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David
I
Davịd,
 
Hauptstadt der Provinz Chiriquí, Panama, 50 600 Einwohner; Bischofssitz; liegt in einem reichen Agrargebiet; Spirituosenherstellung, Möbelfabrik; Eisenbahn zum Pazifikhafen Pedregal; Flugplatz.
 
II
David
 
[hebräisch eigentlich »der Geliebte«, »Liebling«], israelitischer König, regierte etwa 1004/03 bis 965/964 v. Chr., Sohn des Isai aus Bethlehem. Als Waffenträger an den Hof Sauls berufen und alsbald in den Philisterkämpfen bewährt (Sage von Goliath), erwarb sich David die Freundschaft des Prinzen Jonathan und wurde des Königs Schwiegersohn (1. Samuel 18). Der Eifersucht des kranken Saul entflohen, führte er ein unstetes Leben als Söldnerführer auf dem judäischen Gebirge, zuletzt in philistäischen Diensten. Nach dem Tode Sauls und Jonathans wurde er König von Juda in Hebron (2. Samuel 2, 1 folgende) und nach der Ermordung des Sohnes und Nachfolgers von Saul, Eschbaal, auch König des israelitischen Nordens.
 
Als König unterwarf David die Philister und gliederte die kanaanäischen Stadtherrschaften seinem Staatsgebilde ein. Der Personalunion zwischen Israel und Juda fügte er weitere Glieder in unterschiedlichen Abhängigkeitsverhältnissen hinzu: das jebusitische Jerusalem als Residenz, die ostjordanischen Staaten und einen Teil der phönikischen Küste. Das Ergebnis war ein zwei Menschenalter dauerndes Großreich »vom Strom bis an den Bach von Ägypten«, wie es Israel später nie wieder erreicht hat. Die von David geschaffene Stellung Jerusalems (Überführung der Bundeslade) und die sich aus der Königsideologie entwickelnden messianischen Hoffnungen (2. Samuel 7) haben die israelitische Religion stark beeinflusst (Messias). Aus den Thronfolgewirren ging Salomo, der Sohn aus dem Liebesverhältnis Davids mit Bathseba, als Sieger hervor (1. Könige 1). - Aufgrund seiner Leichenlieder auf Saul, Jonathan und Abner (2. Samuel 1, 17 folgende; 3, 33 folgende) schrieb die spätere Zeit David die Mehrzahl der Psalmen zu.
 
Kunst:
 
Das Bild des Sängers und Harfenspielers David wurde von der karolingischen Kunst und in ihrer Nachfolge von den späteren Psalterien aufgenommen. Als Vorfahr Christi erscheint David, oft gekrönt, im Zusammenhang mit der Wurzel Jesse, auch in der Kathedralplastik oder in Prophetenreihen. Besondere Bedeutung erhielt David als Sieger über Goliath für das Florentiner Bürgertum der Renaissance als Sinnbild politischer Unabhängigkeit (Donatello, Verocchio, v. a. Michelangelo). Rembrandt stellte mehrmals den vor Saul Harfe spielenden David dar.
 
Literarische Gestaltung:
 
Die literarische Gestaltung griff aus Davids Lebensgeschichte Episoden heraus: den Sieg über Goliath (J. du Bellay, 1560), die Kämpfe mit Saul (H. H. Jahnn, »Spur des dunklen Engels«, 1952), den Vater-Sohn-Konflikt (J. van den Vondel, 1660; E. Hardt, 1915; I. Aliraz, 1968), die Leidenschaft zu Bathseba (H. Sachs, 1556; Monchrétien, 1595; G. Peele, 1599; L. Feuchtwanger, 1907), die Altersliebe zu Abisag (Balladen von Agnes Miegel und F. T. Csokor; Drama M. Jelusich, 1915). Ein Gesamtbild erstrebten einige Barockromane (G. C. Lehms, 1707-11), R. J. Sorges Drama (1916) und die Oratorienoper von R. Morax/A. Honegger (1928), R. Beer-Hofmanns Trilogie blieb unvollendet (1933). In der Gegenwart radikale, ironische Aktualisierung: J. Heller, »God knows« (1984), Roman »Bathseba« des Schweden T. Lindgren (1984).
 
Literatur:
 
T. Veijola: Die ewige Dynastie (1975);
 T. Veijola: Verheißung in der Krise (1982);
 T. Veijola: D. Ges. Studien zu den D.-Überlieferungen des A. T. (1990);
 S. A. Nitsche: König D. Gestalt im Umbruch (Zürich 1994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Israel und Juda: Antike Kleinstaaten
 
David und Salomo: Von der Stämmegesellschaft zum Königtum
 
III
Davịd,
 
1) Claude, französischer Germanist (Literarhistoriker), * Reims 8. 7. 1913, ✝ Paris 26. 11. 1999; war 1957-83 Professor an der Sorbonne in Paris.
 
Werke: Stefan George. Son œuvre poétique (1952; deutsch Stefan George, sein dichterisches Werk); L'Allemagne de Hitler (1954; deutsch Deutschland unter Hitler); L'époque Bismarckienne et l'Allemagne contemporaine, in: Histoire de la littérature allemande, herausgegeben von F. Mossé (1959; deutsch Von Richard Wagner zu Bertolt Brecht); Zwischen Romantik und Symbolismus 1820 bis 1885 (1966); Ordnung des Kunstwerks (1983, Aufsatzsammlung).
 
 2) ['daːfit], Eduard, Politiker, * Ediger (heute Ediger-Eller, Kreis Cochem-Zell) 11. 6. 1863, ✝ Berlin 24. 12. 1930; ursprünglich Gymnasiallehrer, führender Agrarpolitiker der SPD um 1990, seit 1903 Mitglied des Reichstags, setzte in seiner Partei die Auffassung durch, dass bäuerliche Kleinbetriebe lebensfähig seien; er trat damit in Gegensatz zu den agrartheoretischen Auffassungen der marxistischen Orthodoxie, nach der die bäuerlichen Kleinbetriebe tendenziell von den Großbetrieben aufgesaugt würden. 1919 war er (erster) Präsident der Weimarer Nationalversammlung, 1919-20 mehrfach Reichsminister.
 
Werk: Sozialismus und Landwirtschaft (1903).
 
 3) Félicien César, französischer Komponist, * Cadenet (bei Aix-en-Provence) 13. 4. 1810, ✝ Saint-Germain-en-Laye 29. 8. 1876; schloss sich nach Studien in Paris (F.-J. Fétis) 1831 der sozialreligiösen Gemeinschaft der Saint-Simonisten an und ging als deren Missionar 1833 in den Orient, kehrte 1835 nach Paris zurück. Musikalische Eindrücke dieses Aufenthalts hielt David in der sinfonischen Ode »Le désert« (1844) fest. David gilt damit als Erneuerer des musikalischen Exotismus in Frankreich. Von seinen Opern war besonders »Lalla Roukh« (1862) erfolgreich. David schrieb auch Sinfonien und Kammermusik.
 
 4) ['daːvit], Gerard, niederländischer Maler, * Oudewater (bei Gouda) um 1460, ✝ Brügge 13. 8. 1523; wahrscheinlich Schüler Geertgens tot Sint Jans in Haarlem; ab 1484 in Brügge, wo er sich an H. Memling anschloss und von den Werken älterer Meister wie J. van Eyck, R. van der Weyden, H. van der Goes beeinflusst wurde. Seine Altarbilder zeigen zu Beginn des 16. Jahrhunderts Anmut und Feierlichkeit. Bei späteren Werken sind die Farben bisweilen kühler, Mimik und Gestik weniger ausdrucksvoll.
 
Werke: Anbetung der Könige (zwischen 1490 und 1495; München, Alte Pinakothek); Hochzeit zu Kana (um 1503; Paris, Louvre); Taufe Christi (1502-1507; Brügge, Groeningemuseum); Thronende Madonna mit Engeln und Heiligen (1509; Rouen, Musée des Beaux-Arts); Mystische Vermählung der heiligen Katharina (zwischen 1500 und 1511; London, National Gallery).
 
 5) Jacques-Louis, französischer Maler, * Paris 30. 8. 1748, ✝ Brüssel 29. 12. 1825; Schüler von J.-M. Vien und zunächst der Malweise von F. Boucher und J.-B. Greuze verpflichtet; hielt sich 1775-80 in Rom auf, wo er sich vom akademischen Rokoko entfernte und dem Klassizismus zuwandte. In königlichem Auftrag malte er 1784 in Rom den »Schwur der Horatier« (Paris, Louvre) in antikisch stilisiertem Pathos. Als Jakobiner und Mitglied des Nationalkonvents organisierte er die staatliche Kunstpflege. In politischen Märtyrerbildern (»Der ermordete Marat«, 1793; Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts) feierte er die Helden der Revolution. Nach dem Sturz Robespierres wurde er angeklagt. Von Napoleon I. 1804 zum Hofmaler ernannt, verherrlichte er das Kaiserreich (»Kaiserkrönung«, 1806-07; Paris, Louvre). Daneben arbeitete er an großformatigen Bildern aus der antiken Geschichte (»Die Sabinerinnen«, 1799; Paris, Louvre). Nach Rückkehr der Bourbonen musste David das Land verlassen (1816); er lebte danach in Brüssel. Heute werden besonders seine lebensnahen Porträts (»Madame Récamier«, 1800; Paris, Louvre) geschätzt.
 
 
Literatur:
 
A. Schnapper: J.-L. D. u. seine Zeit (a. d. Frz., 1981);
 E. Stolpe: Klassizismus u. Krieg. Über den Historienmaler J.-L. D. (1985).
 
 6) ['daːfit], Jakob Julius, österreichischer Schriftsteller, * Mährisch-Weißkirchen 6. 2. 1859, ✝ Wien 20. 11. 1906; Journalist, schrieb Gedichte, Dramen, v. a. schwermütige realistische Erzählungen und Romane aus dem Milieu der tragischen Großstadtexistenzen der Wiener Mietskasernen, aber auch der mährischen Heimat.
 
Werke: Romane und Erzählungen: Das Höfe-Recht (1890); Die Wiedergeborenen (1890); Das Blut (1900); Die Troika (1901); Der Übergang (1903); Die Hanna (1904).
 
Lyrik: Gedichte (1892).
 
 7) ['deɪvɪd], Janina, eigentlich J. Dawidowicz [da'vidɔvitʃ], australische Schriftstellerin polnischer Herkunft, * Kalisch 19. 3. 1930; entkam 1943 dem Warschauer Getto; gelangte nach Kriegsende über Paris nach Australien; lebt heute in London. Über ihre vom Terror des Naziregimes geprägte Kindheit und Jugend berichtet sie in ihrer dreiteiligen Autobiographie »A square of sky« (1964; deutsch »Ein Stück Himmel«), »A touch of earth« (1966; deutsch »Ein Stück Erde«) und »Ein Stück Fremde« (1983; aus dem englischen Manuskript »Light over the water« ins Deutsche übersetzt), die zum Teil für das Fernsehen verfilmt wurde.
 
Ausgabe: Die Perle der Weisheit. Erzählungen (1994).
 
 8) ['daːfit], Johann Nepomuk, österreichischer Komponist. * Eferding 30. 11. 1895, ✝ Stuttgart 22. 12. 1977; war nach Studien in Wien (1920-23 bei J. Marx) Organist in Wels (1924-34), danach Lehrer für Komposition am Konservatorium in Leipzig (seit 1942 Direktor), seit 1945 Direktor des Mozarteums in Salzburg, schließlich Professor für Komposition an der Musikhochschule Stuttgart (1948-63). - Davids stark kontrapunktische Kompositionen erweisen seine enge Bindung an die Musik des Barock (J. S. Bach) und A. Bruckners sowie an die Klangwelt der Orgel. Er komponierte u. a. 21 Hefte »Choralwerk« (1932-74) sowie weitere Werke für Orgel; 8 Sinfonien (1936-65), Orchestervariationen und -konzerte, 3 Violinkonzerte, Kammermusik; Chorwerke (Messen, Motetten, Chöre, Lieder), Oratorium »Ezzolied« Opus 51 (1957); Veröffentlichungen zu Werken W. A. Mozarts und J. S. Bachs.
 
Literatur:
 
H. G. Bertram: Material, Struktur, Form. Studien zur musikal. Ordnung bei J. N. D., 2 Bde. (1965);
 B. A. Kohl: Die myst. Ordnung der Dinge im Werk J. N. D.s, in: Musica Sacra, Jg. 97 (1977).

Universal-Lexikon. 2012.