In|for|ma|ti|ons|ge|sell|schaft 〈f. 20; unz.; Soziol.〉 Gesellschaft, die durch die Vermittlung von Wissen u. Informationen in multimedialer Form geprägt ist ● der Weg in die moderne \Informationsgesellschaft
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In|for|ma|ti|ons|ge|sell|schaft, die (Soziol.):
Gesellschaft, die durch die Fülle der Informationsmöglichkeiten mithilfe der modernen Medien geprägt ist.
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I Informationsgesellschaft,
eine postindustrielle Wirtschafts- und Gesellschaftsform, in der die Nutzung von Information und Wissen zentrale Bedeutung erlangt hat und wirtschaftlich einen wesentlichen und stetig wachsenden Anteil des Sozialprodukts bildet. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen haben sich nachhaltig verändert bzw. verändern sich noch, wobei sich die Kommunikationsmöglichkeiten durch die Nutzung der modernen Technologien (Internet, Information Highway, Mobilfunk usw.) ständig erweitern.
Tatsächlich nehmen die westlichen Industriestaaten immer stärker Züge der Informationsgesellschaft an: Die Produktion materieller Güter tritt zunehmend hinter die Produktion von Information zurück, der Einfluss der Informations- und Kommunikationstechniken in Wirtschaft, Kultur, Politik und auf dem privaten Sektor nimmt kontinuierlich zu. Heute bildet die Informationswirtschaft in den Industriestaaten einen eigenen Wirtschaftszweig, der in puncto Umsatz und Wachstum bereits die klassischen Industriezweige überflügelt hat.
Der umfassende Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologien hat Auswirkungen auf Produktionsabläufe, Marketingstrategien sowie Managementstrukturen und geht einher mit einem Wandel der Berufe und Beschäftigungsfelder. Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird der Anteil der Informationsberufe unter den Erwerbstätigen bis zum Jahr 2010 auf über 50 Prozent steigen. Die »Informatisierung« führt zum einen zu Produktivitätserhöhungen und Rationalisierungen in Wirtschaft (Lean Production) und Verwaltung und damit zu einem Abbau von Arbeitsplätzen, zum anderen entstehen zusätzliche Arbeitsplätze in der Informationswirtschaft (vor allem in der Medienindustrie und im Multimedia-Dienstleistungssektor). Viele Arbeitsplätze werden durch Telearbeit völlig neu gestaltet werden. Der Strukturwandel von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft wird außerdem von einer enormen Beschleunigung des technologischen Wandels begleitet. Der Abbau raumzeitlicher Beschränkungen, die Internationalisierung der Märkte (Globalisierung) sowie die Verschärfung des globalen Wettbewerbs wirken sich in allen Wirtschaftzweigen aus und führen zu einer Neuverteilung der Wirtschaftsstandorte.
Die gesellschaftlichen Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft werden in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert. So stehen sich die Vorstellung eines »globalen Dorfs«, in dem alle Bewohner Zugang zu den weltweit verfügbaren Informationsangeboten haben, und die einer Zweiteilung der Informationswelt, die dem größeren Teil der Weltbevölkerung sowohl finanziell wie technologisch verschlossen bleibt, gegenüber. Für den einzelnen Menschen ermöglicht die Informationsgesellschaft die freie Ausbildung der Persönlichkeit. Sie setzt aber auch die Bereitschaft zu hoher persönlicher Flexibilität (Arbeitszeit, Einsetzbarkeit, Qualifikationsbereitschaft) voraus, eine negative Auswirkung kann z. B. die Vereinsamung des Individuums sein.
Informationsgesellschaft,
eine postindustrielle Wirtschafts- und Gesellschaftsform, in der die Gewinnung, Speicherung, Verarbeitung, Vermittlung, Verbreitung und Nutzung von Information und Wissen zentrale Bedeutung erlangt haben, wirtschaftlich einen wesentlichen und stetig wachsenden Anteil des Sozialprodukts bilden und in ihren soziokulturellen Auswirkungen die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig verändert haben und verändern, wobei unter Nutzung der modernen Informations- und Kommunikationstechniken (Abkürzung IuK) besonders ihre Kommunikationsmöglichkeiten real und potenziell ständig erweitert werden.
Begriffsentstehung und Begriffsinhalt
Der Begriff Informationsgesellschaft (japanisch: joho shakai) erscheint erstmals in dem Bericht »The Plan for Information Society: A National Goal Towards the Year 2 000«, den das »Japan Computer Development Institute« 1971 zu grundlegenden Fragen der zukünftigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung vorlegte, wird jedoch meist auf den amerikanischen Soziologen D. Bell zurückgeführt, der den Begriff in seiner 1973 erschienenen Theorie der nachindustriellen Gesellschaft gebrauchte. Bell stellte, ebenso wie der japanische Bericht, die These auf, dass in der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung die Produktion materieller Güter zunehmend hinter die Produktion von »Information« zurücktreten werde. In den 70er-Jahren v. a. in den USA diskutiert, trugen besonders das Buch des amerikanischen Zukunftsautors Alvin Toffler (* 1928) »The Third Wave« (1980, deutsch »Die dritte Welle«) und der Trendreport »Megatrends« (1980) des Industrieberaters John Naisbitt zur Popularisierung des Begriffs Informationsgesellschaft in den angelsächsischen Ländern bei. 1990 in »Megatrends 2 000« (zusammen mit Patricia Aburdene) fortgeschrieben, sieht Naisbitt in der Entwicklung von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft einen der zehn Haupttrends auf dem Weg in das nächste Jahrtausend. Anfang der 90er-Jahre wurde die Diskussion um die Informationsgesellschaft durch die Schaffung von Information-Highways (Datenautobahnen) in den USA und anderen Industrieländern, den Beginn ihrer weltweiten Vernetzung und eine damit verbundene Entwicklung immer leistungsfähigerer IuK in immer kürzeren Zeitabständen befördert; in den USA besonders durch Nicholas Negroponte. In Deutschland setzte sich der Begriff seit der zweiten Hälfte der 80er-Jahre durch, wurde jedoch zunächst v. a. von den Medien aufgegriffen und in der Folge zumeist schlagwortartig gebraucht. Heute beschreiben die Sozialwissenschaftler die Informationsgesellschaft weitestgehend übereinstimmend als im Ergebnis eines umfassenden Wandels der Industriegesellschaft entstandene Gesellschaftsform, in der sich - in enger Verbindung mit der Dienstleistungsgesellschaft - die modernen IuK als bestimmende Einflussgrößen im öffentlichen und privaten Sektor, in Wirtschaft, Kultur und Politik durchzusetzen vermögen. Während in den angelsächsischen Ländern v. a. die soziokulturellen Auswirkungen der entstehenden Informationsgesellschaften auf das Leben der Menschen - d. h. die gleichsam »revolutionäre« Veränderung der Arbeits- und Lebensbedingungen - betont werden, stellt die in starkem Maße durch wirtschaftspolitische Erwägungen bestimmte Diskussion in Deutschland das technisch-wirtschaftliche Potenzial der Informationsgesellschaft in den Mittelpunkt. So wird z. B. im Bericht der Bundesregierung »Info 2000 - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft« (1996) die Informationsgesellschaft als Wirtschafts- und Gesellschaftsform definiert, in der die Gewinnung, Speicherung, Verarbeitung, Vermittlung, Verbreitung und Nutzung von Information und Wissen zentrale Bedeutung erlangt haben und in der die Informationswirtschaft den überwiegenden Anteil des Sozialprodukts erwirtschaftet beziehungsweise in der Perspektive erwirtschaften wird.
Technische Entwicklungsaspekte
Ausgangspunkt und Basis der Informationsgesellschaft aus technischer Sicht ist die aus den heutigen Möglichkeiten der IuK resultierende interaktive Kommunikation, die sowohl direkt zwischen den Nutzern als auch durch Kombination bisher unterschiedener Medienformen (Multimedia) stattfinden kann. Die für die Kommunikation (also das »Funktionieren« der Informationsgesellschaft) notwendige Installation leistungsfähiger Netze, die online mit hohen Datenraten eine digitale Übertragung von Daten, Texten, unbewegten und bewegten Bildern ermöglicht, wird häufig mit dem in den 90er-Jahren geprägten Schlagwort Datenautobahn bezeichnet. Der 1993 begonnene Aufbau eines landesweiten »Information-Superhighway« in den USA gilt in diesem Zusammenhang richtungweisend für mittelfristig mögliche Entwicklungstendenzen der Informationsgesellschaft. Zu den technischen und technologischen Voraussetzungen dieser Entwicklung gehören v. a. die Chipforschung und -technologie. Die Basiskomponenten für ein breites Spektrum von Investitions- und Konsumgütern liefert die Halbleiterindustrie. Dies trifft in besonderem Maße auf die Marktsegmente Telekommunikation, Datenverarbeitung sowie Automobil- und Industrieelektronik zu. So sind beispielsweise Vermittlungsstationen für Daten- und Telefonverkehr mit Rechenzentren vergleichbar. Eine ständig wachsende Bedeutung nehmen im Telekommunikationssektor auch die Mobilfunknetze ein (z. B. D 1, D 2, E-Plus). Auf dem Computersektor bieten die Hersteller immer schnellere Prozessoren und immer größere dynamische Speicherchips (DRAM) an. Auch im Auto hält der Bordcomputer zunehmend Einzug. Das Fernsehgerät wird sich zum Massenterminal einer interaktiven multimedialen Zukunft entwickeln, wobei Informationsanbieter dem Benutzer nach dessen individueller Anforderung entsprechende Dienstleistungen (z. B. »Video-on-Demand«) zur Verfügung stellen. Die heutigen Entwicklungen auf dem Sektor der integrierten Schaltkreise zielen klar auf die Zukunftsmärkte; Bildverarbeitungs- und Multimediasysteme, Informationsübertragung im Gigabitbereich und Networking stellen dabei Schwerpunkte dar. Eine schnelle Verbreitung und Akzeptanz der modernen Techniken wird jedoch auch wesentlich von einer nutzerfreundlichen Gestaltung abhängen.
Wirtschaftliche Aspekte
Der Strukturwandel von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft wird von einer enormen Beschleunigung des technologischen Wandels begleitet. So entscheidet die mittels der modernen IuK möglichen Reduzierung der Entwicklungs-, Produktions- und Distributionszyklen zunehmend über den wirtschaftlichen Erfolg auf internationalen Märkten. Neben Boden, Kapital und Arbeit wird die Information zunehmend zum vierten zentralen Produktionsfaktor. Sowohl die Herstellung von Informationsgütern (primärer Informationssektor) als auch der Einsatz von Informationsarbeitszeit und -kapital (sekundärer Informationssektor) sind in immer stärkerem Maße am Sozialprodukt beteiligt. Der Abbau raumzeitlicher Beschränkungen, die Möglichkeiten für neue Dienstleistungen, die Internationalisierung der Märkte (Globalisierung), aber auch die Verschärfung des globalen Wettbewerbs wirken sich in allen Wirtschaftszweigen aus und führen zu einer Neuverteilung der Wirtschaftsstandorte. Die mit der Produktion von Informationsinhalten, ihrer Übermittlung und ihrer Verarbeitung befassten Unternehmen bilden inzwischen einen eigenständigen Wirtschaftszweig. Die Informationswirtschaft wird von einzelnen Wirtschaftswissenschaftlern als neuer »vierter Sektor« neben den drei klassischen Wirtschaftssektoren verstanden.
Sie weist seit ihrem Entstehen ein überdurchschnittliches Wachstum auf und bildet bereits heute weltweit den umsatz- und wachstumsträchtigsten Wirtschaftszweig. Der Industrialisierung der Wissensproduktion entspricht auf der Absatzseite ein globaler Informationsmarkt (Informationstechnik, Kommunikationsdienste und Medien). Nach derzeitigen Prognosen wird sich der weltweite Gesamtumsatz der Informationsbranche (1993: 3 281 Mrd. DM) bis zum Jahr 2 000 verdoppeln.
Der umfassende Einsatz moderner IuK hat Auswirkungen auf Produktionsabläufe, Marketingstrategien sowie Managementstrukturen und geht einher mit einem Wandel der Berufe und Beschäftigungsfelder. Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird der Anteil der »Informationsberufe« unter den Erwerbstätigen bis zum Jahr 2010 insgesamt auf 55 % steigen (1980: 40 %). Dies stellt neue Anforderungen an die Bildungs-, Aus- und Weiterbildungssysteme. Zugleich führt die Informatisierung zu Produktivitätserhöhung und Rationalisierung in Wirtschaft (Leanproduction) und Verwaltung (Leanadministration). Der damit verbundene Abbau von Arbeitsplätzen beschränkt sich nicht nur auf den produktiven Bereich, sondern erfasst zunehmend auch öffentlichen Dienst, Handel, Verkehr, Bank- und Versicherungswesen sowie andere Dienstleistungen. Inwieweit diese wegfallenden Arbeitsplätze im Zeitverlauf durch neue Stellen in der Informationswirtschaft ausgeglichen werden können, ist umstritten. Für die EU gehen Studien davon aus, dass bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen im rechtlichen, wirtschaftlichen und technologischen Umfeld in den nächsten 15 Jahren bis zu sechs Mio. zusätzlicher Arbeitsplätze in der Informationswirtschaft (v. a. in der Medienindustrie und im Multimedia-Dienstleistungssektor) entstehen und über fünf Mio. Arbeitsplätze durch Telearbeit eine Neugestaltung erfahren werden. Während Befürworter des Konzepts der Informationsgesellschaft für große Teile der »Informationsberufe« eine relativ hohe Arbeitsplatzsicherheit und eine mit den hohen Qualifikationsanforderungen verbundene gute Einkommenserwartung voraussagen, zweifeln Kritiker diese Prognosen zur Beschäftigtenentwicklung häufig an. Als gesellschaftspolitisch bedenklich werden v. a. die mit der Entwicklung zur Informationsgesellschaft verbundene Polarisierung und Individualisierung der Arbeitswelt angesehen. So stehe einer relativ geringen Zahl hoch qualifizierter und in der Regel gut bezahlter Hightecharbeitskräfte eine wachsende Zahl von Menschen mit ungeeigneten Qualifikationsprofilen sowie oft tarif- und sozialrechtlich nur minimal abgesicherten Arbeitsverhältnissen gegenüber. Darüber hinaus wird befürchtet, dass die oft kleinen oder dezentralen Betriebs- beziehungsweise Struktureinheiten (z. B. Telearbeit) zu einer in der klassischen Industriegesellschaft nicht gekannten Individualisierung der Arbeitswelt mit den sozialen Folgen des Verlustes unmittelbarer kollegialer Bindungen und innerbetrieblicher Solidarität führen und die zunehmend vereinzelten Arbeitnehmer unter ständig wachsendem Leistungsdruck und der Forderung hoher persönlicher Flexibilität (Arbeitszeit, Einsetzbarkeit, Qualifikationsbereitschaft) stehen werden. Die Zahl der Telearbeitsplätze lag in Westeuropa (1994) bei rd. 1,25 Mio., in Deutschland betrug sie rd. 150 000.
Gesellschaftliche Auswirkungen und Probleme
Die gesellschaftlichen Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft werden in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert. Manche Wissenschaftler zweifeln an der Richtigkeit einiger Argumente, andere verwerfen das gesamte gesellschaftstheoretische Modell. Kritisch vermerkt wird zumeist, dass die Befürworter des Konzepts der Informationsgesellschaft lediglich mit technologischen und wirtschaftlichen Begründungen operieren. Übereinstimmung besteht jedoch sowohl bei den Befürwortern wie den Kritikern darüber, dass die Informationsgesellschaften die industriellen Gesellschaften insgesamt verändern und für den größten Teil der Menschen nachhaltige Auswirkungen auf ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen haben, aber auch ihr kulturelles Anspruchs- und Rezeptionsverhalten verändern wird. Übereinstimmung besteht weiterhin, dass diese Prozesse spätestens Anfang der 90er-Jahre in den (noch) stark industriegesellschaftlich geprägten Staaten Nordamerikas und Westeuropas sowie in Japan begonnen haben und ihre weitere Entwicklung zunehmend und unumkehrbar bestimmen werden. Als die charakteristischen gesellschaftlichen Veränderungen werden dabei von den Befürwortern genannt: 1) Die mit »Information« befassten Beschäftigten seien prägend für die moderne Gesellschaft. 2) »Information« sei für jeden Menschen erreichbar und verfügbar. Die Informationsgesellschaft biete als informierte Gesellschaft jedem Menschen alle Möglichkeiten zur freien Ausbildung seiner Persönlichkeit und zur Ausübung demokratischer Rechte; Entscheidungen könnten daher dezentralisiert werden. 3) Die Informationsgesellschaft ermögliche den weniger entwickelten Ländern über den Zugriff zu »Information« eine schnellere wirtschaftliche Entwicklung und den Einstieg in moderne Technologien, wodurch das Nord-Süd-Gefälle verringert werden könne. 4) Die Informationsgesellschaft bringe neue Kulturformen hervor, die sich nicht mehr an regionalen Milieus orientierten und innergesellschaftliche kulturelle Barrieren abbauten. 5) Die Informationsgesellschaft ersetze die rohstoffintensive Produktion durch Rohstoff und Verkehr sparende Güterherstellung und führe insofern zu einer Umweltentlastung.
Für die Kritiker sind mit einer gesellschaftlichen Entwicklung zur Informationsgesellschaft hin v. a. folgende Probleme beziehungsweise negative Auswirkungen verbunden: 1) Fernmelde-, Computer-, Regelungs- und Massenkommunikationstechniken würden zu nationalen wie internationalen Netzen (globale Vernetzung) verbunden. Damit könne die private Sphäre kontrolliert werden. Der so entstehende »gläserne Mensch« wäre politisch und wirtschaftlich uneingeschränkt verfügbar. Darüber hinaus bestehe die Gefahr der missbräuchlichen Sammlung von Informationen durch kriminelle Vereinigungen. 2) Die Zuordnung von bestimmten Informationen zu bestimmten Produzenten, zu bestimmten Absichten und Zwecken und zu bestimmten Konsummustern sei nicht mehr möglich. Da Informationen physikalisch nicht (mehr) manifest wären, seien sie ungleich leichter manipulierbar. Als nichtmaterielle (elektronisch gespeicherte) Informationen zu bestimmten Zeitpunkten in bestimmten Formen existent, könne jede Information allein durch die Art ihrer Benutzung (z. B. in einen anderen Kontext gestellt) vom Rezipienten meist »unbemerkt« verändert werden. 3) Da der Einsatz moderner IuK in Industrie und Verwaltung eine Erhöhung der Produktivität bewirke, führe das gesamtgesellschaftlich zu einem Ansteigen der Arbeitslosigkeit. 4) Die Dominanz wirtschaftlicher Interessen beim Einsatz der Massenkommunikationsmittel in öffentlicher und privater Hand (Kabel- und Satellitenfernsehen, Pay-TV, Videokassetten) trage zu einem stark vermehrten Angebot trivialer Unterhaltung bei, was eine Bedrohung wesentlicher Kulturgüter darstelle. 5) Die Möglichkeit der Steuerung und Manipulation der Informationen durch staatliche Institutionen und private Anbieter im politischen und kulturellen Bereich bewirke eine Desorientierung beim Informationsempfänger.
Globale Perspektiven
Im Mittelpunkt der Diskussion um die globalen Perspektiven der Informationsgesellschaft steht die Frage, ob die durch die modernen IuK möglich gewordene Entwicklung in ihrem Ergebnis zu einem »globalen Dorf« führt, in dem alle Bewohner Zugang zu den weltweit verfügbaren Informationsangeboten haben, oder eine »Zweiteilung der Informationswelt« zur Folge haben wird, die dem größeren Teil der Weltbevölkerung sowohl finanziell wie technologisch verschlossen bleibt. Zahlreiche Wissenschaftler und Publizisten sehen heute die zweite Möglichkeit als die eher wahrscheinliche an. Als Hauptargumente werden die technologische Unterversorgung weiter Teile der Welt angeführt, d. h. das Fehlen oder nur unzureichende Vorhandensein der für die Informationsgesellschaft notwendigen technischen Infrastruktur (Telekommunikationsnetze, Ausstattung [auch der Haushalte] mit Telefonen und Computern) sowie die mangelnde Finanzkraft vieler Länder, diese Infrastruktur zu schaffen und kostenpflichtige Informationen und Dienstleistungen auf den Informationsmärkten zu erwerben. Die Regierungen der G-7-Staaten sehen dagegen gute Chancen für den Aufbau einer globalen Informationsinfrastruktur. Eine 1995 zu ihrer Förderung von den Telekommunikations- und Postministern der G-7-Staaten einberufene Konferenz beschrieb folgende Anforderungen als Grundlagen einer künftigen Weltinformationsgesellschaft: Die Aufhebung staatlicher Telekommunikationsmonopole und damit verbunden die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte, die schnellstmögliche Schaffung globaler Kommunikationsstrukturen (u. a. Ausbau des Internet), die Sicherung der informationellen Selbstbestimmung, des Datenschutzes und der Urheberrechte an Informationen durch internationale Vereinbarungen, die Zusammenarbeit in der kommunikationstechnologischen Forschung und Entwicklung sowie die Beobachtung der sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Informationsgesellschaft. Um die internationale Zusammenarbeit nicht nur auf die Industriestaaten zu beschränken, fanden 1996 sowohl mit Entwicklungsländern als auch mit Reformstaaten Mittel- und Osteuropas Konferenzen zum Thema Informationsgesellschaft statt.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Automatisierung · Computer · Datenschutz · Datenverarbeitung · Fachinformation · informationelle Selbstbestimmung · Internet · Kommunikation · Massenmedien · postindustrielle Gesellschaft · Telearbeit · Telekommunikation
A. Toffler: Die dritte Welle - Zukunftschance. Perspektiven für die Gesellschaft des 21. Jh. (a. d. Amerikan., Neuausg. 1987);
H. S. Dordick u. G. Wang: The information society. A retrospective view (Newbury Park, Calif., 1993);
B. Gates: Der Weg nach vorn. Die Zukunft der I. (a. d. Amerikan., 31995);
Die I. Fakten, Analysen, Trends, bearb. v. S. Gößl (1995);
W. G. Stock: Elektron. Informationsdienstleistungen u. ihre Bedeutung für Wirtschaft u. Wiss. (1995);
Trends der I. Eine annotierte Bibliogr. zur Zukunft der Medienkommunikation, bearb. v. S. Weischenberg u. a. (1995);
D. Bell: Die nachindustrielle Gesellschaft (a. d. Amerikan., Neuausg. 1996);
Info 2000: Dtl.s Weg in die I., hg. vom Bundesministerium für Wirtschaft (1996);
N. Negroponte: Total digital. Die Welt zw. 0 u. 1 oder die Zukunft der Kommunikation (a. d. Amerikan., 31996);
Die Netzrevolution. Auf dem Weg in die Weltgesellschaft, hg. v. M. Rost (1996);
D. Tapscott: Die digitale Revolution. Verheißungen einer vernetzten Welt - die Folgen für Wirtschaft, Management u. Gesellschaft (a. d. Amerikan., 1996).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Informationsgesellschaft: Folgen für die Buchkultur
Arbeit: Die Arbeitswelt von morgen
Arbeit: Denkmodelle für eine neue Arbeitswelt
Weltwirtschaft: Neue Mächte, neue Märkte
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In|for|ma|ti|ons|ge|sell|schaft, die (Soziol.): Gesellschaft, die durch die Fülle der Informationsmöglichkeiten mithilfe der modernen Medien geprägt ist.
Universal-Lexikon. 2012.