dem Luftverkehr zu, der hauptsächlich von den Gesellschaften Air Canada, Canadian Airlines International Limited und Wardair betrieben wird. Daneben gibt es vier regionale Gesellschaften: Eastern Provincial, Nordair, Quebecair und Pacific Western sowie zahlreiche kleinere Unternehmen, die besonders Orte im Norden versorgen. Die wichtigsten internationalen Flughäfen sind Lester Pearson/Toronto, Vancouver, Dorval/Montreal, ferner Edmonton und Calgary.
Die ersten Einwohner des Gebiets, das heute Kanada bildet, waren Indianer und Eskimo. Um 1000 erreichten normannische Seeleute (Leif Eriksson) die Ostküste Kanadas (L' Anse aux Meadows), die dann erst 1497 von G. und S. Caboto wieder entdeckt wurde (Neufundland und Süd-Labrador). 1534/35 und 1541 nahm J. Cartier das Gebiet des Sankt-Lorenz-Stromes für Frankreich in Besitz (Neufrankreich); S. de Champlain gründete 1608 Quebec. Es entwickelte sich ein ausgedehnter Pelzhandel, der die Waldläufer (»coureurs des bois«, später auch »voyageurs« genannt) hervorbrachte. Zunächst unterstand das Gebiet einer Monopolkompanie, bis 1663 der »Compagnie de la France Nouvelle«; dann übernahm die französische Krone die Verwaltung der Kolonie. Unter dem Intendanten Jean Baptiste Talon (* 1625, ✝ 1694) und dem Gouverneur L. de Buade Frontenac wurde die westliche Ausdehnung des Gebiets fortgesetzt; Letzterer förderte u. a. R. R. Cavelier de La Salle, der 1682 den Mississippi bis zur Mündung hinabfuhr. Vom Sankt-Lorenz-Strom aus errichteten die Franzosen eine Kette von Forts bis an die Großen Seen und in das Mississippigebiet, wo sie mit Louisiana in Verbindung traten. In die schon früh einsetzende Konfrontation mit den englischen Kolonisten im Norden (Hudsonbai, Neufundland) und Süden (Neuengland) wurden auch verschiedene Indianerstämme hineingezogen (u. a. Irokesen als Bundesgenossen der Engländer, Huronen als Verbündete der Franzosen). Im Frieden von Utrecht (1713) musste Frankreich Akadien und Neufundland an Großbritannien abtreten; aus dem britisch-französischen Gegensatz entstand schließlich der Krieg 1756-63 (Siebenjähriger Krieg). Auf die Macht ihrer Kolonien gestützt, eroberten die Engländer unter General J. Wolfe 1759 Quebec, 1760 Montreal; 1763 (Frieden von Paris) wurden alle Gebiete des heutigen östlichen Kanada britisch, Louisiana spanisch.
Am 7. 10. 1763 verlieh Großbritannien per königlichen Proklamation dem französisch besiedelten Sankt-Lorenz-Strom-Gebiet den Status einer Provinz (Provinz Quebec), deren Verwaltung in den Händen eines Gouverneurs lag. Die zunehmende Unruhe in ihren alten Kolonien veranlasste 1774 die britische Regierung, dem neu erworbenen Territorium durch ein Gesetz (»Quebec Act«) weitere Zugeständnisse zu machen; die Kolonie wurde um die Gebiete nördlich des Ohio und östlich des Mississippi erweitert, mit der Gewährung von Religionsfreiheit und Anerkennung der französischen Verfassungsstrukturen gewann Großbritannien die Loyalität der Frankokanadier im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Nach Ende dieses Krieges (1783; Festlegung der Grenze zwischen den britischen Provinz und den USA im Frieden von Paris) kamen rd. 40 000 der britischen Herrschaft treu gebliebene Amerikaner (»Loyalisten«) nach Kanada. Davon erreichten 30 000 Kanada auf dem Seeweg, siedelten in Nova Scotia und gründeten die Provinz New Brunswick. Weitere 10 000 zogen nach Quebec und ließen sich am Ontariosee und dem oberen Sankt-Lorenz-Strom nieder. Die Politik der freien Landnahme zog auch später zahlreiche amerikanische Grenzer an. So bildeten sich zwei nach Bevölkerung, Kultur und Religion verschiedene Siedlungskerne. Das Verfassungsgesetz (»Constitutional Act«) von 1791 richtete demgemäß zwei Provinzen ein: das vorwiegend englische Oberkanada und das französische Unterkanada, die durch den Ottawa River getrennt waren; beide hatten selbstständige Verwaltungen. 1812-14 scheiterte der Versuch der USA, die britischen Besitzungen in Nordamerika zu erobern, v. a. am entschiedenen Widerstand auch der französischsprachigen britischen Untertanen. Dieser Erfolg förderte das Selbst- und Zusammengehörigkeitsgefühl der Provinz; daraus resultierte die wachsende Forderung nach größerer Autonomie, die sich 1837 in Unruhen entlud. Weil jedoch frankokanad. Radikale diese Rebellion dazu benutzten, die Errichtung einer Republik zu betreiben, erließ Großbritannien 1840 ein Gesetz (»Canada Union Act«), durch das Ober- und Unterkanada zur Provinz Kanada vereinigt wurden, die eine dem Parlament verantwortliche Regierung erhielt.
Bis zu dieser Zeit waren die nicht zur Provinz Kanada gehörenden Gebiete von Britisch-Nordamerika noch kaum besiedelt; sie wurden von der 1670 gegründeten Hudson's Bay Company verwaltet, die dort Stützpunkte für Pelztierjagd und Pelzhandel mit den Indianern eingerichtet hatte. Die Grenze zwischen den USA und den britischen Besitzungen war 1818 zwischen dem Lake of the Woods und dem Kamm der Rocky Mountains entlang 49º nördlicher Breite festgelegt worden, das Territorium Oregon zwischen Rocky Mountains und Pazifik sowie zwischen 42º und 54º 40' nördlicher Breite wurde neutralisiert. Seit der Mitte der 1830er-Jahre nahm nun die Zahl der amerikanischen Siedler in Oregon rasch zu; um nicht das ganze Gebiet zu verlieren, erreichte Großbritannien 1846 seine Teilung durch Verlängerung der Grenze entlang 49º nördlicher Breite bis zum Puget Sound. Gleichzeitig erhielt die Hudson's Bay Company den Auftrag, an der Pazifikküste den britischen Besitz sichernde Siedlungen anzulegen: Aus diesen entstand 1858 die Kronkolonie British Columbia. Um der wachsenden wirtschaftlichen und politischen Anziehungskraft der USA zu begegnen, stimmte Großbritannien 1864 Föderationsverhandlungen seiner nordamerikanischen Provinz zu. Diese führten - nach Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes (»British North America Act«) durch das britische Parlament - zur Vereinigung von Nova Scotia und New Brunswick mit der Provinz Kanada und zur Bildung eines Bundesstaates (Dominion of Canada) am 1. 7. (Nationalfeiertag) 1867; an diesen trat 1869 die Hudson's Bay Company ihr Gebiet (die späteren Provinzen Manitoba, Alberta und Saskatchewan) ab. 1871 schloss sich British Columbia, 1873 Prince Edward Island an. Die rasche Erschließung des Westens führte 1869/70 und 1884/85 zu den von Louis Riel geführten Unruhen der Métis (indianisch-europäische Mischbevölkerung).
Kanada nahm einen schnellen Aufschwung unter Regierungschefs wie J. A. Macdonald (1867-73), A. Mackenzie (1873-78) und W. Laurier (1896-1911). Der Eisenbahnbau (1885 Fertigstellung der ersten kanadischen Transkontinentalbahn) erschloss die Prärieprovinzen (Kornkammer) und belebte Schifffahrt, Industrien und Ansiedlung. Goldfunde am Klondike (1896) lösten einen Goldrausch aus. Obwohl Kanada eine auf Selbstständigkeit zielende Politik verfolgte, unterstützte es Großbritannien im Burenkrieg 1899-1902 (mit 7 000 Freiwilligen) und im Ersten Weltkrieg (Einberufung von mehr als 600 000 Mann) in vollem Umfang.
Auf Initiative des Premierministers R. L. Borden (1911-20; Konservative Partei) erkannte Großbritannien das Recht Kanadas auf die selbstständige Unterzeichnung des Versailler Vertrages (1919) und auf eine eigene Vertretung im neu geschaffenen Völkerbund an. Nach dem Wahlsieg der Liberalen Partei 1921 übernahm ihr parlamentarischer Führer, W. L. Mackenzie King, das Amt des Premierministers (1921-Juni 1926, September 1926-30). Ohne die inneren Bindungen an das britische Mutterland infrage zu stellen, verstärkte Mackenzie King die von Borden eingeleitete Politik der völligen staatlichen Unabhängigkeit Kanadas von Großbritannien. Er war bemüht, Kanada aus allen internationalen Verwicklungen des Britischen Empire herauszuhalten, die das Land nicht direkt betrafen. In diesem Sinne suchte er eine Änderung der Völkerbundssatzung dahin gehend zu erreichen, kleinere Mitgliedsstaaten von der automatischen Pflicht zu Sanktionen gegen Aggressoren zu befreien. Die kanadische Politik stimmte hierin mit dem besonders nach dem Ersten Weltkrieg in den USA einsetzenden Isolationismus überein. Auf der Empirekonferenz von 1923 forderten Mackenzie King und der südafrikanische Ministerpräsident J. Hertzog das Recht der Dominions, ihre eigenen außenpolitischen Angelegenheiten zu führen und Verträge mit auswärtigen Staaten abzuschließen. Kanada schloss 1923 ohne Mitwirkung der britischen Regierung einen Fischereivertrag mit den USA ab und richtete in den folgenden Jahren diplomatische Vertretungen in Washington (1927), Paris (1928) und Tokio (1929) ein. Auf der Grundlage der »Balfour-Formel«, die auf der Empirekonferenz von 1926 verkündet wurde, erhielt Kanada im »Statut von Westminster« (1931) die staatliche Unabhängigkeit.
Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 20er-Jahren geriet Kanada 1929/30 in den Sog der Weltwirtschaftskrise. Bei den Wahlen von 1930 siegten die Konservativen. Die von ihnen 1930-35 getragene Regierung unter Premierminister Richard Bedford Bennett (* 1870, ✝ 1947) suchte - beeinflusst von der Politik des »New Deal« in den USA - durch Reformen die wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung zu verbessern: Einwanderungsstopp, Arbeitslosenunterstützung, Erhöhung der Zölle und Agrarpreise zugunsten der Landwirte. Die Wirtschaftskrise begünstigte die Entstehung neuer Parteien, u. a. in Alberta (»Social Credit Party«, gegründet 1932) und in Quebec (»Union Nationale«, gegründet 1936 von Maurice Duplessis, * 1890, ✝ 1959). Nach dem Wahlsieg der Liberalen 1935 trat Mackenzie King zum dritten Male an die Spitze der Regierung (1935-48).
Mit der Kriegserklärung an Deutschland (10. 9. 1939 trat Kanada an der Seite Großbritanniens und Frankreichs in den Zweiten Weltkrieg ein. 1943-45 nahm eine kanadische Armee von fünf Divisionen an den militärischen Operationen in Europa teil. Die kanadische Flotte übernahm Geleitschutzaufgaben im Atlantik. Bei der Verteidigung des nordamerikanischen Kontinents arbeitete Kanada eng mit den USA zusammen (Errichtung eines »Joint Defense Board« 1940). Neben seinen militärischen und wirtschaftlichen Kriegsanstrengungen unterstützte Kanada die diplomatischen Initiativen der USA und Großbritanniens. 1945 beteiligte es sich an der Gründung der UNO.
Nach dem Rücktritt von Mackenzie King trat L. S. Saint Laurent (Liberale Partei) 1948 dessen Nachfolge an. 1949 entschied sich die Bevölkerung Neufundlands für die Eingliederung dieses Gebietes (mit dem Ostteil Labradors, Newfoundland) als zehnte Provinz in den kanadischen Staatsverband. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Entwicklung Kanadas zu einem Industriestaat fort. Mit dem Wahlsieg der Konservativen (1957) sahen sich die Liberalen nach einer langen Periode der Machtausübung in die Opposition verwiesen. Premierminister wurde J. G. Diefenbaker. 1963 kamen die Liberalen erneut an die Macht und stellten mit L. B. Pearson (1963-68) und P. E. Trudeau (1968-79, 1980-84) die Premierminister. Der Konservative J. Clark führte 1979/80 die Regierung. 1960 erhielten die kanadischen Indianer das Wahlrecht. In den 60er-Jahren wich das langjährige Wachstum der Wirtschaft einer Verlangsamung des Wirtschaftsprozesses; diese Entwickung führte in den 70er- und 80er-Jahren zu steigender Arbeitslosigkeit und Inflation.
Vor dem Hintergrund einer wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Unzufriedenheit der Französisch sprechenden Kanadier suchten die Regierungen Pearson und Trudeau die Chancengleichheit aller Bürger zu sichern und die nationale Einheit Kanadas durch Förderung seiner zweisprachigen Kultur zu wahren. In der mehrheitlich von Frankokanadiern bewohnten Provinz Quebec entwickelte sich eine starke - durch den Besuch des französischen Präsidenten C. de Gaulle (1967) und seinen Ruf »Vive le Québec Libre!« während einer Rede in Montreal belebte - Autonomiebewegung. Eine extremistische Minderheit organisierte Attentate, besonders auf Persönlichkeiten, die an der Einheit des Landes festhielten. Die Ermordung des Arbeitsministers Pierre Laporte (Oktober 1970) führte zur (zeitweiligen) Ausrufung des Ausnahmezustands. Unter Führung von René Lévesque (* 1922, ✝ 1987) gewann bei den Regionalwahlen in Quebec 1976 der radikalautonomistischen Parti Québécois die absolute Mehrheit. Im Mai 1980 lehnte die Bevölkerung von Quebec jedoch den Plan der Regierung Lévesque ab, die Provinz politisch aus dem Staatsverband Kanadas bei Aufrechterhaltung wirtschaftlicher Bindungen zu lösen. 1985 verlor der Parti Québécois seine Regierungs-Mehrheit an die Liberalen. 1982 löste ein neues »Verfassungsgesetz« für ganz Kanada den »British North America Act« von 1867 (nach Zustimmung des britischen Unterhauses) ab.
In seiner Außenpolitik arbeitete Kanada nach dem Zweiten Weltkrieg eng mit den USA und den parlamentarischen Demokratien Europas zusammen, legte dabei jedoch immer großes Gewicht auf seine Unabhängigkeit besonders gegenüber seinem mächtigen Nachbarn im Süden. Im Zuge des Ost-West-Konfliktes beteiligte sich Kanada 1948/49 an der Schaffung der Atlantischen Allianz und 1949 an der Gründung der NATO. 1958 schloss es einen Vertrag mit den USA über eine gemeinsame nordamerikanische Luftverteidigung (NORAD). In den 70er- und 80er-Jahren nahm es an den MBFR-Verhandlungen sowie an der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und ihren Nachfolgekonferenzen teil. Im Sinne seiner seit dem Zweiten Weltkrieg verfolgten Sicherheitspolitik unterstützte es 1979 den NATO-Doppelbeschluss. Kanada förderte die Friedensbemühungen der UNO in politischen Krisengebieten der Erde, z. B. mit der Bereitstellung von militärischen Truppenkontingenten zur UN-Friedenstruppe (u. a. im Nahen Osten, auf Zypern, in Bosnien; allerdings Kritik am Einsatz in Somalia wegen verschiedener Übergriffe gegen die dortige Bevölkerung 1993).
Nach dem Wahlsieg der Konservativen von 1984 wurde B. Mulroney Premierminister (bis 1993). 1985 schloss seine Regierung mit den USA ein Abkommen über die Modernisierung von NORAD.
1990 verweigerten einige Provinzen dem (bereits 1987 ausgehandelten) »Meech-Lake-Abkommen«, das Quebec einen Sonderstatus garantieren sollte, ihre Zustimmung. In einem Referendum am 26. 10. 1992 lehnte die Bevölkerung in Quebec, in fünf anglokanad. Provinzen und dem Yukon Territory den im August 1992 von den Regierungen des Bundes, der Provinz und Vertretern der Urbevölkerung vereinbarten Kompromiss zur Verfassungsreform (Charlottetown Accord) ab, der eine größere Selbstständigkeit der Provinz sowie die Stärkung der Rechte der Urbevölkerung vorsah und v. a. auch die nach Unabhängigkeit strebenden Frankokanadier durch die Anerkennung Quebecs als »besondere Gemeinschaft« integrieren sollte. Am 30. 10. 1992 unterzeichneten die Bundesregierung und Vertreter der Eskimo (Inuit) ein Abkommen über die Selbstverwaltung der Inuit, das u. a. gemäß der Einigung vom Dezember 1991 die Bildung eines eigenen Territoriums (»Nunavut«) im Osten der Northwest Territories bestimmte und eine Wiedergutmachung in Höhe von 580 Mio. kan$ zugestand; der eigentliche Vertrag über das Gebiet wurde im Mai 1993 geschlossen (am 1. 4. 1999 offizielle Konstituierung von »Nunavut« als selbstverwaltetes Territorium).
Angesichts schwindender Popularität der konservativen Bundesregierung infolge der anhaltenden Rezession trat Mulroney im Juni 1993 als Premierminister und Führer der Progressive Conservative Party zurück; seine Nachfolgerin wurde die bisherige Verteidigungsministerin Kim Campbell (* 1947). Trotz des Führungswechsels erlitten die Konservativen bei den Parlamentswahlen am 25. 10. 1993 eine schwere Niederlage (sie erhielten zwei von 295 Sitzen). Die Liberalen erreichten dagegen mit 41,6 % der Stimmen und 178 Sitzen die absolute Mehrheit und stellten mit J. Chrétien den Premierminister (durch Wahlen im Juni 1997 im Amt bestätigt). Große Gewinne verzeichneten auch der separatistische Bloc Québécois (Zusammenschluss der Bundesabgeordneten aus Quebec, 54 Sitze) und die rechtspopulistische Reform Party (gegründet 1987, 52 Sitze). Mit dem Wahlsieg des Parti Québécois unter Führung von Jacques Parizeau (* 1930) in der Provinz Quebec im September 1994 gewann der ungeklärte Verfassungskonflikt erneut an Bedeutung. Er gipfelte hier am 30. 10. 1995 in einem (nach 1980) zweiten Referendum zur Loslösung Quebecs von Kanada, das für den Verbleib bei Kanada die nur äußerst knappe Mehrheit von 50,6 % der abgegebenen Stimmen erbrachte; danach Rücktritt Parizeaus als Parteiführer und Regierungschef Quebecs, Amtsnachfolger wurde im Januar 1996 Lucien Bouchard (* 1938).
Am 1. 1. 1994 trat die von Kanada mit den USA unter Einschluss Mexikos gebildete Nordamerikanische Freihandelszone (NAFTA) in Kraft. 1995 eskalierte ein Fischereikonflikt zwischen Kanada und der EU, als die kanadische Küstenwache unter dem Vorwurf der Nichteinhaltung vereinbarter Fangmengen im März einen spanischen Trawler in internationalen Gewässern aufbrachte (Beilegung des »Heilbuttstreits« durch ein Abkommen vom April 1995). 1996 kam es auch mit den USA zu einem Fischereistreit (»Lachskrieg« um die Fangquoten vor Alaska); dieser konnte durch eine im Juni 1999 geschlossene Vereinbarung der beiden Staaten beendet werden. Zeitweilige wirtschaftliche Spannungen mit den USA ergaben sich zudem wegen der amerikanischen Sanktionspolitik gegen kanadische und andere ausländische Firmen in Kuba aufgrund des 1996 verabschiedeten US-amerikanischen Helms-Burton-Gesetzes.
Mit einer »Aussöhnungserklärung« entschuldigte sich die Bundesregierung am 7. 1. 1998 bei den Indianern, Métis und Inuit für das ihnen durch die europäischen Siedler zugefügte Unrecht und sicherte die Schaffung eines »Heilungsfonds« (mit etwa 250 Mio. kan$) zur Wiedergutmachung zu. Nach langen Verhandlungen einigten sich die kanadische Regierung und die in British Columbia ansässigen Nisga'a-Indianer 1998 über einen 1999/2000 von beiden Parlamentskammern gebilligten Landrechtsvertrag (Übergabe von etwa 2 000 km2 Land und Zahlung von 253 Mio. kan$ vorgesehen; innenpolitisch umstrittener Mustervertrag für Verhandlungen mit anderen Indianerstämmen).
Mit der im Juli 2000 vom Parlament verabschiedeten »Clarity Act« wurden Sezessionsbestrebungen von Provinzen (besonders Quebecs) enge Grenzen gesetzt (Grundsatz: »klare Mehrheit« für eine »klare Referendumsfrage«). Bei vorgezogenen Parlamentswahlen am 27. 11. 2000 sicherte sich die regierende Liberal Party mit 40,8 % der Stimmen (Erringung von 173 der 301 Abgeordnetensitze) erneut ihre absolute Mehrheit; Chrétien wurde damit als erster kanadischer Regierungschef nach dem Zweiten Weltkrieg zum dritten Mal hintereinander im Amt bestätigt.
Allgemeines, Geographie:
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Kạ|na|da; -s: Staat in Nordamerika.
Universal-Lexikon. 2012.