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Feu|er ['fɔy̮ɐ], das; -s, -:1.
a) sichtbarer Vorgang der Verbrennung, bei dem sich Flammen und Hitze entwickeln:
das Feuer im Ofen brennt gut; beim Johannesfest springen Verliebte über ein Feuer; bei dem Unfall hatte das Auto Feuer gefangen.
Zus.: Herdfeuer, Holzfeuer, Kaminfeuer, Kartoffelfeuer, Kohlenfeuer, Lagerfeuer.
b) [sich ausbreitendes] Schaden anrichtendes, zerstörendes Feuer (1 a):
das Feuer vernichtete mehrere Häuser; moderne Kleidung fängt leicht Feuer.
Syn.: ↑ Brand.
2. <ohne Plural> das Schießen:
die Feinde haben das Feuer eröffnet (zu schießen begonnen).
Zus.: Artilleriefeuer, Flakfeuer, Gegenfeuer, Kanonenfeuer.
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Feu|er 〈n. 13〉
1. Verbrennung unter Flammenentwicklung bei Licht- u. Wärmeabgabe, Brand (Herd\Feuer)
2. Schießen, Beschießen mit, Beschuss aus Feuerwaffen
3. Glanz, Funkeln
4. 〈Mar.〉 Leuchtfeuer
5. 〈fig.〉 innerer Schwung, Temperament, Glut, Begeisterung, ungestümes Wesen
● \Feuer! (Ruf bei Ausbruch eines Brandes); 〈Mil.〉 (Befehl zum Schießen) ● das \Feuer ihrer Augen; das \Feuer der Begeisterung, des Hasses, der Leidenschaft, der Liebe, des Zorns; das \Feuer des Diamanten; \Feuer und Flamme für etwas sein hell begeistert sein ● \Feuer anbrennen, anfachen, anzünden, entfachen; in einem Kaufhaus ist (ein) \Feuer ausgebrochen; das \Feuer ist ausgegangen, erloschen; das \Feuer auslöschen, ausmachen, ersticken, löschen; das \Feuer eröffnen 〈Mil.〉; \Feuer fangen anfangen zu brennen; 〈fig.〉 in leidenschaftliche Erregung geraten; 〈fig.〉 sich verlieben; \Feuer geben schießen; jmdm. \Feuer geben (für die Zigarette); unter der Asche glimmt, schwelt noch \Feuer; \Feuer (an ein Gebäude) legen ein G. in Brand stecken; \Feuer machen 〈umg.〉 den Ofen heizen; „\Feuer!“ rufen; gebranntes Kind scheut (das) \Feuer 〈Sprichw.〉 wer einmal Schaden erlitten hat, ist beim zweiten Mal vorsichtig; \Feuer schlagen aus einem Stein Funken erzeugen; das \Feuer schüren 〈a. fig.〉 Leidenschaft anfachen, unterstützen; der Vulkan, Drache speit \Feuer; ihre Augen sprühten \Feuer; das \Feuer unterhalten ● \Feuer hemmend = feuerhemmend; loderndes \Feuer; auf, über offenem \Feuer kochen; etwas bei schwachem, starkem \Feuer kochen; \Feuer speiend = feuerspeiend ● etwas zum Trocknen ans \Feuer stellen; die Pfanne, den Topf aufs \Feuer stellen; für jmdn. durchs \Feuer gehen 〈fig.〉 alles, auch das Schwerste für ihn tun; \Feuer hinter etwas machen 〈fig.〉 es beschleunigen (z. B. einen Plan); Öl ins \Feuer gießen 〈fig.〉 ein Übel noch verschlimmern; die Hand für jmdn., für etwas ins \Feuer legen vorbehaltlos für ihn od. etwas eintreten, jede Bürgschaft übernehmen; jmdn. ins \Feuer schicken 〈Mil.〉 zum Einsatz an die Front, in den Kampf; mit dem \Feuer spielen 〈fig.〉 leichtsinnig handeln; etwas mit \Feuer vortragen temperamentvoll; um \Feuer bitten (zum Anzünden der Zigarette); etwas mit \Feuer und Schwert vernichten 〈sprichwörtl.〉; wie \Feuer und Wasser sein 〈fig.〉 völlig anders, gegensätzlich; unter \Feuer stehen brennen; 〈Mil.〉 beschossen werden; den Feind zwischen zwei \Feuer nehmen ihn von zwei Seiten angreifen; 〈a. fig.〉 ihn in zweifach schwierige Lage bringen [<ahd. fiur, engl. fire <westgerm. *fuir; zu idg. *peuor; verwandt mit Funke]
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Feu|er , das; -s, - [mhd. viur, ahd. fiur, verw. mit griech. pỹr = Feuer]:
1. <o. Pl.> Form der Verbrennung mit Flammenbildung, bei der Licht u. Wärme entstehen:
F., Wasser, Luft und Erde (die vier Elemente der antiken Wissenschaft);
F. [mit einem Stein] schlagen;
die Wunde brennt wie F. (schmerzt empfindlich);
☆ [ein Gegensatz] wie F. und Wasser sein (vollkommen unvereinbar, ein schroffer Gegensatz sein).
2. vom Menschen kontrolliertes Feuer (1) als Energiespender:
ein helles, offenes F.;
das olympische F.;
das F. brennt, flackert im Kamin, ist ausgegangen;
das F. [im Herd, Ofen] anzünden, anmachen;
das Essen aufs F. (auf den Herd zum Kochen) stellen;
jmdn. um F. (zum Anzünden von Zigarette, Zigarre od. Pfeife) bitten;
um das F. (Lagerfeuer) herumsitzen;
Ü obwohl der Bruder einlenken wollte, schürte die Schwester das F. (verstärkte sie den Konflikt) mit Sticheleien;
☆ mit dem F. spielen (leichtsinnig ein Risiko eingehen, sich in Gefahr begeben).
3. zerstörendes, verzehrendes Feuer (1); Feuersbrunst, Brand:
F.!;
das F. griff auf das Nachbarhaus über;
F. [an ein Haus] legen ([ein Haus] in Brand stecken);
das F. löschen;
ein F. speiender Vulkan;
durch F. zerstört werden;
im F. umkommen;
R es ist F. (bes. österr.:) am Dach/(bes. schweiz.:) im Dach (österr., schweiz.; es herrscht heftige Erregung, gereizte Stimmung);
☆ F. und Flamme sein (ugs.; hellauf begeistert sein);
F. fangen (1. in Brand geraten, in Flammen aufgehen. 2. von Begeisterung für etw. gepackt werden. 3. sich in jmdn. verlieben);
F. hinter etw. machen (ugs.; etw., was zu langsam vorwärtsgeht, durch entsprechende antreibende Maßnahmen beschleunigen);
F. unter dem Dach haben (ugs.; Familienzwist, Familienstreit haben);
jmdm. F. unter dem/den Hintern/(derb:) Arsch/unter den/dem Schwanz/Frack machen (derb; jmdn. nachdrücklich zur Eile antreiben);
etw. aus dem F. reißen (etw., was schon sehr gefährdet, fast verloren war, doch noch retten, zu einem guten Ende bringen: schließlich haben sie das Spiel doch noch aus dem F. gerissen);
für jmdn. durchs F. gehen (jmdn. so sehr schätzen, dass man für ihn alles tun würde).
4. <o. Pl.> das Schießen mit Feuerwaffen; Beschuss:
feindliches, gegnerisches F.;
[gebt] F.! (Kommando zum Schießen);
F. frei! (Schießen ist erlaubt);
F. geben (schießen);
das F. einstellen;
etw. unter F. nehmen;
☆ zwischen zwei F. geraten (von zwei Seiten gleichzeitig bedrängt werden, in zwei Unannehmlichkeiten geraten).
das F. des Leuchtturms.
6. <o. Pl.> das Leuchten, Funkeln, Strahlen:
das F. eines Diamanten;
das F. in seinen Augen;
ihre Augen sprühten F.
7. <o. Pl.> sich in Taten od. Gesten zeigende seelische Energie, innerer Schwung, Begeisterung:
sein jugendliches F. war erloschen;
dieses Pferd hat viel F. (Temperament);
der Wein hat F. (berauschende Kraft);
beim Spielen in F. geraten;
sich in F. reden.
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Feuer,
1) die äußere, sichtbare Begleiterscheinung einer Verbrennung; sie tritt in zwei verschiedenen Formen auf: als Flamme oder als Glut (oder auch als Flamme und Glut). Es verbrennen gasförmige und flüssige Stoffe sowie deren Dämpfe mit Flammen, feste Stoffe mit Flammen und/oder Glut.
Die Erzeugung, Bewahrung und kontrollierte Verwendung des Feuers stellt einen der entscheidenden Schritte in der kulturellen Entwicklungsgeschichte des Menschen dar. Über die Entdeckung des Feuers berichten zahlreiche Sagen, in denen fast immer das Motiv des Feuerraubes wiederkehrt. Das deutet darauf hin, dass der Gebrauch des Feuers nicht von allen Völkern selbstständig entdeckt, sondern auch übernommen wurde. Bereits vor rd. 400 000 Jahren konnte der Pekingmensch (Sinanthropus pekinensis) das Feuer ständig unterhalten. In Europa ist der Umgang mit Feuer schon für einen relativ frühen Abschnitt der Altsteinzeit belegt; auch hier handelte es sich jedoch zunächst nur um Feuerbewahrung (z. B. aus Bränden bei Blitzschlag), später erst um bewusste Feuererzeugung.
Bei den Naturvölkern wird das Feuer allgemein benutzt; es wird weithin als Dauerfeuer gehütet. Es gibt mehrere einfache Methoden der Feuererzeugung: 1) Durch Reiben oder Bohren von Holz auf Holz (Quirl- oder Feuerbohrer) entsteht Bohrmehl, das mithilfe von Zunder und Sauerstoff (Anblasen, Feuerfächer) zum Glimmen und Brennen gebracht wird, so beim Feuerquirl, Strickbohrer, Drillbohrer und Bogenbohrer Amerikas und Nordasiens (Drehung eines Stabes), beim Feuerpflug Südasiens und Ozeaniens (ein Hartholzstab wird in der Längsrille eines Weichholzblockes hin- und hergerieben), bei der Feuersäge (ein Hartholzstück wird über einem quergekerbten Holz in dessen Längsrichtung gezogen). 2) Durch Schlagen von Stein oder Eisen (Feuerstahl) gegen Stein beim Schlagfeuerzeug (Europa, Asien, Eskimo, Altmexiko, Südamerika) wird ein Funke erzeugt, der mit Zunder aufgefangen wird. 3) Bei der Feuerpumpe (Hinterindien, Indonesien) beginnt durch Zusammenpressen (und dadurch Erhitzen) der Luft in einer Holzröhre mit einem stramm auf- und abwärts zu bewegenden Stempel ein in die Vertiefung des Stempels gesteckter Zunder zu glimmen.
Im griechischen Mythos von Prometheus erscheint das Feuer als heilig und ursprünglich Eigentum der Götter, sein Raub ist Frevel und muss von Prometheus gesühnt werden. Mit seinem zerstörenden, dem Menschen feindlichen und doch wieder erwärmenden, erhaltenden und leuchtenden Charakter ist es eines der religiösen Ursymbole der Menschheit (noch in Grablichtern und Ampeln, die Dämonen vertreiben sollen, und im »ewigen Licht«, das in der katholischen und orthodoxen Kirche und in der Synagoge als Symbol der Gegenwart Gottes brennt); ein animistisches Verständnis des Feuers sieht in ihm Symbole von Gottheiten. - Seine kulturelle Verehrung wird mit dem häuslichen Herdfeuer wie mit dem Stammes- und Staatsfeuer gepflegt. Einen Kult des Feuers kennen die Naturvölker Polynesiens; einzelne Indianerstämme Nordamerikas beten es an, bei den Herero in Südwestafrika hüten es die Häuptlingstöchter. Eine Feuerverehrung fand sich auch bei den Kelten, Germanen und Slawen. Bei den Germanen durfte das Dämonen abwehrende Herdfeuer nie ausgehen, Kranke wurden zur Heilung in die Nähe des Feuers gelegt. In der Antike musste bei Gründung einer griechischen Kolonie das Feuer der Mutterstadt mit übertragen werden, in Rom hüteten die Vestalinnen das heilige Feuer.
Vielfach wurde eine eigene Feuergottheit verehrt: in Indien Agni, im Iran Atar, im antiken Griechenland Hephaistos, als Göttin des Herdes Hestia und zur gleichen Zeit in Rom Vesta, Xiuhtecutli in Mexiko. Große Bedeutung hatten die Feuergötter auch im alten China; hier kam ihnen die Ehre eigener Prozessionen, Altäre und öffentlicher Gebete zu. Oft galt das Feuer als Symbol des himmlischen Lichts: Es war Emblem des Mithras und der persischen Könige; in Persien galt es auch als Sohn des Ahura Masda. Noch heute ist es den Parsen untersagt, etwas Unreines in die Flammen zu werfen. Die Auffassung des Feuers als einer reinigenden und entsühnenden Kraft war besonders bei den Iraniern ausgeprägt, die Feuertempel besaßen.
In der alten Naturphilosophie galt das Feuer als Ursprung des Seins und war eines der vier Elemente. Der Logos wurde als Feuer angesehen (Sextus Empiricus). Die Vorstellung eines Weltenfeuers und Weltenbrandes spielt eine Rolle in der germanischen Mythologie (Muspilli), in Kosmologie und Eschatologie bei Heraklit von Ephesos, in der Stoa und in der Bibel (z. B. 5. Mose 32, 22). Ein Hindurchgehen durch Feuer wurde auch als Mittel für das Erreichen von Unsterblichkeit, Erneuerung oder Verjüngung angesehen (Legende des aus seiner Asche neu erstehenden Vogels Phönix). Im Alten Testament ist das heilige Feuer des Tempels göttlichen Ursprungs (3. Mose 9, 24), auch spricht Jahwe zu Moses aus dem feurigen Dornenbusch heraus (2. Mose 3, 4). Im Neuen Testament kommt der Heilige Geist zu Pfingsten in Gestalt feuriger Zungen herab. - Die katholische Osterliturgie beginnt mit der Weihe des aus einem Stein geschlagenen Feuers (»Feuerweihe«); an ihm werden die Osterkerze und alle anderen Lichter entzündet.
In deutschen Landschaften haben sich Bräuche um Jahresfeuer an jahreszeitlichen Einschnitten zum Teil bis heute gehalten. Vom Glauben an eine Fruchtbarkeit fördernde Wirkung genährt, findet sich das Entzünden von Holzstößen auf Bergen, Hügeln und Feldern besonders im Frühjahr, als Fastenfeuer am Sonntag Invocavit, im schwäbisch-alemannischen Raum am »Funkensonntag«; verbreitet sind/waren Märzenfeuer, Osterfeuer, Mai- und Walpurgisfeuer. Im Sommer fand das noch allgemein bekannte Sonnenwend- oder Johannisfeuer (Sonnenwende) statt. Zwischen Herbst und Winter waren Feuerbräuche an Martini (11. 11.) und am Vorabend von Sankta Lucia (13. 12.) üblich. Zu Weihnachten (Wintersonnenwende, Jul) brannte die Nacht hindurch das häusliche Herdfeuer. Nur gebietsweise herkömmlich blieben Umzüge mit glühenden Scheiten, Besen- und Strohfackeln, das Umtanzen von Feuer, der Brauch des Notfeuers, das alpenländische »Scheibentreiben« (Ausschleudern glühender Holzscheiben), in Westfalen der Osterbrauch, mächtige, mit Holz und Werg umwickelte Feuerräder brennend von einer Anhöhe abrollen zu lassen. Im schwäbisch-alemannischen Gebiet wird vielfach heute noch auf einem hohen Holzstoß eine als »Hexe«, »Hutzelmann« oder »Judas« bezeichnete Stoffpuppe oder ein »Böögg« genannter Papierschneemann (u. a. Sechseläuten in Zürich, Lichterschwemmen zu Mittfasten in Unterengstringen [Kanton Zürich], Fasnachtsabschluss am Aschermittwoch in Solothurn) verbrannt; nach 1991 neu belebt wurde in Russland der Brauch, Frühlingsanfang mit dem Verbrennen eines »Böögg« zu feiern (»Masleniza«). Das Feuerfest, ein Verbrennen haushoher Skulpturen beziehungsweise satirischer Figurengruppen (»Fiesta de las Fallas«), im spanischen Valencia am Josephstag (19. 3.) - seit dem 18. Jahrhundert, mit Ursprung im Mittelalter, üblich - gilt dort als wichtiges Jahresfest. - Seit dem Mittelalter sind Freudenfeuer besonders bei fürstlichen Empfängen, bei Friedensschlüssen und Siegesfeiern oft bezeugt. Sinnverwandt sind zahlreiche Lichterbräuche.
J. G. Frazer: Myths of the origin of fire (London 1930);
H. Kuhn: Die Bedeutung des F.s für die menschl. Existenz im religiösen Leben der Völker (Diss. Bonn 1938);
S. Wikander: F.-Priester in Kleinasien u. Iran (Lund 1946);
C. M. Edsman: Ignis divinus. Le feu comme moyen de rejeunissement et d'immortalité (ebd. 1949);
W. Kirfel: Die fünf Elemente, insbesondere Wasser u. F. Ihre Bedeutung für den Ursprung altind. u. altmediterraner Heilkunde (1951);
R. Freise: Studie zum F. in Vorstellungswelt u. Praktiken der Indianer des südwestl. Nordamerika (Diss. Tübingen 1969);
H. Krick u. a.: Das Ritual der F.-Gründung. Aguyādheya (Wien 1982);
G. Riess: Traumbild F. (Olten 1986);
2) Militärwesen: das Schießen mit Handfeuerwaffen, Maschinengewehren und -kanonen sowie Artilleriewaffen (Geschütze, Raketenwerfer) beziehungsweise das Beschießen eines Ziels mit diesen Waffen. Nach den verschiedenen Feuermöglichkeiten in schießtechnischer Hinsicht unterscheidet man mehrere Feuerarten: bei Handfeuer- und Maschinenwaffen Einzelfeuer, kurze und lange Feuerstöße sowie Dauerfeuer, bei der Rohrartillerie und den Mörsern Salvenfeuer (alle beteiligten Waffen schießen gleichzeitig), Gruppenfeuer (alle Waffen schießen eine befohlene Schusszahl selbstständig; erste Gruppe in der Regel als Salve), Lagenfeuer (die Geschütze oder Mörser einer Einheit schießen nacheinander von einem Flügel zum anderen) und geschütz- oder mörserweises Feuer (selten), bei der Raketenartillerie Einzelschuss, Teilserienfeuer (Schießen einer befohlenen Anzahl von Raketen) und Serienfeuer (Abfeuern aller Raketen eines Werfers oder einer Batterie). Nach taktischen Gesichtspunkten unterscheidet man »verteiltes Feuer« (auf mehrere Ziele gleichzeitig) und »zusammengefasstes Feuer« auf ein Ziel (Feuerzusammenfassung).
3) Mineralogie: das Farbenspiel bei manchen Kristallen, besonders bei Edelsteinen; es beruht auf starker Dispersion bei der Brechung des Lichts sowie auf Totalreflexion, Beugung und Streuung des Lichts an feinsten Hohlräumen und Einlagerungen.
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Feu|er, das; -s, - [mhd. viur, ahd. fiur, verw. mit griech. pỹr = Feuer]: 1. <o. Pl.> Form der Verbrennung mit Flammenbildung, bei der Licht u. Wärme entstehen: F., Wasser, Luft und Erde (die vier Elemente der antiken Wissenschaft); F. [mit einem Stein] schlagen; die Wunde brennt wie F. (schmerzt empfindlich); *[ein Gegensatz] wie F. und Wasser sein (vollkommen unvereinbar, ein schroffer Gegensatz sein). 2. vom Menschen kontrolliertes ↑Feuer (1) als Energiespender: ein helles, offenes F.; das olympische F.; bengalisches F.; das F. brennt, flackert, knistert im Ofen, erlischt, ist ausgegangen; das F. [im Herd, Ofen] anzünden, anmachen; das Essen aufs F. (auf den Herd zum Kochen) stellen; etw. bei schwachem F. (auf kleiner Flamme, mit geringer Hitze) kochen; jmdn. um F. (zum Anzünden von Zigarette, Zigarre od. Pfeife) bitten; Haben Sie bitte F.? (Zwerenz, Erde 13); Er hielt seinen beiden Spitzeln die Zigarettendose hin und gab ihnen F. (Loest, Pistole 119); um das F. (Lagerfeuer) herumsitzen; Ü obwohl der Bruder einlenken wollte, schürte die Schwester das F. (verstärkte sie den Konflikt) mit Sticheleien; *mit dem F. spielen (leichtsinnig ein Risiko eingehen, sich in Gefahr begeben). 3. zerstörendes, verzehrendes ↑Feuer (1); Feuersbrunst, Brand: (dichter.:) Wie waberndes F. wellte die Hitze in der stehenden Luft auf und nieder (Langgässer, Siegel 110); F.! (Warn- u. Hilferuf beim Entdecken eines Feuers); das F. griff auf das Nachbarhaus über; F. [an ein Haus] legen ([ein Haus] in Brand stecken); das F. löschen; ein F. speiender Vulkan; F. sprühende Drachen; durch F. zerstört werden; im F. umkommen; ein Dorf mit F. und Schwert (geh.; sengend u. mordend) verwüsten; Ü Nicht ohne Grund sucht Helmut Kohl bei jeder Gelegenheit, F. zwischen die Rivalen zu legen (Woche 28. 11. 97, 1); in den höllischen -n meiner Einsamkeit werdet ihr alle untergehen! (Strauß, Niemand 125); R es ist F. am Dach (österr., schweiz.; es herrscht großer Aufruhr): Wenn ... in der ... Paradedisziplin des österreichischen Skiwettkampfsports derart enttäuschende Ergebnisse ... auftreten, dann ist F. am Dach beim Skiverband (NZZ 29. 1. 83, 33); *F. und Flamme sein (ugs.; hellauf begeistert sein): Immer noch ist Lucy F. und Flamme für Alan Beam (Hörzu 10, 1982, 62); F. fangen (1. in Brand geraten, in Flammen aufgehen: als ihr Auto ... gegen einen Baum prallte und F. fing [MM 2. 7. 68, 10]. 2. von Begeisterung für etw. gepackt werden: Wer sich ... nur als Mitläufer bezeichnet und einer freundlichen Duldung überantwortet sieht, fängt kein F. [Thielicke, Ich glaube 227]. 3. sich in jmdn. verlieben: obwohl sie längst F. gefangen hatten, scheuten die Fernverliebten noch immer die Begegnung [Hörzu 38, 1971, 108]); F. hinter etw. machen (ugs.; etw., was zu langsam vorwärts geht, durch entsprechende antreibende Maßnahmen beschleunigen); F. unter dem Dach haben (ugs.; Familienzwist, Familienstreit haben); F. schreien (landsch.; sich köstlich amüsieren): Charlie Chaplin war in dieser Rolle urkomisch, das Publikum schrie F.; jmdm. F. unter dem/den Hintern/(derb:) Arsch/unter den/dem Schwanz/Frack machen (salopp; jmdn. nachdrücklich zur Eile antreiben): Mein Großvater ... nimmt sich den Feller vor, der soll mal ein bisschen fleißiger sein: ... dort ein bisschen Öl auf die Seele, dort ein bisschen F. unter den Hintern (Bobrowski, Mühle 143); etw. aus dem F. reißen (etw., was schon sehr gefährdet, fast verloren war, doch noch retten, zu einem guten Ende bringen): schließlich haben sie das Spiel doch noch aus dem F. gerissen; für jmdn. durchs F. gehen (jmdn. so sehr schätzen, dass man für ihn alles tun würde): du bist für diesen netten alten Juden durchs F. gegangen (Bieler, Mädchenkrieg 455). 4. <o. Pl.> das Schießen mit Feuerwaffen; Beschuss: feindliches, gegnerisches F.; massiertes F. (gleichzeitiges Schießen der gesamten od. des größten Teils der Artillerie); [gebt] F.! (Kommando zum Schießen); F. frei! (Schießen ist erlaubt); F. geben (schießen); das F. einstellen; etw. unter F. nehmen; Ü dann befahl der Sturmführer ... seine Männer neben eine sauber geschichtete Pyramide aus Nachtgeschirren, und dann schrie der Führer Kasten: „F. frei!“ (= zum Werfen mit den Nachtgeschirren; Kant, Impressum 61); ist hier F. frei? (ugs. scherzh.; ist Rauchen hier erlaubt?); die Partei ... stand von allen Seiten unter F. (wurde von allen Seiten angegriffen, kritisiert; Kantorowicz, Tagebuch I, 34); *zwischen zwei F. geraten (von zwei Seiten gleichzeitig bedrängt werden, in zwei Unannehmlichkeiten geraten). 5. (Seemannsspr.) kurz für ↑Leuchtfeuer: das F. des Leuchtturms. 6. <o. Pl.> das Leuchten, Funkeln, Strahlen: das F. eines Diamanten; das F. in seinen Augen; In seinen Augen lag kaltes F. (Kirst, 08/15, 901); ihre Augen sprühten F. 7. <o. Pl.> sich in Taten od. Gesten zeigende seelische Energie, innerer Schwung, Begeisterung: das F. politischer Leidenschaft; sein jugendliches F. war erloschen; dieses Pferd hat viel F. (Temperament); der Wein hat F. (berauschende Kraft); beim Spielen, Reden in F. geraten; sich in F. reden.
Universal-Lexikon. 2012.