Johnson
['dʒɔnsn],
1) Andrew, 17. Präsident der USA (1865-69), * Raleigh (North C.) 29. 12. 1808, ✝ Carter Station (Tennessee) 31. 7. 1875; Schneider, war 1843-53 Kongressabgeordneter, 1853-57 Gouverneur von Tennessee. 1861 stand er als einziger Senator der Südstaaten (seit 1857) zur Union und wurde 1862 von A. Lincoln zum Militär-Gouverneur von Tennessee ernannt. 1864 zum Vizepräsidenten gewählt, übernahm er, nachdem Lincoln am 15. 4. 1865 an den Folgen eines Mordanschlages gestorben war, die Präsidentschaft. Über die Politik der Reconstruction geriet er bald in erbitterten Streit mit dem von radikalen Republikanern beherrschten Kongress, der die unter Lincoln vermehrte Macht der Exekutive beschneiden wollte. Eine Staatsanklage (Impeachment) gegen Johnson wegen Verfassungsbruches (1868) scheiterte im Senat an einer Stimme.
Ausgabe: The papers of A. Johnson, herausgegeben von L. P. Graf u. a., auf 10 Bände berechnete (1967 ff.).
2) B. (Bryan) S. (Stanley), englischer Schriftsteller, * London 5. 2. 1933, ✝ (Selbstmord) ebenda 13. 11. 1973; Autor experimenteller Werke, in denen der künstlerische Schaffensprozess durch den Abbau der konventionellen Bauformen des Romans problematisiert wird. Dem dabei relevanten Bezug zwischen Fiktion und Autobiographie geht der Verfasser in dem Roman »The unfortunates« (1969; deutsch »Die Unglücksraben«) durch die Einführung der Erzählfigur B. S. Johnson nach. Johnson war u. a. Mitherausgeber der Zeitschrift »Transatlantic Review« und Förderer junger experimentierfreudiger Autoren; schrieb auch Gedichte sowie Stücke für Bühne, Film, Fernsehen und Hörfunk.
Weitere Werke: Romane: Albert Angelo (1964; deutsch); Trawl (1966; deutsch Schleppnetz); House mother normal (1971; deutsch Lebensabend. Eine geriatrische Komödie); Christie Malry's own double-entry (1973; deutsch Christie Malrys doppelte Buchführung); See the old lady decently (herausgegeben 1975; deutsch Laß die Dame anständig).
Lyrik: Poems (1964); Poems two (1972).
Aren't you rather young to be writing your memoirs? (1973; deutsch Mit ihren Memoiren sind sie reichlich früh dran).
Ausgabe: Werkausgabe, herausgegeben von M. Walter und H. C. Rohr, 7 Bände (1989-93).
3) Bunk, eigentlich William Geary Johnson, amerikanischer Jazzmusiker (Kornettist, Trompeter), * New Orleans (Louisiana) 27. 12. 1879, ✝ New Iberia (Louisiana) 7. 7. 1949; begann seine Laufbahn um 1900 in der Band von Buddy Bolden. Nach seinem Rückzug von der Musikszene um 1930 wurde er im Rahmen der New-Orleans-Renaissance anfangs der 1940er-Jahre wieder entdeckt.
4) Colin, australischer Schriftsteller, * Narrogin (Western Australia) 21. 8. 1938; wuchs als Vollwaise auf einer katholischen Missionsstation auf und geriet in seiner Jugend mit dem Gesetz in Konflikt; verbrachte sechs Jahre als buddhistischer Mönch in Indien. Seine Romane schildern u. a. die existenzielle Sinnsuche eines jungen Aborigines in einer von Weißen beherrschten Welt (»Wild cat falling«, 1965), Aufbau und Zerfall einer schwarzaustralischen Widerstandsgruppe (»Long live Sandawara«, 1979) und die Ausrottung der Ureinwohner Tasmaniens (»Doctor Wooreddy's prescription for enduring the ending of the world«, 1983); Johnson nennt sich seit einigen Jahren Mudrooroo Narogin.
Weiteres Werk: The song circle of Jacky and selected poems (1986).
5) Earvin (»Magic«), amerikanischer Basketballspieler, * Lansing 14. 8. 1959; legendärer Spieler der «Los Angeles Lakers« in den 1980er-Jahren, mit denen er 1980, 1982, 1985, 1987 und 1988 NBA-Meister wurde; gab am 7. 11. 1991 seine Aidserkrankung bekannt. Johnson feierte bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 ein triumphales Come-back im amerikanischen »Dreamteam« (Olympiasieger) und beendete danach erneut seine Karriere. Im Frühjahr 1994 war er Trainer bei den »Lakers«, seitdem Vizepräsident. Johnson kehrte im Januar 1996 nochmals für eine Saison als Aktiver zurück.
6) Eastman, amerikanischer Maler, * Lovell (Me.) 29. 7. 1824, ✝ New York 5. 4. 1906. Nach Studien in Europa schuf er v. a. von den Niederländern und der französischen Kunst seiner Zeit beeinflusste Genrebilder (»Die Familie Hatch«, 1871; New York, Metropolitan Museum) und Porträts.
P. Hills: The genre painting of. E. J. (New York 1977).
7) ['junsən], Eyvind Olof Verner, schwedischer Schriftsteller, * Svartbjörnsbyn (Verwaltungsbezirk Norrbotten) 29. 7. 1900, ✝ Stockholm 25. 8. 1976; Erneuerer der schwedischen Prosa in der Zwischenkriegszeit, der in Auseinandersetzung mit den Werken von J. Joyce, M. Proust und A. Gide durch bewusste Hinwendung zu modernen Romantechniken (Perspektivenwechsel, innerer Monolog, Rückblenden und Einschübe) eine Alternative zum brav-biederen Unterhaltungsroman aufzuzeigen versuchte. Seine »Romanen om Olof« (1934-37, 4 Bände; deutsch »Hier hast du dein Leben«) spiegeln die harte Jugend des Arbeiterdichters und Autodidakten wider. Während des Zweiten Weltkrieges bezog er z. B. in der Romantrilogie »Krilon« (1942-48) entschieden Stellung für die Widerstandsbewegungen in Norwegen und Dänemark. 1974 erhielt Johnson zusammen mit H. Martinson den Nobelpreis für Literatur.
Weitere Werke: Romane: Timans och rättfärdigheten (1925); Bobinack (1932); Drömmar om rosor och eld (1949; deutsch Träume von Rosen und Feuer); Livsdagen lång (1964).
Novelle: De fyra främlingarna (1924).
Erzählung: Olibrius och gestalterna (herausgegeben 1986).
8) Harry Gordon, kanadischer Volkswirtschaftler, * Toronto 26. 5. 1923, ✝ Genf 9. 5. 1977; 1956-59 Professor in Manchester, 1959-77 in Chicago; Beiträge zur Außenwirtschafts-, Geld- und Inflationstheorie.
Werke: International trade and economic growth (1958); Money, trade and economic growth (1962); Further essays in monetary economics (1972; deutsch Beiträge zur Geldtheorie und Währungspolitik); Inflation and the monetarist controversy (1972; deutsch Inflation. Theorie und Politik); The theory of income distribution (1973); On economics and society (1975); Technology and economic interdependence (1975).
9) James Price, amerikanischer Jazzmusiker (Pianist), * New Brunswick (N. J.) 1. 2. 1891, ✝ New York 17. 11. 1955; trat in den 20er-Jahren v. a. als Begleiter von Bluessängerinnen hervor, u. a. von Bessie Smith und Ethel Waters. Er gehörte zu den bedeutenden Harlempianisten im Stridestil.
10) James Weldon, amerikanischer Schriftsteller, * Jacksonville (Fla.) 17. 6. 1871, ✝ Wiscasset (Me.) 26. 6. 1938; mit seinem Bruder John Rosamond Johnson (* 1873, ✝ 1954) schrieb er populäre Songs und Spirituals und gab die Sammlung »American Negro spirituals« (1925-26, 2 Bände) heraus. Seit 1901 in New York, war er politisch aktiv, lebte einige Jahre als Diplomat in Südamerika und war ab 1916 führend in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung tätig. 1912 erschien sein für das Selbstverständnis der Afroamerikaner wichtiger Roman »The autobiography of an ex-colored man« (deutsch »Der weiße Neger«). Johnson war einer der bekanntesten Vertreter der »Harlem Renaissance«. Er schrieb auch Gedichte und edierte eine Anthologie schwarzer Lyrik (»The book of American Negro poetry«, 1922, erweitert 1931).
Weitere Werke: Lyrik: God's trombones (1927; deutsch Gib mein Volk frei); Selected poems (1935).
Autobiographie: Along this way (1933).
Sonstige Prosa: Black Manhattan (1930); Negro Americans, what now (1934).
O. S. Egypt: J. W. J. (New York 1974);
11) Jay Jay, eigentlich James Louis Johnson, amerikanischer Jazzmusiker (Posaunist), * Indianapolis (Indiana) 22. 1. 1924, ✝ (Selbstmord) ebenda 4. 2. 2001; wirkte in den 1940er-Jahren u. a. in den Orchestern von B. Carter und C. Basie und spielte später in Gruppen des Bebop und Hardbop. Bedeutsam wurde sein Zweiposaunenensemble mit Kai Winding (* 1922, ✝ 1983); Schöpfer des modernen Posaunenstils.
12) Linton Kwesi, britischer Lyriker und Musiker jamaikanischer Herkunft, * Chapelton (Distrikt Clarendon) 24. 8. 1952; kam 1963 nach England; studierte Soziologie in London; seine zum Teil aggressive Lyrik bringt die auf der Straße und in den Gettos gewonnene Erfahrung der schwarzen Jugendlichen in England zum Ausdruck und klagt Rassendiskriminierung sowie soziale Unterdrückung an. Sein »Bread beat an' blood« (1975; deutsch und englisch) machte die in Metrik und Diktion dem Reggae angepasste, meist in jamaikanischem Englisch »synchron« zu Reggaerhythmen vorgetragene »dub poetry« international bekannt.
Weitere Werke: Lyrik: Voices of the living and the dead (1974); Poet and the roots (1977); Inglan is a bitch (1980; deutsch England ist 'ne Hure).
Schallplatten: Forces of victory (1979); Bass culture (1980); Making history (1984); In concert with the Dub Band (1985).
13) Lionel Pigot, englischer Dichter, * Broadstairs (County Kent) 15. 3. 1867, ✝ London 4. 10. 1902; konvertierte 1891 zum Katholizismus, unterstützte T. Hardy (»The art of Thomas Hardy«, 1894); stand W. B. Yeats und der keltischen Renaissance nahe. Seine fein ziselierte, musikalische Lyrik erschien in »Poems« (1894) und »Ireland with other poems« (1897); er verfasste auch literaturkritische Essays (»Post liminium«, herausgegeben 1911).
Ausgaben: The poetical works, Vorwort von E. Pound (1915, Nachdruck 1979); The collected poems, herausgegeben von I. Fletcher (21982).
14) Lyndon Baines, 36. Präsident der USA (1963-69), * bei Stonewall (Texas) 27. 8. 1908, ✝ San Antonio (Texas) 22. 1. 1973; Lehrer, war als Kongressabgeordneter (1937-49) und Senator von Texas (1949-61, seit 1953 Fraktionsvorsitzender der Demokraten) ein entschiedener Verfechter von Reformen. 1961-63 Vizepräsident, folgte er nach der Ermordung J. F. Kennedys am 22. 11. 1963 diesem als Präsident der USA; er wurde in den Wahlen von 1964 gegen den Republikaner B. M. Goldwater mit großer Mehrheit bestätigt.
Unter den Schlagworten »Krieg gegen die Armut« und »Große Gesellschaft« intensivierte Johnson zunächst die Sozialpolitik, u. a. mit weit reichenden Bürgerrechtsgesetzen, sozialem Wohnungsbau, Bundeshilfe im Bildungs- und Krankenwesen (»Medicare«), Städtesanierung, Entwicklungshilfe für Notstandsgebiete, Maßnahmen für die Währungsstabilität und einem neuen Einwanderungsgesetz (Abschaffung des seit 1924 angewandten Quotensystems). Ungelöst blieb die Rassenfrage (schwere Unruhen 1967/68, »Kampagne der Armen«), umso mehr, als sie sich mit dem Jugendprotest gegen die Außenpolitik verband; dieser wandte sich weniger gegen Johnsons Rückfälle in den Interventionismus in Lateinamerika (Dominikanische Republik, 1965) als gegen die zunehmende, mehr und mehr umstrittene Verstrickung der USA in den Vietnamkrieg, der mit Inflation, Kosten und sozialen Benachteiligungen die Gesellschaftsreform infrage stellte und seit 1965 weltweit heftige Studentenunruhen u. a. Proteste hervorrief. Angesichts anhaltender militärischer Misserfolge und schwindender politischer Glaubwürdigkeit verzichtete Johnson am 31. 3. 1968 auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur. Am 13. 5. 1968 leitete er noch die Pariser Friedensgespräche ein. Die Rückschläge seiner die Kräfte des Landes überfordernden Außenpolitik überschatteten lange die erfolgreiche Innenpolitik und führten unter Johnsons Nachfolger R. M. Nixon zur Abkehr der USA vom antikommunistischen »Globalismus«.
Schriften: Public papers of the president, 8 Bände (1965-68); The vantage point (1971; deutsch Meine Jahre im Weißen Haus).
R. A. Caro: The years of L. J. (New York 1982);
R. Dugger: The politician. The life and times of L. J. (New York 1982);
J. Arenth: J., Vietnam u. der Westen. Transatlant. Belastungen 1963-1969 (1994).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Vereinigte Staaten von Amerika: Die innere Entwicklung von Roosevelt bis Clinton
Vietnamkrieg: Amerikas Desaster
15) Michael, amerikanischer Leichtathlet, * Dallas (Texas) 13. 9. 1967; u. a. Olympiasieger 1992 (4 × 400 m), 1996 (200 m, 400 m, 4 × 400 m), 2000 (400 m, 4 × 400 m), Weltmeister 1991 (200 m), 1993 (400 m, 4 × 400 m), 1995 (200 m, 400 m, 4 × 400 m), 1997 (400 m) und 1999 (400 m, 4 × 400 m). Weltsportler 1996.
16) Pamela Hansford, englische Schriftstellerin, * London 29. 5. 1912, ✝ ebenda 18. 6. 1981; seit 1950 Ȋ mit C. P. Snow, mit dem sie Theaterstücke verfasste. Neben kritischen Studien über T. Wolfe und Ivy Compton-Burnett schrieb sie sozial genau beobachtete psychologische Romane (»Helena«-Trilogie: »Too dear for my possessing«, 1940; »An avenue of stone«, 1947; »A summer to decide«, 1948). Eine satirische Sicht bestimmt die »Dorothy Merlin«-Trilogie über die literarische Welt (»The unspeakable Skipton«, 1959; »Night and silence, who is here?«, 1963; »Cork street, next to Hatter's«, 1965). Die letzten Romane (u. a. »The good husband«, 1978) haben einen düstereren Ton.
I. Quigly: P. H. J. (London 1968);
17) Philip Cortelyou, amerikanischer Architekt, * Cleveland (Ohio) 8. 7. 1906; studierte zunächst klassische Philologie, 1940-43 Architektur bei W. Gropius und M. Breuer. 1932 veröffentlichte er mit H.-R. Hitchcock die Schrift »The international style. Architecture since 1922«, durch die der Begriff internationaler Stil geprägt wurde. Seit 1967 arbeitet er in Partnerschaft mit John Burgee (* 1933). Bis 1956 waren seine Bauten stark von L. Mies van der Rohe beeinflusst; in den nachfolgenden Großbauten (besonders Museen) fand er zu monumentalen Formen. Seit Ende der 70er-Jahre bedient er sich der eklektizistischen Formensprache postmoderner Architektur (AT & T-Building, heute Sony-Tower, in New York, 1980-84) und probiert auch das Entwurfsvokabular des Dekonstruktivismus aus (Gate House in New Canaan, Conneticut; 1993-95). 1979 erhielt er den Pritzker-Preis.
Weitere Werke: Glass House in New Canaan, Conneticut (1947-49); Kneses Tifereth Israel Synagogue in Port Chester, N. Y. (1954-56); Sheldon Memorial Art Gallery der University of Nebraska in Lincoln (1960-63); Amon Carter Museum of Western Art in Fort Worth, Texas (1961); New York State Theatre, Lincoln Center of the Performing Arts in New York (1962-68); Kunsthalle in Bielefeld (1966-68); Penzoil Place in Houston, Texas (1970-76); Crystal Cathedral in Garden Grove, Calif. (1980, mit J. Burgee); One Atlantic Center in Atlanta (1985-87); Büro-und Geschäftshaus am ehemaligen Checkpoint Charlie in Berlin (1997).
Schriften: Mies van der Rohe (1947); Architecture 1949-1965 (1966, autobiographisch); Writings (1966; deutsch Texte zur Architektur).
Architekten - P. J. u. John Burgee, bearb. v. D. Hezel (31993);
P. Blake: P. J. (a. d. Amerikan., Basel 1996).
18) Samuel, englischer Schriftsteller, * Lichfield 18. 9. 1709, ✝ London 13. 12. 1784. Nach aus Geldnot abgebrochenem Studium und Lehrtätigkeit ging Johnson 1737 nach London, wo er als Lohnschreiber für das »Gentleman's Magazine« u. a. über Parlamentsdebatten berichtete. Bekannt wurde er durch die Juvenal nachahmenden, scharfen kulturkritischen Satiren »London« (1738) und »The vanity of human wishes« (1749; deutsch »Die Eitelkeit der menschlichen Wünsche«). Da sich der Finanzier seines seit 1746 geplanten Wörterbuchs der englischen Sprache wieder zurückzog, stellte er es in neunjähriger Arbeit ohne Unterstützung zusammen (»Dictionary of the English language«, 2 Bände, 1755). Es gelang ihm, in diesem bis zum Erscheinen des »Oxford English Dictionary« (seit 1884) vorbildhaft gebliebenen Werk Wortschatz und Aussprache gültig festzulegen und den Wortgebrauch mit einer Fülle von literarischen Belegen darzustellen. Gleichzeitig ist dieses Unternehmen ein Symbol für die neue Unabhängigkeit der Literaten von einem adligen Geldgeber. Moralische Essays der fast allein von Johnson verfassten Zeitschrift »The rambler« (1750-52) sowie die Betrachtungen, die unter dem Titel »The idler« im »Universal chronicle« erschienen (1758-60), festigten wie der aus Geldnot verfasste philosophische Kurzroman »Rasselas. The prince of Abissinia« (1759; deutsch »Rasselas. Der Prinz von Abyssinien«) Johnsons Ruf als führender Vertreter der aufklärerischen, moralische Besserung auf dem Wege rationaler Erkenntnis anstrebenden Literatur des englischen Klassizismus. 1762 erhielt Johnson von der Krone eine jährliche Pension und traf 1763 mit J. Boswell zusammen, der in seiner Biographie (1791; deutsch »Das Leben S. Johnsons und das Tagebuch einer Reise nach den Hebriden«, Neuausgabe 1985) die berühmt gewordenen literarischen Gespräche mit den Freunden (u. a. E. Burke, O. Goldsmith, D. Garrick) aufzeichnete. Johnson unternahm 1765 eine Ausgabe der Werke Shakespeares und erhielt im selben Jahr die Ehrendoktorwürde des Trinity College in Dublin. Als wegen der literaturkritisch-biographischen Darstellungen wegweisendes Alterswerk gilt »Prefaces, biographical and critical, to the works of the English poets« (1779-81, 10 Bände, überarbeitet unter dem Titel »The lives of the most eminent English poets«, 1781, 4 Bände; deutsch »Biographische und kritische Nachrichten von einigen englischen Dichtern«), in dem sich jedoch mit der Abwertung der Metaphysical Poets und der Hochschätzung von J. Dryden und A. Pope Johnsons literarische, den vorromantischen Tendenzen gegenüber verschlossene Haltung zeigt.
Ausgaben: The Yale Edition of the works of S. Johnson, herausgegeben von E. L. McAdam und anderen, auf 15 Bände berechnet (1958 folgende); The letters of S. Johnson, herausgegeben von B. Redford, 3 Bände (1992).
J. H. Hagstrum: S. J.'s literary criticism (ebd. 1968);
W. J. Bate: S. J. (London 1978);
R. De Maria: Johnson's dictionary and the language of learning (Chapel Hill, N. C., 1986);
19) ['joːnzɔn], Uwe, Schriftsteller, * Cammin in Pom. 20. 7. 1934, ✝ Sheerness (County Kent) 23. 2. 1984 (am 12. 3. tot aufgefunden). Nach Studium der Germanistik in Rostock und Leipzig Gelegenheitsarbeit als Übersetzer; für den ersten, um 1956 vollendeten Roman fand er in beiden deutschen Staaten keinen Verleger (»Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953«, herausgegeben 1985). Mit Erscheinen des Romans »Mutmaßungen über Jakob« (1959) siedelte er nach Berlin (West) über, blieb dort (mit Unterbrechungen durch lange Auslandsaufenthalte, u. a. 1966-68 Schulbuchlektor in New York) bis 1974, lebte danach in Großbritannien. — Johnsons Werk, in dessen Mittelpunkt der vierbändige Roman »Jahrestage. Aus dem Leben der Gesine Cresspahl« (1970-83) steht, ist tief geprägt von den Problemen der deutschen Teilung. Die äußeren Handlungen sind exakt und detailreich an die historischen Ereignisse gebunden; eigentliches Thema ist aber die Suche der Figuren nach einem wahrhaftigen Leben in einer Welt der Systemzwänge und gegensätzlicher Ideologien. Diese Suche spiegelt sich auch in der Sprache, in genauesten Beschreibungen der alltäglichen Wirklichkeit, in ständigem Wechsel der Erzählperspektive, die den Autor scheinbar völlig zurücknimmt. Johnson setzte damit für die deutsche Nachkriegsliteratur neue Maßstäbe. Er wurde vielfach geehrt, u. a. 1971 mit dem Georg-Büchner-Preis.
Weitere Werke: Romane: Das dritte Buch über Achim (1961); Zwei Ansichten (1965).
Weitere Prosa: Karsch und andere Prosa (1964); Eine Reise nach Klagenfurt (1974); Berliner Sachen (1975); Begleitumstände. Frankfurter Vorlesungen (1980); Skizze eines Verunglückten (Erzählungen, 1982); Heute neunzig Jahr (herausgegeben 1996, Fragment aus dem Nachlass).
N. Riedel: U. J. Bibliogr. 1959-1980, 2 Bde. (1-21978-81);
U. J., hg. v. H. L. Arnold (1980);
R. Michaelis: Kleines Adreßbuch für Jerichow u. New York. Ein Register zu U. J.s Roman »Jahrestage« (1983);
W. Schmitz: U. J. (1984);
U. J., hg. v. E. Fahlke (1994);
B. Neumann: U. J. 1934-1989. Eine Biogr. (1994).
Universal-Lexikon. 2012.