Republik Niger
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1Ni|ger, der; -[s]:
Fluss in Afrika.
Staat in Westafrika.
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I Niger,
Fläche: 1 267 000 km2
Einwohner: (2000) 10,8 Mio.
Hauptstadt: Niamey
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 18. 12.
Zeitzone: MEZ
amtlich französisch République du Niger [repy'blik dy ni'ʒɛːr], Binnenstaat in Westafrika, grenzt im Norden an Algerien und Libyen, im Osten an Tschad, im Süden an Nigeria und Benin, im Westen an Burkina Faso und Mali, mit 1 267 000 km2 mehr als doppelt so groß wie Frankreich, (2000) 10,8 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Niamey, Amtssprache Französisch; Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes. Zeitzone: MEZ.
Staat und Recht:
Die am 9. 8. 1999 in Kraft getretene Verfassung (durch Referendum gebilligt am 18. 7. 1999) bestimmt Niger als präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem, garantiert die Gewaltenteilung und die Grundrechte. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich). Er ist mit weit reichenden exekutiven Vollmachten ausgestattet (u. a. dem Recht, den Notstand auszurufen), bestimmt die Richtlinien der Politik und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung (Assemblée Nationale), ein Einkammerparlament, dessen 83 Abgeordneten für eine Legislaturperiode von fünf Jahren gewählt werden (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr). An der Spitze der Regierung steht der Premierminister, der vom Präsidenten aus einem vom Parlament vorgelegten Dreiervorschlag ernannt wird.
Parteien:
Einflussreichste Parteien sind die Union nationale des indépendants pour le renouveau démocratique (UNIRD) und die Alliance nigérienne pour la démocratie et le progrès social-Zaman Lahiya (ANDPS-Zaman Lahiya). Acht Oppositionsparteien, darunter die Convention démocratique et social-Rahama (CDS-Rahama) und der Mouvement national pour une société de développement-Nassara (MNSD-Nassara), hatten die letzten Parlamentswahlen vom 23. 11. 1996 boykottiert.
Das Wappen (seit 1962) zeigt einen grünen Schild mit strahlender Sonne, begleitet rechts oben von einer aufrechten Lanze, vor der zwei Tuareg-Schwerter gekreuzt sind, links oben von drei Hirseähren, unten von einem Büffelkopf, alle Figuren golden. Hinter dem Schild sind vier Staatsflaggen gekreuzt. Unter dem Schild befindet sich ein weißes Band mit dem amtlichen Staatsnamen.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 18. 12., der an die Gründung der Republik 1958 erinnert.
Niger ist gegliedert in acht Départements, an deren Spitze jeweils ein Präfekt steht, 32 Arrondissements (verwaltet von Unterpräfekten) und etwa 150 Gemeinden.
Es besteht ein Dualismus von traditionellem, überwiegend islamischem Recht einerseits und dem modernen Recht aus der französischen Kolonialzeit andererseits. Nach der Unabhängigkeit (1960) wurden einige Rechtsbereiche neu kodifiziert, z. B. Strafgesetzbuch (1961), Arbeitsgesetzbuch (1962) sowie ein Teil des Handelsgesetzbuchs (1992). - Auf der untersten Stufe der Gerichtsbarkeit entscheiden Friedensgerichte in Zivil-, Handels- und Strafsachen von geringerer Bedeutung sowie allen Fällen traditionellen Rechts; allerdings werden diese häufig vor außerstaatliche, religiöse oder Stammesgerichte gebracht. Für Rechtssachen von größerer Bedeutung sowie verwaltungsrechtliche Streitigkeiten sind die Gerichte erster Instanz zuständig. Weiterhin existieren Spezialgerichte, insbesondere Arbeitsgerichte. Darüber stehen ein Berufungsgericht sowie der Oberste Gerichtshof in Niamey.
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit 24 Monate) beträgt rd. 5 500 Mann, fast ausschließlich Heerestruppen. Die paramilitärischen Kräfte (Gendarmerie, Präsidentengarde, Republikanische Garde, Nationalpolizei) umfassen etwa 2 800 Mann. Die Ausrüstung der in sieben Infanterie-, vier Panzeraufklärungsstaffeln sowie je eine Fallschirmjäger- und Pionierkompanie gegliederten Truppe besteht außer 100 Spähpanzern (französisch AML), einigen Transporthubschraubern und Verbindungsflugzeugen im Wesentlichen aus leichten Waffen.
Landesnatur und Bevölkerung:
Das Land erstreckt sich vom Mittellauf des Niger (der auf 500 km den äußersten Südwesten durchfließt) über die Sahelzone bis weit in die Sahara. Den größten Teil des Landes nehmen weite, fast ebene Flächen ein (200-250 m über dem Meeresspiegel). In der Landesmitte steigt der Aïr bis 2 310 m über dem Meeresspiegel an. Östlich schließen sich die Sandwüsten des Ténéré und des Großen Erg von Bilma an. Im Nordosten leiten Plateaus (Djado u. a.) zum Tibesti über. Im Südosten hat Niger Anteil am Tschadsee. Der größte Teil des Landes ist ohne Abfluss zum Meer. Die sporadisch vom Aïr kommenden Flüsse verlieren sich in der Wüste, liefern aber das Wasser für die Oasen. Die Naturparks Aïr und Ténéré wurden zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt.
Niger hat semiarides (im Süd) bis vollarides Klima mit einer Regenzeit: im Süden von Mai bis Oktober, im Zentrum von Juli bis Oktober. Das Land steht im Winter völlig unter dem Einfluss trockener kontinentaler Luftmassen aus Nordosten bis Osten (Nordostpassat), lediglich im Sommer kommen feuchte Luftmassen von S. Die Jahressumme der Niederschläge nimmt daher von etwa 600 mm im Süden kontinuierlich ab; Agadès erhält etwa 160 mm, Bilma (Oasenort im östlichen Zentralniger) 20 mm pro Jahr im langjährigen Mittel; der Hauptniederschlag fällt im August (30-50 % des Gesamtniederschlags). Die mittleren Temperaturmaxima erreichen im April/Mai 40-42 ºC (Höchstwerte bis 47 ºC), im Oktober 37-39 ºC; in der Regenzeit steigt die Temperatur nur auf etwa 32 ºC. Die mittleren Temperaturminima liegen im Süden im Sommer bei 22-23 ºC, im Winter (Januar) bei 15 ºC (absolutes Minimum 8 ºC), im Norden sinken sie auf 10 ºC (Agadès) und 7 ºC (Bilma) ab, die absoluten Minima liegen sogar bei 4 ºC beziehungsweise unter 0 ºC. Der eigentliche Lebensraum ist der äußerste Süden (am Niger und an der Grenze zu Nigeria).
Die Trockensavanne im Süden geht nach Norden in Dornstrauchsavanne und bald in Halbwüste über. Im Norden sind weite Flächen Sand- und Steinwüste. Als Folge der anhaltenden Dürre 1969-74 im Sahel ist der Grundwasserspiegel gesunken, die Vegetation ist abgestorben, zum Teil durch Tiere und Menschen vernichtet; der nur durch Nomaden nutzbare Raum ist etwa 50 km nach Süden ausgedehnt worden.
Innerhalb der Bevölkerung stellen die Hausa die größte ethnische Gruppe (54 % der Einwohner); sie bewohnen den mittleren Süd an der Grenze nach Nigeria (ihre Sprache wird von 85 % der Bevölkerung verstanden). Im Nigergebiet wohnen Dyerma und Songhai (21 %); hellhäutige Fulbe (10 %) leben, sesshaft oder als Hirtennomaden, in der ganzen Sahelzone, Tuareg (9 %) als Nomaden und Oasenbewohner in der Halbwüste und Wüste. Bis zur Dürreperiode in den 1970er-Jahren waren 20 % der Bevölkerung Nomaden und Halbnomaden; seither sind viele in den Süd oder in Nachbarländer (Algerien, Nigeria, Ghana, Republik Elfenbeinküste) gezogen. Andererseits kamen wegen der Dürre Flüchtlinge aus Mali und Tschad nach Niger. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum (1985-95) ist mit 3,2 % sehr hoch. Die städtische Bevölkerung beträgt (1995) 23 %.
Es besteht Religionsfreiheit. Über 90 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, überwiegend der malikitischen Rechtsschule, 5-10 % werden traditionellen afrikanischen Religionen zugerechnet, 0,3 % sind Christen. Der Islam ist stark durch sufitische Bruderschaften geprägt. Für die rd. 17 000 katholischen Christen (überwiegend Ausländer) besteht das exemte Bistum Niamey; die meisten der rd. 7 000 Protestanten gehören der »Evangelischen Kirche von Niger« (»Église Evangélique du Niger«) an.
Das Schulwesen entspricht französischem Muster. Die allgemeine Schulpflicht beträgt acht Jahre (7.-15. Lebensjahr), jedoch ist der Bedarf an Schulen und Lehrkräften nicht annähernd gedeckt und die Einschulungsquote in die sechsjährige Primarschule trotz Schulgeldfreiheit gering (29 % der Kinder), wobei u. a. auch die nomadische Lebensweise eine Rolle spielt. Zwei weitere schulpflichtige Jahre erstrecken sich auf die bis zu siebenjährige Sekundarstufe. Die allgemeinen oder beruflichen Sekundarschulen werden von 6 % der betreffenden Jahrgänge besucht. Die Analphabetenquote beträgt 85,7 %. Eine staatliche Universität (gegründet 1971, Universitätsstatus seit 1973) gibt es in Niamey, eine islamische Universität (eröffnet 1987) in Say.
Das »Office National d'Édition et de Presse« gibt in der Hauptstadt die Tageszeitung »Le Sahel« sowie den wöchentlich erscheinenden »Le Sahel Dimanche« heraus. Daneben sind seit 1989/90 mehrere unabhängige Publikationsorgane entstanden. Nachrichtenagenturen sind die staatliche »Agence Nigérienne de Presse« (ANP; gegründet 1987) und das »Office National d'Édition et de Presse« (ONEP; gegründet 1989). Die staatliche Rundfunkverwaltung »Office de Radiodiffusion-Télévision du Niger« (ORTN), Sitz: Niamey, betreibt das Hörfunkprogramm »La Voix du Sahel« in Französisch, Arabisch und sieben Landessprachen sowie das Fernsehprogramm »Télé-Sahel«. Hinzu kommen einige private Hörfunksender.
Wirtschaft und Verkehr:
Der wirtschaftliche Aufschwung, in den 70er-Jahren durch den Uranabbau hervorgerufen, hielt nur bis gegen Ende der 80er-Jahre an, da ein Preisverfall für Uran auf den Weltmärkten einsetzte. Hemmend für die wirtschaftliche Entwicklung des Binnenstaates Niger erweisen sich außerdem Anfälligkeit gegen Trockenheit und Schädlingsbefall sowie die unzureichenden Transportmöglichkeiten. Gemessen am Bruttosozialprodukt je Einwohner, das 1990-95 von 310 auf 220 US-$ zurückging, gehört Niger zu den ärmsten Ländern Afrikas.
Obwohl nur 10 % des Landes agrarisch genutzt werden (1992: 3,6 Mio. ha Ackerland, 8,9 Mio. ha Weiden), arbeiten (1993) 86 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft (v. a. als Subsistenzwirtschaft betrieben). Sie erwirtschaften 39 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Wichtigste Nahrungsmittel sind Hirse (1993: 1,43 Mio. t), Maniok, Bataten, Hülsenfrüchte, Reis, Zwiebeln und Erdnüsse. Permanenter Ackerbau ist auf die Uferregion des Niger und auf einen rd. 150 km breiten Streifen entlang der Grenze zu Nigeria beschränkt. Die v. a. von Nomaden und Halbnomaden betriebene Viehhaltung (Rinder, Ziegen und Schafe) konzentriert sich auf die mittlere und nördliche Sahelzone. In Dürrejahren ist Niger auf ausländische Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Trotzdem gelang es der Regierung, durch eine systematische Förderung (u. a. Schaffung eines Oasenwirtschaftsgebiets im Aïr, Reduzierung der Agrarexporte), die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung weitgehend zu sichern.
Wald- und Buschland umfassen nur knapp 2 % der Landesfläche (1,94 Mio. ha). Rd. 94 % des Holzeinschlags (1991: 5,1 Mio. m3) dienen als Brennholz. Staatlich geförderte Wiederaufforstungen sollen die Ausdehnung der Wüste nach Süden verhindern sollen.
Fischfang wird im Tschadsee und im Niger betrieben (Fangmenge 1993: 2 170 t).
Seit dem 1971 einsetzenden Abbau von Uranerz in Arlit (seit 1978 auch in Akouta) hat sich die Wirtschaftsstruktur Nigers zwischenzeitlich verändert. Der Anteil des Bergbaus am BIP stieg im Zeitraum 1965-81 von 3 % auf 24 %, ging bis 1990 wegen des starken Preisverfalls bei Uran aber wieder auf 5 % zurück. Lag die Höchstfördermenge 1981 noch bei 4 400 t Uranerz, so betrug sie 1993 nur noch 2 900 t. Weitere Bodenschätze sind Zinnerz, Kohle, Eisenerz, Phosphat und Salz. Erdölvorkommen wurden 1978 nördlich des Tschadsees entdeckt.
Aufgrund fehlender Energiequellen, des Mangels an Fachkräften, der Enge des Binnenmarktes und hoher Transportkosten geht die industrielle Entwicklung nur langsam voran. Das produktive Gewerbe ist auf Niamey konzentriert. Die Industrie verarbeitet v. a. Agrarprodukte (u. a. Öl-, Reismühlen, Erdnussschäl-, Baumwollentkernungsanlagen); ferner werden Ge- und Verbrauchsgüter hergestellt (z. B. Seife, Bier, Textilien, landwirtschaftliche Geräte).
Die Handelsbilanz ist seit 1970 negativ (1994: Einfuhr 351 Mio. US-$, Ausfuhr 245 Mio. US-$). Neben Uran (bis 90 % des Gesamtexports) werden v. a. Viehzuchtprodukte ausgeführt. Haupthandelspartner sind Frankreich und Nigeria. Der Schuldendienst für die öffentlichen Auslandsschulden beansprucht (1994) 26,1 % der Exporterlöse.
Verkehr:
Das Binnenland Niger liegt abseits der großen Land- und Wasserwege. Eine Eisenbahn gibt es nicht. Wichtigste Straßenverbindung des 11 300 km langen Straßennetzes ist die Straße von Niamey über Dosso zum Eisenbahnendpunkt Parakou in Benin. Die Eisenbahnlinie von Parakou zum Atlantikhafen Cotonou wird von Benin und Niger gemeinsam betrieben. Agadès ist ein wichtiger Kreuzungspunkt an der östlichen Transsaharastraße. Die Binnenschifffahrt auf dem Niger von Niamey bis Gaya-Malanville (300 km) ist nur von September bis März möglich. Einen internationalen Flughafen gibt es bei Niamey und Agadès. Niger ist an der Luftverkehrsgesellschaft Air Afrique beteiligt.
Der Westen des heutigen Niger gehörte bis 1590 zum Reich Songhai, der Osten zum Bereich der Hausastaaten (Hausa). 1897-99 eroberte Frankreich das Gebiet (endgültige Festlegung der Grenzen 1906), die völlige Unterwerfung, v. a. der zur Bruderschaft Senussi gehörenden Tuareg und Tubu, zog sich jedoch bis 1916 hin. 1910 organisierte Frankreich das Gebiet als Militärterritorium innerhalb von Französisch-Westafrika. 1922 wurde es Kolonie. 1957 erhielt Niger Teilautonomie; die Häuptlinge übernahmen auf demokratischer Grundlage die Führung. Am 18. 12. 1958 wurde innerhalb der Französischen Gemeinschaft die Republik Niger gebildet, am 3. 8. 1960 erlangte Niger die Unabhängigkeit; Staatspräsident wurde H. Diori, der eine prowestliche Außenpolitik betrieb bei enger Anlehnung an Frankreich. Die stark konservativ geprägte Regierung Nigers wurde im April 1974 durch einen Militärputsch gestürzt; jedoch setzte der neue Staatschef Oberst S. Kountché die enge Zusammenarbeit mit der früheren Kolonialmacht Frankreich und der EG fort. Er bemühte sich um eine basisbezogene Entwicklungspolitik. Nach seinem Tod im November 1987 übernahm Oberst Ali Saibou (* 1940) das Amt des Präsidenten. Als politische Basis seiner Herrschaft gründete er 1989 die Einheitspartei MNSD. 1990 richteten Regierungstruppen ein Massaker unter den Tuareg an. Trotz eines Waffenstillstandsvertrages von 1993 gingen die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierung und aufständischen Tuareg weiter. Beide Seiten schlossen 1994 einen (erneuten) Waffenstillstand und 1995 einen Friedensvertrag.
Nach Protestbewegungen und Streiks gegen das Militärregime wurde im Juli 1991 die Nationalkonferenz gebildet, die das politische System völlig umgestaltete. In einem Referendum (Dezember 1992) nahm die Bevölkerung eine Verfassung an, die ein Mehrparteiensystem mit demokratisch gewählten Funktionsträgern einführte. Die Parlaments- und Präsidentenwahlen von Februar /März 1993 schlossen den Demokratisierungsprozess ab; Staatspräsident wurde der Oppositionspolitiker M. Ousmane (Amtsantritt: April 1993). Anhaltende Wirtschaftsprobleme und schwere innere Unruhen überschatteten jedoch den demokratischen Neuanfang. Nachdem bei vorgezogenen Neuwahlen im Januar 1995 ein Parteieinbündniss siegte, dem auch die frühere Einheitspartei MNSD angehört, sah sich Ousmane mit einer gegnerischen Regierung unter Ministerpräsident Hama Amadou konfrontiert. In der Folge blockierten sich die beiden politischen Lager gegenseitig; dies führte im Januar 1996 zu einem Militärputsch, in dessen Verlauf der Staatspräsident und der Premierminister verhaftet wurden. Die Macht übernahm der bisherige Generalstabschef Ibrahim Barré Maïnassara, der die Verfassung außer Kraft setzte, das Parlament auflöste, politische Parteien verbot, eine zivile Übergangsregierung einsetzte und einen Zeitplan für die Rückkehr des Landes zur Demokratie vorlegte. In einem Referendum nahm schließlich die Bevölkerung im Mai 1996 eine neue Verfassung an, gleichzeitig wurde das Parteienverbot aufgehoben. Bei umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Juli 1996 siegte Barré Maïnassara, der nach von der Opposition boykottierten Parlamentswahlen (November 1996) die politische Übergangsphase am 17. 12. 1996 für beendet erklärte. Die innenpolitische Lage blieb jedoch weiterhin instabil. Im April 1999 wurde Barré Maïnassara bei einem Militärputsch erschossen. Der bisherige Chef der Präsidentengarde, Daouda Malam Wanke, ließ sich zum Präsidenten ausrufen. Nach den Parlamentswahlen vom November 1999 bildeten MNSD und CDS eine Regierungs-koalition. Bei den gleichzeitig abgehaltenen Präsidentschaftswahlen siegte Tandja Mamadou (MNSD).
Atlas du N., hg. v. E. Bernus u. a. (Paris 1980);
T. Krings: Sahel. Senegal, Mauretanien, Mali, N. Islam. u. traditionelle Kultur zw. Atlantik u. Tschadsee (51990);
Niger,
1) Bundesstaat von Nigeria.
2) der, drittgrößter Strom Afrikas, 4 160 km lang, 2,1 Mio. km2 Einzugsgebiet; entspringt in den Loma Mountains (Südguinea, nahe der Grenze zu Sierra Leone), fließt nach Nordosten in die westliche Sahara und bildet (in Mali) zwischen Ségou und Timbuktu mit dem Nebenfluss Bani ein großes Binnendelta, in dem etwa 40 000 km2 jährlich 3-6 Monate überflutet werden, wobei der Niger etwa 50 % seines Wassers verliert. Durch das Wehr von Sansanding, unterhalb von Ségou, wird der Niger zur Bewässerung der Trockengebiete am Rande des Deltas (rd. 98 000 ha; Reis, Baumwolle, Zuckerrohr) gestaut. An der Schwelle von Tosaye (östlich von Timbuktu) wendet sich der Niger nach Südosten (Nigerknie; dort wurde in jüngster erdgeschichtlicher Zeit der ursprünglich selbstständige Oberlauf durch den heutigen Unterlauf angezapft). Der Niger durchfließt den Südwesten der Republik Niger und dann Nigeria. Durch den bei Lokoja mündenden Benue wird die jährliche Wassermenge des Niger etwa verdoppelt. Seine Breite schwankt bei Onitsha zwischen 700 und 2 000 m. Durch zahlreiche Arme des rd. 25 000 km2 großen Mündungsdeltas führt der Niger jährlich über 200 Mrd. m3 Wasser dem Golf von Guinea zu.
Die Niederschläge am Unterlauf bringen Hochwasser von August bis Oktober. Ab Dezember/Januar gleicht das aus dem Oberlauf eintreffende Hochwasser, dessen Abfluss im Binnendelta verzögert wird, den Rückgang der Wasserführung des Unterlaufs aus. Mit dem Ende dieser »Schwarzen Flut« (klares Wasser gegenüber der schlammbeladenen »Weißen Flut« des Unterlaufs) sinkt die Wasserführung im Unterlauf von Mai bis Juli auf den niedrigsten Stand.
Bei Hochwasser ist der Niger auf weiten Strecken schiffbar, in Guinea ab Kouroussa (Juni-November), in Mali (insgesamt rd. 1 400 km): bis Bamako (Juni bis November), Koulikoro-Mopti (die ursprüngliche Schiffbarkeitszeit von Juli bis Dezember wird durch den 1981 fertig gestellten Sélingué-Staudamm noch verlängert), Mopti-Dire (August-Januar), ab Dire bis zu den Stromschnellen bei Ansongo (Oktober-März), dann 90 km unterhalb von Ansongo in Mali durch die Republik Niger bis Yelwa in Nigeria (September-März), auf dem Kainjistausee (ganzjährig), von Jebba bis Onitsha (August-April), unterhalb von Onitsha bis zur Mündung ganzjährig. Im Delta können Hochseeschiffe die Häfen von Burutu, Warri und Port Harcourt erreichen. Bedeutend sind der Fischfang sowie die reichen Erdölvorkommen im Delta.
The N. and its neighbours. Environmental history and hydrobiology. .., hg. v. A. T. Grove (Rotterdam 1985).
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1Ni|ger, der; -[s]: Fluss in Afrika.
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Universal-Lexikon. 2012.