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Ju|ra ['ju:ra] <ohne Artikel>:Wissenschaft vom Recht und seiner Anwendung:
sie studiert Jura im achten Semester.
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Ju|ra1 〈m. 6〉
1. Name mehrerer Gebirge
2. 〈Geol.〉 mittlere Formation des Mesozoikums (zw. Trias u. Kreide) vor 160-110 Mio. Jahren
[<lat. Iura (mons)]
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Ju|ra2 〈Pl.; Sing.: Jus〉 Rechtswissenschaften (als Studienfach) ● \Jura studieren [<lat. iura, Pl. zu ius „Recht“]
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Rechtswissenschaft als Studienfach:
J. studieren.
erdgeschichtliche Formation des Mesozoikums (die Lias, ↑ 1Dogger u. Malm umfasst).
3Ju|ra , der; -[s]:
Gebirge zwischen der Rhône östlich von Lyon u. dem Hochrhein bei Schaffhausen:
der Schweizer J.
4Ju|ra , der; -[s]:
Schweizer Kanton.
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I Jura
[lateinisch »Rechte«, Plural von Ius], von der lateinischen Gelehrtensprache aus dem römischen Recht übernommene Bezeichnung für Rechte. - Jura quaesita, »wohl erworbene Rechte«; seit dem Mittelalter Bezeichnung für die der Einzelperson zustehenden Rechte (modern: »subjektive Rechte«). Im Laufe der Rechtsentwicklung, v. a. in der neuzeitlichen absolutistischen Staatsrechtslehre, formte sich der Grundsatz, dass Eingriffe in die Jura quaesita zugunsten des Gemeinwohls und gegen Entschädigung rechtmäßig seien. - Jura reservata, die dem Kaiser vorbehaltenen Rechte (Reservatrechte).
Jura
Die Zeit des Juras ist weltweit durch Meeresvorstöße, weiteres Zerbrechen des Urkontinents Pangäa und warmes, ausgeglichenes Klima gekennzeichnet; die Pole waren vermutlich eisfrei. Nachdem in Mitteleuropa gegen Ende der oberen Trias eine Verbindung zwischen dem Nord- und dem Südmeer (Tiefseebecken der Tethys) eingetreten war, weitete sich im Lias die Meeresbedeckung aus. In dem Schelfmeer (Randmeer der Tethys) lagen einzelne Inseln, wie das Rheinische und das Böhmene Massiv (einschließlich des Thüringer Waldes und der Vindeliz. Schwelle). Im Dogger dehnte sich das Meer weiter aus; im Nord- und Ostseeraum bestand das Kimbrische Festland, das mit dem fennoskandinavischen Hochgebiet verbunden war. Mit der Wende zum Malm bildeten sich durch Hebung wieder größere festländische Gebiete, so die Pompeckjsche Schwelle im nördlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein sowie die mit dem London-Brabanter Massiv verbundene Mitteldeutsche Schwelle. Dagegen wurde die südlich der Donau gelegene Vindeliz. Schwelle jetzt wieder vom Meer überflutet.
Zu den jurassischen Ablagerungen Mitteleuropas gehören die vorwiegend tonigen Gesteine des Lias (in Süddeutschland auch Kalke und Sandsteine), wie der bitumen-, bei Holzmaden besonders fossilreiche Posidonienschiefer, die Tonsteine und Eisenoolithe (u. a. die heute noch als Eisenerz abgebaute Minette) des Doggers sowie die im Malm vorherrschenden hellen Kalke, die v. a. in der Schwäbischen und Fränkischen Alb als Riffbildungen verbreitet sind. - Die großen alpidischen Geosynklinalen (vom Mittelmeerraum bis Südostasien) erreichten im Jura ihre größte Tiefe (Radiolarite). Jungkimmerische Bewegungen im obersten Jura sind Vorläufer der alpidischen Faltungsära.
Von den Einzellern der Meeresfauna wurden die kalkschaligen Foraminiferen für die stratigraphische Gliederung wieder wichtig. Radiolarien waren als Tiefseebewohner auf die Tethys beschränkt (Alpen). Die massigen Kalkriffe wurden v. a. von Korallen, daneben von Schwämmen und Moostierchen aufgebaut. Im Meer lebten auch Seeigel, Seelilien (Pentacrinus, Seirocrinus), See- und Schlangensterne, Armfüßer (Rhynchonella, Spiriferida, Terebratulida), Schnecken (Pleurotomaria), Muscheln (besonders aus dem Posidonienschiefer bekannt: u. a. die heute Steinmannia genannte Posidonia; ferner Pterioidea, Inoceramus, Gryphaea, Diceras, Trigonia). Ammoniten (einfach berippt u. a. Dactylioceras, Psiloceras, Schlotheimia, Arietites; Sichelripper: u. a. Amaltheus, Harpoceras, Hildoceras, Leioceras, Perisphincten) und Belemniten (Megateuthis) erreichten den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Die Entfaltung der Wirbeltiere zeigt sich v. a. im Posidonienschiefer von Holzmaden und in den Solnhofener Plattenkalken: Ichthyosaurier (Stenopterygius, Leptopterygius), Plesiosaurier (Plesiosaurus), Pliosaurier (Thaumatosaurus), Krokodile (Geosaurus, Steneosaurus, Teleosaurus), Knorpel- (Hybodus) und Knochenfische (Lepidotes, Leptolepis).
Auf dem Festland lebten zahlreiche Libellen, Käfer, Heuschrecken, die Riesenflorfliege Kalligramma u. a. Insekten, Flugsaurier (an der Küste), Dinosaurier (Brachiosaurus, Compsognathus u. a. Coelurosaurier, Diplodocus, Apatosaurus, Allosaurus, Ceratosaurus, Stegosaurus, Megalosaurus, Camarosaurus). Mit Archaeopteryx erschienen die ersten Vögel, mit der Gattung Amphitherium (Oberer Jura von Portugal) die ältesten Vertreter der Plazentatiere; zu den Prototheria der Säugetiere zählen die bis katzengroßen insektenfresser- oder raubtierartigen Triconodonten. Unter den Landpflanzen sind Schachtelhalmgewächse, Bennettitales, Caytoniales, Nilssonia, Farne (Dictyophyllum), Ginkgogewächse (Baiera) und Nadelhölzer zu nennen. In Asien kam es zur Kohlebildung.
H. Hölder: J. (1964);
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Dinosaurier: Zu Lande und in der Luft
Jura,
1) [französisch ʒy'ra], amtlich République et Canton du Jura, Kanton in der Nordwestschweiz, im Schweizer Jura, im französischen-sprachigen Gebiet, 839 km2, (1999) 68 800 Einwohner, Hauptstadt ist Delémont. Der Kanton Jura gliedert sich in die Bezirke Delémont, Freiberge (Franches-Montagnes) und Porrentruy. Das Kantonsgebiet liegt im Plateau- und Kettenjura und umfasst v. a. die Freiberge. Jura hat überwiegend ländlichen Charakter, rd. 50 % der Landesfläche sind landwirtschaftliche Nutzfläche (Ackerland, Wiesen und Almweiden) und 45 % Wald.
Die Verfassung des Kantons Jura wurde am 20. 3. 1977 durch Volksabstimmung angenommen. Die zur Bildung des Kantons erforderliche Änderung der schweizerischen Bundesverfassung billigten Volk und Stände am 24. 9. 1978. Die Gesetzgebung üben das auf vier Jahre gewählte Parlament und das Volk im Rahmen des Initiativ- und Referendumsrechts aus. Die Regierung zählt fünf Mitglieder und wird ebenfalls alle vier Jahre neu gewählt. Für Regierungsmitglieder gilt eine Amtszeitbegrenzung von vier Legislaturperioden. Oberstes Gericht ist das Kantonsgericht, das vier Gerichtshöfe umfasst (Verfassungs-, Zivil-, Straf- und Verwaltungsgerichtshof).
Der Bischofsstab im Wappen weist auf die alte Verbindung zum Bistum Basel hin, die Balken symbolisieren die ursprünglich sieben Bezirke.
Die Bevölkerung spricht zu 87,8 % Französisch, zu 4,8 % Deutsch und zu 2,6 % Italienisch; sie ist zu 81 % katholisch und zu 13 % protestantisch. Der Anteil der Ausländer liegt bei 12 %.
Es besteht eine neunjährige Schulpflicht; die Primarschule umfasst sechs Jahre, die Sekundarschule drei Jahre. Das Gymnasium hat die Maturitätstypen A, B, C, D und E; ferner gibt es Diplommittelschule, Handelsschule und Berufsschule. Die Lehrerbildungsinstitution in Porrentruy wird in Zusammenarbeit mit der Universität Neuenburg geführt.
Mit einem Volkseinkommen je Einwohner von (1995) 32 132 sfr. nimmt der Kanton Jura den vorletzten Platz unter den 26 Kantonen ein (Schweiz: 45 276 sfr.). Von den Erwerbstätigen (42 % der Bevölkerung) sind (1991) 8,7 % in der Landwirtschaft beschäftigt, 51 % im verarbeitenden Gewerbe und 40 % im Dienstleistungsbereich. Viehzucht und Grünlandwirtschaft spielen in der Landwirtschaft eine führende Rolle; außerdem werden Brot- und Futtergetreide, Raps, Kartoffeln und Tabak angebaut. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 24 ha. Der industrielle Bereich hat sich seit den 80er-Jahren stark entwickelt; gegenüber der einst führenden Uhrenindustrie haben Maschinen-, Werkzeug- und Fahrzeugbau sowie Mikrotechnik und Elektronik an Bedeutung gewonnen. Weitere Industriezweige sind Tabak-, Textil- und Schuhindustrie. - Der Kanton Jura ist verkehrsmäßig gut erschlossen; Verkehrsknotenpunkt für Bahnlinien und Straßennetz ist Delémont.
Das französische-sprachige Gebiet im Nordwesten des Schweizer Jura war seit 999 als Territorium der Bischöfe von Basel Reichslehen. Der südliche Teil wurde im 14./15. Jahrhundert durch Verträge an Bern gebunden und diesem militärpflichtig. Bern führte dort auch die Reformation ein. Der katholische Norden wurde 1792 von Frankreich besetzt und 1793 diesem eingegliedert. Der Süden folgte 1797; 1815 wurden beide Teile dem Kanton Bern zugeteilt.
Im 20. Jahrhundert entstand besonders im katholischen Nordjura eine politische Bewegung zur Schaffung eines eigenständigen Kantons Jura. Die Auseinandersetzungen zwischen dem 1947 gegründeten »Rassemblement Jurassien« (Abkürzung RJ) und der südjurassischen (antiseperatistischen) Gegenbewegung »Force Démocratique« (Abkürzung FD) führten 1959 zu einem Volksentscheid, in dem sich die knappe Mehrheit für den Verbleib beim Kanton Bern aussprach. Die Frage eines eigenständigen Kanton Jura blieb jedoch politisch aktuell. Nach Änderung der Berner Verfassung am 1. 3. 1970 und der mehrheitlichen Zustimmung der Bevölkerung zur Bildung eines Kantons Jura (23. 6. 1974) stellte eine zweite Abstimmung 1975 dessen territorialen Umfang fest. Die südlichen (evangelischen) Bezirke entschieden sich größtenteils für den Verbleib beim Kanton Bern. Am 20. 3. 1977 wurde in einer weiteren Abstimmung die Verfassung des Kantons Jura angenommen. Die zur Bildung des Kantons erforderliche Änderung der schweizerischen Bundesverfassung billigten Volk und Stände der Schweiz am 24. 9. 1978. Im November 1978 wählte das Volk erstmals Parlament und Regierung auf vier Jahre. Nach Abschluss der von der Verfassung gebotenen Prozeduren wurde der Kanton Jura mit Wirkung vom 1. 1. 1979 gebildet. Mit dem Abkommen vom 25. 3. 1994 (zwischen den Kantons Jura und Bern sowie der Eidgenossenschaft) wurden die Grenzen endgültig festgelegt und die Institution einer »Interjurassischen Versammlung« gebildet; die Juraautonomisten (Movement Autonomiste Jurassien, Abkürzung MAJ; 1993 hervorgegangen aus dem RJ) gaben das politische Ziel einer Wiedervereinigung des Juras zunächst auf. Nach Abstimmungen 1995/96 trat 1996 die Gemeinde Vellerat vom Kanton Bern zum Kanton Jura über.
I. Banner: Kulturkampf u. Katholizismus im Berner J., in: Kultureller Wandel im 19. Jh., hg. v. G. Wiegelmann (1973);
J.-C. Rennwald: La transformation de la structure du pouvoir dans le canton du J. (1970-1991) (Courrendlin 1994).
2) [ʒy'ra], Département in Frankreich, in der Franche-Comté im Bereich des Französischen Jura, 4 999 km2, 251 000 Einwohner; Verwaltungssitz ist Lons-le-Saunier.
3) ['dʒʊərə], Insel im Süden der Inneren Hebriden, in der Strathclyde Region, Westschottland, bis 784 m über dem Meeresspiegel, rd. 360 km2, 400 Einwohner; Whiskyherstellung, Tourismus.
4) [französisch ʒy'ra] der, Gebirgszug nordwestlich und nördlich der Alpen. -Der Französisch-Schweizerische Jura erstreckt sich in einem flachen Bogen von der Rhône beim Lac du Bourget nach Norden und Nordosten. Der französische Teil entspricht etwa der Franche-Comté; der schweizerische Teil (etwa ¼ des Gebirgsbogens) reicht vom Genfer See bis zum Randen (bei Schaffhausen). Der Jura besteht vorwiegend aus Schichten des Jurasystems, die in den Meeren des Alpenvorlands abgelagert und im Jungtertiär von den alpidischen Faltungsvorgängen ergriffen wurden, am stärksten an der Südostseite, im Kettenjura (Jura plissé). Dort bilden die dicht gedrängten Falten mit ihren Kämmen die höchsten Erhebungen des Juras (Crêt de la Neige, 1 718 m über dem Meeresspiegel); in den Mulden entstanden breite Längstäler (Vallées), die durch enge Quertäler (Cluses, Klusen) verbunden sind. Gegen Westen schließt der Plateaujura (Jura tabulaire) an, in dem die Faltung weniger wirksam geworden ist, sodass weite Hochflächen (bis 800 m über dem Meeresspiegel) überwiegen. Diese werden von wenigen, tief eingeschnittenen, mäandrierenden Flüssen (Doubs, Ain) zertalt und fallen in einer Steilstufe zum Saônebecken ab. Hier sind Karsterscheinungen (oberflächliche Wasserarmut, Dolinen, Poljen, Höhlen) besonders häufig. Der im Norden gelegene Tafeljura hatte an der Faltung ebenfalls wenig Anteil; seine vielfach aus Muschelkalk gebildeten, stark zerschnittenen Hochflächen erreichen Höhen um 750 m über dem Meeresspiegel.
Das Klima ist rau und feucht, der Wald (Buchen, Tannen, Fichten) wurde durch Weidewirtschaft auf die Hänge zurückgedrängt. In der Landwirtschaft überwiegt Viehzucht (Milchwirtschaft, Käseherstellung), in den Tälern und im Vorland gibt es Acker- und Obstbau. Auf sonnenseitigen Hängen (u. a. am Bieler und Neuenburger See) wird bis in Höhen von 500-600 m über dem Meeresspiegel Weinbau betrieben. Der Jura ist dicht besiedelt und stark industrialisiert: Holzindustrie, Edelsteinschleiferei und, besonders im Schweizer Jura (aus dem Hausgewerbe hervorgegangen), Uhrenindustrie. Im Französischen Jura entstand z. B. in Montbéliard, Dôle, Besançon, Champagnole moderne Großindustrie.
Jenseits des Hochrheins setzen sich die Juraschichten, allerdings mit anderem tektonischem Aufbau, nach Nordosten und Norden in der Schwäbischen Alb und der Fränkischen Alb (in der Geologie auch Schwäbischer und Fränkischer Jura genannt) fort.
M. P. Boyé: J., Franche-Comté (Paris 1962);
P. Claval: Atlas et géographie de la Haute-Bourgogne et de la Franche-Comté (Paris 1978);
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1Ju|ra <o. Art.> [lat. iura, Pl. von: ius, 1↑Jus]: Rechtswissenschaft als Studienfach: J. studieren.
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2Ju|ra, der; -s [nach 3↑Jura] (Geol.): erdgeschichtliche Formation des Mesozoikums (die Lias, 1↑Dogger u. Malm umfasst).
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3Ju|ra, der; -s: Gebirge zwischen der Rhône östlich von Lyon u. dem Hochrhein bei Schaffhausen: der Schweizer J.
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4Ju|ra, der; -[s]: schweizerischer Kanton.
Universal-Lexikon. 2012.