Ma|la|wi; -s:
Staat in Südostafrika.
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Malawi,
Fläche: 118 484 km2
Einwohner: (2000) 10,4 Mio.
Hauptstadt: Lilongwe
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 6. 7.
Zeitzone: 1300 Lilongwe = 1200 MEZ
amtlich englisch Republic of Malawi [rɪ'pʌblɪk əv mə'lɑːwɪ], Chewa Mfuko la Malaŵi, Binnenstaat im südlichen Ostafrika, grenzt im Norden und Nordosten an Tansania, im Osten, Süden und Südwesten an Moçambique, im Westen an Sambia, 118 484 km2 Staatsfläche, davon 24 405 km2 Wasserfläche. Malawi hat (2000) 10,4 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Lilongwe; Amtssprache ist Englisch; Nationalsprache Chewa (seit 1968; Nyanja). Währung: 1 Malawi-Kwacha (MK) = 100 Tambala (t). Zeitzone: Osteuropische Zeit (1300 Lilongwe = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Die am 18. 5. 1995 in Kraft getretene Verfassung bestimmt Malawi als präsidiale Republik im Commonwealth, garantiert die Gewaltenteilung und das Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich). Er ist weit reichenden Vollmachten ausgestattet (u. a. dem Vetorecht gegen Gesetzesbeschlüsse und dem Recht, das Parlament aufzulösen), bestimmt als oberster Inhaber der Exekutivgewalt (Regierungschef) die Richtlinien der Politik und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Ihm zur Seite in der Regierungstätigkeit steht (nach dem Vorbild des Präsidialsystems der USA) ein Vizepräsident. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung (National Assembly), ein Einkammerparlament, dessen 192 Abgeordnete, für eine Legislaturperiode von fünf Jahre nach dem System der Mehrheitswahl gewählt werden (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr).
Parteien:
1993 wurde per Referendum ein Mehrparteiensystem etabliert. Einflussreichste Parteien sind die United Democratic Front (UDF), die Alliance for Democracy (AFORD), die Malawi Congress Party (MCP; gegründet 1959; 1966-93 Einheitspartei) und die Malawi National Democratic Party (MNDP).
Das Wappen (1964) zeigt im zweimal geteilten Schild unten eine aufgehende Sonne, in der Mitte einen goldenen Löwen (erinnert an die frühere britische Herrschaft); die blauweißen Wellenlinien im Schildhaupt sind Symbol für den Malawisee. Das Oberwappen bilden ein Helm mit rotgoldenem Wulst und gleichfarbenen Helmdecken, die blauweißen Wellenlinien des Malawisees und vor einer aufgehenden Sonne ein Schreiseeadler als Zeichen des unabhängigen Staates. Als Schildhalter dienen ein Löwe und ein Leopard. Schild und Schildhalter stehen auf einer Darstellung des Gebirgsmassivs Mlanje. Das Schriftband trägt den Wahlspruch »Unity and Freedom« (»Einigkeit und Freiheit«).
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 6. 7., der an die Erlangung der Unabhängigkeit 1964 erinnert.
Malawi ist untergliedert in drei Regionen und 24 Distrikte.
Das Rechtssystem beruht auf traditionellem Recht sowie auf britisches Kolonialrecht. Das Gerichtswesen besteht aus dem Obersten Berufungsgerichtshof, dem Hochgericht sowie Magistratsgerichten in den Distrikten.
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee (Verpflichtungszeit sieben Jahre) beträgt rd. 9 500 Mann, fast ausschließlich Heerestruppen. Die paramilitärischen Polizeikräfte haben eine Stärke von etwa 1 000 Mann.
Landesnatur und Bevölkerung:
Malawi hat eine Nord-Süderstreckung von 837 km bei einer Breite zwischen 80 und 160 km. Die weiten Hochebenen (1 200-1 400 m über dem Meeresspiegel), die zwei Drittel der Landfläche einnehmen, werden überragt von einzelnen Gebirgsmassiven (das Massiv Mlanje im Südosten erreicht 3 000 m über dem Meeresspiegel). Durchzogen wird das Land in seiner Gesamtlänge vom Njassagraben (südlichster Teil des Ostafrikanischen Grabensystems) mit dem Malawisee (von dessen Fläche vier Fünftel zu Malawi gehören) und seinem Abfluss, dem Shire; ein südöstlich gerichteter Zweig des Grabenbruchs wird vom Chilwasee (600 m über dem Meeresspiegel) eingenommen, der eine wechselnde Ausdehnung hat (rd. 1 600 km2). Der Malawisee (472 m über dem Meeresspiegel) reicht bis 234 m unter dem Meeresspiegel, das benachbarte Nyikaplateau bis 2 606 m über dem Meeresspiegel (nahe dem Westufer).
Malawi hat tropisches Klima mit einer Regenzeit von November bis April; im Südosten bringen jedoch Steigungsregen des Südostpassats die Niederschläge. Die jährlichen Niederschlagsmengen liegen im Hochland bei 800-1 300 mm, im Regenschatten jedoch nur bei 750 mm; die Gebirge sind stärker beregnet (Mlanje: 3 000 mm jährlich). Insgesamt weist der Norden sieben bis acht humide Monate auf, der äußerste Süden nur fünf bis sechs. Die tropischen Temperaturen werden durch die Höhenlage und die große Wasserfläche beeinflusst. Anfang der 90er-Jahre gab es im Süden große Dürreperioden.
Vorherrschend ist Trockenwald, v. a. Miombowald mit Kandelaberwolfsmilch, im Süden übergehend in Mopanewald mit Affenbrotbäumen und Borassuspalmen. Im Mlanje gibt es Zedernbestände. Periodisch überschwemmte Gebiete tragen Grasland.
Mehr als 99 % der Bevölkerung sind Bantu. Zu den schon lange in diesem Gebiet ansässigen Tonga, Nyanja, Chewa (stärkste Volksgruppe) und Tumbuka wanderten seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Ngoni, Yao u. a. ein. Die etwa 7 000 Europäer (meist britischer Herkunft) sind v. a. in der Verwaltung und als Farmer tätig, die rd. 10 000 Asiaten (meist Inder) bilden als Händler eine Art Mittelstand. Malawi ist einer der am dichtesten besiedelten Staaten Afrikas, besonders im Süden (im Shirehochland, östlich des Shire). Der jährliche Bevölkerungszuwachs ist mit (1990-99) 2,6 % sehr hoch. Die städtische Bevölkerung beträgt 24 %. Größte Städte sind das Wirtschaftszentrum Blantyre (1998: 502 100 Einwohner), die Hauptstadt Lilongwe (440 500 Einwohner), Mzuzu (87 000 Einwohner) und die Universitätsstadt Zomba (65 900 Einwohner). Etwa 700 000 Malawier arbeiten im Ausland (u. a. in den Goldminen von Südafrika). Seit 1976 strömten ständig Flüchtlinge aus Moçambique in den Südteil des Landes (bis 1993 insgesamt 1,3 Mio.); ihre Rückführung ist ein wichtiges politisches Ziel.
Es besteht Religionsfreiheit. Über 75 % der Bevölkerung sind Christen; rd. 35 % gehören protestantische Kirchen an (Reformierte, Adventisten, Baptisten, Pfingstler, Lutheraner u. a.), rd. 25 % der katholischen Kirche (Erzbistum Blantyre mit sechs Suffraganbistümern), die Übrigen zahlreichen unabhängigen Kirchen, die in starkem Maß das Erbe der afrikanischen Religionen in die eigene Glaubenspraxis integriert haben. Größte protestantische Kirche ist die »Presbyterianische Kirche von Zentralafrika«. Für die über 80 000 Anglikaner bestehen drei Bistümer (Bischofssitze: Lilongwe, Mzuzu, Zomba), die zur anglikanischen Kirche der Provinz Zentralafrika gehören. - Rd. 12 % der Bevölkerung sind (mit Ausnahme einer kleinen Zahl Zwölferschiiten) sunnitische Muslime, überwiegend der schafiitischen Rechtsschule. Die islamische Bevölkerungsgruppe bilden v. a. die Yao, von denen über 90 % Muslime sind. Zahlenmäßig sehr kleine religiöse Minderheiten sind die Hindus (v. a. Inder) und die Bahais.
Es besteht keine allgemeine Schulpflicht, der Schulbesuch ist gebührenpflichtig, Lernmittel sind frei. Die achtjährige Primarschule wird von rd. 60 % der Altersstufe besucht; ab dem 4. Schuljahr ist Englisch Unterrichtssprache. Die vierjährige Sekundarstufe besuchen rd. 4 % der Jahrgänge. An sie schließen technische oder lehrerbildende Anstalt oder Hochschule an. Die Analphabetenquote liegt bei 42,3 %. Die Universität von Malawi befindet sich in Zomba (gegründet 1964), in Lilongwe unterhält sie ein landwirtschaftliches College.
Zu den auflagenstärksten Printmedien, die fast ausschließlich in Englisch erscheinen, gehören u. a. »Monitor«, »Daily Times«, »Malawi News«, »Odini« und »The Mirror«. Staatliche Nachrichtenagentur ist die »Malawi News Agency« (MANA, gegründet 1966). Die gemischtwirtschaftliche Rundfunkgesellschaft »Malawi Broadcasting Corporation« (MBC, gegründet 1964), Sitz Blantyre, sendet landesweite Hörfunkprogramme in Chewa und Englisch; sie unterhält einen Auslandsdienst in Englisch.
Wirtschaft und Verkehr:
Das Agrarland Malawi zählt, gemessen am Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1994) 140 US-$, zu den ärmsten Ländern Afrikas. Das Hauptziel der marktwirtschaftlichen Wirtschaftspolitik ist, auf der Grundlage einer exportorientierten Landwirtschaft Devisen für die Entwicklung der Infrastruktur und einer Basisindustrie zu erwirtschaften sowie durch Förderung des Agrarsektors die Landflucht zu verhindern. Infolge der Missernten in den Jahren 1992 und 1994 hat sich die wirtschaftliche Situation Malawis erheblich verschlechtert. Der Schuldendienst für die (1995) 2,14 Mrd. US-$ Auslandsschulden beansprucht 25,9 % der Exporterlöse. Die Inflationsrate lag im Zeitraum 1985-95 im Durchschnitt jährlich bei 22 %.
Rd. 72 % der Erwerbstätigen arbeiten im Agrarsektor; sie erwirtschaften (1994) rd. 32 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die landwirtschaftliche Nutzfläche setzt sich zusammen aus 2,4 Mio. ha Ackerland und Dauerkulturen sowie 1,8 Mio. ha Weideland. 85 % des gesamten Landes gehören den Stämmen (»customary land«) und werden von den Häuptlingen für eine Nutzungsperiode an die Familien verteilt; eine Familie bewirtschaftet im Durchschnitt weniger als 2 ha Land. Nur 3 % des Landes gehören Unternehmen (»freehold land«, größtenteils Plantagen). Das in Staatsbesitz befindliche Land (»public land«, 12 %) umfasst v. a. Waldgebiete und zwei Nationalparks. Das Hauptnahrungsmittel Mais wird von 95 % aller Kleinbauern angebaut. Weitere Anbauprodukte für die Eigenversorgung sind Kartoffeln, Maniok und Gemüse; für den Export v. a. Tabak (1992: 136 000 t), Tee und Zuckerrohr. Viehwirtschaft (Rinder, Schweine, Schafe) wird v. a. im Norden betrieben.
Als Wald ausgewiesen sind (1992) 4,3 Mio. ha (36 % der Gesamtfläche). Der Holzeinschlag (1991: 8,5 Mio. m3) dient fast ausschließlich der Gewinnung von Brennholz (95 %). Die Aufforstungen konzentrieren sich v. a. auf wertvolle Nutzhölzer.
Trotz günstiger Voraussetzungen hat der Fischfang nur regionale Bedeutung und wird v. a. in den südlichen Buchten des Malawisees, im Chilwa- und Malombesee sowie im Shire betrieben (Fangmenge 1992: 63 000 t).
Wegen geringer Rohstoffvorkommen (abgebaut werden Kalkstein, Bauxit und Kohle, nachgewiesen sind u. a. noch Uran, Asbest und Graphit), hoher Transportkosten und einem Mangel an Fachkräften hat das produzierende Gewerbe keine große Bedeutung (Anteil am BIP 1994: 21 %) und konzentriert sich auf die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, die Herstellung von Konsumgütern (u. a. Schuhe, Textilien) und die Verarbeitung und Veredelung landwirtschaftlicher Produkte für den Export.
Anziehungspunkte des Fremdenverkehrs (1990: 130 000 Auslandsgäste) sind v. a. der Nationalpark Malawisee (UNESCO-Weltnaturerbe), der Kasungu-Nationalpark (207 km2) in Zentralmalawi und der Nyika-Nationalpark (930 km2) im Norden. Als günstigste Reisezeit gelten die Monate Mai bis Oktober.
Seit Jahren hat Malawi eine negative Handelsbilanz (1994: Einfuhrwert 639 Mio. US-$, Ausfuhrwert 390 Mio. US-$). Agrarprodukte machen 90 % des Exportwertes aus. Tabak ist mit einem Anteil von (1991) 76 % wichtigstes Exportprodukt vor Tee (8 %) und Zucker (6 %). Haupthandelspartner sind Großbritannien und die Republik Südafrika mit je 20-25 % vor den USA, Japan und Deutschland.
Verkehr:
Das Verkehrsnetz konzentriert sich auf den Süden des Landes. Die Hauptstrecke des 789 km langen Eisenbahnnetzes verläuft von Nsanje im äußersten Süden über die beiden Wirtschaftszentren Blantyre und Lilongwe nach Mchinji an der Grenze zu Sambia. Das Binnenland Malawi ist durch diese Eisenbahnlinie mit Beira und über eine Querverbindung mit Nacala (beides Seehäfen in Moçambique) verbunden. Knapp 25 % des 13 600 km langen Straßennetzes sind befestigt. Es gibt gute Straßenverbindungen von Lilongwe und Blantyre nach Harare (Simbabwe), Lusaka (Sambia) sowie Mbeya und Daressalam (Tansania). Der Schiffsverkehr auf dem Malawisee gewinnt an Bedeutung. Der internationale Flughafen liegt nördlich der Hauptstadt Lilongwe.
Der Name Malawi geht auf einen oder mehrere Staaten zurück, die im 16./17. Jahrhundert südlich des Malawisees bestanden. Ab 1875 ließen sich schottische protestantische Missionare am Malawisee, der 1859 durch D. Livingstone entdeckt wurde, und in Blantyre im Shirehochland nieder. 1891 errichtete Großbritannien das Protektorat »British Central Africa« (Britisch-Zentralafrika, 1907 in Njassaland umbenannt). Im Januar 1915 erhoben sich christliche Afrikaner unter Führung des protestantischen Geistlichen J. Chelembwe zu einem Aufstand, der rasch niedergeschlagen wurde. 1953 verband die britische Kolonialmacht Njassaland mit Nord- und Südrhodesien (heute Sambia und Simbabwe) zur Zentralafrikanischen Föderation, in der die Weißen politisch vorherrschten. Ende der 50er-Jahre erhob sich aktiver Widerstand der schwarzen Bevölkerung, an dessen Spitze sich H. K. Banda * 1906 [?], ✝ 1997) setzte. Unter seiner Führung errang die 1959 gegründete »Malawi Congress Party« (MCP) bei den ersten allgemeinen Wahlen 1961 einen hohen Wahlsieg; danach übernahm Banda 1963 das Amt des Premierministers (bis 1966). Nach Auflösung der Föderation zum 31. 12. 1963 wurde Njassaland am 6. 7. 1964 als Malawi unabhängig, zunächst als Monarchie unter der britischen Krone, seit dem 6. 7. 1966 als Republik innerhalb des Commonwealth. Die MCP wurde 1966 im Rahmen eines Einparteiensystems die allein zugelassene Partei; Konkurrenten um die politische Macht wurden unterdrückt und verfolgt.
Unter dem diktatorisch herrschenden Staatspräsidenten Banda (1971 auf Lebenszeit gewählt) förderte die Regierung innenpolitisch die bäuerliche Privatwirtschaft und verfolgte außenpolitisch eine prowestliche Linie. Als einziger Mitgliedsstaat der OAU nahm Malawi 1968 offiziell diplomatische Beziehungen zur Republik Südafrika auf, schloss sich aber auch der Southern African Development Coordination Conference (SADCC) an, die die Apartheidpolitik der Republik Südafrika bekämpfte.
Unter dem Druck der internationalen Kreditgeber und der sich allmählich formierenden Opposition sowie nach blutigen Unruhen im Frühjahr 1992 wurde im Juli 1993 durch Referendum ein Mehrparteiensystem eingeführt. Im Mai 1994 fanden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt, in denen Präsidenten Banda und die frühere Einheitspartei MCP unterlagen. Neuer Staatspräsident wurde B. Muluzi (Wiederwahl Juni 1999), bis 1997 Führer der auch bei den Parlamentswahlen 1999 siegreichen UDF. Ziele seiner Regierung sind v. a. die Bekämpfung der Korruption, der wirtschaftliche Aufbau des Landes, der Ausgleich politischer (auch ethnisch-regionaler) Gegensätze sowie die Überwindung der Isolierung Malawis angesichts der früheren Unterstützung des südafrikanischen Apartheidsystems.
C. Lienau: M. Geographie eines unterentwickelten Landes (1981);
H. Meinhardt: Die Rolle des Parlaments im autoritären M. (1993);
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Ma|la|wi; -s: Staat in Afrika.
Universal-Lexikon. 2012.