Akademik

Christian
I
Chrịstian
 
[k-], Herrscher:
 
 Anhalt-Bernburg:  
 1) Chrịstian I., Fürst (seit 1603), * Bernburg (Saale) 11. 5. 1568, ✝ ebenda 17. 4. 1630. Streng protestantisch erzogen und umfassend gebildet, zählte Christian zu den herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Als Diplomat und Feldherr trat er für den Protestantismus ein. Seit 1592 bekannte er sich zum Kalvinismus. Er trat 1595 in kurpfälzischem Dienste und stieg rasch zum Hauptratgeber der pfälzischen Kurfürsten auf. Er förderte die Gründung der Protestantischen Union (1608) und bestimmte Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, dessen Heirat mit der englischen Prinzessin Elisabeth er 1613 diplomatisch zuwege brachte, zur Annahme der böhmischen Königskrone und befehligte dessen Heer in der Schlacht am Weißen Berg (8. 11. 1620). Nach der Niederlage geächtet, wurde er 1624 vom Kaiser nach vorheriger Unterwerfung begnadigt.
 
 Brandenburg-Bayreuth:  
 2) Chrịstian Ẹrnst, Markgraf (seit 1655), * Bayreuth 27. 7. 1644, ✝ Erlangen 10. 5. 1712; trat nach Universitätsstudien und Bildungsreisen 1661 die Regierung an, baute die Residenz Bayreuth aus und begründete die Exulantenstadt Christian-Erlang (Erlangen) für die Hugenotten. In den Reichskriegen gegen Ludwig XIV. stieg der Reiterführer und überragende Festungstechniker zum Reichs-Generalfeldmarschall (1704) auf. Nach militärischen Misserfolgen verlor er 1707 sein Kommando.
 
 Dänemark:  
 3) Chrịstian I., König von Dänemark (seit 1448), Norwegen (seit 1450) und Schweden (1457-64/71), Herzog von Schleswig und Holstein (seit 1460), * 1426, ✝ Kopenhagen 21. 5. 1481, Sohn von Graf Dietrich dem Glücklichen von Oldenburg und Delmenhorst; begründete das oldenburgische Königshaus in Dänemark. Im Unionsvertrag von Bergen erlangte er 1450 eine Vereinigung Dänemarks mit Norwegen. 1457 konnte er seine Herrschaft zunächst auch auf Schweden ausdehnen, verlor sie jedoch 1464 an König Karl VIII. Knutsson Bonde. Christians Versuch, Schweden zurückzuerobern, scheiterte 1471 durch seine Niederlage gegen Sten Sture den Älteren in der Schlacht am Brunkeberg (bei Stockholm). 1460 wurde Christian Landesherr von Schleswig und Holstein (Vertrag von Ripen) und begründete somit die Personalunion dieser Länder mit dem dänischen Königshaus. 1479 gründete er die Universität von Kopenhagen.
 
 4) Chrịstian II., König von Dänemark und Norwegen (1513-23), König von Schweden (1520-23), Herzog von Schleswig und Holstein, * Nyborg 1. 7. 1481, ✝ Kalundborg 25. 1. 1559, Enkel von 3), Vetter von 5), war ein Schwager von Kaiser Karl V., dessen Schwester Elisabeth von Habsburg er 1515 geheiratet hatte. Christian versuchte, die königliche Macht zu stärken und die Vormachtstellung der Hanse zu brechen. 1520 erzwang er in Schweden nach langjährigem Kampf seine Anerkennung, wobei das grausame Vorgehen gegen seine Gegner, besonders die als »Stockholmer Blutbad« (8./9. 11. 1520) bezeichnete Massenhinrichtung, ihn im Land verhasst machte. 1523 ging ihm Schweden durch die von Gustav Wasa geführte Erhebung verloren; kurz darauf zwang ihn ein Aufstand von Adel und Geistlichkeit in Dänemark, das Land zu verlassen. 1531 konnte er mit der Hilfe Karls V. die Macht in Norwegen wiedererlangen; bei Verhandlungen in Dänemark wurde er gefangen genommen und lebte zunächst als Gefangener auf der Festung Söderburg, seit 1549 in Kalundborg.
 
 5) Chrịstian III., König von Dänemark und Norwegen (seit 1534), Herzog von Schleswig und Holstein (seit 1536), * Gottorf 12. 8. 1503, ✝ Koldinghus (bei Kolding) 1. 1. 1559, Vetter von 4); erkämpfte seine Anerkennung in der Grafenfehde. Seit 1521 stand er mit M. Luther in Verbindung. Nach der Anerkennung als König führte er 1536 in Dänemark und Norwegen die Reformation ein. 1537 hob er die Selbstständigkeit Norwegens auf. 1539 gab er Dänemark und Norwegen eine neue Kirchenordnung.
 
 6) Chrịstian IV., König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein (seit 1588), * Frederiksborg 12. 4. 1577, ✝ Kopenhagen 28. 2. 1648, Enkel von 5); stand bis 1596 unter Vormundschaftsregierung (in den Herzogtümern bis 1593). Unter seiner Herrschaft wurden Gesetzgebung und Verwaltung reformiert, er förderte Handel und Industrie, ließ zahlreiche Renaissancebauten in Kopenhagen errichten und erwarb Tranquebar in Indien (dänische Kolonie 1616-1845, heute zu Tamil Nadu). Sein Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg aus dynastisch-territorialen und religiösen Gründen misslang ebenso wie sein Versuch, Schweden zu besiegen oder dessen steigenden Einfluss in Deutschland zu hemmen; 1643-45 erlitt er gegen die Schweden eine schwere Niederlage.
 
 7) Chrịstian VII., König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein (seit 1766), * Kopenhagen 29. 1. 1749, ✝ Rendsburg 13. 3. 1808. Wegen seiner Geisteskrankheit lag die Regierungsgewalt hauptsächlich in den Händen des zum Grafen und Minister erhobenen königlichen Leibarztes J. F. Struensee, des Liebhabers der Königin Karoline Mathilde. Christians Stiefmutter Juliane von Braunschweig und sein Halbbruder, Erbprinz Friedrich, veranlassten den Sturz und die Hinrichtung Struensees (1772). Seitdem führten beide 12 Jahre mit dem Minister O. Guldberg die Regierung, bis sich 1784 der Sohn der Königin Karoline Mathilde, der spätere König Friedrich VI., der Herrschaft bemächtigte.
 
 8) Chrịstian VIII., König von Dänemark, Herzog von Schleswig und Holstein (seit 1839), * Kopenhagen 18. 9. 1786, ✝ ebenda 20. 1. 1848; 1813 Statthalter in Norwegen, am 17. 5. 1814 von einer Reichsversammlung zum König von Norwegen gewählt. Schweden sowie die übrigen Großmächte erkannten ihn jedoch nicht an, sodass er am 10. 10. der Krone entsagen musste. 1839 bestieg er den dänischen Thron. Er regierte absolutistisch, neigte aber auch zu Reformen, besonders um die Finanzen zu heben. Er war bemüht, die Herzogtümer Schleswig und Holstein fester an das Königreich zu binden und einen »dänischen Gesamtstaat« zu schaffen. In seinem »Offenen Brief« vom 8. 7. 1846 erklärte er, dass die Erbfolge in Schleswig dem dänischen Königsgesetz von 1665 unterliege.
 
 9) Chrịstian IX., König von Dänemark (seit 1863), * Gottorf 8. 4. 1818, ✝ Kopenhagen 29. 1. 1906. Der Sohn Herzog Wilhelms von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg wurde durch das Thronfolgegesetz von 1853 zum Nachfolger des kinderlosen Königs Friedrich VII. bestellt. Mit der, wenn auch widerwillig vorgenommenen Bestätigung der Verfassung, durch die Schleswig Dänemark eingegliedert wurde, löste er im November 1863 einen Konflikt mit dem Deutschen Bund aus, der 1864 zum Deutsch-Dänischen Krieg führte (Dänemark, Geschichte). Als Schwiegervater des Kaisers Alexander III. von Russland und des britischen Königs Eduard VII. nahm er eine hervorragende Stellung unter den europäischen Monarchen ein.
 
 10) Chrịstian X., König von Dänemark (seit 1912), * Charlottenlund (heute zu Kopenhagen) 26. 9. 1870, ✝ Kopenhagen 20. 4. 1947, Enkel von 9); unterzeichnete 1915 eine demokratische Verfassung. Unter seiner Leitung wurde nach dem Ersten Weltkrieg Nordschleswig dem dänischen Staat eingegliedert. Während der deutschen Besetzung Dänemarks 1940-45 konnte er seine Funktion bis 1943 ausüben, dann lebte er bis 1945 als Gefangener auf Schloss Amalienborg. Seine feste und mutige Haltung wurde zum Symbol des dänischen Selbständigkeits- und Freiheitswillens.
 
 Halberstadt:  
 11) Chrịstian der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, Administrator des Stifts Halberstadt (seit 1616), * Gröningen 20. 9. 1599, ✝ Wolfenbüttel 16. 6. 1626, bekannt als »der tolle Christian« oder »der tolle Halberstädter«; kämpfte als Söldnerführer unter Moritz von Oranien, im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) aufseiten Friedrichs V. von der Pfalz, dann in den Niederlanden und im Niedersächsischen Kreis, gestützt auf drastische, aber zeitübliche Kontributionen, für den Protestantismus, wurde aber von J. T. Graf von Tilly bei Höchst (20. 6. 1622 und Stadtlohn (6. 8. 1623 geschlagen. Christian versuchte vergeblich, die Stände des Niedersächsischen Kreises zum Krieg gegen die Kaiserlichen zu bewegen. 1624 verzichtete er auf sein Stift und trat 1625 als General in die Dienste König Christians IV. von Dänemark.
 
Literatur:
 
H. Wertheim: Der tolle Halberstädter Herzog C. von Braunschweig im pfälz. Kriege 1621-22, 2 Bde. (1929).
 
 Mainz:  
 12) Chrịstian I., Chrịstian von Buch, Erzbischof (1165-83), * um 1130, ✝ Tusculum (heute Frascati) 25. 8. 1183; Helfer Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, maßgeblicher Diplomat und Feldherr, schon als Reichskanzler (1162-66) von grossem Einfluss auf dessen Italienpolitik. 1164 löste er Rainald von Dassel als Reichslegat für Italien ab und erfocht mit diesem den Sieg über die Römer bei Tusculum (1167). 1167-71 in seinem Erzbistum und auf kaiserlichen Gesandtschaften an die westlichen Königshöfe und nach Byzanz tätig, trat er 1172 seine zweite italienische Legation an, die ihn bis zu seinem Tod in Italien festhielt. Er wusste die Stellung des Reiches in Mittelitalien zu festigen und auszubauen und die Reichsverwaltung weithin neu zu organisieren. Seinem Verhandlungsgeschick ist der Abschluss des Friedens von Venedig zwischen Friedrich I. und Papst Alexander III. (1177) zu verdanken, der auch einen Waffenstillstand mit den oberitalienischen Städten und Sizilien ermöglichte.
 
Literatur:
 
A. Haverkamp: Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 2 Bde. (1970/71);
 W. Schöntag: Unters. zur Gesch. des Erzbistums Mainz unter den Erzbischöfen Arnold u. C. I. (1973).
 
 Sachsen:  
 13) Chrịstian I., Kurfürst (seit 1586), * Dresden 29. 10. 1560, ✝ ebenda 25. 9. 1591, Vater von 14); folgte seinem Vater August I. 1586 in der Regierung Dem strengen Luthertum abgeneigt, gewährte der charakterlich schwache Fürst seinem Kanzler N. Crell großen Einfluss. Er begünstigte zwar die politische Einigung der deutschen protestantischen Fürsten, lehnte die ihm zugedachte Führungsrolle aber ab. Christian ließ u. a. den Königstein (ab 1589) zur Festung ausbauen.
 
 14) Chrịstian II., Kurfürst (seit 1591), * Dresden 23. 9. 1583, ✝ ebenda 23. 7. 1611, Sohn von 13); neigte unter dem Einfluss seiner Mutter Sophie (* 1568, ✝ 1622) und seines ernestinischen Vormundes Friedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg (* 1562, ✝ 1602), der 1601 N. Crell, den Kanzler Christians I., hinrichten ließ, zur lutherischen Orthodoxie. In der äußeren Politik unterstützte Christian gegen die Landesinteressen Kaiser Rudolf II.
 
 15) Chrịstian Ạlbrecht, Herzog (seit 1659), Bischof von Lübeck (1655-66), * Gottorf 3. 2. 1641, ✝ ebenda 27. 12. 1694; suchte in Anlehnung an Schweden sein Herzogtum gegen Dänemark zu behaupten, was ihm im Altonaer Vergleich (1689) gelang. Er gründete, unterstützt von seinem Kanzler J. A. Kielman von Kielmansegg, 1665 die Universität Kiel.
 
 Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg:  
 16) Chrịstian August, Herzog (seit 1814), * Kopenhagen 19. 7. 1798, ✝ Primkenau (bei Sprottau) 11. 3. 1869; verfocht als Haupt der Augustenburger Linie gegenüber Dänemark die Erbansprüche seines Hauses. Nach dem »Offenen Brief« des dänischen Königs Christian VIII. trat er den dänischen Einverleibungsbestrebungen offen entgegen. 1851, nach dem 1. Deutsch-Dänischen Krieg (1848-50), wurde er verbannt und musste 1852 seine Stammgüter in Schleswig an Dänemark abtreten.
II
Chrịstian,
 
1) ['krɪstjən], Charlie, eigentlich Charles Christian, amerikanischer Jazzmusiker (Gitarre), * Dallas (Texas) 29. 7. 1916, ✝ New York 2. 3. 1942; bekannt v. a. durch seine Tätigkeit bei B. Goodman (1939-41); benutzte erstmals virtuos die elektrisch verstärkte Gitarre als Soloinstrument; einer der Anreger des Bebop.
 
 2) [k-], Johann Joseph, Bildhauer und Stuckator, * Riedlingen 12. 2. 1706, ✝ ebenda 22. 6. 1777; ein Meister der schwäbischen Rokokoplastik (Klosterkirchen Ottobeuren und Zwiefalten).

Universal-Lexikon. 2012.