Ba|ha|mas <Pl.>:
Inselstaat im Karibischen Meer.
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Bahamas,
Fläche: 13 939 km2
Einwohner: (2000) 295 000
Hauptstadt: Nassau
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 10. 7.
Zeitzone: 600 Nassau = 1200 MEZ
amtlich englisch The Commonwealth of the Bahamas [ȓə'kɔmənwelθ ɔv ȓə bə'hɑːməz], Inselstaat im Atlantischen Ozean nordöstlich von Kuba, umfasst eine Gruppe von etwa 700 Inseln (Bahamainseln), nur 29 davon bewohnt, und 2 400 Riffen (Cays) mit einer Landfläche von 13 939 km2, (2000) 295 000 Einwohner, Hauptstadt ist Nassau auf der Insel New Providence. Amtssprache: Englisch. Währung: 1 Bahama-Dollar (B$) = 100 Cents (c). Zeitzone: Eastern Standard Time (600 in Nassau = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Nach der Verfassung vom 10. 7. 1973 sind die Bahamas eine parlamentarische Monarchie im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der britische Monarch, der sich durch einen von ihm ernannten Generalgouverneur vertreten lässt. Die regelmäßig auf fünf Jahre bestellte Legislative besteht aus dem Senat (16 Mitglieder, vom Generalgouverneur nach verschiedenen Vorschlägen ernannt) und dem Abgeordnetenhaus (49 Abgeordnete, direkt gewählt). Die Exekutive liegt bei der Regierung unter Vorsitz des vom Generalgouverneur ernannten Premierministers.
Parteien:
Die Bahamas haben ein Mehrparteiensystem, das v. a. vom Free National Movement (Freie Nationale Bewegung; FNM) und der Progressive Liberal Party (Progressive Liberale Partei; PLP) repräsentiert wird.
Dachverband der nach britischem Vorbild gegliederten Gewerkschaften ist der Commonwealth of the Bahamas Trade Union Congress (CBTUC).
Das Wappen (seit 1971) erinnert mit der Abbildung der Santa Maria an die Landung von C. Kolumbus am 12. 10. 1492, darüber im blauen Schildhaupt eine Halbsonne. Über dem Schild befinden sich Königshelm (Symbol für die Staatsgewalt), Muschel und Palmwedelbündel. Den Schild halten ein Schwertfisch (Marlin) und ein Flamingo; sie stehen teils auf (stilisiertem) Wasser, teils auf Sumpfland. Wahlspruch: Gemeinsam voran, aufwärts, vorwärts.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 10. 7., zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1973.
Das Land ist in 21 Distrikte gegliedert.
Das Recht entspricht britischem Vorbild. Die Judikative besteht aus einem Obersten Gerichtshof und einem Appellationsgericht, Berufungsinstanz in Verfassungsfragen ist der königliche Privy Council in London; auf unterer Ebene entscheiden Magistratsgerichte.
Die Bahamas unterhalten keine regulären Truppen. Neben den Polizeikräften (etwa 2 600 Mann) steht v. a. für den Kampf gegen den illegalen Drogenhandel die paramilitärische Küstenwache mit 870 Mann und zehn Küstenwachbooten zur Verfügung.
Landesnatur und Bevölkerung:
Die Inseln erstrecken sich über rd. 1 000 km in einem Bogen von der Südostküste Floridas bis zur Nordwestküste Hispaniolas. Sie sind größtenteils aus tertiären und quartären Kalken aufgebaut und bilden meist lang gestreckte, flache (meist unter 30 m, maximal bis 122 m über dem Meeresspiegel), von Korallenriffen umgebene Inseln, die die höchsten Erhebungen der aus großer Meerestiefe (3 000 bis 4 000 m) aufragenden untermeerischen Gebirge (Große und Kleine Bahamabank) darstellen. Zentrum des Archipels ist New Providence, die anderen Inseln werden als Family Islands, früher Out Islands, bezeichnet. Im Norden liegen Grand Bahama und Abaco auf der Kleinen Bahamabank, während New Providence, Eleuthera, Andros u. a. der Großen Bahamabank aufsitzen. Zu den im Süden durch Meerespassagen getrennten Inseln gehören Acklins Island und Great Inagua.
Klima und Vegetation:
Das Klima ist ozeanisch-subtropisch und wird durch die ausgleichende Wirkung von Golfstrom und Passatwinden geprägt. Bei Temperaturen von 20 ºC (Winter) bis 30 ºC (Sommer) beträgt der jährliche Niederschlag etwa 1 200 mm (Nassau). Er fällt zumeist in der Regenzeit (Juni bis November), in der auch tropische Wirbelstürme auftreten können. Die Vegetation besteht überwiegend aus Busch- und Grasland, auf Grand Bahama, Abaco und Andros auch aus karibischen Kiefernwäldern.
Die Bevölkerung hat sich seit den 60er-Jahren verdoppelt. 72 % der Einwohner sind Schwarze, 14 % Mulatten und 12 % Weiße. Es gibt zahlreiche haitianische und kubanische Zuwanderer.
Über 94 % der Bevölkerung sind Christen (1992); rd. 21 % gehören der anglikanischen, rd. 17 % der katholischen Kirche (Bistum Nassau) an, die übrigen 56 % verschiedenen protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (darunter über 67 000 Baptisten und rd. 16 000 Methodisten). Unter den kleineren protestantischen Kirchen sind v. a. die Pfingstkirchen (u. a. die Church of God) stark im Wachsen begriffen. Daneben bestehen je eine kleine jüdische und islamische Gemeinde. Darüber hinaus gibt es Anhänger afroamerikanischer Religionen (Wodu).
Das Bildungssystem folgt britischem Vorbild. Allgemeine Schulpflicht besteht im Alter von 5 bis 14 Jahren. Die Analphabetenquote beträgt 4,2 %. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung befindet sich in der Schulausbildung. Schulen aller Stufen bis zur Hochschule (»College of the Bahamas«) werden vom Staat und von freien Trägern betrieben, der Unterricht an staatlichen Schulen ist gebührenfrei. Neben einer technischen Fachschule bestehen zwei Lehrerbildungsinstitute. Viele Studenten studieren im Ausland, überwiegend in den USA.
Presse:In Nassau erscheinen die Tageszeitungen »The Nassau Guardian« (gegründet 1844), »Nassau Daily Tribune« (gegründet 1903) und die »Freeport News« (gegründet 1961). - Die regierungseigene, aber kommerziell geführte »Broadcasting Corporation of the Bahamas/BCB« (Sitz: Nassau, gegründet 1936) verbreitet ein landesweites (Radio Bahamas) und zwei regionale Hörfunkprogramme (New Providence Service, Northern Service) sowie seit 1977 ein Fernsehprogramm für Nassau, New Providence und Central Bahamas. Freeport verfügt über einen Kabelnetzanschluss.
Wirtschaft und Verkehr:
Die Wirtschaft der Bahamas beruht zu 85 % auf dem Dienstleistungssektor (Tourismus, internationaler Finanzplatz, v. a. für Off-shore-Märkte). Mit einem Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1994) 11 790 US-$ zählt die Inselgruppe zu den wohlhabenderen Staaten Lateinamerikas. Aufgrund der weitgehenden Steuerfreiheit (keine Einkommens-, Vermögens-, Kapitalertrags- und Erbschaftssteuer) und der vorteilhaften Bankgesetze siedelten sich zahlreiche Unternehmen, v. a. amerikanische Investment- und Treuhandgesellschaften, sowie Banken an. 1994 waren 404 Bankinstitute auf den Bahamas eingetragen. Mit einem Anteil von 10 % ist Nassau damit der drittgrößte Eurodollarmarkt der Welt. Die Bahamas führen auch das drittgrößte offene Schiffsregister der Welt (1993: 34 Mrd. BRT).
Die Landwirtschaft spielt eine nur untergeordnete Rolle. Wegen der geringen Bodenfruchtbarkeit wird der Anbau von Gemüse, Bananen, Zitrusfrüchten, Ananas, Papayas, Mangos, aber auch die Kleinviehhaltung meist nur von kleinbäuerlichen Familienbetrieben betrieben, die sich selbst oder den lokalen Markt versorgen. Auf Eleuthera und anderen nördlichen Inseln gibt es einige moderne Gemüse- und Obstplantagen (Export von Tropenfrüchten) sowie Milch- und Geflügelfarmen. 80 % der Nahrungsmittel müssen importiert werden.
Zum Schutz der nationalen Fischerei hat die Regierung 1977 eine ausschließliche Fischereizone von 200 sm ausgewiesen. 1992 wurden etwa 10 000 t Fisch angelandet, davon 8 000 t Langusten (Export vornehmlich in die USA).
Das Industriezentrum der Bahamas liegt in der 1955 geschaffenen Industriezone von Freeport (Grand Bahama). Dort sind durch ausländische Investitionen kapitalintensive Betriebe entstanden, wie eine Erdölraffinerie (seit 1970), eine Zementfabrik, pharmazeutische und Elektrobetriebe; daneben gibt es Holzverarbeitung, Konservenfabriken und Getränkehersteller (Rum, Bier). Anfang der 90er-Jahre wurde auch ein Hightech-Industriepark eingerichtet. Kleinere Industriebetriebe finden sich auf New Providence. Auf Grand Inagua und Long Island wird Meersalz gewonnen; der Aragonitabbau auf Sandy Clay sank Anfang der 90er-Jahre zur Bedeutungslosigkeit herab.
Wichtigster, aber krisenanfälliger Wirtschaftssektor ist der Tourismus, in dem rd. 31 % der Bevölkerung tätig sind. 1993 besuchten 3,7 Mio. Gäste die Inseln, davon allerdings über 60 % Kreuzfahrtpassagiere. Bedeutende Urlaubsziele sind v. a. die Inseln New Providence und Grand Bahama; die Regierung bemüht sich in jüngster Zeit um eine Förderung des Tourismus auf den anderen Family Islands.
Die Einfuhr übersteigt seit Jahren die Ausfuhr; dieses Handelsdefizit wird aber durch den Tourismus und Reexport von Erdöl ausgeglichen. Haupteinfuhrgüter sind Erdöl, Lebensmittel, Maschinen und Chemikalien; Ausfuhrgüter v. a. Fisch, Erdölderivate und Kosmetika. Über 60 % des Handels werden mit den USA abgewickelt; aus Saudi-Arabien stammen (1991) 37 % der Importe (Erdöl).
Verkehr:
Die Bahamas haben auf New Providence, wo 90 % der Fahrzeuge gemeldet sind, und den größeren Family Islands ein gut ausgebautes Straßennetz. Tiefseehäfen sind Nassau, Freeport (größte Ölbunkeranlage der westlichen Welt) und Matthew Town (Salzausfuhr). Nassau und Freeport verfügen über internationale Flughäfen; auf den anderen Inseln gibt es etwa 50 kleinere Flughäfen und Pisten.
Am 12. 10. 1492 betrat C. Kolumbus auf einer der Bahamainseln erstmals amerikanischen Boden; er nahm einige dieser Inseln für Spanien in Besitz. Im 17. Jahrhundert ließen sich auf den Inseln Freibeuter nieder; 1648 begann die Besiedlung durch britische Kolonisten. 1718 wurden die Bahamas Kronkolonie; sie dienten der Plantagenwirtschaft und als Handelsplatz.
1940 verpachtete die britische Regierung Teile der Bahamas als Militärstützpunkte an die USA. 1964 gewann die Inselgruppe innere Autonomie, am 10. 7. 1973 die Unabhängigkeit. Stärkste Partei war jahrzehntelang die PLP, seit 1967 mit L. O. Pindling als Ministerpräsident 1992 gewann erstmals das bis dahin oppositionelle FNM die Parlamentswahlen (ebenso 1997), Ministerpräsident ist seitdem sein Vorsitzender H. A. Ingraham.
H. Blume: Die Westind. Inseln (1968, mit Bibliogr.);
P. Albury: The story of the B. (London 1975);
P. J. H. Barratt: Grand Bahama (London 1982);
M. P. Obst: B. (1983);
F. Ungefehr: Tourismus u. Offshore-Banking auf den B. (1988);
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Ba|ha|mas <Pl.>: Inselstaat im Karibischen Meer.
Universal-Lexikon. 2012.