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Geiger
Geigenspieler; Violinenspieler; Violinist; Violinspieler; Fiedler (umgangssprachlich)

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Gei|ger 〈m. 3; Mus.〉 GeigenspielerErster \Geiger Musiker, der im Orchester die erste Geige spielt

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Gei|ger, der; -s, -:
jmd., der [berufsmäßig] Geige spielt:
der junge G. macht sehr gute Fortschritte;
erster G. (jmd., der im Orchester od. in einem Kammermusikensemble erste Geige spielt).

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Geiger,
 
1) Abraham, Judaist und Rabbiner, * Frankfurt am Main 24. 5. 1810, ✝ Berlin 23. 10. 1874, Vater von 4); war ab 1832 Rabbiner in Wiesbaden, ab 1838 in Breslau, ab 1863 in Frankfurt am Main, ab 1869 in Berlin; lehrte ab 1872 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. In Anlehnung an die zeitgenössische protestantische Theologie sah Geiger in der jüdischen Geschichte eine Entwicklung, deren bestimmende Idee sich am reinsten im Prophetismus darstelle. Geiger wurde durch seine wissenschaftliche Leistung, u. a. durch die Gründung der »Wissenschaft Zeitschrift für jüdische Theologie« (1835-47, 6 Jahrgänge) und die »Jüdische Zeitschrift für Wissenschaft und Leben« (1862-75, 11 Jahrgänge) zum Führer des Reformjudentums in Deutschland.
 
Literatur:
 
A. G. Leben u. Lebenswerk, bearb. v. L. Geiger u. a. (1910).
 
 2) Benno, österreichischer Schriftsteller, * Rodaun (heute zu Wien) 21. 2. 1882, ✝ Venedig 26. 7. 1965; lebte seit 1904 als Kunsthistoriker und Kunsthändler in Venedig; befreundet mit H. von Hofmannsthal, R. M. Rilke, A. Holz und S. Zweig; schrieb Oden und Sonette von klassizistischem Formbewusstsein; Übersetzungen italienischer Literatur (G. Pascoli, F. Petrarca, Dante); auch Kunstschriftsteller.
 
Werke: Ein Sommeridyll (1904); Lieblose Gesänge (1907); Prinzessin. Ein Herbstidyll (1910); Die drei Furien (1931); Der fünfzigste Geburtstag (1932); Die Ferienreise (1952).
 
Ausgabe: Sämtliche Gedichte, 3 Bände (1958).
 
 3) Hans, eigentlich Johannes Geiger, Physiker, * Neustadt an der Weinstraße 30. 9. 1882, ✝ Potsdam 24. 9. 1945, Sohn von 8); war 1912-25 Leiter des Laboratoriums für Radioaktivität an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin, danach Professor in Kiel (bis 1929), Tübingen und ab 1936 an der TH in Berlin. Als Mitarbeiter von E. Rutherford in Manchester (1906-12) lieferte Geiger durch die mit dem britischen Physiker Ernest Marsden (* 1889, ✝ 1970) durchgeführten Versuche über die Ablenkung von Alphastrahlen in Materie die experimentellen Grundlagen für die rutherfordsche Streuformel und für die Geiger-Nuttall-Regel. Bei weiteren Streuversuchen mit Alphateilchen fand er 1913, dass die Ordnungszahl eines chemischen Elements gleich der Kernladungszahl seiner Atomkerne ist. Er entwickelte 1913 den Spitzenzähler und 1928 mit Walter M. Müller (* 1905, ✝ 1979) das Zählrohr (Geigerzähler), das zu einem der wesentlichsten Messgeräte der Kernphysik wurde. Geiger gab mit K. Scheel das »Handbuch der Physik« (1926-29, 24 Bände) heraus.
 
 4) Ludwig, eigentlich Lazarus Abraham Geiger, Literarhistoriker, * Breslau 5. 6. 1848, ✝ Berlin 9. 2. 1919, Sohn von 1); ab 1880 Professor in Berlin; Arbeiten zu Renaissance und Humanismus, zu Goethe und zur Romantik sowie zur Geschichte des deutschen Judentums; Begründer und 1880-1913 Herausgeber des »Goethe-Jahrbuchs« sowie mehrerer literaturwissenschaftlichen Zeitschriften.
 
Werke: Geschichte der Juden in Berlin, 2 Bände (1871); Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland (1882); Goethe. Sein Leben und Schaffen (1910).
 
 5) Moritz, Philosoph, * Frankfurt am Main 26. 6. 1880, ✝ Seal Harbor (Me.) 9. 9. 1937; war 1915 Professor in München, 1923-33 in Göttingen, nach der Emigration ans Vassar College in Poughkeepsie (N. Y.) berufen. Geiger war Anhänger der phänomenologischen Schule E. Husserls (1913-30 Mitherausgeber des »Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung«). Seine Untersuchungen befassten sich mit der Psychologie (besonders Studien über das Unbewusste), der Ästhetik, der Mathematik und Wissenschaftstheorie.
 
Werke: Systematische Axiomatik der Euklidischen Geometrie (1924); Zugänge zur Ästhetik (1928); Die Wirklichkeit der Wissenschaften und der Metaphysik (1930).
 
Literatur:
 
H. Zeltner: M. G. zum Gedächtnis, in: Ztschr. für philosoph. Forschung, Jg. 14 (1960).
 
 6) Rupprecht, Maler und Grafiker, * München 26. 1. 1908, Sohn von 9); 1949 Mitbegründer der Gruppe Zen, lehrte 1965-76 an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Seine Bilder sind geprägt durch die konsequente Beschränkung auf geometrische Großformen, die zunächst durchscheinend sich überlagern, dann als Einzelgestalt die Komposition bestimmen. Seine Farbmodulationen suggerieren Räumlichkeit und Bewegung.
 
Literatur:
 
R. G., hg. v. P.-K. Schuster, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Moderner Kunst, München (1988);
 
G. - Zeichnung als Licht, hg. v. E.-G. Güse, Ausst.-Kat. Saarland Museum Saarbrücken (1990);
 R. G., hg. v. P. Giloy-Hirtz, Ausst.-Kat. Staatl. Kunstsammlungen Dresden (1994, dt. u. russ.).
 
 7) Theodor, Soziologe, * München 9. 11. 1891, ✝ auf der Überfahrt von Kanada nach Dänemark 16. 6. 1952; war 1922-29 Leiter der Berliner Arbeiterhochschule, 1928-33 Professor in Braunschweig, Entlassung aus politischen Gründen; emigrierte 1933 nach Dänemark, war 1938-40 Professor in Århus, 1943 (Flucht nach Schweden) in Uppsala, 1945-52 wieder in Århus. Zunächst stark vom Marxismus beeinflusst, galt Geigers wissenschaftliches Hauptinteresse den Theorien über soziale Klassen, später Problemen sozialer Schichtung in der modernen Industriegesellschaft. Seine wissenschaftstheoretischen und ideologiekritischen Studien über Intelligenz, moderne Massengesellschaft, Ideologie, Zusammenhänge von gesellschaftlichen Interessen und Rechtsentwicklung (Rechtssoziologie) versuchen, eine klare Abgrenzung zwischen erfahrungswissenschaftlichen Erkenntnissen und ideologischen sowie kulturkritischen Aussagen aufzuzeigen.
 
Werke: Die Masse und ihre Aktion (1926); Die soziale Schichtung des deutschen Volkes (1932); Intelligensen (1944; deutsch Aufgaben und Stellung der Intelligenz in der Gesellschaft); Vorstudien zu einer Soziologie des Rechts (1947); Die Klassengesellschaft im Schmelztiegel (1949); Ideologie und Wahrheit (herausgegeben 1953); Demokratie ohne Dogma (herausgegeben 1963).
 
 
T. G. Soziologie in einer Zeit »zw. Pathos u. Nüchternheit«. Beitrr. zu Leben u. Werk, hg. v. S. Bachmann (1995).
 
 8) Wilhelm, Orientalist, * Nürnberg 21. 7. 1856, ✝ Neubiberg (Landkreis München) 2. 9. 1943, Vater von 3); Professor in Erlangen und München; verfasste grundlegende Werke zu Sprachen, Literaturen und Religionen Irans und Indiens.
 
Werke: Handbuch der Avestasprache (1879); Ostiranische Kultur im Alterthum (1882); Mahavamsa, 2 Bände (1908-12); Pali. Literatur und Sprache (1916); A dictionary oft the Singhalese language (1935); A grammar of the Singhalese language (1938); Studien zur Geschichte und Sprache Ceylons (1941); Beiträge zur singhalesischen Sprachgeschichte (1942).
 
Herausgeber: Grundriss der iranischen Philologie, 3 Bände in 12 Lieferungen (1895-1904; mit E. Kuhn); Culavamsa, 4 Bände (1925-30); Saṃyutta-Nikāya, 2 Bände (1925-30).
 
 9) Willi, Maler und Grafiker, * Schönbrunn (heute zu Landshut) 27. 8. 1878, ✝ München 1. 2. 1971, Vater von 6); Schüler von F. von Stuck, wurde 1928 Professor der Akademie für Graphik und Buchkunst in Leipzig, 1933 entlassen, 1945 Professor an der Akademie in München. Sein Frühwerk ist geprägt von der ornamentalen Linienführung des Jugendstils (Exlibris, Stierkampfdarstellungen), seit den 20er-Jahren von expressionistischen, veristischen und visionären Zügen. Er illustrierte u. a. Werke von Goethe, H. von Kleist, F. Wedekind, F. M. Dostojewskij und L. N. Tolstoj.
 
 
K. H. Schreyl: W. G. Exlibris Gesamtverz. (1979).

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Gei|ger, der; -s, -: jmd., der [berufsmäßig] Geige spielt: unser kleiner G. macht schöne Fortschritte; es gibt so viele hervorragende G. und so wenige Bratschisten (Katia Mann, Memoiren 151); erster G. (jmd., der im Orchester od. in einem Kammermusikensemble, bes. im Quartett, erste Geige spielt).

Universal-Lexikon. 2012.