Wẹrner,
1) Abraham Gottlob, Mineraloge und Geologe, * Wehrau (bei Bunzlau) 25. 9. 1749, ✝ Dresden 30. 6. 1817; war 1775-1817 Inspektor der Mineraliensammlung und bedeutender Lehrer der Mineralogie und Bergbaukunde an der Bergakademie Freiberg; begründete die systematische Mineralbeschreibung und das nach ihm benannte Mineralsystem sowie eine geologische Formationskunde. Die Trennung der Wissensgebiete Oryktognosie (Mineralogie) und Geognosie (Gesteinskunde und Geologie) geht im Wesentlichen auf ihn zurück. Werner war der konsequenteste Vertreter des von ihm weiterentwickelten Neptunismus.
M. Guntau: A. G. W. (ebd. 1984).
2) Alfred, schweizerischer Chemiker elsässischer Herkunft, * Mülhausen 12. 12. 1866, ✝ Zürich 15. 11. 1919; war ab 1893 Professor in Zürich. Werner schuf mit seinen Arbeiten über die Bindung von Atomen in Molekülen die Grundlagen der Koordinationslehre. Er begründete damit gleichzeitig die Stereochemie der anorganischen Verbindungen. Für diese Arbeiten erhielt er 1913 den Nobelpreis für Chemie.
3) Anton von, Maler, * Frankfurt (Oder) 9. 5. 1843, ✝ Berlin 4. 1. 1915; wurde 1873 Professor, 1875 Direktor der als »Hochschule der bildenden Künste« neu eingerichteten Lehranstalt der Akademie in Berlin. Er begann mit Illustrationen, besonders zu Werken von J. V. von Scheffel, und wurde der bevorzugte Maler des Kaiserreichs, aus dessen jüngster Geschichte er Schlachten, Staatsereignisse (»Kaiserproklamation in Versailles«, einzig erhaltene Fassung 1885; Schloss Friedrichsruh, Bismarck-Museum) und Hoffestlichkeiten in effektvoll-realistischen Gemälden darstellte. Seine ablehnende Haltung gegenüber der modernen zeitgenössischen Kunst (1892 Schließung der E.-Munch-Ausstellung) führte zur Gründung der Berliner Sezession.
D. Bartmann: A. v. W. (1985);
A. v. W., Akademiedirektor. Dokumente. .., bearb. v. D. Schenk (1993);
A. v. W. Gesch. in Bildern, hg. v. D. Bartmann, Ausst.-Kat. Berlin-Museum (21997).
4) Friedrich Ludwig Zacharias, Schriftsteller, * Königsberg (heute Kaliningrad) 18. 11. 1768, ✝ Wien 17. 1. 1823; ging 1793 als preußischer Beamter u. a. nach Warschau, wo er mit J. E. Hitzig und E. T. A. Hoffmann befreundet war; 1805-07 als kleiner Beamter in Berlin. Nach dem Scheitern seiner dritten Ehe führte ihn ein unstetes Wanderleben durch ganz Europa, u. a. nach Weimar in die Nähe Goethes und nach Coppet zu Madame de Staël. 1810 trat er in Rom zur katholischen Kirche über, studierte Theologie und wurde 1814 zum Priester geweiht; danach wirkte er erfolgreich als Prediger, vorwiegend in Wien. - Schon sein erstes, die Tragödie des Templerordens behandelndes Drama (»Die Söhne des Thales«, 2 Teile, 1803/1804) löst die strenge dramatische Kunstform in eine lose, opernhafte Bilderfolge auf, in der von Schiller beeinflusste theatralische Effekte und mystisch-allegorischer Tiefsinn verbunden sind. Die Gedankenwelt J. Böhmes, später die F. D. Schleiermachers und Novalis' haben Spuren in den mystisch-religiösen Geschichtsdramen hinterlassen (»Das Kreuz an der Ostsee«, 1806, über den Kampf der christlichen Ordensritter; weiterhin u. a. »Martin Luther, oder Die Weihe der Kraft«, 1807; »Attila, König der Hunnen«, 1808). Folgenreich wurde sein einziger Versuch einer straff angelegten Tragödie »Der vierundzwanzigste Februar« (1809, von Goethe uraufgeführt, gedruckt 1810, erweitert 1815), in der er das Vorbild für die Schicksalstragödie (Tragödie) schuf. Nach seiner Konversion verwarf er seine vorangegangenen Dramen und verfasste nur noch wenige, rein kirchlich-religiöse Stücke.
Ausgaben: Schrr., 15 Bände (1840-41); Briefe des Dichters, herausgegeben von O. Floeck, 2 Bände (1914); Tagebuch des Dichters, herausgegeben von demselben, 2 Bände (1939-40); Dramen, herausgegeben von P. Kluckhohn (1937, Nachdruck 1967).
G. Kozielek: Das dramat. Werk Z. W.s (ebd. 1967).
5) Heinz, deutsch-amerikanischer Psychologe, * Wien 11. 2. 1890, ✝ Worcester (Massachusetts) 14. 5. 1964; wurde 1917 Assistent W. Sterns in Hamburg und lehrte dort (seit 1926 als Professor) bis 1933. Werner emigrierte über die Niederlande in die USA. Er lehrte an verschiedenen Institutionen in Michigan, Cambridge (Massachusetts) und Brooklyn (N. Y.); 1947-60 war er Professor an der Clark University in Worcester (Massachusetts). Werner gilt als Mitbegründer einer allgemeinen Entwicklungspsychologie, die Entwicklungsvorgänge aus verschiedenen Gebieten (z. B. Wahrnehmung, Kinderpsychologie, Psychopathologie) vergleichend in Beziehung setzt. Werner beschrieb Entwicklung als Prozess fortschreitender Differenzierung bei gleichzeitiger Zentralisierung (»orthogenetisches Gesetz«). Thematische Schwerpunkte in Werners Werk bilden Ästhetik, Wahrnehmung und Sprache.
Werk: Einführung in die Entwicklungspsychologie (1926).
6) Ilse Charlotte, eigentlich Stịll, Schauspielerin, * Batavia (heute Jakarta) 11. 7. 1921; war 1936/37 am Theater in der Josefstadt in Wien, ab 1938 Film- und Rundfunktätigkeit, später auch beim Fernsehen; wurde besonders mit ihren »gepfiffenen« Schlagern populär.
7) Johannes, latinisiert Vernerus, Mathematiker und Astronom, * Nürnberg 14. 2. 1468, ✝ ebenda Mai (?) 1522; war ab 1498 Pfarrer in Nürnberg. Seine bedeutendste Leistung war die Fortentwicklung der sphärischen Trigonometrie, die auch für seine astronomischen und geographischen Beobachtungen von Interesse war. Insbesondere entwickelte er ein Verfahren, mit dem er ein Produkt zweier Sinuswerte als Differenz von Kosinuswerten berechnen konnte. 1514 verfasste er ein Manuskript zur sphärischen Trigonometrie und 1522 geometrischen Abhandlungen u. a. über Kugelschnitte; außerdem kommentierte er das erste Buch der »Geographia« des C. Ptolemäus.
H. Kressel in: Mitt. des Vereins für Gesch. der Stadt Nürnberg, Bd. 52 (1963/64).
8) Joseph, der Jüngere, Maler, getauft Bern 22. 7. 1637, ✝ ebenda (?) 1710; Schüler von M. Merian in Frankfurt am Main, studierte in Rom (A. Sacchi, C. Maratta, Pietro da Cortona) und Paris und war 1696-99 Direktor der Akademie in Berlin. Er schuf malerisch reizvolle Miniaturen, v. a. Porträts, sowie allegorische und mythologische Darstellungen; auch fantastisch-groteske Pinselzeichnungen.
9) Margot, Balletttänzerin und Liedersängerin, * Salzburg 8. 12. 1937; tanzte ab 1955 als Solistin an der Bayerischen Staatsoper; debütierte 1973 als Liedersängerin (»One-Woman-Show«) in München. Ihr Repertoire umfasst erotische Chansons, schlagerhafte Songs und musikalische Parodien; schrieb »... und für jeden kommt der Tag« (1982).
10) Markus, schweizerischer Schriftsteller, * Eschlikon (Kanton Thurgau) 27. 12. 1944; Deutschlehrer; debütierte 1984 mit dem Roman »Zündels Abgang«; erzählt auf gallig-humorvolle Weise Aussteigergeschichten.
Weitere Werke: Romane und Erzählungen: Froschnacht (1985); Die kalte Schulter (1989); Bis bald (1992); Festland (1996).
11) Oskar, eigentlich O. Josef Bschließmayer, Bühnen- und Filmschauspieler österreichischer Herkunft, * Wien 13. 11. 1922, ✝ Marburg 23. 10. 1984; debütierte 1941 am Wiener Burgtheater, wo er auch später tätig war; seine wichtigste Rolle wurde Hamlet (1953, an den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main); daneben bedeutender Darsteller des internationalen Films (ab 1947).
Filme: Jules und Jim (1961); Das Narrenschiff (1965); Der Spion, der aus der Kälte kam (1965); Fahrenheit 451 (1966).
12) Pierre, luxemburgischer Politiker, * Saint-André (Département Nord, Frankreich) 29. 12. 1913, ✝ Luxemburg 24. 6. 2002; Jurist, ab 1954 Abgeordneter des Parti Chrétien Social (PCS); nach verschiedenen Positionen im Finanzbereich war er 1953-59 Finanz- und Verteidigungsminister; 1959-74 und 1979-84 leitete Werner als Staatsminister fünf Koalitionsregierungen (mit Liberalen beziehungsweise Sozialisten) und mehrere Ressorts (u. a. Finanzen 1959-64, 1969-74; Äußeres 1964-66; Kultur 1964-74, 1979-84); 1975-79 war er Oppositionsführer. Als Regierungschef trieb Werner v. a. die Sozialgesetzgebung und den Ausbau Luxemburgs zum Finanz- und Bankenzentrum voran. Der von ihm 1970 vorgelegte Werner-Plan sah die Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion der EG in drei Stufen bis 1980 vor.
13) Theodor, Maler, * Jettenburg (heute zu Kusterdingen, Landkreis Tübingen) 14. 2. 1886, ✝ München 15. 1. 1969; lebte 1909-14 und 1930-35 in Paris, wo er v. a. von J. Miró beeinflusst wurde. Werner ist ein Wegbereiter der gegenstandslosen Malerei in Deutschland. Seine Bilder zeigen klare, oft grafisch linearisierte Bewegungsrhythmen in ausgewogener Farbigkeit (Wandbild in der Hochschule der Künste in Berlin, 1954). Seine Frau Woty (* 1903, ✝ 1971) schuf Wandbehänge mit starkfarbigen abstrakten Kompositionen.
Universal-Lexikon. 2012.