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Stein
Baustein; Ziegelstein; Klunker; Edelstein; Schmuckwerk; Schmuckstein; Spielfigur; Spielstein; Kern; Obstkern; Samenkern; Gestein; Felsgestein; Felstrümmer

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Stein [ʃtai̮n], der; -[e]s, -e:
1.
a) harte, feste mineralische Substanz:
der Fußboden, der Trog ist aus Stein.
Syn.: Gestein.
Zus.: Feuerstein, Kalkstein, Naturstein, Sandstein.
b) Stück Stein (1 a):
mit Steinen werfen.
Zus.: Kieselstein, Mosaikstein, Schotterstein.
c) für einen bestimmten Zweck aus Stein (1 a) hergestellter Gegenstand:
das Grab schmückte ein schlichter Stein; eine Mauer aus quaderförmigen Steinen; das Kernstück der Mühle ist der Stein.
Zus.: Baustein, Bordstein, Eckstein, Gedenkstein, Grabstein, Grenzstein, Grundstein, Mahlstein, Mauerstein, Mühlstein, Pflasterstein, Randstein, Taufstein, Wetzstein.
2. Edelstein:
ein Ring mit einem grünen, kostbaren, glitzernden Stein.
3. harter Kern (bestimmter Früchte):
die Aprikose hat einen flachen Stein; eine Dose Oliven ohne Stein[e].
Zus.: Aprikosenstein, Dattelstein, Kirschstein, Mangostein, Mirabellenstein, Nektarinenstein, Olivenstein, Pfirsichstein, Pflaumenstein, Zwetsch[g]enstein.
4. Figur beim Brettspiel:
den Stein in ein anderes Feld schieben.
Zus.: Dominostein, Halmastein, Mühlestein, Spielstein.

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Stein 〈m. 1
1. natürl. Gestein, Gesteinsstück (Kiesel\Stein, Sand\Stein)
2. künstl. Werkstoff mit dem natürl. Gestein ähnlichen Eigenschaften (Ziegel\Stein, Bau\Stein, Mauer\Stein)
3. Fels
4. Stück eines Minerals (Edel\Stein)
5. 〈kurz für〉 Edelstein, Grabstein, Gedenkstein, Spielstein (Domino\Stein)
6. 〈Bot.; bei Steinfrüchten〉 innerer, harter, den Samen umgebender Teil der Fruchtwand
7. 〈Biol.; in Hohlorganen〉 aus organ. Gerüsten u. gestaltlosen od. kristallisierten Salzen zusammengesinterte Bildungen (Blasen\Stein, Gallen\Stein, Nieren\Stein, Speichel\Stein)
● \Steine und Erden im Tage- od. Bergbau gewonnene Bodenschätze, die nicht zu Brennstoffen, Salzen od. Erzen zählen; über Stock und \Stein querfeldein, ohne Weg; der \Stein der Weisen 〈nach dem Glauben der Alchimisten〉 Wunderstein, der unedles Metall in Gold verwandelt; und damit glaubt er, den \Stein der Weisen gefunden zu haben 〈fig.〉 die Lösung des Problems ● den \Stein behauen; das könnte einen \Stein erbarmen, erweichen 〈fig.〉 das ist jammervoll, mitleiderregend; mir fällt ein \Stein vom Herzen ich bin sehr erleichtert; jmdm. \Steine statt Brot geben 〈fig.〉 ihm etwas geben, was ihm nicht hilft, hartherzig sein; (schöne) \Steine sammeln; einen \Stein schlagen, überspringen (im Spiel); einen \Stein auf jmdn. werfen 〈fig.〉 jmdn. verurteilen, ihn verdammen ● die Uhr hat 15 \Steine, läuft auf 15 \Steinen; echte, edle, künstliche, imitierte, schöne \Steine; wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten \Stein auf sie, ihn (nach Johannes 8,7) der verurteile sie, ihn, klage sie, ihn an; geschnittener, geschliffener \Stein; schwarzer, weißer \Stein (bei Brettspielen); der Weg ist voller \Steine ● beim Graben auf \Stein stoßen; keinen \Stein auf dem anderen lassen alles zerstören; eine Bank, ein Denkmal aus \Stein; ein Herz aus \Stein haben 〈fig.〉 hartherzig, mitleidslos sein; Funken aus einem \Stein schlagen; jmdm. die \Steine aus dem Weg räumen 〈fig.〉 alle Schwierigkeiten bei seinem Tun, Vorhaben für ihn beseitigen; eine Gestalt, Figur in \Stein hauen; den \Stein ins Rollen bringen 〈fig.〉 den Anstoß zu etwas geben, eine Sache, Entwicklung in Bewegung bringen; einen \Stein im Schuh haben; jmdm. \Steine in den Weg legen 〈fig.〉 sein Tun, Vorhaben behindern, erschweren; einen Weg mit \Steinen pflastern; zu \Stein werden versteinern; 〈fig.; umg.〉 eine eisige Miene aufsetzen, erstarren [<mhd., ahd. stein, got. stains; zu idg. *stai- „sich verdichten, gerinnen“]

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Stein , der; -[e]s, -e u. (als Maß- u. Mengenangabe:) - [mhd., ahd. stein, wohl eigtl. = der Harte]:
1.
a) <o. Pl.> feste mineralische Masse (die einen Teil der Erdkruste ausmacht):
hart wie S.;
ein Denkmal aus S.;
etw. in S. meißeln, hauen;
Ü er hat ein Herz aus S. (geh.; ist hartherzig, mitleidlos);
ihr Gesicht war zu S. geworden, zu S. erstarrt (geh.; hatte einen starren Ausdruck angenommen);
b) mehr od. weniger großes Stück Stein (1 a), Gesteinsstück, das sich in großer Zahl in u. auf der Erdoberfläche befindet:
runde, flache, spitze, dicke -e;
-e auflesen, sammeln;
mit -en werfen;
etw. mit einem S. beschweren;
nach dem langen Marsch schlief er wie ein S. (ugs. emotional; sehr fest);
R man könnte ebenso gut -en predigen (alle Worte, Ermahnungen o. Ä. treffen auf taube Ohren);
der S. der Weisen (geh.; die Lösung aller Rätsel, Probleme; alchemistenlat. lapis philosophorum [= arab. al-iksīr, Elixier], die wichtigste magische Substanz der ma. Alchemie, die Unedles edel machen sollte);
der S. des Anstoßes (geh.; die Ursache der Verärgerung; nach Jes. 8, 14 u. a.; vgl. Anstoß 4);
jmdm. fällt ein S. vom Herzen (jmd. ist sehr erleichtert über etw.);
der S. kommt ins Rollen (ugs.; eine [schon längere Zeit schwelende] Angelegenheit kommt in Gang);
es friert S. und Bein (ugs.; es herrscht strenger Frost; zu Bein 5, eigtl. wohl = es friert so sehr, dass der Frost sogar in Steine u. Knochen eindringt);
S. und Bein schwören (ugs.; etw. nachdrücklich versichern; zu Bein 5, viell. urspr. = beim steinernen Altar u. den Knochen eines Heiligen schwören);
den S. ins Rollen bringen (ugs.; eine [schon längere Zeit schwelende] Angelegenheit in Gang bringen);
jmdm. [die] -e aus dem Weg räumen (für jmdn. die Schwierigkeiten ausräumen);
jmdm. -e in den Weg legen (jmdm. bei einem Vorhaben o. Ä. Schwierigkeiten machen);
jmdm. -e geben statt Brot (geh.; jmdn. mit leeren [Trost]worten abspeisen, statt ihm wirklich zu helfen; nach Matth. 7, 9);
weinen, dass es einen S. erweichen könnte ([laut] heftig weinen);
den ersten S. auf jmdn. werfen (damit beginnen, einen anderen öffentlich anzuklagen, zu beschuldigen o. Ä.; nach Joh. 8, 7).
2. Baustein (verschiedener Art):
Steine (Ziegelsteine) brennen;
-e (Bruchsteine) brechen;
(im Bauw. als Maßangabe:) eine zwei S. starke Wand;
kein S. bleibt auf dem anderen (alles wird völlig zerstört; nach Matth. 24, 2);
keinen S. auf dem anderen lassen (etw. völlig zerstören).
3. Kurzf. von Schmuckstein (b), Edelstein:
ein echter S.;
die Uhr läuft auf 12 -en (Rubinen in den Lagern);
jmdm. fällt kein S. aus der Krone (Perle 1 a).
4. Kurzf. von Grabstein.
5. Kurzf. von Spielstein:
bei jmdm. einen S. im Brett haben (ugs.; jmds. besondere Gunst genießen; urspr. wohl = einen Spielstein bei bestimmten Brettspielen auf dem Felde des Gegners stehen haben [u. durch einen entsprechend geschickten Spielzug die Anerkennung des Gegners finden]).
6. hartschaliger Kern der Steinfrucht.
7. (Rasenkraftsport) Quader aus Metall, mit dem beim Steinstoßen gestoßen wird.
8. Konkrement (z. B. Gallenstein, Nierenstein).
9. (landsch.) Bierkrug.

* * *

I
Stein,
 
1) Bautechnik: fester Baustoff, oft als universell einsetzbares, kompaktes Formelement, das im massenhaften Verbau die gewünschte Gesamtgestalt eines Bauwerks ergibt. Steine werden nach Material beziehungsweise Herkunft (Naturstein, Kunststein, Betonstein, Gasbetonstein, Hüttenstein, Backstein, Kalksandstein) sowie nach Form und Funktion (Baustein, Mauerstein, Pflasterstein, Schlussstein, Binderstein, Läuferstein, Vollstein, Hohlblockstein) unterschieden. (Mauerwerk, Ziegel, Klinker)
 
 2) Geowissenschaften: natürlicher oder künstlicher, fester, harter, anorganischer oder organischer Körper, der aus einem einzigen Mineral, häufiger jedoch aus einem Mineralgemenge besteht (Gesteine).
 
 3) frühere deutsche Masseneinheit für Wolle, Flachs, Hanf, Tauwerk und Federn, 1 Stein = 10 Pfund = 4,985 kg (Bremen, für Federn und Wolle), 1 Stein = 22 Pfund = 10,288 kg (Leipzig), 1 Stein = 33 Pfund = 15,434 kg (Danzig).
 
 4) Medizin: Konkrement.
 
 5) Metallurgie: Gemisch aus Metallsulfiden bei der Gewinnung von Schwermetallen (Kupfer, Nickel) aus sulfidischen Erzen.
 
II
Stein,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Stein, Stadt im Landkreis Fürth, Bayern, 335 m über M., an der Rednitz im Mittelfränkischen Becken, 14 100 Einwohner; Sitz des Müttergenesungswerks; Freilandaquarium und Terrarium der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg; Herstellung von Schreib- und Zeichengeräten.
 
Geschichte:
 
Die 1296 erstmals urkundlich erwähnte Ortschaft wurde 1977 Stadt.
 
Literatur:
 
G. Hirschmann: S. Vom Industriestandort zur Stadt (21991).
 
 
 2) Stein [stɛi̯n], Gemeinde in der Provinz Limburg, Niederlande, am Julianakanal, 26 800 Einwohner; archäologisches Museum; Bekleidungs- und elektrotechnische Industrie; Kanalhafen.
 
 3) Stein, Bezeichnung im Kanton Schaffhausen, Schweiz, 31 km2, 4 900 Einwohner; Hauptort ist Stein am Rheinen
 
 4) Stein am Rhein, Hauptort des Bezirks Stein, Kanton Schaffhausen, Schweiz, 402 m über M., am rechten Ufer des Hochrheins nach dessen Austritt aus dem Bodensee, 3 000 Einwohner; Heimat- und Klostermuseum, Puppenmuseum; Apparatebau, Herstellung von Schuhen, Textilien und Kleinmöbeln; Ausflugsverkehr.
 
Stadtbild:
 
Mittelpunkt ist der Rathausplatz, dessen Randbebauung (v. a. 17./18. Jahrhundert) reichen Fassadenschmuck (Fresken und Erker) trägt; das Rathaus (1539-42) wurde 1745-46 und 1898-1900 umgebaut (Fassadenmalereien); in der Ratsstube Standesscheiben der Dreizehn alten Orte (1542). Die Klosterkirche (2. Hälfte des 11. Jahrhunderts), heute reformierte Stadtkirche, ist eine flach gedeckte Säulenbasilika, daran anschließend spätgotischer Kreuzgang (15.-16. Jahrhundert); in der ehemaligen Abtswohnung u. a. Festsaal mit Wandgemälden der Frührenaissance. Oberhalb der Stadt liegt die Burg Hohenklingen (12. Jahrhundert); im Ortsteil Burg spätröm. Kastell Tasgetium aus der Zeit Diokletians.
 
Geschichte:
 
Der als Marktort der Benediktinerabtei Sankt Georgen angelegte Ort (Marktrecht um 1015) wurde 1457 reichsfrei und schloss sich 1484 Zürich an. 1803 kam er zum Kanton Schaffhausen.
 
 5) Stein (AR), Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserrhoden, Schweiz, 814 m über M., östlich von Herisau, 1 400 Einwohner; Appenzeller Volkskundemuseum, Schaukäserei.
 
III
Stein,
 
1) Barthel, Geograph, * Brieg 1476/77, ✝ Breslau (?) 1521/22; nach heutiger Kenntnis der erste deutsche Hochschullehrer der Geographie (1509-11 in Wittenberg); ab 1511 lebte er in Breslau.
 
Ausgabe: Beschreibung von Schlesien und seiner Hauptstadt Breslau, 1512/13, herausgegeben von H. Markgraf (1902).
 
Literatur:
 
H. Beck: B. S.s Bedeutung für die dt. Landeskunde, in: Berichte zur dt. Landeskunde, Bd. 30 (1963).
 
 2) Charlotte Albertine Ernestine von, geboren von Schardt, Weimarer Hofdame, * Eisenach 25. 12. 1742, ✝ Weimar 6. 1. 1827; war ab 1764 Ȋ mit dem herzoglichen Stallmeister Friedrich Freiherr von Stein (✝ 1793); enges Freundschaftsverhältnis zu Goethe von 1775 bis zum Ende seiner ersten Italienreise 1788, das sein dichterisches Schaffen tief beeinflusste. Die Enttäuschung Steins über die Trennung fand ihren Niederschlag in ihrer (literarisch unbedeutenden) Tragödie »Dido« (entstanden 1794, herausgegeben 1867). Ihre Briefe an Goethe forderte sie zurück und verbrannte sie. Nur »Göthe's Briefe an Frau von Stein. ..« (3 Bände, herausgegeben 1848-51) blieben erhalten.
 
 
Literatur:
 
W. Hof: Goethe u. C. v. S. (Neuausg. 1979);
 D. Maurer: C. v. S. Ein Frauenleben der Goethezeit (1985);
 D. Maurer: C. v. S. Eine Biogr. (1997);
 I. M. Winter: Goethes C. v. S. (1992);
 J. Klauß: C. v. S. Die Frau in Goethes Nähe (Zürich 1995);
 H. Koopmann: Goethe und Frau v. S. Geschichte einer Liebe (2002).
 
 3) Edith, Ordensname Teresia Benedịcta a Cruce [- 'kruːtʃe], katholische Theologin und Philosophin, * Breslau 12. 10. 1891, ✝ (ermordet) im KZ Auschwitz vermutlich 9. 8. 1942; Tochter eines jüdischen Kaufmanns, Schülerin und Assistentin von E. Husserl, konvertierte 1922 zum Katholizismus, war 1922-31 Lehrerin am Dominikanerinnenkloster Sankt Magdalena in Speyer, 1932-33 Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. 1933 wurde sie Karmelitin (zuerst in Köln, seit 1938 in Echt in den Niederlanden). In ihrem postum veröffentlichten Werk »Endliches und ewiges Sein. Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins« (1950) entwickelte sie eine christliche Gotteslehre und Anthropologie, wobei sie das Denken Thomas von Aquinos mit der Phänomenologie Husserls zu verbinden suchte. - 1987 wurde sie selig, am 11. 10. 1998 heilig gesprochen (Tag: 9. 8.).
 
 
Weitere Werke: Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaft, in: Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung, Band 5 und 7 (1922-25); Eine Untersuchung über den Staat (1924); Das Ethos der Frauenberufe (1931); Welt und Person (herausgegeben 1962).
 
Ausgaben: Werke, herausgegeben von L. Gelber u. a., auf zahlreiche Bände berechnet (1950 ff.); Edith-Stein-Gesamtausgabe, herausgegeben von M. Linssen, auf 24 Bände berechnet (2000 ff.).
 
Literatur:
 
E. Endres: E. S. Christl. Philosophin u. jüd. Märtyrerin (21987);
 I. Moossen: Das unselige Leben der »seligen« E. S. Eine dokumentar. Biogr. (1987);
 M. Böckel: E. S. u. das Judentum (21991);
 H.-B. Gerl: Unerbittl. Licht. E. S. (1991);
 Andreas U. Müller: Grundzüge der Religionsphilosophie E. S.s (1993);
 Peter Schulz: E. S.s Theorie der Person. Von der Bewußtseinsphilosophie zur Geistmetaphysik (1994);
 R. Wimmer: Vier jüd. Philosophinnen. Rosa Luxemburg, Simone Weil, E. S., Hannah Arendt (Neuausg. 1996);
 W. Herbstrith: E. S. Etappen eines philosoph. Werdegangs (21997);
 
E. S. Leben, Philosophie, Vollendung, hg. v. L. Elders (1998).
 
 4) [staɪn], Gertrude, amerikanische Schriftstellerin, * Allegheny (Pennsylvania) 3. 2. 1874, ✝ Paris 27. 7. 1946; stammte aus wohlhabender Familie deutsch-jüdischer Herkunft, verlebte ihre Kindheit in Europa und Kalifornien; studierte an der Harvard University und der Johns Hopkins University Psychologie (bei W. James) und Medizin. 1902 ging sie nach Paris, wo sie ab 1912 mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas (* 1877, ✝ 1967) lebte (1942-44 in Südfrankreich). Ihr Salon wurde zum Treffpunkt von Malern der Moderne (u. a. P. Picasso, H. Matisse, G. Braque) und der Generation v. a. in Paris lebender amerikanischer Schriftsteller (u. a. E. Hemingway, J. Dos Passos, S. Anderson, F. S. Fitzgerald), für die in ihrem Umkreis die Bezeichnung Lostgeneration entstand und die sie literarisch beeinflusste. In ihrer experimentellen Prosa bemühte sie sich, unter Bezug auf die psychologischen Theorien von James und H. Bergson, um Darstellung der Wirklichkeit als kontinuierlichen Fluss des Bewusstseins; als Stilmittel dienten ihr dazu Auflösung erzählerischer und grammatischer Strukturen, Weglassung der Interpunktion, stetige Wiederholung von Satzfragmenten, assoziative Reihungen sowie die Reduktion der Sprache auf Klangwerte. Ihre sprachrhythmischen Fähigkeiten und die von ihr entwickelte Form der Porträterzählung werden in ihren Hauptwerken »Three lives« (1909; deutsch »Drei Leben«, Erzählungen) sowie in dem das Genre des Familienromans variierenden Erzählwerk »The making of Americans« (1925; deutsch) deutlich. »The autobiography of Alice B. Toklas« (1933; deutsch »Autobiographie von Alice B. Toklas«) demontiert die zitierte Gattung und stellt ihr eigenes Leben aus der Perspektive ihrer Lebensgefährtin dar. - Ihr umfangreiches Werk, zu dem auch Lyrik, Opernlibretti und Theaterstücke zählen, übt bis heute eine deutliche Wirkung auf Literatur und (nicht zuletzt feministische) Kritik aus.
 
Weitere Werke: Romane: Lucy Church, amiably (1930; deutsch Lucy Church Amiably); Ida (1941; deutsch); Brewsie and Willie (1946); Blood on the dining-room floor (herausgegeben 1948; deutsch Keine keiner); Things as they are (herausgegeben 1950).
 
Essays: Composition as explanation (1926); Lectures in America (1935; deutsch Was ist englische Literatur u. a. Vorlesungen in Amerika); Narration (1935; deutsch Erzählen); The geographical history of America or The relation of human nature to the human mind (1936; deutsch Die geographische Geschichte von Amerika oder Die Beziehung zwischen der menschlichen Natur und dem Geist des Menschen); Picasso (1938; deutsch); Paris France (1940; deutsch Paris, Frankreich).
 
Autobiographisches: Everybody's autobiography (1937; deutsch Jedermanns Autobiographie); Wars I have seen (1945; deutsch Kriege, die ich gesehen habe).
 
Lyrik: Tender buttons (1914; deutsch Zarte Knöpfe).
 
Stück: Saints and singing (entstanden 1922, gedruckt 1932, Uraufführung 1997).
 
Ausgaben: The unpublished writings, herausgegeben von C. van Vechten, 8 Bände (1951-58, Nachdruck 1969); Selected writings, herausgegeben von demselben (Neuausgabe 1972); Last operas and plays, herausgegeben von demselben (Neuausgabe 1995); Writings and lectures 1911-1945, herausgegeben von P. Meyerowitz (1967); The previously uncollected writings, herausgegeben von R. B. Haas, 2 Bände (31975-77); The Yale G. Stein, Selections, herausgegeben von R. Kostelanetz (1980); G. Stein advanced. An anthology of criticism, herausgegeben von demselben (1990); Operas and plays (1987).
 
Spinnwebzeit, Bee Time Vine u. a. Gedichte, herausgegeben von M. Beyer u. a. (1993).
 
Literatur:
 
N. Weinstein: G. S. and the literature of the modern consciousness (New York 1970);
 M. J. Hoffman: G. S. (Boston, Mass., 1976);
 J. Walker: The making of a modernist. G. S. from »Three lives« to »Tender buttons« (Amherst, Mass., 1984);
 
G. S., hg. v. H. Bloom (New York 1986);
 
G. S. Ein Leben in Bildern u. Texten, hg. v. R. Stendhal (Zürich 1989);
 A. Kramer: G. S. u. die dt. Avantgarde (1993);
 D. Souhami: Gertrude u. Alice. G. S. u. Alice B. Toklas (a. d. Engl., 1994);
 S. Sabin: G. S. (1996);
 G. Schiller: Symbol. Erfahrung u. Sprache im Werk von G. S. (1996).
 
 5) Gisela, Schauspielerin, * Swinemünde 2. 10. 1935; Engagements seit 1953 in Koblenz, Krefeld, Essen; 1960-79 an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, seit 1979 an den Münchner Kammerspielen; Darstellerin klassischer und moderner Charakterrollen; auch Fernsehauftritte.
 
 6) Heinrich Freiherr von, Philosoph, * Coburg 12. 2. 1857, ✝ Berlin 18. 6. 1887; war als Erzieher Siegfried Wagners Hausgenosse und Freund R. und Cosima Wagners, ab 1880 Privatdozent in Halle (Saale), ab 1884 in Berlin; entwarf in seinem Werk »Die Entstehung der Neueren Ästhetik« (1886) ein scharf umrissenes Bild der historischen und soziologischen Hintergründe der geistigen Kultur und ließ in ihm auch seine eigenen idealistischen ästhetischen Prinzipien deutlich werden: Die Kunst entspringe aus dem Außerordentlichen der Seele; ihre versöhnende Wirkung beruhe auf der Bereinigung der Gegensätze im Bewusstsein.
 
 7) Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum, Politiker, * Nassau 26. 10. 1757, ✝ Schloss Cappenberg (heute zu Selm) 29. 6. 1831; im Geist des Pietismus erzogen und der Tradition des Heiligen Römischen Reiches verbunden, studierte Stein 1773-77 in Göttingen Rechtswissenschaft, praktizierte dann am Reichskammergericht in Wetzlar und unternahm Studienreisen an die süddeutschen Fürstenhöfe, zum Reichstag nach Regensburg und zum Reichshofrat in Wien. 1780 trat er in den preußischen Staatsdienst ein, 1796 wurde er Oberpräsident der westfälischen Kammern, 1803 Oberkammerpräsident von Münster und Hamm. Die hier gesammelten Erfahrungen mit der ständischen Selbstverwaltung prägten ebenso wie die aus Studienzeiten herrührende und durch Reisen nach Großbritannien vertiefte Bewunderung der britischen Verfassung seine politischen Anschauungen. 1804 wurde Stein zum preußischen Finanz- und Wirtschaftsminister ernannt. Die von ihm ergriffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen dienten dazu, Preußen für den Kampf gegen Napoleon I. zu rüsten. Die Ersetzung der königlichen Kabinettsregierung durch eine moderne Ministerialregierung, die er in seiner Denkschrift von 1806 forderte, konnte er gegen das altpreußische Traditionsdenken nicht durchsetzen. Nach der preußischen Niederlage von Jena und Auerstedt lehnte er die Aufforderung, das Außenministerium zu übernehmen, aus Abneigung gegen die Kabinettsregierung ab und wurde von König Friedrich Wilhelm III. am 3. 1. 1807 entlassen. Auf seinem Gut in Nassau fasste Stein im Juni 1807 die Erkenntnisse seiner bisherigen politischen Tätigkeiten zusammen und legte sie in der »Nassauer Denkschrift« (eigentlicher Titel: »Über die zweckmäßige Bildung der obersten und der Provinzial-, Finanz- und Polizeibehörden in der preußischen Monarchie«) nieder. Hier forderte er für Provinzen, Kreise und Gemeinden die Selbstverwaltung, um eine Erneuerung Preußens durch die Beteiligung aller Bürger an der Mitgestaltung des Staatslebens zu erreichen.
 
Nach dem Frieden von Tilsit wurde Stein auf Drängen Napoleons am 10. 7. 1807 erneut als Staatsminister berufen und begann sofort mit der Durchführung der vorbereiteten »preußischen Reformen«: Das Edikt vom 9. 10. 1807 hob die bäuerliche Erbuntertänigkeit in ganz Preußen auf und beseitigte alle ständischen Beschränkungen; die Städteordnung vom 19. 11. 1808 führte die Selbstverwaltung ein; das Edikt vom 24. 11. 1808 schuf ein modernes Staatsministerium mit Fachressorts. Weitere Reformgesetze (Selbstverwaltung der Landgemeinden, Kreistage, Provinziallandtage) wurden vorbereitet, jedoch nicht mehr durchgeführt. Nachdem ein Brief, in dem Stein Aufstandspläne andeutete, den Franzosen in die Hände gefallen war, bat er im Interesse des preußischen Staates um seine Entlassung, die der König am 24. 11. 1808 bewilligte.
 
Von Napoleon geächtet, lebte Stein als Flüchtling in Brünn, Troppau und Prag, bis ihn Kaiser Alexander I. 1812 als Berater nach Russland rief. Nach Napoleons Niederlage im Russischen Feldzug von 1812 veranlasste er den Kaiser, den Kampf über die russische Grenze hinauszutragen. Im Januar 1813 ging er in russischem Auftrag nach Königsberg (heute Kaliningrad) und rief mit General L. Yorck von Wartenburg die ostpreußischen Stände zur Erhebung auf. Dann begab er sich zum preußischen König nach Breslau, wo er das preußisch-russische Bündnis initiierte, und wurde Präsident der vorläufigen Verwaltung der von französischer Herrschaft befreiten Gebiete (1813-14). Am Wiener Kongress 1814/15 nahm er nur als Vertrauensmann des russischen Kaisers teil. Er versuchte, den Gedanken eines deutschen Bundesstaats zu verwirklichen und kämpfte gegen die Wiederherstellung der alten politischen Verhältnisse. Seit 1818 lebte er zurückgezogen in Westfalen, wo er die ehemalige Abtei Cappenberg erworben hatte. 1819 regte er die Gründung der »Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde« an, die die Monumenta Germaniae Historica herauszugeben begann. Ab 1826 war er Marschall (Präsident) der ersten drei westfälischen Provinziallandtage.
 
 
Ausgaben: Briefe und amtliche Schriften, herausgegeben von W. Hubatsch, 10 Bände (1957-74); Ausgewählte politische Briefe und Denkschriften, herausgegeben von E. Botzenhart und G. Ipsen (21986).
 
Literatur:
 
G. Holmsten: Freiherr vom S. in Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten (1975);
 W. Hubatsch: S.-Studien (1975);
 F. Herre: Freiherr vom S. Sein Leben, seine Zeit (Neuausg. 1979);
 G. Ritter: S., eine polit. Biogr. (41981);
 A. Hartlieb von Wallthor: Der Freiherr v. S. u. Rußland (1992).
 
 8) Horst, Dirigent, * Elberfeld (heute zu Wuppertal) 2. 5. 1928; war nach Stationen in Wuppertal, Hamburg und Berlin (Ost) 1963-70 Generalmusikdirektor am Nationaltheater in Mannheim, 1970-71 1. Dirigent der Wiener Staatsoper, 1973-77 der Hamburg. Staatsoper, 1980-85 Chefdirigent des Orchestre de la Suisse Romande in Genf. 1985-96 leitete er die Bamberger Symphoniker, 1987-94 das Basler Sinfonie-Orchester.
 
 9) Johann Andreas, Klavier- und Orgelbauer, * Heidelsheim (heute zu Bruchsal) 6. 5. 1728, ✝ Augsburg 29. 2. 1792; arbeitete 1748/49 für J. A. Silbermann und ließ sich 1751 in Augsburg nieder, wo er 1755-57 mit seinem Bruder Johann Heinrich Stein (* 1735, ✝ 1767) die Orgel der Barfüßerkirche baute. Danach war er fast ausschließlich als Klavierbauer tätig. Seine Instrumente wurden namentlich von W. A. Mozart als die besten seiner Zeit geschätzt. Stein entwickelte um 1770 die lange Zeit gebräuchliche »deutsche« oder »Wiener Mechanik« des Klaviers. Seine Werkstatt wurde von seinen Kindern Nanette (Streicher, Johann Andreas), Matthäus Stein (* 1776, ✝ 1842) und dessen Sohn Karl Andreas Stein (* 1797, ✝ 1863) zunächst in Augsburg, ab 1794 in Wien weitergeführt.
 
 10) Lorenz von (seit 1868), Staatsrechtler und Sozialwissenschaftler, * Borby (heute zu Eckernförde) 15. 11. 1815, ✝ Weidlingau (heute zu Wien) 23. 9. 1890; wurde 1846 Professor in Kiel, 1855 in Wien. An J. G. Fichte und G. W. F. Hegel geschult, erkannte er noch vor K. Marx die volle Bedeutung der sozialen Frage in der industriellen Gesellschaft. Stein verkörperte als einer der Letzten die Einheit volkswirtschaftlicher und staatsrechtlicher Betrachtung. Seine Verwaltungslehre enthält konstruktive, heute noch bedeutsame Ideen zur Problematik des modernen Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialstaats.
 
Werke: Der Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs (1842); Geschichte der socialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage, 3 Bände (1850); System der Staatswissenschaft, 2 Bände (1852-56); Lehrbuch der Volkswirthschaft (1858); Lehrbuch der Finanzwissenschaft (1860); Die Verwaltungslehre, 8 Bände (1865-84); Die Entwicklung der Staatswissenschaft bei den Griechen (1879); Die Frau auf dem socialen Gebiete (1880).
 
Literatur:
 
P. Vogel: Hegels Gesellschaftsbegriff u. seine geschichtl. Fortbildung durch L. S., Marx, Engels u. Lassalle (1925, Nachdr. Vaduz 1978);
 D. Blasius: L. v. S. Grundl. u. Struktur seiner polit. Ideenwelt (1970);
 
Staat u. Gesellschaft. Studium über L. v. S., hg. v. R. Schnur (1978);
 K. H. Fischer: Die Wiss. der Gesellschaft. Gesellschaftsanalyse u. Geschichtsphilosophie des L. v. S.. .. (1990);
 
L. v. S. 1890-1990, hg. v. A. von Mutius (1992).
 
 11) [staɪn], Sir (seit 1912) Mark Aurel, britischer Archäologe und Asienforscher, * Budapest 26. 11. 1862, ✝ Kabul 26. 10. 1943; gehörte zu den maßgeblichen Erforschern Innerasiens. Auf drei großen Expeditionen (1900-01, 1906-08, 1913-16) besuchte er die Ruinenfelder in Ostturkestan (Ausgrabungen in Hotan) und verfolgte die alten Handelsstraßen.
 
Werke: Ancient Khotan, 2 Bände (1907); Ruins of desert Cathay, 2 Bände (1912); Serindia, 5 Bände (1921); Innermost Asia, 4 Bände (1928); Old routes of western Īrān (1940).
 
 12) Peter, Regisseur und Theaterleiter, * Berlin 1. 10. 1937; hatte 1967 in München mit »Gerettet« von E. Bond seine erste und Aufsehen erregende Inszenierung; setzte sich für eine »demokratische Praxis« am Theater (kollektive, wählbare Führung, Beteiligung des Ensembles an der Spielgestaltung) ein; seit 1970 Regisseur der Berliner Schaubühne, deren künstlerischer Leiter er 1970-85 war; 1992-97 war er Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele. - Weitere bedeutende Inszenierungen: u. a. H. von Kleists »Prinz von Homburg« (1972); »Sommergäste« (nach M. Gorkij, 1974; Film 1976); »Trilogie des Wiedersehens« (1978; Film 1978), »Groß und Klein« (1978; Film 1980) und »Der Park« (1984) von B. Strauss; die »Orestie« des Aischylos (1980); »Klassen-Feind« von N. Williams (1981; Film 1982); A. P. Tschechows »Drei Schwestern« (1984) und »Der Kirschgarten« (1989); »Roberto Zucco« von B.-M. Koltès (1990); »Libussa« von F. Grillparzer (1997); J. W. von Goethes »Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil« (2000). - Stein erhielt 1988 den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main.
 
 13) [staɪn], William Howard, amerikanischer Biochemiker, * New York 25. 6. 1911, ✝ ebenda 2. 2. 1980; ab 1938 Professor am Rockefeller Institute of Medical Research in New York; arbeitete v. a. über Proteine. Stein erhielt mit C. B. Anfinsen und S. Moore für gemeinsame Forschungsarbeiten zur Aufklärung der molekularen Struktur und der Funktion des Enzyms Ribonuklease 1972 den Nobelpreis für Chemie.

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Stein, der; -[e]s, -e u. (als Maß- u. Mengenangabe:) - [mhd., ahd. stein, wohl eigtl. = der Harte]: 1. a) <o. Pl.> feste mineralische Masse (die einen Teil der Erdkruste ausmacht): hart wie S.; ein Denkmal aus S.; etw. in S. meißeln, hauen; Ü er hat ein Herz aus S. (geh.; ist hartherzig, mitleidlos); ihr Gesicht war zu S. geworden, zu S. erstarrt (geh.; hatte einen starren Ausdruck angenommen); In seinem Gesicht war das Entsetzen zu S. geworden (Apitz, Wölfe 143); b) mehr od. weniger großes Stück ↑Stein (1 a), Gesteinsstück, das sich in großer Zahl in u. auf der Erdoberfläche befindet: runde, flache, spitze, dicke -e; ihm flog ein S. an den Kopf; Sand und -e wirbeln aus der Kuhle, die immer tiefer wird (Imog, Wurliblume 45); Du hältst am dritten Tag vor meiner Tür, oder du karrst am vierten Dreck und -e im Oderbruch (B. Frank, Tage 106); -e auflesen, sammeln; er hatte einen S. im Schuh; „Erkälte dich nicht auf den kalten -en“, sagte er (Böll, Erzählungen 112); mit -en werfen; etw. mit einem S. beschweren; der Acker ist voller -e; nach dem langen Marsch schlief er wie ein S. (ugs. emotional; sehr fest); R man könnte ebenso gut -en predigen (alle Worte, Ermahnungen o. Ä. treffen auf taube Ohren); *der S. der Weisen (geh.; die Lösung aller Rätsel, Probleme; alchemistenlat. lapis philosophorum [= arab. al-iksīr, ↑Elixier], die wichtigste magische Substanz der ma. Alchemie, die Unedles edel machen sollte); der S. des Anstoßes (geh.; die Ursache der Verärgerung; nach Jes. 8, 14 u. a.; vgl. ↑Anstoß 4): Carepakete, neuester S. des Anstoßes für den Hartl. Viele davon gingen an altbekannte Adressen (Kühn, Zeit 401); jmdm. fällt ein S. vom Herzen (jmd. ist sehr erleichtert über etw.): Irgendwann ist er dann abgetorkelt Richtung Heimat, mir fiel ein S. vom Herzen (Eppendorfer, St. Pauli 136); der S. kommt ins Rollen (ugs.; eine [schon längere Zeit schwelende] Angelegenheit kommt in Gang); es friert S. und Bein (ugs.; es herrscht strenger Frost; zu ↑Bein 5, eigtl. wohl = es friert so sehr, dass der Frost sogar in Steine u. Knochen eindringt); S. und Bein schwören (ugs.; etw. nachdrücklich versichern; zu ↑Bein 5, viell. urspr. = beim steinernen Altar u. den Knochen eines Heiligen schwören); den S. ins Rollen bringen (ugs.; eine [schon längere Zeit schwelende] Angelegenheit in Gang bringen): Die Invasion, der 20. Juli, der Zusammenbruch der Mittelfront und die Paulus-Erklärung hatten den S. ins Rollen gebracht (Leonhard, Revolution 264); jmdm. [die] -e aus dem Weg räumen (für jmdn. die Schwierigkeiten ausräumen); jmdm. -e in den Weg legen (jmdm. bei einem Vorhaben o. Ä. Schwierigkeiten machen): Es wurde einmal am Familientisch das Schicksal eines Bekannten beklagt, dem die bösen Linken wegen seiner Nazivergangenheit ... -e in den Weg seiner Karriere gelegt hätten (Zorn, Mars 46); jmdm. -e geben statt Brot (geh.; jmdn. mit leeren [Trost]worten abspeisen, statt ihm wirklich zu helfen; nach Matth. 7, 9); weinen, dass es einen S. erweichen könnte ([laut] heftig weinen); den ersten S. auf jmdn. werfen (damit beginnen, einen anderen öffentlich anzuklagen, zu beschuldigen o. Ä.; nach Joh. 8, 7); jmdm. einen S. in den Garten werfen (ugs.; 1. jmdm. Schaden zufügen. 2. scherzh.; jmdm. eine Gefälligkeit erwidern; eigtl. = aus jmds. Garten durch einen Steinwurf die Saat wegfressende Vögel vertreiben). 2. Baustein (verschiedener Art): -e abladen, aufschichten; -e (Ziegelsteine) brennen; -e (Bruchsteine) brechen; Entgegen allen Zusicherungen soll der Nordtrakt des Zürcher Hauptbahnhofs nicht S. um S. in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt ... werden (NZZ 30. 8. 86, 29); (im Bauw. als Maßangabe:) eine zwei S. starke Wand; *kein S. bleibt auf dem anderen (es wird alles völlig zerstört; nach Matth. 24, 2); *keinen S. auf dem anderen lassen (etw. völlig zerstören). 3. kurz für ↑Edelstein, ↑Schmuckstein: ein echter S.; ein geschnittener S. (Gemme, Glypte); Der S. auf ihrer Hand funkelte in der Dämmerung (Remarque, Triomphe 143); Sie (= die Uhr) ist weder aus Gold noch aus Silber, aber sie hat vierzehn -e (Rubine in den Lagern; Erné, Fahrgäste 46); die Uhr läuft auf 12 -en (Rubinen in den Lagern); *jmdm. fällt kein S. aus der Krone (↑Perle 1 a). 4. kurz für ↑Grabstein: Claire stellte die grüne Plastekanne auf Totzkes S., sah zu den beiden Friedhofsarbeitern hinüber (-ky, Blut 25). 5. kurz für ↑Spielstein: *bei jmdm. einen S. im Brett haben (ugs.; jmds. besondere Gunst genießen; urspr. wohl = einen Spielstein bei bestimmten Brettspielen auf dem Felde des Gegners stehen haben [u. durch einen entsprechend geschickten Spielzug die Anerkennung des Gegners finden]): Der Unterscharführer war ein lustiger Mensch, und ich hab', wie man so sagt, ein S. im Brett gehabt bei ihm (M. Walser, Eiche 81). 6. hartschaliger Kern der Steinfrucht: die -e der Kirschen, Zwetschen, Aprikosen; einen S. verschlucken; er spuckte die -e auf den Boden. 7. (Rasenkraftsport) Quader aus Metall, mit dem beim Steinstoßen gestoßen wird. 8. Konkrement (z. B. Gallenstein, Nierenstein): -e bilden sich, gehen ab; sie hat -e in der Galle. 9. (landsch.) Bierkrug: auf dem Schanktisch stehen die -e aufgereiht; (als Maßangabe:) der 22-Jährige ... stemmte zwischen 20 und 24 Uhr ... 20 „Stein“ Bier (MM 3. 10. 70, 14).

Universal-Lexikon. 2012.