Ne|pal [auch, österr. nur: …'pa:l]; -s:
Staat in Zentralasien.
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Nepal,
Fläche: 147 181 km2
Einwohner: (2000) 24,4 Mio.
Hauptstadt: Katmandu
Amtssprache: Nepali
Nationalfeiertage: 11. 1., 9. 11., 28. 12.
Zeitzone: 1645 Katmandu = 1200 MEZ
amtlich Nepali Nepal Adhirajya, deutsch Königreich Nepal, Binnenstaat im Himalaja, grenzt im Norden an China (Tibet), im Westen, Süden und Osten an Indien; mit 147 181 km2 knapp halb so groß wie Italien, (2000) 24,4 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Katmandu. Amtssprache ist Nepali. Währung: 1 Nepalesische Rupie (NR) = 100 Paisa (P.). Uhrzeit: 1645 Katmandu = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Gemäß der am 9. 11. 1990 proklamierten Verfassung ist Nepal eine konstitutionelle Monarchie. Das neue Grundgesetz fixiert ein Mehrparteiensystem, Pressefreiheit sowie die Unabhängigkeit der Justiz und erklärt den Hinduismus zur Staatsreligion. Der König als Staatsoberhaupt kann in Abstimmung mit der Regierung den Ausnahmezustand verhängen, der vom Repräsentantenhaus bestätigt werden muss. Er ist nur noch formal Oberster Befehlshaber der Streitkräfte, de facto liegt die Entscheidungsgewalt beim Verteidigungsrat unter Leitung des Premierministers. Mit der Statuierung der Nepalesen als »Bürger« (vorher: »Untertanen«) bekennt sich die Verfassung zur Souveränität des Volkes, das seine legislative Macht an ein Zweikammerparlament delegiert. Das Repräsentantenhaus besteht aus 205 Abgeordneten, die auf fünf Jahre direkt gewählt werden; dem Nationalrat mit einer Legislaturperiode von sechs Jahren gehören 60 Mitglieder an, davon werden 10 vom König ernannt, 35 vom Repräsentantenhaus und 15 von einem speziellen Wahlgremium gewählt. Die Exekutive liegt beim Kabinett unter Vorsitz des Premierministers; die Minister werden auf Vorschlag des Premiers vom König ernannt.
Parteien:
Einflussreichste Parteien sind die bürgerliche Nepali Congress Party (NCP; gegründet 1947), die Communist Party of Nepal - Unified Marxist-Leninist (CPN -UML; gegründet 1991), die Communist Party of Nepal - Marxist-Leninist (CPN -ML; gegründet 1998), die konservative, monarchistische National Democratic Party (NDP, auch Rashtriya Prajatandra Party, RPP), die New National Democratic Party (NNDP, auch New Rashtriya Prajatandra Party, NRPP) und die Nepal Sadbhavana Party (NSP; gegründet 1990).
Der 1961 gegründete Dachverband der Gewerkschaften, Nepal Trade Union Centre (NTUC), wurde 1990 legalisiert. Daneben existiert die der CPN -UML nahestehende General Federation of Nepalese Trade Unions (GEFONT).
Das Wappen (1963) zeigt eine Landschaft am Fuße des Himalaja, darüber ein gesichteter Mond und eine gesichtete Sonne, im Vordergrund das Nationaltier, eine Kuh, und der Nationalvogel, der Glanzfasan, am Ufer eines Flusses. Das Ganze ist unten von sechs Nationalblumen, Rhododendron, umrahmt, seitlich je ein Gurkhakrieger, einer in moderner Uniform, einer in ursprünglicher Tracht. Am Fuß auf einem Spruchband in Sanskrit: »Janani Janmanbhumishtsha Svargad api Gariyasi« (»Achte Mutter und Heimat wie das Himmelreich«); darüber die königlichen Embleme, die auch allein gebraucht werden: die Fußspuren Vishnus, umrahmt von zwei gekreuzten Dolchen (Kukris) und zwei mit den Stangen gekreuzten Staatsflaggen, von der nepalesischen Königskrone überhöht.
Nationalfeiertage:
11. 1. (Tag der Einheit), 9. 11. (Verfassungstag) und 28. 12. (Geburtstag des Königs).
Das Land ist in 14 Zonen, 75 Distrikte und Panchayats (Städte und Dörfer) untergliedert.
An der Spitze des Gerichtswesens steht der Oberste Gerichtshof, darunter Appellations- und Distriktsgerichte; daneben existiert der Militärgerichtshof.
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee (nur Heerestruppen) beträgt rd. 35 000 Mann, die der paramilitärischen Kräfte etwa 25 000 Polizisten. Gegliedert ist die Truppe hauptsächlich in fünf Infanteriebrigaden und die »königliche Palastwache« in Brigadestärke. Die Ausrüstung besteht (abgesehen von 25 Spähpanzern) im Wesentlichen aus leichten Waffen. - Etwa 7 % der Staatsausgaben werden für die Verteidigung verwendet.
Landesnatur und Bevölkerung:
Nepal erstreckt sich über rd. 800 km in westöstlicher Richtung. Der vergletscherte Hohe Himalaja mit tief eingeschnittenen Flusstälern zieht sich mitten durch die westliche Landeshälfte (Dhaulagiri 8 167 m über dem Meeresspiegel, Annapurna I 8 091 m über dem Meeresspiegel), der Manaslu (8 163 m über dem Meeresspiegel) in Zentralnepal hat schon eine geringere Entfernung zur nördlichen Landesgrenze; in Ostnepal sind die höchsten Gipfel Grenzberge zu Tibet (Mount Everest 8 846 m über dem Meeresspiegel, Lhotse 8 516 m über dem Meeresspiegel, Makalu 8 463 m über dem Meeresspiegel, Cho Oyu 8 201 m über dem Meeresspiegel) und zu Indien (Kangchendzönga 8 586 m über dem Meeresspiegel). Im niedrigeren Vorderhimalaja, an dessen Südrand sich die Mahabharatkette durch das ganze Land zieht, finden sich das von einem Gebirgsring (rd. 2 000 m über dem Meeresspiegel) eingefasste Katmandutal (rd. 1 340 m über dem Meeresspiegel, rd. 30 km lang und rd. 20 km breit) und das Tal von Pokhara. Parallel zur Mahabharatkette erstrecken sich im Süden des Landes die Siwalikketten, vor denen die 15-50 km breite, einst malariaverseuchte Schwemmlandebene des Tarai liegt, die in Nordindien in die Gangesebene übergeht. Einzelne Höhenzüge der Siwalikketten schieben sich durch den Tarai bis zur indischen Grenze vor.
Nepal steht unter dem Einfluss des sommerlichen Südostmonsuns, der 80-90% der Jahresniederschlagsmengen bringt, und des trockenen, winterlichen Nordwestmonsuns. Winterregen fallen im Zusammenhang mit von Westen kommenden Zyklonen. Die heiße Monsunzone reicht vom Tarai bis in Höhenlagen von etwa 1 500 m über dem Meeresspiegel (Jahresmitteltemperatur 25 ºC bei Extremwerten von 44,4 ºC beziehungsweise 2,2 ºC; über 2 000 mm Niederschlag pro Jahr). In Höhenlagen zwischen etwa 1 500 m und 2 200 m über dem Meeresspiegel herrscht gemäßigt-warmes, zwischen etwa 2 200 und 4 000 m über dem Meeresspiegel gemäßigt-kühles Monsunklima. Die Hochgebirgsregion zeichnet sich durch besonders kalte Winter und geringere Niederschlagsmengen aus. Jenseits des Hohen Himalaja erstreckt sich im Nordwesten des Landes eine Trockenzone mit stellenweise weniger als 250 mm Jahresniederschlag.
Die nur noch in Resten erhaltenen immergrünen Monsunwälder und die Grasfluren des Tarai werden höhenwärts von Falllaubwäldern, vereinzelt von Bambusbeständen abgelöst; in den höheren Gebirgslagen folgen Rhododendron und Nadelwälder, über der Waldgrenze Krüppelholz, Flechten und Moose (die klimatische Schneegrenze liegt bei 5 000-5 800 m über dem Meeresspiegel). Im trockenen Nordwesten sind alpine Steppen vorherrschend.
In Nepal finden sich sowohl tibetobirmanische als auch indoarische Völker. Politisch, religiös und sozial führend sind die Gurkha 1) mit 58,4 % der Bevölkerung. Ihre Muttersprache Nepali wurde als Nationalsprache angenommen. Zu den altnepalesischen Gruppen, die lange vor der Einwanderung der Gurkha in den Mittelgebirgen sesshaft waren, zählen die Tamang (3,5 %) und Tharus (3,6 %). Die Newar (3 %) sind die Ureinwohner des Katmandutals, und ihre Kultur hat den Hausstil, das geschnitzte Fachwerk mit Ziegelfüllung, und die Tempelpagoden in Katmandu geprägt. Im Osten des Landes befinden sich die Rai (1,5 %) und Limbu (0,9 %); in Zentralnepal die altnepalesischen Gruppen der Magar (1,4 %) und Gurung (1,2 %) und im nördlichen Grenzraum die Bhutija und Sherpa (0,5 %). Nicht unerheblich ist die Zahl der Nepalesen, die im Ausland vorübergehend (z. B. als Gurkhasoldaten [Gurkha 3)] oder Gastarbeiter in Indien) oder dauernd (insbesondere in Sikkim und Darjeeling) weilen.
Die Bevölkerung ist von (1961) 9,4 Mio. über (1981) 15,0 Mio. auf (1995) rd. 21,5 Mio. Einwohner angewachsen. Die demographische Situation Nepals gehört damit zu den schwierigsten unter den Ländern der Erde. Es zeichnet sich eine zunehmende Migration in die Städte ab. Während in den 70er-Jahren nur 3 % in den als Stadt-Panchayat anerkannten Orten lebte, sind es heute über 14 %.
Der Hinduismus ist Staatsreligion; zu ihm bekennen sich das Königshaus und rd. 89 % der Bevölkerung. Die Verfassung garantiert die Ausübung der »ererbten Religionen«; Mission und Konversion sind verboten. Der Buddhismus, zu dem sich rd. 7 % der Bevölkerung (die Tamang und andere tibetobirmanische Völker) bekennen, hat geschichtlich über die Integration hinduistischer Elemente (Shivaismus) eigene nepalesische Formen ausgebildet. Von gesamtbuddhistischer Bedeutung ist der Geburtsort Buddhas Lumbini (UNESCO-Weltkulturerbe) im damaligen Königreich Kapilavastu. Rd. 3 % der Bevölkerung sind Muslime (v. a. im Tarai). Von den etwa 55 000 Christen gehören rd. 50 000 protestantischen Kirchen und Gemeinschaften an; für die rd. 5 000 katholischen Christen besteht seit 1983 mit der »Mission Nepal« (Sitz: Katmandu) ein eigener kirchlicher Jurisdiktionsbezirk.
Schulpflicht besteht für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren. Die Grundschule umfasst fünf Jahre; auf ihr bauen die untere (zwei Jahre) und die obere Sekundarschule (drei Jahre) auf. Der Besuch der ersten bis sechsten Klasse ist an den staatlichen Schulen kostenlos. Unterrichtssprache ist Nepali. Die Analphabetenquote beträgt 61,9 %. 1990 begann die Regierung ein zwölfjähriges Alphabetisierungsprogramm, vorrangig auf Personen zwischen sechs und 45 Jahren orientiert. In Katmandu gibt es die staatliche Tribhuvan University (gegründet 1959).
Die Verfassung von 1990 garantiert die Pressefreiheit. Alle Tageszeitungen erscheinen in der Hauptstadt, mit der höchsten Auflage »Gorkhapatra« (gegründet 1901, Nepali, Auflage 75 000), »Nepali Hindi Daily« (gegründet 1958, Hindi, Auflage 45 000) und »Rising Nepal« (gegründet 1965, Englisch, Auflage 20 000). Amtliche Nachrichtenagentur ist »Rastriya Samachar Samiti« (RSS), 1992 entstand die private »Nepal Sangbad Samiti Co. Pvt Limited«. Die staatliche Rundfunkverwaltung betreibt »Radio Nepal« (gegründet 1951) mit einem landesweiten Hörfunkprogramm in Nepali und einem Auslandsdienst in Englisch sowie »Nepal Television Corporation« (gegründet 1986).
Wirtschaft und Verkehr:
Nepal zählt sowohl hinsichtlich des Pro-Kopf-Einkommens als auch des sozialen Entwicklungsstandes zu den ärmsten Ländern der Welt (BSP je Einwohner 1995: 200 US-$). Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in absoluter Armut. Hauptursachen des geringen wirtschaftlichen Entwicklungsstandes sind die ausgesprochen knappe Ausstattung des Landes mit natürlichen Ressourcen, das starke Bevölkerungswachstum und die isolierte geographische Lage.
Nepal ist ein Agrarland. 1995 waren über 90 % der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. Sie erwirtschafteten 42 % des BIP. Die landwirtschaftliche Erzeugung geschieht vorwiegend in kleinen Familienbetrieben für den Eigenbedarf. Etwa 60 % der Agrarproduktion entfallen auf die Feldwirtschaft, 30 % auf die Viehhaltung und 10 % auf die Forstwirtschaft. Die landwirtschaftliche Nutzfläche, etwa ein Drittel der Gesamtfläche, setzt sich aus (1990) 18 % Ackerland und Dauerkulturen (6,8 % bewässertes Reisland), 13,6 % Dauerwiesen und -weiden sowie 16,9 % Wald und 51,5 % sonstigen Flächen zusammen. Das Hauptanbaugebiet mit rd. 60 % der gesamten Nutzfläche und etwa 85 % der gesamten Reisanbaufläche liegt im Tarai. In den übrigen Teilen des Landes reichen die Anbaugrenzen maximal bis 4 000 m über dem Meeresspiegel. Die Hauptanbauprodukte sind Reis im Sommer (Regenzeit) und Mais, Buchweizen, Hirse und Gerste im Winter. Als Cashcrops werden - vorwiegend im Tarai - Zuckerrohr, Jute, Tabak, Mais, Ölsaaten, Kartoffeln und Linsen angebaut. Die starke Erosion des Gebirges führt zu erheblichen Beeinträchtigungen der tiefer liegenden Gebiete und zu einer Wanderbewegung der Bauern aus den Bergen in das Tarai.
Hauptsächlich wird die Viehzucht (Rinder, Büffel, Ziegen, Schweine, Yaks) in den Hill- und Mountainregionen betrieben.
Durch Brandrodungsfeldbau und unkontrollierte Brennholzgewinnung (97 % des Holzeinschlags von 18,2 Mio. m3) sind große Waldgebiete (1990: 2,48 Mio. ha) degeneriert. Die hierdurch bewirkten Erosionsschäden sind beträchtlich; mit der Wiederaufforstung wurde begonnen.
Abgebaut werden Glimmer und Kalkstein; noch unerschlossen sind die Vorkommen an Gold-, Kupfer-, Eisen-, Blei-, Nickel-, Kobalt-, Zinkerz, Magnesit, Kohle und Schwefel.
Zu den wichtigsten Industrieprodukten gehören Juteerzeugnisse, Streichhölzer, Zucker, Zigaretten, Schuhe, Textilien, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Tee. Wichtigster Exportartikel sind die Nepalteppiche (60 % des Exportwertes). Die größten Industrieunternehmen gehören dem Staat. Nennenswert sind v. a. ein Eisenwalzwerk, eine Zement- und eine Düngemittelfabrik. Die Industrieproduktion ist wegen Energiemangels in den letzten Jahren zurückgegangen. Sintflutartige Regenfälle im Juli 1993 haben große Schäden an der Infrastruktur, Industrie- und Energieanlagen angerichtet.
Der Tourismus begann 1954 mit der Eröffnung des Tribhuvan-Flughafens von Katmandu; 1955 kamen die ersten Gruppenreisenden. Zunächst war Nepal Ziel des Expeditions- und Trekkingtourismus. Der heutige Trend geht in Richtung Massentourismus. Der Tourismus ist in Bezug auf Deviseneinnahmen an die zweite Stelle (nach dem Teppichexport) gerückt. Die meisten Touristen kamen 1991 aus Asien (47,8 %), Westeuropa (37,7 %) und Nordamerika (8,2 %). Wichtige touristische Anziehungspunkte sind das Katmandutal mit den Kulturstädten Katmandu, Patan und Bhadgaon, das Pokharatal am Fuße des Annapurna und Lumbini, dem Geburtsort des historischen Buddha im Tarai. Der Trekking- und Bergsteigertourismus brachte jedoch große ökologische Probleme mit sich. Durch Dezentralisierung des Fremdenstroms und die Einrichtung von Nationalparks (Chitwan-Nationalpark, Sagarmatha-Everest-Nationalpark [beide UNESCO-Weltnaturerbe] u. a.) soll ein umweltfreundlicher Tourismus betrieben werden.
Seit 1970 hat das Außenhandelsdefizit stetig zugenommen. Um die stark negative Handelsbilanz auszugleichen, sind besonders die Einnahmen aus Überweisungen der Gurkhasoldaten und Gastarbeiter im Ausland wichtig. Bei den Ausfuhren nehmen Teppiche, Textilien, Bekleidung, Felle und Häute die wichtigste Position ein. Daneben bietet Nepal Jute und Juteprodukte, kunsthandwerkliche Waren und Überschussprodukte aus dem Agrarsektor an. Nepal ist auf den Import lebenswichtiger Investitionsgüter wie Erdöl, Stahl, Zement und Halbfertigwaren sowie Konsumgüter wie Textilien, Papier, Geräte u. a. aus Indien angewiesen. Andererseits braucht Nepal den indischen Markt, um selbst in wirtschaftlichen Stückzahlen produzieren zu können. Haupthandelspartner sind v. a. Indien, des Weiteren Singapur, Japan, Deutschland und die USA.
Verkehr:
Aufgrund der topographischen und klimatischen Gegebenheiten befindet sich Nepal verkehrsmäßig in einer ungünstigen Lage. Das Schwergewicht der staatlichen Entwicklungsplanung liegt deshalb auf dem Straßenbau. 1991 hatte Nepal ein Straßennetz von 7 615 km, davon 3 072 km asphaltiert. Viele Straßen sind jedoch nicht ganzjährig befahrbar. Die wichtigste Straßenverbindung nach Indien, der kurvenreiche »Tribhuvan Rajpath« zwischen Katmandu und dem indischen Eisenbahnendpunkt Raxaul, wurde in den fünfziger Jahren erbaut. Inzwischen wurde diese durch eine Verbindung weiter westlich ergänzt. Priorität hat der Ausbau weiterer Verbindungen. Eine Straße, der »Mahendra-Highway«, wurde 1992 fertig gestellt; Kernstück dieser Verbindung ist die gut ausgebaute Straße von Katmandu nach Pokhara. In der Mittelgebirgsregion ist eine wichtige Strecke zwischen Katmandu und Kodari an der chinesischen Grenze in Betrieb. Bis auf zwei kurze Stichbahnen zur indischen Grenze verfügt Nepal über kein Eisenbahnnetz. Eine mit amerikanischer Hilfe erbaute Seilbahn mit 20 t Nutzlast pro Stunde und 64 km Länge verbindet Katmandu mit Hitaura im Tarai. Im indisch-nepalesischen Transitvertrag wird die Nutzung indischer Seehäfen auf Kalkutta beschränkt. Der einzige internationale Flughafen liegt südöstlich von Katmandu; daneben gibt es 45 weitere Flugplätze, davon fünf mit festem Belag. Nationale Fluggesellschaft ist die »Royal Nepal Airlines Corporation« (RNAC), daneben gibt es vier private Fluggesellschaften: Nepal Airways, Necon Air, Everest Air und Asian Airlines.
Bis in die Neuzeit ist die Geschichte Nepals weitgehend identisch mit der des Katmandutals. Die frühesten Siedler dürften eine tibetobirmanische Sprache gesprochen haben. Legendendurchsetzte Chroniken nennen u. a. Kirataherrscher (auch Kirati). Historisch sicherer wird der Boden mit der Licchavidynastie, aus deren Zeit (4./5.-8./9. Jahrhundert) Inschriften und Bauten erhalten sind. Das heutige Bild des Tals prägten die Malla (1200-1768; 1482 Aufspaltung in die drei Reiche von Bhaktapur, Katmandu und Patan). Mit dem 14. Jahrhundert setzte eine kulturelle Hochblüte ein. Der staatlich geförderte Hinduismus (Einführung des Kastensystems durch Jayasthiti Malla, Regierungszeit 1382-95) überlagerte die älteren Religionen, auch den Buddhismus. Das heutige Nepal wurde stark geprägt von der seit 1559 herrschenden Gurkhadynastie der Shaha. Die Feldzüge ihres bedeutendsten Herrschers, Prithvi Narayan (Regierungszeit 1723-75), gipfelten 1768 in der Eroberung von Katmandu. 1846 ging die Macht auf das in der Familie Rana erblich gewordene Amt des Premierministers über (bis 1951). Mit Britisch-Indien war Nepal durch Verträge von 1816 und 1923 verbunden. In beiden Weltkriegen kämpften Gurkharegimenter im britischen Heer. Nach der Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit (1947) schloss die nepalesische Regierung 1950 einen Freundschaftsvertrag mit der Indischen Union. Am 18. 2. 1951 proklamierte König Tribhuvan Bir Bikram Schah (* 1906, ✝ 1955; 1911-50, 1952-55; 1950-52 im indischen Exil) Nepal zur konstitutionellen Monarchie. Sein Nachfolger Mahendra Bir Bikram Schah (* 1920, ✝ 1972; 1955-72) setzte die Politik der konstitutionellen Reformen fort. 1959 trat die erste unter parlamentarisch-demokratischem Blickwinkel geschaffene Verfassung in Kraft. Aus den allgemeinen Wahlen ging die indisch orientierte Nepali Congress Party (NCP) als Sieger hervor und stellte mit B. Matrika Prasad Koirala (* 1915, ✝ 1982) den Premierminister 1960 setzte der König die Regierung ab und hob das parlamentarische System auf; 1961 verbot er die Parteien. Mit der Einführung der Panchayat-Verfassung (16. 12. 1962 gewann Mahendra Bir Bikram Schah eine beherrschende Stellung im politischen System (1975 durch eine Verfassungsänderung weiter gestärkt zum Nachteil der parlamentarischen Kontrolle), 1972 bestieg Birendra Bir Bikram (* 1945) den Thron. Ohne die Zulassung von Parteien fanden 1981 und 1986 Wahlen statt. Unter Führung der verbotenen Kongresspartei entwickelte sich seit Mitte der 80er-Jahre v. a. in den Städten eine Demokratiebewegung. Nach blutigen Unruhen im April 1990 verkündete der König am 9. 11. 1990 eine neue Verfassung, die Nepal in eine konstitutionelle Monarchie verwandelte und ein Mehrparteiensystem gesetzlich verankerte. Die Wahlen vom Mai 1991 gewann die NCP; sie stellte mit Girija Prasad Koirala den Ministerpräsidenten (bis 1994). Die Neuwahlen am 15. 11. 1994 gingen zugunsten der Communist Party of Nepal - Unified Marxist-Leninist (CPN -UML) aus, deren Vorsitzender Man Mohan Adhikary (* 1920, ✝ 1999) eine Minderheitsregierung bildete und am 30. 11. als erster kommunistischer Ministerpräsident einer Monarchie vereidigt wurde. Nach seinem Sturz durch ein Misstrauensvotum am 10. 9. 1995 bildete Sher Bahadur Deuba (NCP) eine Koalitionsregierung. 1996 brach in Westnepal die blutige Revolte einer maoistischen Guerillabewegung aus, die ein zunehmend größeres Gebiet unter ihre Kontrolle brachte und das Land in wachsendem Maße destabilisierte; mit ihrem terroristischen »Volkskrieg« gegen den Feudalismus suchte sie eine Landreform zu erzwingen. Im März 1997 wurde Lokendra Bahadur Chand (National Democratic Party, NDP) Premierminister; bereits im Oktober 1997 löste ihn Surya Bahadur Thapa (ebenfalls NDP) im Amt ab. Im April 1998 übernahm die NCP wieder die Führung der Regierung (zeitweilig in Koalition mit der neu gegründeten Communist Party of Nepal [Marxist-Leninist], ab Dezember 1998 mit der CPN -UML und der konservativen Nepal Sadbhavana Party); zunächst war Girija Prasad Koirala Premierminister, er wurde aber nach dem Wahlsieg seiner Partei im Mai 1999 von Krishna Prasad Bhattarai (* 1924) abgelöst. Nach dessen Rücktritt im März 2000 stellte sich Koirala erneut an die Spitze der NCP-Regierung.
Am 1. 6. 2001 kamen bei einer Schießerei im Palast von Katmandu König Birendra, seine Frau Aishwarya und sechs andere Angehörige der Familie unter zunächst ungeklärten Umständen ums Leben; zwei weitere Mitglieder des Königshauses, darunter der jüngste Bruder Birendras, erlagen drei Tage später ihren Verletzungen. Der bei diesem Massaker schwer verwundete Kronprinz Dipendra Bir Bikram Shah wurde zunächst zum neuen Monarchen ausgerufen; ein Bruder des ermordeten Königs, Gyanendra Bir Bikram Shah, der zum Zeitpunkt der tragischen Ereignisse nicht im Königspalast weilte, übernahm die Regentschaft. Nach dem Tod Dipendras erfolgte am 4. 6. 2001 die von Unruhen überschattete Krönung Gyanendras zum neuen König. Die von ihm eingesetzte und vom Obersten Richter Nepals geleitete Untersuchungskommission legte am 14. 6. 2001 ihren - allerdings von Teilen der Bevölkerung angezweifelten — Bericht vor, in dem Kronprinz Dipendra als Alleintäter des Attentats auf die Königsfamilie genannt wurde (nach offizieller Darstellung durch einen Familienstreit ausgelöster, von Dipendra unter Alkohol- und Drogeneinfluss unternommener Amoklauf, an dessen Ende er die Waffe gegen sich selbst richtete).
In dieser politisch instabilen Situation verstärkte die maoistische Untergrundbewegung ihre Aktivitäten (u. a. Lähmung der Hauptstadt Katmandu durch einen Streikaufruf im Juli 2001, zahlreiche blutige Überfälle auf Polizeistationen); ihrem »Volkskrieg« gegen die Monarchie fielen tausende Menschen zum Opfer. Im Juli 2001 griff die Armee das erste Mal in die Kämpfe mit den »Maobadi« genannten Rebellen ein. Aus Protest gegen die militärische Eskalation des Konflikts und wegen des Fehlens einer politischen Strategie trat im selben Monat der für die innere Sicherheit zuständige Vizepremier Ram Chandra Poudel zurück. Am 19. 7. 2001 gab auch der unter Korruptionsvorwürfe geratene und innerhalb der Kongresspartei zunehmend kritisierte Regierungschef Girija Prasad Koirala sein Amt auf. Sein Nachfolger als Premierminister und Vorsitzender der Kongresspartei wurde am 22. 7. 2001 Sher Bahadur Deuba, der den Maoisten umgehend Verhandlungen anbot und am 16. 8. 2001 vor dem Parlament umfangreiche Sozialreformen ankündigte (u. a. Änderung der Gesetze über den Landbesitz, Strafverfolgung der Diskriminierung wegen Kastenzugehörigkeit, gesetzliche Festschreibung des Erbrechts der Frauen, besondere Förderung der Ureinwohner, Alphabetisierungsvorhaben). Nach dem Abbruch von Friedensgesprächen seitens der Maoisten und dem Ausbruch neuer Gefechte im November 2001 rief die Regierung den Ausnahmezustand aus und bat um ausländische Hilfe bei der der Bekämpfung der Rebellen, gegen die sich ein massiver Militäreinsatz im Westen des Landes richtete. Als die Kongresspartei im Mai 2002 Deuba die Zustimmung für eine weitere Verlängerung des Ausnahmezustandes verweigerte, veranlasste dieser König Gyanendra zur Auflösung des Parlaments und zu einer Verlängerung des Notstands per Dekret; Deuba wurde aus der Kongresspartei ausgeschlossen, was zum Machtkampf in der Regierungspartei und schließlich im Juni 2002 zur deren Spaltung führte.
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Universal-Lexikon. 2012.